Archive - Apr 23, 2015

Boehringer Ingelheim: Schwacher Umsatz, starke Pipeline

Boehringer Ingelheim musste 2014 Umsatzeinbußen von währungsbereinigt 3,2 Prozent hinnehmen. Zahlreiche Markteinführungen und Neuzulassungen stimmen den Konzern aber optimistisch für die Zukunft.

 

Das in Familieneigentum befindliche Unternehmen hatte für 2014 eine stabile Umsatzentwicklung geplant. Vor allem ein sich „rasch veränderndes Marktumfeld in den USA“ hat dem nach Aussage von Andreas Barner, dem Vorsitzenden der Unternehmensleitung, aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Umsatz fiel um 5,3 Prozent von 14,1 auf 13,3 Milliarden Euro. Bereinigt um Wechselkursschwankungen bleibt immer noch ein Rückgang von 3,2 Prozent übrig. Bei den Kosten habe man aber erfolgreich gegensteuern können, so Barner, sodass mit 2,1 Milliarden Euro ein Betriebsergebnis auf dem Niveau des Vorjahres und eine Umsatzrendite von 16,1 Prozent erreicht werden konnten.

Erfreulich entwickelte sich dagegen das Portfolio des Pharmakonzerns. Im Bereich der verschreibungspflichtigen Arzneimittel konnten acht Wirkstoffe Zulassungen in den wichtigsten Märkten erhalten, darunter auch solche für Zusatzindikationen bei Präparaten, die bereits am Markt verfügbar waren. Neu eingeführt wurden  „Jardiance“ gegen Typ-2-Diabetes, „Ofev“ gegen Idiopathische Lungenfibrose, „Striverdi Respimat“ gegen chronisch-obstruktive Lungenerkrankung und „Vargatef“ gegen fortgeschrittenes Lungenkarzinom nach erfolgter Chemotherapie.

 

Unabhängigkeit als Unternehmensziel

Um die Unabhängigkeit des Familienunternehmens zu sichern, hat Boehringer Ingelheim ausreichende finanzielle Mittel bereitgestellt. Bei einer Liquidität von 8,5 Milliarden Euro werden mehr als 3 Milliarden als Reserve bereitgehalten, die nicht für etwaige Akquisitionen angefasst werden, wie Hubertus von Baumbach, für Finanzen verantwortliches Mitglied der Unternehmensleitung, erklärte.

 

 

 

 

Pharma-Deal „ohne Logik“

Wir sehen keine Logik in dieser Kombination, auch unsere Unternehmenskulturen passen nicht zusammen.“ So kommentiert der Chef des US-amerikanischen Generikakonzerns Mylan, Robert J. Coury, das Übernahmeangebot des israelischen Branchengiganten Teva, dem unter anderem die deutsche Ratiopharm gehört. Darüber hinaus äußerte Coury kartellrechtliche Bedenken: Die Überschneidungen in den Geschäftsfeldern der beiden Unternehmen seien so groß, dass eine Genehmigung einer wie auch immer gearteten Fusion „unwahrscheinlich ist.“ Mylan werde daher seine eigene Strategie fortsetzen. Beabsichtigt sei unter anderem, den irischen Pharmakonzern Perrigo zu übernehmen. Allerdings ist dieser seinerseits von der Mylan-Offerte alles andere als begeistert. Diese werde dem Unternehmenswert von Perrigo bei weitem nicht gerecht, ließ Unternehmenschef Joseph C. Papa wissen.

 

Die als Weltmarktführer bei Generika geltende Teva hatte am 21. April gemeldet, sie wolle Mylan um 82 US-Dollar pro Aktie und damit insgesamt etwa 40 Milliarden US-Dollar erwerben. So entstünde bis 2018 ein weltweit führender Pharmakonzern mit einem Jahresumsatz von rund 33 Milliarden US-Dollar und einem EBITDA von etwa 13 Milliarden, verlautete Teva in einer Aussendung. Wie Teva-Präsident Erez Vigodman in einem Schreiben an den „lieben Robert“ Coury ausführte, wäre das eine „erheblich attraktivere und höheren Wert schaffende Alternative für Mylan und seine Aktionäre als die geplante Übernahme von Perrigo durch Mylan.“ Er sei enttäuscht von der ablehnenden Haltung Courys und hoffe, allfällige Fragen in einem persönlichen Gespräch klären zu können, fügte Vigodman hinzu. Eine öffentliche Reaktion Courys erfolgte bisher nicht.