Minimale Cäsium-Spuren aus Fukushima an kanadischer Küste
Bei Ucluelet an der Westküste von Vancouver Island in Britisch-Kolumbien hat die kanadische Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) erstmals Spuren von Cäsium-134 und Cäsium-137 gefunden, das mutmaßlich aus dem japanischen Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi stammt. Das teilte die WHOI in einer Aussendung mit. Die Konzentration der beiden Isotope ist laut WHOI jedoch so minimal, dass nach internationalen Standards keine wie immer geartete Gefahr für Mensch und Umwelt besteht. Die Spuren wiesen 1,4 Becquerel pro Kubikmeter Wasser auf. Würde jemand ein Jahr lang täglich sechs Stunden in doppelt so stark belastetem Wasser schwimmen, würde er sich nicht einmal einem Tausendstel der Dosis einer einzigen Röntgenbestrahlung aussetzen, betonte die WHOI.
Seit Spätherbst 2013 haben Experten der WHOI mit Unterstützung Freiwilliger etwa 60 Gebiete an der Westküste Kanadas und der USA sowie Küstengebiete Hawaiis nach Spuren radioaktiver Substanzen aus Fukushima-Daiichi abgesucht. In einem Meeresgebiet rund 150 Kilometer vor Nordkalifornien wurden sie im November 2014 fündig. Allerdings war auch dort die Konzentration des von der WHOI nicht spezifizierten radioaktiven Isotops minimal. An den untersuchten Küsten wurden damals keine Spuren radioaktiven Materials gefunden. Erläuternd fügte die WHOI hinzu, Cäsium-134 habe eine Halbwärtszeit von rund zweieinhalb Jahren. Spuren dieser Substanz im Ozean müssten daher innerhalb dieser Zeitspanne eingebracht worden sein. Und die einzige bekannte Quelle dafür sei das am 11. März 2011 havarierte japanische Kernkraftwerk.
Nach einem heftigen Erdbeben wurde das Kraftwerk damals von einer rund 15 Meter hohen Flutwelle getroffen. Nach Ausfall der Stromversorgung kam es mutmaßlich zu Kernschmelzen in mehreren Reaktoren. Die Aufräumungsarbeiten dauern bis heute an. Immer wieder hieß es seither, dass radioaktives Wasser zur Kühlung der havarierten Reaktoren in den Pazifik gelangt. Vom 17. bis 23. April reist eine Delegation der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) nach Japan, um sich über den aktuellen Stand zu informieren. Bereits vom 9. bis 17. Feber hielten sich Experten der IAEA in Fukushima-Daiichi auf. Wie der Leiter der damaligen Delegation, Juan Carlos Lentijo, in einer Aussendung mitteilte, wurden „signifikante Fortschritte“ bei den Aufräumungsarbeiten erzielt. Allerdings bleibe die Lage nach wie vor „sehr kompliziert“. Kurzfristig müsse eine Lösung für die großen Mengen radioaktiven Kühlwassers gefunden werden, die auf dem Kraftwerksgelände lagern. Langfristig stelle die Beseitigung des Kernbrennstoffs sowie des Bauschutts der zerstören Reaktoren eine „große Herausforderung“ dar.