Archive - Aug 14, 2015

Medikamentenkosten: Pharmig wehrt sich

Der Pharmaindustrieverband Pharmig wehrt sich gegen die Kritik der Salzburger Gebietskrankenkasse (SGKK). Deren Obmann Andreas Huss machte heute die „Mehrausgaben für Medikamente“ für das für heuer erwartete Defizit der SGKK von 1,5 Millionen Euro verantwortlich. Laut Huss steigen die Arzneimittelkosten der SGKK heuer um 10,3 Prozent oder 15 Millionen Euro auf insgesamt rund 154 Millionen Euro: „Solche Preisentwicklungen sind dauerhaft auch für wohlhabende Volkswirtschaften nicht finanzierbar.“ Ursache für die Preissteigerungen sind laut Huss „nur teilweise“ die Entwicklungskosten für neue Arzneimittel: „Marketingausgaben und Aktiengewinne spielen eine mindestens so große Rolle. Es geht aus unserer Sicht hier um ethische Verantwortung, aber auch um Hausverstand: Die Pharmabranche muss begreifen, dass auch reiche Volkswirtschaften diese Preise dauerhaft nicht zahlen können.“

 

In einer Aussendung wies Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber diese Anschuldigungen zurück. Die Pharmaindustrie habe in den vergangenen Jahren nicht unwesentlich zur „Sanierung vieler Kassen“ beigetragen. Durch Solidarbeiträge, Rabatte sowie den Ablauf von Patenten hätten sich die Kassen seit 2008 rund eine Milliarde Euro an Ausgaben für Arzneimittel erspart: „Allein aufgrund weiterer Patentabläufe rechnen wir mit einem zusätzlichen Einsparungspotenzial von mindestens 330 Millionen Euro für die Kassen während der nächsten Jahre.“ Auch sei der Anstieg der Medikamentenkosten jahrelang „unter der Inflationsrate gelegen, weil wir die von den Kassen vorgegebenen Preisreduktionen mitgetragen haben.“ Den von Huss behaupteten Kostensprung um 10,3 Prozent konnte Huber nicht recht nachvollziehen: Insgesamt würden die Ausgaben der Kassen für Arzneimittel heuer um rund sechs bis sieben Prozent steigen, „wobei die Rabatte noch gar nicht berücksichtigt sind.“

 

Und Huber fügte hinzu: Neue hochwirksame Therapien führten bisweilen zur völligen Heilung von Patienten, etwa bei Krebserkrankungen. Überdies müssten Patienten nach Organtransplantationen oft nicht mehr lebenslang Medikamente einnehmen, was für die Krankenkassen kostendämpfend wirke. Huber empfahl den Kassen, endlich „strukturelle Maßnahmen zu setzen, um ihre Ausgaben einzudämmen. Aber das ist sicherlich eine große Herausforderung und wesentlich komplexer, als sich auf den kleineren Anteil an den Gesamtausgaben zu konzentrieren, nämlich die Arzneimittelausgaben.“ Nach Berechnungen des Instituts für pharmaökonomische Forschung machen die Ausgaben für Arzneimittel rund 12,2 Prozent der Gesamtausgaben im Gesundheitsbereich aus. Der größte Teil entfällt mit 38,8 Prozent auf den „stationären Bereich“, also grob gesprochen auf die Krankenhäuser.