Archive - Aug 27, 2015

"Segel setzen, wenn der Wind weht"

Zum Auftakt der Alpbacher Technologiegespräche berichteten, der Tradition entsprechend, BMVIT und BMWFW über Maßnahmen, mit denen sie die österreichische Innovations- und Gründungsdynamik zu beleben gedenken. Forschungsrat und Industriellenvereinigung präsentierten ihre Forderungen.

 

Vekehrsminister Alois Stöger holte einige der mit blauen Leibchen sichtbar in der Mitte des Erwin-Schrödinger-Saals platzierten "Talente" auf das Podium des Alpbacher Congress-Zentrums, um an ihnen beispielhaft vorzuführen, welche Ideen und Aktivitäten hoffnungsvolle Jungforscher oft schon während des Studiums verfolgen. Für 50 dieser jungen Menschen übernimmt das BMVIT die Kosten der Teilnahme an den Alpbacher Technologiegesprächen. Bereits Donnerstagfrüh hatte sich Stöger im Rahmen eines "Technologiegipfels" mit Vorständen namhafter Industrieunternehmen getroffen, um sieben Projekte vorzustellen, die Wachstums- und Beschäftigungshemmnissen entgegenwirken sollen. Darunter ist etwa die Einrichtung von Teststrecken für selbstfahrende Autos, ein Programm zur Förderung der Ausstattung mit Forschungsgeräten sowie die Ausschreibung drei weiterer Pilotfabriken für Industrie 4.0.

Gemeinsam mit Stöger stellte Staatssekretär Harald Mahrer eine Initiative der Bundesregierung zur Etablierung einer "Open Innovation"-Strategie vor, die zum Ziel hat, die "Schwarmintelligenz" vieler Akteure in der heimischen Innovationspolitik nutzbar zu machen. Mahrer mahnte bei seinem Auftritt auf dem Alpbacher Podium einen globaleren Blick der europäischen Politik ein, dem vor allem die ungeheure Innovationsdynamik in China nicht verborgen bleiben sollte.

 

"Europa droht, den Anschluss zu verlieren"

Hannes Androsch, Präsident des Rats für Forschung und Technologieentwicklung sowie Aufsichtsratsvorsitzender des AIT, kritisierte nicht nur die chronische Unterfinanzierung der Universitäten, sondern sprach auch die gesellschaftlichen Umwälzungen an, die mit der fortschreitenden Digitalisierung einhergehen. Wenn Wind weht, gelte es, die Segel zu setzen, um Fahrt zu gewinnen und sich nicht auf das Trockendeck zurückzuziehen. Sonst drohe, dass Europa den Anschluss verliere.

IV-Präsident Georg Kapsch ging in seinem Statement auf das Generalthema des diesjährigen Forums Alpbach, "UnGleichheit" ein.  Ungleichheit dürfe nicht einseitig als sozialer Missstand verstanden werden, sie sei vielmehr auch Motor, der Unternehmen, Menschen und Länder veranlasse, aktiv zu werden. Es gelte, die "positiven Effekte des technologischen Wandels im einer positive Ungleichheit" zu nutzen. Ungleichheit herrsche aber auch im nicht immer fairen globalen Wettbewerb, in dem China mit ganz anderen sozialen, Umwelt- und Finanzierungsstandards arbeite als die westliche Welt.

 
 
 

OMV: Pleininger folgt Huijskes

Johann Pleininger wird per 1. September neuer Vorstand des Bereichs Upstream der OMV. Das wurde in der Aufsichtsratssitzung am 27. August beschlossen, teilte die OMV mit. Pleininger folgt Jaap Huijskes, der seine Tätigkeit „vorzeitig im besten Einvernehmen“ beendet, hieß es in einer Aussendung. Allerdings hatte Huijskes schon im Zuge der Debatten um die OMV-Führung im vergangenen Jahr angekündigt, seinen bis 2018 laufenden Vorstandsvertrag vorzeitig aufzulösen und das Unternehmen im ersten Halbjahr 2016 zu verlassen.

 

Aufsichtsratschef Peter Oswald dankte Huijskes „für einen wesentlichen Beitrag zur Internationalisierung der OMV.“ Mit Pleininger folge ihm einer „der erfahrensten und erfolgreichsten OMV-Manager“, der vor allem bei der Petrom „herausragende Leistungen“ erbracht habe. Zu Gerüchten, dass sich Huijskes mit dem neuen OMV-Generaldirektor Rainer Seele nicht gut verstehe, nahm Oswald nicht Stellung. Sachlich ist die nunmehrige Vertragsauflösung insofern argumentierbar, als der OMV-Vorstand bis Jahresende die Konzernstrategie überarbeitet. Hätte Huijskes das Unternehmen erst im Frühjahr 2016 verlassen, hätte er daran noch mitgewirkt, die Umsetzung der Strategie aber nach wenigen Monaten einem Nachfolger überantwortet. Mit der nunmehrigen Lösung kann Pleininger bereits eigene Vorstellungen einbringen.

 

Pleininger ist seit 1977 bei der OMV. Er war von 2007 bis 2013 im Vorstand der OMV Petrom für den Bereich Exploration und Produktion, also für das Upstream-Geschäft, zuständig. Derzeit hat er die Funktion eines „Senior Vice President“ für Österreich und Rumänien, die von der OMV als ihre „Kernländer“ bezeichnet werden.

 

 

Chemieindustrie: Produktion kaum gewachsen

Die Produktionszahlen der chemischen Industrie der EU waren im ersten Halbjahr 2015 um 0,2 Prozent höher als im ersten Halbjahr 2014. Allerdings lagen die Erzeugerpreise um 4,8 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Das teilte der Branchenverband CEFIC mit. Immerhin zeichnete sich im Juni mit einem Produktionsplus von 1,1 Prozent gegenüber Juni 2014 eine leichte Besserung ab. Zwar war die Polymererzeugung laut CEFIF um drei Prozent geringer als im Juni 2014, die Produktion der petrochemischen Industrie lag um 0,9 Prozent unter dem Vorjahreswert. Dem gegenüber verzeichneten jedoch die Hersteller anorganischer Basischemikalien ein Produktionsplus von 5,3 Prozent. Bei Spezialchemikalien zeigte sich ein Wachstum um 4,7 Prozent, bei Haushaltschemikalien eines um 0,2 Prozent.

 

Bezüglich der Verkaufszahlen und der Exporte vergleicht die CEFIC in ihrem neuen Trendbericht die ersten fünf Monate des heurigen Jahres mit den ersten fünf Monaten des Vorjahres. Dabei zeigt sich ein Verkaufsrückgang von 4,2 Prozent und ein Exportrückgang um 370 Millionen Euro auf rund 18,1 Milliarden Euro. Immerhin konnte der Exportüberschuss gegenüber den USA um 1,11 Milliarden Euro auf 3,63 Milliarden gesteigert werden.

 

CEFIC-Generaldirektor Hubert Mandery verlautete, bis auf weiteres halte die CEFIC an ihrer bisherigen Prognose hinsichtlich des Wachstums der Branche im Jahr 2015 fest. Dem zufolge wäre für heuer mit einer Zunahme der Produktion um etwa ein Prozent zu rechnen.