Archive - Mai 14, 2011

Personalisierte Medizin: Wann misst man welches Marker-Protein?

Für behandelnde Ärzte stellt sich immer häufiger die Frage, welche Patienten von Medikamenten der personalisierten Medizin profitieren und welche nicht. Ein Projekt im Rahmen des Krebsforschungsverbunds <a href=http://www.oncotyrol.at>Oncotyrol</a> zeigt, bei welchen Krebsarten das Marker-Protein EpCAM gemessen werden sollte. Personalisierte Medizin: Wann misst man welches Marker-Protein? <% image name="Bauchwassersucht_bei_Krebs" %> <small><b>Manche Krebsarten </b> können dazu führen, dass sich große Mengen Wasser im Bauchraum ansammeln. <i>Bild: Oncotyrol</b></small> Viele Krebsarten haben ein gemeinsames Merkmal: Die Tumorzellen tragen ein bestimmtes Protein namens EpCAM vermehrt an ihrer Oberfläche. Daher wird versucht, Medikamente zu entwickeln, die diese Zellen gezielt angreifen. Seit kurzem ist ein neuer gegen EpCAM gerichteter Antikörper in Europa auf dem Markt, mehrere sind derzeit in der klinischen Testung. Diese Immuntherapien wirken naturgemäß nur bei Patienten, deren Krebs EpCAM-positiv ist. Doch welche Patienten auf EpCAM getestet werden sollten, und welches Verfahren sich dafür eignet, war bisher unklar. Nun haben Wissenschaftler des Innsbrucker Krebsforschungszentrums Oncotyrol in Innsbruck Forschungsergebnisse veröffentlicht, die eine Entscheidungshilfe in der klinischen Praxis bieten. Sie werden Ende Mai auch auf der Internationalen Konferenz für Klinische Onkologie (IRCC) in Turin präsentiert. <b>Hilfe von der Immunhistochemie</b> Forscher um Gilbert Spizzo vom Krankenhaus Meran haben mehr als 2000 Gewebeproben von verschiedenen Tumoren und Metastasen mit einem Verfahren namens Immunhistochemie analysiert. Die Immunhistochemie weist Proteine durch Antikörperfärbung nach. Durch die Färbung kann man sehen, wo in einem Gewebeschnitt das gesuchte Protein vorhanden ist und in welcher Intensität. Dieses Verfahren wird heute noch nicht routinemäßig zur EpCAM-Diagnostik eingesetzt. Nun konnten die Oncotyrol-Wissenschaftler zeigen, dass es sich insbesondere bei Brustkrebs, Nierenkrebs, Leberkrebs und Blasenkrebs gut eignet. „Die Immunhistochemie ist einfach durchzuführen, nicht sehr teuer und kann in jedem pathologischen Institut durchgeführt werden“, sagt Spizzo. Da in Zukunft mehrere neue EpCAM-Antikörper auf den Markt kommen werden, sei es wichtig zu wissen, welche Rolle dieses Nachweisverfahren bei der Diagnose und Therapiewahl spielen könne, so der Wissenschaftler. Der seit kurzem in Europa zugelassene EpCAM-Antikörper (Catumaxomab) wird derzeit bei Krebspatienten eingesetzt, die als Folge ihrer Erkrankung große Mengen von Wasser im Bauchraum ansammeln. Dieser sogenannte maligne Aszites (Bauchwassersucht) ist für die Patienten oft mit psychischen Belastungen, Schmerzen und Atemnot verbunden. Nach der bisherigen Standardtherapie muss das Wasser in häufigen Abständen in der Klinik durch Punktion abgelassen werden. Die Antikörpertherapie verringert die Ansammlung von Bauchwasser deutlich, hat aber auch Nebenwirkungen. Die neue Studie hilft Ärzten bei der Entscheidung, bei welchen Krebspatienten mit Bauchwasser ein EpCAM-Test durchgeführt werden sollte.

Wenn Biologie und Fiktion zusammentreffen

Das Festival <a href=http://bio-fiction.com/en/?lang=de>„Bio:Fiction“</a>, das am 13. und 14. Mai im <a href=http://www.nhm-wien.ac.at>Naturhistorischen Museum</a> in Wien stattfand, brachte Wissenschaftler und Künstler zusammen, um die gesellschaftlichen Implikationen der Synthetischen Biologie zu thematisieren. <% image name="Biofiction-Logo" %> <small><b>Wissenschaft und Kunst</b> trafen sich beim Festival „Bio:Fiction“.</small> Das von der <a href=http://www.idialog.eu>„Organisation for International Dialogue and Conflict Management“</a> organisierte Hybrid aus wissenschaftlichem Kongress und Filmfestival gab den Teilnehmern nicht nur in Form von Vorträgen und Diskussionen die Möglichkeit, einen möglichst facettenreichen Blick auf die Thematik zu werfen. Die aus 130 Einreichungen ausgewählten 52 Kurzfilme, die während des Festivals gezeigt wurden, nutzten das Potential dieses Mediums für die Auseinandersetzung auf einer anderen Ebene. Am Abend des 13. Mai wurde darüber hinaus die bis 26. Juni im Naturhistorischen Museum zugängliche Ausstellung „Synth-ethic“ eröffnet, die die Auseinandersetzung von zehn bildenden Künstlern mit dem gezielten Design lebender Systeme zeigt. <b>Bottom-up und Top-down</b> Zwei Vorstoßrichtungen beherrschen derzeit die Bemühungen der synthetischen Biologie: Top-Down-Experimente versuchen, existierende Lebensformen so zu modifizieren, dass sie neue, in der Natur nicht vorkommende Eigenschaften aufweisen. Bottom-up nennt sich dagegen der Versuch, Systeme, die lebenden ähneln, aus nicht-lebenden Komponenten –„from scratch“, wie die Wissenschaftler gerne sagen - künstlich aufzubauen. Mit Radha Krishnakumar und Steen Rasmussen waren auch exzeptionelle Vertreter beider Richtungen in Wien vertreten. Krishnakumar vom J. Craig Venter Institute war Mitglied des Forschungsteams, dem 2010 der Aufbau der ersten selbstreproduzierenden Zelle mit synthetischem Genom gelang. Rasmussen, der Professor an der University of Southern Denmark ist, beschäftigt sich mit der Kreation minimaler Lebensprozesse aus möglichst einfachen Komponenten. Mit Uwe Sleytr, der über selbstassemblierende Nanomaterialien sprach und Anton Glieder, der über Ansätze synthetischer Biologie in dem von ihm geleiteten Austrian Centre of Industrial Biotechnology berichtet, waren auch österreichische Wissenschaftler Teil des Panels. Zu Wort kamen aber auch Vertreter der sogenannten Heimwerkerbiologie, die standardisierte biologische Bausteine für jedermann zur Verfügung stellen wollen, und so manche Vertreter von Architektur, Design und Kunst, die sich in unkonventionellen Brückenschlägen versuchen. Wenn Biologie und Fiktion zusammentreffen