Archive - Mai 30, 2011

Gendiagnose für Reptilien

Kryptosporidiose, eine durch Parasiten ausgelöste Entzündung des Verdauungstrakts, verläuft beim Menschen meist harmlos, ist bei Reptilien aber hoch ansteckend und oft tödlich. Forscher an der <a href=http://www.vetmeduni.ac.at>Veterinärmedizinischen Universität Wien</a> haben nun eine auf Genanalysen aufbauende Methode entwickelt, mit der die Diagnose der Kryptosporidiose bei Reptilien früher und viel genauer möglich ist. Gendiagnose für Reptilien <% image name="Gecko_1" %> <small><b>Leopardgeckos waren unter jenen Reptilien</b>, die an der Vetmed in Wien untersucht wurden. <i>Bild: Joscha Arenz/GNU-Lizenz 1.2</i></small> Obwohl die Kryptosporidiose schon seit mehr als hundert Jahren bekannt ist, nahm man lange an, dass sie eine äußerst seltene Krankheit sei. Erst mit der Entdeckung, dass sie auch Menschen betreffen und besonders bei Personen mit geschwächtem Immunsystem auch problematisch verlaufen kann, bekam die Erkrankung breitere Aufmerksamkeit. Die Krankheit wird von einem einzelligen Parasiten verursacht, der zur Familie der Kryptosporidia gehört. Einige ihrer Vertreter infizieren auch Reptilien, die nach einer unterschiedlich langen Inkubationszeit bei sonst gesund erscheinenden Tieren Erkrankungen des Verdauungstrakts auslösen. Bei Reptilien verläuft die Kryptosporidiose chronisch und ist unheilbar. Um Infektionsraten niedrig zu halten, werden verlässliche Diagnosetechniken gebraucht. Die Krankheit wird über den Nachweis des Parasiten im Reptilienkot diagnostiziert. Schwierig wird die Sache dadurch, dass besonders Schlangen auch Parasiten ausscheiden, die sie zuvor mit ihren Beutetieren aufgenommen haben. Deshalb lässt sich auch bei Nachweis von Kryptosporidien im Kot nicht sagen, ob die Tiere auch tatsächlich mit der für sie gefährlichen Parasitenart infiziert sind. Es ist deshalb wichtig, zwischen den Parasiten der Schlangen und denen ihrer Beutetiere unterscheiden zu können. Barbara Richter und ihre Kollegen vom Institut für Pathologie und Gerichtliche Veterinärmedizin der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben eine auf DNA-Analysen basierende Methode entwickelt, die nicht nur Kryptosporidien allgemein nachweist, sondern auch zwischen den spezifischen Parasitenarten von Reptilien und Säugetieren unterscheiden kann. <b>Sehr hohe Ansteckungsgefahr</b> Mit dem neuen Test konnte Richter erstmals zeigen, dass eine von sechs der als Haustiere beliebten Kornnattern und einer von zwölf Leopardgeckos eine bestimmte, für die Tiere gefährliche Kryptosporidienart in sich tragen. Diese Zahlen sind weit höher als bisher vermutet und lassen auf eine weite Verbreitung des Erregers bei bestimmten Reptilienarten schließen, die als Haustiere gehalten werden. Kornnattern scheinen besonders häufig infiziert zu sein. Leopardgeckos tragen verschiedene Arten von Kryptosporidien. Auch wenn diese Tiere möglicherweise nicht selbst erkranken, können sie doch andere Reptilienarten anstecken, mit denen sie in Kontakt kommen. Viele Reptilienfreunde halten mehrere Arten in Gemeinschaft, deshalb besteht ein hohes Ansteckungsrisiko zwischen den einzelnen Reptilienarten. Das neue Diagnoseverfahren ermöglicht eine frühe und präzise Bestimmung von Kryptosporidien bei Echsen und Schlangen, noch bevor die Tiere Krankheitssymptome zeigen. Dennoch mahnt Pathologin Richter zur Vorsicht: „Ein weiteres Problem ist, dass Kryptosporidien im Tierkot oft nur in sehr kleinen Mengen vorkommen, so dass man sie nur schwer nachweisen kann. Wir arbeiten daran, unsere Methode noch empfindlicher zu machen, man sollte die Tiere aber regelmäßig testen. Ein einzelner negativer Test bedeutet nicht, dass das Tier sicher frei von Parasiten ist.“ <small> Der Artikel “Detection of Cryptosporidium species in feces or gastric contents from snakes and lizards as determined by polymerase chain reaction analysis and partial sequencing of the 18S ribosomal RNA gene” von Barbara Richter, Nora Nedorost, Anton Maderner und Herbert Weissenböck wurde in der Maiausgabe der Zeitschrift “Journal of Veterinary Diagnostic Investigation” (Vol. 23 pp. 430–435) veröffentlicht. Der wissenschaftliche Artikel im Volltext: http://vdi.sagepub.com/content/23/3/430.full </small>

Diabetes-Impfung? Neues CD-Labor erforscht die Grundlagen

Das Wiener Impfstoff-Unternehmen <a href=http://www.affiris.com>Affiris</a> ist Industriepartner des neu gegründeten Christian-Doppler-Labors für Kardiometabolische Immuntherapie. Das von Thomas Stulnig (Universitätsklinik für Innere Medizin III am AKH Wien) geleitete Labor wird die Grundlagen einer Impfung gegen Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erforschen. <% image name="ThomasStulnig" %> <small><b>Thomas Stulnig</b> leitet das neu gegründete Christian-Doppler-Labor für Kardiometabolische Immuntherapie. <i>Bild: Thomas Stulnig/Foto Wilke</i></small> Entzündliche Prozesse des Fettgewebes und der Gefäßwand werden immer mehr als Mitverursacher von chronischen Erkrankungen erkannt. Durch die Erforschung der Schlüsselmechanismen derartiger Prozesse möchte das nun gegründete CD-Labor die wissenschaftlichen Grundlagen für die Bekämpfung der chronischen Krankheiten mit Impfstoffen schaffen. <b>Neuer Entwicklungsschwerpunkt für Affiris</b> Für Affiris, das bisher an Impfstoffen gegen Alzheimer-Demenz, Atherosklerose, Morbus Parkinson und Bluthochdruck arbeitete, bedeutet das Engagement den Aufbau eines zweiten Entwicklungsschwerpunkts. Auch auf diesem Gebiet setzt das 2003 von CEO Walter Schmidt und CSO Frank Mattner gegründete Unternehmen die schon im Bereich der neurodegenerativen Erkrankungen bewährte Affitom-Technologie ein. Mit diesem Ansatz wird nicht nur ein einzelner Impfstoffkandidat für eine bestimmte Krankheit erzeugt, sondern gleich ein ganzer Pool davon. Dies wird durch sogenannte „molekulare Mimikry“ möglich: Nicht das jeweilige Zielmolekül oder Fragmente davon werden als Antigen im Impfstoff eingesetzt, sondern eine davon verschiedene Aminosäuresequenz. In der aktuellen Leitindikation Alzheimer konnte im Oktober 2008 eine vielbeachtete Lizenzvereinbarung mit Glaxo Smith Kline erzielt werden, die meilensteinabhängige Zahlungen von bis zu 430 Millionen Euro vorsieht, von denen bislang schon 13,5 Millionen ausgelöst wurden. Derzeit läuft eine Phase-II-Studie mit dem Leitprodukt „Affitop AD02“. Diabetes-Impfung? Neues CD-Labor erforscht die Grundlagen

Großer amerikanischer Allergie-Bericht veröffentlicht

Der Diagnose-Dienstleister Quest Diagnostics hat gemeinsam mit <a href=http://www.phadia.com>Phadia</a>, dem Hersteller des IV-Bluttests „Immuno CAP“, eine Studie an mehr als zwei Millionen US-amerikanischen Allergie-Patienten durchgeführt und im Report <a href=http://www.questdiagnostics.com/brand/business/healthtrends/allergies/index.html>„Allergies Across America“</a> veröffentlicht. Großer amerikanischer Allergie-Bericht veröffentlicht <% image name="MainImage_Phadia" %> <small><b>Das Unternehmen Phadia</b> stellt „Immuno CAP“, einen IV-Bluttest auf Allergiemarker, her und nahm mit diesem an einer großangelegten US-Querschnittstudie zum Thema Allergien teil. <i>Bild: Phadia</i></small> In der Studie wurden 14 Millionen anonymisierte Testergebnisse untersucht. Getestet wurde auf Allergisierung gegen mindestens eines von elf gängigen Allergenen, darunter fünf Nahrungsmittel (Eiweiss, Milch, Erdnüsse, Sojabohnen und Weizen), beifußblättriges Traubenkraut, Schimmel, zwei Arten von Hausstaubmilben sowie Katzen- und Hundehaare. Der Report bestätigt den Befund sogenannter „Allergikerkarrieren“, bei denen schon in der frühen Kindheit Nahrungsmittelallergien das Risiko, später an weiteren, schwereren Allergien zu erkranken, erhöhen. Der Bericht zeigt darüber hinaus, dass Asthmapatienten eine um 20 Prozent erhöhte Disposition für allergische Erkrankungen aufweisen. <b>Nicht alles, was nach Allergie aussieht, ist auch eine</b> Die Untersuchung ergab aber auch, dass etwa die Hälfte der getesteten Patienten (fünf von neun) bei keinem der getesteten elf Allergene eine Allergisierung zeigte. Die Forscher vermuten, dass wohl einige dieser Patienten auf eine nicht in dieser Studie untersuchte Substanz allergisch reagieren, nehmen aber an, dass etliche Vertreter dieser Gruppe mit allergieähnlichen Symptomen zum Arzt gegangen sind, die von einer anderen Erkrankung hervorgerufen wurden. Eine entsprechende Diagnose und der Ausschluss einer Allergie scheinen daher wichtig, da sie für etliche Patienten eine Verbesserung der Lebensqualität bedeuten können.

Deutscher Atomausstieg: Chemie-Führungskräfte fürchten Versorgungslücken

Der <a href=http://www.vaa.de>Führungskräfteverband Chemie VAA</a> mahnt den konsequenten Ausbau der Stromnetze ein, damit angesichts des von der deutschen Bundesregierung beschlossenen Ausstiegs aus der Kernenergie keine Engpässe für die Industrie entstehen. <% image name="KernkraftwerkGrohnde1" %> <small><b>Kernkraftwerke</b> (im Bild das Kraftwerk Grohnde in Niedersachsen): Ist die Stromversorgung der Industrie ohne sie gesichert? <i>Bild: Heinz-Josef Lücking/<a href=http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Nuclear_Power_Plant_-_Grohnde_-_Germany_-_1-2.JPG&filetimestamp=20090714121020>Creative Commons Lizenz</a></i></small> Die deutsche Bundesregierung hat sich auf einen Ausstieg aus der Atomenergie bis zum Jahr 2022 geeinigt, die Reaktionen darauf fallen recht unterschiedlich aus. Mit dem VAA hat sich auch ein Vertreter der Chemie-Branche zu Wort gemeldet. „Wenn der Atomausstieg nicht zur Abwanderung von Industrie führen soll, kommt alles darauf an, den Um- und Ausbau der Stromnetze mit höchster Dringlichkeit voranzutreiben“, meinte VAA-Hauptgeschäftsführer Gerhard Kronisch. Der Bedarf an neuen Leitungen sei enorm und es bleibe nur wenig Zeit für den Netzausbau. Gerade bei der Anbindung der Chemiestandorte in Süddeutschland an erneuerbare Energiequellen im Norden klaffe zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine riesige Lücke. Kronisch forderte einen „konkreten, detaillierten und verlässlichen Zeitplan“ für das seiner Meinung nach ambitionierte Umstiegs-Szenario. Andernfalls drohe der deutschen Industrie die Möglichkeit verloren zu gehen, Strom zu langfristig kalkulierbaren und konkurrenzfähigen Preisen zu beziehen. Besorgt äußerte sich Kronisch auch über mögliche Verzögerungen des Netzausbaus durch Widerstände in der Bevölkerung. Deutscher Atomausstieg: Chemie-Führungskräfte fürchten Versorgungslücken