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Chemiereport_2016-2

Foto:iStockphoto.com/PonyWang 12 AustrianLifeScienceschemiereport.at 2016.2 MÄRKTE & MANAGEMENT D as öffentliche Gesundheitswesen für die Privatwirtschaft zu öffnen, den Betrieb von Spitälern an private Betreiber abzugeben, bei Ausschreibungen das Bestbieterprinzip anzuwenden, auf die Lebenszykluskosten von Produkten und Anlagen zu achten und im Erstattungskodex der Krankenkas- sen „Qualitätsaspekte“ zu berücksichtigen – das sind einige der Kernforderungen im Positionspapier „Zukunftsstrategien für die Medizinprodukte- und Pharmaindustrie“. Erarbeitet wurde die- ses von den Landesgruppen Niederösterreich, Wien und Burgen- land der Industriellenvereinigung (IV) in Kooperation mit Aus- tromed. Bei einer Podiumsdiskussion über das Papier in Wien kon- statierte die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely, sie bekenne sich natürlich zum Bestbieterprinzip: „Aber wer ist der Bestbieter?“ Dies festzustellen, stoße auf erhebliche Schwierig- keiten. Wehsely plädierte daher für „mehr Transparenz“ aufsei- ten der Anbieter. Ihr zufolge wäre es grundsätzlich vernünftig, im Vorfeld von Ausschreibungen Gespräche mit potenziellen Anbietern zu führen, wofür eine bestimmte Anlage oder ein Pro- dukt konkret benötigt werde und welche spezifischen Anforde- rungen es im jeweiligen Fall erfüllen müsse. Dies stoße jedoch auf enge rechtliche Grenzen und setze die Beteiligten überdies dem politischen Vorwurf der „Mauschelei“ aus. Klar ist laut Wehsely, dass die Patienten so rasch wie möglich Zugang zu Innovationen haben müssen – sowohl, was Medizin- produkte, als auch, was neue Arzneien angeht. Allerdings sei die Pharmaindustrie aufgerufen, ihre Preisbildung transparen- ter als bisher zu gestalten: „Und dass die Pharmaindustrie am volkswirtschaftlichen Nutzen neuer Arzneien partizipiert, dafür habe ich null Verständnis.“ Gemeint ist damit das Argument der Pharmabranche, dass innovative Medikamente die Folgekosten im Gesundheitssystem senken, indem sie etwa kostspielige Ope- rationen vermeiden, und daher höhere Preise für die betreffen- den Arzneimittel gerechtfertigt sind. Wehsely zufolge ist die im Gang befindliche Überarbeitung des Erstattungskodexʼ sinnvoll: „Wir müssen aber auf Augenhöhe reden und eine Antwort auf die Frage finden, was ein fairer Preis ist.“ Wenig abgewinnen konnte Wehsely der Forderung nach Pri- vatisierungen im Gesundheitssystem. Sie räumte ein, dieses müsse effizienter werden. Aber: „Ich halte ein starkes öffentli- ches Gesundheitswesen für wichtig. Es gibt wenige, die sich so eine Versorgung, wie wir sie in Österreich haben, privat leisten könnten.“ Wehsely regte an, die Beitragsgrundlagen zu erhöhen und damit zusätzliche Einnahmen für das System zu erschlie- ßen: „Arbeitslose Einkünfte, etwa aus Aktienerträgen, tragen zur Finanzierung des Sozialsystems derzeit nichts bei.“ Das werde es über kurz oder lang nicht sein können. Schrittweise Reformen Für mehr Transparenz plädierte auch Ulrike Rabmer-Koller, seit Ende vergangenen Jahres Vorsitzende des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger (HV). Und auch sie sprach sich „prinzipiell“ für die Einführung des Bestbieterprinzips aus. Sie warnte allerdings vor den damit verbundenen höheren Anforde- rungen an die Ausschreibung von Produkten und Dienstleistun- gen: „Der Beschaffungsprozess wird damit auf jeden Fall kom- plexer.“ Nicht einfach zu lösen ist ihr zufolge auch die Frage der Erstattungskosten für innovative Arzneimittel. Der HV sei ver- pflichtet, die bestmöglichen Leistungen für die Patienten bereit- zustellen, „und dabei spielen Innovationen natürlich eine Gesundheitspolitik Transparenz gefragt Um die Forderungen in dem seit kurzem vorliegenden Positionspapier „Zukunftsstrategien für die Medizin- produkte- und Pharmaindustrie“ der Industriellenvereinigung ging es bei einer Podiumsdiskussion in Wien. Unbestritten: Mehr Transparenz kann dem Gesundheitssystem nur guttun.

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