Foto:iStockphoto.com/haydenbird 51 AustrianLifeScienceschemiereport.at 2016.2 LIFE SCIENCES dienen der Unterstützung der diagnostischen Tätigkeit eines Arztes. Zunächst für die Radiologie entwickelt, wurde die Soft- ware in den vergangenen Jahren auch auf Kardiologie, Patho- logie und andere medizinische Fachgebiete ausgeweitet. „Das Ziel ist, alle Bilddaten, die in einem Krankenhaus erzeugt wer- den, in einem zentralen System zu sammeln und Patienten zuzu- ordnen“, erklärt Peter Steiger, R&D Imaging IT Site Manager des Wiener Agfa-Standorts. Ein Arzt kann auf diese Bilddaten mittels mobiler Endgeräten zugreifen und hat so auch am Krankenbett alle Informationen zur Verfügung. Hier trifft sich die Bildanalyse mit dem anderen Geschäftsfeld von Agfa, das schwerpunktmä- ßig in Wien bearbeitet wird: der Entwicklung klinischer Infor- mationssysteme. In den vergangenen Jahren ist es dabei gelun- gen, das Patientenbett einer Intensivstation, an dem zahlreiche Vitalwerte gemessen werden, direkt in ein solches System zu integrieren. Beim Vertrieb ist man inzwischen über die Grenzen des deutschsprachigen Stammmarkts hinausgegangen und hat auch in Frankreich und Großbritannien Fuß gefasst. Daten über Daten Ein Beispiel für ein Feld, auf dem die bioinformatische Aus- wertung gute Dienste leisten kann, sind genetische Tests, deren Anzahl angesichts von Next-Generation-Sequencing-Technolo- gien geradezu explodiert ist: „Früher hat ein durchschnittliches genetisches Labor fünf bis zehn Indikationen getestet. Heute ste- hen bis zu 30.000 zur Verfügung“, erklärt Albert Kriegner, Grün- der der von der Wirtschaftsagentur Wien geförderten Platomics GmbH, die mithilfe von AWS-PreSeed- und Seed-Unterstützung aufgebaut wurde. Gemeinsam mit medizinischen Einrichtungen in Wien und Graz hat das Unternehmen bisher rund 5.000 Apps entwickelt, die für unterschiedlichste klinische Fragestellungen die relevanten genomischen Informationen abfragen. „Das dient einerseits der Entscheidungsunterstützung für den behandeln- den Arzt, andererseits einem diagnostischen Labor, das damit einen validierten Test anbieten kann. Geräte- und Kit-Hersteller profitieren von den Apps, indem sie ihre Produkte einfacher auf den Markt bringen können“, so Kriegner. All diese Apps sind mit derselben Entwicklungsumgebung erstellt worden und in den- selben virtuellen Marktplatz eingebettet, aus dem nach klini- schen und ethischen Gesichtspunkten selektiert werden kann. Das künftige Geschäftsmodell sieht vor, Ärzten, Labors bzw. Geräte- und Kit-Herstellern gegen eine Lizenzgebühr Zugang zu zertifizierten Apps zu gewähren. Der Alltag von Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, ist von Daten, die erhoben und ausgewertet werden müssen, in besonderem Maß geprägt. Not macht erfinderisch, wie das Beispiel MySugr GmbH zeigt. Mithilfe von AWS-PreSeed- und Seed-Mitteln gründeten Diabetiker ein Unternehmen und ent- wickelten eine Smartphone-App, das MySugr-Tagebuch. Diese unter anderem auch von der Wirtschaftsagentur Wien geför- derte Innovation verbindet das Notieren von Blutzuckerwerten mit einem Spiel und hilft so mit, den Diabetiker-Alltag etwas fröhlicher zu gestalten. Heute trägt die App ein CE-Zeichen, hat mehr als 550.000 registrierte Benutzer und ist in den USA und Europa als Medizinprodukt zugelassen. Das Angebot wurde um die MySugr Academy (eine Online-Schulung für Typ-2-Diabeti- ker) und die MySugr Importer App (eine Bilderkennungs-Soft- ware, die eine kabellose Datenübertragung von Blutzuckermess- geräten auf ein Smartphone ermöglicht) erweitert. Im März 2015 konnte das Unternehmen im Rahmen einer Kapitalerhöhung 4,2 Millionen Euro von mehreren Risikokapitalgebern einwerben. Aber auch technisch gab es in letzter Zeit mehrere Neurungen: So wurde die Tagebuch-App um ein Modul erweitert, das gestat- tet, den Bolus (die richtige Menge an zu verabreichendem Insu- lin) richtig zu errechnen. Zudem kann basierend auf den gelogg- ten Blutzuckerwerten der HbA1c-Wert geschätzt und auf dem Dashboard angezeigt werden. TissueGnostics, Scarletred, Agfa Healthcare, Platomics, MySugr – alle diese Unternehmen nutzen den Standort Wien mit seiner IT- und Gesundheitskompetenz, um beide Welten mitei- nander zu verbinden. Weitere Beispiele lassen sich allein beim Blick ins PreSeed-Portfolio der AWS leicht finden: Die Diagnosia Internetservices GmbH, die zuletzt den Tiroler Arzneimittelda- ten-Provider MedEval übernommen hat, entwickelt eine Arznei- mittelinformations-Suite, die CVTec Cerebrovascular Technolo- gies GmbH fokussiert auf Software für Neurochirurgen. www.agfahealthcare.com www.cvtec.at www.diagnosia.com www.mysugr.com www.platomics.com www.scarletred.at www.tissuegnostics.com