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Chemiereport_2016-2

1/3 hoch AustrianLifeScienceschemiereport.at 2016.2 MÄRKTE & MANAGEMENT Neben Sachverständigen vom Land Kärnten sind noch die ehemaligen Betrei- ber der Fabrik und Global 2000 eingebun- den. Ziel der Untersuchungen ist es, diese Ablagerungen gemäß ihrem Gefährdungs- potenzial für die Bevölkerung zu klassifi- zieren und die notwendigen Schritte bei einer potenziellen Gefährdung festzu- legen. Dies ist aber naturgemäß immer eine Einzelfallbetrachtung, ein generelles Statement kann dazu seriöserweise nicht abgegeben werden. CR: Der Laie frägt sich, ob Asbest nicht eher ein Problem bei Abbrucharbeiten als ein Problem bei Deponierungen darstellt. Der Umgang und die Deponierung von Asbest ist bereits seit den 1990er-Jahren in Österreich in Gesetzen und Normen geregelt. Solange der Asbestabfall nicht direkt an die Oberfläche tritt und damit Asbestfasern durch die Umgebungsluft verfrachtet werden können, stellen sie kein Problem für die Gesundheit von Menschen dar. Daher ist Asbest heutzu- tage nur dann eine Gefahr, wenn es bei Abbrucharbeiten nicht sach- und fachge- recht behandelt und entsorgt wird. Depo- nierungen sind im Allgemeinen unprob- lematisch, da Asbestzement in Deponien immer sofort überschichtet wird, damit es zu keiner Freisetzung von Asbestfasern kommen kann. CR: Für das Görtschitztal und dessen Bevölkerung ist die Asbestgeschichte nach dem HCB-Skandal ein weiterer Schicksalsschlag. Tatsächlich scheinen in diesem Tal meh- rere unabhängige Ereignisse der letz- ten Jahre bzw. Jahrzehnte zu einer mul- tiplen Belastungssituation sowohl im Physischen, in Hinblick auf potenzielle Gesundheitsgefährdungen, als auch im Psychischen, aufgrund verschiedener Meldungen und Untersuchungen, geführt zu haben. Wichtig ist, dass sämtliche Vor- kommnisse vorbehaltlos und objektiv auf- geklärt werden, denn nur dann ist eine zielgerichtete Aufarbeitung möglich. Das kann nur dann passieren, wenn man den die Untersuchung durchführenden Per- sonen oder Institutionen von allen betei- ligten Seiten Vertrauen entgegenbringt. Beim Asbestthema im Görtschitztal, bei dem ich als unabhängiger Sachverstän- diger zugezogen worden bin, war es mir daher auch wichtig, dass meine Bestel- lung durch alle Beteiligten, also Global 2000, das Land Kärnten und die betrof- fene Firma, einvernehmlich erfolgte. CR: Sie sind jetzt schon über 15 Jahre im Bereich der Bewältigung von Umwelt- schäden, Sanierung von teils auch ille- galen Deponien, Schadensfällen etc. tätig. Wie schätzen Sie die Situation in Österreich auf diesem Gebiet ein? Gibt es immer noch „Leichen im Keller“? In den mehr als 15 Jahren unserer Tätig- keit in Österreich hat sich sehr viel getan. Viele alte und nicht mehr dem Stand der Technik entsprechenden Deponien sind inzwischen rückgebaut oder gesichert, für Abbrucharbeiten an Gebäuden gelten strenge Regeln. Die gesetzlichen Regelun- gen und die Normen als Stand der Tech- nik werden immer strikter. Auch die Alt- standorterkundungen wurden intensiv durchgeführt, sodass „Leichen“ wie die Fischerdeponie kaum mehr denkbar sind. Ein großes Problem sind jedoch Unfälle und Schadensereignisse, wo von Betrie- ben aufgrund von z. B. gebrochenen Lei- tungen oder Explosionen und Bränden Gefährdungen für viele Menschen ausge- hen können. CR: Drohen uns in Zukunft weitere Gesundheitsrisiken? Das ist schwer zu beantworten. Einer- seits unterliegen neue Chemikalien oder Stoffgemische umfangreichen Prüfungen auf unterschiedliche Gefährdungspoten- ziale, bevor sie auf dem europäischen Markt in Verkehr gebracht werden dür- fen. Andererseits ist gerade diese Vielfalt an Möglichkeiten eine Quelle von poten- ziellen Gefährdungen für die Zukunft. Ein Beispiel, das derzeit zum Teil auch sehr kontroversiell diskutiert wird und wo es sicherlich noch Handlungsbedarf, sowohl bei der Forschung als auch bei der Handhabung gibt, sind Nanopartikel. Das hohe Nutzenpotenzial hat zu einem dramatischen Anstieg bei der Herstel- lung und Anwendung geführt. Sowohl die Auswirkung auf die menschliche Gesundheit als auch die Auswirkungen auf die Umwelt werden derzeit intensiv untersucht. „Umweltpolitische Leichen im Keller wie die Fischerdeponie sind wegen der immer stren- geren Vorschriften kaum mehr denkbar.“

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