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Chemiereport_2016-2

Fotos:iStockphoto.com/schnuddel 32 AustrianLifeScienceschemiereport.at 2016.2 MÄRKTE & MANAGEMENT Z umindest am Geld mangelt es nicht: Insgesamt 2,4 Milliar- den Euro steckt die deutsche Bundesregierung im Rahmen der „Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie 2030“ bis einschließlich heuer in die Förderung einer biobasierten Wirtschaft. Ressortübergreifend sind daran vier Bundesminis- terien beteiligt: das Bundesforschungsministerium (BMBF), das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMELV), das Bundesminis- terium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie das Bundesumweltministerium (BMU). Der größte Brocken – zwei Drittel des Fördervolumens – kommt aus dem BMBF, 28 Prozent steuert das BMELV bei. Gefördert werden Produkte, Technologien und Dienstleistun- gen, die von einer nachhaltigeren Agrarproduktion über sichere und gesunde Produkte im Lebensmittelsektor bis hin zu inno- vativen Ernährungskonzepten reichen. Auch kreative Ideen zur Nutzung von Biomasse für stofflich-industrielle und/oder energetische Zwecke werden finanziell gefördert. Fördergelder fließen aber auch in die Chemie, die Industrielle Biotechnolo- gie, die Papier- und Textilindustrie sowie in den Umweltschutz. Mit einem Fördervolumen von 1,1 Milliarden Euro nimmt die Ernährungsforschung eine Schlüsselrolle in der deutschen Bioökonomiestrategie ein. Industrieprozesse sollen mit etwa 800 Millionen Euro Fördergeldern so weit wie möglich durch biobasierte Stoffkreisläufe ersetzt werden. Und etwas mehr als 500 Millionen Euro werden für die energetische Nutzung von Bio- masse bereitgestellt. Die Bioökonomiedatenbank zählt aktuell fast 100 geförderte Projekte aus allen Bereichen der Wirtschaft. So soll die Milch des russischen Löwenzahns künftig den Kautschuk in Winter- reifen ersetzen, Mikroorganismen des Typs Lactobacillus Casei sollen in einer neuartigen Zahncreme Karieserreger unschäd- lich machen. Das Polyamid des ersten Biodübels wird zu über 50 Prozent aus Rizinusöl hergestellt, und ein innovativer, mit dem Deutschen Zukunftspreis ausgezeichneter Prozess ermög- licht den Einsatz von Proteinen der Blauen Süßlupine in der Lebensmittelherstellung. Erstes Produkt am Markt: eine Lupi- nen-Eiscreme. Lupinenprotein hat aber noch mehr Potenzial, der tierische Fettanteil in Wurst lässt sich damit auf fünf Pro- zent reduzieren – wursttypische Textur und Geschmack bleiben erhalten. Das vom BMBF geförderte Kooperationsprojekt Plant- sProFood schließt deutschlandweit zehn Unternehmen und vier Forschungseinrichtungen aus Mecklenburg-Vorpommern ein. Geld für Biosprit Fördermittel des BMBF erhielt auch das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) für seine Biosprit-Idee. Die Samen der Kreuzblättrigen Wolfsmilch enthal- ten nicht nur 40 bis 50 Prozent fettes Öl, der Milchsaft kann mit acht bis zwölf Prozent Kohlenwasserstoffen, wie den energie- reichen Triterpenoiden, aufwarten. Letztere sollen sich als Bei- mengung zu Biosprit eignen. Da die Pflanze auf kargen Böden wächst, ist die Gefahr einer Konkurrenz mit dem Teller gebannt. Rund 2,4 Millionen Euro steckte das Bun- deslandwirtschaftsministerium in den Forscherverbund im Biotechnologie-Clus- ter CLIB2012. Projektpartner BASF steuert 720.000 Euro für die Entwicklung innova- tiver Tenside bei, um die in Waschmitteln und Kosmetikprodukten gefragten waschaktiven Substanzen künftig nachhaltig mithilfe von Mikroben und Enzymen aus Palm- kernöl zu produzieren. Mit 600.000 Euro förderte das BMBF das Projekt TRANS-BULB im Rahmen der Förderinitiative „Pflanzen- biotechnologie der Zukunft“. Im Erbgut der Gerstenwildart Hor- deum bulbosum fahnden Forscher der Ressortforschung sowie sechs deutsche Gerstenzüchtungsunternehmen nach bisher unbekannten Resistenzgenen. Ihr Ziel: Die Gerste widerstandsfä- higer zu machen und ihre Züchtung nachhaltiger zu gestalten. Bioökonomie Zwischen Heilsbringer und Illusion Vor dem Hintergrund einer steigenden Weltbevölkerung, schwindender Ressourcen und wachsender Umweltprobleme, erscheint konventionelles Wirtschaften nicht nur „old-fashioned“, sondern auch kurzsichtig. Doch kann die Bioökonomie Wirtschaftswachstum und globale Verantwortung tatsächlich versöhnen oder erliegen wir einer Illusion? Von Simone Hörrlein Verschwommene Perspektiven: Die Bioökonomie ist in manchen Kreisen heftig umstritten. 2,4Mrd. Euro steckt Deutsch- land heuer in die Bioökonomie.

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