Archive
April 27th, 2012
27.04.12
von
Klaus Fischer
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachtet Richard Bergström, der Generaldirektor des europäischen Pharmaindustrie-Verbandes EFPIA, die Situation seiner Branche. Das sagte Bergström anlässlich der Generalversammlung des österreichischen Pharma-Verbandes Pharmig in Wien vor Journalisten. Forschungsseitig gebe es eine Reihe von Innovationen und neuen Erkenntnissen, zumal, was personalisierte Medizin sowie die genetischen Hintergründe der Wirkungsmechanismen von Arzneien betrifft. Beispielsweise sei erkannt worden, dass der Begriff Schizophrenie fünf unterschiedliche Krankheiten beschreibt. Überdies seien etliche vielversprechende Wirkstoff-Kandidaten in der Pipeline. „Wir erleben eine langsame Revolution in der Medizin“, stellte Bergström fest.
Wirtschaftlich betrachtet, gebe die Lage der Branche allerdings Anlass zur Sorge. Die Patente vieler „Blockbuster“, also Arzneien, die einen beträchtlichen Teil der Umsätze der Unternehmen ausmachen, sind im Auslaufen. Überdies forderten auch die Gesundheitspolitiker immer weiter sinkende Preise. Dazu kämen noch die Auswirkungen der Finanzkrise. So hätten die Staaten Südeuropas insgesamt rund 14 Milliarden Euro Schulden bei der Pharmaindustrie, sechs Milliarden davon entfielen allein auf Spanien. „Es gibt zwar Lösungen für manche Fälle, aber die Lage ist dennoch schwierig für uns“, konstatierte Bergström. Immerhin habe die Branche mit Portugal ein Abkommen über die Lösung des Schuldenproblems geschlossen. Entsprechende Verhandlungen mit Griechenland dagegen seien erfolglos geblieben.
Forschung muss produktiver werden
Die Gegenstrategie der Pharmaindustrie besteht laut Bergström darin, die Produktivität der Forschung so weit wie möglich zu steigern. Als hilfreich erweise sich in diesem Zusammenhang die Kooperation zwischen den Unternehmen selbst und zwischen den Unternehmen und der öffentlichen Hand. Im Rahmen der Innovative Medicines Initiative (IMI) stelle die Pharmaindustrie rund eine Milliarde Euro bereit, eine weitere Milliarde komme von der EU-Kommission. Ein noch umfangreicheres gemeinsames Forschungs- sowie Entwicklungsprogramm befindet sich laut Bergström in Ausarbeitung.
Einer der Schwerpunkte ist ihm zufolge die Antibiotika-Forschung. Sie wurde in der Vergangenheit vernachlässigt, gewinnt aber zusehends an Bedeutung, weil immer mehr Keime gegen mehrere Antibiotika resistent sind. „Die Erforschung der Multiresistenzen haben wir bisher vernachlässigt. Jetzt wenden wir im Rahmen der IMI etwa 200 Millionen Euro dafür auf“, erläuterte Bergström.
Überdies verschlanke die Branche ihre Strukturen, und es finde eine Reihe von Akquisitionen statt. Auch große Unternehmensfusionen seien nicht auszuschließen.
Trend zu Referenzpreisen
Vom Chemiereport auf die neuesten Bilanzzahlen von Bristol-Myers Squibb, Glaxo Smith Kline und anderen Unternehmen angesprochen, die für das ersten Quartal 2012 sämtlich gute Geschäfte meldeten, sagte Bergström: „Es ist schon richtig, wir verdienen gutes Geld. Aber man muss die langfristigen Perspektiven im Auge behalten.“ Die Entwicklung neuer Arzneien dauere ihre Zeit und sei höchst anspruchsvoll.
Nicht wenig Sorge bereitet der Pharmaindustrie in diesem Zusammenhang das „race to the bottom“, erläuterte Bergström. Gemeint ist damit, dass die öffentliche Hand die Erstattungen für die Arzneimittel immer weiter nach unten zu schrauben trachtet. Er sieht einen Trend in Richtung von Referenzpreisen, die sich nicht selten am niedrigsten Preisniveau in der EU orientieren und auf eine Preisspirale nach unten hinauslaufen. Deutschland beispielsweise berechne seine Erstattungsleistungen aus einem Mix der Preise mehrerer anderer Länder: „Darunter ist auch Griechenland, und das können wir nicht akzeptieren.“ Es sei alles andere als sinnvoll, die Erstattungen aller Länder über einen Kamm zu scheren.
Klar ist ihm zufolge: Mit dem Trend zur personalisierten Medizin gehen die Verkaufsvolumina der einzelnen Arzneien nach unten. Weil deren Entwicklung aber immer aufwendiger und damit teurer wird, muss der Preis der einzelnen Medikamente steigen, um sie rentabel zu machen. „Darauf sind die Gesundheitssysteme zurzeit nicht vorbereitet“, warnte Bergström.
April 26th
Stresstest-Endbericht: Kernkraftwerke nachrüsten, nicht abschalten
26.04.12
von
Klaus Fischer
Die European Nuclear Regulators Safety Group (ENSREG) empfiehlt, die sicherheitstechnischen Vorkehrungen in Europas Kernkraftwerken weiter zu verstärken. Gemeinsam mit der EU-Kommission schlägt sie einen internationalen Aktionsplan für Nuklearsicherheit vor. <p>
Die European Nuclear Regulators Safety Group (ENSREG) legte heute ihren Endbericht über die Stresstests an den Kernreaktoren in den Mitgliedsstaaten der EU sowie in der Schweiz und der Ukraine vor. Er findet sich unter http://www.ensreg.eu/node/407. Die wesentlichste Botschaft des Berichts: Es ist ebenso sinnvoll wie möglich, die Sicherheit der Anlagen weiter zu verbessern, und das geschieht auch. Aus Sicherheitsgründen abgeschaltet werden muss aber kein einziges europäisches Kernkraftwerk. Ausdrücklich stellt die ENSREG fest, nicht erst im Gefolge des Unglücks im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Daiichi (Fukushima I) im März 2011 bemühten sich die Betreiber der untersuchten Kraftwerke, deren Sicherheit kontinuierlich zu verbessern. Nach Fukushima hätten sie ihre Anstrengungen jedoch teils erheblich verstärkt und bereits manche Erfolge erzielt. Dies betreffe etwa das Vorhalten von Ausrüstung, um auf Ereignisse wie den zeitweiligen Ausfall der externen Stromversorgung sowie Überflutungen reagieren zu können. Auch würden die Möglichkeiten, um solche Ausrüstung, etwa mobile Dieselgeneratoren, herbeizuschaffen, erweitert. Überdies wurde und werde auch die Ausbildung des Kraftwerkspersonals verbessert. In vielen Fällen bestünden Pläne für eine Aufrüstung der sicherheitstechnischen Anlagen, die bereits in nächster Zukunft umgesetzt werden sollen. Hinsichtlich der Details zu den einzelnen Kraftwerken verweist die ENSREG auf die jeweils rund 30 Seiten umfassenden Endberichte zu den Nationalstaaten, die auf ihrer Website ebenfalls verfügbar sind.
<p><b>Vier Empfehlungen</b><p>
Laut der ENSREG sind noch weitergehende Untersuchungen zu empfehlen – nicht zuletzt, weil die Stresstests innerhalb nur weniger Monate durchgeführt werden mussten. Genauer zu analysieren seien insbesondere die Auswirkung von Naturgefahren wie Erdbeben und Überflutungen auf die einzelnen Kernkraftwerke. Der Grund: Die Ansätze zum Umgang mit derartigen Gefahren in den an den Stresstests beteiligten Ländern sind unterschiedlich und machen eine einheitliche Risikobewertung schwierig. Daher empfiehlt die ENSREG erstens, die Western European Nuclear Regulators’ Association (WENRA) solle unter Einbeziehung der besten Experten auf diesen Gebieten eine Leitlinie zur Bewertung von Naturgefahren ausarbeiten. Zweitens schlägt sie periodische Sicherheitsuntersuchungen in den Kernkraftwerken vor. Diese sollen mindestens alle zehn Jahre stattfinden. Drittens verweist die ENSREG auf die zentrale Bedeutung der baulichen Schutzhüllen (Containments) von Kernkraftwerken, um die Auswirkungen von Unfällen möglichst gering zu halten. Folglich hält sie für ratsam, die Maßnahmen weiter zu verbessern, um die Unversehrtheit (Integrität) der Containments auch in Krisensituationen zu gewährleisten. Viertens und letztens sollten die nationalstaatlichen Reaktorsicherheitsbehörden Maßnahmen zur Verhütung und zur Bewältigung von Unfällen in Kernkraftwerken über das gegebene durchwegs hohe Niveau hinaus verstärken. Beispielsweise sei es sinnvoll, wichtige Ausrüstung inklusive Mess- sowie Kommunikationsgeräten so zu lagern, dass sie vor Naturgefahren sicher ist. Dies gelte unter anderem auch für mobile Notstromaggregate. Überdies müsse auch und gerade für den Fall von Naturkatastrophen das Heranführen von Mannschaften und Gerät zur Krisenbewältigung sichergestellt werden. <p>Ausführlich diskutiert wurde laut ENSREG das „Hardened-Core“-Konzept. Dieses sieht vor, mit Hilfe eines jederzeit verfügbaren Minimums an Ausrüstung und Einsatzkräften die elementaren Sicherheitsfunktionen eines Kraftwerks in Katastrophenfällen zu garantieren. Eine Reihe von Kraftwerksbetreibern habe sich schon entschlossen, dieses Konzept anzuwenden. Allerdings seien etliche an den Stresstests beteiligte Experten der Auffassung, das Konzept müsse noch genauer ausgearbeitet werden, bevor es als europaweit einzusetzendes Referenzmodell dienen könne.
<p><b>Internationaler Aktionsplan</b><p> In einer gemeinsamen Aussendung zum Stresstest-Endbericht schlugen die ENSREG und die Europäische Kommission einen Aktionsplan vor, der auf der Ebene der Nationalstaaten, der EU und der internationalen Staatengemeinschaft umgesetzt werden soll. Dieser umfasst unter anderem die Implementierung der Maßnahmen, die im Endbericht empfohlen werden und die Umsetzung des Plans der Internationalen Atomenergieagentur zur Verbesserung der Sicherheit von Kernkraftwerken. Der Endbericht zu den Stresstests wird dem Europäischen Rat bei dessen Tagung im Juni zur Information vorgelegt. Die EU-Kommission wird dem Rat eine Kommunikation zu dem Bericht und dem gemeinsam mit der ENSREG erarbeiteten Aktionsplan übermitteln.
Kooperative Forschungsinstitute präsentieren Technologie-Roadmap
<a href=http://www.acr.at>ACR</a>, ein Netzwerk aus 17 außeruniversitären kooperativen Forschungsinstituten, hat ein Werkzeug entwickelt, das KMU helfen soll, zukünftige technologische Entwicklungen abzuschätzen. Das „Innovationsradar“ ist auf die Themenfelder Nachhaltiges Bauen, Umwelttechnik & Erneuerbare Energien, Lebensmittelqualität & -sicherheit sowie Produkte, Prozesse, Werkstoffe fokussiert.
Entstanden ist mit Unterstützung des Wirtschaftsministeriums eine Publikation, die mithilfe der Methode des Technologie-Roadmappings große Entwicklungspfade die auf diesen vier Schwerpunktgebieten nachzeichnet. Die Ergebnisse wurden aus bereits vorhandenen Roadmaps sowie zusätzlichen Expertenbefragungen gewonnen. Für Konzept und Koordination waren dabei das ACR-Institut KMU-Forschung Austria sowie die ACR-Geschäftsstelle verantwortlich.
ACR ist ein Netzwerk von 17 außeruniversitären kooperativen Forschungsinstituten der österreichischen Wirtschaft – mit jährlich über 23.000 Aufträgen. Als Innovationsbegleiter und Forschungsexperte für KMU bieten die Partnerinstitute angewandte F&E, Technologietransfer, Förderberatung sowie hochwertiges Prüfen & Messen. 2010 erwirtschaftete das ACR-Netzwerk einen Umsatz von mehr als 51 Mio. EUR. Fast 80 Prozent der Leistungen wurden für kleine und mittlere Unternehmen erbracht.
Das Innovationsradar wird kostenfrei auf http://www.acr.at zur Verfügung gestellt.
Organisches Wachstum bei Boehringer Ingelheim
Das Pharma-Unternehmen <a href=http://www.boehringer-ingelheim.com>Boehringer Ingelheim</a> konnte seinen Umsatz 2011 um 6,2 Prozent auf 13,2 Milliarden Euro steigern. Andreas Barner, Sprecher der Unternehmensleitung, sprach von einer Bestätigung der Strategie des organischen Wachstums.
77 Prozent der Umsatzerlöse erzielte das nach wie vor in Familienbesitz befindliche Unternehmen mit verschreibungspflichtigen Medikamenten. Vor allem die Markteinführung des oralen Gerinnungshemmers Pradaxa, der 2011 einen Umsatz von 629 Millionen Euro erzielte, hat laut Unternehmensleitung maßgeblich zum Wachstum beigetragen. Daneben konnte mit den Produkten Spiriva, Micardis und Combivent ein „erfreuliches Wachstum“ erzielt werden. In seinen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten setzt Boehringer vor allem auf die Therapiegebiete Diabetes, Onkologie, Hepatitis-C, idiopathische Lungenfibrose sowie Atemwegserkrankungen.
Auch das in Wien ansässige Boehringer Ingelheim Regional Center Vienna (RCV), das die Geschäftsverantwortung für mehr als 30 Länder in der CEE-Region trägt, konnte zulegen. Der Umsatz stieg um 10,3 Prozent auf 736,2 Millionen Euro. Die Forschungsaufwendungen (in Wien ist das Forschungszentrum für Onkologie im weltweiten Unternehmensverband untergebracht) stiegen um 12,8 Prozent auf 161,3 Millionen Euro. Erfreulich entwickelte sich auch die Zahl der Mitarbeiter, die um 5,6 Prozent auf rund 3.000 erhöht werden konnte.
Lange Nacht der Forschung 2012
Am Freitag, den 27. April findet in 24 Regionen in acht Bundesländern die fünfte <a href=http://www.lnf2012.at>„Lange Nacht der Forschung“</a> statt. An insgesamt 1.382 Stationen an 184 Standorten wird das gesamte Spektrum österreichischer Wissenschafts- und Innovationsleistung gezeigt.
Mit dem Burgenland, Kärnten, Oberösterreich, Niederösterreich, Salzburg, der Steiermark, Vorarlberg und Wien sind in diesem Jahr acht von neun Bundesländern an der Großveranstaltung beteiligt. Einzig Tirol entschied sich, ein analoges Event (die <a href=http://www.tiroler-forschungsnacht.at>Tiroler Nacht der Forschung, Bildung und Innovation</a>) am Samstag stattfinden zu lassen, was mit größerer Familienfreundlichkeit dieses Termins begründet wurde. Gegenüber der Langen Nacht der Forschung 2010, im Rahmen der 30 Stationen in fünf Bundesländern vorbereitet waren, ist die diesjährige Ausgabe mehr als dreimal so groß.
Das Wirtschafts- und das Wissenschaftsministerium unterstützen die Initiative. „Wir wollen die steigende Bedeutung von Ideenreichtum und Erfindergeist für den Standort Österreich aufzeigen“, sagte dazu Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner. „Wissenschaft und Forschung initiieren wichtige gesellschaftliche, soziale, kulturelle und ökonomische Prozesse“, erklärte ergänzend Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle in einer gemeinsamen Presseaussendung.
Hoher Anteil an beteiligten Unternehmen
An der Langen Nacht der Forschung nehmen viele unterschiedliche Institutionen teil: Rund 40 Prozent der 1.382 Stationen werden von Universitäten und Fachhochschulen betrieben, beachtliche 20 Prozent kommen aus Unternehmen, auch viele KMU sind beteiligt. Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sind mit 15 Prozent vertreten, dazu kommen Museen und andere Institutionen, die mit Forschung zu tun haben.
Die Veranstaltung beginnt je nach Standort an 16 Uhr und läuft oft bis weit in die Nacht hinein. In vielen Regionen wird ein eigenes Programm für Kinder und Jugendliche vorbereitet. Vieles, was im Rahmen der Langen Nacht gezeigt wird und ausprobiert werden kann, ist sonst nicht öffentlich zugänglich.
April 23rd
Nestlé übernimmt Pfizers Geschäft mit Babynahrung
Der Schweizer Lebensmittelkonzern <a href=http://www.nestle.com>Nestlé</a> wird, vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden, die Babynahrungs-Sparte von <a href=http://www.pfizer.com>Pfizer</a> übernehmen. Nestlé hatte 11,85 Milliarden Dollar geboten und sich damit gegen ein Konsortium aus Danone und Mead Johnson durchgesetzt.
Pfizer hatte schon im vergangenen Sommer bekanntgegeben, sich von dem Geschäft trennen zu wollen, was der Strategie des Pharma-Riesen, sich auf sein Arzneimittel-Kerngeschäft zu fokussieren, entspricht. Aus Börsenkreisen ist zu hören, dass man zunächst mit einem etwas niedrigeren Preis gerechnet hatte. Dass die Schweizer nun tiefer in die Tasche greifen, könnte sich aber langfristig rentieren.
Schon heute setzt Nestlé umgerechnet 5,4 Milliarden Euro mit Kleinkindernahrung um, das Umsatzpotenzial, das durch Pfizer Nutrition dazukommt, wird auf 2,4 Miliiarden US-Dollar geschätzt. Marktforscher rechnen weltweit mit einem deutlichen Wachstum dieses Segments. Die Neue Zürcher Zeitung zitierte zudem Analysten, die von guten Margen und einem hohen Umsatzanteil in Schwellenländern sprachen.
April 20th
„Technik-Nobelpreis“: Linux trifft Stammzellenforschung
Der Stammzellenforscher Shinya Yamanaka und Linux-Erfinder Linus Torvalds wurden mit dem Millennium Technology Prize 2012 ausgezeichnet. Das Preisgeld für den zuweilen als „Nobelpreis der Technik“ bezeichneten Preis beträgt insgesamt 1,1 Millionen Euro.
Yamanaka hat eine Methode entwickelt, mit der man pluripotente Stammzellen durch Induktion aus gewöhnlichen Zellen herstellen kann. Seine Arbeiten eröffneten der medizinischen Forschung die Möglichkeit, die Eigenschaften von Stammzellen zu nutzen ohne auf die ethisch umstrittenen embryonalen Stammzellen zurückgreifen zu müssen. Gegenwärtig ruhen besonders auf der Forschung an implantierbarem Gewebe für die regenerative Medizin oder die Bekämpfung von Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Morbus Alzheimer große Hoffnungen.
Torvalds, der der Hauptpreisräger ist, wird für die Entwicklung des Open-Source-Betriebssystems Linux ausgezeichnet. Die freie Verfügbarkeit von Linux über das World Wide Web löste eine Kettenreaktion an kontinuierlichen Verbesserungen auf, die sich bis heute auf ein Äquivalent von rund 73.000 Mahnjahren aufsummiert haben.
Übernahme von Illumina gescheitert
Roche hat seinen Versuch, das auf Gensequenzierung spezialisierte US-Unternehmen Illumina zu übernehmen, aufgegeben. Nachdem von der Illumina-Generalversammlung alle Vorschläge des Schweizer Pharma-Unternehmens abgelehnt worden waren, gab dieses bekannt, sein Angebot nicht über die Frist von 20. April, 18 Uhr, hinaus zu verlängern.
Roche hatte im vergangenen Jahr zunächst 40 Dollar pro Aktie geboten und sein Angebot zuletzt auf 51 Dollar pro Aktie erhöht. Das Illumina-Management erachtete die so erreichbare Übernahmesumme von 6,8 Milliarden US-Dollar aber für zu niedrig. Als Bedingung für eine weitere Erhöhung wollte Roche in die Bücher Einsicht nehmen und in detailliertere Verhandlungen eintreten. Auch dies entsprach aber nicht den Plänen von Illumina-CEO Jay Flatley. Zuletzt hatte Roche versucht, durch eigene Kandidaten für den Aufsichtsrat einen Umschwung in der Haltung der US-Schmiede herbeizuführen, was die Aktionäre aber ablehnten.
Roches Ziele hinter dem Übernahmeversuch
Jerry Isaacson vom Business-Intelligence-Unternehmen Global Data analysierte, dass es für Roche keinen Sinn ergeben hätte, die Übernahme auf feindlichem Weg zu erreichen. Das Pharma-Unternehmen sei daran interessiert gewesen, das Sequenzierungs-Know-how von Illumina für die eigene Entwicklung von Pharmazeutika und Diagnostik zu nutzen. Dafür wäre die Weiterführung des kalifornischen Spezialiten als eigene Einheit mit eigenem Management sinnvoll gewesen. Eine feindliche Übernahem hätte, so Isaacson, diese Pläne unmöglich gemacht.
April 19th
Biotechnologische Herstellung von Synthesekautschuk
Der Chemiekonzern <a href=http://lanxess.com>Lanxess</a> ist eine Kooperation mit dem Biotechnologie-Unternehmen <a href=http://www.evocatal.com>Evocatal</a> eingegangen. Ziel ist die Entwicklung von Verfahren zur Produktion von Kautschuk-Vorstufen aus in Europa verfügbarem biogenem Material.
Die Zusammenarbeit ist Teil des vom deutschen Landwirtschaftsministerium geförderten Projekts „ThRuBio“ (steht für Thermoplastics and Rubber via Biotechnological Synthesis), das von einem Forschungskonsortium bestehend aus Evonik, Lanxess und TU München getragen wird. Gemeinsam mit Evocatal sollen neue Synthesewege identifiziert und geeignete Biokatalysatoren entwickelt werden.
Evocatal ist ein 2006 gegründetes Spin-off der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, das gebrauchsfertige Enzyme und chirale Feinchemikalien anbietet und biokatalytische Prozesse nach Kundenanforderung entwickelt. Zu den Schlüsseltechnologien des Unternehmens gehören Metabolic Engineering, Proteinexpression, Stammdesign und die Fermentation von chiralen Verbindungen im kommerziellen Maßstab.
Krach um Transparenzrichtlinie
19.04.12
von
Klaus Fischer
Künftig sollen die EU-Mitgliedsstaaten binnen 180 Tagen nach Antragstellung entscheiden, ob den Patienten die Kosten für ein neues Medikament erstattet werden und falls ja, wie hoch der Preis des Medikaments sein darf. Für Generika gilt eine Frist von 30 Tagen, wenn den Patienten die Kosten für das Originalmedikament bereits erstattet werden bzw. dessen Preis festgesetzt wurde. Das sieht ein Entwurf der EU-Kommission für eine Überarbeitung der sogenannten Transparenzrichtlinie vor. Überdies sollen die Mitgliedsstaaten eine „Stelle“ einrichten, die dem Antragssteller Schadenersatz zuspricht, wenn die zuständigen Behörden diese Fristen überschreiten. Außerdem hat der betreffende Staat in solchen Fällen Zwangsgeld zu bezahlen, das nach der Dauer der Fristüberschreitung berechnet wird. Vorgesehen ist auch, dass die EU-Mitgliedsstaaten der Kommission regelmäßig über ihre einschlägigen Entscheidungen sowie die dafür benötigte Zeit berichten. Geplante Maßnahmen hinsichtlich Kostenerstattung und Preisfestsetzung müssen dem Vorschlag zufolge bei der Kommission notifiziert werden, um sicherzustellen, dass sie dem EU-Recht entsprechen.
„Unzulässiger Eingriff“
Gesundheitsminister Alois Stöger sowie die im Nationalrat vertretenen Parteien lehnen den Vorschlag ab. Sie sehen darin einen unzulässigen Eingriff der Kommission in die Rechte der Mitgliedsstaaten. Mehrere Parlamentarier kritisierten auch, der Entwurf diene ausschließlich der Pharmaindustrie und deren finanziellen Anliegen. Sie beschlossen eine „Subsidiaritätsrüge“, also eine begründete Stellungnahme zu dem Entwurf, in der sie ihre Ablehung kundtaten.
Stöger selbst sagte, der Vorschlag der Kommission führe zu einem „enormen administrativen Mehraufwand“ und zu höhere Medikamentenkosten für die Krankenkassen. Sein Argument: Es bleibe zu wenig Zeit für Preisverhandlungen. Auch könne die Pharmaindustrie jederzeit Preiserhöhungen beantragen. Darüber hinaus brauche Österreich keine „gerichtsartigen Rechtsmittelinstanz, die bei einer Überschreitung der Entscheidungsfristen den Pharmafirmen Schadenersatz zusprechen können soll.“ Die Kommission stelle die Interessen der Pharmaindustrie vor jene „eines geordneten Gesundheitswesens“, fügte Stöger hinzu.
Kritik „ins Leere“
Jan Oliver Huber, der Generalsekretär des Pharmaverbandes Pharmig, sprach dagegen von einem „Missverständnis“. Der Kommission gehe es ausschließlich um kürzere Entscheidungsfristen für die nationalstaatlichen Behörden. Wie diese entscheiden, bleibe weiterhin ihnen überlassen. Er könne deshalb die Kritik Minister Stögers nicht nachvollziehen, insbesondere, was angebliche Kosten durch die Neuregelung betreffe. Außerdem könnten Unternehmen die EU-Mitgliedsstaaten schon jetzt auf Schadenersatz klagen, wenn diese EU-Recht verletzen. Auch die „Subsidiaritätsrüge“ der Parlamentarier geht Huber zufolge „ins Leere“.
Seiten