Archive - 2024

July 17th

COVID-19: Gerichtsurteil gegen EU-Kommission 

Zu Unrecht verwehrte die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen EU-Abgeordneten und Privatpersonen Einblick in Entschädigungsklauseln und Dokumente zur Beurteilung von Interessenkonflikten, entschied das Gericht der EU in erster Instanz. 

 

Die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen gewährte der Öffentlichkeit „keinen hinreichend umfassenden Zugang zu den Verträgen über den Kauf von Impfstoffen gegen COVID-19“. Das betont das Gericht der EU in zwei Urteilen, die es am 17. Juli veröffentlichte. Laut einer diesbezüglichen Aussendung schloss die Kommission 2020 und 2021 Verträge mit Pharmaunternehmen wie Pfizer und Astrazeneca über die Lieferungen großer Mengen an Impfstoffen: „Schnell wurden rund 2,7 Milliarden Euro freigegeben, um eine verbindliche Bestellung von über einer Milliarde Impfstoffdosen aufzugeben.“

 

Angesichts dessen beantragten mehrere Abgeordnete zum EU-Parlament, aber auch Privatpersonen, Zugang zu den Verträgen sowie zu bestimmten damit zusammenhängenden Dokumenten. Sie wollten sich damit Klarheit über die Bestellungen verschaffen und sich „von der Wahrung des öffentlichen Interesses überzeugen“. Allerdings bereinigte die Kommission die fraglichen Texte, bevor sie sie zugänglich machte. Aus diesem Grund erhoben die Antragsteller Klage beim Gericht der EU. 

 

Kein ausreichender Zugang 

 

Dieses stellte nun fest, dass die Kommission den Antragstellern keinen ausreichenden Zugang zu den in den Verträgen enthaltenen Schadenersatzklauseln einräumte. Diese sahen unter anderem vor, dass Mitgliedsstaaten der EU die Pharmakonzerne für allfällige Schadenersatzzahlungen unter bestimmten Voraussetzungen ihrerseits zu entschädigen hätten. „Die Kommission hat nicht dargetan, dass ein weitergehender Zugang zu diesen Klauseln die geschäftlichen Interessen dieser Unternehmen tatsächlich beeinträchtigen würde. Auch hat die Kommission nicht hinreichend erläutert, inwiefern der Zugang zu den Definitionen der Begriffe ‚vorsätzliches Verschulden‘ und ‚alle möglichen und zumutbaren Anstrengungen‘ in bestimmten Verträgen sowie zu den Vertragsbestimmungen über die Schenkung und den Weiterverkauf von Impfstoffen diese geschäftlichen Interessen konkret und tatsächlich beeinträchtigen könnte“, heißt es in der Aussendung. 

 

Ferner akzeptierte das Gericht die Entscheidung der Kommission nicht, den Zugang „zu den Erklärungen der Mitglieder des Verhandlungsteams für den Kauf der Impfstoffe über das Nichtvorliegen von Interessenkonflikten teilweise zu verweigern“. Es sei notwendig, die Namen und die Funktion der Betreffenden zu kennen, um zu prüfen, ob Interessenkonflikte vorliegen. 

 

Das Gericht der EU entscheidet in erster Instanz. Eine Berufung der Kommission beim Gerichtshof der EU ist daher zulässig.


 

July 11th

Agrana in „herausforderndem Marktumfeld“

Der Gewinn des Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzerns war im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024|25 um 57,6 Prozent niedriger als im Vorjahr. Das Fruchtgeschäft lief gut, das Stärkegeschäft weniger. Im Segment Zucker war das EBIT negativ. Auch der Ausblick ist unerfreulich. 

 

Mit einem „herausfordernden Marktumfeld“ sah sich der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern Agrana im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024|25 konfrontiert. Seine Umsatzerlöse sanken gegenüber dem Vergleichszeitraum des Jahres 2023|24 zwar nur um 2,3 Prozent auf 944,3 Millionen Euro. Doch das EBITDA verringerte sich um 38,4 Prozent auf 55,8 Millionen Euro, das Betriebsergebnis (EBIT) sogar um 49,1 Prozent auf 32,3 Millionen Euro. Der Quartalsgewinn (Konzernergebnis) schließlich belief sich auf 16,1 Millionen Euro, um 57,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. 

 

Vorstandschef Stephan Büttner konstatierte, die Agrana sei „nach dem soliden Jahresergebnis 2023|24 wie erwartet schwächer ins Geschäftsjahr 2024|25 gestartet. Der deutliche Ergebnisrückgang war auf das sehr herausfordernde Marktumfeld im Zucker- und Stärkesegment zurückzuführen, wo die Verkaufspreise gesunken sind. Die Geschäftsentwicklung im Segment Frucht verlief hingegen besser und führte in diesem Geschäftsbereich zu einem deutlichen EBIT-Anstieg“.

 

Gute Früchte 

 

Positiv entwickelte sich das größte Segment, Frucht. Der Umsatz wuchs um 3,6 Prozent auf 415,6 Millionen Euro, das EBIT um 10,7 Prozent auf 27,0 Millionen Euro. Laut dem Quartalsbericht war das Ergebnis beim Geschäft mit  Fruchtzubereitungen „deutlich“ besser als im Vorjahr. Dies führt die Agrana „unter anderem auf eine positive Geschäftsentwicklung in den europäischen Regionen (inklusive Ukraine) und in Mexiko“ zurück. 

 

Im Segment Stärke dagegen fiel der Umsatz um 16,3 Prozent auf 265 Millionen Euro, das EBIT sogar um 57,5 Prozent auf 9,4 Millionen Euro. Die Agrana begründete dies mit gesunkenen Rohstoff- und Energiepreisen, die sich entsprechend „auf die Verkaufspreise des gesamten Stärkeportfolios“ auswirkten. Als Beispiel nennt die Agrana die um rund 25 Prozent gefallenen Ethanolpreise. 

 

Das Segment Zucker schließlich verbuchte zwar einen Umsatzanstieg um 6,2 Prozent auf 263,2 Millionen Euro. Doch musste der Konzern einen EBIT-Verfall um 124,1 Prozent und damit einen Verlust von 4,1 Millionen Euro hinnehmen. Als Grund hierfür nannte die Agrana die „deutlich niedrigeren Zuckerverkaufspreise. Insbesondere in den durch die ukrainischen Importe stark betroffenen Regionen gab es Preisdruck“.

 

Ausblick unerfreulich 

 

Unerfreulich ist auch der Ausblick. Der Umsatz der Gruppe dürfte von 3,78 Milliarden Euro moderat und damit laut der konzerninternen Terminologie um etwa fünf bis zehn Prozent zurückgehen. Beim EBIT, das sich im Geschäftsjahr 2023|24 auf 151,0 Millionen belaufen hatte, ist dagegen ein „deutlicher“ Rückgang um zehn bis 50 Prozent zu erwarten.

 

Positiv entwickeln dürfte sich das Segment Frucht mit einem stabilen Umsatz von etwa 1,57 Milliarden Euro. Beim EBIT wird ein „deutlicher Anstieg“ erwartet, der bis zu 50 Prozent betragen könnte. Im Segment Stärke rechnet die Agrana mit einem moderaten Rückgang des Umsatzes sowie einem deutlichen Fall des EBIT. Im Segment Zucker soll der Umsatz deutlich sinken, das EBIT sogar sehr deutlich. 


 

July 10th

Ligand übernimmt Apeiron

Das Wiener Biotech-Unternehmen geht um 100 Millionen Euro an den kalifornischen Pharmafinanzierer und Technologiebereitsteller.

 

Um 100 Millionen US-Dollar (92,4 Millionen Euro) übernimmt das Pharmafinanzierungs- und Technologiebereitstellungsunternehmen Ligand Pharmaceuticals die Wiener Apeiron Biologics. Laut einer Aussendung der Apeiron beschlossen dies deren Aktionäre. Sie erhalten ferner zusätzliche Zahlungen von umgerechnet bis zu 26 Millionen Euro, wenn die Lizenzgebühren für den monoklonalen Antikörper Qarziba bis 2030 respektive 2034 bestimmte nicht genannte Schwellenwerte überschreiten. Rechtskräftig wird das Geschäft nach Ablauf „einer 30-tägigen Einspruchsfrist der Aktionäre und anderen üblichen Abschlussbedingungen“, teilte die Apeiron mit.

 

Der Vorstandschef des Unternehmens, Peter Llewellyn-Davies, sprach von einem „ermutigenden Signal für die gesamte österreichische Biotechnologiebranche“. Dieses beweise „das große Potenzial der forschenden Biotechnologie-Unternehmen in Österreich. Die Übernahme durch Ligand stellt zudem einen der größten Exits eines privaten österreichischen Biotech-Unternehmens in den letzten Jahren dar“.

 

Die Ligand hat ihren Hauptsitz in der Hafenstadt San Diego im US-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien. Im Jahr 2023 erwirtschaftete sie einen Umsatz von 121,3 Millionen Euro sowie einen Nettogewinn von knapp 50 Millionen Euro. Ein wesentlicher Teil der Einnahmen der Ligand entfällt auf Lizenzgebühren (Royalties). Eines ihrer wichtigsten Produkte ist das Cyclodextrin Captisol.

 

 

 

 

 

 

June 18th

Chemieindustrie: Einigung auf neuen Kollektivvertrag 

Die Löhne und Gehälter steigen rückwirkend ab 1. Mai um 6,33 Prozent, ebenso die Lehrlingseinkommen und die Schichtzulagen. Laut den Arbeitgebern ist dies „wirtschaftlich gerade noch tragbar“. 

 

In der siebten Verhandlungsrunde einigte sich der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) mit den Gewerkschaften PRO-GE und GPA auf den neuen Kollektivvertrag. Dieser gilt rückwirkend ab 1. Mai für zwölf Monate. Laut dem FCIO steigen die Löhne und Gehälter um 6,33 Prozent, höchstens aber um 316,50 Euro. Auch die Lehrlingseinkommen erhöhen sich um 6,33 Prozent. Den Gewerkschaften zufolge werden „die Schichtzulagen ebenso um 6,33 Prozent angehoben“. Sie verwiesen ferner auf die „Erhöhung der Aufwandsentschädigungen und Messegelder um 5,5 Prozent“. 

 

Der Chefverhandler des FCIO, Semperit-Personalchef Berthold Stöger, sprach von einem „Kollektivvertragsabschluss, der mit einer durchschnittlichen Auswirkung von 5,54 Prozent für die Unternehmen der Branche wirtschaftlich gerade noch tragbar ist und durch die soziale Staffelung für die Beschäftigten eine weiterhin faire Entlohnung bedeutet“. Stöger zufolge waren die Verhandlungen „vor dem Hintergrund der anhaltenden Unsicherheiten heuer besonders herausfordernd. Umso wichtiger ist es, dass wir uns mit den Arbeitnehmervertretern einigen konnten“. Insgesamt gesehen, seien die Verhandlungen „intensiv und konstruktiv“ gewesen. Während der Verhandlungen hatte Stöger die Gewerkschaften aufgerufen, „mehr Verständnis für die dramatisch schlechte wirtschaftliche Situation unserer Branche“ zu zeigen und gewarnt, bei weiteren Kostensteigerungen für die Unternehmen sei „die Abwanderung produzierender Betriebe aus Österreich“ nicht auszuschließen. Einen Automatismus, durch Lohnerhöhungen die Inflation auszugleichen, könne es nicht geben: „Wir können nur verteilen, was vorher in den Betrieben verdient wurde - und daran ändern auch Streiks nichts.“


Stöger zufolge gehören die in der Chemieindustrie Beschäftigten zu den bestbezahlten Arbeitnehmern Österreichs sowie zu den „Spitzenreitern bei Zulagen und Zuschlägen“. In den vergangenen beiden Jahren seien die Löhne und Gehälter um insgesamt rund 15,3 Prozent erhöht worden.  

 

Zufrieden äußerten sich die Verhandlungsleiter der Gewerkschaften, Alfred Artmäuer (PRO-GE) und Günther Gallistl (GPA): „Aufgrund des aktuell schwierigen wirtschaftlichen Umfelds für die Branche haben wir in sehr herausfordernden und langwierigen Verhandlungen einen vertretbaren Abschluss erreicht, der die Kaufkraft der Beschäftigten absichert. Der Abschluss wurde erkämpft, der Zusammenhalt der Betriebsrät:innen und der Beschäftigten sowie die Warnstreiks haben Wirkung gezeigt.“ 

 

June 7th

Chemie-Kollektivvertrag: Weiter keine Einigung 

Die Arbeitgeber warnen vor der Abwanderung von Betrieben infolge weiterer Kostensteigerungen. Ihnen zufolge kann es keinen automatischen Inflationsausgleich durch Einkommenserhöhungen geben. Die Gewerkschaften zeigen sich kampfbereit. 

 

Auch die sechste Runde der Verhandlungen über den neuen Kollektivvertrag für die Bediensteten der österreichischen Chemieindustrie blieb ohne Einigung. Berthold Stöger, der Verhandlungsleiter im Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) und Personalchef von Semperit, rief die Arbeitnehmerseite auf, „mehr Verständnis für die dramatisch schlechte wirtschaftliche Situation unserer Branche“ zu zeigen. Stöger zufolge ist bei weiteren Kostensteigerungen für die Unternehmen „die Abwanderung produzierender Betriebe aus Österreich“ nicht auszuschließen. Einen Automatismus, durch Lohnerhöhungen die Inflation auszugleichen, kann es laut Stöger nicht geben: „Wir können nur verteilen, was vorher in den Betrieben verdient wurde - und daran ändern auch Streiks nichts.“

 

Stöger zufolge gehören die in der Chemieindustrie Beschäftigten zu den bestbezahlten Arbeitnehmern Österreichs. In den vergangenen beiden Jahren seien die Löhne und Gehälter um insgesamt rund 15,3 Prozent erhöht worden. „Kein Verständnis“ hat Stöger daher für die Ablehung des neuesten Angebots der Arbeitgeber. Diesem zufolge sollten die Einkommen bis 4.000 Euro um 6,0 Prozent steigen, höhere Löhne und Gehälter in etwas geringerem prozentuellem Ausmaß. Stöger forderte die Gewerkschaften PRO-GE und GPA auf, „an den Verhandlungstisch“ zurückzukehren: „Wir wollen konstruktiv und lösungsorientiert verhandeln. Unsere Türen stehen offen.“ Die siebte Verhandlungsrunde ist für den 17. Juni angesetzt. 

 

Gewerkschaften kampfbereit 

 

Seitens der Gewerkschaften hieß es, das Angebot der Arbeitgeber liege „immer noch weit unter der durchschnittlichen Inflationsrate der letzten zwölf Monate“ und sei daher unannehmbar. Aus diesem Grund fänden ab sofort „zweistündige Warnstreiks“ statt: „Wir werden selbstverständlich die gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen auch weiter steigern, wenn in der nächsten Runde kein Abschluss zu Stande kommt.“

 

May 29th

OMV: Weiter Verhandlungen mit Adnoc

Nach wie vor gibt es keine Entscheidung bezüglich der Schaffung eines gemeinsamen internationalen Petrochemiekonzerns, hieß es bei der OMV-Hauptversammlung.

 

Die Verhandlungen zwischen der OMV und der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) über die Schaffung eines internationalen Petrochemiekonzerns sind nach wie vor im „ergebnisoffenen“ Gange. Das berichteten der Generaldirektor der OMV, Alfred Stern, und deren für den Geschäftsbereich „Chemicals & Materials“ zuständige Vizepräsidentin Daniela Vlad bei der Hauptversammlung am 28. Mai in Wien. Vlad kündigte an, die OMV werde „zu gegebener Zeit“ über den Stand der Gespräche berichten. Stern ergänzte, bei einem allfälligen erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen sei keine außerordentliche Hauptversammlung geplant, ebensowenig wie eine Änderung der Konzernstrategie, die primär auf die Forcierung des Chemiegeschäfts sowie verstärkte Aktivitäten im Bereich Kreislaufwirtschaft ausgerichtet ist.

 

Bekanntlich plant die OMV, den Kunststoffkonzern Borealis, an dem sie 75 Prozent hält, in das in Verhandlung befindliche Gemeinschaftsunternehmen mit der Adnoc einzubringen. Die Adnoc wiederum würde diesem ihren Tochterkonzern Borouge zuführen. In seiner Rede vor der Hauptversammlung hatte Generaldirektor Stern das Thema nicht angesprochen. Auch Finanzvorstand Reinhard Florey hatte sich dazu nicht geäußert.

 

Florian Beckermann, der Vorstand des Interessenverbands für Anleger (IVA), der rund 2.000 Aktionäre mit 65 Millionen Aktien vertritt, konstatierte bei der Hauptversammlung, bei der geplanten Transaktion handle es sich um „eine der größten Entscheidungen in der Geschichte der OMV überhaupt. Wir sollten dabei sein, aber auf Augenhöhe“.

 

Verhandlungsleiter im Aufsichtsrat

 

Bei der Hauptversammlung wurden der Downstream-Chef der Adnoc, Khaled Salmeen, sowie der Finanzchef des Konzerns, Khaled Al Zaabi, in den Aufsichtsrat der OMV gewählt. Sie übernahmen die Mandate von Alyazia Ali Al Kuwaiti sowie Saeed Al Mazrouei. Salmeen leitet die Verhandlungen zwischen der OMV und der Adnoc bezüglich des geplanten Gemeinschaftsunternehmens. Bei seiner Vorstellung gegenüber den OMV-Aktionären sprach er von „Herausforderungen“, aber auch „vielen Chancen“ für den österreichischen Konzern. Ähnlich äußerte sich Al Zaabi.

 

Bei der Wahl in den Aufsichtsrat erhielt Salmeen mit rund 236,8 Millionen die wenigsten Ja-Stimmen der vier neuen Aufsichtsratsmitglieder. Außer ihm und Al Zaabi sind dies die aus Bregenz stammende Chemikerin und Unternehmensbeteiligungs-Spezialistin Dorothée Deuring sowie der künftige Chef der in Hamburg ansässigen Skyborn Renewables GmbH, Patrick Lammers, der derzeit im Vorstand des deutschen Energiekonzerns EOn unter anderem für das Endkundengeschäft zuständig ist. Al Zaabi bekam mit 243,2 Millionen Ja-Stimmen die zweitniedrigste Zustimmung. Gewählt sind die beiden Adnoc-Manager bis zum Ablauf der Hauptversammlung, die über das Geschäftsjahr 2026 beschließt und somit im Frühjahr 2027 stattfindet.

 

 

 

May 27th

70 Jahre Pharmig 

Im Zuge seiner heurigen Generalversammlung feierte der österreichische Pharmaindustrieverein ein rundes Jubiläum. Damals wie heute gilt das Motto „Verbundenheit wirkt“, betonte Präsident Ingo Raimon. 

 

Der österreichische Pharmaindustrieverein Pharmig hielt dieser Tage seine 70. Generalversammlung ab und feierte in einem Zuge sein 70jähriges Bestehen. Seine formelle Gründung erfolgte am 7. Oktober 1954 unter der Bezeichnung „Pharmig – Vereinigung pharmazeutischer Erzeuger Österreichs“. Wie die Vereinsbehörde am 11. Dezember des selben Jahres mitteilte, hatte der Verein sämtliche Auflagen des Allierten Rates einzuhalten. Er musste sich unter anderem verpflichten, „ein freies und unabhängiges Österreich zu stärken“. Ferner durfte er „keinerlei Tätigkeiten gegen die Besatzungsmächte“ richten – wobei solche Tätigkeiten freilich ohnedies nicht geplant waren. Wie Pharmig-Präsident Ingo Raimon bei der 70-Jahr-Feier betonte, arbeitet der Verein seither „an der besten Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln, einem guten Pharmastandort sowie der verstärkten Sichtbarkeit der Tätigkeit unserer Branche“. Das Motto der Feier, „Verbundenheit wirkt“, habe seit jeher gegolten und werde in Hinkunft noch größere Bedeutung gewinnen. 

 

Bundeskanzler Karl Nehammer lobte die Pharmig in einer Videobotschaft als Partner der (Gesundheits-)Politik, der sich nicht zuletzt während der COVID-19-Pandemie einmal mehr bewährt habe. Nehammer versicherte, sich weiterhin für die Stärkung des Life-Sciences- und Pharmastandorts einsetzen zu wollen. 

 

Von „Zeitenwende“ zu „Zeitenwende“

 

Gemeinsam unternahmen Raimon und Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog einen Streifzug durch die Geschichte des Vereins – vom Beschluss des Gesetzes über die Allgemeine Sozialversicherung (ASVG) am 9. September 1954 über den Startschuss für den Pharmig-Verhaltenskodex im Jahr 1963 aufgrund eines Beschlusses des europäischen Pharmaverbands, die Etablierung der Pharmakovigilanz 1968 infolge eines WHO-Programms, die Einführung der Pharmaberater-Prüfung 1974, das Inkrafttreten des Arzneimittelgesetzes 1980, die seit 1987 bestehende Generika-Preisregelung, den EU-Beitritt 1995, die Einführung des Erstattungskodexes und den Rahmen-Pharmavertrag 2005 bis zur Transparenzinitiative der Branche 2013/14, zur „Initiative Pharmastandort“ 2015, zur Serialisierung 2019 und zu den neuesten Entwicklungen, Stichwort Überarbeitung der EU-Arzneimittelgesetzgebung. „Die Aufgaben werden nicht weniger“, konstatierte Herzog.  

 

Raimon resümierte, um das Jahr 1954 habe sich eine weltweite „Zeitenwende“ begeben. Nun spiele sich wieder eine solche ab. In Entwicklung sei ein „multipolares“ weltpolitisches System, geprägt nicht zuletzt durch die zunehmenden Ansprüche der BRICS-Staaten, die „ihren Platz“ einforderten. Der Westen wiederum wolle seine dominierende Rolle behalten und werde dies tun, „wenn wir bei unserer wirtschaftlichen Stärke bleiben“. 

 

Unruhige Verhältnisse 

 

Dass künftig mit eher unruhigen Verhältnissen zu rechnen ist, konstatierten der Politikberater Thomas Hofer und der Meinungsforscher Peter Hajek. Hofer geht davon aus, dass die politische Entscheidungsfindung auf EU-Ebene „vielleicht noch komplizierter“ sein könnte als bereits derzeit. Populisten versuchten, das Bild einer Polarisierung zwischen „uns da unten“ und „denen da oben“ zu zeichnen, wobei die Pharmaindustrie „denen da oben“ zugerechnet werde. Umso wichtiger werde es für die Pharmaindustrie, mit einer Stimme zu sprechen, wie die Pharmig dies tue. Überdies gelte es, sich darüber klar zu werden, „dass man jederzeit zur Zielscheibe werden kann“. Angesichts der zunehmenden Emotionalisierung der politischen Kommunikation empfehle es sich, „positive Emotionen zu finden, mit denen man selbst kommunizieren kann“. 

Hajek zufolge ist nicht auszuschließen, dass im Nationalrat künftig sieben Parteien vertreten sein werden. Neben den derzeitigen Fraktionen (ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grüne und Neos) haben auch die Bierpartei sowie die KPÖ diesbezüglich Chancen. Sollte dies eintreten, dürfte sich auch bei einer Beteiligung der FPÖ keine mit einer absoluten Mehrheit ausgestattete Zweiparteienkoalition mehr zustande bringen lassen. In einer Drei- oder gar Vierparteienkoalition wiederum werde die Entscheidungsfindung schwierig. Hajek erwartet für diesen Fall „israelische Verhältnisse“ mit Neuwahlen im Abstand von zwei Jahren oder noch kürzeren Zeiträumen. Der Pharmig bleibe angesichts dessen nichts anderes übrig, als „ihre eigenen Positionen zu klären, was Sie sicher bereits getan haben, und zu schauen, wer die Ansprechpartner in den einzelnen Parteien sind“. 

 

Neue Vizepräsidentinnen 

 

Im Zuge der Generalversammlung bestätigten die Mitglieder der Pharmig Präsident Raimon sowie Vizepräsident Bernhard Wittmann in ihren Funktionen. Neu ins Präsidium gewählt wurden Elisabeth Keil, die Geschäftsführerin von Daiichi Sankyo Austria, und Nicole Daniela Schlautmann, die Geschäftsführerin der Pfizer Corporation Austria. Raimons Vorgänger als Pharmig-Präsident, Philipp von Lattorff, wurde zum Ehrenvorstandsmitglied gekürt.


 

 

April 26th

BASF: Gewinn sinkt um zwölf Prozent

Der deutsche Chemiekonzern verzeichnete im ersten Quartal niedrigere Absatzpreise als im Vorjahr sowie negative Währungseffekte. Mit Ablauf der Hauptversammlung am 25. April übergab Vorstandschef Martin Brudermüller seine Funktion an Markus Kamieth.

 

Der Umsatz des deutschen Chemiekonzerns BASF belief sich im ersten Quartal 2024 auf 17,55 Milliarden Euro, um 12,2 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Jahres 2023. Das EBITDA sank um 5,6 Prozent auf 2,65 Milliarden Euro, das EBIT um 9,5 Prozent auf 1,69 Milliarden Euro. In Summe ergab sich ein Gewinn von 1,41 Milliarden Euro, was einem Rückgang um 12,1 Prozent entspricht. Der Konzern begründete dies mit niedrigeren Absatzpreisen sowie negativen Währungseffekten. Für das Gesamtjahr erwartet die BASF weiterhin ein EBITDA von 8,0 bis 8,6 Milliarden Euro. Gegenüber 2023 wäre das ein Anstieg um 11,4 bis 19,8 Prozent.

 

Veröffentlicht wurden die Quartalszahlen am 25. April, dem Tag, an dem die BASF ihre Hauptversammlung über das Geschäftsjahr 2023 abhielt. Mit deren Ablauf legte Vorstandschef Martin Brudermüller seine Funktion zurück. Zum Quartalsergebnis bekundete er, die BASF sei „solide in das Jahr gestartet. Unser Geschäft steht margenseitig jedoch weiter unter Druck“. Brudermüller gab sich indessen überzeugt, das Unternehmen werde „wieder profitabel wachsen. Eine leichte Belebung der Nachfrage sehen wir bereits im ersten Quartal des laufenden Jahres“.

 

Brudermüllers Nachfolger Markus Kamieth konstatierte, die BASF müsse sich „weiter verändern. Dafür bauen wir auf unseren Erfolgen und Stärken auf. Zugleich setzen wir uns neue Prioritäten für die Zukunft. Wie das genau aussehen wird, darüber berichte ich Ihnen in einigen Monaten“. Von seinem Vorgänger erhielt Kamieth zum Einstand ein Radfahrleibchen mit dem BASF-Logo.

 

 

April 22nd

Konjunktur: IV sieht „zarte Silberstreifen“

Österreich könnte in den kommenden Monaten aus der Rezession zumindest in eine Stagnationsphase kommen. Wachsen dürfte die Wirtschaft aber erst 2025, hieß es bei der Präsentation des aktuellen Konjunkturbarometers.

 

Österreichs Industrie sei „in spannenden Zeiten“, konstatierte der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, bei der Präsentation des aktuellen Konjunkturbarometers seiner Institution. Zwar befinde sich der Sektor nach wie vor in einer Phase der Rezession, doch seien „zarte Silberstreifen“ erkennbar: „Womöglich wird es gelingen, in den kommenden Monaten zumindest in eine Stagnationsphase zu kommen.“ Ein sich selbst tragendes Wirtschaftswachstum werde es aber voraussichtlich erst 2025 geben.

 

Als „entscheidenden Punkt“ bezeichnete IV-Chefökonom Christian Helmenstein das Ansteigen der Aufträge aus dem Ausland. Noch nie sei Österreich in der Nachkriegszeit ohne Erholung der Exporte aus einer Rezession gekommen. Als hilfreich erachtet Helmenstein in diesem Zusammenhang die Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar um etwa drei Prozent. Dies trage dazu bei, den insgesamt auf der Industrie lastenden „Kostendruck“ zumindest einigermaßen zu mildern. Weiterhin angespannt bleibt laut Helmenstein die Lage auf dem Arbeitsmarkt: Im „produktiven Bereich“ sei mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit um rund 20 Prozent zu rechnen. Das bedeute nicht zuletzt eine „Rückwanderung“ ausländischer Arbeitskräfte in ihre Heimat sowie den Rückzug von Personen aus der Industrie in andere Branchen. „Das könnte dazu führen, dass uns die Arbeitskräfte fehlen, wenn wir sie beim erwarteten Anziehen der Konjunktur im kommenden Jahr wieder brauchen“, warnte Helmenstein.

 

Arbeitszeit verlängern

 

Neumayer zufolge ist es aus Sicht der IV notwendig, die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich um eine halbe Stunde pro Tag auf 41 Wochenstunden zu verlängern. Die Arbeitskosten seien in Österreich in den vergangenen Jahren stärker gestiegen als im europaweiten Durchschnitt, vor allem aber als in Deutschland, das zugleich der wichtigste Absatzmarkt und in vielen Bereichen der wichtigste Konkurrent ist. Überdies sinke der Fortschritt der Produktivität seit 1995 kontinuierlich. Daher müsse das Arbeitsvolumen erhöht werden: „Österreich ist kein Land der Faulpelze. Aber in Summe müssen wir mehr arbeiten, nicht weniger.“ Auf Anfrage der Redaktion konstatierte Neumayer, das Anliegen der IV sei, bei der Debatte um allfällige Arbeitszeitverkürzungen „auf die Stopptaste zu drücken. Deshalb greifen wir dieses Thema auf“.

 

Als erforderlich erachtet Neumayer auch Maßnahmen gegen den „Bürokratietsunami“ auf österreichischer und europäischer Ebene. Die IV plant in diesem Zusammenhang ein „Belastungsbarometer“, um die Kosten der Bürokratie für die Unternehmen zu quantifizieren.

 

Gasimporte sichern

 

Dringend nötig sind dem IV-Generalsekretär zufolge weiters Maßnahmen, um den Import russischen Erdgases auch über den 31. Dezember zu gewährleisten. An diesem Tag läuft der Gastransitvertrag der Ukraine mit Russland aus. Das Regime in Kiew bekundete mehrfach, eine Verlängerung werde es nicht geben. Neumayer forderte Energieministerin Leonore Gewessler auf, sich für die Schaffung eines Konsortiums von Gasversorgern aus Österreich, der Slowakei, Slowenien und Ungarn einzusetzen: „Das sind die Länder, die am meisten von einem Stopp der Gaseinfuhren aus Russland betroffen wären.“ Das Konsortium sollte mit politischer Unterstützung dieser Länder sowie in Abstimmung mit der EU-Kommission mit der Ukraine über die Fortsetzung der Transite verhandeln. Grundsätzlich gebe es von ukrainischer Seite entsprechende Bereitschaft, konstatierte Neumayer unter Bezugnahme auf ein Gespräch zwischen der IV-Führung und dem ukrainischen Energieminister German Galutschtschenko. Die Ukraine benötige die Transitgebühren. Russland wiederum sei an Einnahmen aus dem Export von Gas in die EU interessiert.

 

Überdies forderte Neumayer die rasche Ertüchtigung der West-Austria-Gasleitung (WAG), um Gasimporte aus Nordwesteuropa zu erleichtern. Für ein entsprechendes Vorhaben, den „WAG-Loop 1“ stellte Finanzminister Magnus Brunner Anfang März mindestens 70 Millionen Euro in Aussicht, nötigenfalls auch mehr. Die Kosten des „Loops“ belaufen sich auf etwa 180 bis 200 Millionen Euro. Neumayer zufolge ist die Ankündigung Brunners zu begrüßen: „Es wäre aber gut gewesen, das schon ver zwei Jahren zu machen.“ Nach derzeitigem Stand werde der Loop im Jahr 2027 in Betrieb gehen. Daher seien Gaseinfuhren aus Russland noch mindestens zwei Jahre lang unverzichtbar. 

 

Gewerkschaft sieht „Affront“

 

Eine prompte Reaktion auf die Forderung der IV nach Verlängerung der Arbeitszeit kam von der Vorsitzenden der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA), Barbara Teiber. Es handle sich um einen „Affront gegenüber den Arbeitnehmer:innen, die durch ihre Leistungsbereitschaft unser Land zu einem der reichsten Europas gemacht haben. Wenn man behauptet, das Problem unserer Wirtschaft sei, dass zu wenig gearbeitet werde, dann ist das eine bewusste Provokation oder ein Beweis dafür, dass man die Zeichen der Zeit nicht erkennt“.

April 19th

Boehringer Ingelheim RCV mit 2,45 Milliarden Euro Umsatz

Der Anstieg um rund 18 Prozent war auch durch Einmaleffekte bedingt, heißt es seitens Unternehmens. Die Zahl der in den 30 betreuten Ländern versorgten Patienten belief sich auf 6,6 Millionen und soll heuer auf über sieben Millionen steigen.

 

Das Boehringer Ingelheim RCV (Regional Center Vienna) erzielte im als erfolfreich bezeichneten Geschäftsjahr 2023 Gesamterlöse, also grob gesprochen Umsätze, von rund 2,45 Milliarden Euro. Dieser Anstieg um etwa 18 Prozent ist laut einer Aussendung des Unternehmens „jedoch durch Einmaleffekte (Ausbau des Vorratsbestandes in den RCV-Ländern) beeinflusst“. Zur Höhe der Einmaleffekte machte das RCV keine Angaben. Im größten Geschäftsbereich, Humanpharma, erwirtschaftete das RCV ein Umsatzplus um 4,9 Prozent auf 1,18 Milliarden Euro. Getragen wurde diese Entwicklung von starken Zuwächsen bei Jardiance, einem Mittel gegen Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz und chronische Nierenerkrankung sowie bei Ofev, einem Präparat gegen idiopathische Lungenfibrose (IPF) und andere Lungenkrankheiten. Mit Medikamenten gegen Tierkrankheiten setzte Boehringer Ingelheim RCV erstmals erstmals mehr als 200 Millionen Euro um, konkret waren es 200,2 Millionen. „Das Wachstum lag währungsbereinigt bei 13,3 Prozent und damit deutlich über dem Markt“, hieß es seitens des Unternehmens. Antiparasitika seien nach wie vor wichtige Wachstumsbringer für den gesamten Konzern.

 

Pavol Dobrocky, der das Boehringer Ingelheim RCV seit Jahresanfang als Generaldirektor leitet, konstatierte, das Unternehmen habe 2023 mit seinen knapp 4.700 Beschäftigten rund 6,6 Millionen Patienten in 30 Ländern in Mittel- über Osteuropa, Russland, der Schweiz und Israel versorgt. Heuer solle die Zahl der versorgten Patienten auf über sieben Millionen steigen. Mit Umsatzzuwächsen könne „sowohl in der Humanpharmazie als auch in der Tiergesundheit“ gerechnet werden.

 

Der Mutterkonzern habe in der Humanpharmazie 23 Wirkstoffe in Phase-1-Studien, 15 in Phase-2-Studien und sechs in Phase-3-Studien, hieß es in einer Aussendung. Vor allem im Bereich Onkologie seien „ in den nächsten Jahren“ Neuzulassungen zu erwarten: „Hier spielt der Standort Wien als unternehmenseigenes globales Zentrum für Krebsforschung eine besondere Rolle.“

 

 

 

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