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August 28th
Klima- und Energiepolitik: Rundumschlag der Wirtschaftskammer
28.08.24
von
Klaus Fischer
Die Bundessparte Industrie lässt kaum ein gutes Haar an den europäischen sowie österreichischen Vorgaben. Außer Belastungen für die Wirtschaft als „Fundament des Wohlstands“ brächten diese wenig, hieß es bei einer Pressekonferenz.
Die Position der Wirtschaftskammer (WKÖ) zur europäischen sowie österreichischen Energie- und Klimapolitik umrissen am 28. August der Umweltsprecher der Bundessparte Industrie, Robert Schmid, sowie Spartengeschäftsführer Andreas Mörk. Und weder der Inhalt noch der Ton der Ausführungen ließen an Klarheit zu wünschen übrig. Schmid betonte, die Wirtschaft und insbesondere die Industrie sei „das Fundament des Wohlstandes“ und damit die Basis aller Sozial- sowie Umweltpolitik. Indessen leide gerade die Industrie an einem „Bombardement an Angriffen, das das liberale Wirtschaften stört“. Die Bürokratie sei „ein Wahnsinn“, die Energie- und Klimapolitik weitestgehend verfehlt. Vehement verwahrte sich Schmid gegen den verschiedentlich an die WKÖ gerichteten Vorwurf, ein „Blockierer und Verhinderer“ zu sein. Das sei keineswegs der Fall: „Aber das Fundament des Wohlstands muss Bestand haben.“
Den EU-Emissionshandel (EU-ETS) bezeichnete Schmid als „Missgeburt“. Das ETS sei zu einem „spekulativen Instrument“ geworden, das für manche Akteure „furchtbare Kosten“ und für andere erhebliche Gewinne mit sich bringe. Seinen Zweck, die CO2-Emissionen zu verringern, erfülle das ETS indessen nicht. Statt dessen verteuerten die Kosten für die Emissionszertifikate die Produkte der Industrie und kurbelten damit die Inflation weiter an. „Und es wird intensiv daran gearbeitet, das noch blöder zu machen“, ergänzte Schmid. Er verwies in diesem Zusammenhang auf den Nationalen Klima- und Energieplan Österreichs (NEKP), den er als „Katastrophe“ bezeichnete. Der Grund: Der Plan umreißt, wie Österreich seine Emissionen außerhalb des ETS bis 2030 im Vergleich zu 2005 um 48 Prozent verringern kann. Vorgesehen ist, zwei Prozentpunkte oder bis zu 1,14 Millionen Tonnen pro Jahr durch eine Verlagerung in das ETS darzustellen. Das aber verteuere die CO2-Zertifikate und gehe damit wiederum zulasten der Wirtschaft. Auch die nationale CO2-Steuer müsse „auf den Prüfstand“.
Vollständige Dekarbonisierung unmöglich
Schmid resümierte, die „Vorgaben aus Brüssel“ hinsichtlich der Reduktion der CO2-Emissionen seien „sportlich. Und der Glaube, dass die österreichischen Politiker das vernunftnahe umsetzen, ist nicht vorhanden“. Statt dessen befürchte die Wirtschaft, „dass die Ökofundis Mist bauen“. Eine vollständige Dekarbonisierung der Industrie sei jedenfalls unmöglich, wenn diese weiter Bestand haben solle. Die CO2-Problematik lasse sich nur global in den Griff bekommen, aber auch das sei aller Wahrscheinlichkeit nach eine Illusion. Letzten Endes seien die Leidtragenden die Bürgerinnen und Bürger, die „Wohlstand verlieren“ würden.
In Hinblick auf die künftige österreichische Bundesregierung plädierte Schmid dafür, die Energie- und die Umweltagenden nicht mehr in einem Ministerium zusammenzufassen. Zurzeit werde nämlich die Energiepolitik „immer von der Umweltpolitik überdeckt“.
„Klare Ziele und Rahmenbedingungen“
Auf die sinngemäße Frage, worauf dies denn hinauslaufe, wenn nicht auf eine Blockadehaltung, bekannte sich Schmid zum „Green Deal“ der EU. Leider biete dessen Umsetzung etliche Interpretationsspielräume. Und Österreich sei nun einmal „Spezialist, die Dinge nicht gescheit zu machen“. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen müsse den Deal daher in Frage stellen. Selbstverständlich gelte es, klimapolitisch zu handeln. Die Industrie brauche aber klare und umsetzbare Vorgaben.
Zur Frage des Chemiereports, welche Emissionsreduktionen die Industrie bis 2030 zu welchen Kosten und mit welchen Maßnahmen darstellen könne, beschied Richard Guhsl, Referent der Bundessparte Industrie für Umwelt- und Energiepolitik, die Unternehmen verfügten über etliche Konzepte. Sie müssten diese aber immer wieder überarbeiten, weil sich die Vorgaben wieder und wieder veränderten.
Geschäftsführer Mörk ergänzte: „Wir brauchen klare Ziele und Rahmenbedingungen.“ Es gehe nicht an, die diesbezüglichen „Versäumnisse der vergangenen 15 Jahre“ in die nächste Legislaturperiode „weiterzuschleppen“. Außerdem müssten einige offene energiepolitische Fragen dringend geklärt werden. Bekanntlich laufe der Gastransit-Vertrag zwischen Russland und der Ukraine Ende des heurigen Jahres aus: „Woher kommt das Gas nach dem 1. Jänner 2025? Das wissen wir immer noch nicht.“
Dringend notwendig sei ferner, zügig Erzeugungs-, Transport- und vor allem Importkapazitäten für „grünen“ Wasserstoff zu schaffen. Im derzeitigen Tempo werde die Regierung ihr Ziel kaum erreichen, bis 2030 Elektrolyseure mit einer Gesamtkapazität von einem Gigawatt zu errichten. Auch der Ausbau der Infrastruktur für die Stromversorgung müsse massiv beschleunigt werden.
Düstere Stimmung
Düster ist jedenfalls die Stimmung in der Wirtschaft, erläuterte der Geschäftsführer des Energieinstituts der Wirtschaft (EIW), Oliver Dworak. Laut einer aktuellen Umfrage seines Hauses hielten nur etwa 17 Prozent der Unternehmen die Rahmenbedingungen in Österreich für gut, um Investitionsentscheidungen zu treffen. Lediglich 14 Prozent seien der Auffassung, die Transformation in Richtung Klimaneutralität laufe gut. Nur sieben Prozent seien der Meinung, die Klima- und Energiepolitik stärke das Vertrauen in den Standort Österreich. Gar nur fünf Prozent glaubten, der Standort entwickle sich im Vergleich zu anderen Ländern positiv.
Laut Dworak wären etwa acht bis zwölf Milliarden Euro notwendig, um die Wirtschaft so weit wie möglich klimaverträglich zu machen. Der mit 5,7 Milliarden Euro dotierte Transformationsfonds der Bundesregierung sei zweifellos hilfreich, insbesondere, weil nicht nur Investitionen gefördet würden, sondern auch das Betreiben von Anlagen unterstützt werde. Wichtig wäre laut Dworak, das Programm über das Jahr 2026 hinaus zu verlängern. Außerdem sei zu beachten, dass es bei den entsprechenden Maßnahmen primär darum gehe, fossile Energieträger durch Strom aus erneuerbaren Energien zu ersetzen. Deshalb bedürfe die Wirtschaft einer Stromkostenkompensation.
August 16th
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August 14th
Marinomed stellt Insolvenzantrag
14.08.24
von
Klaus Fischer
Das Korneuburger Biotech-Unternehmen hat nach eigenen Angaben Schulden von rund 25 Millionen Euro. Vorstandschef Andreas Grassauer arbeitet an einem „erfolgreichen Neustart“.
Die Marinomed Biotech AG beantragt beim Landesgericht Korneuburg die Einleitung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung. Das teilte das Unternehmen in einer Aussendung mit. Wie es darin hieß, konnten „die benötigten Finanzmittel zur Sicherstellung der Liquidität der Gesellschaft nicht kurzfristig aufgebracht werden und eine Zahlungsunfähigkeit droht. Weiters konnten Umsatzerwartungen für das Geschäftsjahr 2024 bisher nicht wie angenommen realisiert werden“. Ihren Umsatz im Jahr 2023 bezifferte die Marinomed mit etwa neun Millionen Euro. Von der Insolvenz sind etwa 50 Beschäftigte betroffen. Deren Löhne und Gehälter wurden nach Angaben des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV 1870) bis Ende Juli bezahlt. Ihren 185 Gläubigern bietet die Marinomed die gesetzliche Mindestquote von 20 Prozent.
Die Marinomed erläuterte, die Umsätze mit ihren Carragelose-Produkten seien gesunken. Überdies habe sich der „Abschluss weiterer Partnerschaften für die Marinosolv-Produkte“ verzögert, womit „signifikante Meilensteinzahlungen“ ausblieben. Ihre Schulden bezifferte die Marinomed mit rund 25 Millionen Euro. Laut dem KSV 1870 ist „im Liquidationsfall und einer Abwicklung im Konkurs von Passiva von rund 31 Millionen Euro auszugehen“.
Angesichts der derzeitigen Lage der Marinomed sei die Einleitung eines Insolvenzverfahrens die „beste Option für das Unternehmen“, konstatierte Vorstandschef Andreas Grassauer. Ihm zufolge ergibt sich damit „die Möglichkeit, die finanzielle Lage des Unternehmens zu verbessern und gleichzeitig unsere Assets weiterzuentwickeln. Wir arbeiten hart daran, einen erfolgreichen Neustart zu schaffen und die geschaffenen Werte für alle Stakeholder zu erhalten“. Die für den 20. August geplante Veröffentlichung des Halbjahres-Finanzberichts werde vorläufig verschoben.
Die Marinomed wurde 2006 als Spin-off der Veterinärmedizinischen Universität Wien gegründet. Seit Februar 2019 ist sie im Prime-Market-Segment der Wiener Börse notiert.
August 7th
Bayer: Gewinnanstieg mit Fragezeichen
07.08.24
von
Klaus Fischer
Der Grund für die Versechsfachung auf 1,98 Milliarden Euro sind primär verringerte betriebliche Aufwendungen, nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Umstrukturierung des Konzerns.
Hauptsächlich wegen massiv verringerter sonstiger betrieblicher Aufwendungen versechsfachte sich der Halbjahresgewinn des deutschen Pharma- und Agrochemiekonzerns Bayer gegenüber 2023 auf 1,98 Milliarden Euro. Dem Halbjahresbericht zufolge beliefen sich die sonstigen betrieblichen Aufwendungen im ersten Halbjahr 2024 auf rund 824 Millionen Euro, im ersten Halbjahr 2023 hatten sie dagegen 3,43 Milliarden Euro ausgemacht, also rund 2,61 Milliarden Euro mehr. Ein erheblicher Teil davon waren offenbar sogenannte „Sondereinflüsse“ im Zusammenhang mit der Umstrukturierung des Konzerns gewesen, vor allem im Agrochemiegeschäft, also dem Geschäftsbereich Crop Sciences. Dort betrug das operative Ergebnis (EBIT) im ersten Halbjahr 2024 rund 1,83 Milliarden Euro, verglichen mit 112 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2023. Die EBIT-wirksamen Sonderaufwendungen in diesem Geschäftsbereich beziffert Bayer mit 138 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum waren es 2,65 Milliarden Euro gewesen.
In operativer Hinsicht liefen die Geschäfte uneinheitlich. Im Bereich Crop Sciences sank der Umsatz währungsbereinigt um 1,4 Prozent auf 12,89 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) vor Sondereinflüssen verringerte sich um 15,5 Prozent auf 3,37 Milliarden Euro. Bayer begründet das mit Preisrückgängen bei den glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln, dem „nachteiligen Produktmix“ und im Vergleich zum Vorjahr höheren Zuführungen „zu Rückstellungen für das konzernweite Short-Term-Incentive-Programm“.
Positiv entwickelte sich der Bereich Pharmaceuticals, also das Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten. Laut dem Halbjahresbericht verzeichnete Bayer in diesem Segment einen währungsbereinigten Umsatzanstieg um 4,2 Prozent auf 8,96 Milliarden Euro. Das EBITDA vor Sondereinflüssen wuchs um 1,2 Prozent auf 2,52 Milliarden Euro. Vor allem bei den neuen Präparaten Nubeqa gegen Krebs sowie Kerendia gegen Nierenkrankheiten sowie beim Augenmedikament Eylea wurde eine „positive Entwicklung“ verzeichnet. Erwartungsgemäß rückläufig waren die Umsätze mit dem Gerinnungshemmer Xarelto, bei dem Patente auslaufen.
Für den Bereich Consumer Health (rezeptfreie Präparate) wiederum meldete Bayer einen währungsbereinigen Umsatzanstieg um 1,6 Prozent auf 2,89 Milliarden Euro, aber einen deutlichen Rückgang des EBITDA vor Sondereinflüssen um 9,7 Prozent auf 645 Millionen Euro. „Dies war vor allem zurückzuführen auf gestiegene Kosten, höhere Investitionen in unsere markenstarken Produkte, unter anderem für die Markteinführung von Iberogast in den USA, sowie materielle negative Währungseinflüsse“, heißt es im Halbjahresbericht.
Rechtsstreitigkeiten gehen weiter
Weiter nicht ausgestanden sind die Rechtsstreitigkeiten in den USA wegen angeblicher Gesundheitsschäden durch das glyphosathältige Pflanzenschutzmittel Roundup sowie wegen behaupteter Umweltschäden durch PCB. Ferner läuft eine Auseinandersetzung mit dem deutschen Chemiekonzern BASF, der 2017 und 2018 Teile des Geschäftsbereichs Crop Sciences erworben hatte und 2019 Schadenersatzansprüche stellte.
Wegen einer „angeblich fehlerhaften Kapitalmarktkommunikation im Zusammenhang mit dem Erwerb von Monsanto´“ wiederum beanspruchen deutsche sowie US-amerikanische Anleger Schadenersatz. In 55 Fällen laufen noch Klagen.
Ausblick unverändert
Bayer-Vorstandschef Bill Anderson zeigte zufrieden. „Beim Kapitalmarkttag haben wir gesagt, dass wir kontinuierlich performen wollen und gleichzeitig die längerfristigen Themen angehen, die auf uns lasten. Die vergangenen 154 Tage seit dem 5. März zeigen recht deutlich, dass wir beides können“´, kommentierte er das Halbjahresergebnis.
Am Ausblick auf das Gesamtjahr hält Bayer weiterhin fest. Um Währungseffekte bereinigt, soll der Umsatz bei 47 Milliarden bis 49 Milliarden Euro liegen, das EBITDA vor Sondereinflüssen bei 10,2 bis 10,8 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 betrug der Umsatz von Bayer 47,63 Milliarden Euro, das EBITDA vor Sondereinflüssen 11,71 Milliarden Euro.