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February 28th

Antibiotikaresistenzen: Weitere Anstrengungen nötig

Der neue Bericht der European Food Safety Authority (EFSA) und des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) zeigt manche positive Tendenzen, aber auch mancherlei Handlungsbedarf. 

 

Zwar treten in menschlichen und tierischen Zellen weiterhin Stämme von Salmonellen und Campylobacter-Bakterien auf, die gegen herkömmliche Antibiotika unempfindlich sind. Die Resistenzen halten sich indessen in Grenzen, zeigt ein neuer Bericht der EU-Lebensmittelsicherheitsagentur EFSA und des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC). Ihm zufolge werden überdies in Tieren für die Lebensmittelerzeugung vermehrt Escherichia-coli-Bakterien gefunden, die gegenüber Schlüssel-Antibiotika keinerlei Resistenzen zeigen. „Dies zeigt, es gibt in einer Reihe von EU-Mitgliedsstaaten Fortschritte bei der Verminderung von Antibiotikaresistenzen (AMR) in Tieren zur Lebensmittelproduktion“, teilte die EFSA in einer Aussendung mit. 

 

Salmonellen, die gegen Carbapeneme unempfindlich sind, wurden in menschlichem, nicht aber tierischem Material nachgewiesen. E. coli mit Carbapenem-Resistenzen wiederum fanden sich ausschließlich Tieren. Das Problem: Entsprechende Proben traten in einer steigenden Anzahl von Ländern auf. Dies ist unerfreulich, weil Carbapeneme als  „letztes Mittel“ gegen manche Krankheitserreger gelten. 

 

Ferner verzeichnete mindestens die Hälfte der EU-Mitgliedsstaaten, die der EFSA und dem ECDC Daten lieferten, in menschlichem Material zwischen 2013 und 2022 steigende Resistenzen von Salmonellen und Campylobacter-Bakterien gegen Fluorquinolone. Auch dies gilt als besorgniserregend, weil Fluorquinolone in den – wenn auch seltenen – Fällen, in denen solche Erreger schwere Krankheiten auslösen, häufig zum Einsatz kommen. 

 

Sinkende Makrolid-Resistenz 

 

Positiv vermerkten die EFSA und das ECDC die in menschlichem Material in einem Drittel der an der Studie beteiligten Länder festgestellte sinkende Resistenz von E.-Coli-Bakterien gegen Makrolide. Solche Antibiotika gewinnen vor allem bei der Behandlung von Lebensmittelvergiftungen zunehmende Bedeutung. 

 

Der Chefwissenschaftler der EFSA, Carlos Das Neves, und Mike Catchpole, sein Kollege beim ECDC, konstatierten, es gebe positive Tendenzen bei der Eindämmung von AMR: „Dennoch sind weitere gemeinsame Anstrengungen nötig, um mit dieser weltweiten Bedrohung fertigzuwerden. Um dem ‚One Health‘-Ansatz Rechnung zu tragen, brauchen wir die Zusammenarbeit unterschiedlicher Sektoren, von der Human- über die Veterinär- bis zur Umweltmedizin.“ 

 

Der Bericht ist auf der Website des ECDC verfügbar. 
 

 

February 26th

BASF macht wieder Gewinn

Nach der „tiefroten“ Jahresbilanz 2022 schrieb der deutsche Chemiekonzern 2023 einen Gewinn von 379 Millionen Euro. Eitel Wonne herrscht dennoch nicht: Vor allem der Stammsitz Ludwigshafen muss der Konzernführung zufolge umgebaut werden.

 

Der deutsche Chemiekonzern BASF erzielte im Jahr 2023 einen Gewinn von rund 379 Millionen Euro, nachdem er 2022 einen Verlust von 391 Millionen Euro hatte hinnehmen müssen. Allerdings sank der Umsatz um 21,1 Prozent auf 68,90 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) fiel um 33,2 Prozent auf 7,18 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (EBIT) um 65,8 Prozent auf 2,24 Milliarden Euro. Dazu kam, dass sich die Quartalsergebnisse im Lauf des Jahres sukzessive verschlechterten: Wies die BASF im ersten Quartal noch einen Gewinn von 1,60 Milliarden Euro aus, so verzeichnete sie im vierten Quartal einen Verlust von 1,57 Milliarden Euro. „Ausschlaggebend für die Umsatzentwicklung waren deutlich niedrigere Preise und Mengen. Insbesondere gesunkene Rohstoffpreise führten zu geringeren Preisen in nahezu allen Segmenten. Der Absatz sank in allen Segmenten infolge einer schwachen Nachfrage aus vielen Abnehmerbranchen“, teilte die BASF mit.

 

Der scheidende Vorstandschef Martin Brudermüller kommentierte seine letzte Jahresbilanz so: „Diese Situation zeigt zum einen, dass die BASF-Gruppe insgesamt unter weltweit schwierigen Bedingungen absolut wettbewerbsfähig und gesund ist. Zum anderen verdeutlicht das negative Ergebnis an unserem Standort Ludwigshafen, dass es dringend notwendig ist, hier weitere entschlossene Maßnahmen zur Verbesserung unserer Wettbewerbsfähigkeit vorzunehmen.“ Brudermüller legt seine Funktion bekanntlich mit Ablauf der Hauptversammlung am 24. April zurück. Als sein Nachfolger ist Markus Kamieth vorgesehen, der im Vorstand zurzeit unter anderem für das Asien-Geschäft zuständig ist. Ob Brudermüller wie sein Vorgänger Kurt Bock in einigen Jahren den Aufsichtsratsvorsitz der BASF übernimmt, wurde bis dato nicht kommuniziert.

 

„Sorgenkind“ Ludwigshafen

 

Für Ludwigshafen, den Stammsitz der BASF, initiierten Brudermüller und Finanzvorstand Dirk Elvermann ein weiteres Sparprogramm. Dieses soll die Kosten der dortigen Operationen bis Ende 2026 um etwa eine Milliarden Euro verringern. Laut Brudermann hatte das „deutlich negative Ergebnis“ in Ludwigshafen, dem größten Produktionsstandort der BASF, die Jahresbilanz des Konzerns in Deutschland ins Minus gerissen: „Hierfür gibt es zwei wesentliche Gründe: Das vorübergehend nachfrageschwache Umfeld beeinträchtigt die Mengenentwicklung sowohl im Upstream- als auch im Downstream-Geschäft. Außerdem belasten höhere Produktionskosten aufgrund strukturell höherer Energiepreise vor allem das Upstream-Geschäft von BASF.“

 

Schon bis Ende 2023 wollte die BASF ihre Kosten in Ludwigshafen um rund 600 Millionen pro Jahr senken. Weitere Maßnahmen, die im Oktober 2022 sowie im Feber 2023 angekündigt wurden, sollten zusätzliche etwa 500 Millionen Euro bringen. Mit anderen Worten: In etwa vier Jahren will die BASF die jährlichen Aufwendungen in Ludwigshafen um rund 2,1 Milliarden Euro reduzieren. Betroffen sind laut einer Aussendung sowohl die Produktion als auch die „Bereiche außerhalb der Produktion“. Vorgesehen sind „ Effizienzsteigerungen in den Unternehmensstrukturen“ ebenso wie Verringerungen der Produktionskapazitäten. Laut dem neuen Geschäftsbericht schloss die BASF in Ludwigshafen 2023 die TDI-Anlage, die Anlage für TDI-Vorprodukte, die Ammoniakanlage sowie die Düngelmittelanlage. Bis Ende 2026 werden auch die Caprolactam-Anlage sowie die Anlagen für Cyclohexanol, Cyclohexanon und Schwersoda stillgelegt. „Diese Maßnahmen im Bereich der Produktion werden sich voraussichtlich auf rund 700 Stellen auswirken. BASF erwartet, die Fixkosten so um mehr als 200 Millionen Euro pro Jahr zu senken“, heißt es im Geschäftsbericht.

 

Für die längerfristige Positionierung des Standortes Ludwigshafen wird bis Herbst ein „Zielbild“ erarbeitet. Der Aussendung zufolge berücksichtigt die BASF darin „sowohl die regulatorischen Rahmenbedingungen als auch die veränderten Marktrealitäten in Europa und Deutschland“. Brudermüller zufolge wird Ludwigshafen „auf die Belieferung des europäischen Markts“ fokussiert: „Zugleich treiben wir unser Geschäft in den Regionen der Welt, die dynamischer wachsen und über attraktive Rahmenbedingungen für Investitionen verfügen, konsequent voran.“ Mit anderen Worten: Investiert wird offenbar primär außerhalb Deutschlands.

 

Grundsätzlich optimistisch

 

Hinsichtlich des laufenden Geschäftsjahres ist die Konzernführung grundsätzlich optimistisch. Sie rechnet mit einer Steigerung des EBITDA vor Sondereinflüssen auf 8,0 bis 8,6 Milliarden Euro und damit um 3,9 bis 11,7 Prozent. Zugrunde liegt dem die Erwartung, dass die „globale Chemieproduktion“ heuer um etwa 2,7 Prozent zulegen wird, verglichen mit 1,7 Prozent im vergangenen Jahr. „Dies wird vor allem von dem erwarteten Wachstum der chinesischen Chemieindustrie getragen sein“, hieß es in einer Aussendung.

 

 

February 7th

EU-Klimapolitik braucht ambitionierte Industriepolitik

Das Ziel, die CO2-Emissionen bis 2040 zu erreichen, ist nur mit raschem Infrastrukturausbau, Technologieneutralität sowie umfassenden Förderungen erreichbar, betont der Chemieindustrieverband Cefic.

 

Begrenzte Freude mit dem Vorschlag der EU-Kommission, die unionsweiten CO2-Emissionen bis 2040 um 90 Prozent zu senken, hat der Chemieindustrieverband Cefic. Er begrüßte in einer Stellungnahme zwar die Beteuerung der Kommission, auf die Anliegen der energieintensiven Industriezweige und damit auch der Chemiebranche Rücksicht zu nehmen. Kritik übte er aber an den fehlenden „konkreten und zeitgerechten Lösungen“ für deren Probleme. Laut dem Cefic muss die europäische Klimapolitik „von einer ambitionierten Industriepolitik begleitet werden, die die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie jetzt und nicht in einer unbestimmten Zukunft gewährleistet“ und sicherstellt, dass die Unternehmen die notwendigen massiven Investitionen zeitgerecht durchführen können. „Je ambitionierter das Ziel ist, desto mehr Unterstützung muss die Industriepolitik samt der zugehörigen Maßnahmen bieten“, heißt es in der Stellungnahme.

 

Unter anderem fordert Cefic die rasche Schaffung der Infrastruktur für eine CO2-neutrale Energieversorgung. Darunter fällt der Ökostrom-Ausbau ebenso wie jener von Stromleitungen und Pipelines, aber auch von CO2-Speichern. Ferner verlangt der Verband die Technologieneutralität, um die Kosten für die CO2-Vermeidung so gering wie möglich zu halten. Weitere Wünsche sind Förderungen für Technologieentwicklung, -ausrollung und -export, ein Ende der Carbon- und Investmentleakage und die Schaffung eines Markts für CO2-neutrale Technologien.

 

Die Chemiebranche sei bereit, ihre Rolle auf dem Weg zur CO2-Neutralität zu spielen, heißt es in der Stellungnahme. Die Gespräche mit der Politik über die erforderlichen Rahmenbedingungen hätten bereits begonnen. Das Cefic freue sich auf deren Fortsetzung im Sinne einer „weltweit wettbewerbsfähigen CO2-neutralen europäischen Chemieindustrie“.

 

Etliche Voraussetzungen

 

Bekanntlich hatte die scheidende EU-Kommission unter Präsidentin Ursula von der Leyen am 6. Februar ihren Vorschlag zur Verschärfung der klimapolitischen Ziele der Union veröffentlicht. Auf der Basis einer umfassenden Folgenabschätzung sprach sie sich dafür aus, „die Nettotreibhausgasemissionen bis 2040 um 90 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken und eine Diskussion mit allen Interessenträgern einzuleiten; nach den Europawahlen wird die nächste Kommission einen Legislativvorschlag vorlegen, der mit dem Europäischen Parlament und den Mitgliedstaaten gemäß dem EU-Klimagesetz vereinbart wird“. Die genannten „Europawahlen“, also die Wahlen zum Europäischen Parlament, finden vom 6. bis 9. Juni statt. In Österreich ist der Wahltag Sonntag, der 9. Juni.

 

In ihrer Mitteilung bezüglich des vorgeschlagenen neuen Ziels nannte die Kommission eine Reihe von Voraussetzungen, die ihr zufolge notwendig sind, um dieses zu erreichen. Unter anderem umfassen diese die „Gewährleistung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie, eine stärkere Konzentration auf einen gerechten Übergang, bei dem niemand zurückgelassen wird, gleiche Wettbewerbsbedingungen mit internationalen Partnern und einen strategischen Dialog über den Rahmen für die Zeit nach 2030, auch mit der Industrie und der Landwirtschaft“.

 

Mit anderen Worten: Die Industrie und deren Vertreter werden auf jeden Fall die Möglichkeit haben, sich zur Ausgestaltung der neuen Vorgaben zu äußern und auf diese gemäß ihren Interessen Einfluss zu nehmen.

February 6th

Novartis will Morphosys übernehmen

Der Schweizer Pharmariese plant, für das bayrische Biotech-Unternehmen rund 2,7 Milliarden Euro zu bezahlen. Interessiert ist er vor allem an einem Mittel gegen Blutkrebs. 

 

Um rund 2,7 Milliarden Euro will Novartis noch im ersten Halbjahr 2024 die deutsche Morphosys mit Sitz in Planegg südwestlich von München übernehmen. Die zuständigen Gremien der beiden Unternehmen haben der Transaktion zugestimmt. Ausgehend davon bietet Novartis den Morphosys-Aktionären an, ihre Anteile um 68,00 Euro je Aktie zu übernehmen. Der Schweizer Pharmakonzern würde damit eine Prämie von 89 Prozent auf den Schlusskurs von Morphosys vom 25. Januar 2024 bezahlen. Für den Abschluss des Geschäfts müssen mindestens 65 Prozent der Morphosys-Aktionäre dieses Angebot annehmen. Ferner ist die Genehmigung durch die zuständigen Behörden notwendig. 

 

Novartis ist vor allem an Pelabresib interessiert, einem Wirkstoff gegen Myelofibrose, eine seltene Form von Blutkrebs. Dessen Wirksamkeit wurde in der Phase-3-Studie Manifest-2 nachgewiesen. Ferner könnte die Substanz zur Bekämpfung anderer Krebsarten dienen. Nach eigenen Angaben plant Novartis, Pelabresib zur Marktreife zu entwickeln und weltweit zu verkaufen. Morphosys-Vorstandschef Jean-Paul Kress erläuterte, der Schweizer Konzern besitze „umfangreiche Ressourcen, die uns als eigenständiges Biotech-Unternehmen derzeit nicht zur Verfügung stehen, um die Entwicklungsmöglichkeiten von Pelabresib beschleunigen und das Vermarktungspotenzial schneller und in größerem Umfang ausschöpfen zu können“. 

 

Immuntherapie für US-Unternehmen 

 

Tafasitamab, ihre Immuntherapie gegen CD19, ein Protein, das eine wichtige Rolle bei der Ausbildung von B-Zell-Tumoren spielt, will die Morphosys an das US-amerikanische Pharmaunternehmen Incyte verkaufen. Dieses hat seinen Sitz in Wilmington, der mit 71.000 Einwohnern größten Stadt des Bundesstaats Delaware. Laut einer Aussendung haben der Vorstand und der Aufsichtsrat von Morphosys eine diesbezügliche Vereinbarung mit Incyte einstimmig gebilligt. 

 

Laut Morphosys-Chef Kress geht es auch bei dieser Transaktion darum, dass der künftige Eigentümer aufgrund seiner Wirtschaftskraft besser geeignet ist, das Mittel weiterzuentwickeln und zu vermarkten. In den USA wird Tafasitamab-cxix unter dem Produktnamen Monjuvi verkauft. In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres erwirtschaftete die Morphosys damit einen Umsatz von rund 62,6 Millionen Euro.