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March 18th

Lenzing mit 593 Millionen Euro Verlust

Der Faserkonzern schreibt weiter rote Zahlen. Das Management spricht von verhaltener Nachfrage sowie „stark erhöhten Rohstoff- und Energiekosten“.

 

 

Einen Verlust von 593 Millionen Euro hatte der Faserkonzern Lenzing 2023 zu verkraften, nachdem er bereits 2022 einen Verlust von rund 37 Millionen Euro hatte hinnehmen müssen. Begründet wurde dies mit „der verhaltenen Nachfrage auf der einen und den nach wie vor stark erhöhten Rohstoff- und Energiekosten auf der anderen Seite“. Der Umsatz sank um 1,7 Prozent auf 2,52 Milliarden Euro. Operativ schrieb die Lenzing aufgrund von Sonderabschreibungen respektive massiven Wertminderungen einen Verlust von 476,5 Millionen Euro. Nach Steuern ergab sich der eingangs genannte Verlust.

 

Die Wertminderungen betrafen immaterielle Vermögenswerte wie Konzessionen, gewerbliche Schutzrechte, Lizenzen und Ähnliches von rund 21,3 Millionen Euro sowie Sachanlagen von 441,6 Millionen Euro. Davon entfielen 292,0 Millionen auf technische Anlagen und Maschinen sowie Betriebs- und Geschäftsausstattung, 94,1 Millionen Euro auf Grundstücke und Bauten und 57,4 Millionen auf geleistete Anzahlungen und Anlagen in Bau. Der größte Einzelposten war die Viscosefaserfabrik in Purwakarta in Indonesien, wo die Lenzing eine Wertminderung von 209,6 Millionen Euro vornehmen musste. Im Stammwerk in Lenzing in Oberösterreich selbst ergab sich ein Wertminderungsbedarf von 70,8 Millionen Euro, in der Viscose- und Modalfaserfabrik in Nanjing in China waren es 22,6 Millionen Euro, in Prachinburi in Thailand 19,9 Millionen. In Mobile im US-amerikanischen Bundesstaat Alabama liegt der Ausbau der Lyocell-Fabrik schon seit 2018 auf Eis. Dort verortete die Lenzing 2023 eine Wertminderung von 20,5 Millionen Euro. Die Fortsetzung des Ausbaus wird in „näherer Zukunft nicht mehr als hochwahrscheinlich eingeschätzt“, heißt es im Geschäftsbericht.

 

Lenzing-Vorstandschef Stephan Sielaff konstatierte, „die erwartete Erholung der für die Lenzing-Gruppe relevanten Märkte blieb bisher aus. Die verhaltene Nachfrage und die nach wie vor stark erhöhten Rohstoff- und Energiekosten haben 2023 zu einem Ergebnis geführt, mit dem wir nicht zufrieden sind. Umso wichtiger erweisen sich die Maßnahmen, die wir entschlossen und zu einem frühen Zeitpunkt gesetzt haben, um die Lenzing auf Kurs zu halten und ihre Krisenresilienz zu steigern“. Mit einem „Performance-Programm“ will der Konzern jährlich über 100 Millionen Euro einsparen, die Hälfte davon noch heuer. Grundsätzlich erwartet die Lenzing einen „steigenden Bedarf an umweltverträglichen Fasern für die Textil- und Bekleidungsindustrie sowie die Hygiene- und Medizinbranchen“. Mit der Konzentration auf Spezialfasern sieht sie sich daher strategisch gut positioniert und erwartet für heuer ein „höheres EBITDA“ als 2023.

 

March 15th

Gangl verlässt Borealis

Nach drei Jahren legt der Vorstandschef des Kunststoffkonzerns seine Tätigkeit mit Ende Juni zurück. Laut dem Aufsichtsrat erfolgt dies einvernehmlich.

 

Mit Ablauf des 30. Juni verlässt Borealis-Vorstandschef Thomas Gangl den Kunststoffkonzern. Darauf haben sich Gangl und der Aufsichtsrat geeinigt, teilte die Borealis in einer Aussendung mit. Der scheidende „CEO“ war per 1.April 2021 in seine Funktion berufen worden. Bekanntlich gehört die Borealis zu 75 Prozent der OMV, 25 Prozent hält die Adnoc, der staatliche Öl- und Petrochemiekonzern des Emirats Abu Dhabi am Persischen Golf. Daniela Vlad, die Aufsichtsratschefin der Borealis, die im OMV-Vorstand für das Petrochemiegeschäft zuständig ist, würdigte Gangl als „Vorstandspersönlichkeit mit einem breiten Erfahrungsschatz bei der OMV, zuletzt als CEO von Borealis. Ich danke ihm für seine wertvollen Beiträge, die er in den vergangenen zwei Jahrzehnten für die OMV-Gruppe geleistet hat. Ich wünsche ihm alles Gute für seine zukünftigen Aufgaben“.

 

In der Aussendung verwies die Borealis auf wesentliche Entwicklungen des Unternehmens unter der Führung Gangls. Genannt wurden unter anderem der Verkauf des Stickstoff- und Düngemittelgeschäfts an die tschechische Agrofert, der Erwerb der italienischen Rialti Spa, die auf auf Polypropylen-Verbundstoffe aus Rezyklaten spezialisiert ist, aber auch den Börsengang der Borouge, eines Gemeinschaftsunternehmens mit der Adnoc, das den gleichnamigen Petrochemiekomplex in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) betreibt, sowie „die endgültige Investitionsentscheidung für die Borouge-4-Anlage in Ruwais (VAE), die nach ihrer Fertigstellung der weltweit größte Polyolefin-Komplex an einem Standort sein wird“.

 

Vor seiner Tätigkeit bei der Borealis hatte Gangl mehr als 20 Jahre lang für die OMV gearbeitet. Als Mitglied ihres Vorstands leitete er die Aufstockung des Anteils der OMV an der Borealis von 36 auf 75 Prozent im Herbst 2020. Wer Gangl in seiner jetzigen Funktion folgt, wird laut der Aussendung der Borealis „zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben“.

 

Offen ist bekanntlich die Zukunft der Borealis. Die OMV und die Adnoc verhandeln über die Schaffung eines weltweit führenden Petrochemiekonzerns, in den sie die Borealis und die Borouge verschmelzen wollen.

 

 

 

March 7th

Brenntag: Gewinn um 20 Prozent gesunken

Der Umsatz des Essener Chemiedistributeurs verringerte sich gegenüber 2022 um rund 13,4 Prozent. Als Gründe nennt der Konzern verringerte Absatzpreise und -mengen. Er spricht vom „zweitbesten Ergebnis“ seiner Unternehmensgeschichte.

 

Der deutsche Chemiedistributeur Brenntag mit Hauptsitz in Essen erwirtschaftete 2023 einen Gewinn von rund 721,1 Millionen Euro, um rund 20 Prozent weniger als 2022. Seine Umsatzerlöse sanken um 13,4 Prozent auf 16,81 Milliarden Euro. Als „führende Steuerungsgröße“ bezeichnet der Konzern in seinem Geschäftsbericht das sogenannte „operative EBITA“. Er definiert dieses als „Betriebsergebnis gemäß Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung zuzüglich der Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte sowie als Finanzinvestition gehaltene Immobilien, bereinigt um bestimmte Sachverhalte“ und beziffert es für 2023 mit 1,26 Milliarden Euro. Gegenüber 2022 ist das, mit zwei Dezimalen gerechnet, ein Rückgang um rund 16,5 Prozent. Mit drei Dezimalen gerechnet liegt der Rückgang bei 16,3 Prozent. Dies ist jener Wert, den Brenntag selbst nennt.

 

Laut dem Geschäftsbericht beruhte dieser Rückgang „hauptsächlich auf gesunkenen Absatzpreisen, aber auch auf rückläufigen Absatzmengen“. Diese Effekte waren im Geschäftsbereich Specialties ebenso zu verbuchen wie im Bereich Essentials. Specialties befasst sich dem Geschäftsbericht zufolge mit dem „Verkauf von Inhaltsstoffen und Zusatzleistungen für die ausgewählten Branchen Nutrition, Pharma, Personal Care / HI&I (Home, Industrial & Institutional), Material Sciences, Water Treatment und Lubricants“. Essentials wiederum ist auf Prozesschemikalien ausgerichtet. Bei Specialties hatte Brenntag mit „rückläufigen Absatzmengen in Kombination mit leicht gesunkenen Roherträgen pro Mengeneinheit“ zu kämpfen. Geographisch betrachtet, lief vor allem das Geschäft auf dem amerikanischen Doppelkontinent nicht eben überragend. Das operative EBITA des Bereichs verringerte sich gegenüber 2022 um 24,4 Prozent auf 550,8 Millionen Euro. Im Bereich Essentials wiederum sanken die verkauften Mengen in allen Weltgegenden außer im asiatisch-pazifischen Raum („APAC“). Vom „Rückgang der Roherträge pro Mengeneinheit“ war auch APAC betroffen. Das operative EBITA von Essentials lag mit 848,9 Millionen Euro um 6,8 Prozent unter dem Wert von 2022.

 

Vorstandschef zufrieden

 

Vorstandschef Christian Kohlpaintner gab sich dennoch zufrieden. Ihm zufolge erzielte Brenntag 2023 das „zweitbeste Ergebnis seiner Geschichte. Dies ist auf die inhärente Stärke und Widerstandsfähigkeit unseres Geschäftsmodells mit seiner globalen Reichweite und seinem breiten Produkt- und Dienstleistungsportfolio zurückzuführen“.

 

Dem Geschäftsbericht zufolge geht das Brenntag-Management „geht davon aus, dass sich die im Jahresverlauf 2023 gesehene sequenzielle Erholung der Absatzmengen 2024 fortsetzen wird“, aber auch davon, dass die politische und wirtschaftliche Weltlage gespannt bleibt. Angesichts dessen rechnet es mit einem operativen EBITA zwischen 1,23 und 1,43 Milliarden Euro. Dies wäre gegenüber 2023 entweder ein Rückgang um etwa 2,8 Prozent oder ein Anstieg um 13,0 Prozent.

 

 

 

March 6th

Bayer mit Milliardenverlust 

Knapp drei Milliarden Euro Verlust muss der deutsche Agrochemie- und Pharmakonzern für 2023 verbuchen. Unter den Gründen ist nicht zuletzt das schlechte Glyphosat-Geschäft. An Herausforderungen mangelt es nicht. Deshalb will Konzernchef Bill Anderson nun abbauen – bei den Schulden und bei der Unternehmensbürokratie. 

 

Der deutsche Agrochemie- und Pharmakonzern Bayer verzeichnete 2023 einen Verlust von 2,94 Milliarden Euro, nachdem er 2022 einen Gewinn von 4,15 Milliarden Euro verbucht hatte. Der Umsatz verringerte sich um 6,1 Prozent auf 47,64 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) um 21,3 Prozent auf 10,63 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) stürzte um 91,3 Prozent auf 612 Millionen Euro ab. Der Free Cashflow schließlich sank um 57,9 Prozent auf 1,31 Milliarden Euro. 

 

Im Bereich Crop Sciences schrieb Bayer einen operativen Verlust (EBIT) von 3,49 Milliarden Euro, verglichen mit einem Gewinn von 2,95 Milliarden Euro im Jahr 2022. Der Umsatz sank um 7,5 Prozent auf 23,27 Milliarden Euro. Begründet wird dies im Geschäftsbericht insbesondere mit „Preisrückgängen bei unseren glyphosathaltigen Produkten aufgrund von reduzierten Preisen für Generika“. Abgesehen davon meldet Bayer für diesen Geschäftsbereich „eine insgesamt positive Preisentwicklung durch innovative Produkte und höhere Agrarproduktpreise“.


Auch der Geschäftsbereich Pharmaceuticals (rezeptpflichtige Medikamente) verzeichnete einen Umsatzrückgang. Dieser belief sich auf 6,1 Prozent, der Umsatz auf 18,01 Milliarden Euro. Das EBIT verringerte sich um 20,3 Prozent auf 3,97 Milliarden Euro. Mit dem Gerinnungshemmer Xarelto, seiner bis dato wichtigsten „Cash Cow“, machte Bayer um 9,6 Prozent weniger Umsatz, in absoluten Zahlen waren es 4,08 Milliarden Euro. Der zweitstärkste Umsatzbringer war das Augenmedikament Eylea mit 3,23 Milliarden Euro, was einem leichten Plus um 0,6 Prozent entspricht. Der Umsatz mit dem Krebsmittel Nubeqa wuchs dagegen stark, nämlich um 86,5 Prozent auf 869 Millionen Euro. Das Nierenmittel Kerendia legte sogar um 152,3 Prozent auf 270 Millionen Euro zu. 

 

Auch im kleinsten Geschäftsbereich, Consumer Health (rezeptfrei Präparate) hatte Bayer einen Umsatzrückgang zu verkraften. Dieser hielt sich mit 0,9 Prozent aber in Grenzen. In absoluten Zahlen belief sich der Umsatz auf 6,03 Milliarden Euro. Das EBIT wuchs um etwa 21,0 Prozent auf 1,16 Milliarden Euro. 

 

Vier Herausforderungen 

 

Vorstandschef Bill Anderson, der Bayer seit Mitte vergangenen Jahres leitet, attestierte seinem Unternehmen vier Herausforderungen. Die erste sind die „Patentabläufe und unsere Pipeline bei Pharma“. Die Patentabläufe betreffen vor allem Xarelto und Eylea, bei denen „einige schwierige Jahre bevorstehen“. Immerhin habe Bayer 2023 „acht Zulassungsanträge für neue Medikamente eingereicht. Dieses Tempo wollen wir beibehalten“. 


Die zweite Herausforderung sind die Rechtsstreitigkeiten bezüglich PCB und Glyphosat. Anderson zufolge will sich Bayer insbesondere bei Glyphosat, das er als „sicher“ und „essenziell“ bezeichnete, „energisch verteidigen“. Außerdem werde der Konzern „alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, diesen Rechtskomplex im Sinne unseres Unternehmens und unserer Kunden abzuschließen. Sie können mehr Initiativen von Bayer in diesem Bereich erwarten, aber wir können uns erst dazu äußern, wenn es im Interesse des Unternehmens ist“.


Als dritte Herausforderung nannte Anderson die Schulden. Sie belaufen sich auf rund 34,5 Milliarden Euro und sind gegenüber 2022 um 8,5 Prozent gewachsen. Deshalb wird die Dividende in den kommenden drei Jahren „auf das gesetzliche Minimum“ eingeschränkt. „Der Schuldenabbau wird bei der Verwendung der einbehaltenen Barmittel oberste Priorität haben. Dieser Schritt wird uns helfen, bis Ende 2026 in Richtung eines Single-A-Ratings voranzukommen“, versicherte Anderson.


Viertens schließlich plagt Bayer die konzerninterne Bürokratie. Ihr entgegenwirken will Anderson mithilfe „eines radikalen neuen Organisationsmodells, das wir Dynamic Shared Ownership nennen“. DSO, so die Abkürzung, soll die bis dato bis zu zwölf Ebenen zwischen Anderson und den Bayer-Kunden im Durchschnitt auf fünf bis sechs Ebenen verringern. Laut Arbeitsdirektorin Heike Prinz geht es bei DSO um die Schaffung von profitorientierten Teams aus etwa 15 Personen und einer Führungskraft, „die auf Kunden und Produkte ausgerichtet sind“. Prinz zufolge arbeiteten Ende 2023 rund 50 Teams und 2.500 Beschäftige in solchen Einheiten. Bis Ende des Jahres sollen sämtliche knapp 100.000 Beschäftigten „im Sinne von DSO arbeiten“. 

 

Vorerst kein Verkauf 

 

Vorerst abgeblasen ist der Verkauf der Sparte Consumer Health. Statt dessen wird das Bayer-Management laut Anderson „in den kommenden 24 bis 36 Monaten unsere Energie und unseren Fokus darauf richten, unser Organisationsmodell Dynamic Shared Ownership zu implementieren, um die Performance zu verbessern, die Rechtsstreitigkeiten wirkungsvoll anzugehen, den Verschuldungsgrad in Richtung eines A-Ratings zu senken und eine starke Pharma-Pipeline aufzubauen“. In der Folge könnte das Abstoßen des Geschäfts mit rezeptfreien Pharmazeutika aber durchaus wieder zum Thema werden. „Unsere Antwort auf die Frage nach Strukturveränderungen lautet ‚nicht jetzt‘ – aber das sollte nicht als ‚nie‘ missverstanden werden. Natürlich werden wir für alles offenbleiben“, resümierte Anderson. 

 

March 5th

Borealis feiert 30jähriges Bestehen

Der weit größte Kunststoffkonzern Österreichs entstand 1994 als Gemeinschaftsunternehmen der Neste Oy und der Statoil. Sein Haupteigentümer ist seit 2020 die OMV, die mit der Adnoc darüber verhandelt, ihn in einen globalen Petrochemiekonzern einzubringen.

 

Der Kunststoffkonzern Borealis feiert im März sein 30jähriges Bestehen. Mit rund 7.600 Beschäftigten ist er in 120 Staaten tätig und erwirtschaftete zuletzt rund 9,61 Milliarden Euro Umsatz sowie 1,61 Milliarden Euro Gewinn. Damit ist er das weitaus größte Kunststoffunternehmen Österreichs.

 

Gegründet wurde die Borealis 1994 als Gemeinschaftsunternehmen der finnischen Neste Oy und der norwegischen Statoil, die beide je 50 Prozent hielten. Schon drei Jahre später verkaufte die Neste ihren Anteil jeweils zur Hälfte an die OMV und die Adnoc, die staatliche Ölgesellschaft des Emirats Abu Dhabi am Persischen Golf. Die Statoil dagegen behielt ihre 50 Prozent. Im Jahr 1998 gründeten die Borealis und die Adnoc in Abu Dhabi den Petrochemiekomplex Borouge, der vom gleichnahmigen Gemeinschaftsunternehmen geführt wird. Borouge wurde in den kommenden Jahrzehnten sukzessive erweitert und ist heute einer der wichtigsten Vermögenswerte der Borealis.

 

Das Jahr 2005 brachte eine grundlegende Änderung der Eigentumsverhältnisse: Die Statoil verkaufte ihre Anteile an die OMV und die IPIC, den staatlichen Investmentfonds Abu Dhabis, der zwischenzeitlich die von der Adnoc gehaltenen Aktien übernommen hatte. Aufgrund dessen hielt die IPIC 64 Prozent der Borealis, auf die OMV entfielen 36 Prozent. Im Jahr 2006 verlegte die Borealis ihren Hauptsitz nach Wien. Ein Jahr später übernahm sie den Düngererzeuger Agrolinz Melamin – laut ihrem nachmaligen Vorstandschef Mark Garrett ein Schritt, dessen Bedeutung vielfach erst später erkannt wurde. Garrett blieb bis 2018 an der Unternehmensspitze. Unter anderem steigerte er den Umsatz der Borealis auf über eine Milliarde Euro. Im Jahr 2018 folgte ihm der heutige OMV-Generaldirektor Alfred Stern.

 

OMV-Mehrheitsübernahme

 

Eine wesentliche Änderung der Eigentumsverhältnisse erfolgte 2020: Die OMV stockte ihren Anteil auf 75 Prozent auf. Die übrigen 25 Prozent verblieben bei der Mubadala, grob gesprochen der Nachfolgerin der IPIC als staatliche Investmentvestmentgesellschaft Abu Dhabis. Mit dem Eintritt Sterns in den OMV-Vorstand per 1. April 2021 übernahm im Gegenzug Thomas Gangl den Vorstandsvorsitz der Borealis, die er bis heute leitet. Gangl war zuvor 20 Jahre bei der OMV tätig gewesen und hatte laut der damaligen Aussendung „nicht nur den Raffinerie- und Petrochemie-Bereich bei der OMV maßgeblich mitgestaltet, sondern auch das chemische Recycling im OMV Konzern etabliert und damit den Grundstein für die Kreislaufwirtschaftsstrategie der OMV gelegt“.

 

Aus Anlass des heurigen Jubiläums konstatierte Gangl, ihr „europäisches Erbe“ sowie ihre technologische Kompetenz hätten die Borealis „zu einem globalen Player in der Branche gemacht. Wir treiben die Transformation der Branche hin zu einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe voran und erfinden die Grundlagen für ein nachhaltiges Leben neu. Auch weiterhin werden wir in unsere Mitarbeiter:innen, Anlagen und in das lokale Umfeld investieren“.

 

Verschmelzung mit Borouge?

 

Seit dem Verkauf der Düngemittelsparte an die tschechische Agrofert im Sommer 2023 konzentriert sich die Borealis auf das Kunststoffgeschäft sowie die Kreislaufwirtschaft. Ihre Zukunft ist offen. Die OMV und die Adnoc verhandeln über die Schaffung eines weltweit führenden Petrochemiekonzerns. In diesen sollen die Borealis und die Borouge verschmolzen werden.