Archive - Jan 2024

Datum
  • Alles
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
  • 11
  • 12
  • 13
  • 14
  • 15
  • 16
  • 17
  • 18
  • 19
  • 20
  • 21
  • 22
  • 23
  • 24
  • 25
  • 26
  • 27
  • 28
  • 29
  • 30
  • 31

January 30th

Austrian Comprehensive Cancer Network gegründet

Die Krebsforschungs- und Behandlungszentren der Medizinischen Universitäten Wien, Graz und Innsbruck verstärken ihre Kooperation. Neben der besseren Behandlung Erkrankter geht es auch um die Akquise von EU-Fördergeld. 

 

Einen Vertrag über die verstärkte und dauerhafte Zusammenarbeit schlossen die Krebsforschungs- und Behandlungszentren (Comprehensive Cancer Center, CCC) der Medizinischen Universitäten Wien, Graz und Innsbruck. Sie gründeten damit das Austrian Comprehensive Cancer Network (ACCN), das am 30. Jänner in Wien vorgestellt wurde. Neben der Prävention und der besseren Versorgung Erkrankter geht es nicht zuletzt darum, Mittel aus den einschlägigen Förderprogrammen der EU zu akquirieren: Einer der Schwerpunkte des noch bis 2027 laufenden Programms „Horizon Europe“ ist die sogenannte „Mission Cancer“. Sie zielt darauf ab, Krebserkrankungen besser zu verstehen und in der Folge die Vorbeugung, Diagnose und Behandlung zu optimieren, aber auch die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen. Durch die Schaffung des ACCN soll der Zugang zu den Fördermitteln der „Mission Cancer“ erleichtert werden. 

 

Eigene Strukturen für das ACCN aufzubauen, ist übrigens nicht notwendig: Die CCC in Wien, Graz und Innsbruck verfügen über gut ausgebaute Geschäftsstellen, die die Kooperation koordinieren und die erforderlichen Kommunikationstätigkeiten steuern können. Unterstützt wird das ACCN auch vom Wissenschaftsministerium (BMBWF), versicherte Ressortchef Martin Polaschek bei der Präsentation des Netzwerks. Ihm zufolge etablierte das Ministerium eine „Mission Cancer Action Group“, die die Umsetzung der „Mission Cancer“ in Österreich begleitet. Zusätzliches Geld des BMBWF für die ACCN gibt es vorerst allerdings nicht, konstatierte Polaschek auf Anfrage des Chemiereports. 

 

Zusammenarbeit essenziell 

 

Laut Shahrokh Shariat, dem Leiter des CCC Wien, droht eine wahre „Lawine“ an Krebserkrankungen über die Gesellschaft hereinzubrechen. Um diese zu bewältigen, sei die Zusammenarbeit aller einschlägigen Institutionen „essenziell“. Shariat zufolge ist die nunmehrige Etablierung des ACCN ein „erster Schritt“. Der Spitzenmediziner hofft nach eigenem Bekunden auf eine Ausweitung des Netzwerks. Denkbar wäre beispielsweise eine Einbindung der bisher nicht beteiligten CCC in Salzburg und Linz. Jedenfalls aber soll das ACCN Shariat zufolge die österreichische Spitzenforschung in Sachen Onkologie besser bündeln und sie nach Möglichkeit weiter ausbauen. 

 

Geplant ist unter anderem, Patientenregister einzurichten und ein digitales „Tumorboard“ zu schaffen. Grob gesprochen, arbeiten in Tumorboards Mediziner mehrerer einschlägiger Fachrichtungen (üblicherweise der Radiodiagnostik, der Pathologie, der internistischen Onkologie, der Strahlentherapie sowie des jeweiligen Organfachs) zusammen, um die Behandlung Erkrankter zu optimieren. Allein 2019 wurden in den 23 Tumorboards des CCC Wien 847 Sitzungen mit 11.052 Fallbesprechungen durchgeführt. Auch die Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft zum Thema Krebs erachtet Shariat als eine wichtige Aufgabe des ACCN. 

 

Logische Konsequenz 

 

Dominik Wolf, der Leiter des seit 2018 bestehenden CCC Innsbruck, ergänzte, es gehe darum, „vom Patienten her zu denken“. Deshalb sei die Etablierung des ACCN eine „logische Konsequenz“ der einschlägigen Aktivitäten in Österreich. Auf regionaler Ebene funktioniere die Zusammenarbeit der betreffenden Institutionen bereits bestens. Mittlerweile sei die Behandlung mancher Krebserkrankungen aber derart komplex, dass sich eine nationale Koordination immer wieder als hilfreich erweise. 

 

Philipp Jost, der Leiter des CCC Graz, erläuterte, zum besseren Verständnis von Tumorerkrankungen müsse die Grundlagenforschung verstärkt werden. Wesentlich sei aber auch der Blick aus der klinischen Praxis auf die Grundlagenforschung. Diesbezüglich solle das ACCN tätig werden, ebenso wie im Bereich klinischer Studien, bei denen Österreich im internationalen Vergleich gut aufgestellt sei. 

 

January 24th

45 Millionen Euro für Life-Science-Forschung

Im Auftrag des Wirtschaftsministeriums führt die Forschungsförderungsgesellschaft FFG das Austrian-Life-Sciences-Programme bis einschließlich 2026 fort. Die Wirtschaft zeigt sich erfreut.

 

Die Bundesregierung dotiert das Austrian-Life-Sciences-Programme zur Förderung einschlägiger angewandter Forschung in den Jahren 2024 bis einschließlich 2026 mit 45 Millionen Euro. Das verlautete Wirtschaftsminister Martin Kocher im Anschluss an ein Gespräch mit Vertretern der Life-Science-Branche, Wissenschaftlern sowie Gesundheitspolitikern am 24. Jänner. Betreut wird das seit 2022 laufende Programm von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Seine erstmalige Dotierung hatte sich auf 50 Millionen Euro belaufen. Laut einer Aussendung des Wirtschaftsministeriums reichten damals 108 Unternehmen 118 Anträge ein, was Kocher als „großen Erfolg“ bezeichnete. Die Life-Science-Branche mit ihren rund 60.000 Beschäftigten repräsentiere rund sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts und sei damit „nicht nur von zentraler Bedeutung für die Gesundheitsversorgung, sondern auch für den Standort“, betonte der Minister.

 

Diesmal sollen die ersten Förderungen noch im laufenden Quartal fließen, hieß es seitens der FFG. Zur Verfügung stehen die Mittel ihr zufolge für „Forschungs- und Entwicklungsprojekte, klinische Studien bzw. Leitprojekte mit kleineren und größeren Projektvolumen“. Vorhaben im Bereich der industriellen Forschung werden mit maxinal einer Million Euro unterstützt, Unternehmensprojekte aus dem Bereich der experimentellen Entwicklung und klinische Studien mit höchstens drei Millionen Euro. Das sogenannte „Leitprojekt“ erhält bis zu vier Millionen Euro.

 

„Bestens investiert“

 

Lob kam von der Wirtschaft. Laut der Geschäftsführerin des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO), Sylvia Hofinger, sind die 45 Millionen Euro „bestens investiert. Die Bedeutung der heimischen und europäischen Pharmaindustrie für die Arzneimittelversorgung und Gesundheitsvorsorge ist existenziell“. Einmal mehr verlangte Hofinger die „Verbesserung der Kostenerstattung für Arzneimittel. Wer sichere Medikamente aus Österreich will, muss auch die entsprechenden Herstellungskosten hierzulande bezahlen. Sonst werden wir immer auf Anbieter aus Billiglohnländern angewiesen sein“.

 

„Hoch erfreuliches Signal“

 

Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog betonte, Forschung, Entwicklung und Innovation seien „wichtige Motoren für die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs. Forschung schafft Know-how und hoch qualitative Arbeitsplätze. Wir freuen uns sehr, dass es dieses politische Bekenntnis zum Forschungsstandort Österreich gibt und damit auch für die pharmazeutische Industrie“. Österreich befinde sich im Wettbewerb mit anderen Staaten, die seit Jahren bestrebt seien, sich als Forschungsstandort zu etablieren. Die vom Wirtschaftsministerium nun zur Verfügung gestellten 45 Millionen Euro seien daher ein „hoch erfreuliches Signal“.

 

Leider stagniere die Zahl der hierzulande durchgeführten klinischen Studien im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre bei 482, bedauerte Herzog. „Es sollte unser Ziel sein, mehr klinische Prüfungen nach Österreich zu bringen. Davon profitieren zuallererst die Patientinnen und Patienten, weil sie durch die Medikamentenentwicklung frühen Zugang zu neuen Therapien haben. Ebenso profitieren Ärztinnen und Ärzte, weil sie ihren Patientinnen und Patienten auf dem neuesten Stand der Wissenschaft behandeln können“, konstatierte Herzog.