Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat die Zulassung des Arzneimittels Avastin (Wirkstoff Bevacizumab) für die Behandlung von metastasierendem Brustkrebs zurückgezogen. Die Behörde sieht die Wirksamkeit des von Roche auf den Markt gebrachten Medikaments in dieser Indikation als nicht ausreichend durch Studien belegt an.
US-Behörde: Aus für Avastin in der Brustkrebs-Therapie<% image name="avastin_web" %>
<small><b>Avastin (Wirkstoff Bevacizumab)</b> wirkt gezielt der Neubildung von Blutgefäßen (Angiogenese) entgegen und entzieht dem Krebsgewebe so die Nährstoffversorgung. <i>Bild: Roche</i></small>
Gänzlich unterschiedlich wird die Datenlage dagegen in Europa beurteilt: Beinahe gleichzeitig mit dem Aufwallen der Diskussion in den USA wurde die Zulassung von Avastin von der Europäischen Arzneimittelagentur EMA auf die Kombination mit Capecitabin (Markenname „Xeloda“)erweitert. Dementsprechend „enttäuscht“ zeigte sich Hersteller Roche. Man werde ungeachtet der jüngsten Entscheidung eine neue Phase III-Studie zu Avastin in Kombination mit der Chemotherapie Paclitaxel bei zuvor unbehandelten, metastasierten Brustkrebspatientinnen starten. Dabei soll besonderes Augenmerk auf die Evaluierung eines potentiellen Biomarkers für Avastin gelegt werden, um jene Patientinnen zu identifizieren, die von einem Einsatz des Antikörpers am meisten profitieren können, hieß es von Seiten des Konzerns. Voin der Entscheidung unberührt bleibt der Einsatz des Arzneimittels in Europa. Weiterhin zugelassen bleibt Bevcizumab auch in den USA gegen Darmkrebs, Lungenkrebs, Nierenzellenkrebs und Glioblastom.
<b>Die Wirkungsweise von Avastin</b>
Avastin ist die derzeit einzige anti-angiogene Therapie (also eine Therapie, die die Neubildung von Blutgefäßen im Krebsgewebe verhindert), die bei den genannten fortgeschrittenen Krebserkrankungen zur Verfügung steht. Roche hat ein Forschungs- und Entwicklungsprogramm laufen, in dessen Rahmen der Einsatz des Wirkstoffs in der Krebsmedizin in mehr als 500 klinischen Prüfungen in über 50 Tumorarten untersucht wird.
November 18th
Queen Elizabeth Prize for Engineering soll „Nobelpreis“ für Technik werden
Der britische Premier David Cameron hat den Launch eines internationalen Technik-Preises bekanntgegeben. Der mit 1 Million Pfund dotierte „Queen Elizabeth Prize for Engineering“ soll, beginnend mit 2013, im Zwei-Jahres-Rhythmus vergeben werden und dasselbe Ansehen bekommen wie der Nobelpreis in der Wissenschaft.
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<small><b>Der britische Premier David Cameron</b> verkündete den neuen Technik-Preis. <i>Bild:World Economic Forum, swiss-image.ch/Photo by Remy Steinegger/Creative Commons-Lizenz</small>
Cameron gab seiner Hoffnung Ausdruck, der Preis möge viele junge Menschen inspirieren und für die Technik begeistern, so wie es zu Zeiten von Stephenson oder Brunel der Fall gewesen sei. Dass dieser Preis geschaffen wird, sei die Frucht der wachsenden Einsicht von Politik und Wirtschaft, dass es notwendig sei, herausragende Leistungen von Technikern vor den Vorhang zu holen, hieß es seitens der Royal Academy of Engineering – jener Organisation, die die Vergabe des Preise nun organisieren wird.
<b>Unternehmens-Spenden ermöglichen Preisgeld</b>
Dazu wird im Februar 2012 ein internationales Panel von Juroren ernannt, dem ein Aufruf, Personen zu nominieren, folgen wird. Der Preis soll an eine einzelne Person oder an ein Team von bis zu drei Personen vergeben werden können. Das Preisgeld wurde durch Spenden einer Reihe von Unternehmen ermöglicht, darunter BAE Systems, BP, Glaxo Smith Kline, National Grid, Shell und Siemens. Der Queen Elizabeth Prize reiht sich damit in die Spitzenklasse technischer Auszeichnungen ein, zu denen etwa auch der von der finnischen Technologie-Akademie vergeben „Millennium Technology Prize“ (Dotation 800.000 Euro) und der von der US National Academy of Sciences vergebene „Charles Stark Draper Prize“ (im Wert von 500.000 US-Dollar) zählt.
Queen Elizabeth Prize for Engineering soll „Nobelpreis“ für Technik werden
Das dänische Wärme-, Kälte- und Antriebstechnik-Unternehmen <a href=http://www.danfoss.com>Danfoss</a> konnte seinen Umsatz in den ersten drei Quartalen 2011 von 23,379 auf 25,830 Milliarden dänische Kronen (entspricht 3,47 Milliarden Euro) steigern. Als Triebkräfte werden das Klimatechnik-Geschäft und Zuwächse in den BRIC-Staaten genannt.
Danfoss steigert Umsatz und Gewinn<% image name="NBC_2011_small" %>
<small><b>Danfoss-CEO Niels B. Christiansen</b> ewartet auch für das Gesamtjahr 2011 ein Wachstum bei Umsatz und Gewinn. <i>Bild: Danfoss A/S</i></small>
Niels B. Christiansen, Präsident und CEO von Danfoss, spricht davon, dass Russland mittlerweile der viertgrößte Markt für das Unternehmen ist, in dem die beginnende Heizsaison für florierende Absätze gesorgt habe.
<b>Erhöhte Gewinn lassen Rückführung von Krediten zu</b>
Danfoss liegt mit den erreichten Umsätzen weiterhin über dem Rekordergebnis von 2010, wenn auch im dritten Quartal eine Verlangsamung der Entwicklung verzeichnet wurde. Auch Gewinn (von 2,421 auf 3,039 Milliarden dänische Kronen, was 0,408 Milliarden Euro entspricht) und Ergebnis aus laufender Geschäftstätigkeit vor Steuern (von 2,083 auf 2,668 Milliarden dänische Kronen, entsprechend 0,3585 Milliarden Euro) konnten gesteigert werden, was Christiansen auf die „stringente Ausrichtung auf das Kerngeschäft“ zurückführt. Dieser Umstand versetzte Danfoss auch in die Lage, Kredite weiter zurückzuführen – die Verschuldung sei in zwei Jahren mehr als halbiert worden.
Auch für das Gesamtjahr 2011 glaubt man bei Danfoss, die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen weiter steigern zu können: So soll der Umsatz trotz Veräußerung zweier Geschäftsbereiche auf 33 bis 34 Milliarden dänische Kronen steigen, beim EBIT wird eine Wert zwischen 3,3 und 3,5 Milliarden dänische Kronen erwartet.
Die <a href=http://www.tuwien.ac.at>Technische Universität</a> Wien stellte am 15. November im Rahmen des zweiten „Bioscience Technologies Day“ ihre vielfältigen Aktivitäten auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften vor. Die Bandbreite reicht dabei von Biosensoren über Biophysik und Bioprozesstechnik bis hin zur Mikrobiologie und Bioanalytik.
Bioscience Technologies Day an der TU Wien<% image name="TU_gruen_01web" %>
<small><b>Die TU Wien</b> präsentierte sich am 15. November als „vom Leben“ geprägte Forschungsstätte. <i>Bild: TU Wien</i></small>
An sieben der insgesamt acht Fakultäten der TU Wien kann deren frischgebackene Rektorin Sabine Seidler Forschungsprojekte verorten, die im weitesten Sinne in die Life Sciences gehören. Vor einigen Jahern entschied man seitens der Universitätsleitung deshalb, die ohnehin schon vorhandene Forschung auf diesen Gebieten durch strategische Maßnahmen gezielt zu bündeln und voranzutreiben. Dazu gehören etwa das Kooperationsnetzwerk Biomimetik, der Aufbau der interuniversitären Forschungsgemeinschaft „Wasser und Gesundheit“ gemeinsam mit der Medizin-Uni Wien, die PhD-School „Applied Bioscience Technology“ sowie das FWF-Doktoratskolleg „Water Resource Systems“.
<b>Glanzlichter der lebenswissenschaftlichen Forschung</b>
Der „Bioscience Technologies Day“ – die zweite Veranstaltung dieser Art – bot eine gute Gelegenheit, diese Forschungsarbeiten zu präsentieren. Nach den Vorträgen von eingeladenen Wissenschaftlern ausländischer Universitäten zeigten Vertreter der Fakultäten für Physik, für Elektrotechnik und für Technische Chemie Forschungsfelder auf, die an der TU Wien bearbeitet werden:
• Gerhard Schütz, der im Dezember 2010 als Professor für Biophysik an die TU Wien berufen wurde, beschäftigt sich mit Einzelmolekül-Mikroskopie von Biomolekülen. Mit dieser Methode lassen sich beispielsweise Protein-Wechselwirkungen in lebenden Zellen untersuchen, wie sie in den Signalwegen des Immunsystems von Relevanz sind.
• Michael Vellekoop vom Institut für Sensor- und Aktuatorsysteme stellte Anwendungen von physikalischen Sensorprinzipien bei der Untersuchung biochemischer Fragestallungen vor. Beispiel dafür sind der Einsatz von Quadrupol-Infrarot-Sensoren im Tumor-Screening oder die Verwendung der Optofluidik (also des Umgangs mit Licht in Flüssigkeiten) in der Cytometrie
• In der Arbeitsgruppe von Christian Kubicek am Institut für Chemische Technologien interessiert man sich für die Optimierung von Mikroorganismen-Stämmen für den Einsatz in der industriellen Biotechnologie. Seit einigen Jahren werden dazu verstärkt systembiologische Ansätze, vor allem die Untersuchung der Gesamtheit exprimierter Gene (die sogenannte „Transkriptomik“) verwendet. Den Wissenschaftlern ist es auf diese Weise gelungen, durch Überexpression eines bestimmten Enzyms die Produktivität der Pilzart Trichoderma reesei bei der Aufspaltung von Cellulose stark zu erhöhen.
• Christoph Herwig (ebenfalls Institut für chemische Technologien) führte in neue Konzepte des Umgangs mit Daten aus dem Monitoring von biotechnologischen Prozessen ein. Es gelte, so Herwig, aus den Daten Information, aus der Information Wissen zu machen – und dieses Wissen, ausgerichtet auf die jeweiligen betriebswirtschaftlichen Zielsetzungen, zu managen.
• Martina Marchetti-Deschmann aus der Arbeitsgruppe Bio- und Polymeranalytik erzählte über massenspektrometrische Imaging-Verfahren, mit deren Hilfe etwa verschiedene Gewebearten unterschieden oder Biomaterialien für Implantate charakterisiert werden können.
<b>Abendveranstaltung von LISA Vienna</b>
Im Anschluss an den „Bioscience Technologies Day“ fand im Kuppelsaal der TU Wien der von der Clusterorganisation „LISA Vienna“ veranstaltete Life Science Circle statt. Die gut besuchte Veranstaltung bot Gelegenheit, TU-Rektorin Sabine Seidler über Life Sciences an der TU Wien und Edeltraud Stiftinger, Leiterin der Corporate Technology Central Eastern Europe bei Siemens Österreich, über „Personalisierte Medizin“ sprechen zu hören.
Im Rahmen des Technologietransfer-Projekts <a href=http://www.centrope-tt.info>„centrope_tt“</a> trafen am 15. November an der TU Wien Life-Science-Experten aus Österreich, Ungarn, Tschechien und der Slowakei zusammen, um sich über ihre jeweiligen Kooperationsbedarfe abzustimmen.
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<small><b>Das Organisationsteam des Events:</b> Tobias Dietrich (Wirtschaftsagentur Wien), Herwig Langthaler (ÖAR Regionalberatung), Miloš Sochor, (JIC - South Moravian Innovation Centre), Dávid Jánošík (JIC), David Uhlíř (JIC), Ingrid Rozhon (Ecoplus), Petr Chládek (JIC). <i>Bild: Ecoplus</b></small>
Parallel zum Bioscience Technology Day der TU Wien fand ein den Life Sciences gewidmetes Expertentreffen innerhalb der Centrope-Initiative statt, die eine stärkere Zusammenarbeit der aneinander grenzenden Provinzen Österreichs, Tschechiens, Ungarns und der Slowakei anstrebt. Die Europaregion, die mit der „Erklärung von Kittsee“ 2003 ins Leben gerufen wurde, besteht aus dem tschechischen Kreis Südmähren, den slowakischen Landschaftsverbänden Bratislava und Trnava , den ungarischen Komitaten Györ-Moson-Sopron und Vas sowie den österreichischen Bundesländern Burgenland, Niederösterreich und Wien. Drüber hinaus sind die Städte Brno, Bratislava, Trnava, Györ, Sopron, Szombathely, Eisenstadt und St. Pölten direkt Mitglied in den Centrope-Gremien.
<b>Sprich worüber du willst, aber nicht über zwei Minuten</b>
Eines der gemeinsamen Anliegen im Raum Centrope ist der grenzübergreife Technologietransfer, dem sich das Projekt „centrope_tt“ widmet. Innerhalb dessen trafen an der Technischen Universität Wien Life-Sciences-Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft aus der Region zusammen. Im ersten, von etwa 50 Teilnehmern besuchten Teil, standen 35 Experten jeweils 120 Sekunden zur Verfügung, um ihr Unternehmen, ihr Anliegen oder ihren Kooperationsbedarf vorzustellen. Dieses Event-Design sollte dazu beitragen, das jeweilige Anliegen in der streng begrenzten Zeit bestmöglich zu präzisieren, erläuterte Claus Zeppelzauer, Leiter des Geschäftsbereichs Unternehmen & Technologie“ der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur, der gemeinsam mit der Wiener Wirtschaftsagentur für die Umsetzung des Events verantwortlich zeichnete.
Rund 60 Expert nahmen im Anschluss an einem „B2B Matchmaking Event“ teil, für das man sich im Vorfeld mithilfe einer speziellen Software die gewünschten Zusammentreffen vereinbaren konnte. „centrope_tt“ wird im Central-Europe-Programm umgesetzt und durch den ERDF-Fonds kofinanziert.
Centrope Life-Science-Expertentreffen in Wien
Der <a href=http://www.borealisgroup.com>Borealis</a>-Produktionsstandort Schwechat feiert sein 50-jähriges Jubiläum. 1961 ging hier die weltweit zweite Polypropylen-Anlage in Betrieb, die damals Teil der Danubia Petrochemie AG war.
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<small><b>Das Borealis-Werk in Schwechat</b>: Hier begann man 1961 mit der Produktion von Polypropylen. <i>Bild: Borealis</i></small>
Der Rohstoff Propylen musste anfangs noch mit der Eisenbahn angeliefert werden, später konnte das Gas über Rohrleitungen direkt von der benachbarten Raffinerie der OMV bezogen werden. Die Anlage arbeitete damals nach dem sogenannten Montacatini-Verfahren, bei dem die berühmten Ziegler-Natta-Katalysatoren zur Produktion des Kunststoffs verwendet wurden, und erreichte eine Jahreskapazität von 4.500 Tonnen. „Heute stellt eine moderne Anlage die gleiche Menge Polypropylen in weniger als einer Woche her“, erzählt Rudolf Sukal, Standortleiter von Borealis Schwechat.
<b>Der Weg zur heutigen Produktionsstätte</b>
Die erste in der Polypropylen-Anlage in Schwechat hergestellte Produktqualität war „Daplen“, ein Material, das im Spritzgussverfahren hauptsächlich zu Haushaltsartikeln weiterverarbeitet wurde. Auch heute zählt „Daplen“ noch zum Produktportfolio von Borealis und wird vor allem in der Automobil-Branche eingesetzt.
Das Werk von Borealis in Schwechat ist mittlerweile zu einer bedeutenden Produktionsstätte ausgebaut worden, an der rund 500 Mitarbeiter jährlich rund eine Million Tonnen Kunststoffe erzeugen.
50 Jahre Kunststoffproduktion in Schwechat
Über Möglichkeiten, die Ineffizienzen in der Gesundheitsversorgung zu beseitigen und diese zukunftsfit zu machen, diskutierten Politiker und Experten auf Einladung von Bayer Austria und der Industriellenvereinigung. <% image name="IVkl_Katzer-IV_Web" %>
<small><b>Umbau nötig:</b> Im Haus der Industrie ging es gesundheitspolitisch zur Sache. <i>Foto: Katzer/IV</i></small><br>
Zumindest in einem Punkt waren sich alle Teilnehmer an der Podiumsdiskussion „Gesundheit im Dialog“, veranstaltet von der <a href=http://www.industriellenvereinigung.at target=“_blank“>Industriellenvereinigung</a> und <a href=http://www.bayer.at target=“_blank“>Bayer Austria</a> einig: Wenn etwas in Österreich krank ist, dann das Gesundheitssystem. Wie der OECD-Ökonom Andreas Wörgötter diagnostizierte, besteht zwar eine durchaus funktionierende flächendeckende Versorgung. Aber deren Kosten und vor allem die in ihrem Rahmen auftretenden Ineffizienzen sind beträchtlich. Eine sensationelle Neuigkeit ist das nicht, räumte Wörgötter ein: „Wir wissen seit 20 bis 30 Jahren, dass es Probleme gibt und welche das sind. Geschehen ist bisher leider wenig.“ Allerdings dürfte sich das ändern, fügte Wörgötter hinzu: „Die Reformfreudigkeit wird mit dem Diktat der leeren Kassen massiv ansteigen.“ Die ökonomischen Vorteile Österreichs aus seinem eigenen EU-Beitritt und aus jenem seiner Nachbarstaaten würden sich künftig erheblich schwächer auswirken als bisher. Auch die Prognosen über die wirtschaftliche Entwicklung der EU in den kommenden Jahren stimmten nicht wirklich optimistisch. Folglich bestehe Handlungsbedarf. <br>
So gelte es, die Finanzierung des Gesundheitssystems „in einer Hand zusammenzulegen“ und die derzeitige Fragmentierung zu beenden. Weiters empfehle sich eine Gesamtkoordination hinsichtlich der Spitalskapazitäten sowie die Einführung „ergebnisorientierter Zahlungsmechanismen. Es kann nicht mehr sein, dass Defizite automatisch abgedeckt werden.“ Zu forcieren sei die Gesundheitsvorsorge, betonte Wörgötter. Benötigt würden Kampagnen für eine gesunde Lebensführung. Und: „Wenn es sogar in Italien und Frankreich möglich ist, dass man in Restaurants nicht mehr rauchen darf, sollte das doch auch in Österreich funktionieren. Denn wenn die Leute nicht mehr rauchen, verbessert sich ihr Gesundheitszustand unmittelbar.“ Schließlich müsse die Bevölkerung über die finanzielle Lage des Gesundheitswesens besser aufgeklärt und über die Notwendigkeit von Reformen informiert werden. <br>
<b>Plädoyer für ELGA </b><br>
Gesundheitsminister Alois Stöger entgegnete, in der Bundesgesundheitskommission werde derzeit so intensiv über Reformen diskutiert wie noch nie: „Zum aktuellen Stand der Gespräche sage ich nichts, sonst wird nur der Verhandlungsprozess irritiert.“ Grundsätzlich gehe es darum, das Gesundheitssystem „richtig zu steuern. Bisher haben wir hauptsächlich Krankenhäuser gebaut. Jetzt müssen wir Betreuungsprozesse einrichten.“ In einem künftigen reformierten Gesundheitssystem hätten all jene Institutionen ihren Platz, die der Betreuung der Menschen dienten. Über alle anderen Einrichtungen lasse sich grundsätzlich diskutieren. Einmal mehr plädierte Stöger für sein derzeit umstrittenstes Projekt, die „elektronische Gesundheitsakte“ (ELGA): „Dadurch, dass alle entlang der Behandlungskette Zugriff auf die aktuellsten Daten haben, können Patienten wesentlich effizienter behandelt werden.“<br>
Die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wesely ergänzte, alle „Partner“ im Gesundheitssystem hätten erkannt, „dass es so wie bisher nicht mehr weitergeht.“ Die neue Struktur des Systems müsse sich an der Frage orientieren, „wo Leistungen am besten und am kostengünstigsten erbracht werden können.“ Die Stadt Wien etwa reduziere die Zahl ihrer Spitäler von zwölf auf sieben und spare „einige hundert Betten“ ein. Künftig werde es nur noch Schwerpunktkrankenhäuser geben, die Notfallversorgung werde aber „natürlich weiterhin überall angeboten.“ Handlungsbedarf gebe es zweifellos, was die Gesundheitsvorsorge betrifft: „Dieses Thema ist in Österreich noch total unterbelichtet.“ <br>
<b>An Tabus rütteln </b><br>
Der Vorsitzende der Fokusgruppe Gesundheit der Industriellenvereinigung (IV), Thomas Salzer, sprach sich für eine „österreichweite Bedarfsplanung“ hinsichtlich der Spitalskapazitäten aus. Salzer kritisierte das Nebeneinander und teilweise Gegeneinander der Spitäler und der niedergelassenen Ärzte. Österreich leiste sich dadurch faktisch zwei Gesundheitssysteme. Es sei dringend geboten, „an Tabus zu rütteln und endlich den österreichischen Ständestaat aufzubrechen.“ Unabdingbar ist für Salzer die Finanzierung des Gesundheitssystems aus einer Hand. Das könne grundsätzlich auch darauf hinauslaufen, die Sozialversicherungen aufzulösen.<br>
In Privatspitälern wie dem von ihm geleiteten seien schon etliche Reformen umgesetzt worden, konstatierte der Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, Johannes Steinhart. Eine radikale Deckelung der Gesundheitsausgaben wäre aus seiner Sicht allerdings kontraproduktiv: „Damit würde man das System zerstören.“ <br>
Peter McDonald, der stellvertretende Vorsitzende der Trägerkonferenz im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, sagte, es sei klar, „dass es so nicht mehr weitergeht. Die Lage ist dramatisch.“ Eine Reform des Gesundheitswesens könne allerdings nicht von heute auf morgen bewältigt werden. Es gelte, die Prioritäten neu zu ordnen und die vorhandenen Mittel effizienter einzusetzen. Erheblich mehr Gewicht als bisher müsse das Thema Vorsorge erhalten: „Zurzeit gehen ja fast 100 Prozent der Mittel in die Reparaturmedizin.“ McDonald verwies auf das diesbezügliche Anreizmodell der SVA: Wer an einem freiwilligen Gesundheitsvorsorgeprogramm teilnimmt, bezahlt weniger Selbstbehalt. <br>
<b>Pharmaindustrie zahlt mit </b><br>
Martin Hagenlocher, der Geschäftsführer der Bayer Austria GmbH, resümierte, die Pharmaindustrie habe ihren finanziellen Beitrag zur Sanierung des österreichischen Gesundheitssystems bereits geleistet. Er verwies auf den heuer verlängerten Rahmen-Pharmavertrag, auf Grund dessen die Branche der Sozialversicherung bis 2015 insgesamt 82 Millionen Euro überweist, von denen 6,75 Millionen für Kindergesundheit und Prävention gewidmet sind. Hagerlocher zufolge sollten die vorhandenen Mittel nicht zuletzt in die Beschaffung „innovativer Arzneimittel“ fließen, um den Patienten eine optimale Betreuung zu bieten.
Gesundheitssystem: Reformbedarf unbestritten
<a href=http://www.bayercropscience.com>Bayer Crop Science</a> erhielt für seinen Wirkstoff Spirotetramat (Markenname Movento) den „Agrow Award“, einen renommierten Pflanzenschutzchemie-Preis. Das systemische Insektizid wirkt sowohl im auf- als auch im absteigenden Saftstrom der Pflanze.
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<small><b>Das Insektizid „Movento“</b> überzeugte die Jury durch sein innovatives Wirkprofil. <i>Bild: Bayer Crop Science</i></small>
Der vom Medienunternehmen Agrow im Jahr 2008 ins Leben gerufene Preis wird in insgesamt 15 Kategorien vergeben, zu denen unter anderem Innovationen in Formulierung, Wirkstoffchemie, Biotechnologie, Stewardship-Programme, Pflanzenschutzmittel für den nicht-landwirtschaftlichen Einsatz, Branchenkommunikation und das Lebenswerk einer Person gehören. Movento wurde 2011 in der Kategorie „Beste innovative Chemie“ ausgezeichnet.
Spiroteteramat gehört zur Wirkstofffamilie der Ketoenole und ist durch eine sogenannte „Zwei-Wege-Wirksamkeit“ charakterisiert. Die Substanz bewegt sich systemisch in der Pflanze – sowohl im auf- als auch im absteigenden Saftstrom – und erreicht auf diese Weise alle Stellen, an denen sich Insekten aufhalten können. Mit dem Produkt ist laut Angabe des Herstellers die Schädlingsbekämpfung in einer breiten Palette an Feldfrüchten möglich, darunter Trauben, Zitrusfrüchte, Gemüse, Nüsse, Kern- und Steinobst sowie Hopfen.
Auszeichnung für Insektizid Spirotetramat
November 11th
Inauguration von Sabine Seidler als Rektorin der TU Wien
Nach einer Rekordamtszeit von 20 Jahren übergab Peter Skalicky am 11.11.2011 um 11 Uhr das Amt des Rektors der <a href=http://www.tuwien.ac.at>Technischen Universität Wien</a> an seine Nachfolgerin Sabine Seidler. Bei der Inaugurationsfeier im Kuppelsaal der Universität waren sieben Rektoren aus den Nachbarländern und elf Rektoren (und Rektorinnen) aus Österreich anwesend.
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<small><b>Peter Skalicky und Sabine Seidler</b>, umgeben von Rektoren und Rektorinnen aus dem In- und Ausland. <i> Bild: TU Wien/T. Blazina</i></small>
Es waren bewegte Jahre, in denen Skalicky der TU Wien vorstand: Vor allem die schrittweise Autonomisierung der Universitäten durch das Universitätsorganisationsgesetz 1993 und das Universitätsgesetz 2002, aber auch der Aufbau eines Fachhochschulwesens veränderten die Hochschullandschaft in dieser Zeit von Grund auf. Auch die Aufgabe des Rektors wandelte sich, wie Sabine Seidler schon beim Universitätstag Alpbach gegenüber dem Chemiereport bemerkte, vor diesem Hintergrund radikal: Waren vor 20 Jahren im Großen und Ganzen Repräsentationsaufgaben zu erfüllen, so sei die Position eines Universitätsleiters heute eine Management-Aufgabe, die die volle Kapazität des Amtsinhabers erfordere.
<b>Ein neues Team für das Uni-Management</b>
Die neue Rektorin, die seit 1996 eine Professur für Werkstofftechnik an der TU Wien innehat, sprach die Ergebnisse des Managements ihres Vorgängers in ihrer Antrittsrede auch direkt an: Es seien „mutige, in Hinblick auf das Finanzergebnis wohl zu mutige Schritte“ gesetzt worden. Diese seien aber notwendig gewesen, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Kritisiert wurde von der neuen Rektorin die „permanente Unterfinanzierung“ der Universitäten. Aufhorchen ließ Seidler mit dem Satz, man erziele durch die Finanzierung von Kooperationen keine Exzellenz, man erreiche damit nur Beutegemeinschaften.
Nach „Standing Ovations“ für Peter Skalicky legte dieser seiner Nachfolgerin die Rektorskette mit den Worten über die Schulter, die Kette sei leichter als die damit verbundene Verantwortung. Gemeinsam mit Seidler übernahmen auch die Vizerektoren Anna Steiger (Personal und Gender), Johannes Fröhlich (Forschung), Adalbert Prechtl (Lehre) und Paul Jankowitsch (Finanzen) ihre Ämter.
Inauguration von Sabine Seidler als Rektorin der TU Wien
November 10th
Chemiker der TU Wien klärt Reaktionsmechanismen der Brennstoffzelle auf
Alexander Opitz, der am <a href=http://www.cta.tuwien.ac.at>Institut für Chemische Technologie und Analytik</a> der TU Wien forscht, hat die genaue Reaktionsabfolge bei der Reduktion von Sauerstoff in einer Brennstoffzelle aufgeklärt. Er wurde dafür mit einem Forschungspreis der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDch) ausgezeichnet.
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<small><b>Alexander Opitz</b> erforschte im Rahmen seiner Dissertation Reaktionsmechanismen in einer Festoxid-Brennstoffzelle. <i>Bild: TU Wien</i></small>
Opitz untersuchte in seiner Dissertation die Vorgänge an den Elektroden einer Festoxid-Brennstoffzelle, an der Sauerstoff-Moleküle Elektronen aufnehmen und so zu Sauerstoff-Ionen werden. Er verwendete dabei einen Modelltyp der Zelle, der aus Platinelektroden und einem Elektrolyten aus Zirkoniumoxid bestand. Anstatt des üblichen Platinschwamms aus zufällig zusammengebackenen Platin-Partikeln wurden aber geometrisch sauber definierte Platin-Scheibchen auf Zirkoniumoxid hergestellt und die Prozesse an den Rändern, an der Oberfläche und im Inneren dieser Scheibchen untersucht.
<b>Verschiedene Reaktionswege, ja nach Zustandsbedingungen</b>
Dabei stellte sich heraus, dass je nach Temperatur, Form und Größe der Platin-Elektroden unterschiedliche Reaktionen das Geschehen und damit den Stromfluss der Brennstoffzelle dominieren. Drei verschiedene Reaktionswege von Sauerstoffmolekülen zu Sauerstoff-Ionen konnte Opitz unter unterschiedlichen Bedingungen finden. Besonders überraschend war, dass bei mäßig hohen Temperaturen Sauerstoff auch direkt durch das Platin hindurchwandern kann, was man bei der Betrachtung der Gesamteffizient einer Brennstoffzelle berücksichtigen müsse, wie Opitz erklärt.
Opitz´ Dissertation wurde mit dem Forschungspreis der Fachgruppe „Angewandte Elektrochemie“ der Gesellschaft Deutscher Chemiker ausgezeichnet. Der Wissenschaftler, der mittlerweile Assistent an der TU Wien ist, möchte mit seinen am Modellsystem erzielten Ergebnissen nun kompliziertere Materialien untersuchen und Stoffe finden, mit denen sich effizientere Brennstoffzellen herstellen lassen.
Chemiker der TU Wien klärt Reaktionsmechanismen der Brennstoffzelle auf