Archive - 2006

January 9th

Nautilus: Mit hGH in die vorklinische Phase

<a href=http://www.nautilusbiotech.com>Nautilus Biotech</a> hat die Wirksamkeits-Untersuchungen von Vitatropin, seines langwirkenden menschlichen Wachstumshormons (hGH), im Tierversuch erfolgreich beendet. Nautilus: Mit hGH in die vorklinische Phase <% image name="Nautilus_Biotech_Logo" %><p> Bei Vitatropin handelt es sich um eine Nautilus gehörende Einzel-Aminosäuren-Variante des natürlichen hGH, die dergestalt manipuliert wurde, dass sie ein wesentlich besseres pharmakologische Profil sowie höhere Bioverfügbarkeit aufweist. Nautilus begibt sich jetzt mit Vitatropin in aller Form in die vorklinische Entwicklungsphase und strebt für Anfang 2007 eine IND-Zulassung (Investigational New Drug) für andere als systemische Verabreichungsformen an. Vitatropin wurde mit der firmeneigenen Protein-Verbesserungstechnologie entwickelt und enthält eine punktuelle Aminosäuren-Substitution, die das Molekül hochresistent gegen Proteasen in verschiedenen Geweben macht. Obwohl die In-vitro-Wirksamkeit von Vitatropin der native hGHs äquivalent ist, sorgt sein verbessertes pharmakologisches Profil im Vergleich zu natürlichem hGH bei hypophysektomisierten Ratten für eine höhere therapeutische Wirksamkeit. Vitatropin könnte bei Wachstumsstörungen und anderen klinischen Indikationen, für die derzeit hGH eingesetzt wird, eine wirkungsvollere Behandlungsalternative darstellen. In vorklinischen Tiermodellen hat Vitatropin auch bei nicht systemischer Verabreichung im Vergleich zu alternativen Produkten eine höhere Wirksamkeit und eine verbesserte In-vivo-Kreislauf-Halbwertszeit gezeigt.

January 6th

Neue Varianten im Schnittmuster der Gene

Aus einem Gen können viele Lebewesen mit Zellkern mehr als eine Sorte von Proteinen herstellen - alternativ Spleißen heißt der molekulare Vorgang, der dafür abläuft. Wissenschaftler des Nationalen Genomforschungsnetzes (<a href=http://www.ngfn.de >NGFN</a>) in Jena haben eine neue Form davon entdeckt: an den NAGNAG-Stellen. Neue Varianten im Schnittmuster der Gene <% image name="Gensequenz" %><p> Fehlerhafte oder veränderte Spleißmuster sind die Ursache zahlreicher Krankheiten. Daher haben Forscher aus dem Jenaer Centrum für Bioinformatik das menschliche Erbgut systematisch nach Variationen an den NAGNAG-Spleißstellen in der menschlichen Population durchsucht. Ergebnis: Bei manchen Menschen kann an bestimmten Positionen im Erbgut alternativ gespleißt werden. Fast ein Drittel der veränderten Spleißstellen, die die Forscher identifiziert haben, befinden sich in bereits bekannten Krankheitsgenen. Bei der Proteinherstellung wird zunächst eine durchgängige Kopie des gesamten Gens erstellt. Daraus werden dann alle Bereiche ohne Information herausgeschnitten. Dieser Mechanismus wird als <b><u>Spleißen</u></b> bezeichnet. Damit an den richtigen Stellen geschnitten wird, gibt es am Übergang zwischen den Bereichen mit und den Bereichen ohne Bauinformation einen Erkennungscode aus drei Nukleotiden - NAG. Wissenschaftler aus Jena hatten bereits früher gezeigt, dass bei vielen Genen diese Erkennungssequenz zweimal direkt hintereinander vorkommt, als NAGNAG, wobei beide NAG-Codes alternativ genutzt werden können. Deshalb können aus dem Gen zwei verschiedene Proteine entstehen, die sich nur geringfügig voneinander unterscheiden: Je nachdem, welche Spleißstelle verwendet wird, ist das resultierende Protein um einen Baustein länger bzw. kürzer oder es wird ein Protein-Baustein gegen zwei andere ausgetauscht. Die <a href=http://www.journals.uchicago.edu/AJHG/journal/issues/v78n2/42966/brief/42966.abstract.html>jetzt</a> gefundenen Variationen der NAGNAG-Stellen führen entweder zu einer erhöhten oder zu einer verringerten Variabilität der jeweiligen Proteine und könnten so die Entstehung oder den Verlauf von zahlreichen Krankheiten beeinflussen.

January 5th

Wie schnell trinkt die Tomate?

Wissenschaftlern am Berliner Hahn-Meitner-Institut ist es erstmals gelungen, in deutlichen Bildern zu beobachten, wie schnell eine Pflanze Wasser aufnimmt. In einer Reihe von Aufnahmen, die einen Tomatensetzling zeigen, kann man genau verfolgen, wie das Wasser im Stiel aufsteigt. <% image name="SoschnelltrinktdieTomate" %><p> <small>Die 3 Neutronenradiogramme zeigen aufsteigendes Wasser in einer Tomatenpflanze. Die Radiogramme entstehen auf ähnliche Weise wie Röntgenaufnahmen, wobei Neutronen im Gegensatz zu Röntgenstrahlen auch Wasserstoff deutlich zeigen. Der Wasserbehälter, in dem sich die Wurzel der Pflanze befindet, ist aus technischen Gründen nach oben hin abgedichtet worden. </small> Dazu haben die Forscher dem Setzling ab einem bestimmten Zeitpunkt nur noch so genanntes schweres Wasser gegeben, das sich in den Bildern markant vom gewöhnlichen Wasser abhebt. Der Kontrast entsteht beim Durchleuchten der Pflanze mit Neutronen, die auf beide Wasserarten verschieden reagieren. "Die Wasseraufnahme ist ein wichtiges Maß dafür, wie gut es einer Pflanze geht. Bisherige Verfahren lieferten scharfe Bilder aber nur für kleine Ausschnitte der Pflanze. Jetzt haben wir ein Werkzeug, mit dem wir die ganze Pflanze scharf sehen und so das Wasser über längere Zeit verfolgen können. Damit können wir untersuchen, wie Pflanzen auf geänderte äußere Bedingungen reagieren. Die Ergebnisse könnten helfen, die Wachstumsbedingungen besser an die Bedürfnisse der Pflanzen anzupassen und so landwirtschaftliche Erträge zu steigern" erklärt Uzuki Matsushima von der japanischen Iwate University, in deren Auftrag die Untersuchungen durchgeführt worden sind. <small> Für die Untersuchungen wurde das Verfahren der Neutronenradiographie eingesetzt, mit der 2D-Durchleuchtungsbilder verschiedener Objekte erzeugt werden können. Zusätzlich liefert die verwandte Neutronentomographie 3D-Bilder. Gegenüber Röntgenstrahlen sind Neutronen im Vorteil, wenn es darum geht, auch leichte Elemente wie H zu zeigen und Metalle gut zu durchdringen. Das Hahn-Meitner-Institut unterhält eine von vier Neutronenquellen, die in Deutschland für Forschungszwecke betrieben werden. </small> Wie schnell trinkt die Tomate?

Rotavirus-Impfstoff erfolgreich

In einer der größten klinischen Studien in der Impfstoffgeschichte zeigte sich der getestete Impfstoff von <a href=http://www.spmsd.at>Sanofi Pasteur MSD</a> hochwirksam in der Vermeidung von Rotavirus-Gastroenteritis bei Kindern. Diese ist ein Hauptgrund für die Krankenhauseinweisung von Kindern. <% image name="Spritze" %><p> Der pentavalente orale Lebendimpfstoff gegen Rotavirus-Infektionen der Typen G1, G2, G3, G4 und P1 verhinderte in Phase III 98 % der schwer verlaufenden und 74 % der pädiatrischen Rotavirus-Gastroenteritiden (PRG) jeden Schweregrades. Mit diesen Serotypen verbundene Krankenhauseinweisungen und Notfallbehandlungen reduzierten sich um 96 bzw. 94 %. Darüber hinaus verringerten sich durch den Serotypen G9 bedingte Krankenhauseinweisungen und Notfallbehandlungen um 100 %. Die aktive Beobachtung zeigte kein erhöhtes Risiko einer Invagination (Einstülpung eines Darmabschnitts in einen anderen). REST (Rotavirus Efficiacy and Safety Study) wurde 2001-2004 mit fast 70.000 Säuglingen in 11 Ländern durchgeführt. Der Rotavirus-Impfstoff ist eine Entwicklung von <a href=http://www.merck.com>Merck & Co.</a> und wird künftig in Europa von Sanofi Pasteur MSD vertrieben. In Europa wurde der Antrag auf Zulassung im April 2005 bei der EMEA eingereicht. <small> <b><u>Rotaviren</u></b> sind bei Kindern die häufigste Ursache schwerer dehydrierender Durchfallerkrankungen. Da sie hoch ansteckend und resistent sind, gibt es keinen wirksamen Weg, die Rotavirus-bedingte Infektion zu verhindern. Zwischen 2 und 3 Jahren infiziert sich nahezu jedes Kind. Der Schweregrad einer Rotavirus-Erkrankung reicht von einer asymptomatischen Verlaufsform bis hin zu schwer dehydrierender Gastroenteritis mit Todesfolge. Symptome sind Erbrechen, Fieber, Bauchschmerzen und wässrige Durchfälle. Es gibt keine Möglichkeit, den Verlauf der Erkrankung vorauszusagen. </small> Rotavirus-Impfstoff erfolgreich

Bayer und Nuvelo kooperieren bei Alfimeprase

<a href=http://www.bayerhealthcare.com>Bayer HealthCare</a> und <a href=http://www.nuvelo.com>Nuvelo</a> haben ein Entwicklungs- und Vermarktungsabkommen für das Phase III-Medikament Alfimeprase abgeschlossen - ein neues Präparat zur Auflösung von Blutgerinnseln. Bayer und Nuvelo kooperieren bei Alfimeprase <% image name="Bayer_Logo" %><p> Da es sich um ein fortgeschrittenes Entwicklungsprodukt handelt, bekommt Nuvelo Meilensteinzahlungen in einer Höhe von bis zu 385 Mio $ einschließlich einer Einmalzahlung von 50 Mio $. Bayer HealthCare übernimmt 40 % und Nuvelo 60 % der weltweiten Entwicklungskosten. Für die Durchführung des klinischen Entwicklungsprogramms ist das US-Unternehmen verantwortlich. Alfimeprase ist ein gentechnisch hergestelltes Enzym, das Blutgerinnsel mittels eines einzigartigen Wirkmechanismus rasch auflöst. Es baut unmittelbar Fibrin ab, ein Eiweiß, das die Grundlage für Blutgerinnsel liefert. Alfimeprase wird zurzeit in klinischen Studien der Phase III auf Behandlungsmöglichkeiten für akute periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) und Katheterverschluss geprüft. Eventuell ist es auch bei einer großen Bandbreite von thrombotischen Erkrankungen wie Schlaganfall, tiefer Venenthrombose (TVT) und Myokardinfarkt von Nutzen. Diese Erkrankungen gehören zu den häufigsten Todes- und Morbiditätsursachen in der westlichen Welt. Die Unternehmen planen weitere klinische Programme mit Alfimeprase bei Schlaganfall und TVT.

January 4th

Neue Heilmittel aus der Tiefe vor Markteinführung

Mecklenburg-Vorpommern hat bis Ende 2005 unter Nutzung von EU-Fonds zwei Biotech-Forschungsschwerpunkte unterstützt. Eines dieser an den Unis Greifswald und Rostock angesiedelten Verbundprojekte hat sich mit der Entwicklung mariner Wirkstoffe und Biomaterialien befasst. <% image name="Meeresflora" %><p> <small> Algen und andere Meeresorganismen können als natürliche Quelle für neue Wirkstoffe in der Medizin dienen. Foto: Thomas Schöpke </small> Die Greifswalder Wissenschaftler um Ulrike Lindequist (Institut für Pharmazie) und Frieder Schauer (Institut für Mikrobiologie) forschten nach neuen Wirkstoffen aus marinen Organismen. Dazu wurden 300 Algen, Pilze, Muscheln, Schnecken und Würmer untersucht, aus denen verschiedene Wirkstoffe isoliert und chemisch definiert wurden. Die Substanzen wurden anschließend auf ihre Wirkung gegen Krankheitserreger, gegen Tumorzellen sowie auf Knochenzellen, Hautzellen und verschiedene Enzyme geprüft. Mehrere hochaktive Substanzen konnten dabei entdeckt werden. Diese wurden daraufhin in Rostock analysiert, nachsynthetisiert und in größeren Mengen hergestellt. So konnte ein patentiertes Verfahren entwickelt werden, bei dem Enzyme aus holzzerstörenden Pilzen zum Einsatz kommen. Ein erstes Präparat zur speziellen Anwendung auf der Haut steht kurz vor der Markteinführung. <% image name="Zinnoberschwamm" %><p> <small> Der nördliche Zinnoberschwamm ist ein Pilzgeflecht, dessen Enzyme zur Aushärtung von Proteinklebern in der Wundheilung verwendet werden können. </small> Darüber hinaus wurde eine neue Technologie zur Herstellung eines biologisch abbaubaren Proteinklebers entwickelt, der dem wirksamen Klebstoff der Miesmuschel nachempfunden ist. Der Proteinkleber wurde der Natur abgeschaut, indem ähnliche Proteinanteile, wie sie in den Klebstoffen der Miesmuscheln (die sehr fest am Holz anhaften können) vorkommen, im Labor nachsynthetisiert wurden. Die im Labor produzierten Peptide haben im Vergleich zu den originalen Muschelklebern zunächst noch eine zu geringe Klebkraft. Diese wird dann erst durch den Einsatz von Enzymen aus den holzzerstörenden Pilzen (Zinnoberschwamm oder Schmetterlings-Tramete) erhöht. Der neue Proteinkleber soll nach einer Verträglichkeitsprüfung schon bald für das Verheilen innerer Wunden nach chirurgischen Eingriffen oder von verletzten Knochenteilen eingesetzt werden. Neue Heilmittel aus der Tiefe vor Markteinführung

austriamicrosystems wird Partner im Humancluster

Der steirische Humantechnologie-Cluster <a href=http://www.humantechnology.at>human technology styria</a> bekommt mit <a href=http://www.austriamicrosystems.com>austriamicrosystems</a> einen neuen Partner. Der steirische Cluster wurde 2004 ins Leben gerufen und besteht mittlerweile aus mehr als 20 Netzwerkpartnern. austriamicrosystems wird Partner im Humancluster Die Kooperation bestätigt die strategische Fokussierung von austriamicrosystems auf medizintechnische Anwendungen. Im Bereich Medizintechnik werden die hochspezialisierten Mikrochips von austriamicrosystems insbesondere in mobilen Geräten für Personal Healthcare-Anwendungen eingesetzt, deren Verbreitung rasch zunimmt. Typische Anwendungen sind tragbare Blutzuckermessgeräte, Insulin-Pens, Inhalatoren, tragbare Pulsmesser und elektrische Zahnbürsten, aber auch Herzschrittmacher. <% image name="Wafer_austriamicrosystems" %><p> Daneben gewinnen für austriamicrosystems komplexe medizinische Großgeräte für die Computertomographie und digitale Röntgendiagnostik zusehends an Bedeutung, denn hier wird in den kommenden Jahren weiteres deutliches Marktwachstum erwartet.

Austropapier: Vernünftige Energiepolitik gefordert

Die kurzfristige Schwankung in den russischen Gaslieferungen Anfang Jänner rief naturgemäß alle Ökostrom-Verfechter schnell auf den Plan, um die Vorzüge der „Erneuerbaren“ einmal mehr vorzubeten. Seriöser zu bewerten sind die Vorschläge der heimischen <a href=http://www.austropapier.at>Papierindustrie</a> zur nachhaltigen Sicherung der Energieversorgung – sie fordert: <% image name="Holzstaemme" %><p> - Nur der effizientest mögliche Einsatz fossiler und biogener Brennstoffe in hocheffizienten industriellen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sollte gefördert werden – beim Emissionshandel sollte ein „KWK-Bonus“ eingeführt werden. - Energieversorger sollten zur Investition so genannter Windfall Profits aus der Einpreisung kostenlos zugeteilter CO<small>2</small>-Zertifikate in neue effiziente Anlagen, nach Möglichkeit auch in Kooperation mit Industriestandorten mit kontinuierlicher Strom- und Wärmeabnahme, verpflichtet werden. - Industrielle Ökostrom-Eigenanlagen sollten vollständig in Förderprogramme integriert werden. - Zusätzliche Holzmengen sollten mobilisiert werden, um durch die stark zunehmende Holz-Verfeuerung nicht den Vorrang der stofflichen Nutzung zu gefährden. - Beim Nationalen Zuteilungsplan (NAP) zum Emissionshandel für die Periode ab 2008 sollte die hohe Energieeffizienz und der hohe Anteil erneuerbarer Energieträger unbedingt berücksichtigt werden. - Gezielte Forschungsförderung zur Erzeugung von Biogas statt Geldverschwendung durch ein extrem teures Ökogasfördersystem sei angesagt. Dabei würde sich etwa die Forest-based Sector Technology Platform im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm anbieten. Austropapier: Vernünftige Energiepolitik gefordert

Climara Pro erhält US-Zulassung

<a href=http://www.schering.de>Schering</a>s Hormonpflaster Climara Pro wurde von der FDA zur Prävention der postmenopausalen Osteoporose zugelassen. Climara Pro erhält US-Zulassung <% image name="Schering_Logo" %><p> Die transdermale Technologie von Climara Pro ermöglicht eine einwöchige kontinuierliche Abgabe des Hormons <b><u>Estradiol</u></b> (0,045 mg/Tag) – ein Estrogen, das mit dem vor den Wechseljahren von den Eierstöcken gebildeten Hormon identisch ist – in Kombination mit <b><u>Levonorgestrel</u></b> (0,015 mg/Tag), um die Gebärmutterschleimhaut zu schützen. Climara Pro gibt die Hormone über ein dünnes durchsichtiges Pflaster ab, das sich leicht auf die Haut kleben lässt und praktisch unsichtbar ist. Bereits im November 2003 wurde Climara Pro von der FDA zur Behandlung mittelschwerer bis schwerer vasomotorischer Symptome wie Hitzewallungen und Nachtschweiß in der Menopause zugelassen.

January 3rd

Neue Waffen im Kampf gegen Osteoporose

Mediziner der Uni Bonn haben mit Kollegen aus Israel, den USA und England einen Regulationsmechanismus für das Knochenwachstum aufgeklärt. Damit eröffnen sich unter Umständen neue Wege zur Behandlung der Osteoporose. Neue Waffen im Kampf gegen Osteoporose <a href=mailto:meliha.karsak@ukb.uni-bonn.de>Meliha Karsak</a> vom Bonner Life&Brain-Zentrum hat mit Kollegen in Jerusalem festgestellt, dass Mäuse mit einem bestimmten Gendefekt eine geringere Knochendichte aufweisen. Durch ihre Ergebnisse rücken die so genannten Cannabinoidrezeptoren in den Fokus der Osteoporose-Forschung. "Wir kennen heute zwei Typen von Cannabinoidrezeptoren, CB1 und CB2", erklärt Karsak. "CB1 wird von den Nervenzellen im Gehirn gebildet und ist etwa für die psychische Wirkung von Cannabis verantwortlich. CB2 kommt dagegen nicht in Nervenzellen vor; seine Funktion war bislang unbekannt." Die Wissenschaftler haben daher Mäuse gentechnisch so verändert, dass ihr <b><u>CB2-Rezeptor</b></u> nicht mehr funktionierte. "Die Tiere verloren nach und nach die stabilisierenden Knochenbälkchen. Auch war bei ihnen die Zahl der Osteoklasten - das sind bestimmte Zellen, die Knochengewebe abbauen können - um fast die Hälfte erhöht." Zusammen mit einer Arbeitsgruppe aus Israel und England konnte Karsak nachweisen, dass Osteoklasten wie auch ihre Gegenspieler, die für den Knochenaufbau zuständigen Osteoblasten, auf ihrer Oberfläche CB2-Rezeptoren tragen. Signalmoleküle wie die vom Körper gebildeten Endocannabinoide scheinen auf diesem Wege das Knochenwachstum regulieren zu können. Unterstützt wird diese These durch Experimente mit Mäusen, denen die Eierstöcke entfernt worden waren. Der daraus resultierende Östrogen-Mangel führt normalerweise zum Abbau von Knochensubstanz. "Wir haben die Mäuse mit einem Wirkstoff behandelt, der spezifisch an den CB2-Rezeptor bindet. So konnten wir den durch den Eingriff bedingten Knochenverlust abschwächen", erklärt die Molekularbiologin. Doch wie übertragbar sind die Ergebnisse auf den Menschen? Um diese Frage zu beantworten, wandte sich die Forscherin an eine Arbeitsgruppe in Frankreich, die über genetische Proben von mehr als 160 Osteoporose-Patientinnen und 240 gesunden Frauen verfügt. Mit Erfolg: "Wir haben eine bestimmte Variante des CB2-Gens häufiger bei Patientinnen gefunden als in einer entsprechenden Kontrollgruppe", so Karsak. Wer diesen Defekt in seinen Erbanlagen mit sich herumtrage, müsse jedoch nicht zwangsläufig erkranken: "Frauen mit dieser Mutation tragen aber ein dreifach höheres Osteoporose-Risiko." Die Ergebnisse zeigen nicht nur, dass der CB2-Rezeptor für den Erhalt der normalen Knochenmasse essenziell ist. Sie eröffnen auch neue Möglichkeiten der Therapie: "Bei vielen Frauen mit Osteoporose funktioniert der CB2-Rezeptor; bei ihnen hat die Erkrankung andere Ursachen. Bei ihnen könnte man versuchen, den Rezeptor durch Medikamente zu stimulieren und so den Knochenverlust zu bremsen." Und auch für Frauen mit CB2-Defekt machen die Resultate Hoffnung: Da sich leicht herausfinden lässt, ob eine Frau Trägerin der entsprechenden Mutation ist, ermöglichen sie eine bessere Diagnose.

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