Archive - 2005

Dezember 20th

Die Hürden der Grünen Biotechnologie

Agro-Power dank Gentechnologie: Welche Hürden die Grüne Biotechnologie noch überwinden muss. Und welche Chancen sich dadurch auftun. <% image name="Pflanzenzucht" %><p> <small> Die Zukunft: Individuelle Medikamente und mehr Energie-Output "in Biotech-Fabriken". </small> Bayer CropScience ist der weltweit führende Hersteller von Pflanzenschutzmitteln. Und bei der diesjährigen Herbst-Pressekonferenz verweist denn auch Bayer-Vorstandsvorsitzender Werner Wenning auf eine weiterhin „große Zukunft“ für Agrobiotech-Produkte. Jedoch nicht, ohne auf das aktuelle Polit-Paradoxon hinzuweisen: „Sehen Sie, es wird gewünscht, dass wir einerseits die Erdöl-Derivate durch nachwachsende Rohstoffe ersetzen. Gleichzeitig“, und jetzt kommt der Bayer-Boss fast in Rage, „werden Rahmenbedingungen in Europa geschaffen, die genau das verhindern.“ Denn: Der Anbau von transgenen Ersatzpflanzen ist derzeit in der EU noch nicht erlaubt. Nur über den Umweg in Nordamerika gezüchteter Pflanzen lässt sich diese Forschung wieder „zurückgewinnen“. Und: „Biologisch“ angebaut sind diese Pflanzen für Biodiesel bzw. andere Getreidesorten für Biobenzin (Bioethanol) nur hoch subventioniert „rentabel“. Am Weltmarkt für Pflanzenschutz liegt CropScience gleichauf mit Syngenta, dahinter rangiert BASF. Gen-Forschung betreibt CropScience bei Reis, Raps, Baumwolle und Kartoffeln und erwartet aus seiner derzeitigen F&E-Pipeline bis 2011 ein Umsatzpotenzial von bis zu 2 Mrd €. Bis dahin werden aber noch einige politische Hürden zu überspringen sein. Generell werden gentechnisch veränderte Organismen (GVOs) seit der zweiten Hälfte der 1990er kommerziell vertrieben. Aktuell werden auf EU-Ebene laufend Gentech-Produkte zugelassen und Konzerne wie Monsanto, Pioneer (eine Tochter von DuPont) oder Syngenta haben auf Basis der „Freisetzungsrichtlinie“ derzeit insgesamt 30 Anträge auf Zulassung zum Import, zur Verarbeitung, als Lebens- oder Futtermittel oder zum Anbau gestellt. Derzeit ist in Brüssel – vor allem nach den neuen Machtverhältnissen in Deutschland – eine Tendenz auszumachen, GVOs nicht nur teilweise für den Import zuzulassen, sondern auch für den Anbau. Und zwar nicht nur für Futtermittel, sondern auch für Lebensmittel. Die Diskussion rund um die „Gentechnologie“ wird prinzipiell überaus diffus geführt: So wie im Energiebereich manch politischer Grande ein „Atom-freies Österreich“ forderte, folgt auf jede Import-Zulassung eines gentechnisch veränderten Futtermittels durch die EU prompt ein Aufschrei aus allen politischen Lagern in den Wiener Parteizentralen. Dass die in der österreichischen Landwirtschaft eingesetzten Futtermittel bereits nahezu ausschließlich gentechnisch verändert sind, wird konsequent ignoriert. Weiterhin wird lautstark ein „Gen-freies Niederösterreich“, ein „Gen-freies Oberösterreich“ gefordert. Dass sich politisch keine wie auch immer geartete Opposition zu dieser Sturheit bisher formierte, ist bemerkenswert. Vielleicht helfen einige Fakten: Aktuell ermöglicht gentechnisch verändertes Saatgut in der Landwirtschaft vor allem <b>mehr Kontrolle</b> gegenüber Unkraut und Insekten, höheren Output sowie ein flexibleres Saat-Management. Davon profitieren zunächst vor allem die Hersteller des genveränderten Saatgutes sowie die dieses einsetzenden Bauern durch <b>höhere Erträge bzw. geringere Kosten</b>. Auf längere Sicht soll sich dadurch aber insgesamt eine nachhaltigere Landwirtschaft und mehr Nahrungsmittel-Sicherheit einstellen, wovon nicht zuletzt die Entwicklungsländer profitieren würden. Denn durch höhere Hektar-Erträge würde nicht nur mit vorhandenen landwirtschaftlichen Nutzflächen auszukommen sein, mehr noch: Beispielsweise könnte durch gentechnisch veränderten Reis – den so genannten <i>golden rice</i> – der Vitamin A-Mangel für eine Viertel Milliarde Kinder behoben werden. Der Mangel an Vitamin A ist die Hauptursache für Blindheit in Asien. <hr> Die <b>8 führenden Länder in Sachen Agro-Biotech</b> sind die USA (59 % des weltweiten transgenen Saat-Anbaus), Argentinien (20 %) Kanada und Brasilien (jeweils 6 %), China (5 %), Paraguay (2 %) sowie Indien und Südafrika (jeweils 1 %). Angebaut wird ebenso in Uruguay, Australien, Rumänien, Mexiko, Spanien, den Philippinen, Honduras, Kolumbien und Deutschland. Mehr als ein Drittel der globalen transgenen Anbauflächen befanden sich 2004 in Entwicklungsländern. <b>2004</b> stammte der weltweite Ernteertrag bei Sojabohnen zu 56 %, bei Baumwolle zu 28 %, bei Raps zu 19 % und bei Mais zu 14 % aus transgenem Saatgut. Die weltweite Anbaufläche dieser vier Kulturpflanzen beläuft sich auf insgesamt 284 Mio. ha – 29 % davon wurden 2004 biotechnologisch bepflanzt. <hr> Die damit verbundenen <b>Ängste</b> betreffen vor allem eine mögliche Veränderung von Toxizität und Allergenität von Lebensmitteln, was allergische Reaktionen oder antibiotische Resistenzen hervorrufen könnte. Nicht vorhersehbare Konsequenzen eines Gen-Transfers von GVO zu traditionellen Kulturpflanzen werden ins Feld gebracht und das Aufkommen von „Super-Unkräutern“ befürchtet. Schließlich könnten GVOs auch die globale Biodiversität einschränken, was zu einer Abhängigkeit von wenigen Saat-Typen führen würde. <b>Patente</b> auf gentechnisch verändertes Saatgut würden zu hohen Kosten insbesondere für Dritte-Welt-Staaten führen und die Vorteile der neuen Pflanzen mehr als wettmachen. Zudem würde die Forschung des privaten Wirtschaftssektors primär auf hohe <b>Profite</b> abzielen – also vorrangig auf die Landwirtschaft in Europa und Nordamerika fokussiert sein. Das GM-Saatgut und die damit verbundenen Technologien bildeten 2004 einen Marktwert von rund 4,7 Mrd €. <hr> Laut International Service for the Acquisition of Agribiotech Applications (ISAAA) hat sich die weltweite Fläche, auf der gentechnisch verändertes Saatgut angebaut wird, von 1996 bis 2004 um den Faktor 47 auf 81 Mio ha erhöht. Angebaut werden derzeit von den rund 8,25 Mio Bauern in 17 Staaten primär Herbizid-tolerante Sojabohnen, gefolgt von Bt Mais, Bt Baumwolle und Herbizid-tolerantem Raps. In 14 Staaten werden mehr als 50.000 ha an Ackerland für die Biotech-Ernten verwendet. <hr> Warum beschränkt sich der transgene Anbau auf nach wie vor so wenige Länder? Nun, zumeist werden Export-Verluste befürchtet, da die transgenen Erträge in den bisherigen Export-Destinationen nicht anerkannt würden. Ein Teufelskreis also. Dabei müssen transgene Pflanzen nicht notgedrungen in Lebensmittel münden. Am Beispiel Bt Cotton lässt sich vielmehr zeigen, wie Biotechnologie davon völlig verschiedene Wirtschaftszweige verändern kann. Denn: China – als Importeur von Baumwolle – investierte seit 1980 massiv in entsprechende Technologien, um die eigenen Anbauflächen für Baumwolle ertragreicher zu machen. Und genau das macht die dominante Textil-Export-Nation der Erde natürlich noch billiger in ihren Gestehungskosten. Gentechnik – als Terminus längst lieber verbannt und stattdessen mit „Biotechnologie“ ersetzt – kommt zudem beispielsweise in der Enzymforschung für Waschmittel sowie in der Entwicklung neuer Medikamente zum Einsatz. In diesen Bereichen stößt sich allerdings niemand an den biotechnologischen Eingriffen. Saubere Wäsche und genesene Menschen werden im öffentlichen Diskurs geschlossen akklamiert. <hr> <big><b> WAS GENTECHNISCH BEI PFLANZEN BEREITS MACHBAR IST – Beispiele der BASF Plant Science: </b></big> Ein Beispiel für verbesserte Anbaueigenschaften sind Pflanzen mit erhöhter Widerstandsfähigkeit gegenüber Trockenheit. In den vergangenen Jahren ist es gelungen, Gene zu identifizieren, die es der Laborpflanze Arabidopsis thaliana ermöglichen, Trockenperioden besser zu überstehen. Diese <b>Trockenheitstoleranz</b> wird nun auf Nutzpflanzen wie Mais, Soja oder Weizen übertragen. Im Bereich Ernährung arbeitet BASF an Pflanzen mit höherem Gehalt an <b>Vitaminen</b> oder an <b>Omega-3-Fettsäuren</b> zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein Beispiel, Pflanzen als „grüne Fabriken“ zu nutzen, sind <b>Kartoffeln</b>, die als nachwachsender Rohstoff zur Herstellung von Stärke für die Papier-, Textil- und Klebstoffindustrie eingesetzt werden. Hier ist es BASF Plant Science gelungen, den Anteil der erwünschten Stärkekomponente in den Kartoffeln auf fast 100 % zu steigern. Mit dieser Stärke lassen sich der Einsatz synthetischer Stoffe vermindern und Energie einsparen. Derzeit werden die Stärkekartoffeln an mehreren Standorten im Freiland getestet. Die Aminosäure <b>Lysin</b> ist ein wichtiger Bestandteil des Tierfutters. Ist sie nicht in ausreichender Menge vorhanden, treten Mangelerscheinungen bei den Tieren auf. In Kooperation mit Integrated Genomics in Chicago wurde das Genom des Bakteriums Corynebacterium glutamicum entschlüsselt und der gesamte Stoffwechsel des Bakteriums aufgeklärt. So konnte die Leistung der Bakterien verbessert und damit die biotechnologische Produktion von Lysin erheblich gesteigert werden. Seit den 1990ern werden Enzyme in der Tierernährung eingesetzt. Bei Schweinen und Geflügel reduziert <b>Phytase</b> die Ausscheidung von Phosphaten in der Gülle um etwa 30 %. Dadurch wird die Belastung von Böden und Gewässern (Eutrophierung) mit Phosphaten deutlich vermindert. Neben dem Gewinn für die Umwelt bringt der Einsatz des unter dem Handelsnamen Natuphos vertriebenen Enzyms für die Tierzüchter signifikante ökonomische Vorteile, da es die Verwertung des Futters durch die Tiere verbessert. Phytase wird fermentativ mit Hilfe des Pilzes Aspergillus niger produziert. Natuphos ist heute das wichtigste Enzym für den Einsatz im Tierfutter und wird in allen Regionen der Welt verwendet. Chirale Zwischenprodukte (<b>ChiPros</b>) werden hauptsächlich als Bausteine oder Hilfsstoffe bei der Herstellung pharmazeutischer und agrochemischer Wirkstoffe eingesetzt. Forschern der BASF ist es gelungen, chemo-enzymatische Verfahren zur Herstellung chiraler Amine, Alkohole, Epoxide und Säuren zu entwickeln. Mittlerweile wurden schon drei Produktionsanlagen mit einer Gesamtkapazität von über 4.000 t/Jahr in Betrieb genommen, in denen diese Technologie eingesetzt wird. <hr> <big><b> Gentechnikfrei? Bedingt machbar. Praktisch teuer. </b></big> Allein das Ansinnen, den weltweiten Siegeszug der Gentechnologie ausgerechnet durch ein Acht-Millionen-Volk durchkreuzen zu wollen, zeugt von Selbstbewusstsein. Ob wir das auch schaffen werden, wurde für den Futtermittelbereich jetzt erhoben. Und tatsächlich: Eine Umstellung auf „gentechnikfreie“ Futtermittel wäre in Österreich in der Milchproduktion – also der Rindermast – machbar. Bei der Haltung von Schweinen, Legehennen, Masthühnern und Puten dagegen wäre sie nach den strengen Codex-Richtlinien aber nur in Produktionsnischen möglich. In jedem Fall wäre mit einer spürbaren Kostensteigerung zu rechnen. Offen ist, ob diese Mehrkosten vom Konsumenten beim Lebensmitteleinkauf getragen werden. Oder beim Bauern hängen bleiben. <% image name="Getreidefeld" %><p> <small> Für Österreichs Bauern könnte die angepeilte Gentechnik-Freiheit enorme Einkommensverluste bedeuten. </small> Durchgeführt haben die Machbarkeitsstudie die AGES und die Wiener Universität für Bodenkultur im Auftrag der Agrarmarkt Austria. Die Labors erwähnen freilich auch, dass es bisher keinen Nachweis dafür gibt, dass nach Verfütterung gentechnisch veränderter Futtermittel eine Übertragung transgener DNA in das betreffende tierische Lebensmittel stattfindet. „Derzeit werden in Österreich in der konventionellen Tierfütterung über 600.000 t Sojaextraktionsschrot (SES) eingesetzt. 90 % davon sind als gentechnisch verändert deklariert. Eine der Aufgaben der Studie war es, die Verfügbarkeit von GVO-freien Rohstoffen und Zusatzstoffen für die Futtermittelherstellung zu prüfen", so Leopold Girsch, Bereichsleiter Landwirtschaft in der AGES. <b>Chance Biosprit.</b> „In der Milcherzeugung kommt man mit gutem Grundfutter sehr weit. Hier steht mit proteinhältigen Substituten wie Raps, Sonnenblumen oder Lupine und gentechnikfreiem SES ausreichend Ersatz für GVO-Soja zur Verfügung. Diese Substitute fallen auch als Pressrückstände bei der Erzeugung von Biotreibstoff an und sind hochwertige Eiweißfuttermittel“, so Girsch. Mit der verpflichtenden Biotreibstoff-Beimischung könnten diese Substitute bis 2007/08 etwa 40 % der Sojaschrot-Importe ersetzen. <b>Vitaminmangel.</b> Wesentlich schwieriger sei die Umstellung in der Schweine- und Geflügelhaltung. „In diesem Bereich ist in einer wettbewerbsfähigen Tierernährung der Einsatz von Sojaextraktionsschrot und Futterzusatzstoffen generell notwendig und unverzichtbar“, sagt Girsch. Viele dieser Zusatzstoffe wie die Vitamine B2 und B12 oder Aminosäuren wie Lysin und Tryptophan seien derzeit ausschließlich aus Erzeugung mit GVO verfügbar. Gemäß EU-Verordnung 1829/2003 werden Futtermittel, die keine als GVO deklarierten Zusatzstoffe enthalten, nicht als GVO-Futtermittel gekennzeichnet. Der viel strengere österreichische Lebensmittelcodex fordert jedoch für die Auslobung gentechnikfrei eine GVO-Freiheit auch in der Erzeugung der verwendeten Zusatzstoffe. Diese dürfen nicht mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt werden. Die der Studie zu Grunde liegende Einschätzung von Anbau, Handel und Verfügbarkeit von Rohstoffen umfasst einen Bereich von 20-100 % des Futtermittelbedarfs in Österreich. An Hand einer Trendrechnung kommen die Autoren zum Schluss, dass längerfristig eine eingeschränkte Verfügbarkeit von GVO-freien Futtermittel-Rohstoffen (vor allem Sojabohnen und Mais) zu erwarten ist. Sie verweisen darauf, dass der Anteil von gentechnisch veränderten Sojabohnen bereits 2003 rund 50 % des weltweiten Anbaus ausmachte. Bis 2008 soll dieser Anteil voraussichtlich auf etwa 70 % ansteigen. Weiters wird angemerkt, dass derzeit nicht prognostiziert werden kann, ob mittel- und längerfristig gentechnikfreie Rohstoffmengen für den österreichischen Bedarf zu verträglichen Kosten tatsächlich verfügbar sein werden. <b>Begrenzungen.</b> Gentechnikfreiheit in Futtermitteln erfordert getrennte, geschlossene Produktionsprozesse. Das bedeutet, dass vom Anbau über den Transport, die Lagerung, die Bearbeitung und Verarbeitung des Futtermittels bis hin zur Verfütterung am landwirtschaftlichen Betrieb eine eigene, kontrolliert gentechnikfreie Schiene aufgebaut werden muss. Eine Umstellung auf derartige geschlossene Produktionsprozesse sei prinzipiell machbar, bräuchte aber bei der Milcherzeugung mindestens sechs Monate. In der Rindermast hingegen seien mindestens zwei Jahre zu erwarten. Die Umstellung verursache jedenfalls hohe zusätzliche Kosten. Beim Einsatz von SES-hältigen gentechnikfreien oder nicht deklarationspflichtigen Futtermitteln ergeben sich den Berechnungen zufolge Mehrkosten bis zu 8 % und mehr. Die Mehrkosten variieren je nach Produktionszweig (Milchvieh, Rindermast, Schwein, Legehenne, Masthuhn und Pute) deutlich. Je höher der Eiweißbedarf in der Ration ist (am höchsten bei Pute, am geringsten bei Rindern), desto höher sind die Zusatzkosten. <b>Plus 15 %.</b> Die Mehrkosten in der Futtermittelerzeugung und am Bauernhof entstehen laut Studie vor allem durch erhöhte Rohstoffkosten (der Mehrpreis für gentechnikfreien SES betrug 2003 und 2004 durchschnittlich 15 %). Zu Buche schlagen auch der erhöhte logistische Aufwand (Transport, Lagerung, Bearbeitung und Verteilung), die Kontroll- und Untersuchungskosten, weiters die Umstellungskosten sowie notwendige Investitionen (z. B. zusätzlicher Silo). Erwartet werden auch ein erhöhter Aufwand für die Verwaltung und Dokumentation sowie Mehrkosten für den Zukauf von Tieren (bei Einhaltung des österreichischen Codex). Als besonders heikel werden mögliche Kosten für Haftungsübernahmen auf Grund von eventuellen Verunreinigungen und Verschleppungen in der Wertschöpfungskette gesehen. Der Geschäftsführer der AMA Marketing, Stephan Mikinovic, kommentiert: „Die Studie zeigt, dass man die Unterschiede in den Produktionszweigen berücksichtigen muss. Daher sollten auch die einzelnen Branchen gehört werden. Bemerkenswert sei zudem, dass in anderen EU-Ländern die GVO-Freiheit in Lebensmitteln kaum ein Thema sei. <hr> <big><b> Gentech-Verbot: „Gut fürs Geschäft.“ </b></big> <i>Jungbunzlauer ist lange und erfolgreich in der Biotech-Szene verankert. Der Weltmarktführer in Sachen Zitronensäure profitiert dabei von den strengen Gentech-Gesetzen in der EU.</i> Die Biotech-Branche spricht nicht gerne über Geschäftliches. Je länger man dabei ist, desto weniger. Bei Jungbunzlauer ist das nicht anders. Es steckt zuviel Entwicklungsarbeit und Know-how hinter dem Unternehmen, um leichtfertig mit Informationen um sich zu werfen. Früher, als der Betrieb noch seinen Stammsitz in Pernhofen hatte, behielt man die Dinge lieber für sich. Heute liegt das Zentrum des Konzerns in Basel und – so sagt man – ist noch etwas verschlossener geworden. Zu berichten gäbe es aber genug: Jungbunzlauer hat sich darauf spezialisiert, Zitronensäure und andere organische Verbindungen fermentativ herzustellen und spielt dabei international in vorderster Reihe mit. Das weltweit größte Zitronensäurewerk steht im Stammwerk in Niederösterreich. Die Geschichte des Unternehmens reicht bis 1867 zurück als man im böhmischen Jung Bunzlau mit einer Alkoholdestillationsanlage begann. 1962 stieg man ins heutige Hauptgeschäft Zitronensäure ein, 1986 begann das Unternehmen das Verdickungsmittel Xanthan herzustellen. In den letzten zehn Jahren wurde die Produktpalette um Gloconate und organische Salze beständig erweitert. Neben Pernhofen unterhält Jungbunzlauer Werke in Frankreich, Deutschland und Kanada. Zitronensäure wie auch die gesamte Produktpalette findet vor allem in der Lebensmittelindustrie Verwendung. Zwei Drittel der Gesamtproduktion werden für die Herstellung von Getränken und Nahrungsmitteln benötigt. Weiters werden die Produkte in der Pharmaindustrie, in Hygieneprodukten und in Reinigungsmitteln eingesetzt. Die Herstellung funktioniert durchgehend auf der fermentativen Gewinnung der Verbindungen aus Mikroorganismen. Ähnliche Verfahren – gleiche Absatzmärkte: So bleibt alles gut überschaubar. Ausbeute und Qualität der Produkte hängen dabei von den eingesetzten mikrobiellen Stämmen ab. Durch die strenge österreichische und EU-Gesetzgebung ist man bei Jungbunzlauer angewiesen, Stammoptimierungen mit klassischen Selektionsmethoden und ohne den Einsatz effizienterer gentechnischer Verfahren durchzuführen. Auf den ersten Blick ein Wettbewerbsnachteil. Jedoch: Für Jungbunzlauer ist die „natürliche“ Produktionsweise „ein besserer Schutz als der Zoll“, wie es aus dem Unternehmen heißt. Denn: Zitronensäure-Hersteller, die sich der modernen Gentechnologien längst bedienen, können auf den heimischen Märkten nichts verkaufen. Und so bleibt die entscheidende Konkurrenz de jure außen vor. Die Grundprinzipien der Produktion blieben im Laufe der Jahre stets gleich, sehr viel hat sich aber an der gesamten Technologie des Werkes geändert. Vor allem, was den Umgang mit Ressourcen und Abfällen betrifft. Das Zitronensäure-Werk in Pernhofen betreibt eine eigene Abwasserreinigungsanlage nur für betriebliche Abwässer. Das entstandene Biogas wird entschwefelt, der gewonnene Schwefel weiterverwendet. Die anfallende Biomasse wird als Futtermittelzusatzstoff weiterverkauft. Bei Jungbunzlauer hat man den Stand der Wissenschaft in die Praxis umgesetzt und ist dafür auch von der EU durch die Aufnahme in die „best available technology“ Dokumente ausgezeichnet worden. <% image name="Zuckerruebe" %><p> <small> Zitronensäure-produzierende Mikroorganismen wachsen auf Nährlösungen, die in der Regel aus Zuckerrüben oder Glukose bestehen. </small> Die Hürden der Grünen Biotechnologie

High-Tech im Waschpulver

<a href=http://www.henkel.at>Henkel CEE</a> stellt seit 1927 Produkte her, auf deren Qualität jeder vertraut, aber sonst selten einen Gedanken verschwendet. Im Waschmittel steckt aber jede Menge Entwicklungsarbeit – auch aus Österreich. <% image name="Persil" %><p> <small> Persil-Werbung aus den Anfängen. </small> Wie wäscht die russische Hausfrau? Was wird dagegen von westeuropäischen Hausfrauen geschätzt? Für Christian Laske keine unwesentlichen Fragen. Darum macht sich der Forschungs- und Entwicklungschef von Henkel CEE auch regelmäßig auf und sucht in fremden Waschküchen nach Verbesserungen für die Produktpalette des deutschen Chemieriesen. „Und es ist erstaunlich, was von einem Produkt erwartet wird“, sagt Laske. „Beispielsweise werden Sie in Russland hören, die Wäsche solle nicht duften.“ Daraus wurde zunächst abgeleitet, dass weniger Parfum ins Waschmittel gehört. Das soll es nun auch wieder nicht: „Die Russen schätzen zwar neutral riechende Wäsche. Das Pulver selbst soll aber sehr wohl gut riechen, denn ein Produkt, das nicht parfümiert ist, wird im Osten rasch als billige Ware abgetan.“ Feingefühl ist gefragt. Henkel CEE hat sein Hauptquartier in Wien. Von hier aus wird von Entwicklung und Marketing bis zum Verkauf alles geregelt. Schon seit Mitte der 1980er arbeitet Henkel daran, Märkte in Osteuropa und darüber hinaus zu erschließen. Über den eisernen Vorhang hinweg machte man erste Geschäfte mit Ungarn, dann in der damaligen CSSR und in Jugoslawien. Meist in Form von 50/50 Joint-ventures oder 51/49, wenn es die Rechtslage vor Ort nicht anders zuließ. 2002 begann Henkel CEE schließlich sein Engagement auch in Russland und den Nachfolgestaaten. Und dabei müssen bestehende Produkte an die lokalen Waschgewohnheiten angepasst werden. 95 Gramm Waschmittelpulver, weiß Laske, wird im Schnitt pro Waschgang in österreichischen Haushalten eingesetzt. „In Osteuropa wird um 50 % mehr verwendet. Das muss in der Rezeptur berücksichtig werden.“ Die Zusammensetzung von Waschmittel hängt auch von der Wäschebehandlung und letztlich vom subjektiven „Sauberkeitsempfinden“ ab. Tenside, die waschaktiven Substanzen, machen seit jeher den Großteil aus. Dazu kommen Wasserenthärter, Bleichkomponenten, Parfum und andere Additiva. Vor allem der Zusatz von Enzymen hat in den letzten Jahren viele Gewohnheiten in der Waschküche obsolet gemacht. Denn durch sie muss geringer dosiert werden und es kann bei niedrigeren Temperaturen gewaschen werden. Dadurch wird etwa die „Kochwäsche“ zum aussterbenden Begriff – Waschmittelenzyme sind schon ab 30 °C aktiv. „Vorwäsche“? Ebenso antiquiert – auch wenn neue Waschmaschinen noch immer mit dem entsprechenden Dosierfach ausgeliefert werden. <b>Ei, Kakao und Lippenstift.</b> Die Wirkung von Enzymen ist denkbar einfach: Flecken sind im Prinzip nichts anderes als organische Verbindungen und diese lassen sich durch bestimmte Enzymklassen in kleinere Komponenten spalten, die sich leichter vom Textil lösen lassen. Auf den Markt kamen zuerst Proteasen, die andere Proteine – etwa in Blut- oder Eierflecken – angreifen, sowie Amylasen, die sich an die Kohlenhydrate in Kakaoflecken heranmachten. Einzig die Einführung von Lipasen konnte sich nicht durchsetzen: Als Fettlöser sind Tenside wirksam genug. Henkel setzt jüngst auf Cellulasen und kommt damit Kundenanforderungen aus westeuropäischen Haushalten entgegen. Einmal gelöster Schmutz lagert sich wieder auf der Wäsche ab und diese „vergraut“. Cellulasen verhindern diesen Prozess und trennen auch Knötchen von der Kleidung, die beim Waschen durch mechanische Beanspruchung entstehen. Allerdings: Bisher zeigten noch keine bekannten industriellen Cellulasen beide Eigenschaften. Henkel arbeitet deshalb mit Enzym-Cocktails, um das ganze Funktionsspektrum abzudecken. Derzeit wird die Verwendung von Oxidasen geprüft. <b>Spitzenforschung in Graz.</b> Und wie geht es weiter? Wo forscht Henkel? „Wir haben keine eigene Enzymforschung und könnten auch nie mit Firmen wie Novozymes mithalten“, sagt Laske. Man arbeite zwar auch mit diesen Firmen zusammen, setzt aber auf Kooperationen mit Instituten, die auf diesem Sektor der Forschung bereits erfahren sind. Eines davon ist das Grazer Kompetenzzentrum für angewandte Biokatalyse, an dem sich Henkel im Rahmen eines Kplus-Programmes beteiligt. Die Grazer sind stolz darauf, nicht nur Henkel, sondern eine ganze Palette an führenden Biotechnologieriesen zu ihren Kunden zählen zu können. „In Europa,“ sagt Geschäftsführer Markus Michaelis, „sind wir auf unserem Forschungsfeld die Nummer eins.“ Und was passiert bei dieser Biokatalyse? Generell geht es um die Verwirklichung von anders schwer durchführbaren oder teuren chemischen Reaktionen mit Hilfe von Enzymen. Zwischen den Grazern und Henkel besteht eine Art bilaterales Abkommen. Gemeinsam suchen die Forscher in Bodenproben oder vorhandenen Laborstämmen nach leistungsstarken Enzymen, die den Anforderungen entsprechen. Dabei werden komplette Genome nach passendem Material durchwühlt. Die gefundenen Kandidaten entwickelt man mit gentechnischen Methoden weiter und passt diese damit den Bedingungen in der Waschmaschine an. Die Ergebnisse aus Graz werden schließlich in der Düsseldorfer Zentrale „auf Fleck und Dreck“ geprüft. Ein ganzes Set an standardisiertem Schmutz kommt dabei zum Einsatz, gegen das sich potenzielle Kandidaten für die industrielle Herstellung behaupten müssen. Zu klären gilt es etwa: Bleibt das Enzym über mehrere Wochen stabil? Bei welcher Temperatur wirkt es am besten? <b>Enzymküche Kundl.</b> Für den Markt lässt Henkel bei Sandoz im Tiroler Kundl produzieren. Das Joint-venture Biozym der beiden Firmen zählt 24 Mitarbeiter und es produziert Tag und Nacht: In bis zu 100 Kubikmeter fassenden Fermentern werden Bakterien gezüchtet, denen das Gen für das entsprechende Enzym eingepflanzt wurde. Das Enzym wird aus der Suppe von den Zellen getrennt und gereinigt. Mehrere Tausend Tonnen im Jahr. Für den Einsatz im Waschmittel wird der Rohstoff durch ein Coating-Verfahren mit einer Silikathülle ummantelt. Die eigentliche Aktivsubstanz in der Kapsel macht dann nur mehr 5 % aus, im Waschmittel ist der reine Enzymanteil nur 0,04 %. Das Coating-Verfahren wurde in den 1980ern entwickelt, um Allergien vorzubeugen, die sich durch den ständigen Kontakt bei Mitarbeitern ergeben könnten. Bisher war man damit erfolgreich. <% image name="Produktion_Dixan" %><p> <small> Waschmittel-Produktion in Wien. </small> Einen Großteil der Produktion bewältigt der Henkel-Standort in Wien. Die Fabrik im Industriebezirk Erdberg wird von Mitarbeitern als kleine Stadt beschrieben. 800 Mitarbeiter stellen 150.000 Tonnen Waren im Jahr her. Vor allem pulverförmige Waschmittel und flüssige Produkte wie Geschirrspülmittel, Weichspüler und Spezialwaschmittel. Die Plastikflaschen dafür werden selbst gegossen. Lagerung und Vertrieb passieren ebenso am Rochusmarkt. Daran wird sich in absehbarer Zeit nichts ändern. Denn Henkel CEE wächst seit zehn Jahren kontinuierlich. 2004 konnte ein Umsatz von 1,14 Mrd € erwirtschaftet werden. Neugewonnene Rezepturen adaptieren die Wiener Mitarbeiter für ihren Marktbereich und für andere Produktionsstätten in Ost- und Zentraleuropa selbst. Ausschlaggebend sind die Gegebenheiten vor Ort: Der russische Standort etwa bezieht Soda und Tenside aus dem lokalen Markt. So wird beim Transport gespart. Ob sich die eingesetzten Rohstoffe auch eignen, wird in Wien getestet. Als nützlich haben sich Hausbefragungen erwiesen: „Man lernt viel für die eigenen Labors,“ sagt Laske. Etwa, wie lange Wäsche eingeweicht wird, oder, dass Waschwasser wieder verwendet wird. Schäumt es zuviel oder zuwenig? Wie muss Waschmittel duften und sind die Etiketten verständlich? Alles keine großen innovativen Sprünge, doch in der Branche, die auf Grundrezepturen baut, an denen sich im Großen nichts mehr ändert, muss sich der Produzent in kleinen Schritten von der Konkurrenz absetzen. High-Tech im Waschpulver

Was Bioinformatik leisten kann

Bioinformatik gibt wesentliche Impulse für die medizinische Diagnostik und Therapie. Schnelles Auffinden von Wirkstoffkandidaten ist ohne smarte Software, geballter Rechenkraft und oft auch dem Einsatz von Microarrays heute nicht mehr denkbar. Was Bioinformatik leisten kann <table><td><% image name="Casari" %></td> <td align="right"><p>Georg Casari ist CIO der Grazer Oridis Biomed, die aus einer exzellenten Gewebebank mit Proben aus nahezu allen Arten erkrankter menschlicher Gewebe so genannte Tissue Micro Arrays (TMA) bestückt und deren ausgewertete Daten in Folge mit dem Datenbestand des gesunden Genoms vergleicht. <br> Denn die Entschlüsselung des menschlichen Genoms war bei weitem nicht das Ende der Bioinformatik – jetzt geht es gewissermaßen erst richtig los: Nach der <i>Sammlung</i> einer Unmenge an Gensequenzdaten, gilt es jetzt, diese auch zu <i>verstehen</i>. <p> <small> Georg Casari: "Bioinformatik verwandelt sich zur Systembiologie." </small> </td></table> Er erklärt, was Bioinformatik zu leisten vermag:"Wenn wir von Bioinformatik sprechen, meinen wir vor allem Computer-Algorithmen für die Biologie, speziell für die Molekularbiologie. Wir haben es zu tun mit vergleichender Genomik, wir sehen uns die Molekularstrukturen an, wir werten die Wechselwirkungen von DNA und RNA aus und verfolgen insbesondere gekoppelte Ereignisse – so genannte Pathways. Das Rohmaterial – gigantische Datenmengen – liefern dabei kleine Chips, die Microarrays." Für die weiße Biotechnologie bedeutet das neuartige Produkte – hier liefert die Bioinformatik gewissermaßen die Basis zur Umsetzung im Labor. In der grünen Biotechnologie sollen so resistentere, gesündere, ergiebigere Pflanzen entstehen. In der Medizin schließlich soll die Bioinformatik über rasant beschleunigtes Drug Design neuartige Therapien bereitstellen aber auch genauere Diagnosen erlauben. "Diese Disziplin ist eng verwandt mit der klassischen Biochemie. Wir bauen auf deren Gesetzen auf: Massenerhaltungssatz und Stöchiometrie gelten uns ohne Ausnahme. Und genau das ermöglicht uns, das überaus komplexe Netzwerk einer Zelle – in der Analyse – radikal vereinfacht darzustellen: In verschiedenen Abstraktionsebenen werden so in einem Prozess konstant bleibende Gleichgewichte im System ausgeklammert. Übrig bleibt uns dann der Blick auf das entscheidende Enzym oder Gen", so Casari. Es ist also die maschinell unterstützte Suche nach <i>Targets</i>, nach Verständnis, nach Nebenwirkungen, nach Alternativen, nach <i>Homologien</i>, nach Wirkmechanismen. Und: Nach Intellectual Properties – die so gefundenen Ergebnisse sollen im Idealfall auch patentierbar sein. Den Trend in der Bioinformatik sieht Casari klar in Richtung Systembiologie gerichtet: "Was zählt, das ist nicht ein einzelnes Element, sondern dessen Verknüpfung. Was zählt, das sind Signalkaskaden, das sind Metabolismen. Und indem wir diese besser verstehen lernen, gelangen wir auch zu Modellen weitaus komplexerer Systeme." Im Krankheitsfall sollen Diagnostik und Therapie von morgen also sowohl die genetische Veranlagung, Signale und Regulationswege eines Patienten schnell darstellen als auch nutzbar machen für neue Ansätze. "Bioinformatik wandelt sich so von der Hilfestellung hin zum Erkennen relevanter Targets und hin zur Aufgabenstellung prädiktiver Art." Bioinformatik kann aber noch mehr: So lässt sich etwa über den Vergleich von DNA-Sequenzen unterschiedlicher Lebewesen gewissermaßen ein "weiter Blick in die Vergangenheit werfen", wie Arndt von Haeseler erläutert. Der Leiter des neu gegründeten Zentrums für integrative Bioinformatik (CIBIV) untersucht auf diese Art etwa auch die genetischen Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Menschen, Schimpansen und Gorillas. "Phylo-Informatik" nennt er das und versucht so, evolutionäre Muster zu deuten, "Gen-Bäume", die eigentlich vielfach verzweigte "Gen-Büsche" sind, zu rekonstruieren. "22 % unseres Genoms stammen nicht von unseren nächsten Verwandten, 1/3 sind sogar älter als 6,6 Mio Jahre." Bei alldem sei aber immer noch Vorsicht geboten, wie David Kreil betont. Er beschäftigt sich mit den Potenzialen und Schwachstellen von Microarrays und meint: "Die Herausforderung liegt nach wie vor in der Interpretation der durch die modernen Biochips erhaltenen Daten." Eine Vielzahl "verwirrender Einflüsse" gäbe es da noch zu beachten. <hr> <b>BIOINFORMATIK – DIE FACTS</b> <small> Die Computerisierung der Biologie basiert auf der Erfindung von Microarrays und Hochdurchsatzverfahren zu deren Auswertung, der vollständigen Sequenzierung des menschlichen Genoms sowie dramatisch leistungsfähigeren Computern. Mit Microarrays lassen sich bis zu 500.000 Nukleinsäureproben (DNA) auf einer Trägerfläche immobilisieren und automatisch bezüglich bestimmter Eigenschaften auslesen. Die Pharmaindustrie erwartet sich von der Bioinformatik eine Reduktion der Kosten und der Entwicklungsdauer um bis zu 30 % - vor allem durch die frühe Elimination falscher Entwicklungsansätze. Einige junge Bioinformatik-Unternehmen konnten auch schon größere Deals mit der Pharmaindustrie abschließen oder waren als Application Service Provider erfolgreich, darunter LION bioscience sowie die US-Firmen GeneLogic und InforMax/Invitrogen. </small> <hr>

CARM1 steuert die Schrittmacher der Zuckersynthese

Wissenschaftler des <a href=http://www.dkfz-heidelberg.de/en/metabolic_control/research/research_overview.html>DKFZ</a> haben herausgefunden, warum bestimmte Gene als Antwort auf Hunger-Signale wie Glukagon oder Glukokortikoide abgelesen werden und somit schließlich in der Leber die Freisetzung von Zucker vermitteln. CARM1 steuert die Schrittmacher der Zuckersynthese Das Forschungsteam um Anja Krones-Herzig identifizierte das Molekül CARM1 als Transkriptionsfaktor, der unter bestimmten Bedingungen Schlüsselenzyme der Zuckerneusynthese aktiviert und damit zu einem höheren Blutzuckerspiegel führt. Typisch für <b><u>Diabetes Typ II</u></b> ist, dass Leber, Muskeln und Fettgewebe nicht mehr auf das Hormon der Bauchspeicheldrüse Insulin ansprechen (Insulinresistenz), während Gegenspieler wie das Hormon Glukagon oder Glukokortikoide ihre Wirkung weiterhin entfalten. Folge ist, dass Zucker aus dem Blut nicht mehr in Muskelgewebe oder in die Leber transportiert und dort gespeichert wird. Im Gegenteil: Das Hungersignal Glukagon bzw. sein intrazellulärer "Vermittler" cAMP löst eine Signalkette in Leberzellen aus. Dies führt unter anderem dazu, dass die Gene für bestimmte Enzyme des Zuckerhaushalts abgelesen werden. Es handelt sich dabei um PEPCK und G6Pase - Biokatalysatoren, die dafür sorgen, dass Zucker in der Leber neu synthetisiert und anschließend ins Blut freigesetzt wird (Glukoneogenese). Das Geheimnis, wie PEPCK und G6Pase, die Schrittmacher der Zuckersynthese, reguliert werden, hat Anja Krones-Herzig aus der Arbeitsgruppe Molekulare Stoffwechselkontrolle nun gelüftet. Zusammen mit Forschern des Instituts für Genetik und Zentrum für Molekulare Medizin der Uni Köln fand sie heraus, dass der Transkriptionsfaktor CARM1 eine entscheidende Rolle bei der Aktivierung von Schlüsselenzymen der Glukoneogenese spielt. In Abhängigkeit vom Botenstoff cAMP heftet sich CARM1 an die Startsequenz der Bauanleitung für PEPCK und G6Pase und gibt damit das Signal für das Ablesen der Gene. Auch bei <b><u>Kachexie</u></b>, einer schweren Begleiterscheinung fortgeschrittener Krebserkrankungen, ist der Insulin-abhängige Stoffwechsel gestört. Es kommt zu Abmagerung, Kräfteverfall und zunehmendem Versagen der Organfunktionen. Jetzt soll überprüft werden, ob die gleichen Transkriptionsfaktoren, die bei Diabetes den Insulin-abhängigen Stoffwechsel beeinflussen, auch bei der Tumorkachexie eine Rolle spielen. Während bei der Zuckerkrankheit die Leber im Mittelpunkt steht, konzentrieren sich die Forscher beim Auszehrungssyndrom auf den Stoffwechsel des Muskelgewebes.

Neue Waffe im Kampf gegen Tbc in Sicht

Ein Kosmetikprodukt enthält einen Wirkstoff gegen den Tuberkulose-Erreger. Erste Labortests waren erfolgreich. Ein unerwarteter Erfolg ist der "Screening Unit" des Leibniz-Instituts für Molekulare Pharmakologie (<a href=http://www.fmp-berlin.de>FMP</a>) gelungen. Die Forscher um Jens Peter von Kries identifizierten eine Substanz, die das Wachstum von Tuberkulosebakterien hemmt. Tests belegten die Wirksamkeit in lebenden menschlichen Wirtszellen. Derzeit wird die Entdeckung patentiert. Es handelt sich um einen Stoff, der bereits für andere Zwecke klinisch getestet wurde. Neu ist, dass diese Substanz auch gegen Tuberkulose wirksam sein könnte. Sie greift die Tbc-Erreger in den Fresszellen des Immunsystems an. Diese stellen die primäre Abwehrfront gegen bakterielle Eindringlinge dar. In diesen Makrophagen wachsen die Krankheitskeime und blockieren zugleich die Fresszellen, um unerkannt zu bleiben. In der akademischen Forschung ist die systematische Nutzung synthetischer Substanzen neu. Eine Untersuchungsmethode ist die <b><u>Absorptions-Spektroskopie</u></b>, um Kennlinien von Substanzen mit Referenz-Kennlinien, die von bereits bekannten Wirkstoffen stammen, zu vergleichen. Die Spektrallinien entstehen, wenn Licht einer ganz bestimmten Wellenlänge auf die Probe trifft und dann von einer Spezialkamera aufgefangen wird. Für die Signalübertragung von außen in die Zelle und weiter in den Zellkern gibt es bereits bekannte Substanzen, die in diese Signalkaskade eingreifen und die Übertragung stoppen können. Zwei dieser Substanzen nahmen die FMP-Forscher als Referenzmaterial und verglichen per Absorptions-Spektroskopie deren Kennlinien mit all den anderen Stoffen aus der Substanzbibliothek. <% image name="Caliper" %><p> Hierfür verfügt die Screening Unit am FMP über ein neues Gerät von <a href=http://www.caliperls.com>Caliper Life Sciences</a> - ein vollautomatisches Screening-System, das bis zu 30.000 Proben am Tag untersuchen kann. Das FMP ist das erste Institut weltweit, das diese Lab-on-a-Chip-Technologie einsetzt. Das FMP hofft, damit auch schwach wirksame Substanzen identifizieren können, die bei herkömmlichen Screening-Verfahren unentdeckt bleiben würden. Neue Waffe im Kampf gegen Tbc in Sicht

Wie ein Duft im Fliegenhirn Gefahr signalisiert

Nur wenige Sinnesreize sind für das Verhalten und Überleben von Belang. Wie aber machen diese Reize im Gehirn deutlich, dass sie besonders wichtig sind? Darauf haben Forscher vom Biozentrum der Uni Würzburg eine Antwort gefunden. Wie ein Duft im Fliegenhirn Gefahr signalisiert <% image name="Taufliege1" %><p> <small> Diese Taufliege wurde unter dem Objektiv eines Mikroskops so befestigt, dass durch eine kleine Öffnung in ihrer Kopfkapsel das Gehirn sichtbar wird. Das Tier ist genetisch so verändert, dass es in ausgewählten Nervenzellen ein Fluoreszenz-Protein produziert, und zwar abhängig von der Aktivität der Zellen. So lassen sich die Gehirnaktivitäten im Bild festhalten. &copy; Thomas Riemensperger </small> Die Umwelt wird im Gehirn des Menschen durch die Aktivität vieler tausender Nervenzellen abgebildet. Permanent werden dort Farben, Formen, Düfte und andere Reize registriert. Die meisten davon sind für das Verhalten wenig bedeutsam. Manche Reize haben aber eine ganz besondere Bedeutung und rufen eine Reaktion hervor. Der Duft von Essen etwa lässt uns das Wasser im Mund zusammenlaufen - damit bereitet sich der Organismus auf den Verdauungsprozess vor. Diese bedeutsamen Reize müssen nicht angeboren sein, sondern können auch erlernt werden. "Wir haben uns gefragt, wie die Relevanz eines Reizes im Gehirn repräsentiert wird", sagt der Würzburger Forscher <a href=mailto:andre.fiala@biozentrum.uni-wuerzburg.de>André Fiala</a>. Um dies auf der Ebene einzelner Nervenzellen zu untersuchen, verwendeten die Wissenschaftler Fruchtfliegen. Die nur gut zwei Millimeter großen Fliegen haben ein Gehirn, das ganz ähnliche Aufgaben lösen kann wie das Denkorgan des Menschen. Bekommen die Insekten in einer Art Training einen neutralen Geruch vorgesetzt und gleichzeitig einen kleinen Elektroschock verpasst, so gehen sie dem Duft bald aus dem Weg. Sie lernen, den zunächst unbedeutenden Reiz mit Gefahr zu assoziieren. "Während eines solchen Trainings haben wir mit mikroskopischen Methoden die Aktivität ganz bestimmter Nervenzellen im Gehirn der Fliegen beobachtet", erklärt Fiala. Diese Zellen, die den Botenstoff Dopamin ausschütten, sind bei einem Elektroschock besonders aktiv. Nachdem die Fliege gelernt hat, dass ein Duft diese gefährliche Situation vorhersagt, antworten die Zellen verstärkt auf den Duft hin: Dieser hat plötzlich eine Bedeutung erlangt, und die Nervenzellen schütten nun deutlich länger Dopamin aus als vorher. Menschengehirne arbeiten laut Fiala ganz ähnlich. Auch sie schütten Dopamin aus, wenn ein bedeutsamer Reiz auftritt. Allerdings seien es bei Säugetieren belohnende Reize, die diese Nervenzellen aktivieren. Dennoch scheinen die Prinzipien, wie Reize bewertet und im Gehirn verarbeitet werden, bei Fliegen ähnlich zu funktionieren wie bei Menschen. "Dieser Befund erlaubt uns nun, die Vorgänge im Fliegengehirn genauer unter die Lupe zu nehmen und dadurch etwas über unser eigenes Gehirn zu lernen." <% image name="Taufliege2" %><p> <small> Hier wurden bestimmte Nervenzellen der Taufliege durch grüne Fluoreszenz sichtbar gemacht. Sie alle enthalten den Transmitter Dopamin, der auch im Gehirn des Menschen an Lernvorgängen beteiligt ist. In der Fliege verstärkt sich die Antwort dieser Zellen auf einen bestimmten Duft, wenn dieser zuvor mit einem Elektroschock gepaart wurde (assoziatives Lernen). </small>

Lanxess verkauft Business Unit Paper an Kemira

<a href=http://www.lanxess.de>Lanxess</a> verkauft seine Business Unit Paper für 88 Mio € an den finnischen Chemiekonzern <a href=http://www.kemira.com>Kemira Oyj</a>. Die Business Unit Paper erzielte 2004 einen Umsatz von rund 240 Mio €. Lanxess verkauft Business Unit Paper an Kemira In der Papierbranche schreite die Konsolidierung weiter fort. „Hinzu kommt, dass viele Kunden von einem Anbieter global die komplette Leistungspalette verlangen. Dieses Spektrum deckte unsere Business Unit jedoch nicht ab“, so Lanxess-Chef Axel C. Heitmann. Der Leverkusener Konzern hatte daher im April die Prüfung von strategischen Optionen für den Bereich angekündigt. Nach den defizitären Geschäftsjahren 2003 und 2004 konnte sich die Business Unit zuletzt besser entwickeln. <table><td> <% image name="Lanxess_Headquarter" %></td> <td> Nachdem Lanxess in den vergangenen Wochen den bevorstehenden Verkauf seines Dorlastan-Geschäfts an die japanische Asahi Kasei Fibers und die Desinvestition der Rhein Chemie-Tochter iSL-Chemie bekannt gegeben hatte, wird mit der Abgabe der Business Unit Paper eine weitere bedeutende Maßnahme zur Optimierung des Portfolios realisiert.<p> Die Business Unit Paper beschäftigt 375 Mitarbeiter in Leverkusen und in Bushy Park, South Carolina. Das breite Sortiment umfasst Farbstoffe, Weißtöner, Leimungs- und Verfestigungsmittel sowie Retentionsmittel. </td></table> <small> <b><u>Kemira</u></b> ist ein Chemiekonzern mit den Schwerpunkten Zellstoff-, Papier- sowie Wasserchemie. 2004 erzielte Kemira mit über 7.000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 2,5 Mrd €. </small>

US-Zulassung für Nierenkrebsmittel Sorafenib

Schneller als erwartet hat die FDA den von <a href=http://www.bayerhealthcare.com>Bayer HealthCare</a> und <a href=http://www.onyx-pharm.com>Onyx Pharma</a> entwickelten Wirkstoff Sorafenib gegen fortgeschrittenes Nierenkarzinom zugelassen. US-Zulassung für Nierenkrebsmittel Sorafenib <% image name="Nexavar" %><p> Das Medikament wird jetzt unter dem Handelsnamen <a href=http://www.nexavar.com>Nexavar</a> an die Apotheken ausgeliefert. Der orale Multi-Kinase-Hemmer ist die erste neue Behandlungsoption für diese Krebsart seit über zehn Jahren. Bayer-Chef Werner Wenning sieht in der positiven FDA-Entscheidung "eine Bestätigung für die Neuausrichtung des Pharmageschäfts und einen Erfolg für den Aufbau des Bereichs Onkologie". Die Zulassung basiert auf der bisher größten Studie an Patienten mit fortgeschrittenem Nierenkrebs, an der international 130 Zentren beteiligt waren. Unter der Therapie mit Nexavar hat sich das progressionsfreie Überleben annähernd verdoppelt. Bayer hat auch bei der EMEA einen Zulassungsantrag gestellt - Nexavar könnte bis Ende 2006 auch in der EU auf den Markt kommen. <b><u>Die neuen Krebs-Therapien</u></b> halten das Tumorwachstum auf, indem sie die Wachstumssignale unterbrechen und/oder die Blutversorgung des Tumors stoppen. Diese zytostatischen Therapien haben weniger Nebenwirkungen als die älteren zelltötenden (zytotoxischen) Medikamente. <b><u>Nexavar</u></b> ist der erste orale Multi-Kinase-Hemmer, der Serine/Threonin-Kinasen und Rezeptor-Tyrosin-Kinasen in den Tumorzellen und in den Tumorgefäßen angreift. In präklinischen Modellen wirkte Nexavar auf beide Kinase-Klassen, die am Tumorwachstum und an der Angiogenese (Versorgung des Tumors mit Blut) mitwirken und wichtige Voraussetzungen für das Krebswachstum sind. Dazu gehören die RAF Kinase, VEGFR-2, VEGFR-3, PDGFR-ß, KIT und FLT-3. <small> Aktuell werden mit Sorafenib auch Phase-III-Studien zur Therapie des fortgeschrittenen hepatozellulären Karzinoms (Leberkrebs) und des metastasierenden Melanoms (Hautkrebs) durchgeführt. Im ersten Halbjahr 2006 ist der Start einer Phase-III-Studie an Patienten mit nicht kleinzelligem Lungenkarzinom geplant. </small>

Satraplatin: GPC Biotech und Pharmion kooperieren

<a href=http://www.gpc-biotech.com>GPC Biotech</a> und <a href=http://www.pharmion.com>Pharmion</a> haben einen Entwicklungs- und Lizenzvertrag für die Vermarktung von Satraplatin abgeschlossen. Gemäß den Vereinbarungen erhält Pharmion für eine Vorauszahlung von 37,1 Mio $ die Vermarktungsrechte für Europa, die Türkei, Nahost, Australien und Neuseeland. <% image name="Satraplatinkapsel" %><p> <small> Die Unternehmen werden Satraplatin in verschiedenen Tumorarten untersuchen und die Entwicklungskosten teilen. </small> Pharmion hat sich über die Vorauszahlung hinausgehend zu einer weiteren Zahlung von 22,2 Mio $ verpflichtet. Für das Erreichen bestimmter Meilensteine bei der Einreichung der Zulassungsdokumente sowie der ersten Zulassung selbst wurden Zahlungen in Höhe von 30,5 Mio $ vereinbart. Bei bis zu 5 weiteren Zulassungen der EMEA für andere Indikationen erhält GPC Biotech zusätzliche Zahlungen in Höhe von bis zu 75 Mio $. Zudem wird GPC Biotech eine prozentuale Umsatzbeteiligung zwischen 26 und 30 % erhalten, wenn die Umsätze mit Satraplatin im Lizenzierungsgebiet bis zu 500 Mio $ erreichen oder eine Beteiligung von 34 % an den Umsätzen im Lizenzierungsgebiet, wenn diese 500 Mio $ übersteigen. Außerdem wird Pharmion Meilensteinzahlungen von bis zu 105 Mio $ an GPC Biotech leisten, wenn bestimmte Jahresumsätze in den Pharmion-Gebieten erreicht werden. <small> <b><u>Satraplatin</u></b> gehört zur Medikamentenklasse der Platin-Derivate, die in den letzten beiden Jahrzehnten zu einem wichtigen Bestandteil moderner Chemotherapien bei der Behandlung unterschiedlicher Krebserkrankungen wurden. Im Gegensatz zu den derzeit verfügbaren Vertretern dieser Wirkstoffklasse, die alle intravenös verabreicht werden müssen, können Patienten Satraplatin als Kapsel einnehmen. Satraplatin befindet sich derzeit in der Phase-3. Diese Studie soll als Grundlage für den Zulassungsantrag als Zweitlinien-Chemotherapie in Europa und den USA dienen. Pharmion will den Zulassungsantrag dafür 2007 in Europa einreichen. </small> Satraplatin: GPC Biotech und Pharmion kooperieren

Displays mit Durchblick

Anzeigen mit organischen Leuchtdioden leuchten brillant, waren bisher aber undurchsichtig. Mit transparenten Leuchtdioden eröffnen sich neue Anwendungen: OLEDs lassen sich mit klassischen LCDs verheiraten und machen Verbundgläser zu Infotafeln. Displays mit Durchblick <% image name="OLED" %><p> <small> Transparente organische Leuchtdioden leuchten in verschiedenen Farben. So werden Displays mit beliebigen Mischfarben möglich. © Fraunhofer IAP </small> Wissenschaftlern vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung <a href=http://www.iap.fraunhofer.de>IAP</a> in Potsdam ist es nun gelungen, mit leuchtenden Polymeren transparente OLED-Anzeigen zu bauen. Deren Helligkeit, Lebensdauer und Wirkungsgrad ist so hoch, dass erste kommerzielle Anwendungen absehbar sind. Möglich wurde das durch eine neue Art von Metallelektroden, welche die Polymerschicht mit Strom versorgt. Dank ihrer Transparenz können OLED-Anzeigen mit den klassischen und mittlerweile sehr hoch entwickelten TFT-Flüssigkristalldisplays der verschiedensten Geräte kombiniert werden. Dabei denken die Forscher daran, zusätzliche Funktionen oder Warnhinweise als leuchtende oder blinkende Flächen und Symbole direkt in das OLED-Display zu integrieren. Durch Kombination der beiden Anzeigetypen lässt sich die Informationsdichte auf gleicher Fläche erhöhen. Der Kooperationspartner Optrex Europe GmbH im hessischen Babenhausen hat bereits Demonstratoren solcher hybrider Anzeigen erstellt. Wenn künftig größere Flächen beherrschbar werden, ließen sich die leuchtenden Polymere auch in Verbundgläser einbringen. So würden aus Windschutzscheiben von Autos oder Fassadenelementen Anzeigetafeln, die den Durchblick kaum trüben. Ein Novum sind zweifarbige transparente Anzeigen: Durch Farbmischung werden nun vollkommen neue Effekte und Anwendungen möglich. <small> 2005 werden mit OLED-Displays weltweit rund 550 Mio € umgesetzt. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Steigerung von knapp 60 %. Eingebaut werden die meist noch kleinen, selbst leuchtenden Anzeigen derzeit vor allem in Mobiltelefone und MP3-Player. </small>

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