Archive - 2005

September 15th

Fortschritt bei Alzheimer-Impfung am Vienna Biocenter

Die Ablagerungen der für die Alzheimer-Erkrankung verantwortlichen Substanzen im Gehirn lassen sich mittels einer innovativen Impfung deutlich reduzieren. Zu diesem Ergebnis kommt die <a href=http://www.affiris.com>AFFiRiS GmbH</a> am Campus <a href=http://www.viennabiocenter.com>Vienna Biocenter</a>. Der rasche Fortschritt der vorklinischen Phase erlaubt es dem erst seit April 2004 operativ tätigen Wiener Biotech bereits für 2006 klinische Untersuchungen zu planen. Damit bestätigt das Unternehmen die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Campus Vienna Biocenter. <b><u>Beta-Amyloide</u></b> sind pathologische Bruchstücke eines normalen Gehirnproteins. Sie sind ursächlich an der Entstehung von Alzheimer beteiligt, denn sie lassen Gehirnzellen absterben. Die Amyloid-Bruchstücke kommen in großen Mengen in der Gehirnflüssigkeit von Alzheimerpatienten vor. Sie lagern sich im Laufe der Jahre ab und bilden die für Alzheimer typischen Plaquestrukturen. Ob Alzheimer erst durch die Entstehung der Plaques hervorgerufen wird oder ob bereits die löslichen Beta-Amyloide ursächlich sind, ist derzeit ungeklärt. <% image name="Affiris" %><p> <small> Antikörper, die in der Lage sind, Alzheimer-Plaque anzugreifen. </small> AFFiRiS ist es mit einem neuen Impfstoff gelungen, die Alzheimer-Plaques in vorklinischen Modellen um über zwei Drittel zu reduzieren. Das Besondere an der Impfstrategie erläutert Geschäftsführer Walter Schmidt: "Alzheimer wird durch ein Fragment eines körpereigenen Proteins verursacht. Daher ist eine Impfung prinzipiell sehr schwierig. Man will ja keine Immunantwort gegen die patienteneigenen Gehirnzellen provozieren. Also achten wir darauf, Gehirnzellen zu verschonen und zielen nur auf das Beta-Amyloid." Damit bietet dieser Ansatz neben der Vermeidung einer Auto-Immunreaktion auch den Vorteil, dass nicht nur die Plaques, sondern auch die löslichen Beta-Amyloide in der Gehirnflüssigkeit beseitigt werden. Für den Erfolg der Impfung ist es dann letztlich nicht entscheidend, ob die löslichen oder die Plaqueformen oder beide für die Erkrankung verantwortlich sind. Der zusätzlich gelungene Nachweis, dass der Impfstoff Antikörper hervorruft, die selbst bei menschlichen Gewebeproben aktiv gegen Plaques sind sowie Daten zur guten Verträglichkeit schaffen für AFFiRiS eine sichere Grundlage, um für 2006 erste Untersuchungen an Patienten zu planen. Schmidt betont die ökonomischen Vorteile: "Unsere Ausgangssubstanzen sind günstig und werden quasi nach dem Baukasten-System zum Impfstoff zusammengesetzt. Die wirksame Komponente wird synthetisch hergestellt und seine Trägersubstanz aus natürlichen Ressourcen isoliert. Beide werden zum eigentlichen Impfstoff verbunden und mit einem käuflichen Adjuvans versetzt, das die Immunantwort verstärkt. Alles läuft außer Haus bei erstklassigen Partnerfirmen." Fortschritt bei Alzheimer-Impfung am Vienna Biocenter

REACH mutiert zu REACH light

REACH - die geplante EU-Verordnung zur Chemikalien-Registrierung und -Evaluierung - wird deutlich zugunsten der Unternehmer abgeschwächt. REACH mutiert zu REACH light <% image name="Euopaflaggen" %><p> Für Stoffe, die in Mengen bis zu 10 t/Jahr produziert oder importiert werden, sollen nun nur dann vollständige Datensätze geliefert werden müssen, wenn die Stoffe als gefährlich gelten. Dies zeichnet sich nach der ersten entscheidenden Abstimmung in Ausschüssen des Europaparlaments und laut dem jüngsten Vorschlag der britischen EU-Ratspräsidentschaft ab. Auch die EU-Kommission, die ursprünglich für einen strengeren Ansatz war, signalisiert Zustimmung. Da Stoffe, die in Mengen bis zu 10 t hergestellt werden, fast zwei Drittel aller Substanzen ausmachen, bedeuten die geringeren Anforderungen bei der Registrierung eine deutliche Entlastung der Unternehmen. Grüne und Sozialdemokraten erreichten, dass für Stoffe zwischen 10 und 100 t höhere Anforderungen gelten. Uneinig ist man noch über den Sitz der zu gründenden REACH-Agentur. Die EU-Richtlinie könnte bereits im November im Europa-Parlament abgesegnet werden.

September 14th

Recycling Point Blumau wird geräumt

Nach längerem Rechtsstreit um die Vergabe kann nun mit der Räumung des Recycling Point Blumau begonnen werden. Nach einem Höchstgerichtsurteil hat die BH Baden den 7,4 Mio €-Auftrag an die ARGE AVE, Böhm Transporte und ELA vergeben. Recycling Point Blumau wird geräumt <% image name="Muell" %><p> Derzeit wird an der 10 ha großen Deponie die Baustelleneinrichtung vorgenommen, am 14. November soll der erste LKW die Deponie verlassen. Insgesamt müssen 138.000 t Abfall entsorgt werden. Bis Ende Februar wird die ARGE dafür nun brauchen. Der Gewerbemüll wird dabei entweder in der Welser Verbrennungsanlage, der Reststoffverwertung Lenzing oder in der Aufbereitung für die Zementindustrie verarbeitet. Die ursprüngliche Betreiberfirma der Deponie kam einer ordnungsgemäßen Entsorgung in keinster Weise nach. Daher musste die Behörde aufgrund der Umweltgefährdung die Zwangsräumung anordnen. Das führte zum Konkurs der Firma. Aufgrund eines rechtskräftigen Vollstreckungsbescheides war es der BH Baden möglich, mit Geldern vom Landwirtschaftsministerium die Räumung der Abfälle durchzuführen. Die ARGE AVE/Böhm/ELA hat sich dabei gegen sieben weitere Bieterkonsortien, darunter Porr, Brandtner, ASA und Strabag, durchgesetzt.

Dow erhält US-Patent über transgenen Bt in Pflanzen

<a href=http://www.mycogen.com>Mycogen Plant Seeds</a>, eine Tochter der <a href=http://www.dowagro.com>Dow AgroSciences LLC</a>, erhält die US-Patentrechte an einem transgenen Bt in Pflanzen. Sowohl Mycogen als auch Dow AgroSciences gehören zu 100 % der Dow Chemical Company. <% image name="Maiskolben" %><p> Das insektizide Protein Bt (Bacillus thuringiensis), das auf natürliche Weise durch Bodenbakterien gebildet wird, kann in Pflanzen aktiviert werden, so dass Anbaupflanzen sich gegen Insektenbefall schützen können. Das neu erteilte Patent über Bt in Pflanzen gewährt Dow weitreichende und exklusive US-Rechte an dieser Technologie. Das Patent für Bt in Pflanzen wurde ursprünglich 1988 angemeldet, jedoch wurde die Entscheidung durch das US-Patentamt durch ein von einer anderen Firma beantragtes Verfahren zur patentamtlichen Feststellung der Kollision von Patentansprüchen verzögert. Dieses Verfahren dauerte von 1994 bis 2003 und wurde schließlich zugunsten von Dow entschieden. Mycogen vermarktet Bt-Insekten-resistenten Mais unter dem Handelsnamen Herculex. Dow AgroSciences vermarktet Bt-Insekten-resistente Baumwolle unter dem Handelsnamen WideStrike. Dows Patent an transgenem Bt in Pflanzen (US Patent Number 6,943,282) ist bis 2021 wirksam. Dow erhält US-Patent über transgenen Bt in Pflanzen

Borealis investiert 100 Mio € in Skandinavien

In Schweden wird die Kapazität zur XLPE-Herstellung erweitert. In Finnland wird in die Bereiche Phenole und Aromate investiert. <% image name="Borealis_Linz" %><p> Im schwedischen Stenungsund ist die Erweiterung der Kapazität zur Herstellung von vernetztem Polyethylen (Cross Linkable Polyethylen - XLPE) bis Ende 2007 geplant, um der steigenden Nachfrage der Kabel- und Leitungsindustrie Rechnung zu tragen. Die Investition von 42 Mio € soll die Wettbewerbsfähigkeit der integrierten PE-Herstellung dort erhöhen. Der Spezialkunststoff wird von <a href=http://www.borealisgroup.com>Borealis</a> unter den Markennamen SuperCopo, Supercure, SuperTR and Superclean angeboten. Mit einer Investition von mehr als 60 Mio € ist am finnischen Standort Porvoo die Erweiterung des Bereichs Phenole und Aromate geplant. Sie soll im Frühjahr 2007 implementiert werden. Ein wesentlicher Teil der Investitionen erfolgt in die Bereiche Sicherheit und Technik. Das Wachstum des Phenol-Markts in Europa beruht im Wesentlichen auf der Nachfrage nach Polycarbonat, einem wichtigen Werkstoff für CDs, DVDs, und verschiedenen technischen Bestandteilen in der Auto- und Elektronikindustrie. Borealis investiert 100 Mio € in Skandinavien

September 12th

China will Technologiepark in Wien

Zur Realisierung des "China Austria Technology Park (CATP)" ist ein erster Schritt erfolgt. Der Wiener Wirtschaftsförderungsfonds WWFF und die China Europe Construction Investment Co. Ltd. haben in einem "Letter of Intent" vereinbart, bis Ende 2005 eine Projektentwicklungsgesellschaft zur Errichtung des Technologieparks zu gründen. Das Konzept sieht ein zentrales Gebäude vor, in dem Büros und Forschungseinrichtungen untergebracht sind. Die Entwicklungsgesellschaft hat den Auftrag, eine auf die konkreten Anforderungen eines solchen Technologieparks zugeschnittene Immobilie in Wien zu entwickeln und dazu die Konzeption, Planung, Errichtung und in der Folge auch den Betrieb zu übernehmen. Als Standort für den Technologiepark kommen verschiedene Grundstücke in Wien in Frage, darunter die Donauplatte oder im Bereich Wagramerstraße im 22. Bezirk. Der Letter of Intent steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem "Memorandum of Understanding über die Realisierung des CATP", das ebenfalls zwischen dem Verkehrsministerium und dem Ministery of Science and Technology der Volksrepublik China in der chinesischen Botschaft unterzeichnet wurde. Beide Ministerien haben darin vereinbart, dass sie zur Unterstützung des CATP eine begleitende Koordinationsgruppe einrichten werden. In der Gruppe sind neben den Vertretern der beiden Ministerien auch Experten aus der Forschungs- und Entwicklungsförderung sowie der Wirtschafts- und Betriebsansiedlungsagenturen beider Länder vertreten. China will Technologiepark in Wien

Venture Capital für AgION Technologies

Die BASF Venture Capital GmbH investiert in <a href=http://www.agion-tech.com>AgION Technologies</a> in Wakefield, Massachusetts. AgION entwickelt antimikrobielle Lösungen zur dauerhaften Bekämpfung von Bakterien, die sich auf industriellen, Konsum- und Medizinprodukten ansiedeln können. <% image name="Geld" %><p> In der Finanzierungsrunde Serie D sollen bis zu 7 Mio $ aufgebracht werden. In einem ersten Closing haben BASF Venture Capital sowie der US-Spezialchemikalienhersteller H. B. Fuller jeweils 1,5 Mio $ zugesagt. Kernkompetenz von AgION ist die Produktion von AgION, einer anorganischen antimikrobiellen Verbindung. Sie besteht aus einem aktiven Bestandteil (Silber-Ionen) und einem inaktiven, mineralischen Trägermaterial (Zeolith). Die Verbindung von Silber und Zeolith gewährleistet, dass das Metall kontinuierlich, kontrolliert und über einen langen Zeitraum hinweg freigesetzt wird. Neben ihrer lang anhaltenden Wirkung hat die Verbindung noch eine Reihe weiterer Vorteile gegenüber organischen antimikrobiellen Substanzen: Sie ist für ein breites Anwendungsspektrum zugelassen, widersteht den in Produktionsprozessen hohen Temperaturen und hat sich im Labor als effektiv gegen ein breites Spektrum an Mikroorganismen, einschließlich Bakterien, Algen, Schimmel und Hefe, erwiesen. Außerdem wurden bisher keine allergischen Reaktionen nachgewiesen. Die Verbindung wurde von den Behörden bereits zugelassen. AgION Technologies wurde 1997 gegründet. Nach einer Restrukturierung 2002 stellte die Paladin Capital Group die Serie B-Finanzierung sowie 2004 den größten Teil der Serie C zur Verfügung. Auch die Venture Capital Gesellschaft von Motorola investierte in die Serie C. Venture Capital für AgION Technologies

September 11th

Kunststoffhunger in Russland

Zwar ist der Pro-Kopf-Verbrauch an Kunststoffen in Russland immer noch deutlich niedriger als in Westeuropa, jedoch ist die Binnennachfrage seit Ende der 1990er Jahre kräftig angestiegen und kann insbesondere bei anspruchsvolleren Materialien nicht durch die lokale Produktion gedeckt werden. Russlands Wirtschaft wächst seit der Finanzkrise 1998 jährlich um durchschnittlich 6 %. 2004 waren es laut IWF 7,1 %. Russlands Abhängigkeit von Öl- und Gasexporten ist nach wie vor groß, doch das Wachstum stimuliert auch Investitionen in anderen Branchen. Russische Hersteller bauen ihre Kapazitäten aus und modernisieren ihre Anlagen. Vor allem die Kunststoffindustrie profitiert davon. <% image name="Russlandfahne" %><p> Die steigende Nachfrage nach Kunststoff resultiert vor allem aus dem sich verändernden Materialeinsatz. In vielen Branchen ersetzen leichte Kunststoffe schrittweise traditionelle Materialien wie Stahl, Papier und Karton. So werden etwa bei kommunalen Versorgungsdiensten Stahlrohre zunehmend durch Kunststoffprodukte substituiert. 40 % der kommunalen Leitungen müssen in nächster Zeit ersetzt oder repariert werden - ein Bedarf an <b>6,4 Mio km Wasser- und Gasleitungen</b>. Auftrieb erhält die Kunststoffindustrie derzeit durch die Entwicklungen in der russischen <b>Autoindustrie</b>. 11,8 % Wachstum macht den russischen Automarkt auch für ausländische Hersteller interessant. Roland Berger erwartet bis 2010 einen jährlichen Absatzanstieg für Neuwagen von 7 %. Insgesamt zeichnet sich im Pkw-Markt ein Trend zu höherwertigeren Fahrzeugen ab. BMW, Ford, GM, KIA und Renault unterhalten bereits Werke in Russland, VW und DaimlerChrysler stehen in den Startlöchern. Und mit den Autofirmen werden auch die Zulieferer kommen, die ihrerseits großen Bedarf an Kunststofferzeugnissen haben. Der am schnellsten wachsende Absatzmarkt der Kunststoffbranche ist die <b>Verpackungsindustrie</b>. Mit dem steigenden Produktangebot bei Konsumgütern sind auch die Ansprüche der Kunden gewachsen. Und damit steigen auch die Anforderungen an Qualität und optische Gestaltung der Verpackungen. Kam früher der Großteil der Kunststoffverpackungen aus dem Ausland, setzt man heute vermehrt auf lokale Produktion. Die australische Amcor Rentsch will heuer für 25 Mio € eine neue Fabrik in Nowgorod fertig stellen. Der <b>PE-Verbrauch</b> lag 2004 bei fast 980.000 t. Bis 2010 soll er auf 1,5 Mio t/Jahr ansteigen. Der <b>PVC-Verbrauch</b> soll bis 2007 um 2/3 gegenüber 2003 wachsen. Insbesondere die Baubranche soll ein wichtiger Motor für die PVC-Produktion sein. Es wird erwartet, dass die hohen Importe von knapp 80.000 t zurückgehen werden, da einige russische Hersteller neue Anlagen in Betrieb genommen haben und ihre Kapazitäten ausbauen. So plant Solvay mit der Nikos Group ein Joint Venture für die PVC-Herstellung. Die erste Produktionsanlage mit einer Jahreskapazität von 200.000 t soll 2008 betriebsbereit sein. Mit einem <b>Nachfrageanstieg für PP</b> kann in den nächsten Jahren ebenfalls gerechnet werden. Die Konsumgüterindustrie zieht einen ständig wachsenden Bedarf an Kunststoffverpackungen und -folien nach sich. Experten erwarten bis 2010 eine Verdoppelung des Binnenverbrauchs an PP auf rund 600.000 t, die lokale Produktion soll dann bei 700.000 t liegen. Hervorragende Perspektiven werden auch Herstellern von <b>PET-Preformen</b> eingeräumt. Der Markt wächst um rund 8 % jährlich. Allerdings werden die bestehenden lokalen Produktionskapazitäten auch dort sukzessive ausgeweitet, so dass sich der Wettbewerb in den kommenden Jahren deutlich verschärfen dürfte. Kunststoffhunger in Russland

Warten auf den Bioethanol-Boom

Der Chemie Report sprach mit Josef Modl, Executive Vice President von Vogelbusch, über die Hürden in der Alkohol-Verwendung als Treibstoff in Europa. <a href=http://www.vogelbusch.com>Vogelbusch Anlagenbau</a> ist das weltweit älteste Unternehmen, das sich mit industriellen Gärungsprozessen auseinandersetzte. Neben der Destillation von Alkohol, wo Vogelbusch vor allem in den USA und in Brasilien punkten konnte, glänzt das Unternehmen seit 1921 mit Prozesstechnik für Bio-Commodities wie Zitronensäure, Gluconsäure, Hefe, Essig und Glukose. Zudem liefert Vogelbusch Komponenten für die Pharma-Industrie. <% image name="Modl" %><p> <i>Der Anlagenbau für die Herstellung von Biodiesel hat in den letzten Monaten durch die gesetzliche Förderung einen Schub erhalten. Ist ein entsprechender Boom auch in der Bioethanol-Erzeugung demnächst zu erwarten?</i> Es gibt zwar zahlreiche Projekte in verschiedenen europäischen Ländern - alleine in Deutschland liegen 20 Pläne in mehreren Schubladen, auch Holland und Dänemark überlegen fleißig. Jedoch: Die physisch bereits umgesetzten Projekte in Europa sind rar gesät. <i>Wo wird denn bereits Bioethanol hergestellt in Europa?</i> Abengoa betreibt zwei Anlagen in Spanien und Frankreich, eine ist im Bau, für eine weitere existiert der Letter of Intent. In Frankreich wird dabei vor allem der Überschuss-Wein sowie Zucker für die ETBE-Erzeugung verwendet. Spanien und Frankreich kommen so auf eine Kapazität von rund 850.000 t Bioethanol jährlich. Deutschland kann derzeit auf zwei Betreiber verweisen: Zum einen betreibt die Sauter-Gruppe Anlagen in Brandenburg mit einer Kapazität von rund 180.000 Jahrestonnen, das von uns eben fertig gestellte Werk für die Südzucker in Sachsen kommt auf rund 250.000 Jahrestonnen. Schließlich produziert die schwedische Agroethanol seit drei Jahren rund 80.000 Jahrestonnen. <i>Was sind die größten Hemmnisse für Alkohol als Benzin-Ersatz?</i> Zum einen wollen die meisten Autobauer - allen voran VW - in Europa ihre Motoren noch nicht umrüsten. Und das, obwohl VW gerade in Brasilien die führende Ethanol-Flotte darstellt. Zum anderen betreiben natürlich die Raffinerien entsprechendes Lobbying gegen Bioethanol: Jeder beigemengte Liter Alkohol verringert schließlich deren volumensmäßige Rendite. Zudem erhöht sich durch die Alkohol-Beimengung die Verdampfungszahl in der Raffinerie, was zusätzlich weniger verdampfungsfähige Komponenten notwendig macht - und die sind wiederum teurer. <i>Die Vorgaben der EU werden nicht automatisch einen gewissen Boom auslösen können?</i> Derzeit ist in Brüssel auch der Qualitäts-Standard für Bioethanol im Entstehen - wir erwarten das CE-Zeichen Ende des Jahres. Jedoch: Eine Bioethanol-Anlage muss wirtschaftlich sein. Und dafür braucht sie günstige Rohstoffe. Betrachtet man den gesamten Lebenszyklus einer Bioethanol-Anlage, so fallen die Kosten der Errichtung kaum mehr ins Gewicht. Trotz Steuerfreiheit des Bioethanols ist der Einsatz von A-Zuckerrüben etwa unwirtschaftlich. Erforderlich wären C-Rüben - nur die wollen die Bauern aus Preisgründen nicht mehr anbauen. <i>Die Beteiligung der Rübenbauern am Agrana-Werk ist also weniger Verwertungssicherung, sondern rein finanzielles Investment?</i> Die Agrana wird gerade einmal 10 % Zuckerrübensaft in der künftigen Ethanol-Anlage beimischen. Und auch das nur in der Zeit während der Kampagne. <i>Wesentlicher Vorantreiber bleibt also ein hoher Ölpreis sowie teure CO2-Zertifikate?</i> Nachdem der Auto-Verkehr einer der wenigen Bereiche ist, der in den letzten Jahren mehr anstatt weniger CO2 produziert hat, ist weniger Benzin kurzfristig der einzige Weg, auf diesem Sektor dem Kyoto-Protokoll zu genügen. In Europa wird aber wohl die Haltung von Südzucker in den nächsten Monaten entscheidend sein. Entschließen sich die Deutschen für eine Forcierung von Bioethanol, dann könnte das durchaus einige Folgeprojekte auslösen. In Deutschland selbst wäre mit einer weiteren Anlage in der Größenordnung des Südzucker-Werks in Sachsen der Bedarf bereits abgedeckt. <i>Das Verhältnis Ethanol zu Benzin beträgt in Brasilien bereits 1:3. Warum funktioniert das dort so gut?</i> Brasilien hat 1975 - während einer Militärdiktatur - das Pro-Alkohol-Programm beschlossen, ohne viel Aufsehen um die Umwelt zu machen. Etwas später entschlossen sich auch US-Raffinerien - wachgerüttelt durch den Ölschock - Weizen und Mais zu verwerten. Durch den Zusammenbruch der UDSSR blieben die Amerikaner zudem auf einer Unmenge an Getreide sitzen. Eine starke Farming-Lobby sorgt derzeit dafür, dass die USA volumensmäßig die Brasilianer in der Ethanolbeimengung bald überholen werden. Auch die österreichischen Überlegungen reichen bis 1978 zurück - damals wollte die EBS Bioethanol forcieren. Der damalige SPÖ-Finanzminister Lacina hat ihnen aber die Steuerfreiheit darauf verwehrt. <i>Abseits der Bioethanol-Projekte - wie sieht es mit dem Anlagenbau in Österreich sonst aus?</i> Langsam gehen bereits einige Komponenten-Hersteller abhanden - Richtung Tschechien oder Fernost, was den Industrieanlagenbau insgesamt immer schwieriger macht in Österreich. Weltweit erleben wir Rekonstruktionen innerhalb der üblichen Lebenszyklen. Wir haben zuletzt etwa Zitronensäure-Projekte im Iran und in Ägypten ausgeliefert. In Sachen Alkohol haben wir kürzlich auch eine Destillations-Anlage für 300.000 Liter Wodka täglich in Moskau installiert. Wir sehen uns aber auch in Thailand und China sehr gut positioniert. <hr> <b><u>Brasilien</u></b> produziert pro Jahr mittlerweile 15 Mrd l Bioethanol vornehmlich aus Zuckerrohr. Und das deutlich billiger also das Einkaufen von Rohöl ausmachen würde. Deshalb kommen Ethanol-Autos dort heute auf einen Marktanteil von 50 %. Die <b><u>USA</u></b> wollen bis 2007 rund 4 Mio FFV-Fahrzeuge bis 2007 erreichen. In <b><u>Europa</u></b> hat Ford mit dem Focus FFV (steht für Flexible Fuel Vehicle) derzeit noch eine Alleinstellung in Sachen Mischbetrieb von Benzin und Ethanol. Für das Fahrzeug wird E85 - ein Gemisch aus 85 % Ethanol und 15 % Benzin favorisiert. In Schweden bereits eingeführt, rollt der Focus FFV derzeit gerade auch in Deutschland aus. 2006 will Ford das Modell auch in Österreich einführen. Anders als bei der Umrüstung auf Erdgas braucht es im Ethanol-Fahrzeug keinen separaten Tank, es ist auch nicht auf eine neue Infrastruktur angewiesen. Ethanol-Zapfsäule sind zudem deutlich billiger als Erdgas- oder Wasserstoff-Anlagen. <hr> <small> Bei der <b><u>Bioethanol-Erzeugung</u></b> wird bevorzugt Weizen mit hohem Stärkegehalt vermahlen und mit Wasser versetzt. Mit Hilfe von Enzymen wird die Weizenmaische zu einer Glukoselösung verzuckert und unter Zugabe von Hefezellen fermentiert. Die dann ethanolhältige Maische wird sodann destilliert, das Ethanol abgezogen und entwässert. In schwedischen Pilotprojekten wird Ethanol bereits aus den Abfällen der Holz- und Papierindustrie destilliert. Vogelbusch-Experte Modl relativiert jedoch: "Die Kosten für die Zellulose-Hydrolyse liegen derzeit noch um den Faktor 4 höher als bei der herkömmlichen Bioethanol-Erzeugung." </small> Warten auf den Bioethanol-Boom

Fresenius Kabi: Fit für den US-Markt dank PCS7

Fresenius Kabi modernisierte in Rekordzeit eine Produktionslinie im Grazer Werk mit dem Siemens Prozessleitsystem SIMATIC PCS7. Die dort hergestellten Infusionslösungen genügen nun allen strengen Dokumentationspflichten der FDA. <% image name="siemens_pcs7schirm" %><p> Herbert Neuhold hat bewegte Zeiten hinter sich. Der Leiter der Automatisierungstechnik von Fresenius Kabi Graz hat eben eine Umrüstung einer der 5 Produktionsanlagen bewältigt und schon plant er zwei weitere. Er weiß ein Lied zu singen von Fremdfirmen im Haus – üblich für einen Boxenstopp der Grazer Anlage, die normalerweise im Dreischicht-Betrieb 6 Tage die Woche läuft und hochwertige Infusionslösungen produziert. Sind die üblichen beiden Wartungsphasen der Anlagen zu Weihnachten und im Sommer für jeweils zwei bis drei Wochen angesetzt, erforderte der letzte Modernisierungsschub einen längeren Stillstand einer Anlage: In einer Rekordumbauzeit wurde eine der fünf Produktionslinien modernisiert. Im Zuge der Modernisierung wurde auch das Leitsystem auf den neuesten Stand gebracht. Ein System, das den hochgradig flexiblen Chargenprozess vollständig automatisiert abwickeln kann. Die Rede ist von SIMATIC PCS7, das vom Grazer Siemens Solution Provider PLS Automation GmbH installiert wurde. "Die Herausforderung bei diesem Projekt war der extrem kurze Realisierungszeitraum, der uns rund um die Uhr beschäftigte. Einer der Vorteile von PCS7 liegt im einfachen und durchgängigen Engineering mit einem hohen Integrationsgrad von Hardware und Software. Erst dadurch werden derart kurze Projektlaufzeiten überhaupt möglich", stellt Johannes Brandl, verantwortlich für das Fresenius-Projekt bei PLS Automation, fest. Peter Kajtna, Produktionsleiter Emulsionen, erklärt die jetzige Investition: "Wir produzieren hier aus Fetten, Aminosäuren und Zucker Infusionslösungen für die parenterale Ernährung. Notwendig wird die parenterale Ernährung, wenn Magen oder Darm – etwa infolge einer Krankheit oder einer Operation – ihre Aufgaben nicht mehr wahrnehmen können. Bei der künstlichen Ernährung über die Vene gelangen alle wichtigen Nährungsbestandteile in Form ihrer molekularen Bausteine direkt ins Blut. Mit unserem neuen Prozessleitsystem, SIMATIC PCS7, genügen wir auch den strengen FDA-Auflagen für die Chargen-Dokumentation. Das erlaubt uns, künftig auch den US-Markt zu beliefern. Derzeit läuft die entsprechende Registrierungsphase dafür." Aktuell gehen die Infusionslösungen von Fresenius entweder direkt von Graz aus in die ganze Welt oder werden über das Fresenius Logistikzentrum in Deutschland zu den Kunden gebracht. Die hochwertigen Infusionen der Fresenius Kabi Austria werden sowohl in Glas- als auch in Kunststoffgebinden abgefüllt – von der kleinen Ampulle bis hin zum Ein-Liter-Beutel. Auch das ist kein einfacher Vorgang: "Bevor der Stopfen auf die Glas-Flasche aufgesetzt werden darf, muss die Sauerstofffreiheit sichergestellt werden", so Neuhold, "was durch ein mehrfaches Absaugen der Luft erreicht wird." Die Notwendigkeit für die Siemens-Lösung lag für Neuhold neben den strengen Dokumentations-Anforderungen für die FDA auch im immer komplexer werdenden Produktionsprozess: "Bei der Ansatzbereitung für Infusionen werden die Bandbreiten der Toleranz in Sachen Temperatur, Druck oder Dichte stets kleiner. Hinzu kommt, dass die Produkte selbst komplizierter werden." Die Vorzüge der Prozess-Automation mit Siemens SIMATIC PCS7 liegen laut Neuhold vor allem in der sicheren Bedienungsführung im integrierten Software-System SIMATIC BATCH flexible: "Alle Rezepturen – die Batch-Prozesse – sind darin vollständig abgebildet und schließen potenzielle Fehlerquellen aus. Alle Variablen der Rezeptur sind manipulationssicher, einzig die Ansatzgröße ist manuell änderbar. Die Chargen-Rückverfolgung ist also zeitgenau und personenspezifisch nachweisbar." Mit der neuen PCS7 Anlage ist Fresenius Kabi Austria zudem in der Lage, die Produktionslinie wesentlich flexibler einzusetzen. "Das versetzt uns in die Lage, Kapazitätsengpässe innerhalb des Konzerns auszugleichen", sagt Neuhold, "für solche Aufträge herrscht innerhalb des Fresenius-Konzerns ein ausgeprägter Wettbewerb zwischen den jeweiligen Töchtern." Fresenius hat sich in Österreich bereits vor mehr als 20 Jahren für Siemens als Standard für die Automatisierungstechnik entschieden – nicht zuletzt aufgrund einer hohen Kontinuität in Produkten und Qualität. Die Verzahnung der Automatisierungs-Ebene mit übergelagerten Systemen hat Fresenius bisher mit einer AS/400 bewerkstelligt. Ab 2006 wird – nach konzernweiten Vorgaben – ein SAP-System diese Funktionalitäten übernehmen. "Die Artikelstammdaten werden aus SAP über einen File-Server direkt an die Produktionsanlage gesendet." Aufgrund der erfolgreichen Umsetzung des Projektes sind weitere Modernisierungsschritte mit dem Prozessleitsystem SIMATIC PCS7 bereits geplant. <hr> <small> <a href=http://www.fresenius.at>Fresenius Kabi Austria</a> erwirtschaftet mit 350 Mitarbeitern in Graz und 250 Mitarbeitern in Linz insgesamt 160 Mio € Umsatz. 2003 konzentrierte der Fresenius-Konzern seine gesamte Forschung für Infusionslösungen in Graz – 30 Mitarbeiter widmen sich nur der Produktentwicklung. Es werden täglich 150.000 Infusionen hergestellt. Aufgrund des sehr hohen Automatisierungsgrades können verschiedenste Produkte pro Tag und Linie produziert werden. </small> Fresenius Kabi: Fit für den US-Markt dank PCS7

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