Archive - Dez 2019

Datum

Dezember 6th

Wacker: Sonne versengt Jahresbilanz

Der Münchner Konzern muss bei seinen Fabriken zur Produktion von Polysilizium für die Solarindustrie außerordentliche Abschreibungen von rund 750 Millionen Euro tätigen.

 

Einen Verlust von rund 750 Millionen Euro erwartet die Münchner Wacker-Chemie für das zu Ende gehende Geschäftsjahr. Nicht berücksichtigt sind dabei Sondererträge von etwa 112,5 Millionen Euro aus Versicherungsleistungen, die Wacker im dritten Quartal 2019 verbuchte. Der Grund für den voraussichtlichen Jahresverlust ist eine außerplanmäßige Abschreibung von ebenfalls rund 750 Millionen Euro. Sie betrifft die Fabriken, in denen der Konzern polykristallines Reinstsilizium für die Solarindustrie herstellt. In einer Aussendung hieß es, „chinesische Hersteller“ hätten hohe Überkapazitäten zur Erzeugung von Polysilizium aufgebaut. Das verhindere eine „Erholung der Preise“. Der Aussendung zufolge verringert die außertourliche Abschreibung „nicht nur den Wert der Sachanlagen in der Konzernbilanz, sondern auch das EBIT des Konzerns und des Geschäftsbereichs Wacker Polysilicon“. Auf den Chashflow wirkt sie sich dagegen nicht aus.

 

Wacker-Finanzvorstand Tobias Ohler verlautete, der Ausbau der Solaranlagen in China bleibe „hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück“. Gleichzeitig subventioniere die Volksrepublik den Bau von Fabriken für Polysilizium und stelle den Betreibern auch Strom aus Kohlekraftwerken „zu extrem günstigen Preisen zur Verfügung“. Daher habe der Münchner Konzern auch seine Perspektiven für das Geschäftsjahr 2020 „entsprechend angepasst“. Details dazu nannte Ohler nicht.

 

Im Geschäftsjahr 2018 belief sich das Jahresergebnis von Wacker auf 260,1 Millionen Euro, das EBIT lag bei 396,6 Millionen. Seinen Umsatz bezifferte der Konzern mit rund 4,98 Milliarden Euro.

Dezember 5th

Umsatzminus von fünf Prozent für deutsche Chemie- und Pharmaindustrie

Auch die Aussichten für 2020 sind nicht besonders rosig, berichtet der Branchenverband VCI. Er kritisiert die langen Genehmigungsverfahren für Industrieanlagen sowie die Höhe der unternehmensbezogenen Steuern.

 

Ein Rekordjahr dürfte 2019 für die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie eher nicht gewesen sein. Laut der vorläufigen Bilanz des Branchenverbandes VCI sank der Umsatz im Vergleich zu 2018 um rund fünf Prozent auf 193 Milliarden Euro. Die Produktion verringerte sich um 7,5 Prozent, was laut VCI allerdings „einem statistischen Sondereffekt in der Pharmasparte (-16,5 Prozent)“ anzulasten war. In der Chemiesparte allein sei die Produktion um rund 2,5 Prozent gefallen. Auch die Aussichten für 2020 sind nicht eben rosig, berichtete VCI-Präsident Hans van Bylen: „Zurzeit erwarten unsere Unternehmen auch für die kommenden Monate keine Verbesserung ihrer Geschäfte. Die geringe wirtschaftliche Dynamik wird sich noch weit ins kommende Jahr ziehen. Auch von den Auslandsmärkten dürften keine starken Impulse für eine Trendwende der Chemiekonjunktur kommen.“ Daher werde die Produktion der Chemie- und Pharmaindustrie verglichen mit heuer um insgesamt nur 0,5 Prozent zulegen. Was den Umsatz betrifft, rechnet Van Bylen „bei stagnierenden Preisen“ ebenfalls mit einem Plus um 0,5 Prozent auf 194 Milliarden Euro.

 

Kritik übte Van Bylen an der angeblich steigenden Dauer der Genehmigungsverfahren für Industrieanlagen. Diese habe sich in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt, konstatierte er unter Hinweis auf eine Umfrage des BDI: „Dieser Trend muss gestoppt und umgekehrt werden, um die Attraktivität von Deutschland als Industriestandort im internationalen Wettbewerb zu stärken.“ Einmal mehr plädierte Van Bylen für einen „Bürokratieabbau“ sowie für eine Senkung der unternehmensbezogenen Steuern: „Weniger Steuerlast der Unternehmen bringt am Ende mehr für alle. Mehr Investitionen, mehr Innovationen, mehr Beschäftigung und damit ein insgesamt höheres Steueraufkommen.“

 

Da Van Bylen mit Jahresende die Führung des deutschen Chemiekonzerns Henkel verlässt, kann er auch seine Funktion als VCI-Präsident nicht mehr ausüben. Er legt diese daher Ende März 2020 zurück. Als Nachfolger bewirbt sich Christian Kullmann, seines Zeichens Vizepräsident des VCI und Vorstandsvorsitzender von Evonik Industries.

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