Pharmaindustrie lobt EU-Life-Sciences-Strategie
Dem europäischen Branchenverband EFPIA zufolge ist das Dokument „ein höchst willkommener Schritt für die in Europa tätigen Unternehmen“.
Weitestgehend positiv beurteilt der europäische Pharmaindustrieverband EFPIA die Life-Sciences-Strategie, die die EU-Kommission am 2. Juli vorstellte. Nach Ansicht der EFPIA ist diese „ein höchst willkommener Schritt für die in Europa tätigen Unternehmen“. Die Strategie fokussiere richtigerweise darauf, die Durchführung klinischer Studien zu erleichtern. Ferner begrüßt der Verband das noch für heuer geplante EU-Biotech-Gesetz, mit dem der Kommission zufolge „ein innovationsfreundlicherer Rahmen für alle Biotech-Sektoren“ geschaffen werden soll. Auch die Ankündigung, eine „Koordinierungsgruppe für Biowissenschaften“ (Life Sciences Coordination Board) zu etablieren, „um Politik und Finanzierung sektorübergreifend aufeinander abzustimmen und die Zusammenarbeit mit wichtigen Interessenträgern, einschließlich der Industrie und der Bürgerinnen und Bürger, zu unterstützen“, stößt bei der EFPIA auf Zustimmung. Dies könne helfen, die Strategie in „schnelle, greifbare“ Handlungen umzusetzen.
EFPIA-Generaldirektorin Nathalie Moll konstatierte, es sei „außerordentlich ermutigend, dass die EU-Gesetzgeber die Notwendigkeit erkennen, negative Trends umzukehren und dass sie aktiv nach neuen Investitionen suchen“. Um seine führende Rolle im Pharmasektor zu behaupten, müsse Europa selbst in neuartige Arzneimittel investieren, private Investoren anziehen, sicherstellen, dass die Investitionen rascher zu neuen Behandlungsmöglichkeiten sowie zu Wirtschaftswachstum führen und den Patienten in der EU den Zugang zu den Präparaten ebenso rasch gewährleisten wie in anderen Regionen.
Notwendig sind der EFPIA zufolge ein „funktionierender einheitlicher Markt für klinische Studien“ sowie eine Strategie für die gleichzeitige Durchführung solcher Studien in mehreren EU-Staaten. „Die Arbeit daran muss unverzüglich beginnen“, hieß es in einer Aussendung. Als hilfreich erachtet die EFPIA auch, dass die EU-Kommission über die Programme Horizon Europe und EU4Health rund 300 Millionen Euro bereitstellen möchte, um biowissenschaftliche Innovationen zur Eindämmung des Klimawandels sowie zur Entwicklung neuartiger Impfstoffe und Krebsmedikamente zu fördern.
„Vielversprechende Impulse“
Ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB), Ricardo Gent. Ihm zufolge enthält die Life-Sciences-Strategie „vielversprechende Impulse, um Forschung, Entwicklung, Produktion zu stärken – und vor allem eingefahrene Strukturen aufzubrechen. Denn Europa kann die nächste Innovationswelle in den Life-Sciences nur dann global anführen, wenn sie gewohnte Denk- und Branchengrenzen überwindet“. Gent zufolge handelt es sich bei „der Biotechnologie“ um eine „ eine universell einsetzbare Technologie, die tiefgreifende Transformationen branchenübergreifend vorantreibt. Ein robustes Biotech-Ökosystem ist auf regulatorische und finanzielle Rahmenbedingungen angewiesen, die diese Integration unterstützen und sie nicht behindern. Ohne dies bleibt das Potenzial der Biotechnologie für die EU reine Theorie“.
Gewichtig und innovativ
Seitens der EU-Kommission hieß es, die Life-Sciences- und Biotechnologieindustrie der EU repräsentiere einen Wert von 1.500 Milliarden Euro oder rund 9,4 Prozent des kumulierten BIP der Mitgliedsstaaten. Überdies beschäftige sie etwa 29 Millionen Personen. Auch zeichne sich die Branche durch außerordentliche Innovationskraft aus. Allein im Jahr 2022 habe sie rund 46,6 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investiert, was knapp einem Fünftel der einschlägigen Ausgaben der gesamten EU-Industrie entspreche. Gesundheitskommissar Olivér Várhelyi konstatierte, Life Sciences und Biotechnologie schüfen „Wettbewerbsfähigkeit, Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze“. Mit der Strategie ebne die Kommission „den Weg für ein gesünderes, intelligenteres Europa“.