Archive - 2025

February 5th

OMV: Nur das Chemiegeschäft lief gut

Im Jahr 2024 erwirtschaftete die OMV um 14 Prozent weniger Umsatz als 2023. In operativer Hinsicht fielen nur die Ergebnisse der Chemiesparte höher aus.

 

„Ein gutes Ergebnis in einem schwierigen Umfeld“ habe die OMV 2024 erwirtschaftet, verlautete Generaldirektor Alfred Stern bei der Bilanzpressekonferenz seines Konzerns am 4. Feber in Wien. Das um Lagerhaltungseffekte bereinigte operative Ergebnis vor Sondereffekten (CCS Operatives Ergebnis vor Sondereffekten) sei mit rund 5,14 Milliarden Euro sogar das vierthöchste der Unternehmensgeschichte gewesen. Allerdings lag dieser Wert um rund 15 Prozent unter jenem von 2023. Der Umsatz der OMV sank um 14 Prozent auf 33,98 Milliarden Euro. Zwar konnte das Unternehmen mit 2,02 Milliarden Euro einen um sechs Prozent höheren Gewinn („Periodenüberschuss“) ausweisen. Geschuldet war dies jedoch, wie das Quartalsbericht zeigt, der um sechs Prozentpunkte auf 52 Prozent gesunkenen Konzernsteuerquote.

 

Und gut lief 2024 ausschließlich das Chemiegeschäft, räumte die OMV ein. Das operative Ergebnis vor Sondereffekten verfünffachte sich in diesem Segment gegenüber 2023 von 94 auf 459 Millionen Euro. Dem gegenüber verringerte sich die Höhe dieser Kennziffer im Bereich Fuels & Feedstock (im Wesentlichen Raffinerien und Tankstellen) um 44 Prozent auf 927 Millionen Euro. Im Bereich Energy lag sie mit 3,81 Milliarden Euro um 13 Prozent unter dem Wert von 2023. Als Grund für den Umsatzrückgang nannte Stern die von der OMV lukrierten niedrigeren Öl- und Gaspreise sowie die insgesamt schwache Nachfrage. Der erzielte durchschnittliche Ölpreis lag mit 77,5 US-Dollar/Barrel um zwei Prozent unter jenem von 2023. Beim erzielten Gaspreis musste die OMV eine Verminderung um 14 Prozent auf 25 Euro je Megawattstunde (MWh) hinnehmen.

 

Mehr Geld von Borealis

 

Beim besseren Ergebnis der Chemiesparte wiederum handelt es sich gewissermaßen um einen „Aufholeffekt“ nach dem Ergebniseinbruch von 2022 auf 2023. Im Quartalsbericht heißt es dazu, die Höhe des operativen Ergebnisses vor Sondereffekten sei „hauptsächlich auf einen deutlich höheren Beitrag von Borealis exklusive JVs (Joint-Ventures, Anmerkung), angesichts eines erheblich stärkeren Polyolefingeschäfts und eines verbesserten Basischemikaliengeschäfts sowie auf einen erhöhten Beitrag der Borealis JVs zurückzuführen“. Tatsächlich steuerte die Borealis, an der die OMV 75 Prozent hält, 2024 rund 247 Millionen Euro zum OMV-Resultat bei. Im Vergleich dazu hatte sie 2023 mit einem Verlust von 74 Millionen Euro „beigetragen“. Der 2024 abgelieferte Ergebnisbeitrag ergab sich der OMV zufolge vor allem durch „verbesserte Polyolefin-Referenzmargen, höhere Verkaufsmengen und den Wegfall des negativen Beitrags aus dem Stickstoffgeschäft in der Vorjahresperiode aufgrund dessen Veräußerung im Juli 2023. Darüber hinaus waren die Lagerbewertungseffekte, exklusive des Stickstoffgeschäfts, leicht positiv und fielen um rund 135 Millionen Euro höher aus als 2023“. Die Borealis-JVs wiederum überwiesen der OMV 2024 rund 180 Millionen Euro, um 76,5 Prozent mehr als 2023.

 

Zu den Verhandlungen mit der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) über die Bildung eines Petrochemiekonzerns von Weltgeltung aus der Borealis und der Adnoc-Tochter Borouge berichtete Stern, diese gingen „ergebnisoffen“ und „auf Augenhöhe“ weiter. Die Tatsache, dass die Adnoc erwägt, auch ein weiteres Tochterunternehmen, die Nova Chemicals, in das Gemeinschaftsunternehmen einzubringen, spiele dabei keine Rolle.

 

Was die Entwicklung der Chemiesparte im heurigen Jahr betrifft, rechnet die OMV mit einer Ethylen-Referenzmarge Europa von 520 Euro/Tonne, um knapp drei Prozent mehr als 2024. Die Propylen-Referenzmarge Europa soll in etwa bei den 384 Euro/Tonne verharren, die 2024 erzielt wurden. Die Polyethylen-Referenzmarge Europa dürfte um etwa 7,4 Prozent auf 400 Euro/Tonne sinken, die Polypropylen-Referenzmarge Europa um 0,5 Prozent auf ebenfalls 400 Euro/Tonne.

 

 

 

 

January 16th

PCB-Urteil: Bayer beruft

Ein Gericht im US-Bundesstaat Washington sprach vier Klägern kürzlich insgesamt 100 Millionen US-Dollar zu. Der deutsch-amerikanische Agrochemie- und Pharmakonzern hält das für überzogen und bezweifelt die Zulässigkeit der Klagen.

 

Der deutsch-amerikanische Agrochemie- und Pharmakonzern Bayer beruft gegen ein Urteil des King County Superior Court im US-amerikanischen Bundesstaat Washington im Zusammenhang mit Polychlorierten Biphenylen (PCB). Das Gericht hatte am 14. Jänner vier von 15 Klägern Recht gegeben und den Konzern zu 25 Millionen US-Dollar Schadenersatz sowie 75 Millionen US-Dollar Strafschadenersatz verurteilt. Bei den Klagen ging es um angebliche Gesundheitsschäden, die Personen am Sky Valley Education Center (SVEC) in Monroe rund 50 Kilometer nordöstlich von Seattle durch PCB erlitten haben. PCB wurden von 1935 bis 1977 von der Monsanto hergestellt, die Bayer 2018 um rund 63 Milliarden US-Dollar erworben hatte. Eingesetzt wurden PCB als Brandschutzmittel in Elektrogeräten sowie Baumaterialien.

 

In einer Aussendung zu dem nun ergangenen Urteil hieß es, Bayer wolle „eine Aufhebung oder zumindest eine Reduktion des überhöhten Schadenersatzes erreichen. Beweise wie Blutproben und Lufttests haben klar gezeigt, dass es kaum PCB-Belastung gab und diese daher nicht die Ursache der behaupteten Gesundheitsschäden sein kann“. Außerdem müsse der Prozess möglicherweise neu aufgerollt werden, weil das Gericht die Entscheidung des Obersten Gerichts des Staates Washington im Fall Erickson nicht abgewartet habe, die die seinerzeitigen Vorfälle im SVEC zum Inhalt hat. Bei einer mündlichen Verhandlung, die voraussichtlich im Feber stattfindet, geht es laut Bayer „unter anderem um die Frage, ob Strafschadenersatz bei den Fällen dieser Schule überhaupt zulässig ist, weil das Gericht Haftungsrecht aus den US-Bundesstaaten Washington und Missouri vermischt hat, was gegen die US-Verfassung und allgemeine Rechtsgrundsätze verstößt“. Nach dem Recht des Staates Missouri sind die Klagen nach wie vor zulässig, gemäß den im Staate Washington geltenden Gesetzen sind die Causen dagegen verjährt.

 

Bayer hatte vergangenes Jahr der Zahlung von jeweils 35 Millionen US-Dollar zugestimmt, um sich mit der City of Seattle sowie der City of Los Angeles in Sachen PCB zu vergleichen. Insgesamt ergingen bezüglich PCB bis dato Urteile gegen Bayer in einer Gesamthöhe von etwa 1,5 Milliarden US-Dollar. Manche davon wurden aufgehoben. Hinsichtlich der übrigen hat Bayer nach eigenen Angaben berufen. 

 

 

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