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March 19th, 2021

Ecker leitet FOPI

Das Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie (FOPI) hat einen neuen Präsidenten, der Pharmaverband Pharmig mit Amgen-Chef Lindgren ein neues Vorstandsmitglied.

 

Bernhard Ecker, General Manager von Novo Nordisk Austria, ist der neue Präsident des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie (FOPI). Er leitet dieses gemeinsam mit VizepräsidentinTuba Albayrak, der Chefin von Novartis Oncology Austria, und Vizepräsident Wolfgang Kaps, dem Austro-Geschäftsführer von Sanofi, die beide bis Jänner 2023 bestellt sind. Generalsekretärin des FOPI ist Ines Vancata, die hauptberuflich als Market-Access-Direktorin von Roche Österreich tätig ist. Zu ihrer Stellvertreterin wurde Cornelia Moser bestellt, ihres Zeichens Senior Manager Government Affairs & Policy bei der österreichischen Niederlassung von Bristol Myers Squibb.

 

Ecker verlautete in einer Aussendung, er wolle „die Zukunft des Gesundheitswesens in Österreich mitgestalten, um sicherzustellen, dass moderne, lebensverändernde Therapien und Lösungen ihr volles Potenzial entfalten, um die bestmöglichen Ergebnisse für Patienten und die Gesellschaft zu erzielen“. Als sein Ziel bezeichnete Ecker, „das Profil des FOPI zu schärfen und die Stimme der forschenden Pharmaunternehmen weiter zu stärken. Patienten in Österreich müssen die Chance haben, rechtzeitigen Zugang zu innovativen Therapien zu bekommen. Die forschende Pharmaindustrie soll als Türöffner zu einem Leben in Gesundheit wahrgenommen werden“. Ecker ist promovierter Biochemiker und verbrachte sein gesamtes bisheriges Berufsleben in der forschenden Pharmaindustrie. Etwa elf Jahre lang war er für Abbott in Österreich, Frankreich und den USA tätig, anschließend drei Jahre für Baxter. Bei Novartis hatte Ecker unter anderem in Ungarn, Deutschland und der Schweiz unterschiedliche Funktionen inne. Seit 1. März 2020 leitet er die Österreich-Niederlassung von Novo Nordisk Pharma. In Ungarn war Ecker Mitglied des Leitungsgremiums der Association of innovative Pharmaceutical Manufacturers (AIPM).

 

„Mehrwert zeigen“

 

Die neue FOPI-Generalsekretärin Ines Vancata arbeitet seit 2004 bei Roche Österreich. Seit 2017 ist sie als „Market Access Director“ Mitglied des Managements des Unternehmens. Sie will nicht zuletzt „den Mehrwert aufzeigen, den die forschende pharmazeutische Industrie für die Gesellschaft leistet“. Ähnlich äußerte sich ihre Stellvertreterin Schaffer-Kral, die als ihre Aufgabe bezichnete, „kreative Zugänge und andere Herangehensweisen zu verwirklichen, um die forschende Pharmaindustrie in neuem Licht zu präsentieren“.

 

Lindgren im Pharmig-Vorstand

 

Unterdessen wurde Lauri Lindgren, der Geschäftsführer des US-amerikanischen Biotechnologiekonzerns Amgen in Österreich, in den Vorstand des Pharmaindustrieverbands Pharmig berufen. Wie seinerzeit berichtet, leitete Lindgren vor der seit dem Jahr 1995 bestehenden Österreich-Niederlassung von Amgen die Vertretungen des Konzerns in Finnland und Schweden und arbeitete in dessen Europazentrale in der Schweiz. Anlässlich seiner Berufung in den Pharmig-Vorstand konstatierte Lindgren, nach eineinhalb Jahren in Österreich habe er „das Gefühl, nun richtig angekommen zu sein – und Meetings auf Deutsch schrecken mich auch nicht mehr ab“. Nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen mit der COVID-19-Pandemie ist es ihm nach eigenem Bekunden wichtig, „dass die pharmazeutische Industrie offen in den Dialog tritt, erklärt, aufklärt und informiert“. Nicht zuletzt möchte er in der Pharmig seine internationale Erfahrung in der Pharmabranche einbringen.

 

 

 

March 18th

Waschmittelflaschen für Produktkreislauf

Im Zuge eines Pilotprojekts auf Initiative des FCIO wurden erstmals Hartpolyethylen-Gebinde zu 60 Prozent aus Recyclingmaterial erzeugt. Üblich sind bei solchen Projekten rund 25 Prozent.

 

Waschmittelflaschen, die zu 60 Prozent aus Recycling-Kunststoff bestehen, wurden im Zuge eines Pilotprojekts auf Initiative des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) erzeugt. Ihm zufolge sind „bei vergleichbaren Projekten bisher durchschnittlich 25 Prozent üblich“. An dem Vorhaben beteiligt waren der Waschmittel- und Kosmetikakonzern Henkel, die Reclay-Group und das Recyclingunternehmen Hackl. Laut FCIO-Geschäftsführerin Sylvia Hofinger strebt die Industrie auf längere Sicht an, ähnlich wie bei PET-Getränkeflaschen auch bei Gebinden aus Polyolefinen wie eben Waschmittelflaschen zu einem „Produktkreislauf mit vollständiger Wiederverwertung“ zu kommen. Hofinger zufolge werden in Österreich pro Jahr etwa 5.500 Tonnen an Wasch- und Reinigungsmittelflaschen aus Hartpolyethylen (HDPE) gesammelt. Rund 80 Prozent davon eignen sich grundsätzlich für die Wiederverwertung. Diese ist aber erheblich schwieriger als bei PET-Flaschen, weil eine hohe Beständigkeit, mehr Schutz vor UV-Strahlung sowie eine höhere chemische Produkthaltbarkeit gefragt sind.

 

Um die zulässigen Anteile an Recyclingmaterial zu steigern, sind daher laut FCIO „Anpassungen beim Design der Flaschen“ notwendig. Außerdem gilt es, ausreichende Mengen an Kunststoffabfällen mit der benötigten Qualität verfügbar zu machen. Zu diesem Zweck sind weitere Verbesserungen bei der Sammlung, Sortierung und Reinigung des Materials notwendig. Trotz dieser Herausforderungen sieht Hofinger die Branche „auf einem sehr guten Weg zu einem funktionierenden Kreislaufwirtschaftssystem“.

 

Laut der Präsidentin von Henkel Central Eastern Europe, Birgit Rechberger-Krammer, sind die nun vorliegenden Ergebnisse „ein großer Fortschritt zu vergleichbaren Projekten, bei denen Kunststoffabfälle aus Polyolefin verwendet werden. Bei weiterer Optimierung wird in Zukunft sogar eine vollständige Neu-Produktion aus Rezyklat möglich sein“. Erfreut zeigte sich Klima-, Energie- und Umweltministerin Leonore Gewessler. Sie verwies auf die Vorgaben des Kreislaufwirtschaftspakets der Europäischen Union, dem zufolge Österreich seine Kunststoffrecyclingquote bis 2030 nahezu verdoppeln muss: „Um diese zu erreichen, müssen wir unsere Kunststoffabfälle getrennt sammeln und sicherstellen, dass das Recyclingmaterial wieder eingesetzt wird. So sparen wir damit natürliche Ressourcen ein. Die Anstrengungen der heimischen Unternehmen, das Know-How im Bereich Kunststoffrecycling rasch und effizient weiterzuentwickeln, sind ein wichtiger Schritt zu nachhaltigen Lösungen.“

 

 

Austropapier kritisiert Ökostrom-Paket

Der Entwurf des Pakets um das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG-Paket) stößt auf wenig Freude bei der Papierindustrie. Sie sieht „enormes Verbesserungspotenzial“.

 

Keine rechte Freude mit dem Paket um das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG-Paket) zur Neuregelung der Ökostromförderung hat der Papierindustrieverband Austropapier. Bekanntlich hatte der Ministerrat den Entwurf des Pakets am 17. gebilligt. Nun sind Verhandlungen auf parlamentarischer Ebene notwendig, weil das Paket nur mit Zweidrittelmehrheit beschlossen werden kann. Austropapier-Präsident Kurt Maier, hauptberuflich Chef der Heinzel Group, sieht laut einer Aussendung indessen „enormes Verbesserungspotential, was die Verwendung der Fördermittel aber auch den Einsatz von erneuerbaren Ressourcen anbelangt“. Maier zufolge verlangt die Papierindustrie eine Deckelung der Förderkosten. Eine solche ist zwar mit einer Milliarde Euro pro Jahr im Dreijahresdurchschnitt ohnehin vorgesehen. Allerdings kann dieser Deckel dem Entwurf zufolge vom Hauptausschuss des Nationalrates, also mit einfacher Mehrheit, aufgehoben werden, wenn das zum Erreichen der Ökostrom-Ausbauziele notwendig ist.

 

Ferner kritisiert die Papierindustrie, dass die Höhe der Fördermittel großteils per Verordnung festgelegt werden soll. Ausschreibungen sind zumindest bis auf Weiteres nur für Photovoltaik- sowie Biomasseanlagen vorgesehen. Stichwort Biomasseanlagen: Wenig Verständnis hat die Branche dafür, dass deren Mindestbrennstoffnutzungsgrad für die Förderwürdigkeit nicht angehoben, sondern bei den seit 2006 geltenden 60 Prozent belassen wurde. Und auch dieser Wert kann unterschritten werden, wenn in einer Anlage „aufgrund außergewöhnlicher Naturereignisse“ mehr als 50 Prozent des eingesetzten Holzes Schadholz sind. Allerdings hat die Papierindustrie ihre Zweifel, ob das tatsächlich in jedem Einzelfall nachgewiesen wird. Auch fehlen ihr zufolge „jegliche Anreize, diese Anlagen jemals zur Marktreife zu führen. Bestandsanlagen können nämlich laut Gesetz bis zu 30 Jahre lang subventioniert werden“.

 

„Die Bundesregierung hätte jetzt die Möglichkeit gehabt, die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, dass die Österreicher mehr Ökostrom für ihr Steuergeld bekommen. Das tut uns als holzverarbeitende Branche gerade bei Holz weh, weil es hier nicht nur um unseren wichtigsten Rohstoff, sondern den wichtigsten Rohstoff im Kampf gegen die Klimakrise handelt“, hadert Maier.

 

 

March 15th

Astrazeneca wehrt sich

Laut dem Pharmakonzern gibt es keine aussagekräftigen Hinweise auf vermehrte Gesundheitsschäden durch seinen COVID-19-Impfstoff.

 

Mehr als 17 Millionen Personen wurden bisher mit dem COVID-19-Impfstoff von Astrazeneca geimpft. Hinweise auf vermehrtes Auftreten von Lungenembolien, Venenthrombosen oder Thrombozytopenie (Blutplättchenmangel) hätten sich dabei nicht ergeben, versicherte der Pharmakonzern am 14. März in einer Aussendung. Insgesamt seien mit Datum vom 8. März 15 Fälle von Venenthrombose sowie von 22 Fälle von Lungenembolie bekannt geworden. Das sei „wesentlich weniger als in einer Population vergleichbarer Größe natürlicherweise zu erwarten wäre und ähnlich viel, wie bei anderen COVID-19-Impfstoffen auftrat“, betonte Astrazeneca.

 

Auch seien keine Fälle nachweislicher Qualitätsmängel festgestellt worden, weder in Europa noch anderswo auf der Welt. Im Verlaufe des Produktionsprozesses führe Astrazeneca über 60 Qualitätskontrollen durch, weitere 20 Tests erfolgten durch unabhängige Laboratorien. Die sich bei den Tests ergebenden Daten würden an die Medizinmarktaufsichsbehörden übermittelt.

 

Selbstverständlich stehe die Sicherheit der Patienten an oberster Stelle, betonte Astrazeneca. Die behaupteten gesundheitlichen Probleme seien stets im Blickfeld des Unternehmens: „Aber die verfügbaren Daten zeigen nicht, dass der Impfstoff deren Ursache ist.“ Jedenfalls sollten sich die Menschen impfen lassen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten.

 

 

March 10th

Brenntag: Gewinneinbruch um 56 Prozent

Der Umsatz des Chemiedistributeurs fiel 2020 um rund 8,2 Prozent niedriger aus als 2019. Seitens der Konzernführung ist von „starken Ergebnissen“ unter „äußerst schwierigen Bedingungen“ die Rede.

 

Der Chemiedistributeur Brenntag erwirtschaftete 2020 einen Gewinn („Gesamtergebnis“) von rund 227,8 Millionen Euro, um 56,2 Prozent weniger als 2019. Der Umsatz sank um 8,2 Prozent auf 11,77 Milliarden Euro, das Betriebsergebnis um 0,5 Prozent auf 713,0 Millionen Euro.

 

Indessen verwies der Konzern auf das um Sondereffekte bereinigte „operative EBITDA“, das laut Geschäftsbericht um 5,6 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro wuchs. Und Vorstandschef Christian Kohlpaintner beteuerte, Brenntag habe „trotz der äußerst schwierigen gesamtwirtschaftlichen Bedingungen und der operativen Herausforderungen starke Ergebnisse erzielt. Da wir nach Ländern und Abnehmerbranchen breit aufgestellt sind, konnten wir die Auswirkungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie kompensieren“. Er und seine Vorstandskollegen wollen der Hauptversammlung am 10. Juni vorschlagen, die Dividende von 1,25 Euro für 2019 auf 1,35 Euro für 2020 zu erhöhen, also um acht Prozent.

 

Was 2021 betrifft, rechnet die Brenntag-Führung „ zunächst weiterhin mit erheblichen Einschränkungen aufgrund der COVID-19-Pandemie, zumindest für das erste Halbjahr“, heißt es im Geschäftsbericht. Allerdings soll das „operative EBITDA“ auf 1,08 bis 1,18 Milliarden Euro steigen. Berücksichtigt sind dabei die Auswirkungen von Kostensenkungen aufgrund des Effizienzsteigerungsprogramms „Project Brenntag“ sowie allfällige Akquisitionen. Ferner gehen Kohlpaintner und seine Kollegen von „stabilen Wechselkursen“ aus.

 

Kohlpaintner räumt in einem Interview im Geschäftsbericht ein, Brenntag sei „ in den vergangenen Jahren hinter den eigenen Erwartungen, aber auch denen unserer Stakeholder zurückgeblieben, insbesondere was das organische Ergebniswachstum anbelangt“. Doch der Konzern verfügte über ein „enormes Potenzial“, das es zu nutzen gelte: „Wenn Brenntag seiner Rolle als Weltmarktführer weiterhin gerecht werden und diese Position nicht nur halten, sondern noch weiter ausbauen will, dann muss sich das Unternehmen wandeln.“

 

 

Kreislaufwirtschaft: FCIO begrüßt Förderungen

Das Klima- und Energieministerium stellt zehn Millionen Euro bereit, um die Transformation vom linearen Wirtschaften hin zur Kreislaufwirtschaft zu erleichtern.

 

 

Der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) begrüßt die neue, zehn Millionen Euro umfassende Förderinitiative des Klima- und Energieministeriums (BMK) für Projekte im Rahmen der Kreislaufwirtschaft. Laut dem BMK ist die Initiative „eingebettet in die Kreislaufwirtschaftsstrategie, die derzeit federführend vom Klimaschutzministerium erarbeitet wird“ und die ihrerseits im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaftsstrategie der Europäischen Union steht. Gefördert werden Klima- und Energieministerin Leonore Gewessler zufolge „Projekte, die an der Transformation des Produktionsprozesses vom linearen Wirtschaften hin zur Kreislaufwirtschaft arbeiten“.

 

FCIO-Geschäftsführerin Sylvia Hofinger betonte einmal mehr, die Chemieindustrie spiele in der Kreislaufwirtschaft eine maßgebliche Rolle. Das betreffe das Optimieren gängiger Wiederverwertungsprozesse ebenso wie das chemische Recycling, mit dem aus Altkunststoffen rohölartige Ausgangsmaterialien für neue Produkte erzeugt werden können. Ferner arbeite die Branche an Methoden für Circular Design, die die Wiederverwertung von Gütern erleichtern, aber auch an Verfahren zum Recycling von Seltenen Erden und an der Nutzung „nachwachsender“ Rohstoffe auf Biomassebasis.

 

Um diesbezüglich erfolgreich agieren zu können, benötige die Chemieindustrie freilich geeignete Rahmenbedingungen, erläuterte Hofinger: „Förderungen für Pilotprojekte und Unterstützungen zur industriellen Skalierung und Etablierung von Kreislaufwirtschaftsprozessen wie dem chemischen Recycling sind dabei entscheidend. Die Corona-Impfstoff-Entwicklung hat uns gezeigt, welche unglaublichen Innovationsleistungen die Chemieindustrie in kürzester Zeit erbringen kann. Gleichzeitig haben wir die Erfahrung gemacht, dass wir nicht nur die Entwicklungen im Labor fördern müssen, sondern auch die industrielle Umsetzung. Eine nachhaltige, klimaneutrale Zukunft wird beides benötigen: Die Finanzierung von Forschung und die Förderung der Umsetzung von Kreislaufwirtschaftsprojekten im industriellen Maßstab.“

 

 

 

 

 

March 4th

Impfstoffproduktion: Nicht von heute auf morgen

Grundsätzlich begrüßt die Pharmaindustrie den Wunsch der Bundesregierung, in Österreich Erzeugungsanlagen für Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 aufzubauen. Doch die Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen.

 

„Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig ein starker Standort für die medizinische Versorgung dieses Landes jetzt und in Zukunft ist. Doch Impfstoffproduktion ist nichts Alltägliches, sondern ein äußerst komplexer Prozess, der langfristig und mit Blick auf die verfügbaren Ressourcen geplant werden muss. Umso mehr freut es mich, dass es von Seiten der Politik klare Signale gibt, die Arzneimittelproduktion in Österreich auf breiter Basis auszubauen.“ So resümierte Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog ein Treffen der Pharmaindustrie mit der Bundesregierung hinsichtlich der Herstellung von Impfstoffen in Österreich. Ihm zufolge gilt es, über Österreich hinaus den Pharmastandort Europa insgesamt zu stärken. Und dazu müsse die Politik geeignete Rahmenbedingungen schaffen: „Ob es Steuererleichterungen sind, ein klares Bekenntnis zu mehr Forschung oder konkrete Anreize, um die Produktion weiter attraktiv zu machen - all diese Faktoren tragen dazu bei, den Standort Österreich und in weiterer Folge Europa zu stärken.“ Unter diesen Voraussetzungen werde es für die Branche einfacher, ihre Fabriken auszubauen oder sogar neue Produktionskomplexe zu etablieren.

 

Unumstritten ist freilich: Von heute auf morgen ist die Angelegenheit nicht zu machen. Schon vor einiger Zeit warnte die Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller (ÖVIH), Renée Gallo-Daniel, die Errichtung einer neuen Impfstofffabrik samt Validierung und Registrierung dauere „normalerweise fünf bis zehn Jahre. Eine Ausweitung der Produktionskapazität ist daher von Investitionen in den Ausbau oder die Adaptierung von bestehenden Anlagen, einer Zusammenarbeit mit Auftragsherstellern oder anderen Unternehmen abhängig. Daran arbeiten wir derzeit mit Hochdruck. Unser Ziel ist nach wie vor, so schnell wie möglich Impfstoffe für alle, die es wollen, zur Verfügung zu stellen“. Die Produzenten potenzieller Impfstoffe hätten bereits zu Beginn der COVID-19-Pandemie mit entsprechenden Planungen begonnen, und das in allen Bereichen von der Abstimmung mit den Behörden über die Rohstoffbeschaffung bis zur Logistik.

 

Immerhin kündigte der Schweizer Pharmakonzern Novartis an, das Biotechnologieunternehmen Curvevac bei der Produktion seines in Entwicklung befindlichen Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 zu unterstützen. Erfolgen soll das mithilfe der Fabrik in Kundl im Tiroler Unterland. Noch heuer möchte Novartis dort bis zu 50 Millionen Dosen des Wirkstoffs erzeugen, kommendes Jahr sollen es bis zu 200 Millionen Dosen werden. Der Schweizer Konzern adaptiert dazu eine neue Produktionsanlage. Das vorfomulierte Mittel werde an die CureVac geliefert, von dieser zum fertigen Impfstoff mit der Bezeichnung CVnCoV weiterverarbeitet und abgefüllt, hieß es in einer Aussendung. Eine ähnliche Vereinbarung mit Curevac hat auch der deutsche Pharma- und Agrorchemiekonzern Bayer getroffen. Er möchte bis Ende 2022 rund 160 Millionen Dosen des Curevac-Impfstoffs herstellen. Die ersten davon könnten eventuell noch Ende des heurigen Jahres verfügbar sein.

 

 

March 1st

Prekäre Rohstoffsituation bringt Lackindustrie unter Druck

Die Preise für für Epoxidharze sind um bis zu 50 Prozent gestiegen, die für manche Lösungsmittel um mehr als 100 Prozent. Dazu kommen Engpässe im Seefrachtverkehr. 

 

Schwierigkeiten mit ihrer Rohstoffversorgung meldet die österreichische Lackindustrie. Infolge sicherheitstechnischer Optimierungen sowie Umgestaltungen von Produktionsabläufen in asiatischen Epoxidharzfabriken sowie bei deren Zulieferern sei es zu Angebotsverknappungen und Preissteigerungen bis zu 50 Prozent gekommen: „Die Versorgungssituation ist mittlerweile sehr angespannt.“ Dies gelte umso mehr, als vor allem bei Pulverlacken Kunstharze bis zu 60 Prozent der Rezepturen ausmachen. Verschärft werde die Lage durch die in Südostasien sowie China wieder anspringende Konjunktur, die die dortige Nachfrage nach Epoxidharzen erhöhe. Dies habe zur Folge, dass „die vorhandenen Rohstoffe gar nicht nach Europa exportiert werden, sondern bei den Bestbietern in Asien bleiben“. Sorgen bereitet der Lackindustrie ferner der Mangel an Transportkapazitäten, vor allem im Seefrachtverkehr. Container seien nur schwer zu bekommen, womit „Importe aus Asien unzureichend und teuer werden“.

 

Aber auch andere Rohstoffe für die Lackindustrie sind laut Auskunft des Fachverbandes der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) knapp. Dies gilt unter anderem für Lösungsmittel, bei denen in den vergangenen beiden Monaten Preissprünge von mehr als 100 Prozent verzeichnet wurden. Der Grund seien „Force-Majeure-Fälle bei Produzenten von Basisprodukten“. Bei Isocyanaten sei die Lage ähnlich. Und das ohnehin unter regulatorischem Druck befindliche wichtigste Weißpigment der Branche, Titandioxid, verzeichne ebenfalls Verknappungen und Preisanstiege: „Aus China kommen hier aktuell gar keine Importe“.

 

Das Problem: Die Aufwendungen für Rohstoffe machen mehr als die Hälfte der Produktionskosten der Lackindustrie aus: „Die Mehrbelastung für die Branche wird zunehmend prekär. Obwohl die Preiserhöhungen teilweise schon am Markt weitergegeben werden mussten und die Unternehmen alle Effizienzpotenziale ausnützen, sieht der Verband momentan kein Ende der angespannten Lage.“ Und so stünden die 24 Betriebe der österreichischen Lack- und Anstrichmittelindustrie mit ihren 3.000 Beschäftigten „unter enormem Druck“ - zu einer Zeit, da sie gerade erst begonnen hätten, sich von den bisherigen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu erholen.

 

 

 

 

February 26th

BASF mit Milliardenverlust

Die COVID-19-Pandemie belastete die Jahresbilanz des deutschen Chemiegiganten 2020 schwer. Nicht zuletzt hatte dieser Wertminderungen von rund 2,06 Milliarden Euro hinzunehmen.

 

Mit einem Verlust von 1,07 Milliarden Euro schloss der deutsche Chemiekonzern BASF das Geschäftsjahr 2020 ab. Im Jahr 2019 hatte er einen Gewinn von 8,49 Milliarden Euro ausgewiesen. Operativ ergab sich ein Verlust von 191 Millionen Euro, verglichen mit einem operativen Gewinn (EBIT) von 4,20 Milliarden Euro im Jahr 2019. Begründet wird dies insbesondere mit negativen Sondereinflüssen von 3,8 Milliarden Euro, die laut BASF vor allem aus „nicht zahlungswirksamen Wertminderungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte“ bestanden. Die Wertminderungen auf Sachanlagen beziffert BASF mit rund 2,06 Milliarden Euro. Allein auf den Erdöl- und Erdgasproduzenten Wintershall Dea entfielen davon etwa 791 Millionen Euro. Als Grund für die Wertminderung nennt die BASF vor allem die „wirtschaftlichen Folgen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie“, die nicht zuletzt die Ölmärkte zeitweilig nahezu vollständig zusammenbrechen ließen.

 

Vorstandschef Martin Brudermüller konstatierte, sein Unternehmen habe „in einem herausfordernden Geschäftsjahr einen starken Schlussspurt“ geschafft. Im vierten Quartal seien die Absätze in allen Regionen gestiegen. Das EBIT sei im vierten Quartal 2020 mit 932 Millionen Euro um 61 Prozent höher gewesen als im Vergleichszeitraum 2019. Und im Gesamtjahr 2020 habe der Umsatz rund 59,15 Milliarden Euro betragen, um nur 0,3 Prozent weniger als 2019.

 

Keineswegs schlecht sind laut Brudermüller auch die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr. Aller Voraussicht nach werde sich die Weltwirtschaft heuer erholen, wenngleich „die Unsicherheiten über die weitere Entwicklung außergewöhnlich hoch“ blieben. Ungeachtet dessen wolle die BASF ihren Umsatz auf 61 bis 64 Milliarden Euro steigern, also um etwa drei bis acht Prozent. Das EBIT vor Sondereinflüssen solle zwischen 4,1 und 5,0 Milliarden Euro zu liegen kommen. Außerdem werde kräftig investiert. Allein heuer seien Investitionen von 3,6 Milliarden Euro geplant, bis 2025 solche von insgesamt rund 22,9 Milliarden. Davon würden 41 Prozent auf den asiatisch-pazifischen Raum entfallen, 39 Prozent auf Europa.

 

 

February 25th

Bayer schreibt tiefrote Zahlen

Der deutsche Pharma- und Agrarchemiekonzern erlitt 2020 einen operativen Verlust von 16,17 Milliarden Euro. Schuld waren laut dem Management vor allem die COVID-19-Pandemie und Rückstellungen für Prozesse in den USA.

 

So sieht für den deutschen Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer eine „robuste Performance trotz Pandemie“ aus: Er meldet für 2020 einen operativen Verlust (EBIT) von 16,17 Milliarden Euro, nachdem er 2019 einen operativen Gewinn von 4,16 Milliarden Euro ausgewiesen hatte. Der Umsatz sank um 4,9 Prozent auf 41,40 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis war ein Verlust von 10,49 Milliarden Euro, verglichen mit einem Gewinn von 4,09 Milliarden Euro im Jahr 2019. Der Free Cash Flow, der zum Zurückzahlen von Schulden zur Verfügung steht, fiel von 4,21 auf 1,34 Milliarden Euro, somit nur mehr rund ein Drittel. Als Grund für die Verluste nennt Bayer „Rückstellungen für Rechtskomplexe und Wertminderungen“ von rund 23,26 Milliarden Euro.

 

Die „Rechtskomplexe“ betreffen die Prozesse in Übersee, insbesondere in den USA, um die Pflanzenschutzmittel Glyphosat und Dicamba, das Verhütungsmittel Essure sowie um Gewässerverschmutzungen durch PCB. Bei den 125.000 Klagen wegen angeblicher Schädigungen durch Glyphosat geht es um bis zu 9,6 Milliarden US-Dollar für die Streitbeilegung, für die bei den Dicamba-Fällen etwa 400 Millionen US-Dollar vorgesehen sind. Für die Beilegung der etwa 40.000 Klagen um Schädigungen durch Essure sind 1,6 Milliarden US-Dollar budgetiert, für die Bereinigung der 2.500 Fälle um PCB um 650 Millionen US-Dollar. Zwar meldete Bayer Anfang Feber eine teilweise Einigung hinsichtlich der Glyphosat-Prozesse. Fix ist aber noch nichts. Und schon einmal hatte der zuständige Richter Vince Chhabria eine Vereinbarung zu Glyphosat abgewiesen.

 

Positiv ist immerhin: Die Nettofinanzverschuldung sank um rund 11,8 Prozent von 34,07 auf 30,04 Milliarden Euro. Und Vorstandschef Werner Baumann gab sich bei der Präsentation der Bilanz optimistisch. Das Bayer-Management habe „das vergangene Jahr genutzt, um die Weichen für künftiges Wachstum zu stellen. Wir haben die Transformation unseres Unternehmens weiter vorangetrieben, unsere Produktpipelines weiterentwickelt und über alle Geschäftsfelder hinweg in neue Technologien investiert“. So übernahm der Konzern um 1,66 Milliarden Euro die US-amerikanische Asklepios BioPharmaceutical (AskBio) und finalisierte weitere 24 Akquisitionen sowie Kooperationen.

 

Für heuer erwarten Baumann und seine Kollegen einen Umsatz von rund 41 Milliarden Euro. Allerdings soll der Free Cash Flow bei „minus 3 Milliarden bis minus 4 Milliarden Euro“ zu liegen kommen. Und die Nettofinanzverschuldung wird nach Einschätzung der Konzernführung wieder steigen – auf etwa 35 Milliarden bis 36 Milliarden Euro.

 

 

 

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