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April 27th, 2021

Seltenerd-Recycling mit Bakterien und Algen

Unter Federführung der IMC FH Krems entwickelt ein transnationales Team ein biotechnologisches Recycling-Verfahren für Seltenerdelemente aus Elektronikschrott. Tecnet Equity hat das Projekt in Antrag und Umsetzung begleitet.

Unter dem Begriff „Seltene Erden“ werden die Elemente der dritten Nebengruppe sowie die (im Periodensystem meist stiefmütterlich an den unteren Rand gedrängten) Lanthanoide zusammengefasst – insgesamt 17 Metalle, die in zahlreichen technischen Anwendungen von hohem Nutzen sind, etwa in Plasmabildschirmen, Permanentmagneten, Akkus oder Leuchtstofflampen. So selten, wie ihr Name suggeriert, kommen sie in der Erdkruste gar nicht vor, ihre Gewinnung ist geopolitisch aber sehr ungleich verteilt: Hauptlieferant ist China, das – je nach Quelle, die man konsultiert – zwischen 60 und 85 Prozent der Weltproduktion bereitstellt. Meist werden die Erze, aus denen die Metalle gewonnen werden, im Tagbau abgebaut – dabei muss viel Gestein umgewälzt werden, um geringe Mengen der begehrten Ware zu erhalten, die eingesetzten Chemikalien hinterlassen gravierende Umweltschäden. Alternative Quellen zu erschließen, wäre daher gesellschaftlich höchst wünschenswert.

Forscher der IMC FH Krems und der Donau-Universität Krems entwickeln im Rahmen des Projekts "REEgain" (von englisch "rare earth element") gemeinsam mit Kollegen der Karl-Landsteiner-Universität und der tschechischen Akademie der Wissenschaften ein Verfahren, bei dem Bakterien, Hefen und Algen dafür eingesetzt werden, Seltenerdelementen aus Elektronik-Abfällen zurückzugewinnen. Diese werden zu einem feinen Pulver zermahlen und in Lösung gebracht, in den darauf kultivierten Mikroorganismen kommt es zur Anreicherung der Lanthanoide. Anschließend wird das biologische Material fraktioniert, um zu sehen, in welchem Kompartiment – an der Zelloberfläche, in der Zellwand, im Inneren – sich wie viel gesammelt hat. Das Verfahren könnte auch einer der größten Herausforderungen der Seltenerdchemie begegnen: Die Elemente der Reihe sind untereinander sehr ähnlich und lassen sich daher auf chemischem Weg schwer voneinander trennen. In der Biotechnologie sieht das anders aus: „Verschiedene Organismen lagern die verschiedenen Seltenerdmetalle in unterschiedlicher Menge ein“, sagt Schild. Es könnten daher in einem zukünftigem Industrieszenario Prozesse zum Einsatz kommen, die mehrere biologische Helfer nebeneinander nutzen und so eine Fraktionierung der Elemente bewirken können.

 

Doppelter Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Gesellschaft

Die zur Finanzierung des Projekts gewählte Förderschiene „Interreg V B“ (ein EU-Programm zur Förderung der grenzüberschreitenden territorialen Zusammenarbeit) birgt aber Fallstricke in der Antragsphase: Einerseits soll dezidiert ein Forschungsprojekt und nicht die Entwicklung eines industriellen Prototyps gefördert werden, andererseits muss begründet werden, warum das Vorhaben dennoch von gesellschaftlicher Relevanz ist. Um den Blickwinkel für die Argumentation zu schärfen, arbeitete die IMC FH Krens mit dem „r2v-Programm“ des Hightech-Finanzierers Tecnet Equity zusammen. „Wir haben mit dem Forschungsteam erarbeitet, dass man – auch wenn es im Projekt um wissenschaftliche Grundlagen geht – bereits in dieser Phase eine Perspektive dafür entwickeln kann, mit welchen Schritten und mit welchen Partnern man zu einer Anwendung kommen kann“, sagt dazu Tecnet-Experte Lukas Madl.

„Dabei wurde unser Horizont erweitert“, meint Schild: „Wir haben zu Beginn gar nicht in die Richtung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung unseres Projekts gedacht. Lukas Madl hat uns dafür sensibilisiert, die Adressaten eines solchen Förderantrags auf diese Aspekte anzusprechen.“ Gleichzeitig wurde gemeinsam überlegt, wer von einem solchen Verfahren Nutzen ziehen könnte – etwa Unternehmen der Abfallwirtschaft, aber auch der Elektronik-Industrie selbst. Auf diese Weise ergaben sich auch Kontakte zu den Entsorgungsunternehmen Saubermacher und Stark, die als Technologiepartner des Projekts fungieren. Zudem konnte man in Kooperation mit dem vierköpfigen Team des Forschungsservice der IMC FH Krems eine Patentstrategie erarbeiten und die Mitarbeiter des Projekts in der Recherche in öffentlich zugänglichen IP-Datenbanken trainieren.

„Zielsetzung des r2v-Programms ist es, aus Forschungsergebnissen Wertschöpfung zu generieren“, fasst Tecnet-Geschäftsführerin Doris Agneter zusammen: „Das hat einen wirtschaftlichen Aspekt, es geht aber auch darum, einen positiven Effekt auf die Umwelt und das Leben der Menschen zu erzielen.“ Dieser zweite Aspekt kommt beim Projekt zum Seltenerd-Recycling besonders zum Tragen: „Wertschöpfung bedeutet in diesem Fall einen doppelten Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Gesellschaft“, analysiert Madl: „Einerseits soll letztlich ein profitables Geschäftsmodell entstehen, andererseits wird durch die Verhinderung von Umweltschäden auch ein sozialer und ökologischer Wert erzielt.“

Novartis-Gewinn sinkt um sieben Prozent

Auch beim Umsatz und beim operativen Ergebnis verzeichnete der Schweizer Pharmakonzern im ersten Quartal 2021 erhebliche Rückgänge. Er führt dies auf die COVID-19-Pandemie zurück.

 

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis erwirtschaftete im ersten Quartal 2021einen Reingewinn von 2,05 Milliarden US-Dollar (USD), was um Währungseffekte bereinigt gegenüber dem ersten Quartal 2020 einen Rückgang um rund sieben Prozent bedeutet. Das operative Ergebnis brach um 14 Prozent auf 2,41 Milliarden USD ein, der Umsatz verringerte sich um zwei Prozent auf 12,41 Milliarden USD. Begründet war das nach Angaben des Unternehmens vor allem durch die COVID-19-Pandemie. Diese habe im Vorjahr zu Vorratskäufen geführt, in deren Folge die Nachfrage nach etlichen Arzneimitteln heuer geringer ausgefallen sei. Bei der Konzerntochter Sandoz brachen die Preise wegen der Vorverkäufe 2020 sowie der „steigenden Konkurrenz“ durchschnittlich um rund zehn Prozent ein, was einen Umsatzverfall um 13 Prozent auf rund 2,31 Milliarden USD zur Folge hatte. Gegenüber dem Stand vom 31. Dezember 2020 um rund 29,8 Prozent auf 31,8 Milliarden USD gestiegen ist die Verschuldung von Novartis. Nach Angaben des Unternehmens war das „war vor allem auf die Ausschüttung der Jahresdividende von7,4 Milliarden USD und den Nettogeldabfluss für Transaktionen mit eigenen Aktien in Höhe von 1,9 Milliarden USD zurückzuführen, die durch den Free Cashflow von 1,6 Milliarden USD teilweise kompensiert wurden“.

 

Vorstandschef Vasant („Vas“) Narasimhan zufolge geht Novartis davon aus, „dass sich die Performance von Sandoz nach einem schwierigen Quartal kurzfristig stabilisieren wird. Unsere breit angelegte Pipeline neuartiger Medikamente machte weitere Fortschritte mit der US-Zulassung von Entresto für das gesamte Spektrum chronischer Herzinsuffizienz und den positiven Ergebnissen zu unserer Radioligandentherapie gegen Prostatakrebs. Wir sind weiterhin zuversichtlich, unsere führende Pipeline voranzutreiben und unsere Wachstumsprognosen zu erfüllen“.

In einer Aussendung hieß es, die Geschäftstätigkeit des Konzerns sei „weiterhin stabil, und die Zahlungseingänge entsprechen dem normalen Geschäftsverlauf, wobei die Forderungslaufzeiten auf üblichem Niveau liegen. Novartis ist nach wie vor gut positioniert, um ihren laufenden finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, und verfügt über ausreichend Liquidität, um normale Geschäftsaktivitäten aufrechtzuerhalten“. Überdies entwickle Novartis zwei Medikamente zur Behandlung von COVID-19: „Diese sind so konzipiert, dass sie gleichzeitig auf mehrere verschiedene Stellen des SARS-CoV-2-Virus abzielen, um die antivirale Wirkung zu verstärken und sowohl zur Prophylaxe als auch zur Behandlung eingesetzt werden zu können.“

Ferner habe das Unternehmen mit dem US-amerikanischen Pharmakonzern Pfizer vereinbart, dessen COVID-19-Impfstoff Comirnaty zu produzieren. Das soll bereits im zweiten Quartal 2021 erfolgen. Für das deutsche Pharmaunternehmen Curevac wird Novartis heuer rund 55 Millionen Dosen des COVID-19-Impfstoffkandidaten CVnCoV herstellen, im kommenden Jahr sollen es etwa 200 Millionen Dosen sein.

 

Als seine wesentlichsten Umsatzbringer im ersten Quartal 2021 nannte Novartis das Psoriasismittel Cosentyx mit einer Umsatzsteigerung um elf Prozent auf 1,05 Milliarden USD, das Herzinsuffizienzpräparat Entresto mit einem Umsatzplus von 34 Prozent auf 789 Millionen USD, das Krebsmedikament Promacta/Revolade (463 Millionen USD, +13%), das Krebspräparat Jakavi (363 Millionen USD, plus acht Prozent), Zolgensma, ein Mittel gegen spinale Muskelatrophie mit einem Umsatz von 319 Millionen USD (plus 81 Prozent), das Brustkrebsmedikament Kisquali (195 Millionen USD, plus 19 Prozent) und das Krebsmittel Kymriah (151 Millionen Euro, plus 55 Prozent).

 

Für das Gesamtjahr erwartet Novartis ein Wachstum des Nettoumsatzes „im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich“. Das operative Ergebnis soll „im mittleren einstelligen Prozentbereich“ und stärker wachsen als der Umsatz. Zahlen nannte der Pharmakonzern nicht.

 

April 19th

Masterstudium „Molecular Precision Medicine“ im Kommen

Ab dem Wintersemester 2021/22 wird in Wien eine neue Ausbildung im Bereich „Personalisierte Medizin“ angeboten.

 

Die Medizinische Universität Wien (MedUni Wien) und die Universität Wien bieten ab dem Wintersemester 2021/22 das viersemestrige Masterstudium „Molecular Precision Medicine“ an. Bewerbungen sind bis 11. Juni möglich. Interessenten müssen über ein abgeschlossenes Bachelor-Studium in einem naturwissenschaftlichen Fach verfügen. Aufgenommen werden 25 Personen pro Jahr. Die Unterrichtssprache ist Englisch. Im vierten Semester ist eine Abschlussarbeit zu schreiben und eine Abschlussprüfung zu absolvieren. Mit dem Angebot offerieren nun auch die beiden Wiener Universitäten eine Ausbildung im Bereich der sogenannten „Personalisierten Medizin“ ein, die auch als „Präzisionsmedizin“ bezeichnet wird. Sie bezeichnen diese als „großen Zukunftstrend der Medizin des 21. Jahrhunderts“.

 

Den Teilnehmern verschafft wird laut einer Aussendung „fundiertes Wissen im Bereich Humanmedizin auf molekularer und mechanistischer Ebene. Absolventen erwerben im Studium das Grundlagenwissen über klinische Erscheinungsbilder, den Prozess der Identifizierung molekularer Ziele für den Therapieansatz, über Arzneimittelentwicklung und -herstellung, über klinische Testverfahren und die Bewertung von Therapeutika in der Klinik. Dieses breite Wissensspektrum befähigt Absolventen, eine Brücke zwischen Forschung und klinischer Anwendung zu schlagen“.

 

Nicht fehlen darf ferner die Vermittlung von „Kernkompetenzen in Bioinformatik einschließlich Programmierung, Data Mining sowie Analyse“. Die Absolventen seien somit auch „für eine Karriere im Bereich Data Science qualifiziert“. Behandelt werden im Verlauf der vier Semester auch ethische sowie sozioökonomische Themen. Als Felder möglicher Berufstätigkeit der Absolventen nennt die MedUni die Grundlagenforschung ebenso wie die klinische, translationale und biomedizinische Forschung „sowohl im akademischen und öffentlichen Bereich als auch im Unternehmen“.

 

Bewerbungen sind möglich unter www.meduniwien.ac.at/master-mpm.

 

 

 

April 16th

Großes Lob den großen Daten

Der Einsatz der Datenökonomie im Gesundheitswesen ist gesellschaftlich hilfreich und wirtschaftlich unausweichlich, hieß es bei einer Podiumsdiskussion auf Einladung der Pharmig.

 

„Ich frage mich manchmal, ob ich in einem Kafka-Roman oder einem Cervantes-Stück gefangen bin.“ So charakterisierte der Komplexitätsforscher Stefan Thurner bei einer Podiumsdiskussion auf Einladung des Pharmaindustrieverbands Pharmig den Umgang mit Gesundheitsdaten in Österreich. Thurner ist unter anderem Mitglied des österreichischen COVID-19-Prognosekonsortiums. Ihm zufolge ist die Qualität der Gesundheitsdaten nicht selten extrem schlecht. Ferner würden sie ihm und seinen Kollegen von den zuständigen Stellen oft nur zeitverzögert zur Verfügung gestellt, und der Datenfluss sei auch nicht immer durchgängig. Insbesondere bestehen laut Thurner fünf Probleme: Erstens werden wesentliche Gesundheitsdaten von verschiedenen Institutionen erhoben. Zweitens hat keine Stelle sämtliche notwendigen Daten, aber drittens auch keinerlei Anreize, diese mit den anderen Einrichtungen zu teilen. Viertens scheiterten bis dato sämtliche Versuche, alle Gesundheitsdaten zentral zu poolen. Fünftens schließlich würden immer wieder ungerechtfertigte datenschutzrechtliche Bedenken ins Treffen geführt, um die Daten nicht herausgeben zu müssen. Ihm zufolge sollte der Bund „eine unabhängige nationale Medizindatenstelle gründen, die an das Parlament oder an den Rechnungshof berichtet“. Dieser Stelle hätten sämtliche Datenproduzenten ihre Daten zu melden. Und „unter einem breiten Governance-Board“ würden den Sozialversicherungen, der Politik, der Planung und den Forschern jene Daten zur Verfügung gestellt, die sie für ihre Aufgaben brauchen. In das Governance-Board wären Thurner zufolge die Bundesländer ebenso einzubinden wie die verantwortlichen Ministerien, die Sozialpartner, die Patientenanwälte und die Industrie.

 

Milliardeneinsparungen möglich

 

An der Dringlichkeit der Sache ist laut Thurner nicht zu zweifeln: „Wir brauchen viele Daten, um das Gesundheitssystem zukunftsweisend umbauen und weiterentwickeln zu können.“ Etliche Aufgaben ließen sich mit der Analyse großer Datensätze besser und leichter bewältigen, von der Abrechnung von Leistungen über die Ausarbreitung von Daten für Gesundheitsplanung, Prävention und Qualitätssicherung über die epidemiologische Kontrolle, die Impfplanung und das Kapazitäts- sowie das Resilienzmonitoring bis zur Vermeidung von Overmedication. Gerade das ist laut Thurner „ein Riesenthema. Da stecken Milliarden an Einsparungsptenzial drin“.

Und Thurner fügte hinzu: Vor etwa 15 Jahren habe er versucht, medizinische Trajektoren einzelner Patienten zu verfolgen und damit die mutmaßliche Gesundheitsentwicklung von Personen vorherzusagen. Nur ein einziges Mal sei es gelungen, zwei Datensätze aus dem niedergelassenen und aus dem intramuralen Bereich zusammenzubringen: „Damit konnten wir einige phantastische Dinge zeigen.“ Unter anderem erwies es sich als möglich, herauszufinden, an welchen Krankheiten Patienten gleichzeitig laborierten, aber auch, welche Nebenwirkungen Kombinationen von Medikamenten auslösen: „Das müssen ja nicht nur negative Wirkungen sein.“

 

Föderalismus bremst

 

Laut Irene Fialka, der Leiterin von Inits, dem Gründerservice der Universität Wien, der Technischen Universität Wien und der Wirtschaftsagentur Wien, haben Start-ups im Bereich der Datenökonomie insbesondere mit der „Unzugänglichkeit der Daten“ zu kämpfen: „Viele Daten sind unglaublich schwer zu bekommen, nicht nur im Gesundheitsbereich.“ Das aber erschwere, die Artificial-Intelligence-Tools der Start-ups zu trainieren. Ein Problem ist laut Fialka der österreichische Föderalismus: „Wir haben neun Anmeldesysteme für die Impfung gegen SARS-CoV-2. In ganz Indien gibt es ein einziges System.“ Völlig unverständlich ist laut Fialka allerdings nicht, dass die Länder auf der Hoheit über „ihre“ Daten bestehen: „Wir werden durch das Land mitfinanziert. Daher will das Land natürlich, dass die Start-ups hier bleiben und hier Wertschöpfung generieren.“ Und klar ist laut Fialka: Geschäfte mit Daten, auch gesundheitsbezogenen, werden ohnehin gemacht: „Wollen wir das anderen überlassen? Es ist doch besser, Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Österreich zu halten.“

 

 

 

April 14th

Britische Chemieindustrie mit Inflationsängsten

Etwa 95 Prozent der Unternehmen klagen über diesbezügliche Befürchtungen. Ins Jahr 2021 ist die Branche aber gut gestartet, berichtet die Chemical Industries Association.

 

Rund 50 Prozent der britischen Chemieunternehmen fürchten eine verstärkte Inflation im Gefolge der COVID-19-Pandemie, weitere 45 Prozent machen sich diesbezüglich zumindest leichte Sorgen. Das berichtet der Branchenverband, die Chemical Industries Association (CIA). In einer Aussendung verwies deren Generaldirektor Steve Elliott auf Berechnungen, denen zufolge die Zinsen für britische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren von 0,3 auf 0,8 Prozent gestiegen sind. Das höre sich nicht dramatisch an. Doch müsse Großbritannien heuer und nächstes Jahr Kredite über insgesamt rund 234 Milliarden Pfund Sterling (270 Milliarden Euro) aufnehmen. Daraus ergäben sich milliardenschwere Belastungen für den Zinsendienst. Und die Chemieindustrie befürchte, dass diese nicht zuletzt mit der höheren Besteuerung von Unternehmen bedient werden sollen, warnte Elliott.

 

Das aber wäre ihm zufolge das Letzte, das die Branche brauchen könne. Um nach der Pandemie wieder zu „vollem Wachstum“ zurückzukehren, brauche die Chemieindustrie vielmehr ein britisches Gegenstück zum EU-Chemikalienmanagementsystem REACH, das die Unternehmen besser unterstütze. Ferner benötigt wird laut Elliott eine Klima- und Energiepolitik, die es seiner Klientel ermöglicht, in höchstem Ausmaß zur Senkung der CO2-Emissionen in Großbritannien beizutragen. Dazu gehörten auch Förderungen für den Einsatz einschlägiger Produkte unter anderem in der Auto- und der Ludftfahrt- sowie der Lebensmittelindustrie.

 

Elliott ergänzte, grundsätzlich sei die britische Chemiebranche nicht schlecht ins Jahr 2021 gestartet. Im Vergleich zum 4. Quartal 2020 verzeichneten 80 Prozent der Unternehmen im 1. Quartal 2021 gleichbleibende oder sogar höhere Umsätze. In Großbritannien selbst seien die Umsätze weitgehend stabil geblieben. Zeitweilige Ausfälle bei Exporten in die EU infolge des Brexit hätten durch Ausfuhren in andere Wirtschaftsräume weitgehend kompensiert werden können. Ferner meldeten 40 Prozent der Unternehmen Zuwächse beim Auftragseingang, 34 Prozent konnten ihre Produktion steigern, 32 Prozent die Auslastung ihrer Anlagen erhöhen. Für das 2. Quartal rechneten 90 Prozent der Unternehmen mit gleichbleibenden oder sogar weiter steigenden Umsätzen. Zwei Drittel erwarteten höhere Auftragseingänge sowie Produktionszuwächse.

 

Dies alles bedeutet laut Elliott einen „beeindruckenden Beitrag unserer Branche zur britischen Wirtschaft. Dass wir während der Pandemie gewachsen sind, zeugt von der harten Arbeit unserer Beschäftigten“. Nun liege es an der Politik, Strategien für den weiteren Aufschwung der Wirtschaft zu entwickeln und umzusetzen.

 

 

 

April 13th

Pharmig: Dank an Anschober, Gratulation an Mückstein

Der Pharmaindustrieverband sieht einen reibungslosen Wechsel an der Spitze des Gesundheits- und Sozialministeriums gewährleistet.

 

Der designierte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein sei ein „ausgewiesener Kenner des Systems“, der „mit seiner Erfahrung die gute Arbeit seines Vorgängers fortsetzen“ könne. So kommentierte der Generalsekretär des Pharmaindustrieverbands Pharmig, Alexander Herzog, den Personalwechsel an der Spitze des Gesundheits- und Sozialministeriums. Herzog zufolge ist es notwendig, die Impfstrategie weiter zu verfolgen und die eintreffenden Impfstoffe „ohne Verzögerungen“ den Impfwilligen zu verabreichen. Die Pharmaindustrie tue „alles in ihrer Macht Stehende, um eine kontinuierliche Belieferung sicherzustellen“, versicherte Herzog. Dem nach eigenen Angaben aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Anschober zollte der Pharmig-Generalsekretär Dank und Anerkennung. Anschober habe „großartige Arbeit geleistet“ und „in einer ganz zentralen Position durchwegs mit Sachverstand, Weitblick und großer Verantwortung gehandelt“.

 

Ählich äußerten sich Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres sowie seine Stellvertreter Johannes Steinhart und Harald Mayer: „Nach einem so herausfordernden Jahr die Größe zu zeigen und seine Grenzen einzugestehen, verdient ausschließlich Anerkennung.“ Szekeres dankte dem abgetretenen Minister für seine Bemühungen um die Bewältigung der COVID-19-Pandemie.

 

Auch die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, Ulrike Mursch-Edlmayr, dankte Anschober „für die wertschätzende und sachorientierte Kooperation in den vergangenen 15 Monaten. Es war mir eine große Ehre, mit Rudi Anschober zusammenzuarbeiten, sowohl auf fachlicher als auch auf persönlicher Ebene. Seine menschliche Größe sowie das ständige Bemühen um Austausch und Konsens suchen ihresgleichen“. Mursch-Edlmayr gratulierte dem neuen Ressortchef Mückstein und verwies in einem auf die Notwendigkeit einer „weiterhin engen Kooperation zwischen Apothekerkammer und Gesundheitsministerium“.

 

Dank an Anschober kam ferner von den Vertretern sämtlicher im Parlament vertetenen Parteien, die überdies seinen Nachfolger ihrer Bereitschaft zur Zusammenarbeit versicherten.

 

 

April 12th

Sanofi: Neue Impfstofffabrik in Singapur

Der französische Pharmakonzern investiert bis 2026 rund 400 Millionen Euro in die Anlage. Im Gegensatz zu anderen Fabriken soll sie mehrere Impfstoffe gleichzeitig erzeugen können.

 

Der französische Pharmakonzern Sanofi investiert 400 Millionen Euro in eine neue Impfstofffabrik in Singapur. Ihr Bau soll im dritten Quartal 2021 beginnen, die Fertigstellung ist für das erste Quartal 2026 geplant, teilte Sanofi mit. In Zusammenarbeit mit dem Singapore Economic Development Board (EDB) will der Konzern damit den asiatischen Markt besser versorgen. Ihm zufolge entstehen bis zu 200 Arbeitsplätze in der Region. Überdies werde die Funktion Singapurs als „regionales Innovationszentrum für die Gesundheitsindustrie“ gestärkt.

 

Errichtet wird laut Sanofi ein Zentralgebäude mit mehreren vollständig digitalisierten Modulen. Dies erlaube, drei bis vier Vakzine gleichzeitig zu erzeugen. In bisherigen Fabriken könne dem gegenüber jeweils nur ein Imfpstoff produziert werden. Außerdem sei es möglich, in der neuen Anlage unterschiedliche Technologieplattformen unterzubringen, die sich auf verschiedenartige Zelltypen stützen. Je nach Bedarf lasse sich der Schwerpunkt der Fabrik damit vergleichsweise rasch auf die Produktion eines bestimmten Impfstoffes verlagern.

 

Der zuständige Vorstandsdirektor von Sanofi, Thomas Triomphe, verlautete, sein Unternehmen sehe sich in der Verantwortung, dem „beispiellos wachsenden Bedarf an Impfstoffen zu decken“. Durch die Investition in Singapur und die damit verbundene Ausweitung der einschlägigen Produktionskapazitäten werde dies ermöglicht. Überdies könne Sanofi schneller auf künftige Pandemien reagieren.

 

 

 

April 9th

FCIO: Hubert Culik bleibt an der Spitze 

Der seit 2015 amtierende Obmann des Fachverbandes der Chemischen Industrie Österreichs wurde einstimmig wiedergewählt. Zum Führungsteam gehören ferner Helmut Schwarzl von Geberit und Ulrich Wieltsch von Patheon.

 

Hubert Culik bleibt bis 2025 Obmann des Fachverbandes der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO). Er hat diese Funktion bereits seit 2015 inne und wurde bei der konstituierenden Sitzung des Fachverbandsausschusses einstimmig wiedergewählt. Wiedergewählt wurde auch sein ebenfalls seit 2015 amtierender Stellvertreter Helmut Schwarzl, der Geschäftsführer von Geberit in Österreich. Als dritte Person im Führungsteam des FCIO agiert Ulrich Wieltsch, der Technik-Chef der zu Thermo Fisher Scientific gehörenden Patheon GmbH. Mit einem Jahresumsatz von etwa 15 Milliarden Euro sowie 47.000 Beschäftigen ist die Chemiebranche der drittgrößte Industriezweig Österreichs.

 

Culik zeigte sich erfreut „über das Vertrauen, das mir der Ausschuss und die Mitglieder entgegengebracht haben. Gemeinsam mit meinen Stellvertretern und dem Team des FCIO werde ich mich für die Interessen der rund 250 Mitgliedsbetriebe des Fachverbands tatkräftig einsetzen“. Dies bedeute insbesondere, die „Lösungskompetenz der chemischen Industrie für zahlreiche aktuelle Herausforderungen“ noch stärker zu kommunizieren. So trage die Branche erheblich zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie bei, etwa mit Gummihandschuhen, Desinfektionsmitteln, Vliesen für Masken sowie hygienischen Verpackungen – ganz abgesehen von den „heißersehnten“ Impfstoffen sowie anderen in Entwicklung befindlichen Arzneimitteln.

 

Auch für die Eindämmung der Klimakrise seien die Produkte und Dienstleistungen der Chemieindustrie unverzichtbar, ergänzte Culik: „Dafür werden wir ihr den Rücken stärken und dafür sorgen, dass ihre Lösungskompetenz nicht durch übermäßige Regulierungen gebremst wird. Das im Green Deal verankerte Reduktionsziel für Emissionen, aber auch die Chemikalienstrategie, Arzneimittelstrategie und die Anforderungen an die Kreislaufwirtschaft stellen unsere Branche in den nächsten Jahren vor große Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt.“ Notwendig sind ihm zufolge „ein standortfreundliches Konjunkturpaket mit zukunftsträchtigen Schwerpunkten für einen nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung nach der Pandemie, wettbewerbsfähige Bedingungen für die stark exportorientierte Branche, die Unterstützung der Forschung und Investitionen und die Förderung naturwissenschaftlicher Bildung, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“.

 

Culik begann seine Berufslaufbahn 1965 als Chemie- und Lacklaborant bei der Rembrandtin Lack in Wien, bei der er 40 Jahre später die Geschäftsführung übernahm. Er ist Executive Officer bei Kansai Helios Coating und Geschäftsführer der Rembrandtin Coatings sowie unter anderem Präsident des Österreichischen Forschungsinstituts für Chemie und Technik. Wiedergewählt wurde Culik auch als Obmann der Berufsgruppe Lack- und Anstrichmittelindustrie im FCIO. Seine Stellvertreter sind Andrea Berghofer von der Adler-Werk Lackfabrik, Ernst Gruber von Axalta Coating Systems und Paul Lassacher von Synthesa Chemie.

 

 

April 8th

Pestizidbelastung von Lebensmitteln in der EU bleibt niedrig

Die Lebensmittelsicherheitsagentur EFSA sieht keinen Grund für Aufregung. Sie empfiehlt jedoch, das Monitoring fortzusetzen und weiter zu verbessern.

 

Die Pestizidbelastung der Lebensmittel in der Europäischen Union ist nach wie vor niedrig. Das zeigt der aktuelle diesbezügliche Bericht der Lebensmittelsicherheitsagentur EFSA. Wie es darin heißt, wurden 2019 insgesamt 91.302 Proben untersucht. Rund 96,1 Prozent davon wiesen Rückstände innerhalb der gesetzlich erlaubten Werte auf. Im Rahmen des dreijährigen EU-koordinierten Kontrollprogramms (EUCP) analysierte die EFSA 12.579 Proben. In etwa 98 Prozent davon fanden sich Rückstände im erlaubten Ausmaß. Untersucht wurden Zufallsstichproben von zwölf Lebensmitteln, nämlich Äpfeln, Erdbeeren, Gerste, Hafer, Kopfkohl, Kopfsalat, Kuhmilch, Pfirsichen, Schweinefett, Spinat, Tomaten sowie Rotwein und Weißwein. Rund 53 Prozent der Proben (6.674 Stück) enthielten keinerlei Pestizide. In weiteren 45 Prozent (5.664 Proben) wurden Rückstände von einem oder zwei Pestiziden im erlaubten Ausmaß entdeckt. Nur bei den übrigen zwei Prozent bzw. 241 Proben wurden die zulässigen Werte überschritten, bei der Hälfte davon leitete die EFSA rechtliche Maßnahmen ein.

 

Im Vergleich mit 2016 sank die Rate der Überschreitungen bei Äpfeln von 2,7 auf 2,1 Prozent, bei Kopfsalat von 2,4 auf 1,8 Prozent, bei Pfirsichen von 1,9 auf 1,5 Prozent und bei Tomaten von 2,6 auf 1,7 Prozent. Im Gegenzug konstatierte die EFSA steigende Überschreitungsraten bei Erdbeeren, konkret von 1,8 auf 3,3 Prozent, bei Kopfkohl von 1,1 auf 1,9 Prozent, bei Schweinefett von 0,1 auf 0,3 Prozent und bei Weintrauben von 0,4 auf 0,9 Prozent. In den Kuhmilch-Proben wurden keinerlei Überschreitungen der Grenzwerte verzeichnet. Spinat hatte die EFSA zuletzt 2014 untersucht, Weizen 2013. Daher ließen sich keine Vergleichswerte mit 2016 ermitteln. Dies galt auch hinsichtlich Gerste, die erstmals im Warenkorb aufschien.

 

„Diese Risikobewertung ergab, dass die im Jahr 2019 analysierten Lebensmittel wahrscheinlich kein Problem für die Gesundheit der Verbraucher darstellen“, resümiert die EFSA. Allerdings entdeckte die Behörde in den Lebensmitteln eine Reihe von Substanzen, die in der Europäischen Union nicht bzw. nicht mehr zugelassen sind. Da dies auf eine missbräuchliche Verwendung der Mittel hindeutet, hält die EFSA weitere Nachforschungen für erforderlich. Ferner empfiehlt sie Importkontrollen, konkret bei Erdbeeren, Kohl, Kopfsalat, Spinat und Tomaten. In Schweinefett stellte die Behörde Rückstände von Persistent Organic Pollutants (POPs) fest. Sie spricht sich daher dafür aus, deren Auftreten weiterhin im Blick zu behalten. Überdies appelliert sie an die Mitgliedsstaaten, ihr ihre Daten frühzeitiger zu übermitteln.

 

 

April 7th

EU: 123 Millionen Euro für Corona-Forschung

Die Kommission stellt Mittel aus dem neuen Forschungs- und Innovationsprogramm der EU, Horizont Europa, bereit. Nach Angaben der Pharmabranche tut sich auch abseits von SARS-CoV-2-bezogener Forschung viel.

 

Zur Erforschung der Coronavirus-Varianten stellt die EU-Kommission 123 Millionen Euro bereit. Sie stammen aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont Europa, meldete die Kommission. Anträge zur Förderung einschlägiger Forschungsvorhaben sind vom 13. April bis zum 6. Mai 2021 einzureichen. Unterstützt werden die Weiterentwicklung von Arzneimittel- und Impfstoffkandidaten, deren präklinische Entwicklung abgeschlossen ist sowie Forschungsinfrastrukturen. Damit möchte dide EU-Kommission nicht zuletzt den Datenaustausch zwischen einschlägigen Institutionen beschleunigen und dazu beitragen, „zügig Unterstützung und Fachwissen für die Forschung bereitzustellen“. Subventionen gibt es ferner für die Bildung neuer Kohorten sowie für Nutzung bestehender Kohorten, die auch über Europa hinausgehen.

 

Konsortien, die sich bewerben, sind laut EU-Kommission angehalten, „mit anderen einschlägigen Initiativen und Projekten auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene zusammenzuarbeiten, um bestmögliche Synergien und Komplementarität zu erreichen und Doppelarbeit zu vermeiden“.

 

Laut Innovations- und Forschungskommissarin Mariya Gabriel mobilisiert die EU-Kommission „weiterhin alle uns zur Verfügung stehenden Mittel, um diese Pandemie zu bekämpfen und die Herausforderungen durch Coronavirus-Varianten zu bewältigen. Wir müssen unsere Kräfte bündeln, um für die Zukunft gerüstet zu sein, von der Früherkennung der Varianten bis zur Durchführung und Koordinierung klinischer Studien für neue Impfstoffe und Behandlungsmethoden. Dabei muss in jeder Phase eine ordnungsgemäße Erhebung und Weitergabe der Daten gewährleistet sein“.

 

Dem österreichischen Pharmaindustrieverband Pharmig zufolge wurden 2020 weltweit etwa 5.000 klinische Prüfungen zur Erforschung und Entwicklung neuer Therapien und Impfstoffe gestartet, um rund fünf Prozent mehr als noch 2015. „40 Prozent aller in der Pipeline befindlichen Produkte zielen auf die Behandlung seltener Erkrankungen ab. Gleichzeitig gewinnen Zell- und Gentherapien weiter an Bedeutung“, hieß es in einer Aussendung. Laut Generalsekretär Alexander Herzog ließ die Europäische Arzneimittelagentur EMA im vergangenen Jahr 55 neue Wirkstoffe zu, verglichen mit 30 im Jahr 2019. „Die beachtliche Zahl klinischer Prüfungen zeigt, dass die pharmazeutische auch abseits von COVID-19 an neuen Therapien gegen viele andere Erkrankungen forscht. Bei manchen von ihnen warten Betroffene schon deutlich länger auf eine Behandlungsoption als es bei COVID-19 der Fall war“, konstatierte Herzog. Einmal mehr betonte Herzog, dass von innovativen Arzneimitteln nicht nur die Patienten profitieren, sondern auch die „ohnedies haltlos überlasteten globalen Gesundheitssysteme“.

 

 

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