Archive

May 14th, 2020

VCI fordert „echte Nachhaltigkeitsstrategien“

Mit einem Fünf-Punkte-Programm will der deutsche Chemie- und Pharmaverband den „Neustart nach Corona“ ermöglichen. „Investive Ausgaben“ der öffentlichen Hand spielen dabei eine nicht ganz unwesentliche Rolle.

 

Sein Programm für den „Neustart nach Corona“ präsentiert der deutsche Chemie- und Pharmaindustrieverband VCI in seinem aktuellen Politikbrief. Und VCI-Präsident Christian Kullmann stellt in seinem Vorwort klar: Die viel beschworene „neue Normalität“ soll sich nicht allzu sehr von der bisherigen unterscheiden. Im Wesentlichen erheben Kullmann und der VCI in dem Papier eine Reihe seit langem bekannter Forderungen. Der Präsident selbst etwa betont in seinem Vorwort einmal mehr: „Zusätzliche Gängelung darf es nicht geben. In dieser schweren Krise dürfen uns nicht noch mehr Lasten aufgebürdet oder neue unrealistische Ziele verkündet werden.“ Das ist nicht zuletzt ein Wink in Richtung der EU-Kommission, die bekanntlich an einer Überarbeitung ihrer Klima- und Energieziele für 2030 arbeitet und ihren „Green Deal“ entsprechend adaptieren möchte. Dass er unter anderem auf die Entschärfung der diesbezüglichen Überlegungen abzielt, macht Kullmann klar, wenn er schreibt: „Am Klimaschutz ausgerichtete Post-Corona-Konjunktur- und Investitionsprogramme, die längerfristig ausgelegt sind, wären auch für die chemische Industrie hilfreich. Diese müssen nun intelligent mit den Maßnahmen für eine kurzfristig wirtschaftliche Erholung verknüpft werden. Was wir brauchen, sind echte Nachhaltigkeitsstrategien – und keine Projekte, die sich rein an der ökologischen Komponente orientieren.“

Nachfolgend formuliert der VCI fünf Empfehlungen, mit denen seiner Ansicht nach der „Neustart nach Corona gelingt und Deutschland und Europa sogar gestärkt aus dieser Krise hervorgehen können“.

 

Erstens fordert der Verband, den „Normalbetrieb wieder(zu)herstellen“ und den Lock-down „zügig, aber mit Augenmaß“ zu beenden. Das bedeutet unter anderem die „Verlängerung von amtlichen Fristen sowie Flexibilität und Pragmatismus bei der Umsetzung von Regeln aus Deutschland und der EU. Schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren sind das Gebot der Stunde“.

Zweitens ist der freie Güterverkehr zu fördern, wobei vor allem „der Abbau von Handelsbarrieren und die Vereinfachung von Zollverfahren“ auf der Wunschliste des VCI stehen. Und weil die Industrie zumindest bis auf Weiteres ohne menschliche Arbeitskräfte nicht auskommt, ist auch der „barrierefreie Grenzübertritt für Pendler rasch und vollkommen“ wieder herzustellen.

Drittens gilt es, die Liquidität der Unternehmen zu stärken, nicht zuletzt mit „Fälligkeitsverschiebungen bei Lohnsteuer, Steuernachzahlungen und Sozialversicherungsbeiträgen sowie bei der Rückzahlung von Überbrückungskrediten“. Auch die Stundung bzw. „gar ein Teilerlass“ von Krediten wäre laut VCI ratsam. Notwendig ist dem Verband zufolge selbstverständlich auch ein „wettbewerbsfähiges Steuersystem für Unternehmen“. Und der VCI warnt, vielleicht nicht ganz ohne Pathos: „Steuererhöhungen und Vermögensteuern wirken wie pures Gift und sind unbedingt zu verhindern.“

 

„Wachstumskräfte entfesseln“

 

Der Wunschzettel wäre freilich unvollständig, forderte der VCI nicht viertens, die „Wachstumskräfte (zu) entfesseln“. Und dazu soll die öffentliche Hand einigermaßen tief in die Tasche greifen: Um nicht weniger als 50 Milliarden Euro pro Jahr sollen, nein, „müssen“ die „investiven Ausgaben der öffentlichen Hand für ein Jahrzehnt ausgeweitet werden“, was summa summarum immerhin 500 Milliarden Euro an (indirekter) Wirtschaftsförderung ergeben würde. Hinzu kommen nicht näher definierte „Anreize für private Investitionen“ sowie zusätzlich „steuerliche Investitionsanreize und der Ausbau von innovationsfördernden Programmen wie die steuerliche Forschungsförderung“ und, wie könnte es anders sei, das Heischen um den „Abbau von Bürokratie und Belastungen aus deutschen und EU-Regulationen“.

Fünftens sind ferner die „Potenziale des Binnenmarktes“ zu heben, vor allem seine Fähigkeiten „als großer Absatz- und Investitionsmarkt“. Und weil infolge der COVID-19-Pandemie „einigen EU-Ländern der Staatsbankrott droht“, muss der Europäische Stabilitätsmechanismus „weiterentwickelt“ werden. Mit anderen Worten: Das immer wieder beschworene Disziplinierungsinstrument für die öffentlichen Haushalte sollte nicht ganz so streng angewandt werden, wenn es darum geht, die EU aus der Krise „herauszuinvestieren“, wie gelegentlich von Wirtschaftsvertretern verlautet.

 

Letzten Endes aber gilt jene Devise, die immer gilt, in guten wie in schlechten Zeiten: „Unternehmertum und Anreize statt Dirigismus und Verbote“. Damit kommt die Wirtschaft Deutschlands und der EU nach Ansicht des VCI aus der Corona-Krise - ein wenig vielleicht auch auf Staatskosten.

 

 

WHO: „Auf höchster Alarmstufe bleiben“

Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus rät zu einer „phasenweisen“ Lockerung der COVID-19-Eindämmungsmaßnahmen. Laut Exekutivdirektor Michael Ryan könnte SARS-CoV-2 zu einem „endemischen Virus“ werden.

 

Zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie sollte jeder Staat weiterhin „auf der höchsten Alarmstufe bleiben“. Das empfahl der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, bei einer Pressekonferenz in Genf. Die Lockerung von Eindämmungsmaßnahmen dürfe nur phasenweise erfolgen und müsse die Situation im jeweiligen Land berücksichtigen.

 

Der für Epidemien und Pandemien zuständige WHO-Exekutivdirektor Michael Ryan ergänzte, wenn das Virus in einem Land nach wie vor existiere und infolge von Lockerungsmaßnahmen mehr Menschen enger zusammenkämen, „dann muss man kein Astrophysiker sein, um vorherzusagen, dass sich die Krankheit leichter von einer Person zur nächsten verbreiten wird“. Falls jedoch ein Land nicht über die Mittel verfüge, eine neue Ausbreitungswelle rechtzeitig zu erkennen, bleibe keine andere Möglichkeit als ein neuerlicher Lock-down: „Und was wir alle fürchten, ist ein Teufelskreis aus einer Gesundheitskrise gefolgt von einer Wirtschaftskrise gefolgt von einer Gesundheitskrise und so weiter.“ Nötig seien deshalb öffentliche Überwachungs- und Testungssysteme, um die erneute Ausbreitung der Seuche erkennen und entsprechend gegensteuern zu können.

 

Ryan zufolge könnte der COVID-19-Erreger SARS-CoV-2 ähnlich wie das AIDS-Virus zu einem weiteren „endemischen Virus“ werden, das in der Gesellschaft vorkommt „und nie mehr verschwindet“. Mit AIDS habe die Gesellschaft umzugehen gelernt. Freilich lasse sich diese Krankheit nicht mit COVID-19 vergleichen: „Aber wir müssen realistisch sein. Ich glaube nicht, dass irgendjemand vorhersagen kann, wann und ob COVID-19 verschwindet.“

 

Sollte ein Impfstoff entdeckt werden, müsse dieser höchst wirksam und insbesondere auch für jede Person verfügbar sein, die ihn benötige. „Wir haben Impfstoffe gegen Krankheiten wie die Masern, die wir aber nicht allen Patienten zur Verfügung stellen“, kritisierte Ryan. Damit ein Impfstoff Nutzen bringe, sei es erforderlich, ihn in ausreichenden Mengen zu erzeugen und zu verteilen: „Und die Patienten müssen ihn auch anwenden wollen.“

 

Laut Ryan herrscht in der WHO die Überzeugung, dass es möglich ist, COVID-19 in den Griff zu bekommen: „Aber dafür brauchen wir politische, finanzielle, operationelle, technische und gesellschaftliche Unterstützung.“

 

May 13th

„Menschen sind keine Herden“

WHO-Exekutivdirektor Michael Ryan kritisiert den Ansatz, das Herdenimmunitäts-Konzept aus dem Impfstoffbereich auf die Bewältigung der COVID-19-Pandemie umzulegen.

 

Heftige Kritik an der Anwendung des Herdenimmunitäts-Konzepts auf die Bewältigung der COVID-19-Pandemie übte der Exekutivdirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Michael Ryan, bei einer Pressekonferenz in Genf. Ryan betonte, bei der Berechnung der Durchimpfungsraten für die Immunisierung der Bevölkerung habe das Konzept durchaus Sinn. Gezielt eine Art „natürliche Immunisierung“ von Bevölkerungen anzustreben, empfehle sich indessen nicht: „Das wäre eine brutale Arithmetik, die die Menschen und ihr Leiden nicht in den Mittelpunkt stellt. Menschen sind keine Herden.“ Die Idee, Staaten könnten mit „laxen Maßnahmen“ gleichsam durch Zauberhand eine Art Herdenimmunität erreichen, sei „eine sehr gefährliche Rechnung. Ich glaube nicht, dass die Mehrzahl der Staaten diese anstellen möchte“.

 

COVID-19 sei „eine schwere Krankheit und der Staatsfeind Nr. 1. Das haben wir wieder und wieder und wieder und wieder gesagt“. Die Staaten dürften nicht den anfänglichen Fehler wiederholen, COVID-19 zu unterschätzen. Verantwortliche Staaten hätten die Pflicht, auf alle ihre Bürger zu achten und alles Nötige zu tun, um deren Gesundheit zu schützen: „Wir müssen die richtigen Prioritäten setzen, wenn wir in die nächste Phase des Kampfs gegen COVID-19 eintreten.“ Als positive Beispiele für den Umgang mit der Pandemie nannte Ryan Südkorea und Deutschland. Diese Länder führten umfassende Testungen durch und bemühten sich, Cluster für potenzielle neue Ausbrüche der Krankheit zu identifizieren und unter Kontrolle zu halten. Zusammenballungen großer Mengen von Menschen seien „vermutlich das größte Risiko“. Genau mit solchen Zusammenballungen müsse aber in Folge der Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen gerechnet werden: „Das Virus ist immer noch da.“

 

Keinen Sinn habe der Ansatz, „die Augen zu verschließen und zu hoffen, damit durchzukommen. Es macht mich besorgt, dass manche Staaten das versuchen“.

 

 

May 7th

Evonik: Quartalsergebnis fällt um 46 Prozent

Seitens des deutschen Spezialchemiekonzerns ist von einem „soliden Start“ ins Jahr 2020 die Rede. Die Prognose für Umsatz und bereinigtes EBITDA wurde allerdings angepasst.

 

„Solide ins neue Jahr gestartet“ sei der deutsche Spezialchemiekonzern Evonik, behauptete das Management in einer Aussendung zur Bilanz des ersten Quartals 2020. Die am 7. Mai veröffentlichten Bilanzzahlen vermitteln indessen ein etwas differenzierteres Bild. So verringerte sich das Konzernergebnis im Vergleich zum ersten Quartal 2019 um 45,6 Prozent auf nur mehr 130 Millionen Euro. Der Umsatz sank um 1,3 Prozent auf 3,24 Milliarden Euro, das EBIT um 16,5 Prozent auf 247 Millionen Euro. Das bereinigte EBITDA schließlich fiel um 4,8 Prozent auf 513 Millionen Euro. Als Gründe nannte das Management die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. Sie brachten geringere Absatzmengen und Preise mit sich. Der Verfall des Ölpreises hinterließ ebenfalls seine Spuren in der Bilanz, unter anderem in Form von Vorratsabwertungen in nicht genannter Höhe.

 

Seitens des Managements wurden die Auswirkungen der Pandemie auf die Quartalsbilanz als „moderat“ bezeichnet. Allerdings stehen offenbar noch manche Belastungen ins Haus. Deshalb prognostiziert Evonik für das Gesamtjahr 2020 nun einen Umsatz zwischen 11,5 und 13,0 Milliarden, wohingegen bisher von einem „stabilen Umsatz“ von 13,1 Milliarden Euro die Rede gewesen war. Das voraussichtliche bereinigte EBITDA wird nunmehr mit 1,7 bis 2,1 Milliarden Euro beziffert, zuvor war es mit 2,0 bis 2,3 Milliarden angegeben worden.

 

Vorstandschef Christian Kullmann betonte, Evonik stehe „auch in schwierigen Zeiten für Stabilität. Wir setzen alles daran, unsere Kunden zuverlässig zu beliefern“. Finanzchefin Ute Wolf zufolge verfügt der Konzern über „eine starke Bilanz und ein ordentliches Liquiditätspolster“.

 

 

Agrana: Jahresergebnis wächst um 70 Prozent

Vor allem profitierte der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern im Geschäftsjahr 2019/20 von gestiegenen Ethanolpreisen. Im Segment Zucker war zumindest eine „leichte Erholung“ festzustellen.

 

Der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern Agrana verzeichnete im Geschäftsjahr 2019/20 ein Jahresergebnis von 51,3 Millionen Euro. Gegenüber dem Geschäftsjahr 2018/19 ist dies ein Zuwachs um 68,8 Prozent. Ihren Umsatz erhöhte die Agrana um 1,5 Prozent auf 2,48 Milliarden Euro. Ihr EBITDA steigerte sie um 24,0 Prozent auf 183,1 Millionen Euro, ihr operatives Ergebnis (EBIT) um 30,8 Prozent auf 87,1 Millionen Euro.

 

Positiv entwickelte sich vor allem das Segment Stärke. Hier verzeichnete die Agrana eine Umsatzsteigerung um 5,8 Prozent auf 807,0 Millionen Euro. Das EBIT wuchs um 46,9 Prozent auf 75,2 Millionen Euro. Als Grund nennt das Unternehmen vor allem den „deutlich gestiegenen Marktpreis für Ethanol“.

Im Segment Frucht erhöhte sich der Umsatz um 0,5 Prozent geringfügig auf 1,18 Milliarden Euro. Allerdings sank das EBIT um 27,7 Prozent auf 55,9 Millionen Euro. Die Agrana begründet dies mit „Einmaleffekten unter anderem im Rohstoffbereich“, höheren Kosten sowie gesunkenen Absätzen im Bereich Fruchtzubereitungen.

Das Segment Zucker schließlich verzeichnete einen um 2,6 Prozent gefallenen Umsatz von 488,3 Millionen Euro. Das EBIT wuchs um 28,9 Prozent. Mit -44,0 Millionen Euro war es aber weiterhin negativ. Begründet wird die Entwicklung mit den höheren Verkaufspreisen für Zucker.

 

Vorstandschef Johann Marihart verlautete, die „erwartete deutliche Ergebnisverbesserung“ sei eingetreten, nicht zuletzt auch durch die „leichte Erholung im Segment Zucker“. Trotz der COVID-19-Pandemie verzeichne der Konzern weiterhin eine „hohe Nachfrage“ nach seinen Erzeugnissen: „Unser diversifiziertes Geschäftsmodell mit den drei Segmenten Frucht, Stärke und Zucker ist gerade in diesen schwierigen Zeiten ein stabilisierender Faktor und wird uns helfen, die Krise zu meistern.“ Ingesamt betrachtet, habe „die Stärke die Kastanien aus dem Feuer geholt“. Gerade in diesem Segment zeichnen sich allerdings Risiken für das laufende Geschäftsjahr ab. Laut Vertriebsvorstand Fritz Gattermayer ist für Sommer mit einem Abflachen der Nachfrage aus der Papierindustrie zu rechnen. Finanzvorstand Stephan Büttner zufolge könnte sich auch das Ethanolgeschäft weniger gut entwickeln als zuletzt.

 

Hinsichtlich des voraussichtlichen Ergebnisses des laufenden Geschäftsjahres 2020/21 gab sich das Agrana-Management zurückhaltend. Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie seien noch nicht absehbar. „Aufgrund ihrer Dynamik hätten quantitative Annahmen darüber überwiegend spekulativen Charakter. Aber wir wollen nicht spekulieren“, betonte Marihart. Den Planungen aus der Zeit vor der Pandemie zufolge wäre mit einem „deutlichen Anstieg“ des Umsatzes als auch des EBIT zu rechnen gewesen.

 

 

May 6th

Lenzing streicht Dividende

Der Grund ist die COVID-19-Pandemie, die das Quartalsergebnis um fast 60 Prozent einbrechen ließ und eine Prognose für das Jahresergebnis 2020 unmöglich macht.

 

 

Angesichts der Geschäftsentwicklung im ersten Quartal 2020 und der unabsehbaren Folgen der COVID-19-Pandemie will der Faserkonzern Lenzing für das Geschäftsjahr 2019 keine Dividende bezahlen. In einer Aussendung hieß es, der Mehrheitseigentümer B&C befürworte diesen Vorschlag des Vorstands. Der formelle Beschluss steht für die Hauptversammlung am 18. Juni an, die bedingt durch die Pandemie online abgehalten wird. Auf eine Prognose des Jahresergebnisses 2020 verzichtet die Lenzing bis auf Weiteres ebenfalls: „Die Auswirkungen der COVID-19-Krise auf die Geschäftsbereiche der Lenzing Gruppe können nach wie vor nicht zuverlässig abgeschätzt werden, da diese stark von der Dauer der Krise sowie den weiteren Folgen für die Weltwirtschaft und die Textilmärkte abhängen.“

 

Laut dem Quartalsbericht brach das Periodenergebnis im Vergleich zum ersten Quartal 2019 um 58,6 Prozent ein und lag bei nur mehr 17,7 Millionen Euro. Der Umsatz verringerte sich um 16,7 Prozent auf 466,3 Millionen Euro, das EBTIDA um 24,3 Prozent auf 69,6 Millionen Euro. Das EBIT schließlich sank um 44,2 Prozent auf 30,4 Millionen Euro. Als wesentlichsten Grund für das Resultat nannte die Lenzing „die Preisentwicklung bei Standardviscose bedingt durch den starken Kapazitätsüberhang im Markt und anderen Standardfasern“. Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie hätten „den Preis- und Mengendruck weiter“ erhöht. Im ersten Quartal seien die Preise für Standardviscose gegenüber dem vierten Quartal 2019 um bis zu 33 Prozent gefallen - und zwar „ auf ein neues Allzeittief“ von 9.150 Yuan Renminbi (RMB) pro Tonne.

 

Dennoch hieß es in der Aussendung zum Quartalsergebnis, die Lenzing habe sich „in einem äußerst schwierigen Marktumfeld mit erhöhtem Preis- und Mengendruck infolge der COVID-19-Krise gut geschlagen“. Verwiesen wurde unter anderem auf die auf rund 138,6 Millionen Euro mehr als verdreifachten Investitionen in neue Faserzellstoff- und Spezialprodukte-Anlagen in Brasilien und Thailand. Deren Errichtung laufe nach wie vor „planmäßig“. Ferner stellt die Lenzing nun gemeinsam mit Palmers Corona-Mund- und- Nasenschutzmasken her.

 

 

Endress+Hauser im "Corona-Modus"

Das Messtechnik-Unternehmen Endress+Hauser hat in den vergangenen Wochen trotz Einschränkungen in der Produktion und Verzögerungen in der Logistik den Betrieb aufrechterhalten und seine Kunden mit Produkten und Dienstleistungen versorgt.

Endress+Hauser blickt auf herausfordernde Wochen zurück. In einigen Branchen gingen die Anfragen aufgrund von Betriebsschließungen und Kurzarbeit zurück, Life-Sciences- und Lebensmittel-Industrie waren aber auch während der COVID-19-Einschränkungen auf Messgeräte und Dienstleistungen des Unternehmens angewiesen. Dazu mussten aber Produktion und Logistik unter den veränderten Rahmenbedingungen funktionsfähig bleiben.

Schon im Vorfeld hat man daher eine eigene Task Force eingerichtet und die Materialverfügbarkeit in den Werken auf mehrere Wochen sichergestellt. „Durch Werksschließungen, beispielsweise im Produktionswerk für Temperaturmessgeräte in Italien, und eingeschränkte Produktionskapazitäten im Werk für magnetisch induktive Durchflussmessgeräte kam es teilweise zu längeren Lieferzeiten“, erzählt Clemens Zehetner, Leiter Marketing und Solution bei Endress+Hauser Österreich. Und auch wo die Produktion ohne Unterbrechung weiterlief, wie in den Werken von Endress+Hauser in Deutschland und der Schweiz, kam es aufgrund der Beschränkungen im Transport, beim Zoll und seitens der Logistikdienstleister zu Verzögerungen. „Gerade auch der reduzierte Passagierverkehr führt am Weltmarkt zu ungewöhnlichen Erhöhungen der Logistikkosten, im Moment können wir aber die Preise stabil halten“, so Zehetner. Mittlerweile liegt auch die Produktion in Frankreich und Italien wieder bei nahezu 100 Prozent.

 

„Kein Kundenanruf ging ins Leere“

Einen hohen Stellenwert hatte bei Endress+Hauser in dieser Zeit die Gesundheit von Mitarbeitern und Kunden. Ab dem 16. März arbeitete das gesamte Team mit Ausnahme von Warenübernahme und Servicetechnikern im Home-Office. „Auch die Telefonzentrale konnte ins Home-Office verlegt werden, sodass kein Kundenanruf ins Leere ging“, sagt Zehetner. Seit 4. Mai ist nun ein Teil der Mitarbeiter unter Einhaltung der erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen im Büro tätig, der andere daheim, nach einer Woche wird gewechselt. „Wir haben auch bereits Ende Februar zusätzlich zu den Reiseeinschränkungen Seminare abgesagt wurden, obwohl es zum damaligen Zeitpunkt noch auf etwas Unverständnis gestoßen ist“, so Zehetner.

Auch bei Endress+Hauser erfuhr das digitale Business eine Steigerung, obwohl Außen- und Innendienstmitarbeiter Kundengespräche und Online-Konferenzen durchführen. „Das persönliche Kundenportal 'My Endress+Hauser' bietet zahlreiche Möglichkeiten. Der Kunde kann technische und kaufmännische Informationen sowie Angebote online einholen und Anfragen und Bestellungen digital abwickeln“, erläutert Zehetner. Die Servicetechniker (immerhin 20 von insgesamt 80 Beschäftigten in Österreich) waren auch während der Ausgangsbeschränkungen im Einsatz bei den Kunden. „Zusätzlich wurde der visuelle Support als kostenlose Dienstleistung angeboten, damit auch Kunden, bei denen kein Einsatz eines Technikers vor Ort möglich ist, optimale Unterstzützung Support erhalten“, so Zehetner.

 

 

May 4th

Synthetisches Peptid in klinischer Prüfung an COVID-19-Patienten

Der vom Wiener Biotechnologie-Unternehmen Apeptico entwickelte Arzneimittelkandidat Solnatide wird an der Medizinischen Universität Wien in einer klinischen Studie an COVID-19-Patienten getestet.

Einer Aussendung der Meduni zufolge, zeigen die bisher bekannten klinischen Daten, dass 20 Prozent der im Krankenhaus wegen der virusbedingten Atemwegserkrankung COVID-19 behandelten Patienten an akutem Lungenversagen (englisch Acute Respiratory Distress Syndrome, ARDS) leiden. Häufig geht dieses mit erhöhter Permeabilität der Alveolarwände einher, die zum Eintritt von Flüssigkeit aus den Kapillargefäßen in die Alveolen (Lungenödem) führt. Ein spezifisch gegen diesen pathophysiologischen Zustand wirkendes Arzneimittel ist derzeit nicht zugelassen.

„Der Wirkstoff hat sich bereits in klinischen Studien zur Behandlung von Lungenversagen bewährt und steht kurz vor der Zulassung“, sagt dazu Studienleiter Markus Zeitlinger von der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie. Man habe vor, dies das nun an insgesamt 40 an COVID-19 erkrankten Probanden zu testen, von denen der Hälfte Solnatide, der anderen Hälfte ein Placebo verabreicht wird. „Unsere Hoffnung ist, dass die durch das Coronavirus ausgelösten Lungenerkrankungen mit dem neuen Wirkstoff leichtere Verläufe zeigen“, so Zeitlinger.

Die Studie, die in Abstimmung mit der Ethikkommission der Meduni Wien und den Behörden beschleunigt zugelassen wurde, wird von den Universitätskliniken für Klinische Pharmakologie sowie für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie gemeinsam durchgeführt.

 

Über Solnatide

Solnatide wurde vom Wiener Life-Sciences-Unternehmen Apeptico auf der Grundlage seiner Protein-Datenbank Pepbase entwickelt. Es ist ein synthetisches Peptid mit weniger als 20 Aminosäuren, das sich von der Lektin-ähnlichen Domäne des Tumor-Nekrose-Faktors alpha ableitet. Zur Behandlung verschiedener lebensbedrohlicher Lungenerkrankungen wurde eine Aerosol-Formulierung entwickelt, die direkt in die unteren Atemwege eingebracht wird. In zwei abgeschlossene Phase-II-Studien konnte gezeigt werden, dass das Präparat bei künstlich beatmeten ARDS-Patienten sowie bei Patienten mit Lungenödemen nach einer Lungentransplantationen zur Klärung der Lungenbläschen von ausgetretener Flüssigkeit führt.

 

 

April 30th

Remdesivir: Wirkung weiter umstritten

Laut einer US-amerikanischen Studie zeigt das Mittel einen „klaren“ Effekt bei der Behandlung von COVID-19, laut einer chinesischen Untersuchung dagegen nicht. Der Hersteller Gilead gibt sich zurückhaltend.

 

Die Wirkung des antiviralen Medikaments Remdesivir gegen den COVID-19-Virus SARS-CoV-2 ist weiter umstritten. Laut einer Aussendung des US-amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) ergaben sich bei einer Studie unter 1.063 Personen Anzeichen dafür, dass sich COVID-19-Patienten bei der Verabreichung von Remdesivir binnen elf Tagen erholten. Bei der Gabe eines Placebos waren dem es gegenüber 15 Tage. Die Mortalität der mit Remdesivir Behandelten soll sich auf etwa 8,0 Prozent belaufen haben, jene der mit einem Placebo Behandelten dagegen auf rund 11,6 Prozent. NIAID-Direktor Anthony S. Fauci, der US-Präsident Donald Trump hinsichtlich der COVID-19-Pandemie berät, verlautete, das Medikament habe einen „klaren“ Effekt bei der Behandlung der Krankheit gezeigt.

 

Hingegen publizierte die Zeitschrift The Lancet einen Artikel einer Reihe chinesischer Forscher. Diese konstatierten, in einer von ihnen durchgeführten Studie unter 237 Patienten „keinen statistisch signifikaten Nutzen“ durch durch die Gabe von Remdesivir festgestellt zu haben.

 

Der Hersteller des Arzneimittels, das US-amerikanische Pharmaunternehmen Gilead, ließ wiederum wissen, die fünf Tage währende Gabe von Remdesivir habe genauso gut gewirkt wie die zehntägige Verarbreichung. Das könne dazu beitragen, mehr Patienten in kürzerer Zeit zu behandeln. Ausdrücklich betonte Gilead jedoch, Remdesivir sei noch nirgendwo auf der Welt zugelassen und habe seine Wirksamkeit bzw. Sicherheit bei der Behandlung von COVID-19 nicht erwiesen.

 

 

BASF: Gewinn sinkt um ein Viertel

Im ersten Quartal lief das Geschäft des deutschen Chemiekonzerns nicht eben überrragend. Laut Vorstandschef Martin Brudermüller stellt die Corona-Pandemie „die Welt auf den Kopf“.

 

Auf 881 Millionen Euro belief sich das Ergebnis aus dem fortgeführten Geschäft des deutschen Chemiekonzerns BASF im ersten Quartal 2020. Es lag somit um 24 Prozent unter dem Ergebnis des ersten Quartals 2019. Zwar stieg der Umsatz aufgrund um vier Prozent höherer Verkaufsmengen um sieben Prozent auf 16,75 Milliarden Euro. Doch das EBITDA sank um zwei Prozent auf 2,58 Milliarden Euro, das EBIT um 18 Prozent auf 1,46 Milliarden Euro. Zur Begründung verweist BASF auf „die deutlich geringeren Beiträge der Segmente Chemicals und Materials sowie von Sonstige“. Ferner schlugen negative Sondereffekte von 184 Millionen Euro zu Buche, die sich aus dem Ankauf des Polyamidgeschäfts von Solvay ergaben. Besonders betroffen war und ist BASF von den Rückgängen in der Transport- sowie Autoindustrie als wichtigstem Kunden.

 

Vorstandschef Martin Brudermüller konstatierte, „das erste Quartal 2020 war kein normales Quartal. Das wird auch für das zweite Quartal gelten und wohl für das gesamte Jahr“. Die Corona-Pandemie „stellt die Welt auf den Kopf“. Zuverlässige Planungen seien derzeit nicht möglich. Aus diesem Grund zieht BASF seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr 2020 zurück. Brudermüller hatte bei der Präsentation der Jahresbilanz 2019 für 2020 einen Umsatz von 60 bis 63 Milliarden angekündigt, was einem Plus von rund 1,2 bis 6,2 Prozent entsprochen hätte. Das EBIT hätte zwischen 4,2 und 4,8 Milliarden Euro liegen sollen, verglichen mit 4,05 Milliarden Euro im Jahr 2019. Nun erwartet der Konzern für das zweite Quartal einen „deutlichen Absatzrückgang“ und für das dritte sowie vierte Quartal lediglich eine „langsame Erholung. Allerdings ist die Entwicklung zum jetzigen Zeitpunkt äußerst unsicher und nicht planbar“. Grundsätzlich sei BASF indessen gut aufgestellt, betonte Brudermüller: „Das diversifizierte Portfolio von BASF bietet Vorteile, besonders in schwierigen Zeiten.“

 

 

Seiten