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November 11th, 2020
Corona-Impfungen voraussichtlich ab erstem Quartal 2021
11.11.20
von
Klaus Fischer
Gesundheitsminister Anschober zufolge hat sich Österreich bis dato rund 34 Millionen Dosen an möglichen Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 gesichert. Das ist „ganz im Sinne der Bevölkerung“, betont die Pharmaindustrie.
Gut aufgestellt sieht Gesundheitsminister Rudolf Anschober die EU und Österreich, was die Versorgung mit in Entwicklung befindlichen Impfstoffen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 betrifft. Ihm zufolge verfügt die EU zurzeit über vier Lieferzusagen auf der Basis von Vorkaufsverträgen. Diese betreffen 300 Millionen Dosen samt einer Option auf weitere 100 Millionen von AstraZeneca, 200 Millionen Dosen mit einer Option auf weitere 200 von Johnson&Johnson, 300 Millionen Dosen von Sanofi sowie 200 Millionen Dosen samt Option auf weitere 100 Millionen von BioNTech/Pfizer. Jeweils zwei Prozent dieser Mengen bzw. insgesamt bis zu 34 Millionen Dosen sind für Österreich reserviert. Und Anschober zufolge „sind die Vertragsverhandlungen mit Moderna und CureVAC ebenfalls in einem guten Stadium“. Ausdrücklich verwies der Minister in diesem Zusammenhang auf den Sinn der Zusammenarbeit der EU-Staaten: „Man stelle sich nur vor, jeder Nationalstaat würde alleine verhandeln. Für kleine Staaten wie Österreich, aber auch für alle anderen, wäre das besonders schwierig geworden. Gemeinsam sind wir stärker, das gemeinsame Europa gibt uns Kraft im Kampf gegen die Pandemie.“
Mit ersten Zulassungen rechnet Anschober „um den Jahreswechsel“. Der Minister ergänzte, für ihn stehe „die Sicherheit im Vordergrund. Es ist daher wichtig, dass garantiert ist, dass Zulassungsverfahren in vollem Umfang durchgeführt werden“. Er sei optimistisch, schon im ersten Quartal 2021 mit der Impfung von Risikogruppen und Beschäftigten des Gesundheitssystems beginnen zu können. Die übrige Bevölkerung werde aller Voraussicht nach ab dem zweiten Quartal die Möglichkeit haben, sich impfen zu lassen, sofern sie dies wünsche. Die Logistik für die Impfungen ist lauf Anschober in Vorbereitung.
Im Wesentlichen bestätigt wurden die Aussagen des Ministers von Alexander Herzog, dem Generalsekretär des Pharmaindustrieverbands Pharmig. Diesem zufolge ist „die Erforschung von Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 weit fortgeschritten, erste Anträge bei Arzneimittelbehörden sind bereits in Sicht. Das gibt Zuversicht, dass wir mit einem wirksamen Mittel gegen das Coronavirus ins Jahr 2021 starten“. Mit hoher Wahrscheinlichkeit könnten noch im Verlauf des Winters erste Vakzine zugelassen werden. Auch Herzog betonte indessen, Vorrang habe die Sicherheit der Arzneimittel: „Wie bei allen Medikamenten, die neu zugelassen werden, muss auch hier der Nutzen das Risiko überwiegen.“
„Ganz im Sinne der Bevölkerung“ sind laut Herzog die von Anschober erwähnten Vorkaufsverträge der EU mit den Pharmaunternehmen. Damit ließen ehestmöglich nach der Zulassung große Mengen eines Präparats zum Einsatz bringen. „Immerhin werden im Falle von SARS-CoV-2 mehrere hundert Millionen Impfstoff-Dosen allein für Europa benötigt“, konstatierte Herzog.
Die Vorsitzende der SPÖ, Pamela Rendi-Wagner, forderte Anschober auf, einen „nationalen Corona-Impfplan“ zu erstellen. Notwendig seien Impfzentren im gesamten Bundesgebiet sowie mobile Impfteams.
November 10th
Rübenbauern garantieren 38.000 Hektar Anbaufläche
10.11.20
von
Klaus Fischer
Mit der Zusage soll der Weiterbetrieb der Zuckerfabrik Leopoldsdorf der Agrana gesichert werden. Deren Entscheidung steht noch aus.
Österreichs Rübenbauern wollen ab kommendem Jahr auf mindestens 38.000 Hektar Zuckerrüben anbauen, im kommenden Jahr wird die Anbaufläche sogar etwas größer sein. Das berichteten Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, die Landwirtschaftskammer und der Bauernbund. Köstinger betonte, die Rübenbauern hätten mit dieser Zusicherung ihren Beitrag zur Erhaltung der Zuckerfabrik Leopoldsdorf geleistet. Bekanntlich hatte der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern Agrana angekündigt, Leopoldsdorf zu schließen, falls der Rübenanbau nicht im geforderten Ausmaß erfolge. Ob dies nun vom Tisch ist, ist unklar. Die Agrana hatte stets betont, bis Mitte November über den Weiterbetrieb der Fabrik entscheiden zu wollen.
Für ihre Zusicherung erhalten die Bauern Gegenleistungen vom Staat. Sollte – beispielsweise infolge von Schädlingsbefall – ein neuerlicher Anbau nötig werden, bekommen sie eine „Wiederanbauprämie“ von 250 Euro pro Hektar sowie das erforderliche Saatgut. Außerdem wurde ihnen zugesichert, die umstrittenen Neonicotinoide zur Bekämpfung des Rübenderbrüsslers einsetzen zu dürfen, meldete Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger.
Ministerin Köstinger konstatierte, der Rübenanbau sei für etliche Bauern in den vergangenen Jahren nicht mehr lukrativ gewesen: „Schädlingsdruck, fallende Preise und Produktionsausfälle haben zu sinkenden Anbauflächen geführt. Die heimische Zuckerproduktion war damit in akuter Gefahr. Wenn es diese heimische Produktion aber nicht mehr gibt, dann müssten wir Zucker importieren, das will niemand von uns.“
Seitens des niederösterreichischen Bauernbundes hieß es, die Rübenbauern hätten mit der Anbauzusicherung einen „Kraftakt“ gesetzt und würden „die heimische Selbstversorgung mit rot-weiß-rotem Zucker ebenso sichern wie Arbeitsplätze entlang der Lebensmittelproduktion“.
November 6th
Anschober mit „flammendem Appell“
06.11.20
von
Klaus Fischer
Der Gesundheitsminister sieht bei der Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus Feuer auf dem Dach. Laut der Corona-Kommission steigt die Virusaktivität nicht zuletzt im Pflegebereich und beim Gesundheitspersonal an.
„Es ist ein Wettlauf mit der Zeit.“ So kommentierte Gesundheitsminister Rudolf Anschober am 6. November die aktuelle Entwicklung der COVId-19-Pandemie in Österreich. Halte der derzeitige Trend an, könne Österreich in der zweiten Monatshälfte an die Grenzen der Betreuung von Intensivpatienten kommen. In diesem Fall seien Triagen „in einzelnen Spitälern“ nicht mehr auszuschließen: „Das darf es nicht geben.“ Er könne daher nur einen „flammenden Appell“ an die Bevölkerung richten, verantwortungsbewusst zu agieren und die seit 3. November geltenden Vorschriften zur Eindämmung der Pandemie zu beachten. Immer wieder komme es zu unerfreulichen Vorfällen. So hätten beispielsweise eine in Quarantäne befindliche Mutter und deren ebenfalls infizierte Tochter an einem Begräbnis samt anschließendem Totenmahl teilgenommen. Dergleichen zeige, dass das Verständnis hinsichtlich des Ernstes der Lage offenbar noch nicht flächendeckend verbreitet sei.
Ob die seit 3. November geltenden Vorschriften wirken, wird sich laut Anschober frühestens Ende kommender Woche zeigen. Am 13. November tritt die Corona-Kommission zur Evaluierung zusammen: „Dann werden wir weitersehen. Das oberste Ziel ist, Triagen zu verhindern.“
Laut der Sprecherin der Corona-Kommission, Daniela Schmid, steigt die Zahl der COVID-19-Fälle seit Mitte Oktober exponenziell an. Nach wie vor sei die Virusaktivität im Freizeitbereich sehr hoch. In Pflegeheimen sowie unter dem Gesundheitspersonal nehme sie zu. Die Behörden überwachten nun insbesondere zwei Bevölkerungsgruppen, um die weitere Verbreitung des Virus einzudämmen: die der Menschen im Alter von weniger als 25 Jahren und jene im Alter von über 60 Jahren.
Herwig Ostermann, der Geschäftsführer der Gesundheit Österreich, ergänzte, bis 11. November sei ein Anstieg der Neuinfektionen um „etwas mehr als 6.000 Fälle pro Tag“ zu erwarten. Überdies müsse mit etwa 750 COVID-19-Petienten auf Intensivstationen gerechnet werden. Daher sei die Bevölkerung aufgerufen, die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu befolgen.
November 2nd
„Alles tun für die Trendwende“
02.11.20
von
Klaus Fischer
Laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober sind die neuen Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie „alternativlos“. Gesundheitsexperten bestätigen das und warnen vor übertriebenen Erwartungen an Impfstoffe.
„Wir müssen jetzt alles tun, damit Mitte November die Trendwende erreicht wird“, erklärte Gesundheitsminister Rudolf Anschober am 2. November mit Bezug auf die aktuelle Entwicklung der COVID-19-Pandemie. Vom 1. auf den 2. November seien 23.450 Personen positiv auf das SARS-CoV-2-Virus getestet worden. Seit einigen Tagen verzeichne Österreich ebenso wie die meisten anderen Staaten Europas ein „dramatisch hohes Niveau“ an positiven Testungen. Die Lage sei schwierig. Gelinge es nicht, den Anstieg massiv zu bremsen, könne es in der zweiten Monatshälfte mit der Verfügbarkeit der Intensivbetten „eng werden“. Daher habe die Bundesregierung die am 1. November vom Hauptausschuss des Nationalrates gebilligten Maßnahmen setzen müssen, darunter die Ausgangsbeschränkungen in der Zeit von 20 bis 6 Uhr: „Das ist alternativlos.“ Diese Woche werden die Infektionszahlen weiter steigen. Erst nach rund zehn bis zwölf Tagen ist mit einer Abschwächung zu rechnen, warnte der Minister. Zwar sei die neue COVID-19-Verordnung noch nicht in Kraft. Dennoch solle die Bevölkerung die Kontaktreduktionen „ab sofort leben“. Warum der Infektionsschub Ende Oktober erfolgte, ist laut Anschober noch nicht geklärt.
Der Infektiologe Herwig Kollaritsch erläuterte, derzeit stecke eine mit SARS-CoV-2 infizierte Person rund 1,4 weitere Menschen an. Es gelte, diese Reproduktionszahl „drastisch zu senken. Das ist unangenehm, sicher wird es auch Kollateralschäden geben. Aber es alternativlos. Es gibt kein anderes Rezept. Alle übrigen europäischen Staaten machen das. Dass das funktioniert, sehen wir in Israel, wo der zweite Lock-down offensichtlich wirkt“.
Zwar heiße es häufig, sobald ein Impfstoff verfügbar sei, sei das Thema COVID-19 erledigt, ergänzte Kollaritsch. Doch dies sei nicht zwangsläufig der Fall, sondern nur, wenn der Impfstoff die Ansteckungskette unterbreche: „Dann können wir die Bevölkerung durchimpfen und zur Herdenimmunität kommen.“ Zwar werden ihm zufolge ab dem ersten Halbjahr 2021 mehrere Vakzine verfügbar sein. Doch sei jeder Impfstoff nur ein „relativer Schutz“, und die Impfung breiter Bevölkerungskreise werde eine „enorme logistische Herausforderung“. Manche der in Entwicklung befindlichen Vakzine müssten bei 180 Grad Celsius gelagert werden: „Das ist nicht so einfach.“ Auch nach der Verfügbarkeit eines oder mehrerer Impfstoffe werde es daher noch über Monate hinweg notwendig sein, die „persönlichen Schutzmaßnahmen“ einzuhalten, also etwa die Abstandsregeln und das Tragen der Mund- und Nasenschutzmasken.
October 29th
OMV übernimmt Borealis-Mehrheit
29.10.20
von
Klaus Fischer
Der Öl- und Gaskonzern hat die Transaktion wie geplant abgeschlossen. Infolge der COVID-19-Pandemie verzeichnete er in den ersten neun Monaten des Jahres Verluste.
Mit 29. Oktober hat die OMV die Übernahme der Mehrheit an der Borealis abgeschlossen. Sie hält nun 75 Prozent des Kunststoff- und Düngerkonzerns, zuvor lag ihr Anteil bei 36 Prozent. Der bisherige Mehrheitseigentümer, die Investmentgesellschaft Mubadala mit Sitz in Abu Dhabi, behält die übrigen 25 Prozent. OMV-Generaldirektor Rainer Seele berichtete anlässlich der Präsentation der Dreivierteljahresbilanz, sein Unternehmen habe für die neu übernommenen 39 Prozent der Borealis rund 3,8 Milliarden Euro bezahlt. Dies sei mit Sicherheit nicht zu viel. Es handle sich um eine „faire und attraktive Transaktion“. Schon in der Jahresbilanz 2020 der OMV werde die Borealis voll konsolidiert. Die OMV wachse mit einem Schlag um rund ein Drittel. Überdies erweitere sie ihr Geschäftsmodell und werde von einem Öl- und Erdgaskonzern zu einem Öl-, Erdgas- sowie Chemiekonzern. Das mache ihr Geschäftsmodell noch „widerstandsfähiger“. Geplant sei, zu einem weltweit führenden Unternehmen in der Kreislaufwirtschaft zu werden. Darin bestehe auch die Strategie des Unternehmens in einer Weltwirtschaft mit im Vergleich zu bisher niedrigen CO2-Emissionen. Zur Frage, ob der Vorstandsvorsitzende der Borealis, Alfred Stern, in seiner Funktion bleibt, wollte Seele nicht Stellung nehmen: Es handle sich um eine „reine Spekulation, und so etwas kommentiere ich nicht“.
In den ersten neun Monaten des heurigen Jahres lieferte die OMV etwas, das sie in einer Aussendung als „solide Leistung“ bezeichnete. Konkret bedeutet das einen Verlust von 622 Millionen Euro, der laut Seele vor allem durch die verfallenen Ölpreise und die gesunkenen Gaspreise infolge der COVID-19-Pandemie bedingt war. Für das Gesamtjahr rechnet die OMV mit einem Brent-Ölpreis von 40 US-Dollar je Fass (2019: 64 US-Dollar) und einem Gaspreis von weniger als 10 Euro pro Megawattstunde (2019: 11,9 Euro). Die Gesamtfördermenge dürfte bei 450.000 bis 470.000 Fass liegen, 2019 waren es 487.000 Fass gewesen.
October 8th
Agrana steigert Umsatz und Gewinn
08.10.20
von
Klaus Fischer
Zu der positiven Entwicklung trugen vor allem die Segmente Stärke und Zucker bei. Im Geschäft mit Fruchtsaftkonzentraten waren wegen der geringeren Nachfrage aus der Gastronomie Rückgänge zu verzeichnen.
Der Umsatz des Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzerns Agrana belief sich im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2020/21 auf rund 1,31 Milliarden Euro, um etwa 4,8 Prozent mehr als im ersten Halbjahr des vorigen Geschäftsjahres. Das EBITDA wuchs um 11,7 Prozent auf 101,4 Millionen Euro, das EBIT um 7,9 Prozent auf 55,8 Millionen Euro. Ihr Konzernergebnis beziffert die Agrana mit 34,4 Millionen Euro, was einer Steigerung um rund 9,0 Prozent entspricht.
Generaldirektor Johann Marihart begründete dies mit der „sehr guten Geschäftsentwicklung im Bereich Bioethanol“, die Rückgänge beim Absatz von Stärke mehr als kompensierte, sowie dem besseren Geschäftsverlauf im Segment Zucker. Sowohl die Verkaufsmengen als auch die Verkaufspreise stiegen, was sich in einem Umsatzzuwachs von 21,8 Prozent auf 300,3 Millionen Euro sowie in einem auf -9,0 Millionen Euro um rund 50 Prozent gestiegenen EBIT manifestierte.
Im größten Segment, Frucht, verzeichete die Agrana einen leichten Umsatzanstieg um 1,0 Prozent auf 601,8 Millionen Euro. Dem gegenüber verringerte sich das EBIT um 16,6 Prozent auf 30,1 Millionen Euro. Zurückzuführen ist dies auf die geringeren Absatzmengen im Bereich Fruchtsaftkonzentrat. Dort schlug sich vor allem die verringerte Nachfrage aus der Gastronomie infolge der COVID-19-Pandemie nieder, berichtete Vertriebsvorstand Fritz Gattermayer. Das Geschäft mit Fruchtzubereitungen verlief ihm zufolge stabil.
Für das gesamte Geschäftsjahr 2020/21 erwartet Marihart „ein Konzern-EBIT zumindest auf Vorjahresniveau“. Der Umsatz dürfte voraussichtlich um ein bis zehn Prozent steigen. Infolge der nach wie vor virulenten COVID-19-Pandemie ist dieser Ausblick jedoch nach wie vor mit erheblichen Unsicherheiten behaftet, räumte Marihart ein. Allerdings habe sich die Diversifizierung der Geschäftsbereiche der Agrana im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres einmal mehr bewährt: „Wir sind solide unterwegs und gut aufgestellt.“ Marihart, dessen Vertrag im Februar 2021 endet, sollte die Agrana somit mit einer zufriedenstellenden Jahresbilanz verlassen können.
Im November entschieden wird, wie es mit der Zuckerfabrik Leopoldsdorf weitergeht. Die Agrana hatte angekündigt, die Anlage zu schließen, falls ihr nicht eine Zuckerrüben-Anbaufläche von mindestens 38.000 Hektar garantiert werde. Laut Marihart hat sein Konzern den österreichischen Rübenbauern angeboten, das Dreijahresvertragsmodell bis 2022 mit Mindestpreisen von 32 Euro netto pro Tonne Rüben plus zwei Euro Rübenplatzmiete weiterzuführen. Da die Rübenbauern üblicherweise auch Weizen- und Maisbauern sind, bietet die Agrana ferner Kombiverträge an. Staatlicherseits wurde überdies eine Wiederanbauprämie von 250 Euro je Hektar bei Schädlingsbefall in den Raum gestellt. Auch die von den Rübenbauern gewünschte Notfallzulassung für Neonicotinoide ist laut Marihart „relativ wahrscheinlich“ und sicher, falls das laufende Bienenmonitoring positive Ergebnisse zeitigt.
October 7th
Chemienobelpreis für CRISPR/Cas9
Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna, die Erfinderinnen der Genome-Editing-Methode CRISPR/Cas9, erhalten den Chemienobelpreis 2020.
Die Vergabe des diesjährigen Nobelpreises für Chemie an Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna ist keine große Überraschung: Schon seit Jahren galten die beiden Erfinderinnen der Genome-Editing-Methode CRISPR/Cas9 zu den hoch gehandelten Favoriten. Die Methodik hat seit ihrer erstmaligen Publikation im Jahr 2012 in allen Zweigen der Biowissenschaften als Werkzeug zur gezielten Modifikation von Genen Verbreitung gefunden und ist die Basis für Anwendungen in der Pflanzenzüchtung und in der Krebstherapie
Charpentier, die 1968 in Frankreich geboren wurde, arbeitete von 2002 bis 2009 am Vienna Biocenter in Wien, wo sie sich mit dem bakteriellen Abwehrsystem gegen Viren beschäftigte. Die Publikation der Entdeckung des RNA-Typus tracrRNA, der dabei eine entscheidende Rolle spielt, erfolgte 2011, als sie schon an die Universität Umeå in Schweden weitergezogen war. Die Forscherin ging daraufhin eine Kooperation mit der als RNA-Spezialistin bekannten Biochemikerin Jennifer Doudna von der University of California in Berkeley ein. Gemeinsam gelang es, die bakterielle „Genschere“ in-vitro nachzubauen. In einem Epoche-machenden Experiment konnten die beiden Forscherinnen überdies zeigen, dass der Mechanismus umprogrammiert werden kann, um nicht nur virale, sondern beliebige DNA-Sequenzen an einer ausgewählten Stelle zu schneiden. Gemeinsam mit auf den Doppelstrangbruch folgenden DNA-Reparaturmechanismen kann die Methode zur gezielten Inaktivierung von Genen oder zum gezielten Einfügen von Mutationen verwendet werden. Seit 2018 ist Charpentier Leiterin der „Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene“ in Berlin.
October 5th
Nobelpreis für Hepatitis-C-Entdecker
05.10.20
von
Klaus Fischer
Harvey J. Alter, Michael Houghton und Charles Rice wurde der Nobelpreis für Medizin zugesprochen. Sie haben mit ihrer Arbeit „Millionen Menschen das Leben gerettet“, so die Begründung.
Für die Entdeckung und Erforschung des Hepatitis-C-Virus erhalten die US-Amerikaner Harvey J. Alter und Charles M. Rice sowie der Brite Michael Houghton dem Nobelpreis für Medizin. Alter zeigte in den 1970er Jahren, dass ein unbekanntes Virus eine häufige Ursache für chronische Lebererkrankungen darstellt. Houghton gelang es gegen Ende der 1980er Jahre, den Erreger zu isolieren. Dieser wurde nachmals als „Hepatitis-C-Virus“ bezeichnet. Rice schließlich führte Ende der 1990er den Nachweis, dass dieses Virus alleine in der Lage ist, Hepatitis auszulösen. Das Nobelpreiskomitee begründete seine Entscheidung damit, dass die drei Forscher mit ihrer Arbeit die Entwicklung auf das Virus bezogener Bluttests und Medikamente möglich gemacht und auf diese Weise „Millionen von Leben gerettet“ hätten.
Der Generalsekretär des Pharmaindustrieverbands Pharmig, Alexander Herzog, betonte aus gegebenem Anlass einmal mehr die Wichtigkeit des Zusammenwirkens von Grundlagen- und angewandter Forschung: „Hepatitis C konnte schon seit vielen Jahren behandelt werden. Durch kontinuierliche Forschung ist es schlussendlich im Jahr 2013 gelungen, ein Medikament auf den Markt zu bringen, mit dem die Krankheit heilbar ist. Das ist letzten Endes genau das, was wir bei jeder Krankheit anstreben, nämlich, sie heilbar zu machen.“ Herzog zufolge ist Hepatitis C „ein großes globales Gesundheitsproblem, das bei Menschen auf der ganzen Welt Leberzirrhose und Leberkrebs verursacht“. Er verwies auf Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO, denen zufolge jedes Jahr rund 70 Millionen Personen an Hepatitis C erkranken. In etwa 400.000 Fällen führt dies zum Tod der Betroffenen.
Die Chance auf Heilung von Hepatitis C besteht seit der Zulassung des Medikaments Sovaldi des US-amerikanischen Pharmakonzerns Gilead Sciences. Dieser wurde seinerzeit allerdings durch alle Winde geschossen, weil er für das Mittel Preise in bis dato kaum jemals gekannter Höhe verlangte. In Deutschland etwa beliefen sich die Kosten für eine Packung mit 28 Tabletten anfangs auf rund 20.000 Euro. Eine zwölf Wochen dauernde Therapie hätte mit rund 60.000 Euro zu Buche geschlagen, was bei den Gesundheitsbehörden für Furore sorgte. Mittlerweile hat sich die Aufregung gelegt, und die Preise sind um immerhin rund ein Drittel gesunken. In 101 Staaten mit geringem Nationaleinkommen bietet Gilead den in Sovaldi enthaltenen Wirkstoff Sofosbuvir um 900 Euro für eine zwölf Wochen dauernde Therapie an.
Agrana: Start für Betainanlage
05.10.20
von
Klaus Fischer
Trotz einiger Herausforderungen in der Bauphase durch die COVID-19-Pandemie konnte der Konzern die Fabrik am Standort Tulln kürzlich in Betrieb nehmen.
Nach 15 Monaten Bauzeit nahm die Agrana ihre neue Betainkristallisations-Anlage am Standort Tulln in Betrieb. Das teilte der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern per Aussendung mit. Gemeinsam mit der US-amerikanischen Amalgamated Sugar Company investierte er dort rund 40 Millionen Euro. Tulln ist der dritte Standort, an dem die Agrana kristallines Betain herstellt. Die Kapazität der neuen Anlage liegt bei rund 8.500 Tonnen pro Jahr. Schon seit fünf Jahren gewinnt die Agrana in Tulln aus der bei der Zuckerherstellung anfallenden Rübenmelasse flüssiges Betain-Konzentrat.
Generaldirektor Johann Marihart und Amalgated-Sugar-CEO John McCreedy verlauteten, infolge der COVID-19-Pandemie sei es während der Bauzeit „zu einigen Herausforderungen“ gekommen. Dennoch habe die Anlage im August fertiggestellt werden können. Nun seien die beiden Unternehmen in der Lage, Kunden in der Kosmetik-, Lebensmittel- und Futtermittelindustrie mit hochwertigem kristallinem Betain zu versorgen. Als wichtigste Absatzmärkte nannte die Agrana Asien und Australien sowie den arabischen Raum.
September 30th
„Grüne Gase“ gut verträglich
30.09.20
von
Klaus Fischer
Bei der „Energiewende“ wird Österreich kaum ohne gasförmige Energieträger auf biogener Basis auskommen. Sie für Heizzwecke einzusetzen, wäre technisch kein besonderes Problem, betont die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW).
Österreichs Gaswirtschaft ist entschlossen, ihren Beitrag zum Gelingen der Energiewende zu leisten. Das betonte der Vizepräsident der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW), Michael Haselauer, am 30. September bei einer Pressekonferenz in Wien. Ihm zufolge ließen sich auf längere Sicht ausreichende Mengen an Biomethan und „grünem“ Wasserstoff bereitstellen, um den Raumwärmebedarf vollständig zu decken. Über die bestens ausgebauten Gasnetze wäre es grundsätzlich kein Problem, die Endkunden zu versorgen. Auch die rund eine Million Gasheizungen würde die „grünen Gase“ gut vertragen. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung, die der Leiter des Departments für Umwelt- und Energieverfahrenstechnik der Montanuniversität Leoben und Inhaber des dortigen Lehrstuhls für Thermoprozesstechnik, Harald Raupenstrauch, und sein Team im Auftrag der ÖVGW durchführten. So kann Biomethan Erdgas vollständig ersetzen, ohne die Brenner anpassen zu müssen. Nicht adaptiert werden müssen die Brenner auch, wenn Erdgas bis zu vier Prozent Wasserstoff beigemengt werden. Wird ein Brenner dagegen entsprechend angepasst, können dem Erdgas sogar bis zu zehn Prozent Wasserstoff beigemengt werden.
Aus Biomasse biogene Gase zu erzeugen und mit diesen Erdgas zu ersetzen, ergibt auch in Bezug auf die Treibhausgasbilanz Sinn, erläuterte Gregor Berger, einer der Experten in Raupenstrauchs Team, auf Anfrage des Chemiereports. Verrottet die Biomasse ungenutzt, so werden dabei CO2 und Methan (CH4) frei. Über den üblichen Betrachtungszeitraum von 100 Jahren hinweg gilt CH4 als 28 Mal klimawirksamer als CO2. Somit entspricht ein Gramm CH4 rund 28 Gramm CO2-Äquivalent. Bei der Verbrennung eines Gramms CH4 entstehen dagegen nur rund 2,75 Gramm CO2. Somit ergibt sich bei der Verbrennung bzw. „thermischen Nutzung“ von CH4 im Vergleich zur Verrottung eine Einsparung von rund 90 Prozent des in die Atmosphäre gelangenden CO2-Äquivalents.
Für ausgeschlossen hält Raupenstrauch, sämtliche österreichischen Haushalte mit Strom aus erneuerbaren Energien zu beheizen. Es lasse sich schlicht und einfach nicht genug Ökostrom erzeugen, um die Industrie sowie den Mobilitätssektor vollständig zu versorgen und darüber hinaus den Raumwärmebedarf zu decken. Auch deshalb sei „grünes“ Gas unverzichtbar. Um diesem zum Durchbruch zu verhelfen, sind allerdings entsprechende Rahmenbedingungen notwendig, erläuterte Haselauer. Die Gaswirtschaft wünscht insbesondere ein Fördersystem ähnlich der Ökostromförderung, wie sie im Entwurf zum Erneuerbare-Ausbau-Gesetz (EAG) beschrieben wird. Dabei geht es um Marktprämien, die unter Berücksichtigung des Großhandelspreises für Erdgas variieren. Festzuschreiben wäre dieses System im „Grüne-Gase-Gesetz“, das die Bundesregierung ergänzend zum EAG angekündigt hat.
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