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September 24th, 2020

Gemeinsam gegen COVID-19

Mit vergleichsweise banalen Maßnahmen lässt sich die Pandemie gut unter Kontrolle halten, heißt es in einer Stellungnahme der außeruniversitäten Forschungseinrichtungen Deutschlands. Allerdings müssen sich möglichst alle Personen an diese Maßnahmen halten.

 

„Nur zusammen können wir Gesundheit, Gesellschaft und Wirtschaft effektiv schützen.“ Das ist die Kernbotschaft in einer Stellungnahme zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie, die die außeruniversitären Forschungsorganisationen Deutschlands gemeinsam verfasst haben, namentlich die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Leibniz-Gemeinschaft und die Max-Planck-Gesellschaft. Dem Dokument zufolge entwickelt sich die Pandemie „extrem dynamisch. Eindämmungsmaßnahmen müssen daher laufend beobachtet und angepasst werden“. Zwar stehe Deutschland verglichen mit Ländern wie Frankreich und Spanien wenigstens zurzeit noch relativ gut da. Doch das anlaufende Winterhalbjahr mache einen „fundierten Plan“ erforderlich, um die verstärkte Ausbreitung der Infektion in Grenzen zu halten: „Wir müssen die besten Voraussetzungen schaffen, damit wir unter Beibehaltung von sozialer und wirtschaftlicher Aktivität sowie stabiler Infektionszahlen gut über den Winter kommen.“

 

Nach Ansicht der vier Institutionen gibt es im Zusammenhang mit der Pandemie zwei „Kipppunkte“: erstens das vielfach erwähnte Ansteigen der Reproduktionszahl R über den Wert 1, zweitens die rasche Rückverfolgbarkeit der Infektionsketten. Ist die letztere nicht mehr gegeben, kann sich das Virus leichter ausbreiten. Umso wichtiger ist es deshalb, die Zahl der Neuinfektionen möglichst gering zu halten.

 

Von der oft beschworenen „Herdenimmunität“ halten die Wissenschaftler nichts: Ihnen zufolge ist diese „weiterhin nicht erreichbar“. Länder, die das Konzept der Herdenimmunität verfolgten, wie Italien, Großbritannien, Schweden und Spanien, verzeichneten etwa 470 bis 600 an COVID-19 Verstorbene je Million Einwohner. In Staaten, die nicht auf die Herdenimmunität setzten, darunter Deutschland und Österreich, liege diese Zahl dagegen bei nur 50 bis 100 Toten. Und die seit Frühjahr gesunkene Sterblichkeit infolge von COVID-19 ist laut den Institutionen keineswegs ein Grund, nachlässig zu werden. In den Sommermonaten seien nämlich primär jüngere Personen erkrankt. Der Anteil der COVID-19-Patienten im Alter über 60 Jahren sei dagegen gesunken. Steige er jedoch, wie zu erwarten ist, wieder an, werde sich auch die Sterblichkeit erneut erhöhen.

 

Nicht sinnvoll sei deshalb auch der Ansatz, das Virus in der Gesellschaft nach Belieben zirkulieren zu lassen und nur Risikogruppen abzuschirmen. Denn erstens könnten auch Infizierte, die selbst keine Symptome zeigen, das Virus übertragen. Und zweitens seien Risikopersonen oft auf die Hilfe anderer angewiesen. Somit sollten diese Bezugspersonen nach Möglichkeit ebenfalls nicht infiziert sein. Drittens gebe es zumindest in Deutschland keine ausreichenden Kapazitäten, um die Risikogruppen laufend vorsorglich zu testen.

 

Warnend heißt es in dem Papier, die Hinweise auf die Übertragbarkeit des SARS-CoV-2-Virus durch Aerosole hätten sich mittlerweile erhärtet. Somit sei das Risiko einer Infektion in Innenräumen erheblich höher als bisher angenommen. Hinzu kommt, dass Genesene laut neueren Erkenntnissen nur kurz gegen SARS-CoV-2 immun bleiben und neuerlich erkranken können.

 

Einfach, aber wirksam

 

Was aber waren bzw. sind die wichtigsten Maßnahmen, um die Pandemie einzudämmen? Im Wesentlichen ging respektive geht es um vergleichsweise Banales. An erster Stelle stehen den vier Forschungseinrichtungen zufolge Hygienemaßnahmen wie das Händewaschen sowie das Einhalten der bekannten Abstandsregeln. Bewährt haben sich ihnen zufolge auch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sowie Test-Trace-und-Isolate-Strategien (TTI), darunter der Einsatz der vielfach umstrittenen „Corona-Apps“.

 

Allerdings kann mit den Apps alleine die Ansteckungsrate bestenfalls auf die Hälfte reduziert werden. Steckt eine Person jedoch im Durchschnitt drei bis vier weitere an, muss die Rate um den Faktor 3 bis 4 verringert werden. Und das geht nur mit Hygiene, Maskentragen sowie Abstandhalten. Auch saisonale Effekte - Stichwort erhöhte Ansteckungsgefahr im Winterhalbjahr - spielen eine Rolle. Tunlichst vermieden werden sollten nicht zuletzt deshalb die berüchtigten „Superspreading-Events“, etwa gesellschaftliche Großveranstaltungen und Après-Ski-Hüttengaudis.

 

Unbesonnenes Verhalten gilt es laut dem Strategiepapier zu unterlassen. Für Panik besteht indessen kein Anlass: „Wenn jede Person nach ihren Möglichkeiten ihren Beitrag leistet, kann SARS-CoV-2 unter Kontrolle gehalten werden.“

 

Verfügbar ist die Stellungnahme unter
www.mpg.de/15426458/stellungnahme-forschungsorganisationen-covid-24-09-2020.pdf .

 

 

 

September 23rd

Brenntag mit neuer Struktur

Statt der geographischen Bereiche operieren künftig weltweit die Brenntag Essentials für Kunden und Zulieferer auf lokaler Ebene und die Brenntag Specialties für ausgewählte, besonders attraktive Industriezweige.

 

Ab 1. Jänner 2021 hat der deutsche Chemikalien-Distributionskonzern Brenntag eine neue Geschäftsstruktur. Der Bereich Brenntag Essentials unter Vorstandsmitglied Steven Terwindt kümmert sich auf lokaler Ebene weltweit um Kunden und Zulieferer aus einer Reihe von Industrien. Terwindt leitet diesen Bereich im Rang eines Chief Operating Officers (COO). Brenntag Specialties dagegen verkauft rund um den Globus Inhaltsstoffe und Dienstleistungen für folgende Industriezweige: Nutrition, Pharma, Personal Care/Home, Industrial & Institutional (HI&I), Material Sciences (Coatings & Constructions, Polymers, Rubber), Water Treatment und Lubricants. Geleitet wird der Bereich von Brenntag-Vorstand Henri Nejade, der wie Terwindt im Vorstand bleibt und künftig ebenfalls den Titel eines COO führt.

 

Bisher ist Brenntag im Wesentlichen geographisch aufgestellt. Unter der Brenntag AG als Holding bestehen die Bereiche EMEA, Nordamerika, Lateinamerika sowie Asien-Pazifik. Unter „Alle sonstigen Segmente“ sind laut Geschäftsbericht „die Zentralfunktionen für den Gesamtkonzern und die Aktivitäten im Hinblick auf die Digitalisierung unseres Geschäfts (DigiB) zusammengefasst. Außerdem ist hier das internationale Geschäft der Brenntag International Chemicals enthalten, die Chemikalien in großen Mengen auf internationaler Ebene ohne regionale Begrenzung ein- und verkauft“.

 

Vorstandschef Christian Kohlpaintner konstatierte, Brenntag etabliere mit der neuen Struktur „zwei globale Champions, die einen differenzierten Steuerungsansatz haben und auf die jeweiligen Marktbedürfnisse und -erwartungen eingehen. Damit entwickeln wir unser Unternehmen weiter und werden unsere Branche als der bevorzugte Partner für Kunden und Lieferanten anführen“. Mit neuen Geschäftsbereichen könne Brenntag „seine Stärken besser einsetzen und gleichzeitig sein Profil in relevanten Industriesegmenten schärfen“.

Kohlpaintner ist seit 1. Jänner 2020 Vorstandschef von Brenntag. Er folgte Steven Holland, der nach acht Jahren an der Konzernspitze nicht mehr zur Verfügung stand. In seinem Vorwort zum Geschäftsbericht für 2019 im vergangenen März konstatierte Kohlpaintner: „Meine Vorstandskollegen und ich sind uns bewusst, dass der Konzern in der Vergangenheit Maßnahmen und Initiativen zur Effizienzsteigerung besser hätte umsetzen müssen. Ich lege besonderen Fokus auf die konsequente Durchführung der Maßnahmen, die wir beschließen werden.“

 

Brenntag erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von rund 12,82 Milliarden Euro, um 2,2 Prozent mehr als 2018. Das EBITDA lag mit 1,0 Milliarden Euro um 14,4 Prozent über dem von 2018. Das Ergebnis nach Steuern schließlich wuchs von 2018 auf 2019 um 1,5 Prozent auf 469,2 Millionen Euro.

 

 

 

September 15th

Lösungen für bekannte und unbekannte Probleme

Die Christian-Doppler-Gesellschaft feiert ihr 25-jähriges Bestehen und hat aus diesem Anlass erstmals den CDG-Preis für Forschung und Innovation vergeben.

Die Zahlen sind eindrucksvoll: 240 Forschungseinheiten an 36 Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen mit mehr als 400 Unternehmenspartnern wurden seit 1995 von der Christian-Doppler-Gesellschaft (CDG) gefördert. Mehr als 4.000 Publikationen in Peer-Review -Journalen wurden erarbeitet, die seither über 77.000-mal zitiert wurden, 550 Patente lassen sich auf die Arbeiten von Christian-Doppler-Laboren und Josef-Ressel-Zentren zurückführen. Derzeit sind rund 100 Forschungseinheiten mit mehr 1.100 Mitarbeiter und über 180 Unternehmenspartnern aktiv.

Eigentlich reicht die Geschichte der CDG bis 1988 zurück, als man den Innovationsbedarf der verstaatlichten Industrie erkannte und ein Modell zur Zusammenarbeit mit der Wissenschaft innerhalb der damaligen ÖIAG etabliert hat. Doch erst 1995 – also vor 25 Jahren – wurde die CDG in der heutigen Form gegründet und das Fördermodell der gesamten Wirtschaft zugänglich gemacht. Anlässlich einer Pressekonferenz zu diesem Jubiläum zitierte CDG-Präsident Martin Gerzabek den Namensgeber Christian Doppler – jenen österreichischen Physiker und Mathematiker des 19. Jahrhunderts, der den nach ihm benannten Doppler-Effekt entdeckt hat: „Die lohnendsten Forschungen sind diejenigen, welche, indem sie den Denker erfreuen, zugleich der Menschheit nützen.“ Dieser Satz könne über der gesamten Arbeit der CDG stehen, die die Verbindung eines hohen Anspruchs wissenschaftlicher Exzellenz mit einem ebenso hoch angesetzten Innovationsanspruch zum Leitbild habe. Gerzabek folge vergangenes Jahr Langzeit-Präsident Reinhart Kögerler nach, der die Geschicke der CDG seit 1995 leitete und diesen Anspruch wesentlich mitprägte.

 

Langfristigkeit und Freiraum

Eine Kooperation einer universitären Forschungsgruppe mit einem oder mehreren Unternehmenspartnern über sieben Jahre wird im Rahmen von Christian-Doppler-Labors, eine ebensolche von Wissenschaftlern einer Fachhochschule über fünf Jahre in Josef-Ressel-Zentren finanziert. Diese Langfristigkeit der Kooperation bei Wahrung der Freiheit der beteiligten Forscher (30 Prozent ihrer Arbeitszeit dürfen diese eigenen Ideen folgen) machen die CDG auch international zu einem „Leuchtturm-Projekt und Vorzeigemodell“, wie Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck betonte, deren Ministerium (und seine Vorgänger) die Gesellschaft seit ihrer Loslösung aus der verstaatlichten Industrie getragen haben. Wesentlich für diesen Erfolg war, dass die Vergabe von Mitteln stets nach einem „Bottom-up-Prinzip“ erfolge: „Wir machen keine inhaltlichen Vorgaben“, so Schramböck. Nur so könne man Lösungen zu Problemen finden, die man in der Politik heute noch gar nicht kenne. Die Ministerin gab gleichzeitig ein Bekenntnis zu dem Fördermodell ab, dass eigens Eingang ins Regierungsprogramm gefunden habe.

Drei Gruppen wissenschaftlicher Disziplinen bilden heute den Schwerpunt der CD-Labors und Josef-Ressel-Zentren: An erster Stelle stehen dabei Mathematik und IT, was die aktuelle Dynamik im Bereich Digitalisierung und Künstliche Intelligenz widerspiegelt. Gleich dahinter folgen Biowissenschaften und Medizin. An dritter und immer noch bedeutender Stelle folgen stehen die Werkstoffwissenschaften, mit denen die CDG ihren Anfang genommen. „Hier haben wir dazu beigetragen, dass die Voestalpine heute mehr als 300 Stahlsorten anbietet“, so Gerzabek.

 

CDG-Preis erstmals vergeben

Der mit 40.000 Euro dotierte CDG-Preis für Forschung und Innovation wurde anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Fördermodells erstmals vergeben. Preisträger ist Oskar Aszmann von der Medizinischen Universität Wien, der mit seinem „CD-Labor für Wiederherstellung von Extremitätenfunktionen“ wesentlich zum Zustandekommen gedankengesteuerter Prothesen beigetragen hat, um einen bestmöglichen Ersatz für verlorengegangene Gliedmaßen zu erhalten. Dazu ist detaillierte Untersuchung einzelner Muskeln und Nervenfasern, also ein schönes Stück Grundlagenforschung erforderlich. Eine solche sei für ein innovatives Unternehmen unerlässlich, erst die Kenntnis zugrundeliegender biologischer Mechanismen ermögliche die Entwicklung neuer Konzepte und Produkte, sage dazu Andreas Goppelt, Geschäftsführer der Wiener Niederlassung des Unternehmenspartners Ottobock.

Tockner verlässt den FWF

Der Gewässerökologe leitet ab Jänner 2021 die Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung. Wissenschaftsminister Heinz Faßmann dankte ihm für seine „ausgezeichnete Arbeit“.

 

Klement Tockner, der Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, legt seine Funktion mit Jahresende zurück. Der Gewässerökologe wird Generaldirektor der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt am Main, dem größten Institut der Leibniz-Gemeinschaft. Vor seiner Berufung zum FWF-Präsidenten war Tockner Direktor des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) gewesen. Interimistisch folgt ihm beim FWF Gregor Weihs, der derzeitige FWF-Vizepräsident für Naturwissenschaften und Technik. Tockner leitete den FWF seit 2016. Vor zwei Jahren wurde sein Vertrag bis 2024 verlängert. Wissenschaftsminister Heinz Faßmann konstatierte, Tockner habe „in den vergangenen Jahren nicht nur den Wissenschaftsfonds FWF nachhaltig verändert, sondern auch die heimische Forschungslandschaft positiv gestaltet. Mein aufrichtiger Dank für seine ausgezeichnete Arbeit, für sein Engagement und seine Leistungen begleiten ihn“.

 

Dank kam auch vom Österreichischen Wissenschaftsrat. Dessen Vorsitzender, Antonio Loprieno, verlautete, Tockners „Engagement und Optimismus, Dinge ändern und verbessern zu können, waren und sind ansteckend. Österreich verliert mit Klement Tockner einen großen Verfechter und Kämpfer für die Stärkung und Weiterentwicklung seiner Forschungslandschaft, der Wissenschaftsrat einen starken Partner und ich verliere eine wichtige Ansprechperson in dieser Sache“.

 

Tockner selbst sagte, mit seinem Team habe er in den vergangenen vier Jahren „Vieles vorangebracht, und der FWF ist fit für die Zukunft – mit einem höheren Förderungsbudget, mehr Kooperationen und einem attraktiven Förderungsangebot für Forschende“. Das Budget des Fonds sei „nach Jahren des Stillstands auf ein jährliches Volumen von 270 Millionen Euro bis 2021 angehoben“ worden.

 

 

September 1st

Philipp Hainzl ist neuer Geschäftsführer der LISAvienna

Philipp Hainzl ist seit 1. September Vertreter der Wirtschaftsagentur Wien in der Geschäftsleitung des Wiener Life-Science-Clusters LISAvienna. Er folgt in dieser Position Peter Halwachs nach, der in der Wirtschaftsagentur die Leitung der Abteilung Business Support übernimmt.

Die Geschäftsführung der LISAvienna ist seit ihrer Gründung im Jahr 2002 mit je einem Vertreter der beiden Trägerorganisationen Wirtschaftsagentur Wien und Austria Wirtschaftsservice (AWS) besetzt. Seit 2010 hatten diese Funktionen Johannes Sarx (AWS) und Peter Halwachs (Wirtschaftsagentur) inne. Sarx, der die Funktion weiterhin ausüben wird, streut seinem bisherigen Co-Geschäftsführer anlässlich seines Wechsels Rosen: „Durch seinen großen persönlichen Einsatz und sein Fachwissen konnte sich LISAvienna im Bereich Medizinprodukte nachhaltig positionieren.“

Nachfolger Philipp Hainzl kann umfangreiches Vorwissen in seine neue Position einbringen: Nach dem Studium im Bereich der Gen- und Biotechnologie war er in der akademischen Forschung, bei Biotech-Startups und in großen Pharmaunternehmen tätig. Zudem bringt er Erfahrungen in den Bereichen Lean Management und Prozessoptimierung sowie aus Vertrieb und Customer Support mit. In seiner Arbeit für die LISAVienna will er den wachsenden Bereich „Digital Health“ fördern: „Hier fokussieren wir auf innovative Anwendungen, die unter die Medizinprodukte-Regularien fallen.“

Aber auch die Bereitstellung weiterer Laborflächen für Startups in Wien zählt er zu den wesentlichen Anliegen der Plattform. In seiner Funktion als Geschäftsführer der LISAvienna und Leiter des Life-Sciences-Teams der Wirtschaftsagentur ist er auch für die Startup-Labs am Vienna Bio Center verantwortlich.

August 31st

Borealis finalisiert DYM-Mehrheitsübernahme

Nach knapp zwei Jahren ist die Transaktion unter Dach und Fach. Ihren genauen Anteil nennt die Borealis ebensowenig wie den Kaufpreis.

 

Wie geplant, hat der Kunststoff- und Düngemittelkonzern Borealis die Übernahme der Mehrheit an der südkoreanischen DYM Solution abgeschlossen. Der genaue Anteil an der DYM und der Kaufpreis werden nicht bekannt gegeben, verlautete auf Anfrage des Chemiereports. Auf die Transaktion geeinigt hatten sich die beiden Unternehmen Ende Oktober 2018. Die DYM wurde 1992 gegründet und hat ihren Sitz in Cheonan rund 90 Kilometer südlich von Seoul. Sie ist auf Kunststoffisolierungen für Kabel und Drähte spezialisiert und erzeugt insbesondere halbleitende, halogenfreie, flammhemmende (HFFR) gummi- und silanvulkanisierte Werkstoffe, hieß es in einer Aussendung

 

Lucrèce Foufopoulos, die im Vorstand der Borealis für das Polyolefingeschäft zuständig ist, begründete die Übernahme der Mehrheit an der DYM so: „Die Entkarbonisierung des Energiesektors schafft erhebliche Wachstumschancen für die globale Draht- und Kabelindustrie. Borealis und Borouge setzen sich weiterhin dafür ein, unsere Kunden in aller Welt mit dem umfassendsten Angebot zu unterstützen, um die Energiewende zu ermöglichen. Die DYM-Akquisition wird unser Angebot ergänzen, wodurch wir unsere Kunden besser bedienen können.“ Die Borealis könne damit ihre Erzeugungskapazitäten in den fraglichen Bereichen steigern und so die Versorgungssicherheit für die Kunden erhöhen, sich in der Region noch besser positionieren sowie ihr Angebot erweitern.

 

Dong-Ha Park, der Gründer und Vorstandschef der DYM, konstatierte, er betrachte die Borealis „als zuverlässigen und starken Partner mit einer ausgezeichneten Erfolgsbilanz in Verbindung mit Innovation und Kundenservice, und wir sind hocherfreut, dass das Geschäft erfolgreich abgeschlossen wurde“.

 

 

Alpbacher Technologiegespräche holen die Life Sciences auf die Bühne

Unter ungewöhnlichen Bedingungen gingen in diesem Jahr die Alpbacher Technologiegespräche über die Bühne. Deutlich zeigte sich dabei, dass – nicht zuletzt durch COVID-19 – die Life Sciences zurück auf der politischen Agenda sind.  

Die Teilnehmer des diesjährigen Forums Alpbach kommen – erstmals seit seiner Gründung 1945 – nicht im Tiroler Bergdorf zusammen, sondern verfolgen Vorträge und Podiumsdiskussion online und können sich über die Plattform Hopin mit Fragen und Diskussionsbeiträgen zu Wort melden. Einige der Podien finden physisch in Alpbach statt, einige in Wien, manche Referenten haben sich von Ihren jeweiligen Institutionen zugeschaltet.

Die Themenpalette der Technologiegespräche, die am 27. und 28. August stattfanden, reichte dabei von die von Forschungsförderung über Künstliche Intelligenz und Impfstoffentwicklung bis zur internationalen Zusammenarbeit in der Klimaforschung. Polareis-Experte Christian Haas (Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven) und Ozeanforscher Martin Visbeck (Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel) betonten etwa die Lücken im Verständnis des komplexen Wechselspiels zwischen Hydro- und Atmosphäre, die die Wissenschaft zu füllen versuche. Visbeck plädierte in diesem Zusammenhang dafür, wissenschaftliche Daten über alle Grenzen hinweg kostenlos zugänglich zu machen. Einig waren sich beide Forscher mit Klimaschutz-Ministerin Leonore Gewessler aber darin, dass das vorhandene Wissen ausreiche, um zu dringlichem Handeln zum Schutz der Atmosphäre aufzurufen.

 

Die wiederentdeckte gesellschaftliche Relevanz der Life Sciences

Die gesellschaftliche Relevanz, aber auch die Grenzen der biowissenschaftlichen Forschung standen in einer vom Wirtschaftsministerium organisierten Diskussionsrunde im Zentrum, bei der Matthias Beck (Institut für Systematische Theologie und Ethik der Uni Wien) und Sylvia Knapp (Professorin für Infektionsbiologie an der Medizinischen Universität Wien) der Frage nachgingen, nach welchen Kriterien ein Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 – wenn er einmal entwickelt ist – denn gerecht verteilt werden soll und wie ein fairer Preise dafür zustandekommt. Knapp plädierte für das Zusammenspannen von biowissenschaftlicher, juristischer und Public-Health-Kompetenz in einem Pandemieforschungszentrum nach dem Vorbild des deutschen Robert-Koch-Instituts. Zu Wort kam mit Erich Tauber, Geschäftsführer des vom US-Konzern MSD übernommenen Wiener Startups Themis auch einer, der sich in puncto COVID-Impfstoff nicht auf einen „aberwitzigen Wettlauf“ einlassen, sondern lieber langfristige eine „ausgezeichnete Lösung“ liefern will.

Die Life Sciences spielten auch in einer von der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur ecoplus organisierten Podiumsdiskussion zum Thema Wasser eine gewichtige Rolle: Gewässerökologen wie Martin Kainz (Wassercluster Lunz) untersuchen die aquatische Nahrungskette, Mikrobiologen wie Andreas Farnleitner (Karl-Landsteiner-Privatuniversität) die natürlichen, aber auch die schädlichen Bakterien, die im Wasser zu finden sind. Die Hygienikerin Regina Sommer (Medizinische Universität Wien) berichtete über Möglichkeiten der Desinfektion von Trinkwasser, Martin Brandl (Donau-Universität Krems) über den Einsatz der Sensortechnik zur Kontrolle von Parametren, die für eine sichere Trinkwasserversorgung erforderlich sind – einer Aufgabe, die angesichts von klimatischen Veränderungen und Bevölkerungskonzentration in den Ballungsräumen zur Herausforderung für Franz Dinhobl, Geschäftsführer des Versorgungsunternehmens EVN Wasser wird.

Auf einem weiteren Podium berichtete Komplexitätsforscher Stefan Thurner über die Probleme, die unzureichende Qualität und mangelnde Zugänglichkeit von Daten bei der epidemiologische Modellierung von COVID-19 bereiteten.

August 29th

Functional Foods: Welche Vorschriften gelten?

Der Konferenzanbieter IMH veranstaltet am 15. und 16. September ein Seminar zum Thema Nahrungsergänzungsmittel und Functional Foods. Die zweitägige Veranstaltung gibt einen Wegweiser durch das Dickicht an Vorschriften, das für diese Produktgruppen gilt.

Bringt man Nahrungsergänzungsmittel oder mit Vitaminen und anderen Stoffen angereicherte Lebensmittel auf den Markt – welche Vorschriften gelten dann? Bewegt man sich im Anwendungsgebiet von Anreicherungsverordnung und Nahrungsmittelergänzungsverordnung – oder hat man es mit dietätischen Lebensmitteln oder gar Arzneimitteln zu tun? Was kann und darf über Lebensmittel gesagt werden, was nicht? Und was muss gerade an Angaben und Kennzeichnungen auf der Verpackung zu finden sein?

Fragen wie diese werden vor dem Hintergrund der nationalen und europäischen Gesetzeslage behandelt und Anleitungen zur Produktentwicklung und -auslobung im Einklang mit der EU-Health-Claims-Verordnung nach dem „Do it yourself“-Prinzip gegeben. Die Veranstaltung findet im Arcotel Wimberger, 1070 Wien, statt.

 

Forum Pharma am 29. und 30. September

Hingewiesen sei auch bereits auf eine weitere zweitägige IMH-Konferenz: Am 29. und 30. September findet im NH Danube City das Forum Pharma statt, das Trends in der Reinraumtechnik und die aktuelle Situation auf dem Biosimilars-Markt beleuchtet.

 

 

August 26th

CD-Labor erzeugt CAR-T-Zellen mit neuartigen Rezeptoren

Kaum eröffnet, gibt es schon die ersten vielversprechenden Ergebnisse: Forscher des „CD-Labors für CAR-T-Zellen der nächsten Generation“ publizierten in der Fachzeitschrift Nature Communications die Entwicklung einer Plattform neuartiger CAR-T-Zellen mit Aviditäts-kontrollierten Rezeptoren, deren Zusammentreten aus zwei Untereinheiten sich überdies von außen kontrollieren lässt.

Ziel des im April eröffneten CD-Labors ist es, die im Bereich von Leukämien und Lymphomen schon erfolgreich angewandte CAR-T-Zelltherapie auch auf solide Tumoren anzuwenden. Dazu sollen die extrakorporal modifizierten patienteneigenen T-Zellen so weiterentwickelt werden, dass sie Krebszellen mit höherer Spezifität angreifen und die Toxizität gegenüber gesunden Körperzellen herabgesetzt ist.

Die nun publizierte Plattform lässt die Erzeugung von CAR-T-Zellen zu, deren Rezeptoren (CARs) eine von zwei Eigenschaften zeigen, die dem Ziel höherer Tumorspezifität dienen: Zum einen wird die sogenannte Avidität genutzt, also das Phänomen, dass bei Bindung eines T-Zell-Rezeptors an zwei (in diesem Fall unterschiedliche) Antigene die Bindungsstärke um ein Vielfaches gestärkt wird. Zum anderen hat das Team um Manfred Lehner (St. Anna Kinderkrebsforschung) und Michael Traxlmayr (Universität für Bodenkultur) CARs mit steuerbaren Schaltern realisiert, bei denen die Zusammenlagerung zweier Untereinheiten zum fertigen CAR durch die Gabe eines Arzneimittels ausgelöst werden kann.

 

 

Zuckerfabrik Leopoldsdorf: Bauern machen mobil

Die seitens der Agrana angekündige Schließung der Anlage soll verhindert werden. Dafür machen sich mittlerweile auch Regional-, Landes- und Bundespolitiker stark.

 

Die Zuckerfabrik der Agrana in Leopoldsdorf im Marchfelde muss erhalten bleiben, betonen Bauervertreter und Lokalpolitiker. Nach wochenlangen Gerüchten hatte der Stärke- und Zuckerkonzern am 25. August bekannt gegeben, die Fabrik nach Verarbeitung der heurigen Ernte schließen zu wollen. Dies sei aus wirtschaftlichen Gründen unumgänglich. Allerdings gebe es einen Ausweg: Die Agrana brauche bis spätestens November die Zusicherung, dass künftig auf zumindest 38.000 Hektar Zuckerrüben angebaut werden. Zuletzt lag die Anbaufläche laut Agrana bei 26.000 Hektar. Die Kosten der Schließung von Leopoldsdorf bezifferte der Konzern mit „bis zu 35 Millionen Euro, wovon bis zu 15 Millionen Euro liquiditätswirksam wären“. Der Hintergrund: Nach dem Auslaufen der Zuckermarktordnung der EU per Ende September 2017 erweiterte eine Reihe von Ländern ihre Zuckerproduktion. In der Folge fielen die Zuckerpreise auf etwa die Hälfte. Dies schlug sich auch in den letzten Bilanzen der Agrana nieder, wenngleich im Lauf des vergangenen Jahres eine gewisse Erholung zu verzeichnen war.

 

Der Präsident des Verbands „Die Rübenbauern“, Ernst Karpfinger, forderte dringlich einen „letzten Anlauf zur Rettung der Zuckerfabrik Leopoldsdorf“. Die Mitglieder seines Verbands seien bereit, die von der Agrana verlangten Flächen zu kontrahieren. Sie bräuchten dafür aber „unbedingt begleitende Maßnahmen von der Politik“. Konkret forderte Karpfinger „verlässliche Rahmenbedingungen beim Pflanzenschutz sowie finanzielle Unterstützung im Kampf gegen den Rüsselkäfer“. Gemeint ist damit unter anderem die (Wieder-)Zulassung bestimmter Neonicotinoide, die als besonders wirksam gegen den Rübenderbrüssler gelten. Dieser Käfer sorgt immer wieder für erhebliche Ernteausfälle. Karpfinger zufolge fehlt nicht zuletzt mit den „Neonics“, die unter dem seinerzeitigen Landwirtschaftsminister und nunmehrigen burgenländischen Landwirtschaftskammerpräsidenten Nikolaus Berlakovic verboten wurden, das „notwendige Werkzeug zum Arbeiten. Bei uns alles zu verbieten und dann Importe aus Ländern außerhalb der EU zuzulassen, die Pflanzenschutzmittel verwenden, die bei uns längst verboten sind, ist der falsche Weg, vernichtet heimische Wertschöpfung und Arbeitsplätze und ist unfair“.

Ähnlich äußerte sich Bauernbund-Präsident Georg Strasser. Ihm zufolge ist die Zuckerrübe „ein wichtiger Bestandteil in der Fruchtfolge, Böden profitieren vom Anbau dieser Kultur. Zudem ist sie ein wichtiger Einkommensfaktor im Ackerbau. Wir müssen alles tun, um diese wertvolle Pflanze und somit die gesamte Zuckerproduktion in Österreich zu erhalten“. Zuckerimporte aus Südamerika, wo Zucker aus Zuckerrohr wesentlich billiger erzeugt werden kann als Rübenzucker in Österreich, will Strasser „ nicht zulassen“.

 

„Katastrophe für Leopoldsdorf“

 

Der Bürgermeister von Leopoldsdorf, Clemens Nagel (SPÖ), sprach von einer „Katastrophe für die Marktgemeinde Leopoldsdorf im Marchfelde und die gesamte Region“. Ihm zufolge gingen mit der Schließung 150 Voll- sowie 100 Kampagnenarbeitsplätze verloren. Außerdem würde seine Kommune jährlich bis zu 300.000 Euro an Kommunalsteuer verlieren. Im Verein mit weiteren niederösterreichischen SPÖ-Politikern forderte Nagel Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger sowie den zuständigen niederösterreichischen Landesrat Stephan Pernkopf (beide ÖVP) zum „Tätigwerden“ auf.

 

Köstinger hatte bereits zuvor angekündigt, einen „Runden Tisch“ einzuberufen, bei dem die Angelegenheit geklärt werden soll.

 

Komplexe Strukturen

 

Detail am Rande: Die österreichischen Rübenbauern sind über die „Zucker und Stärke Holding AG“ (Z&S) nicht unmaßgeblich an der Agrana beteiligt. Der Z&S gehören 78,34 Prozent des Grundkapitals des Konzerns. Sie selbst steht zu 100 Prozent im Eigentum der Agrana Zucker, Stärke und Frucht Holding AG mit Sitz in Wien. An ihr hält die Zucker-Beteiligungsgesellschaft mbH (ZBG) 50 Prozent minus 1 Aktie, die ihrerseits der Agrana Zucker GmbH, einer Tochter der Agrana-Beteiligungs-AG gehört. Die übrigen 50 Prozent der Agrana Zucker, Stärke und Frucht Holding AG sind Eigentum der deutschen Südzucker AG.

Die ZBG wiederum gehört der Raiffeisen-Tochter Almara, der Marchfelder Zuckerfabriken GmbH, der Estezet-Beteiligungsgesellschaft, der Rübenproduzenten-Beteiligungs-GesmbH und der Leipnik-Lundenburger-Invest-Beteiligungs-AG, deren Generaldirektor der ehemalige Landwirtschaftsminister, Vizekanzler und ÖVP-Obmann Josef Pröll ist. Zwischen der Südzucker und der ZBG besteht ein Syndikatsvertrag, mit dem die beiden Gesellschaften ihre Stimmrechte gebündelt haben. Außerdem gibt es Übertragungsbeschränkungen für die Aktien sowie Nominierungsrechte für die Organe der Agrana und der Südzucker. Agrana-Generaldirektor Johann Marihart, der Anfang kommenden Jahres in Pension geht, ist Vorstand der Südzucker. Im Gegenzug ist Thomas Kölbl von der Südzucker im Vorstand der Agrana-Beteiligungs-AG tätig.

 

 

 

 

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