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February 4th, 2021

Borealis verdient weniger

Der Nettogewinn des Kunststoff- und Düngerkonzerns fiel von 2019 auf 2020 um rund 32 Prozent. Nach der Übernahme der Mehrheit durch die OMV wird das Stickstoffgeschäft verkauft.

 

Der Kunststoff- und Düngemittelkonzern Borealis erwirtschaftete nach eigenen Angaben 2020 einen Nettogewinn von rund 589 Millionen Euro. Gegenüber 2019 ist dies ein Rückgang um 32,4 Prozent. Der Umsatz fiel um 15,8 Prozent auf 6,82 Milliarden Euro. Begründet wird dies mit den infolge der COVID-19-Pandemie gefallenen Ölpreisen sowie damit verbundenen Lagerhaltungseffekten, aber auch den gesunkenen Polyolefinpreisen. Die Nachfrage nach Polyolefinen sei „trotz der Pandemie stabil“ geblieben, teilte die Borealis mit. „Angesichts der äußerst schwierigen Marktbedingungen aufgrund der Pandemie und des fallenden Ölpreises, der zu einer negativen Preis- und Lagerwertentwicklung beigetragen hat, ist das ein starkes Finanzergebnis“, resümierte Vorstandschef Alfred Stern.

 

Die heute präsentierte Bilanz der Borealis ist die letzte, die Stern zu verantworten hat. Er wechselt per 1. April in den Vorstand der OMV, die vergangenes Jahr ihren Anteil an der Borealis auf 75 Prozent aufstockte. Bei der OMV ist Stern für den neuen Bereich „Chemicals & Materials“ zuständig, der durch die Aufspaltung der bisherigen Sparte „Refining & Petrochemical Operations“ entsteht. Ob der dafür verantwortliche OMV-Vorstand Thomas Gangl, wie verschiedentlich kolportiert, zur Borealis wechselt, ist unklar. OMV-Generaldirektor Rainer Seele beschied bei der heutigen Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens knapp, er äußere sich nicht zu „Personalspekulationen“.

 

Seele zufolge soll sich die Borealis künftig auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, nämlich auf den Kunststoffbereich, der in Richtung Kreislaufwirtschaft ausgebaut wird. Das Stickstoffgeschäft wird dagegen verkauft. Dazu gehören die Düngemittelerzeugung sowie die Herstellung von technischen Stickstoffprodukte und Melamin. Vorerst nicht zum Verkauf stehen die Beteiligungen an Düngerfabriken in den Niederlanden und Belgien („Rosier“). Ingesamt erzeugt die Borealis rund fünf Millionen Tonnen Kunstdünger pro Jahr und verkauft diesen über 60 Lager in ganz Europa.

 

 

February 3rd

ECHA: Feuer frei ohne Blei

Die Europäische Chemikalienagentur erarbeitete einen neuen Vorschlag zur Einschränkung der Verwendung von Bleimunition bei Jagd und Sport. Sie will damit den jährlichen Eintrag von rund 85.000 Tonnen Blei in die Umwelt vermeiden.

 

Schärfere Bestimmungen zur Verwendung von Blei in Munition für Jagd und Sport sowie in Fischereiausrüstung schlägt die Europäische Chemikalienagentur ECHA vor. Sie trägt damit einem Auftrag der Europäischen Kommission Rechnung. Der ECHA zufolge verboten werden sollen der Verkauf und die Verwendung von Bleischrot für Jagd- und Sportzwecke, wobei eine fünfjährige Übergangsperiode vorgesehen ist. Für den sportlichen Einsatz von Bleimunition bei verschiedenen olympischen Disziplinen könnten laut ECHA Ausnahmebestimmungen eingeführt werden, jedoch nur unter Einhaltung von Maßnahmen zur Minimierung ihrer Umweltauswirkungen. Ferner schlägt die ECHA vor, die Verwendung von Bleikugeln und anderen Projektilen zu verbieten. Für kleine Kaliber soll eine Übergangsperiode von fünf Jahren gelten, für Großkaliber eine Übergangsperiode von 18 Monaten. Ausnahmen für das Verbot wären laut ECHA auch hinsichtlich dieser Munition nur bei entsprechenden Umweltschutzmaßnahmen zulässig, etwa dann, wenn Schießplätze über Kugelfänge verfügen.

Nicht von diesen Verboten betroffen wäre der Einsatz von Bleimunition welcher Art auch immer durch Angehörige und Einheiten des Militärs sowie durch die Polizei und sonstige Sicherheitskräfte.

 

Was die Fischerei betrifft, sollte nach Ansicht der ECHA die Verwendung von Bleiködern sowie bleihältigen Anglerloten untersagt werden.

 

Nach Ansicht der Agentur ließe sich durch die Umsetzung ihrer Vorschläge der Eintrag von etwa 85.000 Tonnen Blei pro Jahr (1,7 Millionen Tonnen über 20 Jahre hinweg gerechnet) in die Umwelt vermeiden. Die Kosten beziffert die ECHA mit insgesamt 260 Millionen bis 10,5 Milliarden Euro, je nach dem, welche Restriktionen eingeführt werden und welche Sektoren davon betrofffen sind.

 

Konsultation geplant

 

Voraussichtlich am 24. März beginnt eine sechsmonatige öffentliche Konsultation zu dem Vorschlag. Überdies wird dieser von den wissenschaftlichen Komitees der ECHA für Risikobewertung und für sozioökonomische Analysen geprüft. Die Ergebnisse sollen um die Mitte des kommenden Jahres vorliegen. Anschließend liegt es an den Mitgliedsstaaten der EU, über den Vorschlag zu befinden.

 

Wie die ECHA mitteilte, beschloss die EU-Kommission am 25. Jänner eine Verordnung zur Nutzung von bleihaltiger Munition in oder in der Nähe von Feuchtgebieten. Dieser zufolge ist das Verschießen von Munition mit einem Bleigehalt von mindestens einem Gewichtsprozent ab 15. Feber 2023 in Feuchtgebieten sowie in 100 Metern Umkreis um solche verboten. Untersagt ist weiters das „Mitführen solcher Munition während der Jagd in Feuchtgebieten oder auf dem Weg zur Jagd in Feuchtgebieten“. Besteht das Gebiet eines Staates mit Ausnahme seiner Hoheitsgewässer zu mindestens 20 Prozent aus Feuchtgebieten, kann er mit Geltung ab 15. Feber 2024 das Inverkehrbringen, Verschießen und Mitführen von Munition mit mindestens einem Gewichtsprozent Blei während der Jagd oder auf dem Weg zur Jagd verbieten. Das Erlassen eines solchen Verbots ist der Kommission bis 15. August 2023 zur Kenntnis zu bringen.

 

 

 

February 2nd

Sputnik V: Wirkung nachgewiesen

Bei der Zulassung des Impfstoffs in der Russländischen Föderation im August 2020 herrschte vielerorts Skepsis. Nun wurden Daten über eine Studie an fast 20.000 Personen veröffentlicht – auch in der Fachzeitschrift The Lancet.

 

Der COVID-19-Impfstoff Sputnik V des russländischen Gamaleya-Instituts zeigte in einer klinischen Studie unter 19.866 Personen eine Wirksamkeit von rund 91,6 Prozent. An der Studie nahmen auch 2.144 Personen im Alter von mehr als 60 Jahren teil, die ältesten Teilnehmer waren 87 Jahre alt. In dieser Gruppe wies Sputnik V eine Wirksamkeit von 91,8 Prozent auf. Das zeigen neue Daten, die auch in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht wurden.

 

Wie es seitens des Instituts hieß, bietet das Mittel „vollständigen Schutz“ gegen schwere Fälle von COVID-19. Die Nebenwirkungen seien zumeist „mild“ gewesen und hätten denen von Grippeimpfungen geähnelt. Kurzzeitig aufgetreten seien Reaktionen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen sowie Kraftlosigkeit.

 

Dem Institut zufolge kann Sputnik V bei Temperaturen zwischen zwei und acht Grad Celsius gelagert werden. Die Kosten für eine Verabreichung werden mit „weniger als zehn US-Dollar“ (weniger als 8,30 Euro) beziffert. Sputnik V sei damit einer der günstigsten COVID-19-Impfstoffe der Welt. Laut dem Gamaleya-Institut ist das Mittel in 16 Staaten zugelassen. Darunter sind die Russländische Föderation selbst, Weißrussland, Serbien, Ungarn, die Vereinigten Arabischen Emirate, Armenien, Bolivien, Tunesien und der Iran. Noch in der laufenden Woche soll die Impfung von Personen in zwölf Ländern beginnen, wie Ungarn, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bolivien, Armenien und dem Iran. Wie viele Personen in der Russländischen Föderation selbst bisher mit Sputnik V immunisiert wurden, ist unklar. Staatliche Stellen sprechen von etwa 1,5 Millionen Behandelten, andere Quellen von lediglich rund 300.000

 

Umfassend erforscht

 

Ausdrücklich betonte das Institut, bei Sputnik V handle es sich um einen auf Adenoviren beruhenden Vektor-Impfstoff. Die Sicherheit derartiger Substanzen sei in den vergangenen zwei Jahrzehnten in mehr als 250 klinischen Studien nachgewiesen worden. Bereits im Jahr 1953 habe die Entwicklung von Vektor-Impfstoffen begonnen. Um die Wirksamkeit von Sputnik V zu erhöhen, nutze dieses Mittel zwei Vektoren. So ließen sich Immunisierungseffekte nach der ersten Verabreichung vermeiden. Überdies werde eine „langfristige Immunantwort“ des menschlichen Körpers hervorgerufen.

 

In der Russländischen Föderation wurde Sputnik V bereits im August vergangenen Jahres zugelassen – als weltweit erster Impfstoff gegen COVID-19. In westlichen Ländern, darunter auch Österreich, äußerten sich Wissenschaftler und Politiker skeptisch. Verwiesen wurde auf den angeblichen Mangel an belastbaren Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit von Sputnik V. Gesundheitsminister Rudolf Anschober etwa verlautete damals, der Einsatz des „nicht ausreichend erprobten“ Mittels komme für die EU und damit auch Österreich nicht in Frage.

 

 

Wacker Chemie: „Sehr gut geschlagen“

Nach vorläufigen Berechnungen erwirtschaftete der Münchner Chemiekonzern nach dem Verlust von 2019 im Jahr 2020 rund 200 Millionen Euro Gewinn.

 

Die Münchner Wacker Chemie erwirtschaftete nach vorläufigen Berechnungen 2020 einen Gewinn von rund 200 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 hatte der Konzern einen Verlust von 630 Millionen Euro zu verkraften. Dieser ergab sich aus außerordentlichen Abschreibungen ihrer Anlagen zur Herstellung von Polysilizium infolge des Preisverfalls für dieses Material, das zur Produktion von Solarzellen für Photovoltaikanlagen dient.

 

Der Umsatz der Wacker Chemie lag 2020 mit 4,69 Milliarden Euro allerdings um etwa fünf Prozent unter jenem des Jahres 2019, was die Konzernführung mit den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie begründet. Vor allem im zweiten Quartal sei der Umsatz „stark“ zurückgegangen. Trotz der „robusten Nachfrage aus der Bauindustrie sowie bei Polysilicium“ im dritten und vierten Quartal sei es nicht gelungen, dies auszugleichen. Ihr Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) beziffert die Wacker Chemie mit rund 665 Millionen Euro, um 15 Prozent weniger als 2019. Dazu hieß es, 2019 habe die Wacker Versicherungsleistungen von 112,5 Millionen Euro für einen Schadensfall in ihrem Werk in der Kleinstadt Charleston nahe Cleveland im Südosten des US-amerikanischen Bundesstaats Tennessee verbuchen können, der sich 2017 ereignete. Im vergangenen Jahr seien dagegen keine positiven Sondereffekte in dieser Höhe aufgetreten.

Deutlich verbessert hat sich dem gegenüber das operative Ergebnis (EBIT), das bei 260 Millionen Euro lag. Im Jahr 2019 musste die Wacker Chemie dem gegenüber einen operativen Verlust von 536 Millionen Euro verbuchen, vor allem wegen der Sonderabschreibung bei den Polysilizium-Fabriken.

 

Vorstandschef Rudolf Staudigl resümierte, sein Unternehmen habe sich „gemessen an den gravierenden Auswirkungen, die die COVID-19-Pandemie auf die Weltwirtschaft hatte, sehr gut geschlagen. Die Aufstellung unseres Portfolios, mit der wir Schwächen in einzelnen Branchen zumindest zum Teil kompensieren konnten, hat sich in der gegenwärtigen Krise einmal mehr bewährt“. Überdies habe die Wacker Chemie im Zuge eines Effizienzprogramms ihr Ergebnis um mehr als 50 Millionen Euro verbessern können.

 

Angaben zum voraussichtlichen Ergebnis des ersten Quartals 2021 oder gar zum Jahresergebnis machte Staudigl nicht. Die endgültigen Zahlen für 2020 werden am 16. März veröffentlicht.

 

 

February 1st

Bayer: Impfstoffproduktion für Curevac

Der deutsche Pharma- und Agrochemiekonzern will bis Ende 2022 rund 160 Millionen Dosen des in Entwicklung befindlichen CVnCoV-Impfstoffs erzeugen, der gegen SARS-CoV-2 wirkt.

 

Der deutsche Pharma- und Agrochemiekonzern Bayer will bis Ende 2022 rund 160 Millionen Dosen des SARS-CoV-2-Impfstoffs CVnCoV erzeugen, den das Biotechnologieunternehmen Curevac entwickelt. Eventuell könnten die ersten Dosen bereits Ende des heurigen Jahres verfügbar sein, verlautete Stefan Oelrich, Vorstandsmitglied von Bayer und Leiter der Division Pharmaceuticals.

 

Bayer schloss Anfang Jänner einen Kooperations- und Servicevertrag mit Curevac. In dessen Rahmen sagt Bayer Curevac die Unterstützung bei der „weiteren Entwicklung und Bereitstellung“ von CVnCoV zu. Oelrich erläuterte, sein Unternehmen habe zwar bisher keine Impfstoffe produziert. Es verfüge jedoch über „ein starkes Know-how bei der Entwicklung von Biotech-Produkten“ und habe „die erforderlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten, den mRNA-basierten Impfstoff von Curevac herstellen zu können“. Nun würden entsprechende Produktionskapazitäten in Deutschland aufgebaut, unter anderem am Standort Wuppertal.

 

Curevac meldete am 11. Jänner, bei der Impfung von Rhesusaffen habe CVnCoV in einer geringeren Dosis gewirkt als in einer internationalen klinischen Phase-2b/3-Wirksamkeitsstudie.

 

 

January 29th

Agrana: Mühleisen folgt Marihart

Nach fast 30 Jahren an der Konzernspitze tritt Johann Marihart am 31. Mai in den Ruhestand. Er hat die Agrana entscheidend geprägt. Sein Nachfolger bringt über 20 Jahre Erfahrung im Nahrungs- und Genussmittelgeschäft mit.

 

Markus Mühleisen folgt Johann Marihart am 1. Juni an der Spitze des Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzerns Agrana. Laut einer Aussendung des Unternehmens wurde Mariharts Vorstandsvertrag um drei Monate, bis 31. Mai, verlängert. Mit Ablauf dieses Tages tritt Marihart in den Ruhestand. Er ist seit 1991 Vorstandsvorsitzender der Agrana und hat den Konzern maßgeblich geprägt. So verantwortete er dessen Expansion nach Mittel- und Osteuropa, den Einstieg ins Fruchtgeschäft sowie die Aufnahme der Produktion von Weizenstärke und Bioethanol. Im Jahr 1991 führte Marihart, der seine gesamte Berufslaufbahn in Unternehmen der heutigen Agrana zubrachte, diese an die Börse.

 

Aufsichtsratschef Erwin Hameseder zufolge ist „die erfolgreiche Entwicklung der Agrana aufs Engste mit Johann Marihart verbunden. Unter seiner Leitung wurde diese zu einem international erfolgreichen Industrieunternehmen. Der Umsatz hat sich in der Ära Marihart versiebenfacht“.

 

Mariharts Nachfolger Mühleisen stammt aus Düsseldorf. Er hat mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Nahrungs- und Genussmittelbranche, vor allem in den Bereichen Marketing und Strategie. Seit 2018 ist er Group-Vice President der internationalen Molkerei-Gruppe Arla Foods. Anlässlich seiner Bestellung zum Vorstandschef der Agrana sagte Mühleisen, diese sei „starkes, innovatives und gut positioniertes Unternehmen mit viel Potenzial. Ich freue mich sehr darauf, gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen und dem gesamten Agrana-Team das nächste Kapitel in der Erfolgsgeschichte des Unternehmens zu gestalten“. Unter anderem wird Mühleisen für Wirtschaftspolitik, Strategie, Personal und Kommunikation zuständig sein.

 

 

 

 

 

January 27th

Impfstofflieferungen: Pharmaindustrie wehrt sich

Der europäische Branchenverband EFPIA gibt EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides Konter. Lieferschwierigkeiten sind ihm zufolge bei so komplexen Produkten wie COVID-19-Vakzinen kaum zu vermeiden. 

 

Im Streit um die COVID-19-Impfstofflieferungen durch Astrazeneca ging EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides in die Vollen: Die Europäische Union habe „die rasche Entwicklung und Herstellung mehrerer Impfstoffe gegen COVID-19 mit insgesamt 2,7 Milliarden Euro unterstützt. Wir fordern klare Auskünfte über die Transaktionen und vollständige Transparenz hinsichtlich der Exporte von Impfstoffen aus der EU. Künftig müssen alle Unternehmen, die in der EU COVID-19-Impfstoffe herstellen, geplante Impfstoff-Exporte an Drittländer frühzeitig melden“. Ausgenommen seien lediglich humanitäre Lieferungen. Und, so fügte Kyriakides hinzu: „Die Europäische Union wird alle gebotenen Maßnahmen treffen, um ihre Bürger zu schützen und ihre Rechte zu wahren.“

 

Die Antwort der Pharmaindustrie ließ nicht lange auf sich warten. „Wir verstehen die Frustration, die die Berichte über die zeitweilige Liefereinschränkungen ausgelöst haben“ , beschied der europäische Pharmaindustrieverband EFPIA. Aber Lieferschwankungen ließen sich bei komplexen biologischen Arzneimitteln, bei deren Produktion mehrere Unternehmen zusammenarbeiten, nun einmal nicht vermeiden. Ohnehin arbeite die Branche Tag und Nacht daran, mit dieser Herausforderung zurecht zu kommen, die Herstellungskapazitäten zu erweitern und die Erzeugungsprozesse weiter zu verbessern. Es sei alles andere als einfach, Millionen von Europäern binnen kürzester Zeit mit sicheren und wirksamen Impfstoffen zu versorgen. Von der Entdeckung des Coronavirus SARS-CoV-2 bis zur Verfügbarkeit des ersten Vakzins seien gerade einmal zwölf Monate vergangen - „eine unglaubliche Errungenschaft“, was die Zusammenarbeit der forschenden Pharmaindustrie mit den EU-Institutionen, den Gesundheitssystemen und den Aufsichtsbehörden betreffe. Und seit der Zulassung des ersten Impfstoffs durch die European Medicines Agency (EMA) Ende Dezember 2020 habe die Pharmaindustrie nicht weniger als sieben Millionen Impfstoffdosen geliefert.

 

Zwar sei noch nicht klar, wie die EU ihre Exportbeschränkungen ausgestalten wolle. Keinesfalls aber dürften einschlägige Maßnahmen den Export oder auch den Import der Vakzine sowie der zu ihrer Herstellung notwendigen Sustanzen behindern, warnt die EFPIA. Denn dies wäre „wegen der globalen Lieferketten“ problematisch.

 

 

January 25th

MSD: Medikament statt Vakzin gegen SARS-CoV-2

Mit der Entwicklung von Impfstoffen gegen das Coronavirus ist der US-amerikanische Pharmakonzern nach eigener Einschätzung gescheitert. Bei den Arbeiten an Arzneimitteln zu dessen Bekämpfung sieht er jedoch Fortschritte.

 

Der US-amerikanische Pharmakonzern Merck (außerhalb der USA und Kanadas: Merck Sharp & Dohme, MSD) beendete seine Arbeiten an Impfstoffen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. Laut einer Aussendung erwiesen sich die beiden Wirkstoffkandidaten V590 und V591 in klinischen Phase-1-Studien zwar als gut verträglich. Die von ihnen hervorgerufene Immunantwort sei jedoch schwächer gewesen als jene von Impfstoffen bzw. Kandidaten der Konkurrenz. Wegen der Einstellung der Arbeit an den Impfstoffen entstehe dem Konzern eine finanzielle Belastung, die sich aber nicht auf die Bilanz auswirken werde. Die Resultate der Studien mit V590 und V591 würden in einem anerkannten Fachjournal veröffentlicht, kündigte MSD an,

 

Gleichzeitig betonte der Konzern, die Entwicklung von Arzneimitteln gegen die von SARS-CoV-2 verursachte COVID-19-Erkrankung fortzusetzen. Dafür stünden zwei Wirkstoffkandidaten zur Verfügung, nämlich MK-7110 und MK-4482 (Molnupiravir). An MK-4482 arbeitet MSD gemeinsam mit der in Miami im Bundesstaat Florida ansässigen Ridgeback Biotherapeutics. Ridgeback erhielt im vergangenen Dezember von der U. S. Food and Drug Administration (FDA) die Zulassung für ein Medikament gegen Ebola.

 

Mit MK-7110 läuft eine Phase-3-Studie, die laut MSD vielversprechende Zwischenergebnisse zeigte. So sei es gelungen, das Risiko des Versagen des Atmungssystems erheblich zu verringern. Die endgültigen Resultate der Studie erwartet der Konzern noch im laufenden Quartal. MK-4482 befindet sich gegenwärtig in einer Phase-2/3-Studie, deren Abschluss im Mai erfolgen soll. Mit ersten Ergebnissen wird im ersten Quartal gerechnet. MSD kündigte an, diese zu veröffentlichen, „wenn sie klinisch aussagekräftig sind“.

 

 

COVID-19: EU-Kommission plant weitere Verkehrsbeschränkungen

Erschwert werden sollen alle nicht notwendigen Reisen. Die „Green Lanes“ für den Güterverkehr will die Kommission aber weiter offenhalten.

 

Angesichts der in letzter Zeit entdeckten Mutationen des Coronavirus SARS-CoV-2 überlegt die Europäische Union die Einführung strikterer Verkehrsbeschränkungen. Das kündigten Justizkommissar Didier Reynders und „Innenkommissarin“ Ylva Johansson an. Reynders zufolge hält die EU-Kommission es für notwendig, die Vorgehensweisen der Mitgliedsstaaten (noch) besser zu koordinieren und nicht notwendige Reisen zu erschweren. „Grenzschließungen werden nicht helfen, gemeinsame Maßnahmen dagegen sehr wohl“, betonte der Justizkommissar.

 

Ähnlich wie bei der umstrittenen österreichischen „Corona-Ampel“ soll auch bei deren Gegenstück auf EU-Ebene eine zusätzliche Farbe zur Kennzeichnung besonders gefährdeter Regionen eingeführt werden, nämlich Dunkelrot. Die würde Gebiete kenntlich machen, in denen während eines 14-Tage-Zeitraums unter 100.000 auf SARS-CoV-2 getesteten Personen mehr als 500 mit dem Virus infiziert waren. Personen, die aus „dunkelroten“ Regionen in andere Gegenden der EU reisen, sollten laut Reynders und Johansson vor ihrer Ankunft am Bestimmungsort einen Virustest absolvieren und sich nach ihrer Ankunft in Quarantäne begeben müssen.

 

Angesichts der gesteigerten Testkapazitäten sollten auch Personen aus orange, rot oder grau eingefärbten Regionen, die in andere Gebiete der EU einreisen, vor ihrer Abreise getestet werden. Kehrt jemand in seinen Heimatstaat zurück, soll dieser den Test erst bei der Ankunft absolvieren müssen. Die Farbe der Gegend, aus der er einreist, spielt dabei keine Rolle.

 

Ausnahmen sehen die beiden Spitzenpolitiker für Personen vor, die in Grenzregionen leben und aus beruflichen oder familiären Gründen die jeweilige Grenze häufig überqueren müssen. Für sie soll es keine Pflicht zur Quarantäne geben, auch das Testen soll nur in „angemessenen zeitlichen Abständen“ erfolgen. Ist die epidemiologische Lage dies- und jenseits der Grenze gleich, können die Tests überhaupt entfallen.

 

„Green Lanes“ offenhalten

 

Weiterhin offenhalten sollten die EU-Mitgliedsstaaten die sogenannten „Green Lanes“ für den Güterverkehr. LKW-Fahrer und andere Personen, die mit der Abwicklung von Gütertransporten befasst sind, wären nach den Vorschägen Reynders´ und Johanssons von der Quarantäne sowie von der Testpflicht ausgenommen. Dasselbe würde für Personen auf der Durchreise durch ein EU-Mitgliedsland oder mehrere Mitgliedsländer gelten.

 

Personen, die aus Drittstaaten einreisen, müssten laut den Vorschlägen der EU-Kommission längstens 72 Stunden vor ihrer Abreise einen PCR-Test durchführen und den Einreisebehörden eine Bestätigung darüber vorlegen. EU-Bürger sowie andere Personen mit Wohnsitz in der EU inklusive ihrer Familienmitglieder könnten den Test auch bei der Ankunft absolvieren. Die Testpflicht ließe sich auch mit verpflichtender Quarantäne sowie der Vorgabe weiterer Tests bis zu 14 Tage nach der Ankunft kombinieren, konstatierten Reynders und Johansson. Für Angehörige des Transportgewerbes sehen sie auch für die Einreise aus Drittstaaten die oben genannten Ausnahmen vor. Allenfalls könnten diese zu Antigen-Schnelltests verpflichtet werden.

 

 

January 7th

COVID-Impfstoff: Curevac schließt Vereinbarung mit Bayer

Das deutsch-niederländische Biopharma-Unternehmen Curevac, das mit seinem Kandidaten CVnCoV im Impfstoff-Rennen gegen COVID-19 am Start ist, hat eine Kooperation mit Bayer geschlossen.

Die Vereinbarung sieht vor, dass Bayer im Zuge der klinischen Entwicklung und Vermarktung des Vakzins Fachwissen und Infrastruktur in der operativen Studiendurchführung, bei regulatorischen Aufgaben, im Bereich der Pharmakovigilanz, bei der Erstellung medizinischer Informationen und beim Etablieren der benötigten Lieferketten einbringt.

Inhaber der Marktzulassung für das Produkt innerhalb der Europäischen Union soll einer Aussendung zufolge Curevac sein, Bayer wird die Aktivitäten in ausgewählten Märkten unterstützen und erhält die Option, die Marktzulassung in Märkten außerhalb Europas zu übernehmen. Durch die Bündelung der Kräfte beider Unternehmen sollen nach Erhalt der Zulassungen weltweit mehrere hundert Millionen Dosen des Vakzins zur Verfügung zu stellen.

 

Phase-3-Studien laufen seit Dezember

Voraussetzung dafür ist freilich, dass eine am 14. Dezember begonnene zulassungsrelevante Phase 2b/3-Studie entsprechende Ergebnisse zeigt. In die randomisierte, Beobachter-verblindete und placebokontrollierte Sicherheits- und Wirksamkeitsstudie zu CVnCoV sollen 35.000 Teilnehmer an Standorten in Europa und Lateinamerika eingeschlossen werden. Diese international angelegte Studie wird durch eine weitere Phase-3-Studie mit mehr als 2.500 Mitarbeitern des Gesundheitswesens am Universitätsklinik Mainz ergänzt.

Curevac war gegenüber Mitbewerbern wie Biontech oder Moderna, die einen ähnlichen, auf mRNA-basierenden Impfstoffansatz gegen COVID-19 verfolgen, zuletzt zeitlich im Rückstand. Dass die operativ in Tübingen beheimatete Biotech-Firma keinen großen Pharmakonzern an der Seite hat, wurde von Branchenbeobachtern als logistischer Nachteil gewertet. Diese Lücke hat man mit der aktuellen Vereinbarung geschlossen.

 

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