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February 2nd, 2021

Wacker Chemie: „Sehr gut geschlagen“

Nach vorläufigen Berechnungen erwirtschaftete der Münchner Chemiekonzern nach dem Verlust von 2019 im Jahr 2020 rund 200 Millionen Euro Gewinn.

 

Die Münchner Wacker Chemie erwirtschaftete nach vorläufigen Berechnungen 2020 einen Gewinn von rund 200 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 hatte der Konzern einen Verlust von 630 Millionen Euro zu verkraften. Dieser ergab sich aus außerordentlichen Abschreibungen ihrer Anlagen zur Herstellung von Polysilizium infolge des Preisverfalls für dieses Material, das zur Produktion von Solarzellen für Photovoltaikanlagen dient.

 

Der Umsatz der Wacker Chemie lag 2020 mit 4,69 Milliarden Euro allerdings um etwa fünf Prozent unter jenem des Jahres 2019, was die Konzernführung mit den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie begründet. Vor allem im zweiten Quartal sei der Umsatz „stark“ zurückgegangen. Trotz der „robusten Nachfrage aus der Bauindustrie sowie bei Polysilicium“ im dritten und vierten Quartal sei es nicht gelungen, dies auszugleichen. Ihr Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) beziffert die Wacker Chemie mit rund 665 Millionen Euro, um 15 Prozent weniger als 2019. Dazu hieß es, 2019 habe die Wacker Versicherungsleistungen von 112,5 Millionen Euro für einen Schadensfall in ihrem Werk in der Kleinstadt Charleston nahe Cleveland im Südosten des US-amerikanischen Bundesstaats Tennessee verbuchen können, der sich 2017 ereignete. Im vergangenen Jahr seien dagegen keine positiven Sondereffekte in dieser Höhe aufgetreten.

Deutlich verbessert hat sich dem gegenüber das operative Ergebnis (EBIT), das bei 260 Millionen Euro lag. Im Jahr 2019 musste die Wacker Chemie dem gegenüber einen operativen Verlust von 536 Millionen Euro verbuchen, vor allem wegen der Sonderabschreibung bei den Polysilizium-Fabriken.

 

Vorstandschef Rudolf Staudigl resümierte, sein Unternehmen habe sich „gemessen an den gravierenden Auswirkungen, die die COVID-19-Pandemie auf die Weltwirtschaft hatte, sehr gut geschlagen. Die Aufstellung unseres Portfolios, mit der wir Schwächen in einzelnen Branchen zumindest zum Teil kompensieren konnten, hat sich in der gegenwärtigen Krise einmal mehr bewährt“. Überdies habe die Wacker Chemie im Zuge eines Effizienzprogramms ihr Ergebnis um mehr als 50 Millionen Euro verbessern können.

 

Angaben zum voraussichtlichen Ergebnis des ersten Quartals 2021 oder gar zum Jahresergebnis machte Staudigl nicht. Die endgültigen Zahlen für 2020 werden am 16. März veröffentlicht.

 

 

February 1st

Bayer: Impfstoffproduktion für Curevac

Der deutsche Pharma- und Agrochemiekonzern will bis Ende 2022 rund 160 Millionen Dosen des in Entwicklung befindlichen CVnCoV-Impfstoffs erzeugen, der gegen SARS-CoV-2 wirkt.

 

Der deutsche Pharma- und Agrochemiekonzern Bayer will bis Ende 2022 rund 160 Millionen Dosen des SARS-CoV-2-Impfstoffs CVnCoV erzeugen, den das Biotechnologieunternehmen Curevac entwickelt. Eventuell könnten die ersten Dosen bereits Ende des heurigen Jahres verfügbar sein, verlautete Stefan Oelrich, Vorstandsmitglied von Bayer und Leiter der Division Pharmaceuticals.

 

Bayer schloss Anfang Jänner einen Kooperations- und Servicevertrag mit Curevac. In dessen Rahmen sagt Bayer Curevac die Unterstützung bei der „weiteren Entwicklung und Bereitstellung“ von CVnCoV zu. Oelrich erläuterte, sein Unternehmen habe zwar bisher keine Impfstoffe produziert. Es verfüge jedoch über „ein starkes Know-how bei der Entwicklung von Biotech-Produkten“ und habe „die erforderlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten, den mRNA-basierten Impfstoff von Curevac herstellen zu können“. Nun würden entsprechende Produktionskapazitäten in Deutschland aufgebaut, unter anderem am Standort Wuppertal.

 

Curevac meldete am 11. Jänner, bei der Impfung von Rhesusaffen habe CVnCoV in einer geringeren Dosis gewirkt als in einer internationalen klinischen Phase-2b/3-Wirksamkeitsstudie.

 

 

January 29th

Agrana: Mühleisen folgt Marihart

Nach fast 30 Jahren an der Konzernspitze tritt Johann Marihart am 31. Mai in den Ruhestand. Er hat die Agrana entscheidend geprägt. Sein Nachfolger bringt über 20 Jahre Erfahrung im Nahrungs- und Genussmittelgeschäft mit.

 

Markus Mühleisen folgt Johann Marihart am 1. Juni an der Spitze des Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzerns Agrana. Laut einer Aussendung des Unternehmens wurde Mariharts Vorstandsvertrag um drei Monate, bis 31. Mai, verlängert. Mit Ablauf dieses Tages tritt Marihart in den Ruhestand. Er ist seit 1991 Vorstandsvorsitzender der Agrana und hat den Konzern maßgeblich geprägt. So verantwortete er dessen Expansion nach Mittel- und Osteuropa, den Einstieg ins Fruchtgeschäft sowie die Aufnahme der Produktion von Weizenstärke und Bioethanol. Im Jahr 1991 führte Marihart, der seine gesamte Berufslaufbahn in Unternehmen der heutigen Agrana zubrachte, diese an die Börse.

 

Aufsichtsratschef Erwin Hameseder zufolge ist „die erfolgreiche Entwicklung der Agrana aufs Engste mit Johann Marihart verbunden. Unter seiner Leitung wurde diese zu einem international erfolgreichen Industrieunternehmen. Der Umsatz hat sich in der Ära Marihart versiebenfacht“.

 

Mariharts Nachfolger Mühleisen stammt aus Düsseldorf. Er hat mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Nahrungs- und Genussmittelbranche, vor allem in den Bereichen Marketing und Strategie. Seit 2018 ist er Group-Vice President der internationalen Molkerei-Gruppe Arla Foods. Anlässlich seiner Bestellung zum Vorstandschef der Agrana sagte Mühleisen, diese sei „starkes, innovatives und gut positioniertes Unternehmen mit viel Potenzial. Ich freue mich sehr darauf, gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen und dem gesamten Agrana-Team das nächste Kapitel in der Erfolgsgeschichte des Unternehmens zu gestalten“. Unter anderem wird Mühleisen für Wirtschaftspolitik, Strategie, Personal und Kommunikation zuständig sein.

 

 

 

 

 

January 27th

Impfstofflieferungen: Pharmaindustrie wehrt sich

Der europäische Branchenverband EFPIA gibt EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides Konter. Lieferschwierigkeiten sind ihm zufolge bei so komplexen Produkten wie COVID-19-Vakzinen kaum zu vermeiden. 

 

Im Streit um die COVID-19-Impfstofflieferungen durch Astrazeneca ging EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides in die Vollen: Die Europäische Union habe „die rasche Entwicklung und Herstellung mehrerer Impfstoffe gegen COVID-19 mit insgesamt 2,7 Milliarden Euro unterstützt. Wir fordern klare Auskünfte über die Transaktionen und vollständige Transparenz hinsichtlich der Exporte von Impfstoffen aus der EU. Künftig müssen alle Unternehmen, die in der EU COVID-19-Impfstoffe herstellen, geplante Impfstoff-Exporte an Drittländer frühzeitig melden“. Ausgenommen seien lediglich humanitäre Lieferungen. Und, so fügte Kyriakides hinzu: „Die Europäische Union wird alle gebotenen Maßnahmen treffen, um ihre Bürger zu schützen und ihre Rechte zu wahren.“

 

Die Antwort der Pharmaindustrie ließ nicht lange auf sich warten. „Wir verstehen die Frustration, die die Berichte über die zeitweilige Liefereinschränkungen ausgelöst haben“ , beschied der europäische Pharmaindustrieverband EFPIA. Aber Lieferschwankungen ließen sich bei komplexen biologischen Arzneimitteln, bei deren Produktion mehrere Unternehmen zusammenarbeiten, nun einmal nicht vermeiden. Ohnehin arbeite die Branche Tag und Nacht daran, mit dieser Herausforderung zurecht zu kommen, die Herstellungskapazitäten zu erweitern und die Erzeugungsprozesse weiter zu verbessern. Es sei alles andere als einfach, Millionen von Europäern binnen kürzester Zeit mit sicheren und wirksamen Impfstoffen zu versorgen. Von der Entdeckung des Coronavirus SARS-CoV-2 bis zur Verfügbarkeit des ersten Vakzins seien gerade einmal zwölf Monate vergangen - „eine unglaubliche Errungenschaft“, was die Zusammenarbeit der forschenden Pharmaindustrie mit den EU-Institutionen, den Gesundheitssystemen und den Aufsichtsbehörden betreffe. Und seit der Zulassung des ersten Impfstoffs durch die European Medicines Agency (EMA) Ende Dezember 2020 habe die Pharmaindustrie nicht weniger als sieben Millionen Impfstoffdosen geliefert.

 

Zwar sei noch nicht klar, wie die EU ihre Exportbeschränkungen ausgestalten wolle. Keinesfalls aber dürften einschlägige Maßnahmen den Export oder auch den Import der Vakzine sowie der zu ihrer Herstellung notwendigen Sustanzen behindern, warnt die EFPIA. Denn dies wäre „wegen der globalen Lieferketten“ problematisch.

 

 

January 25th

MSD: Medikament statt Vakzin gegen SARS-CoV-2

Mit der Entwicklung von Impfstoffen gegen das Coronavirus ist der US-amerikanische Pharmakonzern nach eigener Einschätzung gescheitert. Bei den Arbeiten an Arzneimitteln zu dessen Bekämpfung sieht er jedoch Fortschritte.

 

Der US-amerikanische Pharmakonzern Merck (außerhalb der USA und Kanadas: Merck Sharp & Dohme, MSD) beendete seine Arbeiten an Impfstoffen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. Laut einer Aussendung erwiesen sich die beiden Wirkstoffkandidaten V590 und V591 in klinischen Phase-1-Studien zwar als gut verträglich. Die von ihnen hervorgerufene Immunantwort sei jedoch schwächer gewesen als jene von Impfstoffen bzw. Kandidaten der Konkurrenz. Wegen der Einstellung der Arbeit an den Impfstoffen entstehe dem Konzern eine finanzielle Belastung, die sich aber nicht auf die Bilanz auswirken werde. Die Resultate der Studien mit V590 und V591 würden in einem anerkannten Fachjournal veröffentlicht, kündigte MSD an,

 

Gleichzeitig betonte der Konzern, die Entwicklung von Arzneimitteln gegen die von SARS-CoV-2 verursachte COVID-19-Erkrankung fortzusetzen. Dafür stünden zwei Wirkstoffkandidaten zur Verfügung, nämlich MK-7110 und MK-4482 (Molnupiravir). An MK-4482 arbeitet MSD gemeinsam mit der in Miami im Bundesstaat Florida ansässigen Ridgeback Biotherapeutics. Ridgeback erhielt im vergangenen Dezember von der U. S. Food and Drug Administration (FDA) die Zulassung für ein Medikament gegen Ebola.

 

Mit MK-7110 läuft eine Phase-3-Studie, die laut MSD vielversprechende Zwischenergebnisse zeigte. So sei es gelungen, das Risiko des Versagen des Atmungssystems erheblich zu verringern. Die endgültigen Resultate der Studie erwartet der Konzern noch im laufenden Quartal. MK-4482 befindet sich gegenwärtig in einer Phase-2/3-Studie, deren Abschluss im Mai erfolgen soll. Mit ersten Ergebnissen wird im ersten Quartal gerechnet. MSD kündigte an, diese zu veröffentlichen, „wenn sie klinisch aussagekräftig sind“.

 

 

COVID-19: EU-Kommission plant weitere Verkehrsbeschränkungen

Erschwert werden sollen alle nicht notwendigen Reisen. Die „Green Lanes“ für den Güterverkehr will die Kommission aber weiter offenhalten.

 

Angesichts der in letzter Zeit entdeckten Mutationen des Coronavirus SARS-CoV-2 überlegt die Europäische Union die Einführung strikterer Verkehrsbeschränkungen. Das kündigten Justizkommissar Didier Reynders und „Innenkommissarin“ Ylva Johansson an. Reynders zufolge hält die EU-Kommission es für notwendig, die Vorgehensweisen der Mitgliedsstaaten (noch) besser zu koordinieren und nicht notwendige Reisen zu erschweren. „Grenzschließungen werden nicht helfen, gemeinsame Maßnahmen dagegen sehr wohl“, betonte der Justizkommissar.

 

Ähnlich wie bei der umstrittenen österreichischen „Corona-Ampel“ soll auch bei deren Gegenstück auf EU-Ebene eine zusätzliche Farbe zur Kennzeichnung besonders gefährdeter Regionen eingeführt werden, nämlich Dunkelrot. Die würde Gebiete kenntlich machen, in denen während eines 14-Tage-Zeitraums unter 100.000 auf SARS-CoV-2 getesteten Personen mehr als 500 mit dem Virus infiziert waren. Personen, die aus „dunkelroten“ Regionen in andere Gegenden der EU reisen, sollten laut Reynders und Johansson vor ihrer Ankunft am Bestimmungsort einen Virustest absolvieren und sich nach ihrer Ankunft in Quarantäne begeben müssen.

 

Angesichts der gesteigerten Testkapazitäten sollten auch Personen aus orange, rot oder grau eingefärbten Regionen, die in andere Gebiete der EU einreisen, vor ihrer Abreise getestet werden. Kehrt jemand in seinen Heimatstaat zurück, soll dieser den Test erst bei der Ankunft absolvieren müssen. Die Farbe der Gegend, aus der er einreist, spielt dabei keine Rolle.

 

Ausnahmen sehen die beiden Spitzenpolitiker für Personen vor, die in Grenzregionen leben und aus beruflichen oder familiären Gründen die jeweilige Grenze häufig überqueren müssen. Für sie soll es keine Pflicht zur Quarantäne geben, auch das Testen soll nur in „angemessenen zeitlichen Abständen“ erfolgen. Ist die epidemiologische Lage dies- und jenseits der Grenze gleich, können die Tests überhaupt entfallen.

 

„Green Lanes“ offenhalten

 

Weiterhin offenhalten sollten die EU-Mitgliedsstaaten die sogenannten „Green Lanes“ für den Güterverkehr. LKW-Fahrer und andere Personen, die mit der Abwicklung von Gütertransporten befasst sind, wären nach den Vorschägen Reynders´ und Johanssons von der Quarantäne sowie von der Testpflicht ausgenommen. Dasselbe würde für Personen auf der Durchreise durch ein EU-Mitgliedsland oder mehrere Mitgliedsländer gelten.

 

Personen, die aus Drittstaaten einreisen, müssten laut den Vorschlägen der EU-Kommission längstens 72 Stunden vor ihrer Abreise einen PCR-Test durchführen und den Einreisebehörden eine Bestätigung darüber vorlegen. EU-Bürger sowie andere Personen mit Wohnsitz in der EU inklusive ihrer Familienmitglieder könnten den Test auch bei der Ankunft absolvieren. Die Testpflicht ließe sich auch mit verpflichtender Quarantäne sowie der Vorgabe weiterer Tests bis zu 14 Tage nach der Ankunft kombinieren, konstatierten Reynders und Johansson. Für Angehörige des Transportgewerbes sehen sie auch für die Einreise aus Drittstaaten die oben genannten Ausnahmen vor. Allenfalls könnten diese zu Antigen-Schnelltests verpflichtet werden.

 

 

January 7th

COVID-Impfstoff: Curevac schließt Vereinbarung mit Bayer

Das deutsch-niederländische Biopharma-Unternehmen Curevac, das mit seinem Kandidaten CVnCoV im Impfstoff-Rennen gegen COVID-19 am Start ist, hat eine Kooperation mit Bayer geschlossen.

Die Vereinbarung sieht vor, dass Bayer im Zuge der klinischen Entwicklung und Vermarktung des Vakzins Fachwissen und Infrastruktur in der operativen Studiendurchführung, bei regulatorischen Aufgaben, im Bereich der Pharmakovigilanz, bei der Erstellung medizinischer Informationen und beim Etablieren der benötigten Lieferketten einbringt.

Inhaber der Marktzulassung für das Produkt innerhalb der Europäischen Union soll einer Aussendung zufolge Curevac sein, Bayer wird die Aktivitäten in ausgewählten Märkten unterstützen und erhält die Option, die Marktzulassung in Märkten außerhalb Europas zu übernehmen. Durch die Bündelung der Kräfte beider Unternehmen sollen nach Erhalt der Zulassungen weltweit mehrere hundert Millionen Dosen des Vakzins zur Verfügung zu stellen.

 

Phase-3-Studien laufen seit Dezember

Voraussetzung dafür ist freilich, dass eine am 14. Dezember begonnene zulassungsrelevante Phase 2b/3-Studie entsprechende Ergebnisse zeigt. In die randomisierte, Beobachter-verblindete und placebokontrollierte Sicherheits- und Wirksamkeitsstudie zu CVnCoV sollen 35.000 Teilnehmer an Standorten in Europa und Lateinamerika eingeschlossen werden. Diese international angelegte Studie wird durch eine weitere Phase-3-Studie mit mehr als 2.500 Mitarbeitern des Gesundheitswesens am Universitätsklinik Mainz ergänzt.

Curevac war gegenüber Mitbewerbern wie Biontech oder Moderna, die einen ähnlichen, auf mRNA-basierenden Impfstoffansatz gegen COVID-19 verfolgen, zuletzt zeitlich im Rückstand. Dass die operativ in Tübingen beheimatete Biotech-Firma keinen großen Pharmakonzern an der Seite hat, wurde von Branchenbeobachtern als logistischer Nachteil gewertet. Diese Lücke hat man mit der aktuellen Vereinbarung geschlossen.

 

Moderna-Impfstoff: AGES sichert Qualität

Die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit spielt für die Gewährleistung gleichbleibender Qualität des Vakzins für die gesamte EU eine maßgebliche Rolle.

 

Die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) prüft die einzelnen Chargen des am 6. Jänner zugelassenen COVID-19-Impfstoffs und gibt diese für die gesamte EU frei. Das berichtete Christa Wirthumer-Hoche, die Leiterin des Geschäftsfelds Medizinmarktaufsicht der AGES und Vorsitzende des Management-Boards der European Medicines Agency (EMA), am 7. Jänner bei einer Pressekonferenz in Wien. Ihr zufolge fungiert die AGES hinsichtlich des Impfstoffs des US-Konzerns Moderna als offizielles Kontrolllabor. Sie prüft, ob die Chargen den Anforderungen der EMA hinsichtlich der Identität, des Aussehens und des Impfstoffgehalts entsprechen. „Die Bevölkerung kann versichert sein, dass die Chargen auf Herz und Nieren geprüft werden“, betonte Wirthumer-Hoche: „Wir stellen die gleichbleibende Qualität des Impfstoffs sicher.“

Gesundheitsminister Rudolf Anschober dankte der AGES für ihre „phantastische Arbeit“. Dass diese als zentrales Kontrolllabor fungiere, sei „eine große Verantwortung, aber auch eine große Auszeichnung. Da kann man nur gratulieren“.

 

Anschober zufolge wird Österreich im Lauf des ersten Quartals rund eine Million Dosen des Impfstoffs von Biontech-Pfizer sowie etwa 200.000 Dosen von Moderna erhalten. Die Zulassung des Vakzins von AstraZeneca erwartet Anschober „hoffentlich im Februar“. Bis Ende des 10. Jänner sollen rund 30.000 Personen geimpft werden. Dann beginne die Impfung in der Breite, zunächst in den Alten- und Pflegeheimen. Anschließend würden die Mitarbeiter der Gesundheitsbereiche immunisiert, in der Folge die Personen im Alter von mehr als 80 Jahren, die nicht in Heimen wohnen. Im Lauf des Sommers möchte Anschober allen Personen in Österreich die Möglichkeit geben, sich impfen zu lassen, „wenn sie das wollen“. So soll gewährleistet werden, „dass wir nie wieder etwas erleben wie die zweite Welle im vergangenen Herbst“.

 

Rücktritt kein Thema

 

Clemens-Martin Auer, der Sonderbeauftragte im Gesundheitsministerium, betonte, die Europäische Union habe keineswegs zu wenig Impfstoffdosen geordert. Bestellt seien rund zwei Milliarden Dosen, von denen 18 Millionen auf Österreich entfielen. Allerdings seien die Hersteller zurzeit noch nicht in der Lage, alle Bestellungen ausreichend schnell zu bedienen. Immerhin habe die Pharmabranche etwa 2,7 Milliarden Euro in neue Impfstofffabriken investiert. Biontech-Pfizer beispielsweise könne bald an vier Produktionsstätten COVID-19-Impfstoff erzeugen statt wie bisher an nur einer Produktionsstätte. Vehement verwahrte sich Auer gegen den Vorwurf, „dass irgendwo hunderttausende Dosen herumliegen. Wahr ist: Die zweite Lieferung von Biontech-Pfizer ist erst heute ins Land gekommen“.

 

Zu Rücktrittsaufforderungen seitens der NEOS angesichts des aus deren Sicht verunglückten Starts der Impfungen beschied Anschober knapp, jede Oppositionspartei müsse „selbst entscheiden, welche Politik sie macht“. Auch Auer abzulösen, wie dies verschiedentlich verlangt wurde, sei kein Thema: „Ich schätze mein Team sehr.“

 

Pharmig wünscht „Herdenimmunität“

 

Der Generalsekretär des Pharmaindustrieverbands Pharmig, Alexander Herzog, bezeichnete die Zulassung des Moderna-Impfstoffs als „äußerst positiven Start ins neue Jahr, und zwar für die gesamte Bevölkerung. Denn jetzt, mit einem zweiten Impfstoff, kann die erste Phase der Impfstrategie noch schneller umgesetzt werden. Das bedeutet, dass in noch kürzerer Zeit mehr Personen gegen die Folgen einer COVID-19-Infektion geschützt werden können, allen voran ältere Personen und die Beschäftigten in Pflege- und Gesundheitseinrichtungen“. Herzog zufolge kann das Vakzin bei minus 20 Grad gelagert werden. Wird es vollständig aufgetaut, ist es vor der ersten Anwendung bis zu 30 Tage lang bei zwei bis acht Grad im Kühlschrank lagerfähig. Zu hoffen ist laut Herzog, „dass wir eine Durchimpfungsrate von über 60 Prozent erreichen, um eine Herdenimmunität aufzubauen. Dann wären auch jene geschützt, die sich etwa aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können“.

 

 

Dezember 22nd, 2020

Pharmig: „Große Freude“ über Impfstoffzulassung

Der Pharmaindustrieverband lobt die Zusammenarbeit der Branche und der Behörden bei der raschen Verfügbarmachung eines Vakzins gegen COVID-19. Schon Anfang Jänner prüft die EMA weitere Zulassungen.

 

„Unsere Freude über die Zulassung eines ersten COVID-19-Impfstoffes für die EU-27 ist groß. Damit haben wir einen der wichtigsten Meilensteine zur Bekämpfung der Pandemie erreicht. Jetzt ist es uns möglich, umfassend gegen die gesundheitlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie anzukämpfen“, betont Alexander Herzog, der Generalsekretär des österreichischen Pharmaindustrieverbands Pharmig. Um zu einer derart raschen Zulassung zu kommen, hätten die Unternehmen der Branche sowie die Arzneimittelsicherheitsbehörden in aller Welt „vorbildlich“ zusammengearbeitet. Bereits Anfang Jänner berate der zuständige Ausschuss der European Medicines Agency (EMA) über weitere Zulassungen.

 

Laut Herzog erhält Österreich wie alle anderen EU-Mitgliedsstaaten vorerst 10.000 Impfstoffdosen, mit denen das Gesundheitspersonal sowie Menschen in Alten- und Pflegeheimen und andere besonders gefährdete Gruppen immunisiert werden. In weiterer Folge bekomme Österreich genug Impfstoff(e), um die gesamte Bevölkerung zu schützen. Herzog appellierte an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen: „Eine Entscheidung für die Impfung dient dem eigenen Schutz, sie dient aber immer auch dem Schutze jener, die nicht geimpft werden können.“

 

Die schnelle Bereitstellung der Vakzine ist Herzog zufolge vor allem der weltweiten Zusammenarbeit der Unternehmen und Behörden, den raschen Genehmigungen der Studiendesigns, der gleichzeitigen Durchführung von Studien in einer Reihe von Forschungszentren und Staaten sowie den „frühzeitigen, phasenübergreifenden und parallel laufenden Bewertungen der Zulassungsbehörden“ geschuldet. Überdies habe großes Interesse von seiten Freiwilliger bestanden, an den Studien teilzunehmen. „Mehrere zehntausend“ Personen hätten sich dazu bereitgefunden. Ausdrücklich betonte Herzog, sämtliche Sicherheitsvorgaben seien wie gewohnt eingehalten worden. Jedoch hätten die Unternehmen „die Intervalle des Datentransfers an die Behörden verkürzt“. Die Behörden selbst wiederum hätten die Entwicklung der Impfstoffe bevorzugt behandelt.

 

 

Dezember 17th

Branchenverband Biotech Austria gegründet

30 österreichische Biotechnologie-Unternehmen haben sich zum Branchenverband „Biotech Austria“ zusammengeschlossen, der die Interessen der Szene bündeln und mit Politik und Wirtschaft kooperieren will.

Seit rund 20 Jahren gibt es in der österreichischen Life-Sciences-Branche eine florierende Gründerszene. Das Geschäftsmodell „Biotech-Unternehmen“ hat seit damals auch hierzulande einen fruchtbaren Boden gefunden. Zahlreiche Unternehmen, die meist im Umfeld akademischer Forschungseinrichtungen entstanden, trieben Produkt- und Plattformideen voran, eine Landschaft von Investoren und Unterstützungsstrukturen der öffentlichen Hand nähren die jungen Pflänzchen. So manches einstige Startup-Unternehmen ist zu beachtlicher Größe herangewachsen.

Einen kleinen organisatorischen Anker fanden größere und kleinere Biotechnologie-Unternehmen vor einiger Zeit in der beim Fachverband der chemischen Industrie angesiedelten Plattform „Austrian Biotech Industry“. Davon abgesehen, gab es bislang aber keine eigenständige Interessensvertretung der österreichischen Life-Sciences-Szene. Diese Lücke will der neu gegründete Branchenverband „Biotech Austria“ füllen. Auf Initiative der Firmen Apeiron Biologics, Haplogen Bioscience, Hookipa Pharma und Lexogen fanden sich 30 Gründungsmitglieder zusammen, die durchwegs aus dem Bereich der jungen, innovativen Biotech-Unternehmen stammen.

 

Hohe gesellschaftliche Bedeutung

Zielsetzung der Verbandsgründer ist, den heimischen Wirtschaftszweig im In- und Ausland zu repräsentieren, die Interessen zu bündeln und mit Politik, Wissenschaft und Gesellschaft in Dialog zu treten. „Biotechnologie spielt eine immense Rolle für das Wohlergehen der Menschen, die öffentliche Gesundheit und damit für die Wirtschaft“, sagt dazu Peter Llewellyn-Davies, Präsident der von Biotech Austria und CEO der Apeiron Biologics AG. In diesem Jahr habe die Corona-Pandemie besonders verdeutlicht, wie lebenswichtig Innovationen der Biotechnologie seien. Die Entwicklung und Zulassung des ersten SARS-CoV-2-Impfstoffs in weniger als einem Jahr würden die großen Potentiale und die Schlagkraft der Industrie zeigen.

Als außerordentliches Gründungsmitglied ist auch der Verband der pharmazeutischen Industrie Pharmig mit an Bord. „Die Biotech-Branche ist von hoher Bedeutung für den heimischen Forschungs- und Wirtschaftsstandort. Seit 2010 hat sich die Anzahl der Unternehmen in diesem Bereich beinahe verdoppelt“, sagt dazu Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog. Mittlerweile seien rund 150 Unternehmen mit etwa 2.000 Mitarbeitern der Biotechnologie-Landschaft zuzurechnen. Die Gründung eines eigenen Verbands für dieses standortaktive Branche sei demnach nur folgerichtig und ein begrüßenswerter Schritt. Die Zusammenarbeit mit weiteren österreichischen Verbänden und Clustern sowie mit internationalen Biotech-Organisationen ist geplant.

 

 

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