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March 18th, 2021
Austropapier kritisiert Ökostrom-Paket
18.03.21
von
Klaus Fischer
Der Entwurf des Pakets um das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG-Paket) stößt auf wenig Freude bei der Papierindustrie. Sie sieht „enormes Verbesserungspotenzial“.
Keine rechte Freude mit dem Paket um das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG-Paket) zur Neuregelung der Ökostromförderung hat der Papierindustrieverband Austropapier. Bekanntlich hatte der Ministerrat den Entwurf des Pakets am 17. gebilligt. Nun sind Verhandlungen auf parlamentarischer Ebene notwendig, weil das Paket nur mit Zweidrittelmehrheit beschlossen werden kann. Austropapier-Präsident Kurt Maier, hauptberuflich Chef der Heinzel Group, sieht laut einer Aussendung indessen „enormes Verbesserungspotential, was die Verwendung der Fördermittel aber auch den Einsatz von erneuerbaren Ressourcen anbelangt“. Maier zufolge verlangt die Papierindustrie eine Deckelung der Förderkosten. Eine solche ist zwar mit einer Milliarde Euro pro Jahr im Dreijahresdurchschnitt ohnehin vorgesehen. Allerdings kann dieser Deckel dem Entwurf zufolge vom Hauptausschuss des Nationalrates, also mit einfacher Mehrheit, aufgehoben werden, wenn das zum Erreichen der Ökostrom-Ausbauziele notwendig ist.
Ferner kritisiert die Papierindustrie, dass die Höhe der Fördermittel großteils per Verordnung festgelegt werden soll. Ausschreibungen sind zumindest bis auf Weiteres nur für Photovoltaik- sowie Biomasseanlagen vorgesehen. Stichwort Biomasseanlagen: Wenig Verständnis hat die Branche dafür, dass deren Mindestbrennstoffnutzungsgrad für die Förderwürdigkeit nicht angehoben, sondern bei den seit 2006 geltenden 60 Prozent belassen wurde. Und auch dieser Wert kann unterschritten werden, wenn in einer Anlage „aufgrund außergewöhnlicher Naturereignisse“ mehr als 50 Prozent des eingesetzten Holzes Schadholz sind. Allerdings hat die Papierindustrie ihre Zweifel, ob das tatsächlich in jedem Einzelfall nachgewiesen wird. Auch fehlen ihr zufolge „jegliche Anreize, diese Anlagen jemals zur Marktreife zu führen. Bestandsanlagen können nämlich laut Gesetz bis zu 30 Jahre lang subventioniert werden“.
„Die Bundesregierung hätte jetzt die Möglichkeit gehabt, die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, dass die Österreicher mehr Ökostrom für ihr Steuergeld bekommen. Das tut uns als holzverarbeitende Branche gerade bei Holz weh, weil es hier nicht nur um unseren wichtigsten Rohstoff, sondern den wichtigsten Rohstoff im Kampf gegen die Klimakrise handelt“, hadert Maier.
March 15th
15.03.21
von
Klaus Fischer
Laut dem Pharmakonzern gibt es keine aussagekräftigen Hinweise auf vermehrte Gesundheitsschäden durch seinen COVID-19-Impfstoff.
Mehr als 17 Millionen Personen wurden bisher mit dem COVID-19-Impfstoff von Astrazeneca geimpft. Hinweise auf vermehrtes Auftreten von Lungenembolien, Venenthrombosen oder Thrombozytopenie (Blutplättchenmangel) hätten sich dabei nicht ergeben, versicherte der Pharmakonzern am 14. März in einer Aussendung. Insgesamt seien mit Datum vom 8. März 15 Fälle von Venenthrombose sowie von 22 Fälle von Lungenembolie bekannt geworden. Das sei „wesentlich weniger als in einer Population vergleichbarer Größe natürlicherweise zu erwarten wäre und ähnlich viel, wie bei anderen COVID-19-Impfstoffen auftrat“, betonte Astrazeneca.
Auch seien keine Fälle nachweislicher Qualitätsmängel festgestellt worden, weder in Europa noch anderswo auf der Welt. Im Verlaufe des Produktionsprozesses führe Astrazeneca über 60 Qualitätskontrollen durch, weitere 20 Tests erfolgten durch unabhängige Laboratorien. Die sich bei den Tests ergebenden Daten würden an die Medizinmarktaufsichsbehörden übermittelt.
Selbstverständlich stehe die Sicherheit der Patienten an oberster Stelle, betonte Astrazeneca. Die behaupteten gesundheitlichen Probleme seien stets im Blickfeld des Unternehmens: „Aber die verfügbaren Daten zeigen nicht, dass der Impfstoff deren Ursache ist.“ Jedenfalls sollten sich die Menschen impfen lassen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten.
March 10th
Brenntag: Gewinneinbruch um 56 Prozent
10.03.21
von
Klaus Fischer
Der Umsatz des Chemiedistributeurs fiel 2020 um rund 8,2 Prozent niedriger aus als 2019. Seitens der Konzernführung ist von „starken Ergebnissen“ unter „äußerst schwierigen Bedingungen“ die Rede.
Der Chemiedistributeur Brenntag erwirtschaftete 2020 einen Gewinn („Gesamtergebnis“) von rund 227,8 Millionen Euro, um 56,2 Prozent weniger als 2019. Der Umsatz sank um 8,2 Prozent auf 11,77 Milliarden Euro, das Betriebsergebnis um 0,5 Prozent auf 713,0 Millionen Euro.
Indessen verwies der Konzern auf das um Sondereffekte bereinigte „operative EBITDA“, das laut Geschäftsbericht um 5,6 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro wuchs. Und Vorstandschef Christian Kohlpaintner beteuerte, Brenntag habe „trotz der äußerst schwierigen gesamtwirtschaftlichen Bedingungen und der operativen Herausforderungen starke Ergebnisse erzielt. Da wir nach Ländern und Abnehmerbranchen breit aufgestellt sind, konnten wir die Auswirkungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie kompensieren“. Er und seine Vorstandskollegen wollen der Hauptversammlung am 10. Juni vorschlagen, die Dividende von 1,25 Euro für 2019 auf 1,35 Euro für 2020 zu erhöhen, also um acht Prozent.
Was 2021 betrifft, rechnet die Brenntag-Führung „ zunächst weiterhin mit erheblichen Einschränkungen aufgrund der COVID-19-Pandemie, zumindest für das erste Halbjahr“, heißt es im Geschäftsbericht. Allerdings soll das „operative EBITDA“ auf 1,08 bis 1,18 Milliarden Euro steigen. Berücksichtigt sind dabei die Auswirkungen von Kostensenkungen aufgrund des Effizienzsteigerungsprogramms „Project Brenntag“ sowie allfällige Akquisitionen. Ferner gehen Kohlpaintner und seine Kollegen von „stabilen Wechselkursen“ aus.
Kohlpaintner räumt in einem Interview im Geschäftsbericht ein, Brenntag sei „ in den vergangenen Jahren hinter den eigenen Erwartungen, aber auch denen unserer Stakeholder zurückgeblieben, insbesondere was das organische Ergebniswachstum anbelangt“. Doch der Konzern verfügte über ein „enormes Potenzial“, das es zu nutzen gelte: „Wenn Brenntag seiner Rolle als Weltmarktführer weiterhin gerecht werden und diese Position nicht nur halten, sondern noch weiter ausbauen will, dann muss sich das Unternehmen wandeln.“
Kreislaufwirtschaft: FCIO begrüßt Förderungen
10.03.21
von
Klaus Fischer
Das Klima- und Energieministerium stellt zehn Millionen Euro bereit, um die Transformation vom linearen Wirtschaften hin zur Kreislaufwirtschaft zu erleichtern.
Der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) begrüßt die neue, zehn Millionen Euro umfassende Förderinitiative des Klima- und Energieministeriums (BMK) für Projekte im Rahmen der Kreislaufwirtschaft. Laut dem BMK ist die Initiative „eingebettet in die Kreislaufwirtschaftsstrategie, die derzeit federführend vom Klimaschutzministerium erarbeitet wird“ und die ihrerseits im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaftsstrategie der Europäischen Union steht. Gefördert werden Klima- und Energieministerin Leonore Gewessler zufolge „Projekte, die an der Transformation des Produktionsprozesses vom linearen Wirtschaften hin zur Kreislaufwirtschaft arbeiten“.
FCIO-Geschäftsführerin Sylvia Hofinger betonte einmal mehr, die Chemieindustrie spiele in der Kreislaufwirtschaft eine maßgebliche Rolle. Das betreffe das Optimieren gängiger Wiederverwertungsprozesse ebenso wie das chemische Recycling, mit dem aus Altkunststoffen rohölartige Ausgangsmaterialien für neue Produkte erzeugt werden können. Ferner arbeite die Branche an Methoden für Circular Design, die die Wiederverwertung von Gütern erleichtern, aber auch an Verfahren zum Recycling von Seltenen Erden und an der Nutzung „nachwachsender“ Rohstoffe auf Biomassebasis.
Um diesbezüglich erfolgreich agieren zu können, benötige die Chemieindustrie freilich geeignete Rahmenbedingungen, erläuterte Hofinger: „Förderungen für Pilotprojekte und Unterstützungen zur industriellen Skalierung und Etablierung von Kreislaufwirtschaftsprozessen wie dem chemischen Recycling sind dabei entscheidend. Die Corona-Impfstoff-Entwicklung hat uns gezeigt, welche unglaublichen Innovationsleistungen die Chemieindustrie in kürzester Zeit erbringen kann. Gleichzeitig haben wir die Erfahrung gemacht, dass wir nicht nur die Entwicklungen im Labor fördern müssen, sondern auch die industrielle Umsetzung. Eine nachhaltige, klimaneutrale Zukunft wird beides benötigen: Die Finanzierung von Forschung und die Förderung der Umsetzung von Kreislaufwirtschaftsprojekten im industriellen Maßstab.“
March 4th
Impfstoffproduktion: Nicht von heute auf morgen
04.03.21
von
Klaus Fischer
Grundsätzlich begrüßt die Pharmaindustrie den Wunsch der Bundesregierung, in Österreich Erzeugungsanlagen für Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 aufzubauen. Doch die Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen.
„Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig ein starker Standort für die medizinische Versorgung dieses Landes jetzt und in Zukunft ist. Doch Impfstoffproduktion ist nichts Alltägliches, sondern ein äußerst komplexer Prozess, der langfristig und mit Blick auf die verfügbaren Ressourcen geplant werden muss. Umso mehr freut es mich, dass es von Seiten der Politik klare Signale gibt, die Arzneimittelproduktion in Österreich auf breiter Basis auszubauen.“ So resümierte Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog ein Treffen der Pharmaindustrie mit der Bundesregierung hinsichtlich der Herstellung von Impfstoffen in Österreich. Ihm zufolge gilt es, über Österreich hinaus den Pharmastandort Europa insgesamt zu stärken. Und dazu müsse die Politik geeignete Rahmenbedingungen schaffen: „Ob es Steuererleichterungen sind, ein klares Bekenntnis zu mehr Forschung oder konkrete Anreize, um die Produktion weiter attraktiv zu machen - all diese Faktoren tragen dazu bei, den Standort Österreich und in weiterer Folge Europa zu stärken.“ Unter diesen Voraussetzungen werde es für die Branche einfacher, ihre Fabriken auszubauen oder sogar neue Produktionskomplexe zu etablieren.
Unumstritten ist freilich: Von heute auf morgen ist die Angelegenheit nicht zu machen. Schon vor einiger Zeit warnte die Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller (ÖVIH), Renée Gallo-Daniel, die Errichtung einer neuen Impfstofffabrik samt Validierung und Registrierung dauere „normalerweise fünf bis zehn Jahre. Eine Ausweitung der Produktionskapazität ist daher von Investitionen in den Ausbau oder die Adaptierung von bestehenden Anlagen, einer Zusammenarbeit mit Auftragsherstellern oder anderen Unternehmen abhängig. Daran arbeiten wir derzeit mit Hochdruck. Unser Ziel ist nach wie vor, so schnell wie möglich Impfstoffe für alle, die es wollen, zur Verfügung zu stellen“. Die Produzenten potenzieller Impfstoffe hätten bereits zu Beginn der COVID-19-Pandemie mit entsprechenden Planungen begonnen, und das in allen Bereichen von der Abstimmung mit den Behörden über die Rohstoffbeschaffung bis zur Logistik.
Immerhin kündigte der Schweizer Pharmakonzern Novartis an, das Biotechnologieunternehmen Curvevac bei der Produktion seines in Entwicklung befindlichen Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 zu unterstützen. Erfolgen soll das mithilfe der Fabrik in Kundl im Tiroler Unterland. Noch heuer möchte Novartis dort bis zu 50 Millionen Dosen des Wirkstoffs erzeugen, kommendes Jahr sollen es bis zu 200 Millionen Dosen werden. Der Schweizer Konzern adaptiert dazu eine neue Produktionsanlage. Das vorfomulierte Mittel werde an die CureVac geliefert, von dieser zum fertigen Impfstoff mit der Bezeichnung CVnCoV weiterverarbeitet und abgefüllt, hieß es in einer Aussendung. Eine ähnliche Vereinbarung mit Curevac hat auch der deutsche Pharma- und Agrorchemiekonzern Bayer getroffen. Er möchte bis Ende 2022 rund 160 Millionen Dosen des Curevac-Impfstoffs herstellen. Die ersten davon könnten eventuell noch Ende des heurigen Jahres verfügbar sein.
March 1st
Prekäre Rohstoffsituation bringt Lackindustrie unter Druck
01.03.21
von
Klaus Fischer
Die Preise für für Epoxidharze sind um bis zu 50 Prozent gestiegen, die für manche Lösungsmittel um mehr als 100 Prozent. Dazu kommen Engpässe im Seefrachtverkehr.
Schwierigkeiten mit ihrer Rohstoffversorgung meldet die österreichische Lackindustrie. Infolge sicherheitstechnischer Optimierungen sowie Umgestaltungen von Produktionsabläufen in asiatischen Epoxidharzfabriken sowie bei deren Zulieferern sei es zu Angebotsverknappungen und Preissteigerungen bis zu 50 Prozent gekommen: „Die Versorgungssituation ist mittlerweile sehr angespannt.“ Dies gelte umso mehr, als vor allem bei Pulverlacken Kunstharze bis zu 60 Prozent der Rezepturen ausmachen. Verschärft werde die Lage durch die in Südostasien sowie China wieder anspringende Konjunktur, die die dortige Nachfrage nach Epoxidharzen erhöhe. Dies habe zur Folge, dass „die vorhandenen Rohstoffe gar nicht nach Europa exportiert werden, sondern bei den Bestbietern in Asien bleiben“. Sorgen bereitet der Lackindustrie ferner der Mangel an Transportkapazitäten, vor allem im Seefrachtverkehr. Container seien nur schwer zu bekommen, womit „Importe aus Asien unzureichend und teuer werden“.
Aber auch andere Rohstoffe für die Lackindustrie sind laut Auskunft des Fachverbandes der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) knapp. Dies gilt unter anderem für Lösungsmittel, bei denen in den vergangenen beiden Monaten Preissprünge von mehr als 100 Prozent verzeichnet wurden. Der Grund seien „Force-Majeure-Fälle bei Produzenten von Basisprodukten“. Bei Isocyanaten sei die Lage ähnlich. Und das ohnehin unter regulatorischem Druck befindliche wichtigste Weißpigment der Branche, Titandioxid, verzeichne ebenfalls Verknappungen und Preisanstiege: „Aus China kommen hier aktuell gar keine Importe“.
Das Problem: Die Aufwendungen für Rohstoffe machen mehr als die Hälfte der Produktionskosten der Lackindustrie aus: „Die Mehrbelastung für die Branche wird zunehmend prekär. Obwohl die Preiserhöhungen teilweise schon am Markt weitergegeben werden mussten und die Unternehmen alle Effizienzpotenziale ausnützen, sieht der Verband momentan kein Ende der angespannten Lage.“ Und so stünden die 24 Betriebe der österreichischen Lack- und Anstrichmittelindustrie mit ihren 3.000 Beschäftigten „unter enormem Druck“ - zu einer Zeit, da sie gerade erst begonnen hätten, sich von den bisherigen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu erholen.
February 26th
BASF mit Milliardenverlust
26.02.21
von
Klaus Fischer
Die COVID-19-Pandemie belastete die Jahresbilanz des deutschen Chemiegiganten 2020 schwer. Nicht zuletzt hatte dieser Wertminderungen von rund 2,06 Milliarden Euro hinzunehmen.
Mit einem Verlust von 1,07 Milliarden Euro schloss der deutsche Chemiekonzern BASF das Geschäftsjahr 2020 ab. Im Jahr 2019 hatte er einen Gewinn von 8,49 Milliarden Euro ausgewiesen. Operativ ergab sich ein Verlust von 191 Millionen Euro, verglichen mit einem operativen Gewinn (EBIT) von 4,20 Milliarden Euro im Jahr 2019. Begründet wird dies insbesondere mit negativen Sondereinflüssen von 3,8 Milliarden Euro, die laut BASF vor allem aus „nicht zahlungswirksamen Wertminderungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte“ bestanden. Die Wertminderungen auf Sachanlagen beziffert BASF mit rund 2,06 Milliarden Euro. Allein auf den Erdöl- und Erdgasproduzenten Wintershall Dea entfielen davon etwa 791 Millionen Euro. Als Grund für die Wertminderung nennt die BASF vor allem die „wirtschaftlichen Folgen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie“, die nicht zuletzt die Ölmärkte zeitweilig nahezu vollständig zusammenbrechen ließen.
Vorstandschef Martin Brudermüller konstatierte, sein Unternehmen habe „in einem herausfordernden Geschäftsjahr einen starken Schlussspurt“ geschafft. Im vierten Quartal seien die Absätze in allen Regionen gestiegen. Das EBIT sei im vierten Quartal 2020 mit 932 Millionen Euro um 61 Prozent höher gewesen als im Vergleichszeitraum 2019. Und im Gesamtjahr 2020 habe der Umsatz rund 59,15 Milliarden Euro betragen, um nur 0,3 Prozent weniger als 2019.
Keineswegs schlecht sind laut Brudermüller auch die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr. Aller Voraussicht nach werde sich die Weltwirtschaft heuer erholen, wenngleich „die Unsicherheiten über die weitere Entwicklung außergewöhnlich hoch“ blieben. Ungeachtet dessen wolle die BASF ihren Umsatz auf 61 bis 64 Milliarden Euro steigern, also um etwa drei bis acht Prozent. Das EBIT vor Sondereinflüssen solle zwischen 4,1 und 5,0 Milliarden Euro zu liegen kommen. Außerdem werde kräftig investiert. Allein heuer seien Investitionen von 3,6 Milliarden Euro geplant, bis 2025 solche von insgesamt rund 22,9 Milliarden. Davon würden 41 Prozent auf den asiatisch-pazifischen Raum entfallen, 39 Prozent auf Europa.
February 25th
Bayer schreibt tiefrote Zahlen
25.02.21
von
Klaus Fischer
Der deutsche Pharma- und Agrarchemiekonzern erlitt 2020 einen operativen Verlust von 16,17 Milliarden Euro. Schuld waren laut dem Management vor allem die COVID-19-Pandemie und Rückstellungen für Prozesse in den USA.
So sieht für den deutschen Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer eine „robuste Performance trotz Pandemie“ aus: Er meldet für 2020 einen operativen Verlust (EBIT) von 16,17 Milliarden Euro, nachdem er 2019 einen operativen Gewinn von 4,16 Milliarden Euro ausgewiesen hatte. Der Umsatz sank um 4,9 Prozent auf 41,40 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis war ein Verlust von 10,49 Milliarden Euro, verglichen mit einem Gewinn von 4,09 Milliarden Euro im Jahr 2019. Der Free Cash Flow, der zum Zurückzahlen von Schulden zur Verfügung steht, fiel von 4,21 auf 1,34 Milliarden Euro, somit nur mehr rund ein Drittel. Als Grund für die Verluste nennt Bayer „Rückstellungen für Rechtskomplexe und Wertminderungen“ von rund 23,26 Milliarden Euro.
Die „Rechtskomplexe“ betreffen die Prozesse in Übersee, insbesondere in den USA, um die Pflanzenschutzmittel Glyphosat und Dicamba, das Verhütungsmittel Essure sowie um Gewässerverschmutzungen durch PCB. Bei den 125.000 Klagen wegen angeblicher Schädigungen durch Glyphosat geht es um bis zu 9,6 Milliarden US-Dollar für die Streitbeilegung, für die bei den Dicamba-Fällen etwa 400 Millionen US-Dollar vorgesehen sind. Für die Beilegung der etwa 40.000 Klagen um Schädigungen durch Essure sind 1,6 Milliarden US-Dollar budgetiert, für die Bereinigung der 2.500 Fälle um PCB um 650 Millionen US-Dollar. Zwar meldete Bayer Anfang Feber eine teilweise Einigung hinsichtlich der Glyphosat-Prozesse. Fix ist aber noch nichts. Und schon einmal hatte der zuständige Richter Vince Chhabria eine Vereinbarung zu Glyphosat abgewiesen.
Positiv ist immerhin: Die Nettofinanzverschuldung sank um rund 11,8 Prozent von 34,07 auf 30,04 Milliarden Euro. Und Vorstandschef Werner Baumann gab sich bei der Präsentation der Bilanz optimistisch. Das Bayer-Management habe „das vergangene Jahr genutzt, um die Weichen für künftiges Wachstum zu stellen. Wir haben die Transformation unseres Unternehmens weiter vorangetrieben, unsere Produktpipelines weiterentwickelt und über alle Geschäftsfelder hinweg in neue Technologien investiert“. So übernahm der Konzern um 1,66 Milliarden Euro die US-amerikanische Asklepios BioPharmaceutical (AskBio) und finalisierte weitere 24 Akquisitionen sowie Kooperationen.
Für heuer erwarten Baumann und seine Kollegen einen Umsatz von rund 41 Milliarden Euro. Allerdings soll der Free Cash Flow bei „minus 3 Milliarden bis minus 4 Milliarden Euro“ zu liegen kommen. Und die Nettofinanzverschuldung wird nach Einschätzung der Konzernführung wieder steigen – auf etwa 35 Milliarden bis 36 Milliarden Euro.
February 24th
Covestro: Zweites mageres Jahr in Folge
24.02.21
von
Klaus Fischer
Wie schon von 2018 auf 2019 sind der Umsatz und das Konzernergebnis von 2019 auf 2020 erheblich gefallen. Begründet wird dies mit der COVID-19-Pandemie.
„Wir sind sicher durch dieses außergewöhnliche Jahr gekommen und haben unsere Handlungsfähigkeit jederzeit bewahrt“, resümierte Covestro-Vorstandschef Thomas Steilemann die Unternehmensbilanz für das Jahr 2020. Und wie sich einmal mehr zeigte, lassen solche Formulierungen seitens hochrangiger Manager selten etwas Gutes erwarten. Im Detail: Das Konzernergebnis brach um 16,8 Prozent auf 459 Millionen Euro ein, das EBITDA um 8,2 Prozent auf 1,47 Milliarden Euro. Der Umsatz fiel um 13,7 Prozent auf 10,71 Milliarden Euro, die abgesetzten Mengen gingen um 5,6 Prozent zurück. Wie es in einer Aussendung hieß, konnte Covestro im zweiten Halbjahr 2020 „die massiven, pandemiebedingten Einschnitte aus dem ersten Halbjahr nicht vollständig ausgleichen“.
Für Covestro war es das zweite magere Jahr in Folge: Von 2018 auf 2019 war der Umsatz um 15,1 Prozent auf 12,41 Milliarden Euro gefallen. Das EBITDA hatte sich auf 1,60 Milliarden Euro in etwa halbiert, das Konzernergebnis war um 69,7 Prozent auf 552 Millionen Euro gesunken. Als Gründe nannte der Vorstand damals ein „herausforderndes Umfeld“, insbesondere „niedrigere Verkaufspreise“ für die Produkte des Konzerns.
Dennoch müssen zumindest die Aktionäre nicht darben: Sie sollen nach den Plänen des Vorstands für 2020 eine Dividende von 1,30 Euro je Aktie erhalten. Zum Vergleich: Für 2019 wurden 1,20 Euro je Aktie bezahlt. Erklärt wird die Erhöhung mit einer „neuen Dividendenpolitik“, in deren Rahmen die Ausschüttungsquote bei 35 bis 55 Prozent des Nettogewinns liegt. Mit der für 2020 geplanten Dividende würde die Obergrenze dieses Rahmens erreicht. Darüber zu entscheiden hat die Hauptversammlung am 16. April.
Laut dem Vorstand soll es heuer mit den Ergebnissen wieder aufwärts gehen: Covestro peilt ein EBITDA zwischen 1,7 und 2,2 Milliarden Euro an. Das wäre gegenüber 2020 ein Plus um bis zu 49,6 Prozent. Geplant ist für heuer auch eine Umstrukturierung. Ab 1. Juli soll es zwei Unternehmensbereiche geben. Der davon, „Performance-Materialien“, umfasst das Geschäft mit Standard-Polycarbonaten, Standard-Urethankomponenten und Basischemikalien. Zum anderen, dem „Lösungs- und Spezialitätengeschäft“, gehören Urethankomponenten, Beschichtungen und Klebstoffe, technische Kunststoffe, Spezialfolien, Elastomere sowie thermoplastische Polyurethane.
February 23rd
Biosimilars-Preisregel: Fortschreibung wahrscheinlich
23.02.21
von
Klaus Fischer
Die seit 1. April 2017 geltende Bestimmung läuft mit Jahresende aus. Aller Voraussicht nach dürfte sie aber entweder in Dauerrecht überführt oder verlängert werden, heißt es seitens des Biosimilars-Verbands.
Ende des Jahres läuft die seit 1. April 2017 geltende Biosimilars-Preisregel aus. Doch die Chancen stehen gut, dass diese in Dauerrecht überführt oder wenigstens verlängert wird. Das bekannten die Präsidentin des Biosimilarsverbands Österreich, Sabine Möritz-Kaisergruber, und ihr Stellvertreter Wolfgang Andiel bei einem Pressegespräch am 23. Feber auf Nachfrage des Chemiereports. Möritz-Kaisergruber hält die Forschreibung der Preisregel für das „wahrscheinlichste Szenario“. Andiel sagte, er sehe „großes Verständnis“ seitens der Politik. Zwar seien die Diskussionen noch nicht abgeschlossen. Und im Dachverband der Sozialversicherungsträger (DV) gebe es durchaus „Interessengruppen“, die die Regel als vor allem industriefreundlich betrachteten, obwohl sie auch die Interessen der Patienten und der Krankenkassen gut abbilde.
Indessen könnte Andiel zufolge das Thema schon in der nächsten Sitzung des Gesundheitsausschusses des Nationalrats abgehandelt werden. Diese ist für 18. März anberaumt. Eine Tagesordnung findet sich auf der Website des Parlaments noch nicht. Vorsorglich deponierten Möritz-Kaisergruber und Andiel die Wünsche ihrer Branche: Neben der „Verdauerrechtlichung“ der Preisregel wünschen sie die „Einhaltung der Preisbildungsregeln durch den DV“ sowie eine „gezielte Biosimilarsförderung“, etwa durch Verordnungsquoten.
Beschlossen wurde die derzeitige Preisregel im Nationalrat am 30. März 2017 mit Zustimmung der damaligen Regierungsparteien SPÖ und ÖVP sowie der Grünen. Sollte sich an der Haltung dieser Parteien nichts Grundsätzliches geändert haben, wofür keine Anzeichen vorliegen, wäre auch die Verlängerung bzw. die Überführung in Dauerrecht kein Problem. Auch hatten sich die damaligen Oppositionsparteien seinerzeit ohnehin eher an Formalia gestoßen als am Inhalt der betreffenden ASVG-Novelle. Die FPÖ beklagte, dass die Regierung den entscheidenden Abänderungsantrag erst unmittelbar vor Beginn der Debatte einbrachte. Dies sei ein „absoluter Tiefpunkt“ des Parlamentarismus, wetterten die Freiheitlichen. Seitens der Regierungsfraktionen wurde im Gegenzug auf die mehr als ein Jahr dauernden Verhandlungen mit dem damaligen Hauptverband der Sozialversicherungsträger verwiesen. Gut Ding brauche eben Weile, beschied die SPÖ.
Um die Hälfte billiger
Der Preisregel zufolge muss der Preis des ersten Nachfolgeprodukts zu einem Biologikum um mindestens 38 Prozent unter dem des Originalpräparats liegen. Der Preis für das zweite Biosimilar wiederum hat den des ersten um 15 Prozent zu unterschreiten, der des dritten Mittels den des zweiten um weitere zehn Prozent. Alles in allem ergibt dies eine Kostensenkung von rund 52,5 Prozent gegenüber dem Originalmedikament. Kommen weitere Mittel auf den Markt, gilt, was auch für Generika gilt: Der Hersteller des Originals muss den Preis dafür binnen drei Monaten um mindestens 30 Prozent verringern. Das nächste Biosimilar hätte um 18 Prozent billiger zu sein als das preisgesenkte Originalmittel, das übernächste weitere 15 Prozent. Faktisch ist allerdings höchst unwahrscheinlich, dass es so weit kommt, erläuterte Andiel: Wegen des beträchtlichen Aufwands für die Entwicklung von Biosimilars gibt es meist nur einen oder zwei Anbieter, in seltenen Fällen bis zu fünf.
Wie Möritz-Kaisergruber auf Anfrage des Chemiereports mitteilte, hat der österreichische Markt für Biologika und Biosimilars ein Volumen von etwa 1,3 Milliarden Euro pro Jahr. Etwa 76 Prozent davon seien „noch nicht ausgeschöpft“.
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