Archive
April 8th, 2021
Pestizidbelastung von Lebensmitteln in der EU bleibt niedrig
08.04.21
von
Klaus Fischer
Die Lebensmittelsicherheitsagentur EFSA sieht keinen Grund für Aufregung. Sie empfiehlt jedoch, das Monitoring fortzusetzen und weiter zu verbessern.
Die Pestizidbelastung der Lebensmittel in der Europäischen Union ist nach wie vor niedrig. Das zeigt der aktuelle diesbezügliche Bericht der Lebensmittelsicherheitsagentur EFSA. Wie es darin heißt, wurden 2019 insgesamt 91.302 Proben untersucht. Rund 96,1 Prozent davon wiesen Rückstände innerhalb der gesetzlich erlaubten Werte auf. Im Rahmen des dreijährigen EU-koordinierten Kontrollprogramms (EUCP) analysierte die EFSA 12.579 Proben. In etwa 98 Prozent davon fanden sich Rückstände im erlaubten Ausmaß. Untersucht wurden Zufallsstichproben von zwölf Lebensmitteln, nämlich Äpfeln, Erdbeeren, Gerste, Hafer, Kopfkohl, Kopfsalat, Kuhmilch, Pfirsichen, Schweinefett, Spinat, Tomaten sowie Rotwein und Weißwein. Rund 53 Prozent der Proben (6.674 Stück) enthielten keinerlei Pestizide. In weiteren 45 Prozent (5.664 Proben) wurden Rückstände von einem oder zwei Pestiziden im erlaubten Ausmaß entdeckt. Nur bei den übrigen zwei Prozent bzw. 241 Proben wurden die zulässigen Werte überschritten, bei der Hälfte davon leitete die EFSA rechtliche Maßnahmen ein.
Im Vergleich mit 2016 sank die Rate der Überschreitungen bei Äpfeln von 2,7 auf 2,1 Prozent, bei Kopfsalat von 2,4 auf 1,8 Prozent, bei Pfirsichen von 1,9 auf 1,5 Prozent und bei Tomaten von 2,6 auf 1,7 Prozent. Im Gegenzug konstatierte die EFSA steigende Überschreitungsraten bei Erdbeeren, konkret von 1,8 auf 3,3 Prozent, bei Kopfkohl von 1,1 auf 1,9 Prozent, bei Schweinefett von 0,1 auf 0,3 Prozent und bei Weintrauben von 0,4 auf 0,9 Prozent. In den Kuhmilch-Proben wurden keinerlei Überschreitungen der Grenzwerte verzeichnet. Spinat hatte die EFSA zuletzt 2014 untersucht, Weizen 2013. Daher ließen sich keine Vergleichswerte mit 2016 ermitteln. Dies galt auch hinsichtlich Gerste, die erstmals im Warenkorb aufschien.
„Diese Risikobewertung ergab, dass die im Jahr 2019 analysierten Lebensmittel wahrscheinlich kein Problem für die Gesundheit der Verbraucher darstellen“, resümiert die EFSA. Allerdings entdeckte die Behörde in den Lebensmitteln eine Reihe von Substanzen, die in der Europäischen Union nicht bzw. nicht mehr zugelassen sind. Da dies auf eine missbräuchliche Verwendung der Mittel hindeutet, hält die EFSA weitere Nachforschungen für erforderlich. Ferner empfiehlt sie Importkontrollen, konkret bei Erdbeeren, Kohl, Kopfsalat, Spinat und Tomaten. In Schweinefett stellte die Behörde Rückstände von Persistent Organic Pollutants (POPs) fest. Sie spricht sich daher dafür aus, deren Auftreten weiterhin im Blick zu behalten. Überdies appelliert sie an die Mitgliedsstaaten, ihr ihre Daten frühzeitiger zu übermitteln.
April 7th
EU: 123 Millionen Euro für Corona-Forschung
07.04.21
von
Klaus Fischer
Die Kommission stellt Mittel aus dem neuen Forschungs- und Innovationsprogramm der EU, Horizont Europa, bereit. Nach Angaben der Pharmabranche tut sich auch abseits von SARS-CoV-2-bezogener Forschung viel.
Zur Erforschung der Coronavirus-Varianten stellt die EU-Kommission 123 Millionen Euro bereit. Sie stammen aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont Europa, meldete die Kommission. Anträge zur Förderung einschlägiger Forschungsvorhaben sind vom 13. April bis zum 6. Mai 2021 einzureichen. Unterstützt werden die Weiterentwicklung von Arzneimittel- und Impfstoffkandidaten, deren präklinische Entwicklung abgeschlossen ist sowie Forschungsinfrastrukturen. Damit möchte dide EU-Kommission nicht zuletzt den Datenaustausch zwischen einschlägigen Institutionen beschleunigen und dazu beitragen, „zügig Unterstützung und Fachwissen für die Forschung bereitzustellen“. Subventionen gibt es ferner für die Bildung neuer Kohorten sowie für Nutzung bestehender Kohorten, die auch über Europa hinausgehen.
Konsortien, die sich bewerben, sind laut EU-Kommission angehalten, „mit anderen einschlägigen Initiativen und Projekten auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene zusammenzuarbeiten, um bestmögliche Synergien und Komplementarität zu erreichen und Doppelarbeit zu vermeiden“.
Laut Innovations- und Forschungskommissarin Mariya Gabriel mobilisiert die EU-Kommission „weiterhin alle uns zur Verfügung stehenden Mittel, um diese Pandemie zu bekämpfen und die Herausforderungen durch Coronavirus-Varianten zu bewältigen. Wir müssen unsere Kräfte bündeln, um für die Zukunft gerüstet zu sein, von der Früherkennung der Varianten bis zur Durchführung und Koordinierung klinischer Studien für neue Impfstoffe und Behandlungsmethoden. Dabei muss in jeder Phase eine ordnungsgemäße Erhebung und Weitergabe der Daten gewährleistet sein“.
Dem österreichischen Pharmaindustrieverband Pharmig zufolge wurden 2020 weltweit etwa 5.000 klinische Prüfungen zur Erforschung und Entwicklung neuer Therapien und Impfstoffe gestartet, um rund fünf Prozent mehr als noch 2015. „40 Prozent aller in der Pipeline befindlichen Produkte zielen auf die Behandlung seltener Erkrankungen ab. Gleichzeitig gewinnen Zell- und Gentherapien weiter an Bedeutung“, hieß es in einer Aussendung. Laut Generalsekretär Alexander Herzog ließ die Europäische Arzneimittelagentur EMA im vergangenen Jahr 55 neue Wirkstoffe zu, verglichen mit 30 im Jahr 2019. „Die beachtliche Zahl klinischer Prüfungen zeigt, dass die pharmazeutische auch abseits von COVID-19 an neuen Therapien gegen viele andere Erkrankungen forscht. Bei manchen von ihnen warten Betroffene schon deutlich länger auf eine Behandlungsoption als es bei COVID-19 der Fall war“, konstatierte Herzog. Einmal mehr betonte Herzog, dass von innovativen Arzneimitteln nicht nur die Patienten profitieren, sondern auch die „ohnedies haltlos überlasteten globalen Gesundheitssysteme“.
April 6th
IGP: Stockmar wiedergewählt
06.04.21
von
Klaus Fischer
Der Obmann der IndustrieGruppe Pflanzenschutz trat seine vierte Funktionsperiode an. Seine Stellvertreter wurden in ihren Positionen bestätigt. Auch die Anliegen bleiben unverändert.
Die IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP) hat Obmann Christian Stockmar sowie dessen Obmann-Stellvertreter Karl Neubauer und Ronald Hamedl für eine weitere dreijähige Funktionsperiode wiedergewählt. Für Stockmar, seit 2005 Geschäftsführer von Syngenta in Österreich, handelt es sich bereits um die vierte Funktionsperiode. Neubauer ist Vertriebschef („ Head of Sales Operations“) von Bayer in Österreich und sitzt seit 2019 im IGP-Vorstand. Hamedl, der Geschäftsführer von Kwizda Agro in Österreich, gehört diesem seit Herbst 2018 an. Die drei Funktionäre sowie ihre Mitstreiter wollen den bisherigen Kurs im Wesentlichen fortsetzen. Stockmar formulierte das angelegentlich seiner Wiederwahl so: „Forschung und Entwicklung, Innovation und Technisierung sind wichtige Bausteine einer zukunftsfitten Landwirtschaft, die einen hohen Selbstversorgungsgrad Europas aus einer regionalen Landwirtschaft sicherstellen kann. Es ist Zeit, die Agrarpolitik des Verbietens und Reduzierens zu beenden und vielmehr Chancen und Perspektiven für die Landwirte aufzuzeigen.“
Den Green Deal der EU-Kommission bezeichnete Stockmar als Chance für die Pflanzenschutzmittelindustrie: „Der gesamte Agrarsektor sowie seine vor- und nachgelagerten Bereiche können gemeinsam Maßnahmen definieren, die bestmöglich zur Zielerreichung beitragen und positive Effekte für die Gesellschaft erzielen.“ Er verwies in diesem Zusammenhang auf einen Bericht von Phillips McDougall, einem führenden Agrobusiness-Beratungsunternehmen, aus dem Jahr 2018. Diesem zufolge sollen die ausgebrachten Mengen an Pflanzenschutzmitteln pro Hektar seit den 1950 Jahren um 95 Prozent gesunken sein. Die Gründe dafür seien „gesteigerte Effizienz und bessere Formulierungen“. Laut Stockmar wollen die Pflanzenschutzmittelkonzerne bis 2030 insgesamt zehn Milliarden für Forschung und Entwicklung ausgeben. Weitere vier Milliarden Euro sind ihm zufolge für „Entwicklung von biologischen Pflanzenschutzmitteln“ vorgesehen.
Mit einer Webinarreihe will die IGP ihre Botschaften im Frühjahr verstärkt an die Öffentlichkeit tragen. Stockmar appellierte „an alle Beteiligten und Stakeholder, gemeinsam eine moderne Agrarpolitik der Ideen, der Anreize und des Möglichmachens aufzusetzen. Damit erreichen wir eine zukunftsfitte und moderne Landwirtschaft, die ihren Aufgaben und den gesellschaftlichen Anforderungen nachkommen kann“.
March 30th
Rekord an Aufgriffen gefälschter Arzneimittel
30.03.21
von
Klaus Fischer
Im Jahr 2020 verzeichnete der österreichische Zoll mehr Fälle als je zuvor. Die Menge der beschlagnahmten Medikamente war die bisher zweithöchste. Die Pharmig zeigt sich alarmiert.
Insgesamt 3.420 Aufgriffe gefälschter sowie anderer illegaler Arzneimittel erzielten die österreichischen Zollbehörden im Jahr 2020. „So viele Fälle in einem Jahr hat der Zoll noch nie verzeichnet“, heißt es dazu im aktuellen Produktpirateriebericht des Finanzministeriums. Die Zahl der sichergestellten Medikamente belief sich auf 345.966 Stück. Nach Angaben der Finanz war dies die zweithöchste jemals beschlagnahmte Menge nach 2018. Damals fielen dem Zoll rund 1,2 Millionen Stück an gefälschten und illegalen Medikamenten in die Hände. Zurückzuführen war dies laut dem Produktpirateriebericht insbesondere auf die vier größten Fälle, bei denen jeweils über 880.000 Stück an Arzneimitteln sichergestellt wurden: „Im Jahr 2020 wurden bei den vier größten Aufgriffen insgesamt ‚nur‘ 27.588 Medikamente entdeckt und es gab lediglich 17 Aufgriffe mit 1.000 Tabletten oder mehr (gesamt 46.710 Stück). Bei den restlichen Sendungen waren jeweils weniger als 1.000 Medikamente enthalten.“
Den größten Anteil an den beschlagnahmten gefälschten „Pharmazeutika“ hatten Potenzmittel sowie fruchtbarkeitsfördernde Produkte mit etwa 35 Prozent, gefolgt von Schlaf- und Beruhigungsmitteln sowie schmerz- und entzündungshemmenden Präparaten mit jeweils rund 15 Prozent. Etwa zehn Prozent entfielen auf gelenksstärkende und knochenschützende Substanzen. Laut dem Produktpirateriebericht gehen die Aufgriffe an gefälschten Arzneimitteln seit 2018 zurück. Als Grund nennt die Finanz das Auslaufen des Patentschutzes für das Potenzmittel Tadalafil. Seither hätten sich die Fälscher auf Generika des Mittels verlegt, „die nicht unter Produktpiraterie fallen. Das hat auch einige Pharmafirmen dazu bewogen, ihre Anträge auf Tätigwerden beim Zoll gar nicht mehr zu verlängern“.
Wie die Behörden hinzufügen, entstanden dem Arzneimittelgroßhandel 2020 EU-weit Umsatzeinbußen von insgesamt etwa 10,0 Milliarden Euro, von denen 6,0 Milliarden Euro oder 60 Prozent auf Arzneimittelfälschungen entfielen. Den Mitgliedsstaaten der EU entgingen dadurch rund 1,0 Milliarden Euro an Steuern und Sozialabgaben.
„Alarmierender Anstieg“
Der Generalsekretär des österreichischen Pharmaindustrieverbandes Pharmig, Alexander Herzog, sprach von einem „alarmierenden Anstieg bei Arzneimittelfälschungen. Gefälschte Präparate und illegale Medikamente sind eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit, denn sie unterliegen keinerlei Qualitätskontrolle und können im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen. In Wahrheit stecken hinter den scheinbar günstigen rezeptpflichtigen Arzneimitten aus dem Internet skrupellose Geschäftemacher und kriminelle Organisationen. Sicherheit beim Kauf eines Arzneimittels bietet allein die legale Lieferkette, bestehend aus Hersteller, Großhandel und Apotheke. Davon zeugen die strengen Sicherheitsvorkehrungen, die gefälschte und illegale Präparate vor dem Eindringen hindern“.
Wie Herzog betonte, ist der Bezug von rezeptpflichtigen Humanarzneimitteln über den Onlinehandel in Österreich veboten. Wer rezeptfreie Medikamente online bestellen möchte, sollte dies laut Herzog ausschließlich bei einer zugelassenen Online-Apotheke tun. Er verwies auf das diesbezügliche Verzeichnis des Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen.
March 29th
Agrana: Süße Früchte in Japan
29.03.21
von
Klaus Fischer
Der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern steigt in den wachsenden japanischen Markt für Fruchtzubereitungen ein. Er besitzt nun Fabriken in vier asiatischen Staaten.
Der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern Agrana übernahm das Fruchtzubereitungsgeschäft des japanischen Nahrungsmittelproduzenten Taiyo Kagaku Co. Ltd. Den Kaufpreis gab die Agrana nicht bekannt. Seine Tochtergesellschaft Agrana Fruit Japan Ltd. nimmt dieser Tage ihre operative Tätigkeit auf. Das Fruchtzubereitungswerk befindet sich in der Hafenstadt Yokkaichi. Sie hat etwa 310.000 Einwohner und liegt an der Ise-Bucht, rund 350 Kilometer südwestlich von Tokio. Die Agrana Fruit Japan liefert ihre Erzeugnisse von dort aus an Molkereien, Speiseeisproduzenten und an die Backwarenindustrie. Nach Angaben der Agrana werden in Japan jährlich insgesamt etwa 60.000 Tonnen an Fruchtzubereitungen konsumiert. Das Wachstum des Marktes beziffert das Unternehmen mit rund zwei bis drei Prozent pro Jahr. Nach China, Indien und Südkorea ist Japan der vierte asiatische Staat, in dem der Konzern Produktionskapazitäten besitzt.
Agrana-Vorstandschef Johann Marihart zufolge ist der japanische Markt für Fruchtzubereitungen „von hohen Qualitätsansprüchen und Innovationen geprägt. Dies deckt sich ideal mit unseren Qualitätsstandards und der Innovationsausrichtung als Weltmarktführer im Fruchtsegment, wo wir die Bedürfnisse unserer Kunden mit einem breiten Portfolio von Standard-Fruchtzubereitungen für Joghurts und Eiscremen über Premium-Fruchtlösungen wie Saucen, Belägen, Füllungen und Smoothie-Basen bedienen“. Daher sei die nunmehrige Akquisition „ein wichtiger Schritt im Rahmen unserer Expansion in Asien“.
March 26th
Causa Lundbeck: Höchstgericht bestätigt Urteil
26.03.21
von
Klaus Fischer
Der Gerichtshof der Europäischen Union hat einen seit 2008 dauernden Rechtsstreit zwischen dem dänischen Pharmakonzern, mehreren Generikaherstellern und der EU-Kommission endgültig entschieden.
Die Kartellstrafen von insgesamt rund 150 Millionen Euro, die die EU-Kommission 2013 gegen den dänischen Pharmakonzern Lundbeck sowie mehrere andere Pharmaunternehmen verhängte, sind rechtskräftig. Das steht nach einem am 25. März veröffentlichten Urteil des Gerichtshofs der Europäischen Union fest. Die Firmen hatten beim Gerichtshof beantragt, den Beschluss der Kommission für nichtig zu erklären sowie ein Urteil des Gerichts der EU, das diesen bestätigte, zu kassieren.
Wie der Gerichtshof mitteilte, schloss Lundbeck 2002 Vereinbarungen mit mehreren Generikaherstellern. Diese verpflichteten sich, keine Generika zu einem Antidepressivum von Lundbeck zu erzeugen und zu vermarkten, das den Wirkstoff Citalopram enthält. Im Gegenzug kaufte der dänische Konzern die bereits erzeugten Generikavorräte auf und leistete überdies hohe Zahlungen an deren Produzenten. Nach einem entsprechenden Hinweis der dänischen Wettbewerbsbehörde leitete die EU-Kommission 2008 eine Untersuchung ein. Sie kam zu dem Ergebnis, die Vereinbarungen widersprächen dem Wettbewerbsrecht der EU. Daher verhängte sie 2013 eine Strafe von 93,7 Millionen Euro gegen Lundbeck sowie von insgesamt 52,2 Millionen Euro gegen die Generikahersteller. Eine Berufung der Unternehmen gegen die Strafen wies das Gericht der EU 2016 ab. Diese wandten sich daraufhin an den Gerichtshof der Europäischen Union, der die Strafen nunmehr rechtskräftig bestätigte.
Laut dem Gerichtshof „hat das Gericht mit der Bestätigung der Beurteilung der Kommission, dass Lundbeck und die Generikahersteller zum Zeitpunkt des Abschlusses der Vereinbarungen potenzielle Wettbewerber gewesen seien, keinen Fehler begangen“. Er bestätigt damit die Argumentation des Gerichts, ein Patent für ein Verfahren zur Herstellung eines gemeinfreien Wirkstoffs sei „für sich genommen keine unüberwindliche Schranke“ gegen einen Markteintritt von Generikaherstellern.
Richtig ist laut dem Gerichtshof auch die Auffassung des Gerichts, die Vereinbarungen zwischen Lundbeck und den anderen Pharmaunternehmen seien „bezweckte Wettbewerbsbeschränkungen“ gewesen. Es sei klar, dass Lundbeck die Zahlungen an die potenziellen Konkurrenten nur geleistet habe, um sie vom „Leistungswettbewerb“ abzuhalten.
Unerheblicher Fehler
Ferner stellte der Gerichtshof fest: Zwar habe das Gericht einen Fehler begangen, „indem es Xellia Pharmaceuticals und Alpharma eine Sorgfaltspflicht auferlegt, die sich aus einer Rechtsprechung ergibt, die auf die Situation, in der sie sich befanden, nicht anwendbar ist“. Doch das sei letzten Endes unerheblich. Denn wegen der von der EU-Kommission 2008 eingeleiteten Untersuchung hatten die beiden Unternehmen „eine spezifische Pflicht zur Vorsicht“. Insbesondere waren sie verpflichtet, „dafür Sorge zu tragen, dass Informationen oder Dokumente, anhand deren ihre Tätigkeit nachverfolgt werden kann, in ihren Geschäftsbüchern oder Archiven ordnungsgemäß aufbewahrt werden“.
March 19th
19.03.21
von
Klaus Fischer
Das Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie (FOPI) hat einen neuen Präsidenten, der Pharmaverband Pharmig mit Amgen-Chef Lindgren ein neues Vorstandsmitglied.
Bernhard Ecker, General Manager von Novo Nordisk Austria, ist der neue Präsident des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie (FOPI). Er leitet dieses gemeinsam mit VizepräsidentinTuba Albayrak, der Chefin von Novartis Oncology Austria, und Vizepräsident Wolfgang Kaps, dem Austro-Geschäftsführer von Sanofi, die beide bis Jänner 2023 bestellt sind. Generalsekretärin des FOPI ist Ines Vancata, die hauptberuflich als Market-Access-Direktorin von Roche Österreich tätig ist. Zu ihrer Stellvertreterin wurde Cornelia Moser bestellt, ihres Zeichens Senior Manager Government Affairs & Policy bei der österreichischen Niederlassung von Bristol Myers Squibb.
Ecker verlautete in einer Aussendung, er wolle „die Zukunft des Gesundheitswesens in Österreich mitgestalten, um sicherzustellen, dass moderne, lebensverändernde Therapien und Lösungen ihr volles Potenzial entfalten, um die bestmöglichen Ergebnisse für Patienten und die Gesellschaft zu erzielen“. Als sein Ziel bezeichnete Ecker, „das Profil des FOPI zu schärfen und die Stimme der forschenden Pharmaunternehmen weiter zu stärken. Patienten in Österreich müssen die Chance haben, rechtzeitigen Zugang zu innovativen Therapien zu bekommen. Die forschende Pharmaindustrie soll als Türöffner zu einem Leben in Gesundheit wahrgenommen werden“. Ecker ist promovierter Biochemiker und verbrachte sein gesamtes bisheriges Berufsleben in der forschenden Pharmaindustrie. Etwa elf Jahre lang war er für Abbott in Österreich, Frankreich und den USA tätig, anschließend drei Jahre für Baxter. Bei Novartis hatte Ecker unter anderem in Ungarn, Deutschland und der Schweiz unterschiedliche Funktionen inne. Seit 1. März 2020 leitet er die Österreich-Niederlassung von Novo Nordisk Pharma. In Ungarn war Ecker Mitglied des Leitungsgremiums der Association of innovative Pharmaceutical Manufacturers (AIPM).
„Mehrwert zeigen“
Die neue FOPI-Generalsekretärin Ines Vancata arbeitet seit 2004 bei Roche Österreich. Seit 2017 ist sie als „Market Access Director“ Mitglied des Managements des Unternehmens. Sie will nicht zuletzt „den Mehrwert aufzeigen, den die forschende pharmazeutische Industrie für die Gesellschaft leistet“. Ähnlich äußerte sich ihre Stellvertreterin Schaffer-Kral, die als ihre Aufgabe bezichnete, „kreative Zugänge und andere Herangehensweisen zu verwirklichen, um die forschende Pharmaindustrie in neuem Licht zu präsentieren“.
Lindgren im Pharmig-Vorstand
Unterdessen wurde Lauri Lindgren, der Geschäftsführer des US-amerikanischen Biotechnologiekonzerns Amgen in Österreich, in den Vorstand des Pharmaindustrieverbands Pharmig berufen. Wie seinerzeit berichtet, leitete Lindgren vor der seit dem Jahr 1995 bestehenden Österreich-Niederlassung von Amgen die Vertretungen des Konzerns in Finnland und Schweden und arbeitete in dessen Europazentrale in der Schweiz. Anlässlich seiner Berufung in den Pharmig-Vorstand konstatierte Lindgren, nach eineinhalb Jahren in Österreich habe er „das Gefühl, nun richtig angekommen zu sein – und Meetings auf Deutsch schrecken mich auch nicht mehr ab“. Nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen mit der COVID-19-Pandemie ist es ihm nach eigenem Bekunden wichtig, „dass die pharmazeutische Industrie offen in den Dialog tritt, erklärt, aufklärt und informiert“. Nicht zuletzt möchte er in der Pharmig seine internationale Erfahrung in der Pharmabranche einbringen.
March 18th
Waschmittelflaschen für Produktkreislauf
18.03.21
von
Klaus Fischer
Im Zuge eines Pilotprojekts auf Initiative des FCIO wurden erstmals Hartpolyethylen-Gebinde zu 60 Prozent aus Recyclingmaterial erzeugt. Üblich sind bei solchen Projekten rund 25 Prozent.
Waschmittelflaschen, die zu 60 Prozent aus Recycling-Kunststoff bestehen, wurden im Zuge eines Pilotprojekts auf Initiative des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) erzeugt. Ihm zufolge sind „bei vergleichbaren Projekten bisher durchschnittlich 25 Prozent üblich“. An dem Vorhaben beteiligt waren der Waschmittel- und Kosmetikakonzern Henkel, die Reclay-Group und das Recyclingunternehmen Hackl. Laut FCIO-Geschäftsführerin Sylvia Hofinger strebt die Industrie auf längere Sicht an, ähnlich wie bei PET-Getränkeflaschen auch bei Gebinden aus Polyolefinen wie eben Waschmittelflaschen zu einem „Produktkreislauf mit vollständiger Wiederverwertung“ zu kommen. Hofinger zufolge werden in Österreich pro Jahr etwa 5.500 Tonnen an Wasch- und Reinigungsmittelflaschen aus Hartpolyethylen (HDPE) gesammelt. Rund 80 Prozent davon eignen sich grundsätzlich für die Wiederverwertung. Diese ist aber erheblich schwieriger als bei PET-Flaschen, weil eine hohe Beständigkeit, mehr Schutz vor UV-Strahlung sowie eine höhere chemische Produkthaltbarkeit gefragt sind.
Um die zulässigen Anteile an Recyclingmaterial zu steigern, sind daher laut FCIO „Anpassungen beim Design der Flaschen“ notwendig. Außerdem gilt es, ausreichende Mengen an Kunststoffabfällen mit der benötigten Qualität verfügbar zu machen. Zu diesem Zweck sind weitere Verbesserungen bei der Sammlung, Sortierung und Reinigung des Materials notwendig. Trotz dieser Herausforderungen sieht Hofinger die Branche „auf einem sehr guten Weg zu einem funktionierenden Kreislaufwirtschaftssystem“.
Laut der Präsidentin von Henkel Central Eastern Europe, Birgit Rechberger-Krammer, sind die nun vorliegenden Ergebnisse „ein großer Fortschritt zu vergleichbaren Projekten, bei denen Kunststoffabfälle aus Polyolefin verwendet werden. Bei weiterer Optimierung wird in Zukunft sogar eine vollständige Neu-Produktion aus Rezyklat möglich sein“. Erfreut zeigte sich Klima-, Energie- und Umweltministerin Leonore Gewessler. Sie verwies auf die Vorgaben des Kreislaufwirtschaftspakets der Europäischen Union, dem zufolge Österreich seine Kunststoffrecyclingquote bis 2030 nahezu verdoppeln muss: „Um diese zu erreichen, müssen wir unsere Kunststoffabfälle getrennt sammeln und sicherstellen, dass das Recyclingmaterial wieder eingesetzt wird. So sparen wir damit natürliche Ressourcen ein. Die Anstrengungen der heimischen Unternehmen, das Know-How im Bereich Kunststoffrecycling rasch und effizient weiterzuentwickeln, sind ein wichtiger Schritt zu nachhaltigen Lösungen.“
Austropapier kritisiert Ökostrom-Paket
18.03.21
von
Klaus Fischer
Der Entwurf des Pakets um das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG-Paket) stößt auf wenig Freude bei der Papierindustrie. Sie sieht „enormes Verbesserungspotenzial“.
Keine rechte Freude mit dem Paket um das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG-Paket) zur Neuregelung der Ökostromförderung hat der Papierindustrieverband Austropapier. Bekanntlich hatte der Ministerrat den Entwurf des Pakets am 17. gebilligt. Nun sind Verhandlungen auf parlamentarischer Ebene notwendig, weil das Paket nur mit Zweidrittelmehrheit beschlossen werden kann. Austropapier-Präsident Kurt Maier, hauptberuflich Chef der Heinzel Group, sieht laut einer Aussendung indessen „enormes Verbesserungspotential, was die Verwendung der Fördermittel aber auch den Einsatz von erneuerbaren Ressourcen anbelangt“. Maier zufolge verlangt die Papierindustrie eine Deckelung der Förderkosten. Eine solche ist zwar mit einer Milliarde Euro pro Jahr im Dreijahresdurchschnitt ohnehin vorgesehen. Allerdings kann dieser Deckel dem Entwurf zufolge vom Hauptausschuss des Nationalrates, also mit einfacher Mehrheit, aufgehoben werden, wenn das zum Erreichen der Ökostrom-Ausbauziele notwendig ist.
Ferner kritisiert die Papierindustrie, dass die Höhe der Fördermittel großteils per Verordnung festgelegt werden soll. Ausschreibungen sind zumindest bis auf Weiteres nur für Photovoltaik- sowie Biomasseanlagen vorgesehen. Stichwort Biomasseanlagen: Wenig Verständnis hat die Branche dafür, dass deren Mindestbrennstoffnutzungsgrad für die Förderwürdigkeit nicht angehoben, sondern bei den seit 2006 geltenden 60 Prozent belassen wurde. Und auch dieser Wert kann unterschritten werden, wenn in einer Anlage „aufgrund außergewöhnlicher Naturereignisse“ mehr als 50 Prozent des eingesetzten Holzes Schadholz sind. Allerdings hat die Papierindustrie ihre Zweifel, ob das tatsächlich in jedem Einzelfall nachgewiesen wird. Auch fehlen ihr zufolge „jegliche Anreize, diese Anlagen jemals zur Marktreife zu führen. Bestandsanlagen können nämlich laut Gesetz bis zu 30 Jahre lang subventioniert werden“.
„Die Bundesregierung hätte jetzt die Möglichkeit gehabt, die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, dass die Österreicher mehr Ökostrom für ihr Steuergeld bekommen. Das tut uns als holzverarbeitende Branche gerade bei Holz weh, weil es hier nicht nur um unseren wichtigsten Rohstoff, sondern den wichtigsten Rohstoff im Kampf gegen die Klimakrise handelt“, hadert Maier.
March 15th
15.03.21
von
Klaus Fischer
Laut dem Pharmakonzern gibt es keine aussagekräftigen Hinweise auf vermehrte Gesundheitsschäden durch seinen COVID-19-Impfstoff.
Mehr als 17 Millionen Personen wurden bisher mit dem COVID-19-Impfstoff von Astrazeneca geimpft. Hinweise auf vermehrtes Auftreten von Lungenembolien, Venenthrombosen oder Thrombozytopenie (Blutplättchenmangel) hätten sich dabei nicht ergeben, versicherte der Pharmakonzern am 14. März in einer Aussendung. Insgesamt seien mit Datum vom 8. März 15 Fälle von Venenthrombose sowie von 22 Fälle von Lungenembolie bekannt geworden. Das sei „wesentlich weniger als in einer Population vergleichbarer Größe natürlicherweise zu erwarten wäre und ähnlich viel, wie bei anderen COVID-19-Impfstoffen auftrat“, betonte Astrazeneca.
Auch seien keine Fälle nachweislicher Qualitätsmängel festgestellt worden, weder in Europa noch anderswo auf der Welt. Im Verlaufe des Produktionsprozesses führe Astrazeneca über 60 Qualitätskontrollen durch, weitere 20 Tests erfolgten durch unabhängige Laboratorien. Die sich bei den Tests ergebenden Daten würden an die Medizinmarktaufsichsbehörden übermittelt.
Selbstverständlich stehe die Sicherheit der Patienten an oberster Stelle, betonte Astrazeneca. Die behaupteten gesundheitlichen Probleme seien stets im Blickfeld des Unternehmens: „Aber die verfügbaren Daten zeigen nicht, dass der Impfstoff deren Ursache ist.“ Jedenfalls sollten sich die Menschen impfen lassen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten.
Seiten