Archive - 2011

August 30th

Das komplexe Aroma der Schokolade

Nicht eine einzelne Verbindung, sondern eine Vielzahl an Komponenten bestimmt den Geschmack von Schokolade – das ist das Ergebnis einer Studie, die auf der Herbsttagung der American Chemical Society präsentiert wurde. Das komplexe Aroma der Schokolade <% image name="ProfSchieb" %> <small><b> Peter Schieberle</b>, Professor für Lebensmittelchemie an der TU München, erforscht die Vielfalt der chemischen Verbindungen, die das Aroma der Schokolade ausmachen. <i>Bild: TU München</i></small> Der deutsche Chemiker Peter Schieberle analysierte in einer breit angelegten Studie die leicht flüchtigen Verbindungen der gerösteten Kakaobohne, etwa 600 davon konnten mittlerweile von Schieberles Team isoliert und identifiziert werden. Eine einzelne, das Aroma dominierende Substanz wurde dabei aber nicht gefunden. Vielmehr seien zumindest rund 25 Verbindungen nötig, um ein gutes Kakao-Aroma herzustellen, so der Forscher. <b>Eine Disziplin namens Sensomik</b> Das Schicksal der identifizierten Verbindungen wurde über den gesamten Herstellungsprozess verfolgt und auf diese Weise bestimmt, bei welchen Substanzen sich Gehalt oder Molekülstruktur verändern. In Anlehnung an jene Disziplinen der Lebenswissenschaften, in denen die Gesamtheit an Komponenten in einem stofflichen System untersucht wird (Genomik, Proteomik, Metabolomik) hat dieser Ansatz den Namen „Sensomik“ erhalten. Frucht der Erkenntnisse könnte eine Optimierung der Herstellungsverfahren von Schokolade sein.

August 29th

Herzpatienten haben häufig zu hohe Ruheherzfrequenz

Jüngsten Auswertungen eines umfangreichen Patientenregisters zufolge ist die Ruheherzfrequenz bei vielen Patienten mit koronarer Herzkrankheit zu hoch. Aus dieser Erkenntnis lassen sich neue Behandlungsoptionen zur Verbesserung der Symptomatik ableiten. Herzpatienten haben häufig zu hohe Ruheherzfrequenz <% image name="ESCCongress1" %> <small><b>Die Auswertung des Clarify-Registers</b> wurde auf dem Kongress European Society of Cardiology in Paris präsentiert. </small> Auf dem Kongress der <a href=http://www.escardio.org/Pages/index.aspx>European Society of Cardiology</a> in Paris wurden am 29. August Ergebnisse präsentiert, die sich aus dem Clarify-Register zu ambulanten Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit (KHK) ergeben. Demnach zeigt ein Drittel der KHK-Patienten trotz des weitverbreiteten Einsatzes von Beta-Blockern eine Ruheherzfrequenz von mehr als 70 Schlägen pro Minute auf – ein Wert, bei dem nachweislich eine höhere Prävalenz für von Angina pectoris und Herzinfarkte besteht. Laut Clarify-Vorsitzendem Gabriel Steg vom Hôpital Bichat Paris sei den Kardiologen schon seit einigen Jahren bekannt gewesen, dass die Herzfrequenz ein potenziell wichtiger Risikofaktor bei der KHK ist, zu ambulant behandelten Patienten seien aber nicht viele Informationen vorhanden gewesen. Die Auswertung des Clarify-Registers zeige nun zum ersten Mal, wie hoch die Zahl der KHK-Patienten mit zu hoher Herzfrequenz sei und dass dies mit schlechterer Symptomatik und schlechterem klinischen Ausgang verbunden sei. Die Ergebnisse ließen vermuten, dass eine strengere Einstellung der Ruheherzfrequenz mit Hilfe von frequenzsenkenden Medikamenten zu einer verbesserten Kontrolle der Symptome führen könnte. <small> <b> Über das Clarify-Register</b> Das Clarify-Register (Prospective observational longitudinal registry of patients with stable coronary artery disease) wurde zur Erweiterung des Wissens zur koronaren Herzkrankheit erstellt und beinhaltet unter anderem Untersuchungen zur Rolle der Herzfrequenz bei der Prognose von KHK-Patienten. Das Register soll die Behandlung des Krankheitsbildes der KHK verbessern, indem Lücken zwischen bestehenden Evidenzen und tatsächlicher Praxis ermittelt werden. 33.649 Patienten sind weltweit zwischen November 2009 und Juli 2010 in „Clarify“ eingeschlossen worden. Das Durchschnittsalter der Patienten, von denen 77,5 Prozent Männer waren, lag bei 64 +/- 11 Jahren. Die durchschnittliche Herzfrequenz lag bei 68,3 bpm, während die EKG-abgeleitete Herzfrequenz 67,2 betrug. 44 Prozent der Patienten wiesen eine Ruheherzfrequenz größer oder gleich 70 bpm auf. Darüber hinaus wurde davon unabhängig in bereinigten Analysen eine Herzfrequenz von größer als 70 bpm mit einer höheren Prävalenz und Schwere von Angina-pectoris-Anfällen sowie mit einem häufigeren Nachweis von Ischämien verbunden. Das Clarify-Register wird durch einen Educational Grant des französischen Pharma-Unternehmens Servier finanziert und soll zur Entwicklung eines Goldstandards für die Behandlung von KHK beitragen. Die Daten werden am Robertson Centre for Biostatistics in Glasgow, UK, unter der Führung von Ian Ford gesammelt und ausgewertet. Die Studie selbst wird unter der Leitung eines akademischen Lenkungsausschusses unter dem Vorsitz von P. G. Steg durchgeführt.

August 26th

US-Navy setzt auf Biokraftstoff

Um von Ölimporten unabhängiger zu werden und Kosten zu sparen, will die US-Kriegsmarine ihre Flugzeuge künftig mit einem Gemisch aus konventionellem Kraftstoff und Biosprit betreiben. Ein Testflug mit einem Schulflugzeug verlief erfolgreich. US-Navy setzt auf Biokraftstoff <% image name="Goshawk_Web" %> <small><b>„Grüner“ Kampftrainer:</b> Die T-45 „Goshawk“ („Hühnerhabicht“) fliegt mit Biosprit. <i>Foto: US-Navy/ Kelly Schindler</i><br> Ein Schulflugzeug der <a href=http://www.navy.mil target=“_blank“>US-Kriegsmarine</a> absolvierte diese Woche einen Flug mit einem Gemisch aus je 50 Prozent des üblichen JP-5-Kraftstoffs sowie eines Kraftstoffs auf Pflanzenbasis. Das teilte der Pressedienst der „Navy“ mit. Der zweisitzige Jet des Typs T-45 „Goshawk“ führte die Operation im Gebiet des Marinefliegerhorsts Patuxent River im Bundesstaat Maryland an der Atlantikküste auf der Höhe der Bundeshauptstadt Washington durch. Probleme wurden nicht gemeldet.<br> Noch heuer sollen drei weitere Flüge der „Goshawk“ mit dem Kraftstoffgemisch stattfinden. Dieses wurde bereits bei Testflügen mit F-18-Jagdbombern sowie mit dem schweren Transportflugzeug MV-22 „Osprey“ eingesetzt. Die F-18 ist das Rückgrat der von Flugzeugträgern aus operierenden Marinefliegerkräfte. Ab 2016 soll das Kraftstoffgemisch im regulären Dienstbetrieb der Flotte zum Einsatz kommen. Marineminister Ray Mabus will den Bedarf der Navy an Erdöl und Erdölprodukten bis 2025 halbieren, um Kosten zu sparen und von Importen unabhängiger zu werden.

August 25th

Buffett kauft Chemiekonzern

Die EU-Kommission hat die Übernahme des Spezialchemikalienherstellers Lubrizol durch den Investmentkonzern Berkshire Hathaway des Multimilliardärs Warren Buffet genehmigt. Buffett kauft Chemiekonzern <% image name="Buffett_Web" %> <small><b>Neuer Lubrizol-Besitzer:</b> der US-Investor Warren Buffett <i>Foto: Mark Hirschey</i></small><br> <a href=http://www.berkshirehathaway.com target=“_blank“>Berkshire Hathaway</a>, der Investmentkonzern des US-amerikanischen Börsentycoons Warren Buffett, darf den Spezialchemikalienhersteller <a href=http://www.lubrizol.com target=“_blank“>Lubrizol</a> übernehmen. Das teilte die EU-Kommission nach einer Untersuchung der Auswirkungen der Fusion mit. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass diese keine negativen Auswirkungen auf den Wettbewerb auf den Märkten für Acrylemulsionen, Glasfaserprodukte, DBSA-Monomere und Dekorationsbeschichtungen hat. Berkshire Hathaway hatte die geplante Übernahme am 19. Juli bei der Kommission angemeldet. Anfang Juni hatten die Lubrizol-Aktionäre dem Angebot Berkshire Hathaways, lautend auf 135 US-Dollar je Aktie, mit großer Mehrheit zugestimmt. <br> Lubrizol mit Sitz in Wickliffe im US-Bundesstaat Ohio wurde 1928 gegründet und erwirtschaftete 2010 einen Umsatz von 5,4 Milliarden US-Dollar (3,7 Milliarden Euro). Das Unternehmen hat rund 7.000 Beschäftigte und verfügt über Produktionsstandorte in 17 Ländern.

August 24th

Konferenzen zur Wirbelschicht-Technik an der TU Wien

An der <a href=http://www.tuwien.ac.at>TU Wien</a> wurden Verfahren entwickelt, die Verbrennungsprozesse auf zwei getrennte Kammern aufteilen. In diesen Tagen ist die TU Wien der internationale Treffpunkt der Wirbelschicht-Technologie. <% image name="wirbelschicht01web" %> <small><b>Hotspot der Wirbelschicht-Technologie:</b> Versuche an den Anlagen des Instituts für Verfahrenstechnik der TU Wien. <i>Bild: TU Wien</i></small> <b>Gaserzeugung und Verbrennung getrennt</b> Beim Wirbelschichtverfahren werden feste Stoffe durch Einströmen von Gas oder Flüssigkeit in einen Zustand versetzt, in dem sie sich beinahe wie Flüssigkeiten verhalten. Feste Brennstoffe können unter großer Hitze in brennbare Gase umgewandelt werden. Bei gewöhnlichen Anlagen ist das gewünschte Produktgas aber mit störenden Abgasen vermischt. Dieses Problem lässt sich lösen, wenn man Gaserzeugung und Verbrennung in zwei gekoppelte Behälter aufteilt: Im ersten Behälter wird der feste Ausgangsstoff mit Hilfe von Wasserdampf in Gas umgewandelt. Der Dampf gibt dabei Sauerstoff ab und Wasserstoff entsteht. Das aus dem Ausgangsstoff erzeugte Gas wird abgeleitet und nach Reinigungsschritten gesammelt oder direkt zur Strom- und Wärmeerzeugung verwertet. Alles was im Gaserzeuger übrig bleibt landet im zweiten Behälter. Dort findet eine Verbrennung mit Luft statt, die wiederum die nötige Temperatur für den ersten Behälter liefert. Durch diese Aufteilung des Gesamtprozesses können somit Abgase der Verbrennung von dem gewünschten "Produktgas" des Gaserzeugers sauber getrennt werden. <b> TU Wien als internationaler Treffpunkt </b> Die Technologie, die den Prozess auf zwei Kammern aufteilt, wurden am Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften der TU Wien entwickelt. Seit vielen Jahren beschäftigen sich Institutsvorstand Hermann Hofbauer und seine Forschungsgruppen mit solchen Wirbelschichtverfahren. Das angesammelte Know-how zog nun auch mehrere Veranstaltungen an Land. Von 30. August bis 1. September 2011 findet an der TU Wien die ICPS (International Conference on Polygeneration Strategies) statt. Hier geht es um technische Methoden, biogene Festbrennstoffe effizient in hochwertige Treibstoffe, Strom und Wärme umzuwandeln. Außerdem findet das halbjährliche Treffen der IEA-FBC (International Energy Agency - Fluidized Bed Conversion) statt, wo verschiedene Aspekte der Wirbelschichttechnologie am Programm stehen. Umweltrelevante Technologien werden am 30. und 31. August 2011 beim IEAGHG (International Energy Agency - Greenhouse Gas) Network Meeting diskutiert. Es geht dabei um Wirbelschichtverfahren zur effizienten CO2-Abscheidung. Auch ein Workshop des EU-Projektes INNOCUOUS (Innovative Oxygen Carriers Uplifting Chemical-Looping Combustion) findet an der TU Wien statt. Konferenzen zur Wirbelschicht-Technik an der TU Wien

Kopflausmittel wirkt schneller gegen Nissen als gedacht

Neue Studien attestieren dem Zwei-Stufen-Meticon <a href=http://www.pohl-boskamp.nl/de/products/NYDA> „Nyda“</a>, einem wirksamen Kopflausmittel, dass die Nissen-tötende (ovzide) Wirkung bereits nach einer Stunde Einwirkzeit eintritt. <% image name="Kopflaus" %> <small><b> Die Kopflaus (Pediculus humanus capitis)</b> ist ein flügelloses Insekt, das ausschließlich den Menschen parasitiert. <i>Bild: Pohl-Boskamp/Wolfgang Böckeler</i></small> Zwei Wirkungsarten müssen zusammenkommen, damit ein Kopflausmittel effektiv gegen die Parasiten vorgehen kann: Die pedikulozide Wirkung tötet Läuse und Nymphen (die frisch aus dem Ei geschlüpften Formen der Kopflaus, die nur eine unvollständige Metamorphose durchmacht), die ovizide Wirkung geht gegen die Eier des Insekts, die sogenannten Nissen, vor. Das vom Hersteller Pohl-Boskamp angebotene Zwei-Stufen-Dimeticon „Nyda“ zeigt diese beiden Wirkungen. <b>Kopfläuse in jedem Entwicklungsstadium ersticken</b> Angriffspunkt der pedikuloziden Wirkung ist dabei die Insektenatmung. Unter dem Stereomikroskop ist zu erkennen, wie Nyda über die Atemöffnungen (Stigmen) der Kopfläuse bis in die feinsten Verästelungen der Tracheen eindringt, den Sauerstoff verdrängt und das Atemsystem irreversibel verschließt. Das Mittel blockiert zudem auch die Atemöffnungen der Nissen, die so genannten Aeropylen, und entfaltet so seine ovizide Wirkung. Kopfläuse werden somit in all ihren Entwicklungsstadien erstickt. Bislang empfahl der Hersteller für diese ovizide Wirkung eine Einwirkzeit von acht Stunden. Zwei wissenschaftliche Studien haben nun aber gezeigt, dass die Nissen bereits nach einer Stunde wirksam abgetötet werden konnten. Pohl-Biskamp konnte vor diesem Hintergrund die empfohlene Einwirkzeit verkürzen, was die Behandlung für die betroffenen Kinder und ihre Eltern erheblich vereinfachen dürfte. Kopflausmittel wirkt schneller gegen Nissen als gedacht

August 23rd

Lenzing im Höhenflug

Nach dem Rekordjahr 2010 konnte die <a ref=http://www.lenzing.com>Lenzing-Gruppe</a> auch im ersten Halbjahr 2011 ihren derzeitigen Höhenflug fortsetzen. Der konsolidierte Konzernumsatz stieg um 31 Prozent auf 1,076 Milliarden Euro. <% image name="LenzingHolz" %> <small><b>Auf der Grundlage des Rohstoffs Holz</b> hat Lenzing sein sehr profitables Cellulosefaser-Geschäft aufgebaut. <i>Bild: Lenzing AG</i></small> Auch die anderen Unternehmenskennzahlen könne sich sehen lassen: das Halbjahresergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg gegenüber dem ersten Halbjahr 2010 um 65, 1 Prozent auf den Rekordwert von 247, 8 Millionen Euro, was einer EBITDA-Marge von 23,0 Prozent entspricht. Das Halbjahresbetriebsergebnis (EBIT) konnte um 84,5 Prozent auf 199,2 Millionen Euro gesteigert werden. <b>Lenzing profitiert vom Cellulose Gap</b> Den Grund für den Erfolg des Unternehmens sieht der Vorstandsvorsitzende Peter Untersperger vor allem in einem langfristigen Nachfrageüberhang bei Cellulosefasern (dem sogenannten „Cellulose Gap“), der auch durch den jüngsten Rückgang der Baumwollpreise nicht in Fragte gestellt werde. Vor diesem Hintergrund habe der Konzern auf eine weltweite Wachstumsstrategie und die Spezialisierung auf hochwertige Fasern wie „Modal“ oder „Tencel“ gesetzt, bei denen man auf dem Markt beinahe Alleinstellung erzielen habe können. Von der positiven Entwicklung ist sowohl das Kerngeschäft von Lenzing mit Textilfasern als auch die Business Unit „Nonwoven Fibers“, die Cellulosefasern für die Erzeugung von Vliesstoffen anbietet, betroffen. In beiden Marktsegmenten konnten Preissteigerungen erzielt werden, die Produktionskapazitäten für Textilfasern sind vollausgelastet. Lenzing im Höhenflug

„Wissensweltmeister und Umsetzungszwerge“

Eine Reihe von Zielen für das österreichische Gesundheitswesen entwickelten Experten bei den Gesundheitsgesprächen im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach. An deren Wichtigkeit herrscht kaum Zweifel, an ihrer Umsetzbarkeit aber sehr wohl. <% image name="Abschlussplenum_Web" %> <small><b>Gesundheitsgespräche in Alpbach:</b> Gesundheitsziele sind nötig, ihre Umsetzung ist schwierig, hieß es bei der Abschlussdebatte. <i>Foto: Chemiereport</i></small> Österreich braucht möglichst klare, langfristig festgelegte Gesundheitsziele. Darüber waren sich die Teilnehmer an den Gesundheitsgesprächen im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach einig. Bei der vom Pharmaverband Pharmig gesponserten Veranstaltung erarbeiteten sie in sechs Arbeitskreisen insgesamt etwa 100 Ideen, die nach den Worten von Pharmig-Präsident Robin Rumler auf acht Kernpunkte „eingedampft“ wurden. „Ich hoffe nur, dass diese Vorschläge nicht wie so vieles andere verdampfen“, kommentierte das Alpbach-Präsident Erhard Busek launig. <br> Die Punkte sind: <ul> <li> ein gemeinsames Budget für Gesundheitswesen und Langzeitpflege, <li> Investition in Prävention und Früherkennung von Diabetes, <li> die Sicherung einer solidarischen und nachhaltigen Finanzierung des Pflegebereichs, <li> ganzheitliche, präventive Programme sowie <li> eine systematische Datenbasis für die Kinder- und Jugendgesundheit, <li> die Erhöhung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung, <li> die Verschärfung des österreichischen Rauchergesetzes und schließlich <li>die Schaffung einer transparent arbeitenden Plattform aller „Stakeholder“ zur Entscheidung bezüglich des Leistungskataloges, der Qualitätssicherung und der Patienteninformation. </ul> <b>„Wesentlicher Implus“</b><br> Rumler sieht in den Vorschlägen einen „wesentlichen Impuls für die gesundheitspolitische Diskussion in Österreich.“ Bei der Abschlussdiskussion in Alpbach betonte er, die Entwicklung neuer Arzneien dauere rund zehn Jahre. Umso wichtiger seien langfristige Ziele im Gesundheitsbereich, um zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Präparate zur Verfügung stellen zu können. Diese Ziele müssten im Dialog zwischen allen Beteiligten erarbeitet werden. Natürlich wolle auch die Pharmaindustrie mitreden: „Wir können wesentliche Beiträge zum Erreichen der Ziele leisten.“ Gerade im Bereich der chronischen Erkrankungen forsche die Branche massiv. Deshalb sei es für sie wichtig, die Ziele von Politik und Gesellschaft im Bereich Gesundheit zu kennen, um Forschung und Entwicklung entsprechend auszurichten. <b>Schellings Warnung</b><br> Der Präsident des Hauptverbandes der Sozialversicherungen, Hans Jörg Schelling, sagte, auch der Hauptverband fordere die Entwicklung von Gesundheitszielen, die im Herbst in die „heiße Phase“ gehen werde. Anschließend werde es allerdings darum gehen, die „Metaziele“ auf Detailziele und Maßnahmen herunter zu brechen. Und diesbezüglich könne vor übertriebenen Erwartungen nur gewarnt werden: „Bis jetzt sind wir Wissensweltmeister und Umsetzungszwerge.“ Wichtig ist aus seiner Sicht, die Kompetenzen und Zuständigkeiten zu klären: „Wenn wir den Tierschutz zur Bundessache machen können, sollte das in anderen Bereichen, wo es sinnvoll ist, doch hoffentlich auch gehen.“ <b>Grundsätzlich hilfreich</b><br> Von politischer Seite hieß es, die Vorschläge seien grundsätzlich zweifellos hilfreich. Gesundheitsminister Alois Stöger verwies auf das Motto der Tagung, „Gesundheit – ein Menschenrecht“: „Die Gesundheitspolitik muss die entsprechenden Rahmenbedingungen bieten, damit die Menschen dieses Recht auch nutzen können.“ Zur Frage der Datenbereitstellung sagte Stöger, es müsse erlaubt sein, Daten zu gesundheitsfördernden Maßnahmen zu nutzen. Datenschutzdebatten würden gerade in diesem Zusammenhang „oft sehr widersprüchlich“ geführt. Im Wesentlichen gehe es darum, vorhandene Datenbestände „besser aufzubereiten. Was wir brauchen, ist mehr Transparenz.“<br> Die steirische Gesundheitslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder sagte, zunächst seien die Gesundheitsziele zu entwickeln: „Dann wissen wir, welche Daten wir überhaupt brauchen, und können uns überlegen, wo wir die herbekommen.“ Hinsichtlich Kindergesundheit sprach sich die Landesrätin für eine „striktere Erziehung“ aus. Mit Rechten müssten auch Pflichten verbunden sein. Und: Stark zuckerhältige Limonaden und Chips hätten in Schulbuffets nichts verloren: „Das ist eine missverstandene Freiheit.“<br> Ähnlich argumentierte Schelling: „Eine Brandschutzversicherung berechtigt jemanden bekanntlich nicht, sein Haus anzuzünden. Aber mit ihrer Gesundheit glauben die Leute urassen zu dürfen, weil sie ohnehin ihren Sozialversicherungsbeitrag zahlen.“ <i>kf</i> „Wissensweltmeister und Umsetzungszwerge“

August 22nd

Neue Behandlungsstrategie gegen Krankenhauskeim

An der <a href=http://www.utexas.edu>University of Texas</a> wurde ein Mechanismus entdeckt, mit dem sich Darmzellen vor einer Schädigung durch den Krankenhauskeim Clostridium difficile schützen. Die Wissenschaftler möchten daraus einen neuen Ansatz zur medikamentösen Behandlung ableiten. Neue Behandlungsstrategie gegen Krankenhauskeim <% image name="Clostridium_difficile_EM" %> <small><b>Im Kampf gegen den nosokomialen Keim Clostridium difficile</b> ist möglicherweise eine neue Waffe gefunden worden. <i>Bild: Centers for Disease Control and Prevention/gemeinfrei</i></small> Clostridium difficile ist einer der häufigsten in Krankenhäusern übertragenen bakteriellen Keime („nosokomiale Erreger“). Das unter normalen Umständen harmlose Bakterium, das im menschlichen Darm leben kann, ohne gesundheitliche Probleme zu verursachen, wird gefährlich, wenn andere Darmbakterien durch die Einnahme von Antibiotika abgetötet werden. Clostridium difficile kann sich dann überdurchschnittlich vermehren und gibt Toxine ab, die die Darmzellen zerstören und Entzündungen, Krämpfe, Durchfall und Fieber hervorrufen können. Wissenschaftler rund um Tor Savidge von der University of Texas haben nun entdeckt, dass die Darmzellen als Reaktion auf die Entzündung S-Nitrosoglutathion produzieren, eine Verbindung, die die für das Eindringen in die Zellen notwendige Spaltung der Giftstoffe verhindert. Dieser Mechanismus könnte die Grundlage für die Entwicklung neuer Behandlungsansätze sein, mit der die bakterielle Infektion an der Ausbreitung gehindert werden könnte. Bei Experimenten mit Mäusen zeigte sich, dass die orale Gabe von S-Nitrosoglutathion die Überlebenschancen der Tiere verbesserte. Nun sind klinische Tests geplant. <small>Originalpublikation: http://www.nature.com/nm/journal/vaop/ncurrent/full/nm.2405.html</small>

Alpbach 2011: Tiroltag beleuchtet Innsbrucker Krebsforschung

Der Tiroltag, traditioneller Auftakt zum <a href=http://www.alpbach.org>Forum Alpbach</a>, stand am 21. August ganz im Zeichen der Krebsforschung. In zahlreichen Vorträgen wurde der aus den Innsbrucker Universitäten und Kliniken hervorgegangene Onkologie-Schwerpunkt rund um das Kompetenzzentrum <a href=http://www.oncotyrol.at>Oncotyrol</a> präsentiert. Alpbach 2011: Tiroltag beleuchtet Innsbrucker Krebsforschung <% image name="AlpbachUnterzeichnung" %> <small><b>Vertragsunterzeichnung zum neuen Oncotyrol-Projekt</b> während des Tiroltags Alpbach. Von links (sitzend) Manfred Mitterer (Krankenhaus Meran), Alfred Amann (PCS GmbH), Bernhard Hofer (CEO Oncotyrol). Dahinter von links (stehend) PLukas Huber (CSO Oncotyrol), Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf. <i>Bild: Oncotyrol</i></small> Einen der Höhepunkte markierte dabei die Keynote von Klaus Lindpaintner, dem ehemaligen Direktor der Roche Molecular Medicine Laboratories und heutigen Forschungschef der US-Biotechnologie-Firma SDIX, der die Sicht der Industrie auf die personalisierte Krebsmedizin darstellte. Lukas Huber, der wissenschaftliche Leiter von Oncotyrol, führte durch das Nachmittagsprogramm, bei dem zahlreiche Wissenschaftler aus Nord- und Südtirol ihre Arbeit vorstellten. <b>Neues Projekt entwickelt Onkologie-Software</b> In Anwesenheit von Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf wurde im Rahmen des Tiroltags auch der Vertrag für ein neues Oncotyrol-Projekt unterzeichnet. Unter Beteiligung des Südtiroler Sanitätsbetriebs in Bozen, der Krankenhäuser Meran und Villach sowie des Klagenfurter Software-Entwicklers PCS soll ein computerunterstütztes Expertensystem so weiterentwickelt werden, dass es durch die Einhaltung internationaler IT-Standards und erhöhte Benutzerfreundlichkeit breite Anwendung finden kann. Mithilfe der Software soll es behandelnden Ärzten ermöglicht werden, Tumortherapien besser an die individuellen Bedürfnisse eines Patienten anzupassen. Das Projekt baut auf einem Expertensystem auf, in das ein Meraner Team um Manfred Mitterer eine Fülle an medizinischem Fachwissen einfließen hat lassen, etwa Leitlinien von Fachgesellschaften über bestimmte Tumorarten, Datenbanken zu Medikamenten und Naturstoffen, hunderte Chemotherapie-Protokolle etc. Das System warnt beispielsweise vor Über- und Unterdosierungen und weist auf Wechselwirkungen oder Allergien hin. Derzeit ist es aber nur bedienbar, wenn man bereits gut in die Software eingearbeitet ist. Durch die mit der nun geschlossenen Kooperationsvereinbarung geplante Weiterentwicklung soll dieses Manko behoben werden. Darüber hinaus ist der Aufbau eines Clinical Data Warehouse geplant, mit dessen Hilfe Fehlentwicklungen in der Gesundheitsversorgung, beispielsweise unzureichende Früherkennung bestimmter Tumorarten, erkannt werden können.

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