Archive - 2014

June 26th

BIO 2014, Teil II: Austria on fire

Die BIO International Convention in San Diego ist in vollem Gange. Am ersten und zweiten Tag des Branchenevents wurde traditionell das höchste Besucheraufkommen verzeichnet, auf dem Programm standen High-Level-Vorträge  und One-to-one-Meetings.

 

Viel Aufmerksamkeit bekommen für gewöhnlich die Berichte der großen Beratungsfirmen Burrill und Ernst & Young zu den globalen Trends der Biotechnologie-Industrie. Doch Steven Burrill, auf Life Sciences spezialisierter Investmentbanker und Fondsmanager sorgte für Aufregung: Sein Vortrag wurde abgesagt, nachdem gegen sein Unternehmen Betrungsvorwürfe erhoben wurden und die US-Behörden ermitteln.

Der Bericht von Ernst & Young, der unter dem Titel „Beyond Borders“ erschienen ist,  spricht, vor allem, was die US-Zahlen betrifft, eine ziemlich klare Sprache, wie Sonja Polan von Life Scvience Austria berichtet: „Biotech is back. 2013 wurde durch Börsengänge der unglaubliche Betrag von 3,5 Milliarden US-Dollar lukriert. Auch die Umsätze stiegen in den USA um 13 Prozent, Investitionen in Forschung und Entwicklung um 20 Prozent. Die Zahl der beobachteten Deals mit großen Pharma-Unternehmen war allerdings geringer, am Zug waren eher Spezialpharma- oder größere Biotech-Firmen.“

Nach Ernst & Young setzt sich der Trend der vergangenen Jahren zu höherer Produktivität der F&E-Projekte und schnelleren Ergebnissen fort. Um in diesem herausfordernden Umfeld bestehen zu können, wurden mehrere Erfolgsfaktoren identifiziert. Dazu gehören der verstärkte Einsatz von Biomarkern, „Adaptive Design“, also das flexiblere Design von klinischen Studien, sowie Strategien, die auf das frühere Eingehen von Kooperationen setzen. Ein hochkarätig besetztes Podium, dem sowohl  Vertreter von Big Pharma als auch Führungskräfte kleinerer Biotech-Unternehmen angehörten, betrachtete die vielfältigen Aspekte dieser Erfolgsfaktoren.  

 

Hillary Clinton als Gastrednerin

„Der Vortrag mit der längsten Anstehzeit war die langerwartete Rede der ehemaligen US-Außenministerin Hillary Clinton“, wie Polan erzählt. Clinton, die sich gerade auf einer Buchverkaufs-Tour in Kalifornien befindet, sprach eine ganze Stunde zu den Teilnehmern der BIO über ihre Erfahrungen als Außenministerin unter Barack Obama und gab pointiert ihre Meinung zu den globalen Krisen der Welt von Irak und Iran bis zur Ukraine zum Besten. Jim Greenwood, Präsident der Biotechnology Industry Organization (BIO), die die Veranstaltung organisiert, quizzte Clinton jedoch auch zu brennenden Themen im Bereich der Biotechnologie und wollte sich ihrer Unterstützung für ein schlagkräftiges US-Innovationsumfeld, Biokraftstoffe und GVOs versichern.

 

Österreich-Stand: Großer Andrang, kleines Feuer

„Dieses Jahr können wir insgesamt eine höheres Besucheraufkommen am österreichischen Gemeinschaftsstand verzeichnen“, berichtet Polan weiter. Die Partnering-Kabinen am Stand sind durchgehend ausgebucht, eine der vertretenen Firmen hat mit insgesamt 46 Meetings alle Rekorde gebrochen. Andreas Pföstl, Patentanwalt bei Kliment & Henhapel und Erstaussteller bestätigt: „Die Bio International Convention ist für uns eine wichtige Veranstaltung. Unser gestecktes Ziel, sich mit der internationalen Patentanwalts-Szene zu vernetzen, haben wir erreicht.“ Detial am Rande: „Als kleiner Aufreger geriet der imperiale Luster des österreichischen Gemeinschaftsstandes leicht in Brand, was zu erhöhtem Interesse am österreichischen Pavillion führte“, so Polan: „Es waren jedoch zu keiner Zeit Leib und Leben der Créme de la Créme der österreichischen Biotechnologie-Szene in Gefahr.“

Im Anschluss an den zweiten Tag der BIO können die Teilnehmer das Networking bei einer Veranstaltung im historischen „Gaslamp Quarter“ von San Diego fortsetzen. Und auch am Abschlusstag sind im Gegensatz zu den BIOs der Vorjahre zahlreiche  Meetings und Vorträge angesetzt. Man bleibt gespannt.

 

 

 

 

 

 

June 25th

Einseitige Pflanzenschutzmittel-Debatte

Ein wissenschaftlicher Review, über den BBC News vorab berichtet hat, spricht von gravierenden Umweltfolgen von Neonicotinoiden. Dass die Industrie die Aussagen keineswegs für einen neutralen wissenschaftlichen Standpunkt, sondern für den Teil einer Kampagne hält, wird in Österreich aber kaum wahrgenommen.

 

Und wieder sind Pflanzenschutzmittel aus der Gruppe der Neonicotinoide Gegenstand hitziger Debatten. Der Anlass diesmal: BBC News hat über einen Review der bisher publizierten wissenschaftlichen Literatur zu möglichen Belastungen von Ökosystemen durch diese Stoffklasse sowie durch Fipronil (einen Wirkstoff aus der Klasse der Phenylpyrazole, der in Österreich gar nicht zugelassen ist) berichtet, die im Auftrag der Weltnaturschutz IUCN erstellt wurde. Erschienen ist der Review noch nicht, gegenüber der BBC sprach Dave Goulson, einer der Autoren, aber vom Nachweis, dass sich die Insektizide im Boden anreichern und regelmäßig in Flüssen anzutreffen seien. Es sei daher „unmöglich zu leugnen“, dass damit starke Umwelteinflüsse verbunden seien.

Im BBC-Bericht kommt aber auch der Herstellerverband „European Crop Protection Association“ zu Wort, der von einseitiger Beweisführung spricht. Es scheine, der Review sei Teil einer Bewegung von NGOs und einigen Wissenschaftlern, deren einziges Ziel das Verbot von Neonicotinoiden sei, unabhängig davon, was sich beweisen lasse und was nicht.

 

Einseitige Rezeption in Österreich

Ebenso einseitig erfolgt derzeit die Rezeption der Debatte in Österreich, wo sie von Global 2000 aufgegriffen wurde. In einem Bericht auf der Website des ORF wird Jean-Marc Bonmatin, ebenfalls Mitautor des Reviews, gar mit den Worten zitiert, der Einsatz von Chemikalien in der Nahrungsmittelproduktion stelle eine „Gefahr für die Welternährung“ dar. Dem hält freilich die österreichische IG Pflanzenschutz gegenüber, dass eher das Gegenteil der Fall sei und ohne  Pflanzenschutzmittel die Lebensmittelproduktion massiv einbrechen würde, weil Schädlinge ganze Ernten vernichten würden. Die Publikation, die von Global 2000 aufgegriffen wurde, sei kein tragfähiges Argumentarium zur Sicherheit von Pflanzenschutzmitteln unter realistischen Bedingungen sondern eine Auslese mehrerer Worst-Case-Szenarios, die größtenteils unter Laborbedingungen zustande gekommen seien. Ähnlich argumentiert man auf europäischer Ebene: Neonicotinoide seien seit mehr als 20 Jahren in Gebrauch. Wenn sie tatsächlich so gravierende Schäden hervorrufen würden, hätte man diese schon längst beobachten müssen.

 

 

 

June 24th

BIO 2014 eröffnet

Nach sechs Jahren kehrt die BIO International Convention von 23. bis 26 Juni nach San Diego, California, zurück. Zur weltweit bedeutendsten Biotechnologie-Messe werden mehr als 15.000 Teilnehmer erwartet, im Vorfeld wurde eine Rekordzahl von 28.000 Partnering-Meetings vereinbart.

 

„Das Spektrum der Besucher ist vielfältig und reicht von Entrepreneuren auf der Suche nach einem Lizenzdeal mit Big Pharma bis zum Venture-Capital-Investor, der mögliche Investments prüft“, erklärt Sonja Polan von <a href=http://www.lifescienceaustria.at target=“_blank“>Life Science Austria</a>. Entsprechend groß ist die Bedeutung für das vom Austria Wirtschaftsservice getragene Programm, das sich der internationalen Vermarktung der österreichischen Life-Science-Industrie verschrieben hat:  „Es ist einfach nicht möglich, nicht hier zu sein und den Life-Science-Standort Österreich hier zu präsentieren“, so Polan

20 Firmen und Organisationen sind in diesem Jahr am österreichischen Gemeinschaftsstand vertreten, der in gewohnter Weise von der österreichischen Wirtschaftskammer organisiert wird. Neben „alten BIO-Hasen“ wie Apeiron Biologics, VTU Technology oder Apeptico sind dabei auch einige ganz junge Firmen wie Chorus oder Tamirna dabei. Die heimische Forschung ist mit dem Austrian Centre of Industrial Biotechnology (ACIB) und der Universität Wien vertreten.

 

Von Hillary Clinton bis Ernst & Young

Die offizielle Eröffnung der BIO findet heuer auf dem US-amerikanischen Flugzeugträger USS Midway statt, der nach einer bewegten Geschichte zu einem Museum umgewandelt wurde. Die nächsten Tage werden darüber hinaus von einem hochkarätigen Vortragsprogramm geprägt sein, unter anderem steht eine Rede der ehemaligen US-Außenministerin Hillary Clinton auf dem Programm.  Weitere Fixpunkte sind die Trend-Berichte der Beratungsunternehmen  Ernst & Young, Batelle und Burill, die wichtige Indikatoren zum Zustand der weltweiten Biotechnologie-Industrie analysieren werden.

 

 

 

 

 

 

Studien bestätigt Wirksamkeit von Tamiflu

Eine großangelegte internationale Studie bestätigt die Wirksamkeit des Grippemittels Tamiflu und steht damit im Widerspruch zu vorangegangenen Metaanalysen, die Zweifel am Einsatz und an der breitflächigen Bevorratung des Präparats aufkommen ließen.

 

Im Jahr 2009, als alle Welt eine  Pandemie durch das „Schweinegrippe-Virus“ H1N1 fürchtete, wurden auf Anraten der WHO große Vorräte des Grippemittels Tamiflu (Wirkstoff Oseltamivir) angelegt. Hersteller Roche konnte den Umsatz des Präparats in diesem Jahr um sagenhafte 435 Prozent steigern. Doch bald regte sich Kritik: Pandemie-Warnungen seien aufgrund der geringen Pathogenität des Virus überzogen gewesen, die Wirksamkeit des Arzneimittels sei zudem nicht ausreichend belegt.

 

Mortalität signifikant gesenkt

Nun bestätigt aber eine in der Zeitschrift „The Lancet Respiratory Medicine“ veröffentlichte retrospektive Studie, an der 78 medizinische Zentren aus 40 Ländern beteiligt waren, die Sinnhaftigkeit der Verabreichung des umstrittenen Neuraminidasehemmers. Die Analyse der Daten von 29.000 Patienten mit H1N1-Infektion ergab, dass die Mortalität bei Einnahme von Tamiflu um 20 Prozent gesenkt werden konnte. Wenn das Medikament in den ersten zwei Tagen der Erkrankung gegeben wurde, sei die Mortalität sogar um 50 Prozent gesunken, so das Ergebnis der Studie, an der auch die Klinische Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin der Meduni Wien beteiligt war.

Die Studienergebnisse stehen damit im Widersprich zu einer von der Cochrane Collaboration durchgeführten Metaanalyse, die Tamiflu eine sehr schwache Wirkung zugeschrieben hatte. Die Mediziner betonen aber auch die Einschränkungen des Einsatzes: Die gefundenen Effekte treten nur bei H1N1 (Schweinegrippe)- und H5N1(Vogelgrippe)-Infektionen ein, nicht hingegen bei gewöhnlichen grippalen Infekten auf. Zudem sei die Anwendung nur bei Erwachsenen  sinnvoll

 

 

 

 

June 20th

Auszeichnungen für Glößl und Rumler

Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner hat an mehrere Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Wirtschaft staatliche Auszeichnungen überreicht. So erhielt BOKU-Vizerektor Josef Glößl das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, Pharmig-Präsident Robin Rumler wurde der Berufstitel Professor verliehen.

 

Glößl studierte Biologie und Biochemie an der Universität Graz und arbeitete von 1979 bis 1985 am Institut für Physiologische Chemie und Pathobiochemie der Universität Münster. 1985 wurde er Universitätsassistent am neu gegründeten Zentrum für Angewandte Genetik an der BOKU Wien, dessen Leiter er 1987 wurde. 1993 wurde er zum Ordinarius für Angewandte Genetik an der BOKU berufen. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit Glykobiologie und Pflanzenbiotechnologie und verband diese beiden Arbeitsgebiete mit der Entwicklung von Pflanzen als Produktionssystem zur Herstellung rekombinanter Glykoproteine für die medizinische Anwendung.

Daneben engagiert sich der gebürtige Steirer intensiv im Dialog der Wissenschaft mit Gesellschaft und Öffentlichkeit. Unter anderem gehört er dem wissenschaftlichen Ausschuss für Freisetzungen und Inverkehrbringen der österreichischen Gentechnikkommission an und war Gründungsmitglied der Plattform „Gentechnik und wir“. Seit 2010 fungiert er als Vizerektor für Forschung und Internationale Forschungs­kooperation der BOKU.

 

Engagement für die Pharma-Branche

Robin Rumler ist seit 22 Jahren in der Pharma-Industrie tätig. Nach dem Studium der Medizin stieg er 1992 bei Janssen Cilag als Mitarbeiter der medizinischen Abteilung ein. Danach folgten Positionen als Produktmanager und Verkaufsleiter bei Zeneca sowie als Business Unit Director bei Sanofi-Synthelabo. Ab 2004 fungierte Rumler als Marketing Direktor, seit 2009 als Geschäftsführer von Pfizer Österreich.

Daneben hat sich Rumler in zahlreichen Gremien und Vereinigungen engagiert, unter anderem im Rahmen einer sechsjährigen Präsidentschaft im Pharma Marketing Club (PMCA). Während dieser Zeit wurde auch das Buch „Pharma Marketing – Gesundheitsökonomische Aspekte einer innovativen Industrie“ publiziert, dessen Co-Autor er ist. Seit 2010 ist Rumler Präsident der Pharmig und als solcher besonders um die Zukunft und das Image der Branche bemüht.

 

 

 

June 18th

Information und Networking beim Life Science Circle

Im Rahmen eines Life Science Circles der Wiener Clusterorganisation <a href=http://lisavienna.at>LISAvienna</a> am 17. Juni wurden Details zum aktuellen Life Science Call der Wirtschaftsagentur Wien vorgestellt. Das Austrian Institute of Technology (AIT) präsentierte im Anschluss Schwerpunkte seiner biowissenschaftlichen Arbeit.

 

Zwei Millionen Euro stehen im Rahmen der nunmehr bereits fünften dezidiert den Life Sciences gewidmeten Ausschreibung der Wirtschaftsagentur Wien zur Verfügung – ein Kuchen, um dessen Stücke man sich durch Einreichung eines F&E-Projekts bewerben.  Der Begriff „Life Sciences“ wird dabei breit ausgelegt, zugelassen sind Projekte aus der Biotechnologie- und Pharma-Branche ebenso wie solche aus der Medizintechnik, wie Call-Managerin Astrid Stakne erläuterte. Auch klinische Studien der Phasen I und II sowie klinische Prüfungen von Medizinprodukten können gefördert werden. Antragsteller muss dabei im jedem Fall ein Unternehmen sein, das sich einer oder mehrerer Forschungseinrichtungen als Partner bedienen darf. Die Förderquote beträgt 25 Prozent für Großunter nehmen, 35 Prozent für mittlere und 45 Prozent für kleine Unternehmen. Bei kooperativ durchgeführten Forschungsprojekten ist ein Zuschlag von 15 Prozentpunkten auf die Förderquote möglich, wobei für die Anerkennung als Kooperationsprojet unterschiedliche Bedingungen gelten, je nachdem ob es sich beim Partner um ein Unternehmen oder um eine Forschungseinrichtung handelt.

Der Call ist bereits eröffnet, Online-Einreichungen (http://zit.co.at/foerderungen/calls/call-life-sciences-2014.html) werden bis  17. September angenommen. Eine Jury unter der Leitung von Vetmed-Rektorin Sonja Hammerschmid wird aus den Einreichungen förderwürdige Projekte auswählen. Die bestgereihten Projekte erhalten zusätzlich zur Förderung Preisgelder im Ausmaß von 15.000, 10.000 und 5.000 Euro.

 

Vielfältige Life-Science-Forschung am AIT

Mit dem Austrian Institute of Technology war diesmal die größte österreichische außeruniversitäre Einrichtung der angewandten Forschung Gastgeber des Life Science Circles und stellte ihre vielfältigen Aktivitäten mit medizinischer Ausrichtung vor. Einer der Schwerpunkte ist dabei das Thema Ambient Assisted Living. Unter anderem konnte eine offene modulare Service-Plattform entwickelt werden, die  verschiedenste Anwendungen – etwa zur Verhaltensmustererkennung – integrieren kann. Im Geschäftsfeld „Molekulare Diagnostik“ hat man sich wiederum ganz auf die Analyse von Speichel fokussiert – eine Methode, die in vielen Fällen eine Alternative zur gängigen Blutdiagnostik darstellen könnte.

Eine besondere Art von Kooperation hat man am AIT mit den Unternehmen Profem aufgebaut, das von deren Gründerin, Marion Noe, vorgestellt wurde. Profem entwickelt neuartige Therapien gegen Infektionen im Urogenital-Bereich, die von Biofilmen, also symbiontische Gemeinschaften von Mikroorganismen, hervorgerufen werden. Eine Herausforderung ist dabei bereits die Identifizierung der beteiligten Erreger, weil Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Keimen die Diagnose zusätzlich erschweren. Aus diesem Grund arbeitet man mit dem AIT bei der Entwicklung PCR-basierter Assays zusammen.

Zahlreiche Branchenvertreter genossen im Anschluss an das Vortragsprogramm Aussicht und Abendsonne im 19. Stock des Wiener Tech Gate und widmeten sich bei Wein und Leckerbissen dem Networking.

 

 

 

 

June 17th

Josef Penninger erhält Wittgenstein-Preis

Josef Penninger erhält den mit 1,5 Millionen Euro dotierten Wittgenstein-Preis – den höchstdotierten Wissenschaftspreis, der von der Republik Österreich vergeben wird. Penninger, der seit 2002 wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Molekulare Biotechnologie (<a href=http://de.imba.oeaw.ac.at target=“_blank“>IMBA<a>) in Wien ist, wurde vor allem durch die Erforschung der molekularen Ursachen von Erkrankungen wie Osteoporose bekannt.

 

Penningers größte Erfolge ranken sich um die Erforschung der biologischen Funktionen des Proteins „Receptor Activator of NF-KB Ligand“ (RANKL). Durch die Arbeit von Penningers Team konnte gezeigt werden, dass das Protein eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von Osteoporose spielt. Zudem entdeckte er eine Verbindung zur Biologie der Milchdrüsen, aus der sich ein vielversprechender Ansatz für die Behandlung von Brustkrebs sowie zur Eindämmung von Metastasenbildung in Knochen ergeben könnte.

Auch das Enzym ACE2 stand im Mittelpunkt mehrerer Arbeiten von Penningers Forschungsgruppe. Dabei zeigte sich, dass das Enzym bei Krankheiten wie SARS, Vogelgrippe und akutem Lungenversagen blockiert wird, wodurch dessen Funktion, die Lunge vor dem Eindringen von Wasser zu schützen, verloren geht. 2011 gelang es, Säugetierstammzellen mit einfachem Chromosomensatz (sogenannte haploide Zellen im Gegensatz zu diploiden mit doppeltem Chromosomensatz) zu züchten. Mit derartigen Zellen lassen sich gezielt herbeigeführten Mutationen einfacher untersuchen, um die Funktionen der betroffenen Gene zu verstehen.

Für die Verwendung des Preisgelds hat Penninger schon eine Reihe von Ideen. „Das Fantastische am Wittgenstein-Preis ist, dass er nicht an ein konkretes Projekt gebunden ist“, meint Penninger, der sich über das dadurch erzielte „Höchstmaß an Freiheit und Flexibilität“ freut.  Zum einen bestehe die Möglichkeit, erfolgversprechende Projekte wie die Forschungen mithilfe der haploiden Stammzellen, fortzuführen. Eine Herzensangelegenheit sei aber auch, eine Gruppe mit ganz jungen, talentierten Forschern aufzubauen und ihnen dann als Mentor zur Seite stehen, so Penninger in Reaktion auf die Bekanntgabe der Preisvergabe  an ihn.

 

Über den Wittgenstein-Preis

Der mit bis zu 1,5 Millionen Euro dotierte Wittgenstein-Preis wird seit 1996 ein bis zwei Mal jährlich vergeben. Der Preisträger kann die vom Wissenschaftsministerium vergebene Summe im Verlauf von fünf Jahren frei für wissenschaftliche Projekte verwenden. Voraussetzung für die Nominierung sind die internationale Anerkennung auf dem jeweiligen Forschungsgebiet und eine permanente Anstellung an einer österreichischen Forschungsstätte. Die Nominierung erfolgt durch Empfehlung von Vorschlagberechtigten, eine internationale besetzte Jury entscheidet ohne österreichische Beteiligung über die Vergabe. Eine Quotenregelung für einzelne wissenschaftliche Disziplinen existiert nicht.

 

June 13th

Wiley kauft Chemie-Software-Anbieter

<a href=http://eu.wiley.com target=“_blank“>John Wiley & Sons</a> hat das Unternehmen Simbiosys, Inc. erworben, das Software-Tools zur Unterstützung der Arzneimittelentwicklung anbietet. Der Fachverlag möchte damit sein Angebot an wissensbasierten Lösungen für Chemiker erweitern.

 

Simbiosys gilt als Pionier auf dem Gebiet der computerunterstützten retrosynthetischen Analyse, mit deren Hilfe Chemiker eine organische Synthese ausgehend von der gewünschten Zielstruktur planen können. Zum Portfolio gehören heute auch Algorithmen für die Analyse von Liganden-Bindungen, Virtual Screening und De-novo-Design von molekularen Strukturen. Das in Privatbesitz befindliche Unternehmen wurde 1996 gegründet und hat seinen Sitz in Toronto, Kanada.

In einer Stellungnahme bezeichnete Steve Mirion, der für Wileys globales Forschungsgeschäft verantwortliche Senior Vice President des Verlags, die Akquisition als gute Möglichkeit, das Programm für Chemiker, das bisher aus Büchern, Fachjournalen und Datenbanken bestanden hat, um selbstlernende Algorithmen zu ergänzen.

 

 

 

 

June 12th

Bluestar Silicones vertreibt in Europa über Brenntag

Bluestar Silicones hat Brenntag mit der Distribution von Silikonölen für den gesamten europäischen Raum beauftragt. Die Kooperation umfasst Vertrieb und Marketing für Grund- und Spezialfluide in verschiedenen Branchen.

 

Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Kosmetik-Industrie, wo synthetische Silikone als Ingredienzien für Haarpflege-, Hautpflege- und Farbkosmetik-Produkte  Verwendung finden. Überdies dienen sie zur Verbesserung der Wasserdurchlässigkeit und zur Herabsetzung der Wärmeleitung bei der Herstellung von Beschichtungen.

Pascal Chalvon-Demersay, CEO von Bluestar Silicones, sprach davon, die Distributionskanäle von Brenntag nutzen zu wollen, um neue Kunden zu erreichen, die einen hohen Grad an Servicequalität und Flexibilität gewohnt seien.

 

 

 

 

June 10th

Freiwillige Selbstkontrolle bei Lenzing

Die <a href=http://www.lenzing.com>Lenzing AG</a> hat sich erneut erfolgreich einem Responsible-Care-Audit unterzogen und das entsprechende Zertifikat erhalten. Der auf dem Gebiet der industriell gefertigten Cellulosefasern  führende Konzern nimmt bereits seit 1996 an der freiwilligen Selbstkontrolle in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit und Umweltschutz teil.

 

„Wenn es Responsible Care nicht gäbe, müsste man es erfinden.“ Peter Untersperger, Vorstandvorsitzender der Lenzing AG, fand klare Worte zur Bedeutung der Initiative, die in den 1980er-Jahren in Kanada entwickelt und 1992 von der chemischen Industrie in Österreich übernommen wurde. Vor allem der laufend neuen Anforderungen angepasste Fragenkatalog und die hohe Kompetenz der externen Auditoren würden das System zu einer sehr praxisnahen Möglichkeit machen, die eigenen Aktivitäten zu überprüfen, wie Josef Kroiss, für Umweltschutz verantwortlicher Prokurist des Unternehmens ergänzte.

 

Freiwillig mehr als vorgeschrieben

Zur Erfüllung der Vorgaben für eine Zertifizierung muss ein Betrieb Maßnehmen setzen, die weit über das gesetzlich Vorgeschriebene hinausgehen. Der dabei angewandte Katalog umfasst 300 Fragen zu Arbeitnehmerschutz, Analgensicherheit, Umwelt, Energie, Strahlenschutz und Entsorgung.

Die Maßstäbe, die für die österreichischen Standort gelten, lege man auch an die Produktionsstätten in Asien an, wie Untersperger im Gespräch mit dem Chemiereport betonte – nicht immer seien dabei Ergebnisse auf gleichem Niveau zu erreichen. Bestünden im Umweltbereich teilweise bereits recht strenge Regulative in den asiatischen Ländern, so sei aufgrund der andersgearteten gesellschaftlichen Verhältnisse das Erreichen von Gesundheitszielen schwieriger als in Europa. In jedem Fall würden, schon im Interesse der eigenen Mitarbeiter, Sicherheitsstandards auch in Werken in Indonesien, China oder Indien hoch gehalten – auch wenn angesichts des anhaltenden Preisdrucks auf dem Fasermarkt dadurch Wettbewerbsnachteile gegenüber Anbietern mit niedrigeren Standards entstehen könnten.

 

 

 

 

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