Archive - 2018

February 8th

Chemiepolitik: Es grünt so grün

Lead: „Chemie als Teil der Lösung“ für eine ganze Reihe von Problemen ist das Motto der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr. Einer der Höhepunkte könnte die „Green Chemistry“-Konferenz Anfang November werden.

 

Das Programm der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2018 steht fest - zumindest, was die Chemiepolitik betrifft. Wie Thomas Jakl, der Leiter der zuständigen Abteilung V / 5 im Umwelt- - pardon, natürlich Nachhaltigkeitsministerium - erläutert, steht sie unter dem Motto „Chemicals are part of the solution“. Jakl formuliert das so: „Wir wollen einen positiven innovativen, chemiefreundlichen Zugang.“ Dem diene insbesondere auch die „Green-Chemistry-Konferenz“ am 5. und 6. November in Wien. Beteiligt sind neben dem Ministerium die ISC3-Initiative, die Europäische Umweltagentur EEA und die UNIDO, die Entwicklungshilfe-Organisation der Vereinten Nationen. Als einer der Hauptreferenten hat sich John Warner angesagt, der gemeinsam mit Paul Anastas den Begriff „Green Chemistry“ kreierte. Jakl zufolge soll die Konferenz nicht zuletzt zeigen, was unter diesem Begriff zu verstehen ist und wie es mit der Rohstoffbasis aussieht. Denn die sattsam bekannte Teller-versus-Tank-Diskussion ein weiteres Mal aufzuwärmen, habe keinen Sinn. Umso weniger, als in der Green Chemistry ohnedies vor allem biotechnologisch generierte Materialien zum Einsatz gelangen sollen. Doch nicht nur technische Aspekte stehen bei der Konferenz auf dem Programm. Ein weiteres wichtiges Thema ist, ob der Einsatz von Green Chemistry den Unternehmen auch in Hinblick auf regulatorische Belange Vorteile bringen könnte. „Eine der Fragen ist, ob das Chemikalienmanagementsystem REACH und die übrige Gesetzgebung im Chemiebereich ausreichen Raum für Innovationen bieten“, erläutert Jakl. Sinnvoll könnte es beispielsweise sein, einschlägigen Unternehmen einfacheren Zugang zum Zulasssungssystem für neue Stoffe zu bieten sowie ihnen längere Zulassungsfristen oder reduzierte Zulassungsgebühren zu gewähren.

Ein weiterer Programmpunkt in der österreichischen „Presidency“ wird im September die Präsentation der ersten Ergebnisse des seit rund anderthalb Jahren laufenden „Human Biomonitoring“-Programms der Europäischen Union sein. Dieses zielt darauf ab, die Belastung der EU-Bürger durch chemische Stoffe zu erfassen und, so weit möglich, zu verringern. Laut Jakl geht es unter anderem darum, ob die Methodik zur Durchführung des Monitorings feststeht, ob die zu überwachenden Substanzen ausgewählt sind, ob sich sämtliche derzeit noch 28 EU-Mitgliedsstaaten beteiligen und ob ein tauglicher Auswertungsalgorithmus geschaffen wurde, um die wirklich wichtigen Substanzen herauszufinden. Weiters soll geklärt werden, ob sich bereits Trends in der Belastungssituation abzeichnen.

 

Kür und Pflicht

 

Und das ist nur die „Kür“ des Präsidentschaftsprogramms, also jener Teil, den Österreich aus eigenem Antrieb durchzuführen gedenkt. Was das Pflichtprogramm betrifft, steht nicht zuletzt das Abarbeiten von Vorschlägen der Kommission zu rechtlichen und regulatorischen Themen auf der Tagesordnung. Im zweiten Quartal erwartet wird Jakl zufolge eine Neufassung der Verordnung zu den „Persistent Organic Pollutants“ (POPs). So sind etwa die Anhänge hinsichtlich der Verbote von Substanzen zu erweitern. Ferner ist die auf europäischer Ebene bereits bestehende Arbeitsgruppe zu den persistenten Bioakkumulatoren gibt, formal bei der Chemikalienagentur ECHA in Helsinki einzurichten. Möglicherweise wird die Kommission auch einen Vorschlag zu Einwegplastik präsentieren. Eine diesbezügliche Ankündigung erging im Rahmen der kürzlich publizierten Plastikstrategie. „Da werden wir schauen, was kommt. Gesehen haben wir noch nichts“, konstatiert Jakl pragmatisch.

Mitteilungen der EU-Kommission sind unter anderem zur Überarbeitung von REACH („REACH-Refit“) sowie zum „Fitnesscheck“ bezüglich der Chemiegesetzgebung außerhalb von REACH angekündigt. Die Kommission plant, diese bei einer „High-Level-Konferenz“ gemeinsam mit der österreichichen Präsidentschaft vorzustellen, die aller Wahrscheinlichkeit nach im Oktober stattfindet. Weil insbesondere auch die skandinavischen Staaten an dieser Thematik höchst interessiert sind, werden sie auf Initiative Jakls in die Organisation der Konferenz eingebunden.

Das „Pflichtprogramm“ bildet die inhaltliche Grundlage für die Schlussfolgerungen, die auf dem Umwelt-Rat der EU im Dezember beschlossen werden sollen. Im Oktober und November sind diese in der Ratsarbeitsgruppe Umwelt zu verhandeln und so weit wie möglich zu finalisieren.

Laut Jakl hat auch die Chemieindustrie bereits ihre Wünsche kundgetan. Und manche davon sind ihm zufolge unkontroversiell. So müsse beispielsweise eine Lösung für Chemikalien gefunden werden, die in jenen Produkten enthalten sind, die in die EU importiert werden. Schließlich gehe es nicht an, dass ein und derselbe Stoff in der EU ein aufwändiges Zulassungsverfahren zu durchlaufen habe, aber ohne entsprechende Zulassung importiert werden könne. Ferner steht die Entflechtung der Bestimmungen von REACH und der Vorgaben zum Arbeitnehmerschutz auf der Agenda. Zurzeit sieht REACH für eine Reihe von Substanzen Grenzwerte vor, die an Arbeitplätzen einzuhalten sind. Jakl: „Da sagen viele zu recht, es gibt außerhalb von REACH entsprechende rechtliche Schutzvorgaben.“ Um Unsicherheiten und Doppelgleisigkeiten zu vermeiden, gibt es ihm zufolge zwei grundsätzliche Möglichkeiten: „Entweder man `kassiert´ die einschlägigen Bestimmungen in REACH. Oder man sagt: REACH ist überall dort anzuwenden, wo ein Risiko auftritt. Somit ist REACH auch ein Arbeitssschutzinstrument.“ In diesem Fall müssten die einschlägigen Bestimmungen des Chemikalienmanagemensystems adaptiert werden, damit die Chemiebranche bewährte Verfahren und Prozesse weiter verwenden könne.

Offen ist, ob die EU-Kommission noch ihren seit längerem angekündigten Vorschlag zur „Chemical Strategy: Towards a non-toxic environment“ vorlegt. Dessen Sinnhaftigkeit lässt sich laut Jakl diskutieren: „Schon allein der Titel ist problematisch. Die Minimierung von bestimmten Substanzen ist ja gut und schön, aber `not-toxic´ ist einfach nicht möglich.“

 

Minamata und SAICM

 

Bleiben noch jene Dinge, die auf UN-Ebene zu erledigen sind. Auf dem Programm steht insbesondere die zweite Vertragsstaatenkonferenz der Minamata-Konvention zum Schutz vor Quecksilber. Ferner ist eine Vertragsstaatentagung zum freiwilligen globalen Chemikaliensicherheitsprogramm SAICM abzuhalten. Dieses läuft 2020 aus. Während der der Tagung könnten erste Entscheidungen fallen, wie es danach weitergeht.

Zu guter Letzt ist geplant, dass das Management Board der ECHA im Lauf der „Presidency“ Wien besucht. Über zu wenig Arbeit dürften sich Jakl und sein Team heuer daher kaum zu beklagen haben.

February 1st

Synthomer kauft von BASF

Der britische Spezialchemikalienkonzern übernahm die Fabrik des deutschen Chemieriesen in Pischelsdorf.

 

Mit Datum 1. Februar erwarb Synthomer Austria die Fabrik von BASF in Pischelsdorf. Dort werden Papierdispersionen auf Styrol-Butadien-Basis erzeugt. Den Kaufpreis bezifferte BASF mit 30 Millionen Euro. Laut einer Aussendung des deutschen Konzerns übernimmt Synthomer Austria sämtliche 42 in der Fabrik Beschäftigten.

 

Synthomer Austria ist eine Tochter des britischen Spezialchemikalienkonzerns Synthomer. Dieser beziffert seinen Jahresumsatz mit rund 1,2 Milliarden Euro. Weltweit hat er nach eigenen Angaben rund 2.750 Beschäftigte an 25 Standorten.

 

 

January 26th

Rohstoffknappheit in der Lackindustrie

Das Weißpigment Titandioxid und einige Blockbausteine für die Harzsynthese werden auf dem Markt immer knapper. Werkschließungen in China haben die Situation zusätzlich verschärft.

Die Verfügbarkeit von Titandioxid war schon im vergangenen Jahr nach dem Ausfall wichtiger Fabriken in Finnland und auf der Krim massiv eingeschränkt.  Nun haben strengere Umweltauflagen in China zu Werkschließungen geführt und die Situation weiter verschärft. Anstatt der erwarteten Entspannung kam es daher zu weiteren Preissteigerungen: Zuletzt war das aufgrund seiner hohen Deckkraft nahezu unersetzliche Weißpigment um mehr als 30 Prozent teurer als im Vorjahr  – wenn es überhaupt verfügbar ist.

Doch Titandioxid ist nicht der einzige Rohstoff, der der Lackindustrie Sorgen bereitet, wie Hubert Culik, CEO der Kansai Helios Coating GmbH und Obmann des Fachverbands der chemischen Industrie, erzählt. Auch bei bestimmten Blockbausteinen für die Harzsynthese sei die Situation dramatisch. „Manche Chemikalien werden nur mehr von wenigen Herstellern angeboten, die daher Preis und Liefermengen diktieren können“, schildert Culik die Situation. Der Ton zwischen den Lackproduzenten und ihren Lieferanten sei dementsprechend rauer geworden.

 

Kreativität in prekärer Situation

Laut Culik machen die Rohstoffkosten mehr als die Hälfte der Produktionskosten der Lackbranche aus, die Mehrbelastung werde zunehmend prekär. Neben Margenverlusten drohe den Betrieben, überhaupt nicht mehr lieferfähig zu sein.

Einige Hersteller aus der Lack- und Anstrichmittelindustrie würden nun versuchen, internationale Kontakte zu nutzen, um die begehrte Ware auf dem Weltmarkt zu bekommen, viele mittelständischen Unternehmen hätten diese Kontakte aber nicht, warnt Culik. In besonderen Fällen müsse man sogar darauf zurückgreifen, Rezepturen zu ändern, um alternativen Rohstoffe verwenden zu können.

 

 

January 25th

SABIC steigt bei Clariant ein

Der Schweizer Spezialchemikalienkonzern hat einen neuen Hauptaktionär mit Sitz in Saudiarabien.

 

Der saudiarabische Petro- und Spezialchemikalienkonzern SABIC hat 24,99 Prozent der Aktien von Clariant übernommen. Diese wurden zuvor von den Investmentgesellschaften White Tale und 40 North gehalten, meldete Clariant. SABIC sei damit der größte Einzelaktionär des Unternehmens. In den kommenden Wochen werde es Gespräche geben, wie sich auf Basis der neuen Aktionärsstruktur weitere Wertschöpfung erzielen lasse.

 

Die 1976 gegründete SABIC hat ihren Sitz in der saudischen Hauptstadt Riad. Das Unternehmen gehört zu rund 70 Prozent dem Staat, die übrigen Anteile sind im Streubesitz. Ihren eigenen Angaben nach ist die SABIC vor allem im Petro- und Spezialchemiegeschäft tätig. Im Jahr 2016 erwirtschaftete sie einen Reingewinn von 4,8 Milliarden US-Dollar (3,9 Milliarden Euro). Der Konzern bezeichnet sich selbst als weltweit drittgrößten Hersteller von Polyolefinen und als größten Hersteller von Monoethylenglykol, MTBE (Methyl-tert-butylether), granuliertem Harnstoff, Polykarbonat, Polypropylen und Polyetherimid (PEI).

 

Mit ihrer White Tale Holding verhinderten die US-amerikanischen Börsenspekulanten David J. Millstone, David S. Winter sowie Keith A. Meister im vergangenen Herbst die geplante Fusion von Clariant mit Huntsman. Sie übernahmen einen Anteil von rund 15,1 Prozent an Clariant. In einem Schreiben an Aufsichtsratschef Rudolf Wehrli sowie Vorstandschef Hariolf Kottmann forderten sie ultimativ, eine „unabhängige Investmentbank“ mit der Prüfung von Alternativen zu beauftragen und sich vom Kunststoff- sowie Beschichtungsgeschäft zu trennen. Für den Fall des Zuwiderhandelns kündigten sie an, gegen die Fusion zu stimmen und die Prüfung von Alternativen zu erzwingen.

 

 

 

 

January 24th

Novartis steigert Umsatz und Reingewinn

Für den Schweizer Pharmakonzern war 2017 „ein gutes Jahr“, sagt der scheidende CEO Joseph Jimenez. Sein Nachfolger Vasant Narasimhan setzt auf weiteres Wachstum.

 

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis erwirtschaftete 2017 einen Jahresumsatz von rund 49,1 Milliarden US-Dollar (39,6 Milliarden Euro). Wechselkursbereinigt ist das ein Plus von zwei Prozent. Das operative Ergebnis wuchs um sieben Prozent auf 8,6 Milliarden Dollar (6,9 Milliarden Euro). Seinen Reingewinn beziffert der Konzern mit 7,7 Milliarden US-Dollar (6,2 Milliarden Euro), was einem Zuwachs von rund zwölf Prozent gleichkommt.

 

Der weitaus größte Geschäftsbereich, Innovative Medicines, verzeichnete einen Nettoumsatz von rund 33,0 Milliarden US-Dollar (26,6 Milliarden Euro), um zwei Prozent mehr als 2016. Das operative Ergebnis lag mit 7,8 Milliarden US-Dollar (6,3 Milliarden Euro) um sieben Prozent über dem von 2016. Seine Gründe hat dies laut Novartis insbesondere in „Umsatzsteigerungen, geringeren Abschreibungen und der erzielten Produktivität, die Einbußen durch Generikakonkurrenz und Investitionen zur Wachstumssteigerung teilweise wettmachten“.

 

Weniger gut lief es dagegen im Geschäftsbereich Sandoz, dessen Nettoumsatz um zwei Prozent auf 10,1 Milliarden US-Dollar (8,1 Euro) sank. Das operative Ergebnis veminderte sich um sieben Prozent auf 1,4 Milliarden US-Dollar (1,1 Milliarden Euro). Als Gründe dafür nennt Novartis „ vor allem den Preisverfall in den USA, die höheren Investitionen in Marketing und Verkauf außerhalb der USA sowie höhere Restrukturierungskosten in der Produktion“.

 

Verluste schrieb schließlich der Geschäftsbereich Alcon. Zwar stieg dessen Nettoumsatz um vier Prozent auf 6,0 Milliarden US-Dollar (4,8Milliarden Euro). Doch das operative Ergebnis belief sich auf minus 190 Millionen US-Dollar (153,3 Millionen Euro). Schon 2016 hatte der Geschäftsbereich ein negatives operatives Ergebnis von 132 Millionen US-Dollar (106,5 Millionen Euro) erbracht. Novartis begründet dies mit „Investitionen in den Wachstumsplan und höheren Wertminderungen im Zusammenhang mit Entwicklungsaktivitäten“.

 

Für das heurige Jahr prognostiziert Novartis eine „Steigerung des Nettoumsatzes im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Das operative Kernergebnis des Konzerns wird 2018 voraussichtlich um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentsatz steigen“.

 

Der scheidende CEO des Konzerns, Joseph („Joe“) Jimenez, bezeichnete 2017 als „gutes Jahr für Novartis. Da mehrere wichtige Markteinführungen bevorstehen und unserer neues Betriebsmodell etabliert ist, sieht Novartis einem nachhaltigen Wachstum entgegen“. Vasant („Vas“) Narasimhan, der Jimenez am 1. Feber nachfolgt, ergänzte, für ihn werde es „vorrangig sein, unsere nächste Wachstumsphase durch Stärkung unserer operativen Effizienz voranzutreiben, mehr bahnbrechende Innovationen hervorzubringen, unser Unternehmen zu einer datenorientierten, digital gestützten Organisation zu machen, Vertrauen und Reputation aufzubauen und unsere Kultur zu transformieren“. Nicht fehlen durfte der Dank an seinen Vorgänger.

January 23rd

Siemens und Evonik wollen künstliche Photosynthese realisieren

Im gemeinsamen Projekt „Rheticus“ wollen Siemens und Evonik Kohlendioxid mithilfe von Strom und bakteriellen Fermentationsprozessen in Chemikalien wie Butanol oder Hexanol umwandeln.

 

Schon 2021 soll am Evonik-Standort in Marl (Nordrhein-Westfalen) eine Versuchsanlage für einen derartigen Prozess entstehen, die wiederum Grundlage für eine Anlage mit einer Jahreskapazität von bis zu 20.000 Tonnen sein könnte. Um diesem ehrgeizigen Plan zu folgen, sind aus beiden Unternehmen insgesamt rund 20 Forscher an dem Projekt beteiligt.

Vorbild ist dabei die Photosynthese der Pflanzen, bei der mithilfe von Sonnenlicht Wasser und CO2 in energiereiche organische Substanzen umgewandelt werden. Siemens bringt dazu seine Expertise zu Elektrolyseverfahren ein, mit denen im ersten Schritt Kohlendioxid und Wasser in Wasserstoff und Kohlenmonoxid umgewandelt werden sollen. Von Evonik kommt die Fermentationstechnik, bei der die Stoffwechselprozesse von Mikroorganismen zur Umsetzung CO-haltiger Gase in organische Verbindungen genützt werden. Im Zuge des Rheticus-Projekts  sollen beide Schritte aus dem Labormaßstab in eine Versuchsanlage übergeführt werden.

Die Unternehmen planen, die Plattform so zu konzipieren, dass  darauf beruhende Anlagen nach dem jeweiligen Bedarf skalieren werden können. Zusätzlich zur Herstellung wichtiger Grundchemikalien könnte eine solche Anlage auch zur Speicherung von elektrischer Energie dienen und so Netzschwankungen ausgleichen. Das Projekt wird als Teil der „Kopernikus-Initiative“ mit 2,8 Millionen Euro vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

 

 

January 22nd

Milliardendeal in der Pharmabranche

Sanofi will den Hämophilie-Spezialisten Bioverativ schlucken. Die Kosten: rund 9,5 Millarden Euro.

 

Um rund 11,6 Milliarden US-Dollar (9,5 Milliarden Euro) übernehmen will der französische Pharmakonzern Sanofi den US-amerikanischen Biopharmazeutikaproduzenten Bioverativ. Dieser hat sich auf Mittel zur Behandlung von Hämophilie (Bluterkrankheit) und anderen Blut-Erkrankungen spezialisiert. Im Jahr 2016 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 847 Millionen US-Dollar (692 Millionen Euro) sowie 41 Millionen US-Dollar (33,5 Millionen Euro) an Lizenzgebühren. Das Volumen des Marktes für Medikamente gegen Hämophilie wird auf rund zehn Milliarden US-Dollar (8,2 Milliarden Euro) pro Jahr geschätzt. Gerechnet wird mit einem jährlichen Wachstum rund sieben Prozent bis 2022. Zurzeit leiden weltweit etwa 181.000 Personen an Hämophilie.

 

In einer Aussendung hieß es, die Vorstände beider Unternehmen hätten die Übernahme „einstimmig“ gebilligt. Sanofi-Generaldirektor Olivier Brandicourt verlautete, mit der Übernahme könnten sich beide Firmen „optimal positionieren, um Werte für unsere Aktionäre zu schaffen und bahnbrechende Arzneien für die Patienten bereitzustellen“. Der CEO von Bioverativ, John Cox, ergänzte, Sanofi verfüge über die Fähigkeit und die Infrastruktur, um die Arzneien seines Unternehmens weltweit zu vermarkten: „Diese Transaktion bringt ungeheuren Wert für die Aktionäre, die bei uns investiert haben und uns unterstützen.“

 

Zurzeit verkauft Bioverativ in den USA, Japan, Kanada und Australien zwei Medikamente gegen Hämophilie, nämlich Eloctate und Alprolix. Die Expansion in zusätzliche Märkte ist geplant. Überdies hat das Unternehmen weitere Präparate in der Pipeline.

 

 

UNIDO vergibt Global Chemical Leasing Award

UNIDO vergibt Global Chemical Leasing Award

Ein vor anderthalb Jahrzehnten in Österreich entwickeltes Geschäftsmodell wird mittlerweile weltweit angewandt.
 

Bereits zum vierten Mal vergibt die UNIDO heuer den Global Chemical Leasing Award und wird dabei wieder von Österreich, aber auch von Deutschland und der Schweiz, unterstützt. Einreichungen sind bis zum 15. August möglich. Verliehen wird der Preis in den drei Kategorien „Case studies“ für Unternehmen, die Kategorie „Special innovation“ sowie „Forschungsvorhaben“ am 6. November in Wien bei einer chemiepolitischen Konferenz im Rahmen der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft.

 

Chemikalienleasing bedeutet, dass nicht eine bestimmte Chemikalie ver- bzw. gekauft wird, sondern die damit erbrachte Dienstleistung, also etwa das Reinigen von Flächen in einem Gebäude. Der Anbieter hat damit einen Anreiz, seine Leistung mit möglichst geringem Ressourceneinsatz zu erbringen. Studien zufolge lässt sich der Verbrauch von Chemikalien auf diese Weise um rund ein Drittel vermindern. Konzipiert wurde dieses Geschäftsmodell vor rund anderthalb Jahrzehnten im Umweltministerium in Wien, dem heutigen Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT).

 

Mittlerweile wird es weltweit angewandt, nicht zuletzt auch in Ländern, in denen der umwelt- und gesundheitsschonende Umgang mit Chemikalien keine Selbstverständlichkeit ist. Unter anderem auch im Zusammenhang mit den Bestrebungen der Europäischen, eine „Kreislaufwirtschaft“ („Circular Economy“) aufzubauen, werden zusätzliche Impulse für das Chemikalienleasing erwartet. Den Global Chemical Leasing Award entwickelten die UNIDO und das österreichische Umweltministerium gemeinsam. Erstmals vergeben wurde er im März 2010 bei der ChemCon-Europe-Konferenz in Prag.

 

Weitere Informationen zum Global Chemical Leasing Award gibt es unter:

http://chemicalleasing.org/global-award/global-chemical-leasing-award-2018

January 19th

Pharmabranche bekämpft Antibiotikaresistenzen

Die AMR Industry Alliance hat ihren ersten Fortschrittsbericht veröffentlicht.

 

Ihren ersten Fortschrittsbericht veröffentlichte am 18. Jänner die AMR Industry Alliance, eine Vereinigung der Pharmaindustrie zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen (AMR). Von den 100 beteiligten Unternehmen und Institutionen stellten 36 Daten zur Verfügung. Nach diesen zu urteilen, waren 2016 zehn neue Antibiotika in fortgeschrittenen Stadium der klinischen Entwicklung. Ferner indentifizierte die Branche bisher 13 klinische bakterielle Impfstoffkandidaten und arbeitete an 18 AMR-relevanten Diagnostika. Dabei haben 22 Pharmafirmen rund zwei Milliarden US-Dollar (1,6 Milliarden Euro) in einschlägige Entwicklungsvorhaben investiert.

 

Wie es in einer Aussendung der AMR Industrial Alliance hieß, sterben jährlich rund 700.000 Personen an Infektionen, gegen die die bisherigen Antibiotika nicht mehr wirken. Darunter sind Tuberkulose-, Malaria- sowie Staphylokokkenerkrankungen. AMR hätten „das Potenzial, die Uhr in der modernen Medizin zurückzudrehen“.

 

Seitens des österreichischen Pharmaindustrieverbands Pharmig verlautete Generalsekretär Jan Oliver Huber, die Branche sei „sich des globalen Problems bewusst. Wir können und müssen hier gemeinsam und mit lokalen Behörden Maßnahmen setzen, damit diese Errungenschaften der Medizin weiter ihren wertvollen Dienst am Menschen versehen können“. Handlungsbedarf gebe es nicht zuletzt in Österreich. Nach dem europaweiten Vergleich der Verschreibungszahlen zu urteilen, müssten „gerade bei uns die Voraussetzungen für einen sorgsamen Umgang mit Antibiotika verbessert“ werden. Immerhin habe das Gesundheitsministerium im April 2017 den nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenzen (NAP-AMR) veröffentlicht und damit „einen wichtigen Schritt gesetzt“.

January 18th

Sanochemia halbiert Jahresverlust

Das Wiener Pharmaunternehmen hat Umsatz, EBITDA und EBIT gesteigert und will weiter wachsen.

 

Die Wiener Sanochemia Pharmazeutika AG hat ihren Jahresverlust in etwa halbiert. Im Geschäftsjahr 2016/17 belief sich das Konzernergebnis auf rund -252.000 Euro, verglichen mit -555.000 Euro im Geschäftsjahr 2015/16. Um 5,3 Prozent gestiegen sind die Umsatzerlöse, die sich auf 41,4 Millionen Euro beliefen. Das EBITDA wuchs um 12,5 Prozent auf 3,6 Millionen Euro, das EBIT erhöhte sich um 67,3 Prozent auf etwa 1,2 Millionen Euro. Laut Finanzvorstand Stefan Welzig sind die Umsätze vor allem im Humanmedizinbereich gewachsen. Der Materialaufwand blieb mit 23,2 Millionen Euro konstant. der Personalaufwand sank von 6,6 auf 8,2 Millionen Euro. Von 8,1 auf 8,9 Millionen Euro gestiegen sind dem gegenüber die Sonstigen Aufwendungen. Laut Welzig umfassen diese die Instandhaltungskosten für die Fabrik in Neufeld, Forderungsverluste sowie Rechts- und Beratungskosten. An Steuern von Einkommen und Ertrag bezahlte die Sanochemia etwa 42.000 Euro, 2015/16 waren es rund 97.000 Euro gewesen.

Die 2012 begebene Anleihe von zehn Millionen Euro beglich die Sanochemia pünktlich zum Fälligkeitdatum, dem 6. August 2017.

 

Vertriebsvorstand Klaus Gerdes zufolge schloss der US-amerikanische Partner der Sanochemia, die Neurana Pharmaceuticals, die klinische Phase-I-Studie bezüglich des Wirkstoffs Tolperison erfolgreich ab. Damit wurde auch in den USA nachgewiesen, dass das Muskelentspannungsmittel keine Müdigkeit auslöst. Die Neurana bereitet nun die Phase-II-Studie vor. In etwa drei Jahren könnte Tolperison in den USA zugelassen werden, sagte Gerdes. In Europa ist der Wirkstoff zugelassen. Unter anderem wird er in Deutschland in Form der Medikamente Viveo und Agileo vertrieben. Ferner erhielt die Sanochemia im abgelaufenen Geschäftsjahr in den USA ein bis 2035 gültiges Patent für Vidon, ein Mittel zur Diagnostizierung von Blasenkrebs. Als Diagnostikum befindet sich Vidon in der Studienphase IIb, als Therapeutikum in der präklinischen Phase, berichtete Gerdes. Zurzeit werde ein Entwicklungspartner für die Studienphase III gesucht, ein Abschluss sei noch heuer zu erwarten.

 

Ferner rechnet Gerdes unter anderem mit dem Start der Phase-II-Studie für Tolperison in den USA sowie mit der Zulassung eines Röntgenkontrastmittels für den amerikanischen Markt. Im Bereich Veterinärpharmazeutika will die Sanochemia die Vermarktung ihrer eigenen Produkte verstärken, insbesondere in Europa. Die Produktion sollte sich erhöhen, nicht zuletzt durch MR-Kontrastmittel für neue Märkte und die vermehrte Lohnfertigung von neu akquirierten Medikamenten sowie für andere Unternehmen. Insgesamt sollte damit der Umsatz weiter wachsen, kündigte Gerdes an.

 

Noch länger hinziehen dürfte sich ein Rechtsstreit mit der Guebert Societé Anonyme, sagte Gerdes auf Anfrage des Chemiereports. Sie beschuldigt die Sanochemia, seit 2015 ein Patent hinsichtlich der Herstellung eines Magnetresonanzkontrastmittels verletzt zu haben. Sicherheitshalber habe die Sanochemia eine „kleine Rückstellung“ gebildet. Sollte sie verurteilt werden, müsse sie schlimmstenfalls rückwirkend Lizenzgebühren bezahlen. Mittlerweile habe sie die Produktionsmethode weiter abgewandelt, sodass diese aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr mit den von Guebert verwendeten Verfahren in Zusammenhang gebracht werden könne.
Ebenfalls noch im Gange ist das Ermittlungsverfahren gegen frühere Vorstandsmitglieder der Sanochemia. Den kürzlich ergangenen finanzrechtlichen Haftungsbescheid über eine Nachzahlung von 276.500 Euro an Kapitalertragssteuer für das Jahr 2007 wird die Sanochemia laut Finanzvorstand Welzig beeinspruchen.

 

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