Archive - Okt 2018

Datum

October 25th

IMC FH Krems eröffnet Studiengang „Applied Chemistry“

Am 23. Oktober fand an der IMC Fachhochschule Krems in Anwesenheit zahlreicher Industrievertreter die offizielle Eröffnung des neuen Studiengangs „Applied Chemistry“ statt.

Der Studiengang, der der erste seiner Art an einer österreichischen Fachhochschule ist, zielt auf den Fachkräftemangel in der chemischen Industrie ab und wurde in enger Zusammenarbeit mit dieser aufgebaut. Im Mittelpunkt des englischsprachigen Bachelor-Programms stehen anwendungsorientierte Aspekte der Analytischen und Organischen Chemie. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf computerbasierten Methoden, Statistik und Big-Data-Analyse, die in der industriellen Chemie eine immer größere Rolle spielen. Zudem wolle man den nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen und spezielle Kompetenzen in der Oberflächenchemie vermitteln, wie Studiengangsleiter Uwe Rinner betonte.

Das neue Ausbildungsprogramm in „Applied Chemistry“ ist am Department für Life Sciences angesiedelt, wo bereits Bachelor- und Master-Studiengänge in Medizinischer und Pharmazeutischer Biotechnologie angeboten werden. Daraus würden sich Synergien in Lehre und im wissenschaftlichen Methodenspektrum ergeben, unter anderem seien fächerübergreifende Wahlfachmodule geplant, so Departmentleiter Harald Hundsberger.

 

Kleine Fachmesse der chemischen Industrie

Zur feierlichen Eröffnung waren zahlreiche Vertreter der chemischen Industrie gekommen, darunter Hubert Culik, CEO der Helios-Gruppe und Obmann des Fachverbands der Chemischen Industrie (FCIO). Die enge Verbindung zur Industrie zeigte sich auch im Rahmen einer kleinen Fachmesse, bei der sich Unternehmen wie Boehringer Ingelheim, Ecoplus, Eppendorf, Helios, Lenzing AG, Metadynea, OFI, Oxford Antibiotics Group, Rembrandtin, Shimadzu, Sy-Lab, Tiger und VWR als potentielle Arbeitgebern präsentierten.

 

 

October 24th

REACH: Jammer aus der Kammer

Die Wirtschaftskammer zieht einmal mehr gegen das Chemikalienmanagementsystem vom Leder - und stößt auf nachhaltigen Widerstand.

 

Hart ist das Los der österreichischen Chemiebranche und zumal der dieser zugehörigen Klein- und Mittelbetriebe, klagte die stellvertretende Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), Mariana Kühnel, bei der Tagung „International Chemical Policy from a European Perspective“ am 24. Oktober in Wien. Nicht zuletzt das Chemikalienmanagementsystem REACH bringe sie stark unter Druck. Mit den komplexen Vorgaben aus eigener Kraft zurande zu kommen, sei schlechterdings unmöglich, weil die personellen Ressourcen fehlten. Folglich bleibe nichts anderes übrig, als sich externer Berater zu bedienen, was nicht gerade billig sei. Und das Geld, das die Unternehmen der Chemieindustrie in die REACH-Compliance zu stecken hätten, ließe sich mindestens ebenso sinnvoll in Innovationen investieren. Innovationen, deren Umsetzung durch mancherlei Regulierung wie gerade auch REACH alles andere als befördert werde. „Die Regulierung kann ein Show-stopper für die ganze Branche sein“, lamentierte die Kammerfunktionärin.

So ziele REACH etwa auf den verminderten Einsatz besonders bedenklicher Substanzen (Substances of Very High Concern, SVHC). Doch manche davon seien für die Produktion von Arzneimitteln wichtig. Bleibatterien wiederum fänden sich ebenfalls im Visier von REACH. Doch sie würden als „Back-up“ für Lithium-Batterien benötigt, die für den flächendeckenden Einsatz der Elektromobilität unverzichtbar seien. Kurz und schlecht: REACH sei eine Belastung, teuer und mache Europa für Investitionen weniger attraktiv, so Kühnels Fama. In Asien dagegen achte die Politik auf Wettbewerbsfähigkeit, ebenso in den USA: „Dort sieht man sich die Chemiegesetzgebung an und versucht, so pragmatisch wie möglich zu sein“. Was immer Pragmatismus im Sinne von Donald Trump nun auch bedeuten mag.

 

Nicht derart schwarzmalen wollte Christian Gründling, Referent im Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO). Er konstatierte: „Nach zehn Jahren REACH ist klar: Das System funktioniert, und die Industrie steht dazu.“ Freilich seien Anpassungen und Vereinfachungen notwendig. Aber über die werde ohnehin diskutiert. Die EU-Kommission habe ja bekanntlich im Frühjahr ihren REACH-Review vorgelegt, inklusive 16 Vorschlägen für Verbesserungen. Für das immer wieder eingemahnte Aktualisieren (Updating) der REACH-Registrierungsdossiers brauche die Industrie schlicht und einfach etwas mehr Zeit. Und wichtig sei auch, für den Import von Produkten aus Drittstaaten dieselben Kriterien anzulegen wie für in der EU erzeugte Güter: „Wir brauchen ein Level-playing field“.

 

Resultat gemeinsamer Anstrengungen

 

Josef Plank, der Generalsekretär des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT), ließ die WKO-Kritik an REACH nicht stehen. Er verwies darauf, dass im Rahmen des Chemikalienmanagementsystems mittlerweile über 21.000 Substanzen registriert sind. Somit verfügt die EU über den weltweit größten Datenbestand, was chemische Stoffe betrifft: „Das ist das Resultat der gemeinsamen Anstrengungen der Industrie und der Behörden. Wir können stolz darauf sein.“ Und der Nutzen ist laut Plank unbestreitbar: Für sämtliche unter REACH erfassten Stoffe ist nun erheblich besser bekannt, welche Risiken der Umgang mit ihnen mit sich bringt. Die etwa 4.500 SVHCs werden noch genauer untersucht. Für einen erheblichen Teil davon sind die Untersuchungen bereits abgeschlossen.
Wichtig ist Plank zufolge die Substitution solcher Substanzen. Eine diesbezügliche Strategie der europäischen Chemikalienagentur ECHA liegt seit Frühjahr vor. Plank betonte, das Ziel der Substition bestehe darin, die Produktionsprozesse der Chemieindustrie in einen größeren Zusammenhang zu sehen: „Wir müssen in Richtung Kreislaufwirtschaft gehen. Und das ist bereits beim Design neuer Stoffe und Produkte zu berücksichtigen.“

 

Thomas Jakl, der stellvertretende Leiter der Sektion für Abfallwirtschaft, Chemiepolitik und Umwelttechnik im BMNT, konstatierte, im kleinen Kreis sprächen Industrievertreter immer wieder über die vielfältigen Vorteile, die ihnen REACH bringe: Sie hätten sehr viel über ihre Produkte und deren Einsatz gelernt. Das ermögliche es ihnen, erheblich besser als zuvor mit ihren Kunden zusammenzuarbeiten. REACH erweise sich nicht zuletzt dadurch als eindeutiger Wettbewerbsvorteil. „Das sagt die Industrie zwar nicht öffentlich, aber sie sagt es“, betonte Jakl.

 

REACH als Wettbewerbsvorteil

 

Das unterstrich auch Otto Linhart von der Generaldirektion Wachstum (DG Growth) der Europäischen Kommission: „Nach den uns vorliegenden Daten und Fakten sorgt REACH definitiv für Innovationen und damit für Wettbewerbsvorteile europäischer Unternehmen. Ein Hindernis für Investitionen und Innovationen ist das System sicherlich nicht.“ Durch den Druck in Richtung Substitution bedenklicher Substanzen würden die Firmen angeregt, über Alternativen zu derzeit verwendeten Stoffen und Verfahren nachzudenken. Und: „Von Unternehmen außerhalb der EU höre ich immer wieder: Ihr versucht mit REACH und seinen strengen Vorgaben, Eure Industrie zu schützen.“ Denn keineswegs überall sei die Chemieindustrie technologisch so hoch entwickelt, dass sie REACH und vergleichbare Vorgaben einhalten könne. Bernhard Berger von der Generaldirektion Umwelt der EU-Kommission ergänzte, REACH sei ein Thema, das die Generaldirektionen Wachstum und Umwelt gemeinsam bearbeiteten. So sei sichergestellt, dass beide Perspektiven angemessene Berücksichtigung finden.

 

October 23rd

Linde-Praxair-Fusion genehmigt

Die zuständigen US-amerikanischen und europäischen Behörden erteilten gleichsam in letzter Minute die noch ausständigen Freigaben.

 

Die deutsche Linde AG und die US-amerikanische Praxair dürfen fusionieren. Dies wurde von der US-amerikanischen Federal Trade Commission (FTC) gestattet, berichtete Linde. Ferner erteilte die Europäische Kommission dem japanischen Industriegasehersteller Taiyo Nippon Sanson die Erlaubnis, den Großteil des europäischen Gase-Geschäfts von Praxair zu übernehmen. Laut Linde und Praxair liegen damit sämtliche notwendigen Genehmigungen für die Fusion vor. Sie erfolgten quasi in letzter Minute: Am 24. Oktober wäre die aktienrechtlich zulässige Frist für die Fusion abgelaufen.

 

Allerdings erteilte die FTC erhebliche Auflagen: Linde muss fast sein gesamtes Bulkgeschäft (Massengutgeschäft) in den USA abstoßen. Außerdem hat der deutsche Konzern Teile seiner Geschäftsbereiche Kohlenstoffmonoxid, Wasserstoff, Synthesegas und Dampfreformierung zu verkaufen. Dies hat bis zum 29. Jänner kommenden Jahres zu erfolgen. Ferner dürfen die beiden Konzerne ihre Aktivitäten bis auf weiteres nicht miteinander abstimmen und müssen ihre Geschäfte unabhängig voneinander führen, bis der Großteil der Veräußerungen erfolgt ist.

 

Einer Aussendung zufolge erwarten sich Linde und Praxair von dem Deal „Synergien und Kosteneffizienzen in einer Bandbreite von 1,1 bis 1,2 Milliarden US-Dollar (rund 960 Millionen bis 1,04 Milliarden Euro, Anm.) innerhalb von etwa drei Jahren“. Linde erzielte 2017 einen Jahresumsatz von rund 17, 11 Milliarden Euro. Das Jahresergebnis belief sich auf etwa 1,54 Milliaden Euro, gegenüber 2016 ein Plus von 15,7 Prozent. Durch das Zusammengehen mit Praxair entsteht ein Unternehmen mit etwa 24 Milliarden Euro Jahresumsatz und 80.000 Beschäftigten.

Österreichs Life-Science-Sektor boomt

Laut dem aktuellen „Life Science Report Austria 2018“ wuchs der Branchenumsatz seit 2014 um 17 Prozent auf 22,4 Milliarden Euro.

Im Jahr 2017 erwirtschafteten die 917 Unternehmen des österreichischen Life-Sciences-Sektors einen kumulierten Umsatz von rund 22,4 Milliarden Euro, um 17 Prozent mehr als 2014. Das zeigt der „Life Science Report Austria 2018“, der am 22. Oktober der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Ihm zufolge liegt der Branchenanteil am BIP bei 6,1 Prozent. Aktuell sind auf den Gebieten Medizintechnik, Biotechnologie und Pharma und beinahe 55.500 Personen beschäftigt, gegenüber 2014 ein Zuwachs von 7,4 Prozent.


Für Margarete Schramböck, Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, stellen die Life Sciences nicht nur einen wichtigen Faktor in der nationalen Gesundheitsvorsorge, sondern auch bei der Absicherung des Wirtschaftsstandortes bzw. für den Erfolg der Exportwirtschaft dar. Dieser Bedeutung werde zum einen in den wirtschaftspolitischen Strategien der Bundesregierung Rechnung getragen: So sei den Life Sciences in der „FTI 2020 Strategie“ und in der „Zukunftsstrategie Life Sciences und Pharmastandort Österreich“ eine entscheidende Rolle zugewiesen worden. Andererseits unterhält das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) zusammen mit der Austria Wirtschaftsservice GmbH (AWS), einer Förderbank des Bundes, seit 1999 das Programm „Life Science Austria“ (LISA), in dessen Rahmen die Produktentwicklung, aber auch Start-ups bzw. junge Unternehmen wertvolle Anschub-Finanzierung erhalten. Eine Motivation dahinter ist der Umstand, dass Innovationen insbesondere im „Digital Health“-Sektor (E-Health, Telemedizin etc.) häufig mit sehr langen Entwicklungszeiten und entsprechend hohen Kosten verbunden sind.

 

Dazu AWS-Geschäftsführer Bernhard Sagmeister: „Innovativen Unternehmen steht mit den Förderprogrammen ,LISA Preseed‘ und ,LISA Seed‘ bereits in sehr frühen Phasen wichtige finanzielle Unterstützung zur Verfügung. Das LISA-Programm, komplettiert durch kompetente und maßgeschneiderte Beratung und Internationalisierungsmaßnahmen, beugt dadurch Marktversagen vor. Seit 1999 haben wir rund 100 Projekte in der Frühphase mit einem Gesamtvolumen von 63 Millionen Euro anfangsfinanziert. Das Programm wird 2019 fortgesetzt.“ Laut Schramböck wird diese Förderschiene „ergänzt durch entsprechende Investitionen der Österreichischen Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung. Heuer und 2019 wurden bzw. werden für Forschung und Projektentwicklung rund 140 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Davon entfallen 14 Millionen Euro auf die Christian-Doppler-Labors, die ja gerade im Bereich Life Sciences eine besonders wichtige Rolle spielen.“

 

Für die gegenwärtige und zukunftsweisende Bedeutung der Life Sciences in Österreich steht nicht zuletzt die Marinomed Biotech AG. Das Unternehmen wurde 2006 als Spin-off der Veterinärmedizinischen Universität Wien gegründet und liefert seine innovativen Nasen- und Rachensprays sowie Pastillen gegen virale Erkältungskrankheiten heute bereits in mehr als 30 Länder. CEO Andreas Grassauer führt den Erfolg seines Unternehmens nicht zuletzt auf die anfängliche Unterstützung seitens der öffentlichen Hand zurück, die man in Österreich erhalten habe.

 

Der „Life Science Report Austria“ wird von der AWS im Auftrag des BMDW erstellt. Er enthält alle wichtigen wirtschaftlichen Kennzahlen zur Entwicklung des Sektors in Österreich und steht auf der Website http://www.lifescienceaustria.at/downloads/ zur Verfügung.

 

 

 

October 11th

Agrana: Zuckerpreis versalzt Ergebnis

Das Konzernergebnis des Stärke- und Zuckerkonzerns fiel in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2018/19 um fast 60 Prozent. Für Besorgnis gibt es dennoch keinen Grund, betont das Management.

 

Auf 39,9 Millionen Euro belief sich das Konzernergebnis des Stärke- und Zuckererzeugers Agrana in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2018/19. Gegenüber der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2017/18 ist dies ein Rückgang um 58,9 Prozent. Die Umsatzerlöse fielen um 7,4 Prozent auf 1,26 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) sank um 51,8 Prozent auf 63,0 Millionen Euro. Laut Generaldirektor Johann Marihart gibt es dafür im Wesentlichen einen Grund: Nach dem Ende der Zuckermarktordnung der Europäischen Union sind die Zuckerpreise verfallen. Lagen sie im April 2017 noch bei mehr als 500 Euro pro Tonne, belaufen sie sich derzeit auf knapp 305 Euro - wobei in letzter Zeit ohnehin wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen war. Der Preissturz schlug auch auf flüssige Verzuckerungsprodukte wie Isoglukose durch, verlautete der für Verkauf, Rohstoff sowie Einkauf und Logistik verantwortliche Agrana-Vorstand Fritz Gattermayer. Auf nach wie vor „niedrigem Niveau“ sind ihm zufolge ferner die Bioethanolpreise, was sich ebenfalls auf die Halbjahresbilanz auswirkte.

 

Wenig erfreulich entwickelte sich auch das Finanzergebnis, berichtete Finanzvorstand Stephan Büttner. Zu verzeichnen war ein Minus von 10,9 Millionen Euro, verglichen mit dem ersten Halbjahr 2017/18 eine Verschlechterung um 22,5 Prozent. Büttner zufolge resultierte diese vor allem aus Währungseffekten. So musste Argentinien den Peso um 70 Prozent abwerten, was laut Büttner „die Hälfte des negativen Finanzergebnisses“ verursachte. Auch in Brasilien, der Russländischen Föderation und der Ukraine waren Währungsverluste zu verzeichnen.

 

Angesichts der Halbjahreszahlen bestätigte Generaldirektor Marihart den Ausblick auf das Gesamtjahr: Der Konzernumsatz werde „leicht“ unter dem von 2017/18 (2,57 Milliarden Euro) liegen. Beim EBIT ist von einem „deutlichen Rückgang“ gegenüber den im Geschäftsjahr 2017/18 erzielten 190,6 Millionen Euro auszugehen.

 

Grund zur Beunruhigung gebe es aber nicht, betonte Marihart: Die Agrana baue ihre globale Präsenz weiter aus. Voraussichtlich noch heuer gehe ihr zweites Fruchtzubereitungswerk in China in Betrieb. Der neue Kartoffelstärketrockner in Gmünd im Waldviertel befinde sich bereits im Status der Inbetriebnahme. „Voll im Bau“ ist weiters die zweite Weizenstärkeanlage in der „Bioraffinerie“ Pischelsdorf unweit von Tulln. Sie soll Ende 2019 den Vollbetrieb aufnehmen und die bestehenden Kapazitäten verdoppeln. Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2017/18 verarbeitete die Agrana in Pischelsdorf rund 191.200 Tonnen Rohweizen. Allein dort investiert der Konzern rund 102 Millionen Euro und schafft so 45 neue Arbeitsplätze. Zunehmende Nachfrage nach Weizenstärke kommt laut Marihart vor allem aus der Papierindustrie. Auch Gattermayer zufolge ist die weltweite Nachfrage nach nativen und modifizierten Stärken „anhaltend stabil“. Weil die Rohstoffkosten steigen, ist auch mit steigenden Absatzpreisen zu rechnen. Im Segment Frucht bestehen ebenfalls Wachstumsschancen. Und beim Zucker ist die Agrana überwiegend auf regionalen Märkten tätig, in denen es kein Überangebot gibt.

 

 

 

Core Facilities am Campus Krems eröffnet

Am Campus Krems wurden am 9. Oktober Core Facilities auf den Gebieten Bioimaging und Biomechanik eröffnet, die von den drei wissenschaftlichen Einrichtungen am Standort gemeinsam genutzt werden.

Donau-Universität Krems, IMC Fachhochschule Krems und Karl-Landsteiner-Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften haben vor allem in den Lebenswissenschaften große Überschneidungsflächen. Da schien es naheliegende, die benötigten, oft hoch spezialisierte Geräte Forschern aller drei Einrichtungen gemeinsam zur Verfügung zu stellen. Man entwarf das Konzept einer Core Facility, in der wichtige Infrastruktur zentral gebündelt werden kann.  Das Vorhaben wurde vom Land Niederösterreich über den NÖ. Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS) mit rund 3,2 Millionen Euro finanziert.

In Anwesenheit von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und unter regem Interesse von Forschern und Branchenteilnehmern wurden die Core Facilities am 9. Oktober eröffnet. Die Besucher bekamen nach einer kurzen Vorstellung die Möglichkeit, die Geräte an ihrem Einsatzort zu besichtigen und von den damit arbeitenden Wissenschaftlern erklärt zu bekommen. So steht am Campus Krems nun sowohl ein konfokales Laser-Scanning-Mikroskop als auch ein Rasterelektronenmikroskop zur Verfügung, um kleinste biologische Strukturelemente untersuchen oder Prozesse in-vivo verfolgen zu können. Zur Charakterisierung von Makromolekülen und Nanopartikeln steht ein auf Elektrophorese basierender Bioanalyzer und ein Instrument zur „Nanoparticle Tracking Analysis“, das die Brownsche Molekularbewegung mithilfe von Laser-Streulicht verfolgt, bereit. Ein Durchflusszytometer mit hoher Sensitivität erlaubt die Untersuchung von Zellen und  extrazellulären Vesikeln. Weitere Anschaffungen in diesem Bereich sollen auch für die mikrobiologischen Wasseranalyse eingesetzt werden.

Gut ausgestatt ist auch die Core Facility auf dem Gebiet der Biomechanik. Sie verbindet Geräte zur Strukturbestimmung, etwa von Knochenmaterial (Mikro-Computertomographie, Präzisions-3D-Oberflächenscanner) mit Infrastruktur zur mechanischen Messung von Dehnungen und Kräften an biologischen Materialien.  

Weitere Ausbaumöglichkeiten

Die Vertreter der drei Hochschulen am Campus Krems sprachen in ihren Statements zur Eröffnung die Möglichkeiten für den weiteren Ausbau der gemeinsam genutzten wissenschaftlichen Infrastruktur im Bereich der Life Sciences an. Dass das auch mit weiteren finanziellen Mitteln des Landes verbunden sein müsste, griff auch Mikl-Leitner auf: „Ich habe die Botschaft verstanden“, so die  Landeshauptfrau.

 

 

October 10th

Octapharma expandiert am Standort Wien

Octapharma eröffnete am 10. Oktober eine neue Forschungs- und Entwicklungszentrale für Plasmaprodukte in Wien und legte gleichzeitig den Grundstein für ein neues Produktionsgebäude.

Bereits in der Validierungsphase befindet sich eine Pilotanlage, in der im 300-Liter-Maßstab produziert werden kann. Das Gesamtinvestitionsvolumen aller drei Projekte beträgt 142 Millionen Euro. Octapharma ist ein 1983 gegründetes und nach wie vor vollständig in Familienbesitz befindliches Unternehmen, das sich auf Produkte aus der Plasmafraktionierung und rekombinante Proteine spezialisiert hat. Der Standort Wien ist der älteste und mit knapp 1.00 Beschäftigten heute größte Produktionsstandort des Unternehmens, das seinen Hauptsitz in der Schweiz hat. Weitere Produktionsstätten befinden sich in Frankreich, Schweden, Deutschland und Mexiko. Weltweit hat das Unternehmen 2017 mit knapp 7.700 Mitarbeitern einen  Umsatz von 1,7 Milliarden Euro erzielt.

Weltweites Investitionsprogramm

Mit weiterem Wachstum ist zu rechnen. Nach Aussage von Barbara Rangetiner, Geschäftsführerin der Octapharma Pharmazeutika Produktionsges.m.bH. sind die Auftragsbücher voll, ein umfassendes Investitionsprogramm hat den Ausbau der Kapazitäten sämtlicher Produktionsstandorte bis 2026 zum Ziel. Dem dient auch der Neubau der F&E-Zentrale am Standort Wien. Rund 100 Mitarbeiter sind hier mit präklinischer Entwicklung, Pharmakologie und Toxikologie, der Organisation von klinischen Studien sowie dem medizinisch-wissenschaftlichen Support beschäftigt. Die größte Abteilung davon ist mit rund 60 Mitarbeitern die präklinische Entwicklung, in der alle Schritte der Herstellung von Arzneimitteln auf der Basis von Plasmaproteinen (Präzipitation, Virus-Inaktivierung, präparative Chromatographie, Ultrafiltration, Gefriertrocknung) im Labormaßstab entwickelt und getestet werden. Der Neubau, in dem nun alle Entwicklungsaufgaben in einer kompakten Einheit abgewickelt werden können, setzt auf einen Mix an offenen und geschlossenen Bürobereichen in unmittelbarer Nähe zu den Labors.

 

 

October 9th

Plasmaprodukte: Starken Standort weiter stärken

Die Abgeltung einschlägiger Erzeugnisse durch die Krankenkassen ist angesichts schwankender Rohstoffkosten etwas „starr“, hieß es bei einer Pressekonferenz der Pharmig in Wien.

 

Rund zehn Milliarden US-Dollar (8,72 Milliarden Euro) pro Jahr verdient die Pharmaindustrie weltweit mit Produkten, die aus menschlichen Blutplasma hergestellt werden. Das verlautete auf Anfrage des Chemiereports am Rande einer Pressekonferenz des Branchenverbands Pharmig aus Anlass der alljährlichen „Woche der Plasmaspende“. Laut Karl-Heinz Hofbauer, dem Leiter der Pharmig-Arbeitsgruppe „Standort“ und Chef der Produktionsbetriebe des Biopharmakonzerns Shire in Wien, werden global gesehen rund 42 Millionen Liter Plasma gespendet. Ihm zufolge wächst der Weltmarkt für plasmabasierte Produkte wie Immunglobulin um etwa sechs bis sieben Prozent pro Jahr. Die EU-weite Plasmaerzeugung liegt bei acht Millionen Litern, der Bedarf dagegen bei zwölf Millionen. Somit müssen rund vier Millionen Liter importiert werden, großteils aus den USA. Die österreichische Plasmaproduktion beläuft sich laut Hofbauer auf etwa fünf Millionen Liter, etwa doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Um die 95 bis 98 Prozent der Erzeugung gehen in den Export. Den Marktwert eines Liters Plasma bezifferte Hofbauer mit 100 bis 120 US-Dollar (87,2 bis 104,6 Millionen Euro).

 

Das Volumen des heimischen Plasmamarkts liegt bei 70 bis 80 Millionen Euro, erläuterte der Geschäftleiter von Biotest Austria, Gerald Schrot, dem Chemiereport. Ihm zufolge ist Österreich ein „bedeutender Standort“ für die Plasmagewinnung (Fraktionierung). Um den Standort weiter zu stärken, wäre seiner Ansicht nach eine „adäquate Erstattung“ der Kosten für einschlägige Produkte wünschenswert. Die österreichische Preispolitik sei etwas „starr“. Dem gegenüber schwankten die Kosten für Plasma teils erheblich. Und das könne für die Industrie ins Geld gehen: „Die Rohstoffkosten machen rund 60 Prozent der Gesamtkosten für die Herstellung von Arzneimitteln auf Plasmabasis aus.“ Nicht möglich ist laut Schrot, das aus menschlichem Blut gewonnene Plasma durch „künstlich“ erzeugte Proteine zu ersetzen. Denn menschliches Plasma enthalte tausende Antikörper, „künstlich“ herstellen ließen sich aber nur einzelne Antikörper. Und zumeist ergebe erst das Zusammenspiel mehrerer solcher Substanzen die gewünschte Wirkung. Nicht zuletzt in der Onkologie seien Arzneien auf Basis menschlichen Plasmas daher alternativlos: Chemotherapien zerstörten zwar die Tumoren, machten aber leider auch den im Blut des Patienten enthaltenen Antikörpern den Garaus. Damit werde dieser anfällig für Immunkrankheiten und müsse durch plasmabasierte Medikamente wieder mit Antikörpern versorgt werden.

 

Kein Problem für die heimischen Plasmahersteller wäre laut Schrot ein „harter“ Ausstieg Großbritanniens aus der EU („Hard Brexit“). Wie in den meisten anderen EU-Mitgliedsländern sind auch in Großbritannen Plasmaspenden verboten. Zulässig sind sie nur in Österreich, Deutschland, der Tschechischen Republik und Ungarn. In Hinblick auf die Versorgung mit plasmabasierten Medikamenten könnte ein „Hard Brexit“ somit eher für Großbritannien als für Kontinentaleuropa zum Problem werden. Wie berichtet, hatte BioLife, die Blutplasmasparte von Shire, Anfang September die Sanaplasma AG übernommen und damit 14 Plasmaspendezentren in Tschechien und Ungarn erworben. Hofbauer verlautete damals, mit dem Kauf könne der Konzern „somit nachhaltig den wachsenden Bedarf an diesem wertvollen Rohstoff und den von uns daraus produzierten Arzneimitteln decken“. In Wien erzeugt Shire 16 pharmazeutische Produkte aus Plasma für den Weltmarkt.

 

October 8th

Hahns rascher Abgang

Nach nur einem Monat muss der Axalta-CEO seinen Posten aufgeben.

 

Die Karriere war kurz: Am 4. September trat Terrence Hahn seinen Posten als CEO des US-amerikanischen Spezialchemikalienkonzerns Axalta an. Am 8. Oktober musste er den Chefsessel bereits wieder räumen und schied auch aus dem Management aus: Von „Untersuchungen, die nicht im Zusammenhang mit finanziellen Angelegenheiten stehen“ und die nicht mit den Verhaltensregeln des Konzerns übereinstimmen, war in einer Aussendung die Rede. Details wurden nicht bekannt gegeben, auch nicht, ob es bei der Affäre um Tätigkeiten vor Hahns Axalta-Engagement geht.


Der Aussendung zufolge erfolgte der Abgang einvernehmlich. Und immerhin durfte Hahn den Mitarbeitern sowie dem Management von Axalta noch alles Gute wünschen. Hahn war am 25. Juli zum CEO von Axalta berufen worden. Zuvor hatte er die „Home and Building Technologies“-Sparte von Honeywell geleitet.

 

Interimistisch geführt wird Axalta nun von Robert Bryant, seines Zeichens seit 2013 „Executive Vice President“ und Chief Financial Officer. Er ließ verlauten, den Wirbel („distraction“) rasch hinter sich bringen zu wollen. Es werde „unermüdlich“ daran gearbeitet, den Kunden hervorragende Produkte und ebensolchen Service zu bieten. Ergänzend hieß es in der Aussendung, die voraussichtlichen Zahlen für das dritte Quartal entsprächen den Planungen. Also, so die Botschaft, kein Grund zur Beunruhigung.

 

October 3rd

Nobelpreis für Chemie 2018: Gerichtete Evolution und Phagen-Display

Der diesjährige Nobelpreis für Chemie geht zu einer Hälfte an Frances Arnold, die die ersten Experimente zur gerichteten Evolution von Enzymen durchgeführt hat, und zur anderen an George Smith und Gregory Winter für die Entwicklung und Anwendung der Methodik des Phagen-Displays.

Als Frances Arnold, eigentlich studierte Maschinenbauerin, Ende  der 1980er-Jahre begann, sich mit Enyzmen zu beschäftigen, um neue Routen zur Herstellung  in Chemikalien auf den Weg zu bringen, dachte sie zunächst an ein rationales Design der biologischen Makromoleküle. Doch bald kehrte sie diesem nach eigener Aussage „etwas arroganten Zugang“ den Rücken, um jene Werkzeuge zu nutzen, mit denen im Zuge der biologischen Evolution die molekularen Strukturen von Proteinen optimiert wurden. Es gelang ihr, das Enzym Subtilisin durch zufällige Mutationen und gezielte Auswahl der leistungsfähigsten Varianten so umzubauen, dass es die Spaltung von Peptid-Bindungen auch in einer Dimethylformamid-Lösung (anstatt in Wasser) effektiv katalysieren konnte.

Das war der Startschuss für die Methodik der „gerichtete Evolution“, mit der heute Katalysatoren für die biotechnologische Erzeugung von Arzneimitteln oder neuartigen Materialien optimiert werden können. Die dabei genutzten Reaktionen laufen schneller ab, produzieren weniger Nebenprodukte und können vielfach die Verwendung von Schwermetallen vermeiden, die in der traditionellen Chemie häufig erforderlich sind.

 

Viren, die Proteine vorzeigen

George Smith, der zweite unter den diesjährigen Nobelpreisträgern, entwickelte eine Methode, um eine Beziehung zwischen Genen und den von ihnen codierten Proteinen herzustellen. Er hatte die Idee, in das genetische Material von Phagen (Viren, die auf Bakterien als Wirte spezialisiert sind), Gene unbekannter Funktion einzubauen, die dann auf der Hülle des Virus exprimiert werden. Mithilfe von Antikörpern und ihren spezifischen Bindungseigenschaften gelang es, die Funktion der erzeugten Proteine zu bestimmen.

 

Der erste humane monoklonale Antikörper

Gregory Winter verband diese, Phagen-Display genannte, Methodik mit der gerichteten Evolution, um aus der Vielfalt der vom menschlichen Immunsystem produzierten Antikörper solche mit bestimmten  Bindungseigenschaften auszuwählend. Er baute große Bibliotheken von Phagen auf, die humane Antikörper an ihrer Oberfläche ausprägen und selektierte die gewünschten heraus. Auf diese Weise gelang es, die ersten pharmazeutisch wirksamen, vollständig humanen monoklonalen Antikörper zu erzeugen. Ein von Winter mitgegründetes Unternehmen entwickelte beispielsweise den Wirkstoff Adalimumab, der erfolgreich gegen chronisch-entzündliche Erkrankungen angewandt wird.

 

 

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