Archive - Okt 23, 2018

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Linde-Praxair-Fusion genehmigt

Die zuständigen US-amerikanischen und europäischen Behörden erteilten gleichsam in letzter Minute die noch ausständigen Freigaben.

 

Die deutsche Linde AG und die US-amerikanische Praxair dürfen fusionieren. Dies wurde von der US-amerikanischen Federal Trade Commission (FTC) gestattet, berichtete Linde. Ferner erteilte die Europäische Kommission dem japanischen Industriegasehersteller Taiyo Nippon Sanson die Erlaubnis, den Großteil des europäischen Gase-Geschäfts von Praxair zu übernehmen. Laut Linde und Praxair liegen damit sämtliche notwendigen Genehmigungen für die Fusion vor. Sie erfolgten quasi in letzter Minute: Am 24. Oktober wäre die aktienrechtlich zulässige Frist für die Fusion abgelaufen.

 

Allerdings erteilte die FTC erhebliche Auflagen: Linde muss fast sein gesamtes Bulkgeschäft (Massengutgeschäft) in den USA abstoßen. Außerdem hat der deutsche Konzern Teile seiner Geschäftsbereiche Kohlenstoffmonoxid, Wasserstoff, Synthesegas und Dampfreformierung zu verkaufen. Dies hat bis zum 29. Jänner kommenden Jahres zu erfolgen. Ferner dürfen die beiden Konzerne ihre Aktivitäten bis auf weiteres nicht miteinander abstimmen und müssen ihre Geschäfte unabhängig voneinander führen, bis der Großteil der Veräußerungen erfolgt ist.

 

Einer Aussendung zufolge erwarten sich Linde und Praxair von dem Deal „Synergien und Kosteneffizienzen in einer Bandbreite von 1,1 bis 1,2 Milliarden US-Dollar (rund 960 Millionen bis 1,04 Milliarden Euro, Anm.) innerhalb von etwa drei Jahren“. Linde erzielte 2017 einen Jahresumsatz von rund 17, 11 Milliarden Euro. Das Jahresergebnis belief sich auf etwa 1,54 Milliaden Euro, gegenüber 2016 ein Plus von 15,7 Prozent. Durch das Zusammengehen mit Praxair entsteht ein Unternehmen mit etwa 24 Milliarden Euro Jahresumsatz und 80.000 Beschäftigten.

Österreichs Life-Science-Sektor boomt

Laut dem aktuellen „Life Science Report Austria 2018“ wuchs der Branchenumsatz seit 2014 um 17 Prozent auf 22,4 Milliarden Euro.

Im Jahr 2017 erwirtschafteten die 917 Unternehmen des österreichischen Life-Sciences-Sektors einen kumulierten Umsatz von rund 22,4 Milliarden Euro, um 17 Prozent mehr als 2014. Das zeigt der „Life Science Report Austria 2018“, der am 22. Oktober der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Ihm zufolge liegt der Branchenanteil am BIP bei 6,1 Prozent. Aktuell sind auf den Gebieten Medizintechnik, Biotechnologie und Pharma und beinahe 55.500 Personen beschäftigt, gegenüber 2014 ein Zuwachs von 7,4 Prozent.


Für Margarete Schramböck, Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, stellen die Life Sciences nicht nur einen wichtigen Faktor in der nationalen Gesundheitsvorsorge, sondern auch bei der Absicherung des Wirtschaftsstandortes bzw. für den Erfolg der Exportwirtschaft dar. Dieser Bedeutung werde zum einen in den wirtschaftspolitischen Strategien der Bundesregierung Rechnung getragen: So sei den Life Sciences in der „FTI 2020 Strategie“ und in der „Zukunftsstrategie Life Sciences und Pharmastandort Österreich“ eine entscheidende Rolle zugewiesen worden. Andererseits unterhält das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) zusammen mit der Austria Wirtschaftsservice GmbH (AWS), einer Förderbank des Bundes, seit 1999 das Programm „Life Science Austria“ (LISA), in dessen Rahmen die Produktentwicklung, aber auch Start-ups bzw. junge Unternehmen wertvolle Anschub-Finanzierung erhalten. Eine Motivation dahinter ist der Umstand, dass Innovationen insbesondere im „Digital Health“-Sektor (E-Health, Telemedizin etc.) häufig mit sehr langen Entwicklungszeiten und entsprechend hohen Kosten verbunden sind.

 

Dazu AWS-Geschäftsführer Bernhard Sagmeister: „Innovativen Unternehmen steht mit den Förderprogrammen ,LISA Preseed‘ und ,LISA Seed‘ bereits in sehr frühen Phasen wichtige finanzielle Unterstützung zur Verfügung. Das LISA-Programm, komplettiert durch kompetente und maßgeschneiderte Beratung und Internationalisierungsmaßnahmen, beugt dadurch Marktversagen vor. Seit 1999 haben wir rund 100 Projekte in der Frühphase mit einem Gesamtvolumen von 63 Millionen Euro anfangsfinanziert. Das Programm wird 2019 fortgesetzt.“ Laut Schramböck wird diese Förderschiene „ergänzt durch entsprechende Investitionen der Österreichischen Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung. Heuer und 2019 wurden bzw. werden für Forschung und Projektentwicklung rund 140 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Davon entfallen 14 Millionen Euro auf die Christian-Doppler-Labors, die ja gerade im Bereich Life Sciences eine besonders wichtige Rolle spielen.“

 

Für die gegenwärtige und zukunftsweisende Bedeutung der Life Sciences in Österreich steht nicht zuletzt die Marinomed Biotech AG. Das Unternehmen wurde 2006 als Spin-off der Veterinärmedizinischen Universität Wien gegründet und liefert seine innovativen Nasen- und Rachensprays sowie Pastillen gegen virale Erkältungskrankheiten heute bereits in mehr als 30 Länder. CEO Andreas Grassauer führt den Erfolg seines Unternehmens nicht zuletzt auf die anfängliche Unterstützung seitens der öffentlichen Hand zurück, die man in Österreich erhalten habe.

 

Der „Life Science Report Austria“ wird von der AWS im Auftrag des BMDW erstellt. Er enthält alle wichtigen wirtschaftlichen Kennzahlen zur Entwicklung des Sektors in Österreich und steht auf der Website http://www.lifescienceaustria.at/downloads/ zur Verfügung.