Archive - Apr 8, 2019

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Glyphosat: Bayer veröffentlicht Studien

Über 100 Untersuchungen im Zusammemhang mit dem Zulassungsverfahren in der EU sind auf der Transparenzwebsite des Chemiekonzerns zugänglich.

 

Sämtliche Studienberichte für das Zulassungsverfahren von Glyphosat in der EU veröffentlichte der deutsche Chemiekonzern Bayer auf seiner Transparenzplattform. „Viele dieser Studien und weitere ähnliche Studien wurden bei der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA eingereicht und sind von der Behörde im Rahmen ihrer Risikobewertung zur Beurteilung herangezogen worden“, betonte Bayer in einer Aussendung. Im Dezember vergangenen Jahres hatte der Konzern auf der Plattform rund 300 Zusammenfassungen von Sicherheitsstudien über das umstrittene Pflanzenschutzmittel auf der Website publiziert.

 

Der Leiter des Geschäftsbereichs Crop Science, Liam Condon, sagte, Bayer tue alles, um zu gewährleisten, „dass unsere Produkte für Mensch und Umwelt sicher sind. Indem wir unsere detaillierten wissenschaftlichen Sicherheitsdaten zugänglich machen, bieten wir allen Interessierten die Möglichkeit, sich selbst ein Bild davon zu machen, wie umfassend unser Sicherheitsansatz ist. Wir freuen uns, in den Dialog treten zu können und hoffen, dass dies für mehr Vertrauen in fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse sorgen wird.“

 

Seit der Übernahme des US-amerikanischen Agrartechnikmultis Monsanto ist Bayer in den USA mit über 11.000 Klagen wegen angeblicher Gesundheitsschädigungen konfrontiert. In einem Fall wurde der Konzern erstinstanzlich und somit nicht rechtskräftig verurteilt. In einem zweiten Fall konstatierte das Gericht, Glyphosat sei als Ursache der Gesundheitsschädigung eines der Kläger zu betrachten. Die Feststellung, ob dafür Monsanto bzw. nunmehr Bayer verantwortlich ist, steht noch aus.

 

Bayer betont immer wieder, Glyphosat sei bei sachgemäßer Anwendung unbedenklich. Der Konzern gibt sich bisher entschlossen, die rechtlichen Auseinandersetzungen durchzufechten. Angesichts der heute gemeldeten Studienveröffentlichungen hieß es: „Bayer steht hinter der Sicherheit von Glyphosat und wird glyphosat-haltige Produkte weiterhin vehement verteidigen.“

 

 

 

 

Industrie: Bilanz gut, Aussichten weniger

Laut der Bundessparte Industrie der WKÖ war der Wert der Industrieproduktion 2018 rund zen Prozent höher als 2018. Wie es weitergeht, hängt nicht zuletzt vom internationalen Protektionismus und von der Unterstützung durch die österreichische Politik ab.

 

Zufrieden mit dem Jahr 2018 gab sich Siegfried Menz, der Obmann der Bundessparte Industrie der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), bei deren Jahrespressekonferenz in Wien. Der Wert der Industrieproduktion wuchs gegenüber 2017 nominell um 9,5 Prozent auf rund 175 Milliarden Euro. Ein Gutteil des Wachstums entfiel laut Menz auf die Mineralölindustrie sowie die Gas- und Wärmebranche. Sie profitierten von den gestiegenen Preisen für fossile Energieträger. Werden diese Branchen „herausgerechnet“, ergibt sich für die verbleibende Industrie ein Zuwachs des Produktionswerts von 5,3 Prozent. Außerordentlich gut entwickelte sich neben den „Energiebranchen“ auch die Fahrzeugindustrie. Niedriger als 2017 fielen dagegen die Resultate in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, der Textil-, Bekleidungs- und Lederwarenerzeugung aus. Bei den Auftragseingängen verzeichnete die Sparte Menz zufolge ein „Superergebnis“ von 108,1 Milliarden Euro, eine Steigerung von etwa sechs Prozent. Geschäftsführer Andreas Mörk verwies darüber hinaus auf die „wunderbare“ Personalentwicklung von plus 2,8 Prozent auf 453.140 Personen. Damit sei der Beschäftigtenstand vor der Spekulationskrise von 2008 annähernd wieder erreicht. Als besonders erfreulich bezeichnete Mörk die um etwa vier Prozent auf 15.754 Personen gestiegene Anzahl der Lehrlinge.

 

Was die Perspektiven für heuer und die Folgejahre betrifft, konstatierte Menz, die Hochkonjunktur sei bekanntermaßen vorbei: „Von einer Rezession kann allerdings auch keine Rede sein.“ Österreichs Wirtschaft werde laut Schätzung von Experten um rund 1,7 Prozent wachsen. Da rund drei Viertel der Aufträge für die Industrie aus dem Ausland kommen, sei der zunehmende Protektionismus eine nicht zu unterschätzende Gefahr, warnte Menz: „Deshalb darf es keine Belastungen welcher Art auch immer für unsere Sparte geben.“ Statt dessen seien weitere Entlastungen und Unterstützungen erforderlich. So wünscht die Bundessparte im Einklang mit der Industriellenvereinigung die Halbierung der Körperschaftssteuer (KÖSt) auf nicht entnommene Gewinne. Da die Bundesregierung offenbar eine Senkung der KÖSt auf 19 Prozent bevorzuge, werde allerdings auch über diese Alternative zu diskutieren sein. Wichtig ist laut Menz letztlich, dass die Industrie einen möglichst großen Anteil an der angekündigten Steuerentlastung von insgesamt etwa 6,5 Milliarden Euro bekommt. Weiters wünscht die Bundessparte die neuerliche Einführung eines Investitionsfreibetrags von rund 30 Prozent. Über zwei bis drei Jahre würde dies etwa 10.000 bis 20.000 zusätzliche Arbeitsplätze bringen, rechnete Menz vor.

 

Ein nach wie vor erhebliches Problem ist laut Mörk der Mangel an Fachkräften insbesondere in technischen Berufen: „Rund unserer Mitgliedsunternehmen sagen, sie brauchen mehr Techniker und mehr HTL-Absolventen.“ Insgesamt fehlten in der Industrie rund 60.000 einschlägig ausgebildete Arbeitskräfte. Daher müsse die Bundesregierung mehr Geld für die Ausbildung zur Verfügung stellen, nicht zuletzt für die Fachhochschulen. Überdies gelte es, einen „längerfristigen Migrationsplan für Personen von außerhalb der EU“ zu erarbeiten. Mögliche Herkunftsländer verortete Mörk „in Asien und eventuell in Afrika“. Dass dies mit der Migrationspolitik der Bundesregierung eventuell nicht vollständig zur Deckung zu bringen ist, wollte Mörk auf Anfrage des Chemiereports nicht kommentieren: „Ich bin kein Politiker, ich bin Interessenvertreter.“

 

Kein Thema ist im Übrigen die weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit und die Einführung von Zeitkonten, wie sie die „Junge Wirtschaft“ fordert, betonten Menz und Mörk unisono. Die Industrie sei mit den neuen Regelungen vom vergangenen Jahr zufrieden. Mörk teilte dem Chemiereport mit, bis auf weiteres werde die Sparte „dieses Thema sicher nicht angreifen“. Es habe schon bisher die Schichtarbeitszeiten gegeben, allfällige rechtliche Unklarheiten seien mit dem neuen Arbeitszeitrecht beseitigt. Keinen Bedarf habe die Industrie auch an sogenannten Nullstunden-Arbeitsverträgen („Zero Hour Contracts“). Bei solchen Verträgen haben die Arbeitnehmer kein Recht, Arbeitsstunden zu leisten und dafür entlohnt zu werden. Sie müssen jedoch zur Verfügung stehen, wenn Arbeit anfällt. In Großbritannien machen Zero-Hour-Contracts nach Schätzung von Arbeitnehmerverbänden etwa 2,3 Prozent aller Beschäftiguingsverhältnisse aus - mit steigender Tendenz.

 

Zur Zurückhaltung rät Mörk hinsichtlich einer allfälligen Ökologisierung des Steuersystems. Die Industrie habe ohnehin schon beträchtliche Aufwendungen durch den Handel mit Emissionszertifikaten. Auch die seit 1. Oktober 2018 geltentende Kapazitätsbewirtschaftung auf den deutsch-österreichischen Stromleitungen belaste manche Unternehmen.