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September 6th, 2023

Octapharma: Ausbau in Wien

Bis 2028 wird die Produktion inklusive Qualitätssicherung erheblich erweitert. Der auf Plasmaprodukte spezialisierte Konzern mit Hauptsitz im Schweizer Lachen will damit dem wachsenden Markt Rechnung tragen.

 

 

Bis 2028 erweitert der Humanproteinerzeuger Octapharma Österreich den Bereich Visual Inspection and Packaging (VI&P Operations) am Standort Wien-Favoriten. Im Zuge dessen wird die sogenannte Haberkornhalle von 2.800 auf 6.300 Quadratmeter erweitert. Unter anderem entsteht eine voll-automatische Sichtungsanlage für Flüssigprodukte. Ferner wird eine automatische Verpackungsmaschine für gefriergetrocknete Produkte installiert, deren Verpackung bis dato manuell erfolgt. Die „Visual Inspection“ dient der Kontrolle der Erzeugnisse und damit der gerade im Pharmasektor immer bedeutender werdenden Qualitätssicherung.

 

Der Spatenstich für das Vorhaben erfolgte am 6. September. Zurzeit sind im Bereich VI&P 160 Personen tätig, ab 2028 werden es rund 220 sein. Das Projekt ist Teil eines umfassenderen Ausbauprogramms, mit dem Octapharma Österreich seine Erzeugungskapazitäten für Plasmaprodukte von derzeit rund 1,4 Millionen Liter auf 3,6 Millionen Liter pro Jahr erhöht. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf etwa 200 Millionen Euro. Schon für 2024 ist eine Steigerung auf 2,6 Liter geplant, berichtete die Geschäftsführerin des Unternehmens, Barbara Rangetiner, beim Spatenstich. Ihr zufolge übernahm der Octapharma-Konzern das rund 90.000 Quadratmeter umfassende Areal in Wien-Favoriten im Jahr 1989 von der Chemie Linz und baute dort seinen weltweit ersten Produktionsstandort auf. Waren seinerzeit rund 300 Personen in Favoriten beschäftigt, sind es heute etwa 1.400. Zum Vergleich: Die gesamte Belegschaft von Octapharma umfasst rund 11.000 Beschäftigte, die 8,5 Millionen Liter an Plasmaprodukten herstellen.

 

Wichtiger Standort

 

Olivier Clairotte, als Chief Production Officer (CPO) Vorstandsmitglied des Octapharma-Konzerns, bezeichnete Wien als wichtigen Standort für die Plasmafraktionierung. Vor allem hinsichtlich der Produktionstechnik könne dieser als eine Art „Headquarter“ von Octapharma bezeichnet werden. Aber auch das Vertriebspersonal arbeite ausgezeichnet: „Wir haben sehr engagierte Leute hier.“ Erzeugt werden in Favoriten Plasmaprodukte für die Bereiche Hämophilie (Bluterkrankheit), Immunologie sowie Intensivmedizin. Der weitaus größte Teil der Erzeugnisse wird exportiert. So gehen etwa 80 Prozent des hergestellten Gammaglobulins in die USA, den wichtigsten Markt der Octapharma. Beliefert werden von Wien aber auch Osteuropa und, so weit möglich, die Länder der ehemaligen Sowjetunion. Für Albumin aus Favoriten wiederum ist laut Rangetiner nicht zuletzt China ein wichtiges Absatzgebiet. Ihr zufolge sind die Produkte von Octapharma in 118 Ländern in aller Welt zugelassen.

 

Zu den Rahmenbedingungen für die Pharmaindustrie in Österreich konstatierte Clairotte, bei den Lohnkosten bestehe kein großer Unterschied zum Ausland. Laut Rangetiner wäre es hilfreich, bei Dauer der Genehmigungsverfahren für neue Anlagen gewisse Verbesserungen zu erreichen. Bisweilen sei es schwer, diese nachzuvollziehen.

 

Der Leiter des Bereichs VI&P der Octapharma, Johnny Abi Haidar, erläuterte, der am 6. September begonnene Ausbau sei ein „wichtiger Impuls für das gesamte Unternehmen“. Dieses verzeichne ein kontinuierliches Wachstum und müsse daher seine Kapazitäten ausbauen. Der Bereich Verpackung des Konzerns ist in Wien sowie in Dessau im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt konzentriert. Nach Angaben von Torsten Konrad, der den Bereich VI&P in Wien leitet, wird dort im Dreischichtbetrieb gearbeitet. Der Standort werde laufend technisch verbessert, um den stetig wachsenden Anforderungen an die Produktionsqualität zu entsprechen.

 

Mehr Umsatz und Gewinn

 

Octapharma wurde 1983 gegründet und befindet sich nach wie vor im Besitz der Gründerfamilien. Im Jahr 2022 erwirtschaftete der Konzern mit Sitz in Lachen am Zürichsee im Kanton Schwyz einen Umsatz von 2,85 Milliarden Euro, um 13,5 Prozent mehr als 2021. Den Jahresgewinn 2022 beziffert Octapharma mit 448,0 Millionen Euro, was gegenüber 2021 einem Plus von 2,2 Prozent entspricht.

August 25th

Gewessler lobt Initiative „Klimaneutrale Industrie Österreich“

Der Energieministerin zufolge wirken die im Zuge der Initiative gesetzten Maßnahmen. Zahlen bezüglich damit erzielter Emissionsreduktionen gibt es indessen nicht. 


Eine Zwischenbilanz der seit 2020 laufenden Initiative „Klimaneutrale Industrie Österreich“ zogen Energieministerin Leonore Gewessler, der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Georg Knill, und der Vorstandschef des Baustoffkonzerns Holcim für Zentraleuropa, Berthold Kren, am 25. August in Wien. Den Anlass bot eine für diesen Tag angesetzte Aussprache bezüglich der Initiative im Energie- und Klimaministerium (BMK). Gewessler konstatierte, die Industrie sei in den vergangenen Jahrzehnten insgesamt deutlich „sauberer“ geworden, etwa durch den Einsatz von Filtern und Abgasreinigungsanlagen. Im Zuge der Aktivitäten zur Eindämmung des Klimawandels gelte es nun, die eingesetzten Brennstoffe zu „ändern“. Vor allem Kohle und Erdgas trügen zur Steigerung der CO2-Emissionen bei. Es zeige sich indessen, dass die im Zuge der Initiative gesetzten Maßnahmen „wirken“, lobte die Ministerin. 

 

Von der Redaktion um Konkretisierung dieser Aussage ersucht, beschied Gewessler, Fachleute des BMK sowie der Industrie hätten sich „Branche für Branche angeschaut, was benötigt wird“. Ergebnisse der diesbezüglichen Diskussionen seien in den Österreichischen Nationalen Infrastrukturplan (ÖNIP) eingeflossen. Dieser befindet sich in Konsultation und soll den Ausbau der Strom- sowie Gasnetze erleichtern. Ein Ergebnis der Initiative sei weiters die „Klima- und Transformationsoffensive Industrie“, im Zuge derer bis 2030 insgesamt drei Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Die erste Ausschreibung ist laut Gewessler im Laufen. Heuer werden rund 170 Millionen Euro ausgeschüttet. Eingeweihten Kreisen zufolge sollen bei Aussprache im BMK genauere Kritieren für künftige Calls erarbeitet werden. Nicht zuletzt der Mangel daran sei der Grund für das bis dato als schwach betrachtete Interesse an der Transformationsoffensive. 

 

„Vielzahl“ an Projekten

 

Knill verlautete, er könne keine Zahlen hinsichtlich im Zuge der Initiative erzielter Emissionsreduktionen nennen. Es gebe aber diesbezüglich eine „Vielzahl“ an Projekten. Kren ergänzte, sein Unternehmen arbeite an diesbezüglichen Vorhaben. Diese hätten allerdings ihre Vorlaufzeit. Erst im kommenden Jahr werde Holcim Anträge für Mittel aus der Transformationsoffensive stellen können. 

Einhellig bekannten sich die beiden Industriellen zur „Dekarbonisierung“ der Wirtschaft und zur Initiative „Klimaneutrale Industrie Österreich“. Das BMK zeige nicht zuletzt auch damit Verständnis für die Industrie und deren Bestreben, für Beschäftigung und Wohlstand zu arbeiten. 

Bayer prognostiziert Milliardenverlust 

Im zweiten Quartal wird der deutsche Pharma- und Agrochemiekonzern voraussichtlich ein negatives Konzernergebnis von 2,0 Milliarden Euro zu verbuchen haben. Er begründet das mit dem schlechten Geschäft mit dem umstrittenen Pflanzenschutzmittel Glyphosat. 


                                                                                                
Der deutsche Pharma- und Agrochemiekonzern Bayer erwartet für das zweite Quartal 2023 einen Verlust von rund 2,0 Milliarden Euro. Dies ist vor allem der Entwicklung des Geschäfts mit dem umstrittenen Pflanzenschutzmittel Glyphosat geschuldet, hieß es in einer Aussendung. Ausdrücklich betonte der Konzern, es gebe „ noch keine testierten Zahlen“ für das zweite Quartal. Ausgegangen werde von einem Umsatz von rund 11,0 Milliarden Euro sowie einem EBITDA vor Sondereffekten von etwa 2,5 Milliarden Euro. Verglichen mit dem ersten Quartal 2023 hätten „der weitere Preisverfall und geringere Volumina aufgrund des Abbaus von Lagerbeständen insbesondere von glyphosatbasierten Produkten sowie schlechte Witterungsbedingungen den Druck erhöht“. Auch im zweiten Quartal 2022 hatte Bayer Verluste geschrieben. Diese beliefen sich auf 298 Millionen Euro. 

 

Aufgrund der nunmehr bekannt gegebenen Zahlen senkt der Bayer-Konzern auch seinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2023. Erwartet wird nunmehr ein um Währungseffekte bereinigter Umsatz von 48,5 bis 49,5 Milliarden Euro. Bisher war Bayer von 51 bis 52 Milliarden Euro ausgegangen, was etwa dem Wert des Jahres 2022 (50,72 Milliarden Euro) entsprochen hätte.

 

Das währungsbereinigte EBITDA vor Sondereinflüssen soll sich auf 11,3 bis 11,8 Milliarden Euro belaufen. Zuvor hatte Bayer diesen Wert mit 12,5 bis 13,0 Milliarden Euro prognostiziert. Der Vergleichswert aus dem Jahr 2022 lag bei 13,51 Milliarden Euro. Der Free Cash Flow soll sich auf null Euro statt auf 3,0 Milliarden Euro belaufen, 2022 waren es 3,11 Milliarden Euro gewesen. Das bereinigte Ergebnis je Aktie beziffert Bayer jetzt mit 6,20 bis 6,40 Euro anstelle der zuvor angebenen 7,20 bis 7,40 Euro. Für das Geschäftsjahr 2022 wurden 7,94 Euro gemeldet.

 

 

July 5th

Neue Gentechnik: „Gefahr für österreichischen Weg“

Die Regierung lehnt den Rechtsvorschlag der EU-Kommission zur Genomeditierung ab. Dieser gefährde die biologische Landwirtschaft und die Wahlfreiheit der Konsumenten. 

 

Als „inakzeptabel“ erachtet die Bundesregierung den Vorschlag der EU-Kommission zur Genomeditierung, auch als „Neue Gentechnik“ (NGT) bezeichnet. Die Kommission will Pflanzen, die mittels zweier NGT-Verfahren, nämlich der „gezielten Mutagenese“ und der Cisgenese, produziert werden, ebenso behandeln wie solche, die ohne gentechnische Verfahren hergestellt werden. Bei der „gezielten Mutagenese“ wird das pflanzliche Erbgut verändert, ohne anderes Erbgut einzufügen. Bei der Cisgenese wird fremdes Erbgut eingefügt. Dieses stammt von Pflanzen, die sich mit den dem Verfahren unterworfenen Pflanzen kreuzen lassen. Beide Verfahren fasst die Kommission in der NGT der „Klasse 1“ (NGT1) zusammen. Andere Methoden der „neuen“ Gentechnik, etwa solche, bei denen Erbgut einer nicht kreuzbaren Art in eine Pflanze eingefügt wird (Transgenese), fallen unter die „Klasse 2“  (NGT2). Für sie gelten die bestehenden Vorschriften bezüglich gentechnisch veränderter Organismen (GVO).

 

Dagegen sind bei NGT1-Verfahren keine Risikobewertungen mehr vorgesehen. Auch die Kennzeichnung von Waren, die mittels solcher Verfahren erzeugt werden, soll entfallen. Die besonders umstrittene Frage der Patentierung einschlägiger Organismen will die Kommission nach eigenen Angaben „im Rahmen einer breiteren Marktanalyse“ untersuchen. Deren Ergebnisse sollen 2026 vorliegen. 

 

Kampf für strenge Regeln 

 

Seitens der Bundesregierung verlauteten Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, Umweltministerin Leonore Gewessler und Konsumentenschutzminister Johannes Rauch, Österreich habe sich „als Vorreiter der Bio- und gentechnikfreien Landwirtschaft positioniert. Strenge Regelungen auch für die sogenannte ‚neue Gentechnik‘ sind gemeinsame Regierungsposition. Der Vorschlag der Kommission ist eine Gefahr für den österreichischen Weg der Landwirtschaft, und nimmt Konsument:innen auch ihre Wahlfreiheit“. Die Regierung werde „das nicht zulassen, uns daher mit aller Kraft in Brüssel dafür einsetzen, dass auch weiterhin strenge Regeln für gentechnisch veränderte Pflanzen und Lebensmittel gelten. Dass die EU-Kommission die Mitgliedsstaaten zwingt, den unkontrollierten Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen zu erlauben, ist inakzeptabel“.

 

Die biologische Landwirtschaft gerät der Regierung zufolge durch den Vorschlag unter Druck, weil NGT1-Pflanzen in der Bio-Landwirtschaft zwar als Saatgut verboten sind, nicht aber als Futtermittel. „Nach diesen Regeln wäre Bio-Milch von Kühen, die mit NGT1-Pflanzen gefüttert wurden, denkbar. Noch problematischer ist jedoch, dass der Vorschlag der Kommission keine Regeln vorsieht, um Kreuzkontaminationen zu verhindern, wenn etwa NGT1-Pflanzen neben Bio-Pflanzen angebaut werden. Österreich könnte den Anbau von NGT-Pflanzen beider Kategorien nicht mehr untersagen“, konstatiert die Regierung in einer Aussendung.

 

July 3rd

Krach um neues Arzneimittelpreisband 

Der Dachverband der Sozialversicherungsträger senkt die Höchstpreise für patentreie Medikamente um ein Drittel. Das könnte Versorgungsengpässe verschärfen, kritisiert die Industrie. 

 

Heftige Kritik übt die Industrie am neuen Preisband des Dachverbands der Sozialversicherungsträger für patentfreie Arzneimittel. Dieses tritt im Oktober in Kraft. Ihm zufolge darf der Höchstpreis eines Medikaments, dessen Kosten der Dachverband erstattet, nur mehr maximal 20 Prozent über dem Preis des günstigsten wirkstoffgleichen Präparats liegen.  Zurzeit sind bis zu 30 Prozent zulässig. Anders gesagt: Die Obergrenze für die Arzneimittelpreise sinkt um ein Drittel. Laut Wolfgang Andiel, dem Präsidenten des Österreichischen Generikaverbands, hat in Österreich „das restriktive Preissystem für Medikamente längst seine Untergrenze erreicht. Werden die Preise jetzt noch weiter gedrückt, laufen weitere Medikamente wie Antipsychotika oder Antidepressiva Gefahr, vom Dachverband aus der Versorgung gestrichen zu werden“. Damit könnte es im kommenden Winter erneut zu Engpässen bei der Versorgung mit derartigen Mitteln kommen, warnt Andiel. Ihm zufolgen entfallen mehr als 90 Prozent der abgegebenen Medikamentenpackungen auf das patentfreie Segment. Davon wiederum seien rund 57 Generika. Über ein Viertel der Generika habe die Pharmaindustrie in den vergangenen zehn Jahren mangels Rentabillität vom europäischen Markt genommen. Und allein in Österreich würden pro Monat 20 Arzneimittel aus dem Erstattungskodex gestrichen.

 

Ein besonderes Problem sieht Andiel darin, dass im neuen Preisband der Höchstpreis anhand der „Schlüsselstärke“ festgelegt wird, also der am häufigsten verschriebenen Dosierung. Ist der Wirkstoff höher dosiert, darf dies keinen höheren Preis zur Folge haben. Damit aber könnten stärker dosierte Präparate unrentabel werden. Außerdem müssten die Patienten mehr Tabletten einnehmen. Sie würden also größere Mengen des Arzneimittels benötigen und hätten häufiger die Rezeptgebühren zu bezahlen. Hinzu kommt laut Andiel, „dass die festgestellten Schlüsselstärken im neuen Preisband teilweise nur wenig mit den tatsächlichen Dosierungen in den zugelassenen Anwendungsgebieten zu tun haben. Das Preisband ist in dieser Form aus unserer Sicht nicht sinnvoll anwendbar“. 

 

Geringe Einsparungen, hohe sonstige Kosten 

 

Ähnlich argumentiert die Geschäftsführerin des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO), Sylvia Hofinger. Ihr zufolge umfassen die Preisreduktionen etwa 1.500 Arzneimittel, darunter eine Reihe von Antibiotika, bei denen in der Hauptinfektionszeit im vergangenen Winterhalbjahr teils „dramatische Engpässe“ aufgetreten seien. Von der Pharmaindustrie werde deshalb verlangt, Vorräte an solchen Präparaten bereitzuhalten. Gleichzeitig senke der Dachverband die Kosten für die Medikamente. Den dadurch erzielten „vergleichsweise geringen Kosteneinsparungen“  stehen laut Hofinger erhebliche zusätzliche Ausgaben in anderen Bereichen gegenüber: „Fehlende Medikamente verursachen nicht nur Probleme bei der bestmöglichen Behandlung der Menschen, sondern auch volkswirtschaftlich relevante Kosten, die höher sind als die potenziellen Einsparungen. In diesem Sinne sind faire Preise für lebenswichtige Arzneimittel gut investiertes Geld.“


 

May 26th

Ingo Raimon ist Pharmig-Präsident

Der Geschäftsführer von Abbvie in Österreich wurde bei der Generalversammlung mit breiter Mehrheit in seine Funktion gewählt. Im öffentlichen Teil der Versammlung diskutierten Fachleute über „Politik und Wissenschaft in bewegten Zeiten“. 

 

Ingo Raimon, der Geschäftsführer des US-amerikanischen Pharmakonzerns Abbvie, ist neuer Präsident des Pharmaindustrieverbands Pharmig. Er wurde bei der Generalversammlung am 26. Mai mit breiter Mehrheit in seine Funktion gewählt. Sein Vorgänger, Philipp von Lattorff, der Generaldirektor der Boehringer Ingelheim RCV GmbH & CO KG, wechselte in die Funktion eines Vizepräsidenten. Somit besteht das Präsidium der Pharmig bis zum Ende der regulären Funktionsperiode im Jahr 2025 aus Raimon, von Lattorf, der Geschäftsführerin von Merck Sharp Dohme (MSD) in Österreich, Ina Herzer, sowie dem Geschäftsführer der Sigmapharm Arzneimittel GmbH, Bernhard Wittmann. Raimon konstatierte, es ehre ihn, „als Präsident der Pharmig die gesamte heimische Pharmaindustrie vertreten zu dürfen. Ich werde mich in dieser Funktion für die Stärkung des Forschungs- und Produktionsstandortes einsetzen. Ein zentrales Anliegen ist mir die damit einher gehende Arzneimittelvielfalt. Denn die bestmögliche Therapie kann nur dann zum Einsatz kommen, wenn sie für die Patientinnen und Patienten auch zur Verfügung steht. Hier hat sich in der jüngsten Vergangenheit gezeigt, dass sich die Erstattungs- und die Standortpolitik ergänzen müssen und nicht konterkarieren dürfen. Wer in Arzneimittel investiert, investiert folglich in den Standort Österreich, in seine Wettbewerbsfähigkeit und vor allem in die Versorgungsqualität“.

 

Neu in den Vorstand gewählt wurden Nicole Daniela Schlautmann, die Geschäftsführerin der Pfizer Corporation Austria GesmbH, Michael Kreppel-Friedbichler, der die Biogen Austria GmbH leitet, und Michael Kocher, der Chef von Sandoz in Österreich. 

 

Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog dankte von Lattorff „für die überaus konstruktive Zusammenarbeit und seinen unablässigen Einsatz für den Verband“. Den neuen Präsidenten Raimon bezeichnete Herzog als „äußerst versierten Kenner des heimischen Gesundheitswesens. Gemeinsam mit dem Pharmig-Präsidium, den neuen und bestehenden Vorstandsmitgliedern und allen im Verband engagierten Mitgliedsunternehmen steht uns ein breites Spektrum an Erfahrungen und Expertise zu Verfügung, damit wir weiterhin wichtige Impulse für einen starken Forschungs- und Pharmastandort setzen können“.

 

Lob vom Kanzler 

 

Im öffentlichen Teil der Generalversammlung ging es um das Thema „Politik und Wissenschaft in bewegten Zeiten“. 
Bundeskanzler Karl Nehammer würdigte in einer Videobotschaft die Bedeutung der Pharmabranche für Österreich. Der Pharmig dankte er „für ihren Einsatz und die exzellente Zusammenarbeit. Wir sind immer daran interessiert, den Standort Österreich weiterzuentwickeln“. 

 

Der Strategie- und Politikberater Lothar Lockl, von 2006 bis 2009 Bundesparteisekretär der Grünen und im Präsidentschaftswahlkampf 2016 Wahlkampfmanager Bundespräsident Alexander van der Bellens, konstatierte, die Vorhersehbarkeit politischer Entwicklungen nehme ab, die Zersplitterung des Parteiensystems dagegen zu. Über kurz oder lang sei auch in Österreich mit „skandinavischen Verhältnissen“ zu rechnen. Da in der Bevölkerung die Sehnsucht nach einfachen Botschaften wachse, würden Kompromisse schwieriger. Ausgehend davon empfahl Lockl den Pharmig-Mitgliedern, optimistisch zu bleiben, gemeinsame Visionen für die Zukunft zu entwickeln, am Aufbau wechselseitigen Vertrauens zu arbeiten und die Zusammenarbeit zu verstärkten. Bei allem Wettbewerb gehe es sämtlichen Unternehmen nicht zuletzt um das Wohlbefinden der Patienten und um den medizinischen Fortschritt. Es gelte, stets auch dieses „große Ganze im Auge zu behalten“. 

 

Die Neurologin Adelheid Kastner, Primaria der Klinik für Psychiatrie mit Forensischem Schwerpunkt am Kepler-Universitätsklinikum Linz, konstatierte, die bisweilen attestierte „kollektive Bereitschaft zur Ignoranz“ habe eine Vielzahl von Ursachen. Wegen der Komplexität der heutigen Lebenswelt seien die Menschen ansprechbar für „Rattenfänger“ mit einfachen Botschaften sowie für Emotionalisierungen. Oftmals würden Meinungen mit Tatsachen verwechselt. Zu konstatieren sei ferner ein Mangel an Allgemeinbildung. In einer ihrer Lehrveranstaltungen habe eine Teilnehmerin vermeint, der Begriff „Großglockner“ bezeichne eine Blumenart. Die bekannte Äußerung Bundeskanzler Nehammers, die Bundesregierung sei in der Corona-Pandemie „zu wissenschaftshörig“ gewesen, kritisierte Kastner heftig. Sie zeige, dass selbst hochrangige Politiker „den Wert der Wissenschaft nicht erfassen. Und da erwarten wir uns, dass sich die ‚kleinen Leute‘ auskennen?“ 

 

„Emokratie“ statt „Demokratie“ 

 

Laut dem Politikberater Thomas Hofer geht die Entwicklung von der „Demokratie“ zur von Emotionen geprägten „Emokratie“. In den USA sei dieser Trend besonders weit fortgeschritten. Auch in Österreich könnten die nächsten Wahlgänge in dieser Hinsicht problematisch werden. Um gegenzuwirken, bedürfe es fundierter Bildung: „Zurzeit züchten wir medialen und politischen Analphabetismus heran.“ Allerdings gelte es, im Bestreben, dergleichen entgegenzuwirken, „nicht die Linie zum Aktivismus zu überschreiten“ und gegenüber möglicherweise mangelhaft Informierten nicht arrogant zu werden. 

 

Der Kommunikationsberaterin Julia Keck zufolge empfiehlt es sich, sich zu fragen, „wofür man steht, woran man glaubt, welche Gesprächsbasis man aufbaut und welcher ‚Nordstern‘ einen leitet“. Wichtig ist laut Keck, langfristig zu denken, worin ihrer Ansicht nach Unternehmensvertreter Politikern meist überlegen sind. Ferner sei es sinnvoll, „bewusst den Blick auf das Gelungene und das Gelingende zu richten. Man sollte nicht in Mutlosigkeit verfallen. Denn das verhindert Gestaltungsmöglichkeiten“. 

 

„Leistungs- und Opferbereitschaft“ gefragt 

 

Der Strategieberater Josef Kalina schließlich diagnostizierte einen weitreichenden „Verfall von Autorität“. Früher habe den „Dorfdeppen“ niemand ernst genommen: „Heute können sich die ‚Dorfdeppen‘ auf der ganzen Welt vernetzen.“ Es sei erforderlich, positiv über sich selbst zu sprechen: „Sonst wird das keiner tun. Wir müssen immer wieder aufklären.“ Dafür müssten Emotionen benutzt werden, um mit den eigenen Botschaften „durchzukommen“. Sprächen sich Politiker für die Stärkung des Wirtschaftsstandortes Österreich aus, müsse ihnen die Pharmig mitteilen, was sie zum Zwecke dieser Stärkung konkret zu tun hätten: „Und da reden wir nicht über Förderungen.“ Österreichs Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg sei eine „riesige Erfolgsgeschichte“ gewesen, weil sich die Kräfte der politischen Mitte zusammengetan hätten: „Das hat man getan, um etwas zu schaffen, das man dann verteilen konnte.“ In diesem Sinne müssten Leistung und Ausbildung wieder mehr Stellenwert erhalten. „Wir stehen im internationalen Wettbewerb. Daher müssen die Menschen leistungs- und manchmal auch opferbereit sein, sonst können wir unseren Wohlstand nicht halten. Es ist wirklich viel zu tun“, resümierte Kalina. 

 

May 17th

Agrana macht knapp 25 Millionen Euro Gewinn

Der Umsatz und das operative Ergebnis des Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern stiegen ebenfalls kräftig, hieß es bei der Bilanzpressekonferenz. Auch die Aussichten sind dem Management zufolge zufriedenstellend. 

 

Einen Gewinn von 24,7 Millionen Euro erwirtschaftete der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern Agrana im Geschäftsjahr 2022/23, nachdem er 2021/22 einen Verlust von 12,2 Millionen Euro hinzunehmen hatte. Die Umsatzerlöse erhöhten sich um 25,4 Prozent auf 3,64 Milliarden Euro. Das EBITDA lag mit 277,1 Millionen Euro um 34,1 Prozent über jenem des vorigen Geschäftsjahres. Das EBIT war 2022/23 mit 88,3 Millionen Euro fast dreimal so hoch wie 2021/22, als es sich auf 24,7 Millionen Euro belaufen hatte. Entsprechend zufrieden zeigte sich das Vorstandteam um Generaldirektor Markus Mühleisen bei der Präsentation der Bilanz am 17. Mai in Wien. Mühleisen betonte, die Agrana sei „ein starkes, innovatives und gut positioniertes Unternehmen mit großem Potenzial. Wir sind auf gutem Kurs“. Insbesondere operativ habe die Agrana ein „sehr gutes Ergebnis“ erarbeitet. Als besonders erfreulich bezeichnete Mühleisen, „dass alle Segmente und Divisionen“ zum Anstieg des Umsatzes beitrugen. Im größten Segment, Frucht, wuchs dieser um 18,4 Prozent auf 1,48 Milliarden Euro, im Segment Stärke um 28,0 Prozent auf 1,29 Milliarden Euro, im Segment Zucker schließlich um 34,6 Prozent auf 861,7 Millionen Euro. Ausdrücklich betonte Mühleisen, die Agrana habe ihre Kunden trotz der insgesamt angespannten Wirtschaftslage mit hohen Energie- und Rohstoffkosten sowie teils erheblichen logistischen Herausforderungen „uneingeschränkt“ versorgen können: „Das wissen diese auch zu schätzen.“ 

 

Wegen der guten Kennzahlen wollen Mühleisen und seine Kollegen der Hauptversammlung am 7. Juli eine Dividende von 90 Cent je Aktie vorschlagen. Für 2021/22 hatte die Agrana ihren Aktionären 75 Cent je Aktie bezahlt. 

 

Gestiegene Energiekosten 

 

Laut Finanzvorstand Stephan Büttner weist die Bilanz allerdings den einen oder anderen nicht zuletzt durch die  allgemeine Wirtschaftslage bedingten Schönheitsfehler auf. So musste die Agrana im Segment Frucht nicht zahlungswirksame Wertbereinigungen von 91,1 Millionen Euro vornehmen. Die Gründe dafür waren neben dem Krieg in der Ukraine die „Verwerfungen auf den Energie- und Rohstoffmärkten“. Allein die Energiekosten waren 2022/23 mit 357,0 Millionen Euro um 66,4 Prozent höher als 2021/22. Keine Entlastungen brachten die Energiekostenzuschüsse der Bundesregierung, teilte Büttner dem Chemieport mit: „Wir haben Zuschüsse zwar beantragt, aber noch nicht bekommen.“ Zu rechnen sei ohnedies nur mit einem „verschwindenden Beitrag, der kaum spürbar sein dürfte“. 

 

Ferner war die EBIT-Marge mit 2,4 Prozent zwar deutlich höher als 2021/22 (0,9 Prozent), aber Büttner zufolge noch immer „sehr bescheiden. Da gibt es Potenzial zur Verbesserung“. Als guter Wert gelten bekanntlich rund 15 Prozent. Ähnlich sieht es mit der EBITDA-Marge aus, konstatierte Büttner auf Anfrage des Chemiereports. Diese verbesserte sich zwar von 7,1 auf 7,8 Prozent, lag aber klar unter dem als kritisch geltenden Wert von zehn Prozent. Büttners Kommentar: „Das müssen wir managen. Und jetzt, wo alle drei Segmente vernünftig verdienen, sollte es möglich sein, über zehn Prozent zu kommen.“ 

 

„Auf Holz klopfen“ beim Rüsselkäfer 

 

Für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 erwartet die Agrana Büttner zufolge einen Anstieg des Umsatzes um mindestens zehn Prozent. Das EBIT dürfte sich um mehr als 50 Prozent erhöhen. Zu beachten ist dabei allerdings, dass die Wertminderung vom vergangenen Geschäftsjahr nicht mehr relevant ist. 

 

Ein gewissermaßen „klassisches“ Thema für die Agrana ist der in ihrem Auftrag erfolgende Zuckerrübenanbau. Laut dem für Rohstoffe und Produktion zuständigen Vorstand Norbert Harringer wird es heuer erstmals keine Notfallzulassung von Neonicotinoiden zur Bekämpfung des Rüsselkäfers mehr geben. Was diesen Schädling betrifft, „müssen wir auf Holz klopfen“. Zu rechnen ist laut Harringer mit einem Nettoverlust an Erntefläche von etwa 1.000 Hektar infolge des Käferbefalls. Meldungen seitens der Rübenbauern, dass mindestens 4.000 Hektar umbrochen werden müssten, wollte Harringer nicht kommentieren: „Unsere Zahlen sind tagesaktuell.“ Insgesamt hat die Agrana laut Harringer in Österreich heuer jene 38.000 Hektar unter Vertrag, die zum Betrieb ihrer Zuckerfabriken in Tulln und Leopoldsdorf notwendig sind. 

 

April 26th

Arzneimittelrecht: Pharmig kritisiert EU-Kommission

Die Vorschläge zur Reform sind nicht praxistauglich, stellt der Pharmaindustrieverband fest. Die EU-Gesundheitspolitiker geben sich dagegen überzeugt von ihren Ideen. 

 

Wenig Freude mit den am 26. April präsentierten Vorschlägen der EU-Kommission zur Reform des europäischen Arzneimittelrechts hat der österreichische Pharmaindustrieverband Pharmig. Ihm zufolge sollte die Reform dazu dienen, „um die Arzneimittelforschung voranzutreiben und den Zugang zu neuen wie bewährten Arzneimitteln sicherzustellen“. Dem werde der Vorschlag jedoch nicht gerecht. Im Gegenteil zwänge er die Pharmabranche „in ein Korsett aus Restriktionen und Verschärfungen. Dadurch sind negative Effekte auf den Forschungs- und Produktionsstandort Europa und ebenso auf die Versorgung mit Arzneimitteln zu befürchten“, hieß es in einer Aussendung. 

 

Etliche der geplanten Vorgaben könne die Industrie nicht umsetzen. Die EU-Kommission erschwere es den Unternehmen noch mehr als bisher, neue Medikamente zu entwickeln. Unter anderem „verwebe“ die Kommission die Bereiche Marktzugang und Anreize unnötig stark miteinander, verkürze Datenschutzfristen für innovative Arzneimittel oder führe für deren Geltungsdauer neue Kriterien ein. Das Problem: Ob ein Unternehmen ein Präparat innerhalb eines bestimmten Zeitraums in allen EU-Mitgliedsstaaten auf den Markt bringen könne, hänge nicht allein von ihm ab. 

 

Nicht zuletzt deshalb könne der Vorschlag der EU-Kommission in der Praxis nicht funktionieren, konstatierte Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog: „Unternehmen werden ihren Fokus dorthin richten, wo sie für ihre Forschung, den Marktzugang und die Produktion förderliche Rahmenbedingungen vorfinden. In vielen Bereichen sind die USA hier bereits Vorreiter, China holt mit großen Schritten auf. Europa dagegen scheint alles daran zu setzen, es diesen beiden Regionen möglichst leicht zu machen, weiter vorzupreschen und ‚Good old Europe‘ hinter sich zu lassen bzw. uns noch abhängiger von ihnen zu machen.“ Die Pharmaindustrie unterstütze die Ziele der EU-Arzneimittelstrategie. Aber der Vorschlag der Kommission sei „in Summe keine zukunftsträchtige Europapolitik“, resümierte Herzog.

 

Überzeugte Kommissare 

 

Überzeugt von der Sinnhaftigkeit der Vorschläge gaben sich unterdessen Kommissions-Vizepräsident Margaritis Schinas und Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Schinas sprach von einer „einzigartigen Gelegenheit zur Überarbeitung der Rechtsvorschriften, die für die Patientenschaft und die Stärkung und Entwicklung eines der wichtigsten Industriesektoren der EU von entscheidender Bedeutung sind. Unsere Vorschläge sollen das richtige Gleichgewicht zwischen der Förderung von Innovationen und der Gewährleistung des Zugangs der Patientinnen und Patienten zu erschwinglichen Arzneimitteln in der gesamten EU schaffen“. 

 

Kyriakides assistierte, mit der Reform werde „gewährleistet, dass Europa für Unternehmen attraktiv und unsere Arzneimittelindustrie ein weltweiter Innovationsmotor bleibt. Die Schaffung eines Binnenmarktes für Arzneimittel ist sowohl für unsere Bürgerinnen und Bürger als auch für unsere Unternehmen eine Notwendigkeit“.

 

 

Montavit sucht Investor 

Die insolvente Tiroler Pharmafirma kann die Mittel für die Bedienung der Mindestquote nicht selbst aufbringen. Damit bleibt ihre Zukunft vorerst ungewiss. 


Die Rettung der insolventen Tiroler Pharmafirma Montavit hängt weiter in Schwebe. Das berichtet der Kreditschutzverband 1870 (KSV 1870). Ihm zufolge akzeptierten die Gläubiger bei der Tagsatzung vor dem Landesgericht Innsbruck am 24. April grundsätzlich die angebotene Mindestquote von 30 Prozent der gesamten Verbindlichkeiten. Diese belaufen sich auf 45 Millionen Euro. Somit würden die Gläubiger insgesamt 13,5 Millionen Euro erhalten. Davon wären 4,5 Millionen Euro oder zehn Prozent der Verschuldenssumme binnen acht Wochen zu bezahlen, die übrigen 20 Prozent der Verschuldenssumme oder neun Millionen Euro binnen zwei Jahren. 

 

Das Problem: Die Montavit kann die nötigen Mittel nicht selbst aufbringen, sondern benötigt einen Investor. Einen solchen aber konnte sie bis dato nicht namhaft machen. Verhandlungen auf Gesellschafterebene sind nach Angaben des KVS 1870 im Gange, aber „bisher nicht finalisiert worden“. 

 

Hinzu kommt: Der Einstieg eines Investors müsste kartellrechtlich geprüft werden, was einige Zeit in Anspruch nimmt. Laut dem Leiter des KSV 1870 in Tirol, Klaus Schaller, müsste die Montavit die zehn Prozent der Verschuldenssumme daher binnen sieben Wochen beim Sanierungsverwalter erlegen. Erfolgt dies nicht, „wird das Sanierungsverfahren vom Landesgericht nicht bestätigt. Als Folge würde das Verfahren als Konkursverfahren fortgeführt werden“.


 

April 17th

MSD: Elf Milliarden Dollar für Prometheus Biosciences

Der US-amerikanische Pharmariese will mit der Übernahme seine Position im Bereich der Immunologie verstärken.

 

Der US-amerikanische Pharmakonzern Merck Sharp & Dohme (MSD) mit Hauptsitz in Rahway im Bundesstaat New Jersey will die kalifornische Prometheus Biosciences übernehmen. Laut einer Aussendung einigten sich die beiden Firmen auf einen Kaufpreis von rund 10,8 Milliarden US-Dollar (9, 8 Milliarden Euro). MSD erwartet, die Transaktion im dritten Quartal 2023 abschließen zu können. Unter anderem ist dafür die Zustimmung der Mehrheit der Prometheus-Aktionäre nötig. Überdies wird die Übereinkunft auf der Website der Securities and Exchange Commission (SEC) veröffentlicht.

 

Interessiert ist MSD vor allem PRA023, einem monoklonalen Antikörper, der insbesondere gegen entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa wirksam sein soll. Nach Ansicht von MSD vielversprechende diesbezügliche Daten aus der sogenannten Artemis-UC-Studie sowie aus der Apollo-CD-Studie veröffentlichte Prometheus Ende vergangenen Jahres.


MSD-Chef Robert M. Davis konstatierte, die Übernahme von Prometheus werde die Position seines Unternehmens im Bereich der Immunologie weiter stärken und dessen Angebot insgesamt verbreitern. Sie sei eine wichtige Komponente der „nachhaltigen Innovationsmaschine, die unser Wachstum weit in das nächste Jahrzehnt hinein antreiben wird“. Prometheus-Chef Mark McKenna ergäzte, die Vereinbarung mit MSD ermögliche seiner Firma, „das Potenzial von PRA023 zu maximieren“. Gleichzeitig könne Prometheus seine Technologie und sein Wissen im Bereich Immunologie für weitere Entwicklungen nutzen.

 

 

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