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August 28th, 2024

Klima- und Energiepolitik: Rundumschlag der Wirtschaftskammer

Die Bundessparte Industrie lässt kaum ein gutes Haar an den europäischen sowie österreichischen Vorgaben. Außer Belastungen für die Wirtschaft als „Fundament des Wohlstands“ brächten diese wenig, hieß es bei einer Pressekonferenz. 

 

Die Position der Wirtschaftskammer (WKÖ) zur europäischen sowie österreichischen Energie- und Klimapolitik umrissen am 28. August der Umweltsprecher der Bundessparte Industrie, Robert Schmid, sowie Spartengeschäftsführer Andreas Mörk. Und weder der Inhalt noch der Ton der Ausführungen ließen an Klarheit zu wünschen übrig. Schmid betonte, die Wirtschaft und insbesondere die Industrie sei „das Fundament des Wohlstandes“ und damit die Basis aller Sozial- sowie Umweltpolitik. Indessen leide gerade die Industrie an einem „Bombardement an Angriffen, das das liberale Wirtschaften stört“. Die Bürokratie sei „ein Wahnsinn“, die Energie- und Klimapolitik weitestgehend verfehlt. Vehement verwahrte sich Schmid gegen den verschiedentlich an die WKÖ gerichteten Vorwurf, ein „Blockierer und Verhinderer“ zu sein. Das sei keineswegs der Fall: „Aber das Fundament des Wohlstands muss Bestand haben.“

 

Den EU-Emissionshandel (EU-ETS) bezeichnete Schmid als „Missgeburt“. Das ETS sei zu einem „spekulativen Instrument“ geworden, das für manche Akteure „furchtbare Kosten“ und für andere erhebliche Gewinne mit sich bringe. Seinen Zweck, die CO2-Emissionen zu verringern, erfülle das ETS indessen nicht. Statt dessen verteuerten die Kosten für die Emissionszertifikate die Produkte der Industrie und kurbelten damit die Inflation weiter an. „Und es wird intensiv daran gearbeitet, das noch blöder zu machen“, ergänzte Schmid. Er verwies in diesem Zusammenhang auf den Nationalen Klima- und Energieplan Österreichs (NEKP), den er als „Katastrophe“ bezeichnete. Der Grund: Der Plan umreißt, wie Österreich seine Emissionen außerhalb des ETS bis 2030 im Vergleich zu 2005 um 48 Prozent verringern kann. Vorgesehen ist, zwei Prozentpunkte oder bis zu 1,14 Millionen Tonnen pro Jahr durch eine Verlagerung in das ETS darzustellen. Das aber verteuere die CO2-Zertifikate und gehe damit wiederum zulasten der Wirtschaft. Auch die nationale CO2-Steuer müsse „auf den Prüfstand“.

 

Vollständige Dekarbonisierung unmöglich

 

Schmid resümierte, die „Vorgaben aus Brüssel“ hinsichtlich der Reduktion der CO2-Emissionen seien „sportlich. Und der Glaube, dass die österreichischen Politiker das vernunftnahe umsetzen, ist nicht vorhanden“. Statt dessen befürchte die Wirtschaft, „dass die Ökofundis Mist bauen“. Eine vollständige Dekarbonisierung der Industrie sei jedenfalls unmöglich, wenn diese weiter Bestand haben solle. Die CO2-Problematik lasse sich nur global in den Griff bekommen, aber auch das sei aller Wahrscheinlichkeit nach eine Illusion. Letzten Endes seien die Leidtragenden die Bürgerinnen und Bürger, die „Wohlstand verlieren“ würden.

 

In Hinblick auf die künftige österreichische Bundesregierung plädierte Schmid dafür, die Energie- und die Umweltagenden nicht mehr in einem Ministerium zusammenzufassen. Zurzeit werde nämlich die Energiepolitik „immer von der Umweltpolitik überdeckt“.

 

„Klare Ziele und Rahmenbedingungen“

 

Auf die sinngemäße Frage, worauf dies denn hinauslaufe, wenn nicht auf eine Blockadehaltung, bekannte sich Schmid zum „Green Deal“ der EU. Leider biete dessen Umsetzung etliche Interpretationsspielräume. Und Österreich sei nun einmal „Spezialist, die Dinge nicht gescheit zu machen“. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen müsse den Deal daher in Frage stellen. Selbstverständlich gelte es, klimapolitisch zu handeln. Die Industrie brauche aber klare und umsetzbare Vorgaben.

 

Zur Frage des Chemiereports, welche Emissionsreduktionen die Industrie bis 2030 zu welchen Kosten und mit welchen Maßnahmen darstellen könne, beschied Richard Guhsl, Referent der Bundessparte Industrie für Umwelt- und Energiepolitik, die Unternehmen verfügten über etliche Konzepte. Sie müssten diese aber immer wieder überarbeiten, weil sich die Vorgaben wieder und wieder veränderten.

 

Geschäftsführer Mörk ergänzte: „Wir brauchen klare Ziele und Rahmenbedingungen.“ Es gehe nicht an, die diesbezüglichen „Versäumnisse der vergangenen 15 Jahre“ in die nächste Legislaturperiode „weiterzuschleppen“. Außerdem müssten einige offene energiepolitische Fragen dringend geklärt werden. Bekanntlich laufe der Gastransit-Vertrag zwischen Russland und der Ukraine Ende des heurigen Jahres aus: „Woher kommt das Gas nach dem 1. Jänner 2025? Das wissen wir immer noch nicht.“

 

Dringend notwendig sei ferner, zügig Erzeugungs-, Transport- und vor allem Importkapazitäten für „grünen“ Wasserstoff zu schaffen. Im derzeitigen Tempo werde die Regierung ihr Ziel kaum erreichen, bis 2030 Elektrolyseure mit einer Gesamtkapazität von einem Gigawatt zu errichten. Auch der Ausbau der Infrastruktur für die Stromversorgung müsse massiv beschleunigt werden.

 

Düstere Stimmung

 

Düster ist jedenfalls die Stimmung in der Wirtschaft, erläuterte der Geschäftsführer des Energieinstituts der Wirtschaft (EIW), Oliver Dworak. Laut einer aktuellen Umfrage seines Hauses hielten nur etwa 17 Prozent der Unternehmen die Rahmenbedingungen in Österreich für gut, um Investitionsentscheidungen zu treffen. Lediglich 14 Prozent seien der Auffassung, die Transformation in Richtung Klimaneutralität laufe gut. Nur sieben Prozent seien der Meinung, die Klima- und Energiepolitik stärke das Vertrauen in den Standort Österreich. Gar nur fünf Prozent glaubten, der Standort entwickle sich im Vergleich zu anderen Ländern positiv.

 

Laut Dworak wären etwa acht bis zwölf Milliarden Euro notwendig, um die Wirtschaft so weit wie möglich klimaverträglich zu machen. Der mit 5,7 Milliarden Euro dotierte Transformationsfonds der Bundesregierung sei zweifellos hilfreich, insbesondere, weil nicht nur Investitionen gefördet würden, sondern auch das Betreiben von Anlagen unterstützt werde. Wichtig wäre laut Dworak, das Programm über das Jahr 2026 hinaus zu verlängern. Außerdem sei zu beachten, dass es bei den entsprechenden Maßnahmen primär darum gehe, fossile Energieträger durch Strom aus erneuerbaren Energien zu ersetzen. Deshalb bedürfe die Wirtschaft einer Stromkostenkompensation.

 

August 16th

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August 14th

Marinomed stellt Insolvenzantrag

Das Korneuburger Biotech-Unternehmen hat nach eigenen Angaben Schulden von rund 25 Millionen Euro. Vorstandschef Andreas Grassauer arbeitet an einem „erfolgreichen Neustart“.

 

Die Marinomed Biotech AG beantragt beim Landesgericht Korneuburg die Einleitung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung. Das teilte das Unternehmen in einer Aussendung mit. Wie es darin hieß, konnten „die benötigten Finanzmittel zur Sicherstellung der Liquidität der Gesellschaft nicht kurzfristig aufgebracht werden und eine Zahlungsunfähigkeit droht. Weiters konnten Umsatzerwartungen für das Geschäftsjahr 2024 bisher nicht wie angenommen realisiert werden“. Ihren Umsatz im Jahr 2023 bezifferte die Marinomed mit etwa neun Millionen Euro. Von der Insolvenz sind etwa 50 Beschäftigte betroffen. Deren Löhne und Gehälter wurden nach Angaben des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV 1870) bis Ende Juli bezahlt. Ihren 185 Gläubigern bietet die Marinomed die gesetzliche Mindestquote von 20 Prozent.

 

Die Marinomed erläuterte, die Umsätze mit ihren Carragelose-Produkten seien gesunken. Überdies habe sich der „Abschluss weiterer Partnerschaften für die Marinosolv-Produkte“ verzögert, womit „signifikante Meilensteinzahlungen“ ausblieben. Ihre Schulden bezifferte die Marinomed mit rund 25 Millionen Euro. Laut dem KSV 1870 ist „im Liquidationsfall und einer Abwicklung im Konkurs von Passiva von rund 31 Millionen Euro auszugehen“.

 

Angesichts der derzeitigen Lage der Marinomed sei die Einleitung eines Insolvenzverfahrens die „beste Option für das Unternehmen“, konstatierte Vorstandschef Andreas Grassauer. Ihm zufolge ergibt sich damit „die Möglichkeit, die finanzielle Lage des Unternehmens zu verbessern und gleichzeitig unsere Assets weiterzuentwickeln. Wir arbeiten hart daran, einen erfolgreichen Neustart zu schaffen und die geschaffenen Werte für alle Stakeholder zu erhalten“. Die für den 20. August geplante Veröffentlichung des Halbjahres-Finanzberichts werde vorläufig verschoben.

 

Die Marinomed wurde 2006 als Spin-off der Veterinärmedizinischen Universität Wien gegründet. Seit Februar 2019 ist sie im Prime-Market-Segment der Wiener Börse notiert.

 

 

August 7th

Bayer: Gewinnanstieg mit Fragezeichen

Der Grund für die Versechsfachung auf 1,98 Milliarden Euro sind primär verringerte betriebliche Aufwendungen, nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Umstrukturierung des Konzerns.

 

Hauptsächlich wegen massiv verringerter sonstiger betrieblicher Aufwendungen versechsfachte sich der Halbjahresgewinn des deutschen Pharma- und Agrochemiekonzerns Bayer gegenüber 2023 auf 1,98 Milliarden Euro. Dem Halbjahresbericht zufolge beliefen sich die sonstigen betrieblichen Aufwendungen im ersten Halbjahr 2024 auf rund 824 Millionen Euro, im ersten Halbjahr 2023 hatten sie dagegen 3,43 Milliarden Euro ausgemacht, also rund 2,61 Milliarden Euro mehr. Ein erheblicher Teil davon waren offenbar sogenannte „Sondereinflüsse“ im Zusammenhang mit der Umstrukturierung des Konzerns gewesen, vor allem im Agrochemiegeschäft, also dem Geschäftsbereich Crop Sciences. Dort betrug das operative Ergebnis (EBIT) im ersten Halbjahr 2024 rund 1,83 Milliarden Euro, verglichen mit 112 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2023. Die EBIT-wirksamen Sonderaufwendungen in diesem Geschäftsbereich beziffert Bayer mit 138 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum waren es 2,65 Milliarden Euro gewesen.

 

In operativer Hinsicht liefen die Geschäfte uneinheitlich. Im Bereich Crop Sciences sank der Umsatz währungsbereinigt um 1,4 Prozent auf 12,89 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) vor Sondereinflüssen verringerte sich um 15,5 Prozent auf 3,37 Milliarden Euro. Bayer begründet das mit Preisrückgängen bei den glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln, dem „nachteiligen Produktmix“ und im Vergleich zum Vorjahr höheren Zuführungen „zu Rückstellungen für das konzernweite Short-Term-Incentive-Programm“.

 

Positiv entwickelte sich der Bereich Pharmaceuticals, also das Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten. Laut dem Halbjahresbericht verzeichnete Bayer in diesem Segment einen währungsbereinigten Umsatzanstieg um 4,2 Prozent auf 8,96 Milliarden Euro. Das EBITDA vor Sondereinflüssen wuchs um 1,2 Prozent auf 2,52 Milliarden Euro. Vor allem bei den neuen Präparaten Nubeqa gegen Krebs sowie Kerendia gegen Nierenkrankheiten sowie beim Augenmedikament Eylea wurde eine „positive Entwicklung“ verzeichnet. Erwartungsgemäß rückläufig waren die Umsätze mit dem Gerinnungshemmer Xarelto, bei dem Patente auslaufen.

 

Für den Bereich Consumer Health (rezeptfreie Präparate) wiederum meldete Bayer einen währungsbereinigen Umsatzanstieg um 1,6 Prozent auf 2,89 Milliarden Euro, aber einen deutlichen Rückgang des EBITDA vor Sondereinflüssen um 9,7 Prozent auf 645 Millionen Euro. „Dies war vor allem zurückzuführen auf gestiegene Kosten, höhere Investitionen in unsere markenstarken Produkte, unter anderem für die Markteinführung von Iberogast in den USA, sowie materielle negative Währungseinflüsse“, heißt es im Halbjahresbericht.

 

Rechtsstreitigkeiten gehen weiter

 

Weiter nicht ausgestanden sind die Rechtsstreitigkeiten in den USA wegen angeblicher Gesundheitsschäden durch das glyphosathältige Pflanzenschutzmittel Roundup sowie wegen behaupteter Umweltschäden durch PCB. Ferner läuft eine Auseinandersetzung mit dem deutschen Chemiekonzern BASF, der 2017 und 2018 Teile des Geschäftsbereichs Crop Sciences erworben hatte und 2019 Schadenersatzansprüche stellte.

 

Wegen einer „angeblich fehlerhaften Kapitalmarktkommunikation im Zusammenhang mit dem Erwerb von Monsanto´“ wiederum beanspruchen deutsche sowie US-amerikanische Anleger Schadenersatz. In 55 Fällen laufen noch Klagen.

 

Ausblick unverändert

 

Bayer-Vorstandschef Bill Anderson zeigte zufrieden. „Beim Kapitalmarkttag haben wir gesagt, dass wir kontinuierlich performen wollen und gleichzeitig die längerfristigen Themen angehen, die auf uns lasten. Die vergangenen 154 Tage seit dem 5. März zeigen recht deutlich, dass wir beides können“´, kommentierte er das Halbjahresergebnis.

 

Am Ausblick auf das Gesamtjahr hält Bayer weiterhin fest. Um Währungseffekte bereinigt, soll der Umsatz bei 47 Milliarden bis 49 Milliarden Euro liegen, das EBITDA vor Sondereinflüssen bei 10,2 bis 10,8 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 betrug der Umsatz von Bayer 47,63 Milliarden Euro, das EBITDA vor Sondereinflüssen 11,71 Milliarden Euro.

 

 

July 17th

COVID-19: Gerichtsurteil gegen EU-Kommission 

Zu Unrecht verwehrte die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen EU-Abgeordneten und Privatpersonen Einblick in Entschädigungsklauseln und Dokumente zur Beurteilung von Interessenkonflikten, entschied das Gericht der EU in erster Instanz. 

 

Die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen gewährte der Öffentlichkeit „keinen hinreichend umfassenden Zugang zu den Verträgen über den Kauf von Impfstoffen gegen COVID-19“. Das betont das Gericht der EU in zwei Urteilen, die es am 17. Juli veröffentlichte. Laut einer diesbezüglichen Aussendung schloss die Kommission 2020 und 2021 Verträge mit Pharmaunternehmen wie Pfizer und Astrazeneca über die Lieferungen großer Mengen an Impfstoffen: „Schnell wurden rund 2,7 Milliarden Euro freigegeben, um eine verbindliche Bestellung von über einer Milliarde Impfstoffdosen aufzugeben.“

 

Angesichts dessen beantragten mehrere Abgeordnete zum EU-Parlament, aber auch Privatpersonen, Zugang zu den Verträgen sowie zu bestimmten damit zusammenhängenden Dokumenten. Sie wollten sich damit Klarheit über die Bestellungen verschaffen und sich „von der Wahrung des öffentlichen Interesses überzeugen“. Allerdings bereinigte die Kommission die fraglichen Texte, bevor sie sie zugänglich machte. Aus diesem Grund erhoben die Antragsteller Klage beim Gericht der EU. 

 

Kein ausreichender Zugang 

 

Dieses stellte nun fest, dass die Kommission den Antragstellern keinen ausreichenden Zugang zu den in den Verträgen enthaltenen Schadenersatzklauseln einräumte. Diese sahen unter anderem vor, dass Mitgliedsstaaten der EU die Pharmakonzerne für allfällige Schadenersatzzahlungen unter bestimmten Voraussetzungen ihrerseits zu entschädigen hätten. „Die Kommission hat nicht dargetan, dass ein weitergehender Zugang zu diesen Klauseln die geschäftlichen Interessen dieser Unternehmen tatsächlich beeinträchtigen würde. Auch hat die Kommission nicht hinreichend erläutert, inwiefern der Zugang zu den Definitionen der Begriffe ‚vorsätzliches Verschulden‘ und ‚alle möglichen und zumutbaren Anstrengungen‘ in bestimmten Verträgen sowie zu den Vertragsbestimmungen über die Schenkung und den Weiterverkauf von Impfstoffen diese geschäftlichen Interessen konkret und tatsächlich beeinträchtigen könnte“, heißt es in der Aussendung. 

 

Ferner akzeptierte das Gericht die Entscheidung der Kommission nicht, den Zugang „zu den Erklärungen der Mitglieder des Verhandlungsteams für den Kauf der Impfstoffe über das Nichtvorliegen von Interessenkonflikten teilweise zu verweigern“. Es sei notwendig, die Namen und die Funktion der Betreffenden zu kennen, um zu prüfen, ob Interessenkonflikte vorliegen. 

 

Das Gericht der EU entscheidet in erster Instanz. Eine Berufung der Kommission beim Gerichtshof der EU ist daher zulässig.


 

July 11th

Agrana in „herausforderndem Marktumfeld“

Der Gewinn des Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzerns war im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024|25 um 57,6 Prozent niedriger als im Vorjahr. Das Fruchtgeschäft lief gut, das Stärkegeschäft weniger. Im Segment Zucker war das EBIT negativ. Auch der Ausblick ist unerfreulich. 

 

Mit einem „herausfordernden Marktumfeld“ sah sich der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern Agrana im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024|25 konfrontiert. Seine Umsatzerlöse sanken gegenüber dem Vergleichszeitraum des Jahres 2023|24 zwar nur um 2,3 Prozent auf 944,3 Millionen Euro. Doch das EBITDA verringerte sich um 38,4 Prozent auf 55,8 Millionen Euro, das Betriebsergebnis (EBIT) sogar um 49,1 Prozent auf 32,3 Millionen Euro. Der Quartalsgewinn (Konzernergebnis) schließlich belief sich auf 16,1 Millionen Euro, um 57,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. 

 

Vorstandschef Stephan Büttner konstatierte, die Agrana sei „nach dem soliden Jahresergebnis 2023|24 wie erwartet schwächer ins Geschäftsjahr 2024|25 gestartet. Der deutliche Ergebnisrückgang war auf das sehr herausfordernde Marktumfeld im Zucker- und Stärkesegment zurückzuführen, wo die Verkaufspreise gesunken sind. Die Geschäftsentwicklung im Segment Frucht verlief hingegen besser und führte in diesem Geschäftsbereich zu einem deutlichen EBIT-Anstieg“.

 

Gute Früchte 

 

Positiv entwickelte sich das größte Segment, Frucht. Der Umsatz wuchs um 3,6 Prozent auf 415,6 Millionen Euro, das EBIT um 10,7 Prozent auf 27,0 Millionen Euro. Laut dem Quartalsbericht war das Ergebnis beim Geschäft mit  Fruchtzubereitungen „deutlich“ besser als im Vorjahr. Dies führt die Agrana „unter anderem auf eine positive Geschäftsentwicklung in den europäischen Regionen (inklusive Ukraine) und in Mexiko“ zurück. 

 

Im Segment Stärke dagegen fiel der Umsatz um 16,3 Prozent auf 265 Millionen Euro, das EBIT sogar um 57,5 Prozent auf 9,4 Millionen Euro. Die Agrana begründete dies mit gesunkenen Rohstoff- und Energiepreisen, die sich entsprechend „auf die Verkaufspreise des gesamten Stärkeportfolios“ auswirkten. Als Beispiel nennt die Agrana die um rund 25 Prozent gefallenen Ethanolpreise. 

 

Das Segment Zucker schließlich verbuchte zwar einen Umsatzanstieg um 6,2 Prozent auf 263,2 Millionen Euro. Doch musste der Konzern einen EBIT-Verfall um 124,1 Prozent und damit einen Verlust von 4,1 Millionen Euro hinnehmen. Als Grund hierfür nannte die Agrana die „deutlich niedrigeren Zuckerverkaufspreise. Insbesondere in den durch die ukrainischen Importe stark betroffenen Regionen gab es Preisdruck“.

 

Ausblick unerfreulich 

 

Unerfreulich ist auch der Ausblick. Der Umsatz der Gruppe dürfte von 3,78 Milliarden Euro moderat und damit laut der konzerninternen Terminologie um etwa fünf bis zehn Prozent zurückgehen. Beim EBIT, das sich im Geschäftsjahr 2023|24 auf 151,0 Millionen belaufen hatte, ist dagegen ein „deutlicher“ Rückgang um zehn bis 50 Prozent zu erwarten.

 

Positiv entwickeln dürfte sich das Segment Frucht mit einem stabilen Umsatz von etwa 1,57 Milliarden Euro. Beim EBIT wird ein „deutlicher Anstieg“ erwartet, der bis zu 50 Prozent betragen könnte. Im Segment Stärke rechnet die Agrana mit einem moderaten Rückgang des Umsatzes sowie einem deutlichen Fall des EBIT. Im Segment Zucker soll der Umsatz deutlich sinken, das EBIT sogar sehr deutlich. 


 

July 10th

Ligand übernimmt Apeiron

Das Wiener Biotech-Unternehmen geht um 100 Millionen Euro an den kalifornischen Pharmafinanzierer und Technologiebereitsteller.

 

Um 100 Millionen US-Dollar (92,4 Millionen Euro) übernimmt das Pharmafinanzierungs- und Technologiebereitstellungsunternehmen Ligand Pharmaceuticals die Wiener Apeiron Biologics. Laut einer Aussendung der Apeiron beschlossen dies deren Aktionäre. Sie erhalten ferner zusätzliche Zahlungen von umgerechnet bis zu 26 Millionen Euro, wenn die Lizenzgebühren für den monoklonalen Antikörper Qarziba bis 2030 respektive 2034 bestimmte nicht genannte Schwellenwerte überschreiten. Rechtskräftig wird das Geschäft nach Ablauf „einer 30-tägigen Einspruchsfrist der Aktionäre und anderen üblichen Abschlussbedingungen“, teilte die Apeiron mit.

 

Der Vorstandschef des Unternehmens, Peter Llewellyn-Davies, sprach von einem „ermutigenden Signal für die gesamte österreichische Biotechnologiebranche“. Dieses beweise „das große Potenzial der forschenden Biotechnologie-Unternehmen in Österreich. Die Übernahme durch Ligand stellt zudem einen der größten Exits eines privaten österreichischen Biotech-Unternehmens in den letzten Jahren dar“.

 

Die Ligand hat ihren Hauptsitz in der Hafenstadt San Diego im US-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien. Im Jahr 2023 erwirtschaftete sie einen Umsatz von 121,3 Millionen Euro sowie einen Nettogewinn von knapp 50 Millionen Euro. Ein wesentlicher Teil der Einnahmen der Ligand entfällt auf Lizenzgebühren (Royalties). Eines ihrer wichtigsten Produkte ist das Cyclodextrin Captisol.

 

 

 

 

 

 

June 18th

Chemieindustrie: Einigung auf neuen Kollektivvertrag 

Die Löhne und Gehälter steigen rückwirkend ab 1. Mai um 6,33 Prozent, ebenso die Lehrlingseinkommen und die Schichtzulagen. Laut den Arbeitgebern ist dies „wirtschaftlich gerade noch tragbar“. 

 

In der siebten Verhandlungsrunde einigte sich der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) mit den Gewerkschaften PRO-GE und GPA auf den neuen Kollektivvertrag. Dieser gilt rückwirkend ab 1. Mai für zwölf Monate. Laut dem FCIO steigen die Löhne und Gehälter um 6,33 Prozent, höchstens aber um 316,50 Euro. Auch die Lehrlingseinkommen erhöhen sich um 6,33 Prozent. Den Gewerkschaften zufolge werden „die Schichtzulagen ebenso um 6,33 Prozent angehoben“. Sie verwiesen ferner auf die „Erhöhung der Aufwandsentschädigungen und Messegelder um 5,5 Prozent“. 

 

Der Chefverhandler des FCIO, Semperit-Personalchef Berthold Stöger, sprach von einem „Kollektivvertragsabschluss, der mit einer durchschnittlichen Auswirkung von 5,54 Prozent für die Unternehmen der Branche wirtschaftlich gerade noch tragbar ist und durch die soziale Staffelung für die Beschäftigten eine weiterhin faire Entlohnung bedeutet“. Stöger zufolge waren die Verhandlungen „vor dem Hintergrund der anhaltenden Unsicherheiten heuer besonders herausfordernd. Umso wichtiger ist es, dass wir uns mit den Arbeitnehmervertretern einigen konnten“. Insgesamt gesehen, seien die Verhandlungen „intensiv und konstruktiv“ gewesen. Während der Verhandlungen hatte Stöger die Gewerkschaften aufgerufen, „mehr Verständnis für die dramatisch schlechte wirtschaftliche Situation unserer Branche“ zu zeigen und gewarnt, bei weiteren Kostensteigerungen für die Unternehmen sei „die Abwanderung produzierender Betriebe aus Österreich“ nicht auszuschließen. Einen Automatismus, durch Lohnerhöhungen die Inflation auszugleichen, könne es nicht geben: „Wir können nur verteilen, was vorher in den Betrieben verdient wurde - und daran ändern auch Streiks nichts.“


Stöger zufolge gehören die in der Chemieindustrie Beschäftigten zu den bestbezahlten Arbeitnehmern Österreichs sowie zu den „Spitzenreitern bei Zulagen und Zuschlägen“. In den vergangenen beiden Jahren seien die Löhne und Gehälter um insgesamt rund 15,3 Prozent erhöht worden.  

 

Zufrieden äußerten sich die Verhandlungsleiter der Gewerkschaften, Alfred Artmäuer (PRO-GE) und Günther Gallistl (GPA): „Aufgrund des aktuell schwierigen wirtschaftlichen Umfelds für die Branche haben wir in sehr herausfordernden und langwierigen Verhandlungen einen vertretbaren Abschluss erreicht, der die Kaufkraft der Beschäftigten absichert. Der Abschluss wurde erkämpft, der Zusammenhalt der Betriebsrät:innen und der Beschäftigten sowie die Warnstreiks haben Wirkung gezeigt.“ 

 

June 7th

Chemie-Kollektivvertrag: Weiter keine Einigung 

Die Arbeitgeber warnen vor der Abwanderung von Betrieben infolge weiterer Kostensteigerungen. Ihnen zufolge kann es keinen automatischen Inflationsausgleich durch Einkommenserhöhungen geben. Die Gewerkschaften zeigen sich kampfbereit. 

 

Auch die sechste Runde der Verhandlungen über den neuen Kollektivvertrag für die Bediensteten der österreichischen Chemieindustrie blieb ohne Einigung. Berthold Stöger, der Verhandlungsleiter im Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) und Personalchef von Semperit, rief die Arbeitnehmerseite auf, „mehr Verständnis für die dramatisch schlechte wirtschaftliche Situation unserer Branche“ zu zeigen. Stöger zufolge ist bei weiteren Kostensteigerungen für die Unternehmen „die Abwanderung produzierender Betriebe aus Österreich“ nicht auszuschließen. Einen Automatismus, durch Lohnerhöhungen die Inflation auszugleichen, kann es laut Stöger nicht geben: „Wir können nur verteilen, was vorher in den Betrieben verdient wurde - und daran ändern auch Streiks nichts.“

 

Stöger zufolge gehören die in der Chemieindustrie Beschäftigten zu den bestbezahlten Arbeitnehmern Österreichs. In den vergangenen beiden Jahren seien die Löhne und Gehälter um insgesamt rund 15,3 Prozent erhöht worden. „Kein Verständnis“ hat Stöger daher für die Ablehung des neuesten Angebots der Arbeitgeber. Diesem zufolge sollten die Einkommen bis 4.000 Euro um 6,0 Prozent steigen, höhere Löhne und Gehälter in etwas geringerem prozentuellem Ausmaß. Stöger forderte die Gewerkschaften PRO-GE und GPA auf, „an den Verhandlungstisch“ zurückzukehren: „Wir wollen konstruktiv und lösungsorientiert verhandeln. Unsere Türen stehen offen.“ Die siebte Verhandlungsrunde ist für den 17. Juni angesetzt. 

 

Gewerkschaften kampfbereit 

 

Seitens der Gewerkschaften hieß es, das Angebot der Arbeitgeber liege „immer noch weit unter der durchschnittlichen Inflationsrate der letzten zwölf Monate“ und sei daher unannehmbar. Aus diesem Grund fänden ab sofort „zweistündige Warnstreiks“ statt: „Wir werden selbstverständlich die gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen auch weiter steigern, wenn in der nächsten Runde kein Abschluss zu Stande kommt.“

 

May 29th

OMV: Weiter Verhandlungen mit Adnoc

Nach wie vor gibt es keine Entscheidung bezüglich der Schaffung eines gemeinsamen internationalen Petrochemiekonzerns, hieß es bei der OMV-Hauptversammlung.

 

Die Verhandlungen zwischen der OMV und der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) über die Schaffung eines internationalen Petrochemiekonzerns sind nach wie vor im „ergebnisoffenen“ Gange. Das berichteten der Generaldirektor der OMV, Alfred Stern, und deren für den Geschäftsbereich „Chemicals & Materials“ zuständige Vizepräsidentin Daniela Vlad bei der Hauptversammlung am 28. Mai in Wien. Vlad kündigte an, die OMV werde „zu gegebener Zeit“ über den Stand der Gespräche berichten. Stern ergänzte, bei einem allfälligen erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen sei keine außerordentliche Hauptversammlung geplant, ebensowenig wie eine Änderung der Konzernstrategie, die primär auf die Forcierung des Chemiegeschäfts sowie verstärkte Aktivitäten im Bereich Kreislaufwirtschaft ausgerichtet ist.

 

Bekanntlich plant die OMV, den Kunststoffkonzern Borealis, an dem sie 75 Prozent hält, in das in Verhandlung befindliche Gemeinschaftsunternehmen mit der Adnoc einzubringen. Die Adnoc wiederum würde diesem ihren Tochterkonzern Borouge zuführen. In seiner Rede vor der Hauptversammlung hatte Generaldirektor Stern das Thema nicht angesprochen. Auch Finanzvorstand Reinhard Florey hatte sich dazu nicht geäußert.

 

Florian Beckermann, der Vorstand des Interessenverbands für Anleger (IVA), der rund 2.000 Aktionäre mit 65 Millionen Aktien vertritt, konstatierte bei der Hauptversammlung, bei der geplanten Transaktion handle es sich um „eine der größten Entscheidungen in der Geschichte der OMV überhaupt. Wir sollten dabei sein, aber auf Augenhöhe“.

 

Verhandlungsleiter im Aufsichtsrat

 

Bei der Hauptversammlung wurden der Downstream-Chef der Adnoc, Khaled Salmeen, sowie der Finanzchef des Konzerns, Khaled Al Zaabi, in den Aufsichtsrat der OMV gewählt. Sie übernahmen die Mandate von Alyazia Ali Al Kuwaiti sowie Saeed Al Mazrouei. Salmeen leitet die Verhandlungen zwischen der OMV und der Adnoc bezüglich des geplanten Gemeinschaftsunternehmens. Bei seiner Vorstellung gegenüber den OMV-Aktionären sprach er von „Herausforderungen“, aber auch „vielen Chancen“ für den österreichischen Konzern. Ähnlich äußerte sich Al Zaabi.

 

Bei der Wahl in den Aufsichtsrat erhielt Salmeen mit rund 236,8 Millionen die wenigsten Ja-Stimmen der vier neuen Aufsichtsratsmitglieder. Außer ihm und Al Zaabi sind dies die aus Bregenz stammende Chemikerin und Unternehmensbeteiligungs-Spezialistin Dorothée Deuring sowie der künftige Chef der in Hamburg ansässigen Skyborn Renewables GmbH, Patrick Lammers, der derzeit im Vorstand des deutschen Energiekonzerns EOn unter anderem für das Endkundengeschäft zuständig ist. Al Zaabi bekam mit 243,2 Millionen Ja-Stimmen die zweitniedrigste Zustimmung. Gewählt sind die beiden Adnoc-Manager bis zum Ablauf der Hauptversammlung, die über das Geschäftsjahr 2026 beschließt und somit im Frühjahr 2027 stattfindet.

 

 

 

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