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September 5th, 2005

Neuer Mechanismus der Stammzellteilung

Wissenschaftler am Wiener <a href=http://www.imba.oeaw.ac.at/knoblich/index.html>IMBA</a> konnten einen bisher unbekannten Mechanismus beschreiben, der asymmetrische Zellteilungen und Stammzelldifferenzierung kontrolliert. Ein zentrales Ereignis im Lebenszyklus von Stammzellen ist die asymmetrische Zellteilung. Sie führt dazu, dass aus der Stammzelle zwei unterschiedliche Tochterzellen hervorgehen: eine spezialisierte (differenzierte) und eine weitere (proliferierende) Stammzelle, die sich unbegrenzt teilen kann. Die differenzierte Zelle erfüllt in der Folge bestimmte Aufgaben, etwa innerhalb eines Organs. Die Stammzelle liefert weiterhin Nachschub für neue Zellen und verändert sich dabei praktisch nicht. Diesen Ablauf zu verstehen, ist das Anliegen von Jürgen Knoblich, der seit 2004 am IMBA forscht. Bisher hatte er sich auf einen bereits bekannten Mechanismus konzentriert. Dabei werden bestimmte Proteine innerhalb der Zelle verlagert, bevor diese sich zu teilen beginnt. Die einseitige Verteilung von Zellinhaltsstoffen hat zur Folge, dass die beiden Tochterzellen unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. In den letzten Jahren häuften sich Hinweise, dass es noch einen anderen Weg geben muss, der ungleiche Tochterzellen aus Stammzellen entstehen lässt. Eine neue Methode erlaubt es seit kurzem, den Zellen bei der Teilung direkt zuzusehen. Die <b><u>Live Imaging-Technologie</u></b> nutzt fluoreszierende Proteine, mit denen Zellen im intakten Organismus markiert und an einem konfokalen Mikroskop in Echtzeit betrachtet werden können. Damit ließ sich nun ein bisher unvermuteter Mechanismus beobachten, der Zellen zur asymmetrischen Teilung befähigt. Dabei kommt es zu einer grundlegenden Umstellung des Zellstoffwechsels mit weitreichenden Folgen: Normalerweise reagieren Zellen auf Signale aus ihrer Umgebung mit Rezeptoren, die an der Zelloberfläche verankert sind. Diese Rezeptormoleküle werden, nach Empfang eines Signals, im Inneren der Zelle umgebaut und nach einem Recyclingprozess wieder an die Zelloberfläche zurückgeschleust. Der neu entdeckte Mechanismus ist dadurch charakterisiert, dass eine der beiden Tochterzellen diesen Recyclingapparat vorübergehend abstellt und die beteiligten Moleküle abbaut - also "Müllverbrennung statt Recycling". Vorerst sind die beschriebenen Vorgänge im Nervensystem der Fliege beobachtet worden. Asymmetrische Zellteilungen sind auch beim Menschen nachgewiesen. Man hat sie in der Haut, im Muskel- und Nervengewebe und im Auge beobachtet. Ob der neu entdeckte Mechanismus ebenfalls im menschlichen Körper abläuft, wollen die Forscher als nächstes herausfinden. Asymmetrische Zellteilungen spielen unter anderem bei der Tumorentstehung eine Rolle. Neuer Mechanismus der Stammzellteilung

Olivenöl als Schmerzhemmer

Forscher der University of the Sciences in Philadelphia haben im Bestandteil Oleocanthal einen Wirkstoff gegen Schmerzen gefunden, der ähnlich wirkt wie Ibuprofen. Bereits 50 Gramm pro Tag reichen aus, um gegen Schmerzen zu wirken, berichten sie in "Nature". Olivenöl als Schmerzhemmer Oleocanthal ist zwar mit Ibuprofen in keiner Weise strukturverwandt, allerdings wirken beide Stoffe auf die Schmerzwege, dem so genannten <b>Prostaglandin-System</b>. Darüber hinaus haben Forscher auch festgestellt, dass Olivenöl sogar als Krebsvorsorge herhalten kann. <% image name="oliven" %><p> Nicht jedes Olivenöl enthält allerdings gleich viel Oleocanthal: Die meisten Supermarkt-Olivenöle haben relativ wenig davon. Ausnahmen bilden die "Extra-Vergine-Typen" - jene Öle, die in der EU "Nativ-Extra" bezeichnet. Die nativen Öle werden seit langem auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin verwendet. Sie sieht in den Ölen einen Stimmungsbeleber, der auf Herz, Lunge, Wirbelsäule und Blase wirkt.

September 2nd

Dow: Euphorische Wachstumsaussichten für China

Für <a href=http://www.dow.com>Dow Chemical</a> hat die Stärkung der Position am chinesischen Markt absolute Priorität. In Shanghai entsteht bis 2007 ein weiterer Forschungs- und IT-Standort. Dow Chemical ist der erste ausländische Investor in einer chinesischen Freihandelszone, der die offizielle Erlaubnis für die Ausweitung seiner Handelsrechte in China erhielt. Damit kann Dow nun Produkte importieren und sie direkt an einheimische Kunden verkaufen. <% image name="shanghai_bilderbox" %><p> Dow wird einen neuen Forschungs- und IT-Standort im Zhangjiang Hi-Tech Park in Shanghai aufbauen. 2007 sollen dort auf 65,000 m2 600 neue Jobs entstehen. "Damit sind wir auf längere Sicht gut in China gerüstet und können vom Wachstum profitieren. Dow wird weiterhin Investment-Möglichkeiten in China untersuchen", so Dow-CEO Andrew Liveris. China ist entscheidend für die globale Strategie von Dow. Mit zehn Werken und fünf Business Centers erwirtschaftete Dow in der Region Greater China im letzten Jahr 2,2 Mrd $ Umsatz - ein Wachstum von fast 40 % gegenüber 2003. Die Wachstumschancen in China sind für Liveris durch eine überaus schnelle Industrialisierung, große Beträge an direkten Investments aus dem Ausland, ein attraktives Lohnniveau, ein enormes Aufrüsten der Infrastruktur sowie ein wachsendes Pro-Kopf-Einkommen begründet. "Wesentlich ist nicht nur, dass China zur globalen Produktion beiträgt, sondern auch zur globalen Nachfrage. Von Chinas Wachstum profitiert nicht nur China, sondern die gesamte globale Wirtschaft." Dow: Euphorische Wachstumsaussichten für China

September 1st

PVC am Bau: Membrane erobern das Stadtbild

Neue Akzente im Stadtbild erlaubt die Membranarchitektur: schwerelos wirkende Gebilde, lichtdurchlässig und enorme Spannweiten umfassend. PVC am Bau: Membrane erobern das Stadtbild Das Grundmaterial der Membrane sind zumeist Polyester-Gewebe. Durch die Beschichtung mit Weich-PVC oder anderen Kunststoffen wird das Gewebe reißfest, schwer entflammbar und beständig gegen Umwelteinflüsse. <% image name="AOL_Arena_AOL" %><p> Eingesetzt wird die textile Architektur für Sport- und Freizeitstätten, Industriebauten, den Veranstaltungs- und Messebau und in der Werbearchitektur. In Deutschland, das mit dem Münchner Olympiastadion einen der bekanntesten Membranbauten besitzt, rückte die Membrantechnik durch die Überdachung der Fußballstadien in Stuttgart, Hamburg oder Wolfsburg in den Blickpunkt. Ein Beispiel in Wien ist etwa die Neugestaltung des Urban-Loritz-Platzes, wo eine auffallende Dachlandschaft den Stadtbereich aufwertete. Die ursprüngliche Hauptfunktion von Membranen, das temporäre Abtrennen und Schützen, weicht heute neuen Dimensionen, wie der neue Tower am Flughafen Schwechat zeigt: Ein Membran verhüllt dort den Betonkern und verleiht so dem Gebäude eine eigenständige Note – und eine zusätzliche Funktion: Zukünftig werden auf diese „Haut“ Werbung ebenso wie Kunstprojekte projiziert.

Solutia baut PVB-Anlage in China

Um der wachsenden Anfrage der asiatischen Autoindustrie nachzukommen, wird <a href=http://www.solutiaautomotive.com>Solutia</a> ein neues Saflex PVB-Folien-Werk in China errichten. Mitte 2007 soll die Produktion dort starten. In dem neuen Werk in Suzhou sollen vor allem PVB-Folien für Windschutzscheiben hergestellt werden. Zudem eignet sich der Standort zur Belieferung anderer Märkte in Asien. <b><u>Polyvinylbutyral-Folien</u></b> als Zwischenlage für Verbundglas verbessern die Leistungsmerkmale von Glas beträchtlich. Sie sorgen für Sicherheit, Sonnenschutz und Schalldämpfung. Sie kommen in der Autoindustrie sowie in der Architektur zur Anwendung. Solutia baut PVB-Anlage in China

Der steirische Humancluster formiert sich

Das Ziel: binnen zehn Jahren 70 neue Unternehmen schaffen und mindestens einen Weltkonzern aus der Medizinbranche anlocken. Die Vision: Ein Gesundheitstechnologie-Cluster für die Steiermark. Vorbilder: Die Holzbranche, der Automotive-Sektor. Das Mittel zum Zweck: Die im April 2004 gegründete Human.technology.styria GmbH. Robert Gfrerer, seit Oktober Chef des <a href=http://www.human.technology.at>Clusters</a>, hat mittlerweile die Strategie-Entwicklung für den Branchen-Cluster abgeschlossen. Jetzt geht es daran, möglichst viele der potenziell 120 Unternehmen und Institutionen als Members einzubinden. <% image name="gfrerer" %><p> "So wie jeder Cluster wird auch der Humancluster Steiermark derzeit als so genanntes Netzwerk-Modell ausgerollt. Er ist dabei einerseits über einen Codex, die Gesellschafterstruktur und Kooperationsverträge verankert. Zum anderen funktioniert er nach der in den letzten Monaten genau dokumentierten Branchen-Logik", erklärt Gfrerer. <b>Lückenschluss.</b> Soll heißen: Die Wertschöpfungskette im steirischen Gesundheitswesen wurde einer exakten Analyse unterzogen - Antworten auf einen umfangreichen Fragenkatalog wurden gesucht: Wer bezieht von wem welche Produkte? Wer liefert wohin? Welche Materialien oder Verfahren könnten auch in Drittmärkten Einzug halten? Werden sodann innerhalb der vorgefundenen Branchen-Logik Lücken entdeckt, kommen die Stärken des Clusters zum Tragen: Dank seiner Vernetzung kann er weitaus effizienter dazu beitragen, neue Absatzmärkte zu eröffnen, für eine bessere Verwertung von Technologien sorgen, naheliegende Lieferanten aus der Community identifizieren und nicht zuletzt Know-how zu verteilen. "Jetzt wird die Community gebildet", sagt Gfrerer, "und wir erleben einen überaus positiven Zulauf." 80 bis 100 Unternehmen und Institutionen - also rund 90 Prozent aller vorhandenen - will Gfrerer in den nächsten 36 Monaten in den Cluster einbinden. Die Mitgliedschaft kostet - je nach Firmengröße - zwischen 1.450 und 8.500 Euro jährlich. <b>Headquarters gesucht.</b> Und der Cluster hat sich hehre Ziele gesetzt. In ihrer Declaration of Graz 2005 haben sich von der Landeshauptfrau Klasnic abwärts alle Landesgrößen dazu bekannt, bis 2015 durch den Cluster "70 neue Unternehmen, die Ansiedlung internationaler Headquarters und damit 6.000 neue Arbeitsplätze" schaffen zu können. Die Steiermark soll also künftig als Total Solution Provider für die Humantechnologie auftreten können und zum Maßstab in Sachen ganzheitlicher Medizintechnik werden. Gern spricht man von "Weltklassekompetenzen aus Technik, Medizin und Klinik", die hier geboten werden könne. Eine Ambition, hinter der natürlich auch Robert Gfrerer steht: "Wir haben ja bereits heute mit Roche Diagnostics einen Leitbetrieb in der Region - der Bereich Medizintechnik ist also top in der Steiermark. Während andere Cluster in Österreich hohe Expertise im Pharma-Bereich oder bei Health Management Systemen aufweisen, sind es wir bei den Medical Devices." <b>Kreisläufe.</b> Gfrerer sieht vor allem im Wissenstransfer den eigentlichen Vorzug des Humanclusters: "Beispielsweise kann verfahrenstechnisches Know-how der Technischen Universität Graz auch in der Medizintechnik verwendet werden. Die Medizinische Universität hat heute bereits Weltruf in Sachen Diabetes-Forschung und kann als High-Tech-Gelände eine ideale Testumgebung bieten." Überhaupt sieht Gfrerer weniger Konkurrenz zwischen den mittlerweile zahlreich formierten Biotech-Clustern in Österreich, im Gegenteil: Die innerösterreichischen Synergien zwischen den Clustern sollten sogar durch eine separate Vernetzungs-Struktur noch stärker gefördert werden - etwa durch das austria wirtschafts service/AWS. Immerhin habe "in dieser Branche niemand Bedenken, sich international zu vernetzen". <b>Ideen-Verwertung.</b> Binnen zwei Jahren will Gfrerer den Cluster durch entsprechendes Marketing international situiert haben. Lokal erhofft er sich zahlreiche "Ausflüge in Fremdbranchen": "Denken Sie an einen Hersteller von Bügeleisen. Als solcher ist dieser ein Experte in Sachen Spritzgusstechnologie und weiß exakt über das Zusammenspiel zwischen Kunststoffen und Metallen bescheid. So etwas lässt sich womöglich auch in der Medizintechnik nützen." <hr> <small> <b>Die Gesellschafter des Clusters Steiermark:</b> IV Steiermark, Innofinanz, Joanneum Research, Medizinische Universität Graz, Roche Diagnostics, Neuroth, VTU-Engineering, ZMG Holding. </small> <hr> <small> <b>Die Region:</b> 5 Universitäten und jeweils 2 Fachhochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen mit insgesamt 35.000 Studenten. Im Forschungsbereich kann die TU Graz mit dem österreichweit größten Institut für Elektro- und Biomedzintechnik aufwarten, die Medizinische Universität, die Karl-Franzens-Universität Graz sowie die Montanuni Leoben sind ebenso Teil des Clusters. Hinzu kommen 120 Firmen und Institutionen der Branche. </small> <hr> <small> <b>Die Schlüsseltechnologien:</b> Biokatalyse und Signalverarbeitung, Pharmazeutische Verfahrens- und Prozesstechnik, Logistik. </small> <hr> <small> <b>Die Forschungsschwerpunkte:</b> Tissue Engineering, Bioinformatik, Biosensorik, Biometrie und Telemedizin, Materialwissenschaften und Nanotechnologie. </small> <hr> Der steirische Humancluster formiert sich

<small>Joint Meeting on Medicinal Chemistry:</small><br>"Viel versprechendes Netzwerk"

Ende Juni fand das vierte Joint Meeting on Medicinal Chemistry in Wien statt. Organisator Peter Ettmayer spricht im Chemie Report von einer pulsierenden Forschergemeinde und nennt die Trends der Wirkstoff-Forschung. <% image name="Joint_Meeting" %><p> Peter Ettmayer, Arbeitsgruppenleiter für medizinische Chemie bei der GÖCH und Laborleiter bei Novartis, durfte sich über ein volles Haus freuen. 450 Wissenschaftler aus 31 Ländern fanden sich zum mittlerweile vierten Joint Meeting der medizinischen Chemiker in die Wiener Universität ein. "Wir mussten die Registrierung frühzeitig schließen", ist der Kongress-Organisator begeistert und spricht von einer sehr lebendigen Forscher-Szene, die sich rund um den Eckpfeiler Wien formiere. 1999 im sizilianischen Taormina ins Leben gerufen, 2001 in Budapest und 2003 in Krakau wiederholt, durften heuer die Gesellschaft Österreichischer Chemiker (GÖCH) mit der Österreichischen Pharmazeutischen Gesellschaft (PhG) die internationale Forschergemeinde begrüßen: vier Tage lang wurden die neuesten Trends der Wirkstoff-Forschung diskutiert. Die Rede ist dabei von "Schlössern und Schlüsseln" - der Chemo-Genomik, neuen Ansätzen in der Onkologie, bei Alzheimer und Störungen im zentralen Nervensystem sowie Computer-unterstütztes Molekular-Design und virtuelles Screening. <i>Welche Trends lassen sich nach dem Wiener Joint Meeting erkennen?</i> Es wird stetig an neuen Methoden in der Wirkstoff-Forschung gearbeitet. Der ursprünglichen Ära des Probierens, wo man sich viel mit Heilkräutern und Naturstoffen beschäftigte, folgte Ende des 20. Jahrhunderts die Genomik mit vermehrter Ursachenforschung. Wenn man so will: Bevor man den Schlüssel suchte, wollte man zuallererst einmal das dazu passende Schloss ausmachen. Aktuell treten wir gerade in die nächste Ära ein - und zwar in Form der Chemo-Genomik. Einfach ausgedrückt untersuchen wir dabei nicht länger unikausal ein Schloss und seinen Schlüssel, sondern versuchen mit ganzheitlichen Ansatzweisen mehrere Schlösser gleichzeitig zu knacken. Und das hat den enormen Vorteil in der Wirkstoff-Forschung, nicht jahrelang in einer einzigen Einbahn gefangen zu sein, sondern vielmehr mehrere Wege gleichzeitig gehen zu können. <i>Es wird also versucht, an mehreren Fronten gleichzeitig die Zelle zu manipulieren?</i> Ja, in Form eines überaus komplexen Prozesses: Wenn man lebende Systeme wie Zellen mit einem potenziellen Wirkstoff (dem Schlüssel) selektiv beeinflussen kann, hat man schon viel gelernt: Der Schlüssel geht in die Zelle hinein, an den richtigen Ort und interagiert gezielt mit Proteinen (den Schlössern), die für den multidimensionalen Kommunikations-Haushalt des Zellen-Ganzen wichtig sind. Nun geht aber die Arbeit erst richtig los. Das detektivische Aufspüren und Identifizieren aller involvierten Schlösser ist ein sehr mühsamer und langwieriger Prozess. Erst die jüngsten Fortschritte in Sachen Proteomics, Silencing RNA und der Miniaturisierung haben diese Studien in breiterem Rahmen möglich gemacht. Technischen Fortschritten bei den neuesten Gadgets wie etwa Massenspektrometern kommt hier besondere Bedeutung zu. <i>Wo waren solche Ansätze bereits erfolgreich?</i> Denken Sie etwa an chronische myelotische Leukämie - bei dieser Krebserkrankung der Blutzellen kommt es - genetisch bedingt - zur Produktion eines bestimmten Eiweißes, das für die völlig sinnlose und ungebremste Vermehrung der weißen Blutkörperchen verantwortlich ist. Es ist also gewissermaßen ein Motor ohne Regulativ am Laufen. Langjährige Forschung innerhalb von Novartis hat zur Identifizierung eines Schlüssels (Glivec) geführt, der diesen Motor gezielt abschaltet. Glivec ist seit 2001 zum neuen Standard in der Behandlung dieser Blutkrebs-Erkrankung geworden. <i>Wie viele Schlösser gibt es insgesamt zu entdecken, wie viele davon sind schon ausgemacht?</i> Bei allen derzeit am Markt befindlichen Medikamenten sind gerade einmal 120 Schlösser-Familien im Spiel. Insgesamt sind im menschlichen Genom rund 6.000 Schlösser (Targets) realistisch – es gilt diese allerdings erst zu charakterisieren und ihre mögliche Rolle in Krankheiten zu erforschen. Die Verteilung dieser Schlösser in gesunden und kranken Zellen ist für eine selektive Behandlung besonders wichtig. Vor allem Krebszellen machen wegen ihrer Ähnlichkeit mit gesunden Zellen hier große Schwierigkeiten. Es sind aber auch enorme Fortschritte innerhalb einer Schloss-Familie zu erzielen: Penicillin etwa existiert in Form von Infusionen schon lange. Aber erst durch langes Forschen gelang es der Biochemie mit ihrem säurestabilen Phenoxyacetyl-Penicillin diesen Schlüssel auch in der heute selbstverständlichen Tablettenform möglich zu machen. <i>Wirkstoff-Forschung hat aber nach wie vor viel mit Kombinatorik zu tun? </i> Natürlich ist das Wirkstoff-Design immer eine Art Lego-Spielen mit den ewigen Grundbausteinen wie Kohlenstoff, Stickstoff, Wasserstoff und Sauerstoff. Die schier unendliche Anzahl an möglichen Kombinationen macht aber einen intelligenten – wissensgetriebenen Ansatz notwendig. Es ist ein mit sehr viel Innovation gekoppeltes Handwerk. <i>Welche Rolle spielt hier die Software-Unterstützung? </i> Zweierlei: Einerseits müssen unzählige Informationen zu Wissen aggregiert werden, zum anderen bedarf es der effizienten Simulation des Schlosses, um gezielt den Schlüssel zu konzipieren. Dabei kommt vor allem die Intelligenz der verwendeten Ansätze und die Leistungsfähigkeit des Rechners, schnell aus der Statistik lernen zu können, zum Tragen - Moleküle, die von vornherein keine Chance haben, wirksam zu werden, werden so schnell herausgefiltert. In der Computer Aided Wirkstoff-Forschung sind vor allem die neuen EU-Länder stark. <i>Österreich engagiert sich intensiv in Sachen Nanotechnologie. Was kann die Miniaturisierung in der Pharmazie leisten? </i> Sie hat sicherlich einen Platz im Rahmen von Effizienz-Steigerungen und in der Erschließung neuer Wirkstoff-Forschungsstrategien. So ist die Chemo-Genomik erst durch die Miniaturisierung von Techniken wie der Massenspektroskopie möglich geworden. Auch die Miniaturisierung der Screening-Plattformen mit hohem Durchsatz ist nicht zu unterschätzen. Reaktionen in Nanodropplets benötigen viel weniger Reagenzien wie etwa Enzyme. So können mehr Schlüssel in mehr Schlössern günstiger getestet werden. Wie bei allen neuen Techniken handelt es sich dabei aber nicht um den allumfassenden Königsweg zur Lösung aller Probleme, sondern nur um einen wichtigen Baustein in der Drug Discovery. <i>Welche Methoden sind besonders zukunftsträchtig? </i> Erfolg versprechend sind die Ambitionen in Richtung Liposome - künstliche Zellen ohne Inhalt, gewissermaßen das Verpackungsmaterial der Genetik herzustellen, um Wirkstoffe an ihren Wirkungsort zu bringen. Ebenso zu nennen ist die Silencing RNA: Ähnlich - aber erfolgversprechender - als bei der Antisense DNA versucht man hier, die für pathogene Proteine codierte mRNA gezielt ruhig zu stellen. Diese Methode feiert derzeit große Erfolge bei der Charakterisierung neuer Targets (= Schlösser). In Form der Silencing RNA lassen sich so Komplexe auslösen, die bestimmte Vorgänge im Körper wieder rückgängig machen. <i>Wo liegen bei alldem die Chancen Österreichs? </i> Eindeutig im Forschungsbereich - nicht zuletzt als Drehscheibe zu den neuen EU-Ländern. Man darf halt nur nicht den Fehler machen, das Langfrist-Potenzial der Universitäten vorschnell zu Beamten verkommen zu lassen. Gefragt ist ein Innovations-freudiges Klima mit einer guten finanziellen Basis für die universitäre Forschung. Die akademische Forschung sollte zudem gut in Netzwerke eingebunden sein. Ein erhöhter internationaler Austausch von Lehrenden würde eventuell auch Platz für nachstrebende junge Talent ermöglichen, die ansonsten mangels Perspektiven ins Ausland abwandern. Natürlich ist auch die industrielle Pharmaforschung wichtig für Innovationen. Ein dritter Forschungskomplex in Wien - neben Novartis/Sandoz und Boehringer Ingelheim - würde für nahezu ideale Rahmenbedingungen sorgen. <small>Joint Meeting on Medicinal Chemistry:</small><br>"Viel versprechendes Netzwerk"

EU genehmigt Einfuhr von Gen-Raps für Futtermittel

Die EU-Kommission hat das Inverkehrbringen des gentechnisch veränderten Ölrapses namens "GT73" genehmigt. Mit der auf zehn Jahre befristeten Entscheidung wurde einem Antrag von <a href=http://www.monsanto.com>Monsanto</a> stattgegeben. EU genehmigt Einfuhr von Gen-Raps für Futtermittel Der gegen Glyphosat-Herbizide resistente GT73-Ölraps wird bereits in Nordamerika in großem Stil eingesetzt, ohne dass schädliche Auswirkungen berichtet würden. Die erteilte Genehmigung bezieht sich auf die Einfuhr und Verarbeitung zu Tierfutter sowie auf die industrielle Verwendung, nicht jedoch auf den Anbau oder die Verwendung in oder als Lebensmittel. <% image name="raps_monsanto" %><p> Der GT73-Ölraps wurde einer strengen Risikoabschätzung unterzogen. In ihrer wissenschaftlichen Bewertung kam die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit zum Ergebnis, dass er so sicher wie herkömmlicher Ölraps sei. Darüber hinaus stellen strenge Vorschriften sicher, dass das Produkt, sobald es auf dem Markt ist, rückverfolgt und überwacht werden kann. Die Überwachung nach dem Inverkehrbringen wird durch einen spezifischen Erkennungsmarker, der dem Ölraps zu seiner Rückverfolgbarkeit zugewiesen wurde, sichergestellt.

August 30th

Bedingter CO<small>2</small>-Hunger im Wald

Bäume nehmen bei weitem nicht soviel CO<small>2</small> auf, wie mancher Politiker oder Wissenschaftler es gerne hätte, behaupten Forscher der Uni Basel. Dass die Pflanzen alle wie von Turbohand gesteuert wachsen und gedeihen, weil CO<small>2</small> sie zu mehr Photosynthese anregt, gehöre ins Reich der Erfindung. Bedingter CO<small>2</small>-Hunger im Wald <% image name="Wald" %><p> Im Versuch haben die Wissenschaftler einen Wald vier Jahre lang künstlich mit CO<small>2</small> begast. Während der sechsmonatigen Wachstumsphase besprühten die Forscher die Baumwipfel täglich mit 2 t CO<small>2</small> aus Industrieabfällen. Damit lagen die CO<small>2</small>-Werte etwa 1,5 Mal höher als dies derzeit auf der Erde der Fall ist. Eine Veränderung der Flora konnte nach vier Jahren jedoch nicht festgestellt werden. Eine CO<small>2</small>-reiche Zukunft werde die Erde daher wohl kaum in einen wesentlich intensiver blühenden Planeten verwandeln.

200 Mio € für Crackererweiterung in Antwerpen

<a href=http://www.basf.de>BASF</a> wird ihren Naphtha-Steamcracker in Antwerpen im Herbst 2007 für 200 Mio € hochrüsten. Die Ethylenkapazität soll von 800.000 auf 1,08 Mio Jahrestonnen steigen. <% image name="Steamcracker_Antwerpen" %><p> Die zusätzlichen Mengen an Olefinen und Aromaten sollen primär zur Deckung der internen Nachfrage beitragen. Das Ethylen wird teilweise am freien Markt abgesetzt werden, wobei heterogene Swapgeschäfte mit Tausch von Ethylen gegen andere Grundprodukte die bevorzugte Option darstellen. Da bis 2009 keine wesentlichen neuen Crackerprojekte für Europa bekannt seien und die Ethylen-Nachfrage mit &Oslash; 1-1,5 %/Jahr wachsen soll, würden die zusätzlichen Mengen gut in das Marktgefüge passen. <small> Ausgehend von Naphtha produzieren die BASF-Steamcracker Ethylen, Propylen, Butadien oder Aromaten. Diese dienen als Rohstoffe für Downstreamanlagen, in denen sie zu Zwischenprodukten für zahlreiche Abnehmerindustrien und Konsumgüter weiterverarbeitet werden. BASF betreibt weitere Steamcracker in Ludwigshafen, Port Arthur (USA) sowie in Nanjing. </small> 200 Mio € für Crackererweiterung in Antwerpen

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