Archive - Dez 17, 2014

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Neue Märkte, neue Nischen

Die immer strengere Preisregulierung durch die europäischen Gesundheitsbehörden bringt die Pharmabranche unter Druck. Das zeigt eine neue Studie des französische Exportversicherungskonzerns Coface. Ihr zufolge wirkt sich in diesem Zusammenhang nicht zuletzt die sogenannte „Staatschuldenkrise“ aus. Um ihre Budgets in den Griff zu bekommen, versuchten die Staaten, die Kosten ihrer Gesundheitssysteme zu senken. So sei der Anteil der Ausgaben für Arzneimittel von 2003 bis 2011 im Durchschnitt von 14,9 aud 13,4 Prozent gesunken. Auch forciere die Politik den Einsatz von Generika anstelle von Originalmedikamenten. Hinzu kommt laut Coface, dass in den vergangenen Jahren die Patente für viele Blockbuster ausliefen. Dies werde sich bis etwa 2020 fortsetzen, wobei heuer und in den kommenden zwei Jahren besonders viele Arzneien ihren Patentschutz verlieren.

 

Darüber hinaus verlangen die Gesundheitsbehörden in verstärktem Maß den Nachweis, dass ein neues Medikament nicht nur wirkt, sondern auch die Lebensqualität der betroffenen Patienten steigert. „Diese Hürden erschweren es, Medikamente auf den Markt zu bringen und senken den Erstattungswert für Produkte der Pharmahersteller“, konstatiert Coface. Druck auf die forschende Pharmaindustrie komme auch von den Generikaherstellern. Im Jahr 2013 etwa machten Generika mit 54 Prozent mehr als die Hälfte der verkauften Arzneien aus.

 

Doppelstrategie

Angesichts dessen verfolgen die Pharmaunternehmen laut Coface eine Doppelstrategie:

Einerseits bemühen sie sich, ihre Produkte verstärkt in Schwellenländern („emerging countries“) zu verkaufen, ein Phänomen, das Coface mit dem Kunstwort „Pharmerging“ bezeichnet. Denn die Gesundheitspolitik dieser Länder „erleichtert den Menschen den Zugang zur medizinischen Versorgung.“ Laut Coface sind in den Schwellenländern im Pharmabereich bis 2017 zweistellige Wachstumsraten zu erwarten. Das könne die Einnahmenrückgänge in Europa zum Teil ausgleichen.

 

Andererseits fokussieren die Pharmaunternehmen vermehrt auf Nischen, etwa die Entwicklung von Medikamenten für komplexe Erkrankungen, darunter Krebsleiden, Diabetes sowie Herz-Kreislauf-Krankheiten. Dabei arbeite die Pharmaindustrie „eng mit großen globalen Forschungszentren zusammen, die sich auf die Grundlagenforschung zum Verständnis der schwierig zu behandelnden Krankheiten konzentrieren.“