Archive - Aug 12, 2014

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OMV: Schwächeres Geschäft, aber „wichtige strategische Schritte“

Das Ergebnis ist sicher enttäuschend, aber wir haben wichtige strategische Schritte gesetzt.“ Das sagte Manfred Leitner, der für den Bereich Raffinerien und Marketing (R&M) zuständige Vorstand der OMV, heute bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz des Unternehmens. Das um Lagerhaltungseffekte bereinigte EBIT (CCS-EBIT) vor Sondereffekten im Bereich R&M sank um 59 Prozent auf 111 Millionen Euro (erstes Halbjahr 2013: 272 Millionen Euro). Der Betriebserfolg ging um 84 Prozent von 625 Millionen auf 99 Millionen Euro zurück. Leitner nannte dafür mehrere Gründe. So sei die Referenz-Raffineriemarge von 2,75 US-Dollar pro Barrel (USD/bbl) auf 1,77 USD/bbl eingebrochen, „und schon im ersten Halbjahr 2013 war sie sehr niedrig.“ Zu geplanten Stillständen in den Raffinerien Petrobrazi sowie Schwechat kamen Wartungsarbeiten bei der Bayernoil, die länger dauerten als vorgesehen. Weil die Türkei vor der Präsidentenwahl am 10. August die Preise für Treibstoffe beschränkte, lief auch das Geschäft der türkischen OMV-Tochter Petrol Ofisi schlechter als im ersten Halbjahr 2013. „Ohne die Türkei hätten wir ein stabiles Ergebnis im Bereich Marketing erzielt, obwohl die Treibstoffnachfrage in der EU stagniert“, betonte Leitner.

 

Mit dem Verkauf des 45-Prozent-Anteils an der Bayernoil sowie des 45-Prozent-Anteils am Marmara-Terminal (Türkei) setzte die OMV ihr Programm zum Abstoßen nicht benötigter „Assets“ fort. Insgesamt sollen die Divestitionen bis Ende 2014 eine Volumen von einer Milliarde Euro erreichen. Abgeschlossen ist die Modernisierung der rumänischen Raffinerie Petrobrazi. Leitner zufolge ist die OMV damit „für den Verdrängungswettbewerb im Raffineriegeschäft gut gerüstet.“ Kein Thema ist, die Raffinerie in Burghausen (Deutschland) zu verkaufen. Sie ist auf die Verarbeitung von Erdöl aus Libyen ausgerichtet, das wegen der dortigen bürgerkriegsähnlichen Zustände im ersten Halbjahr 2014 kaum zur Verfügung stand. Die Raffinerie kann aber auch Öl aus anderen Ländern verarbeiten. Außerdem würden in Libyen nunmehr wieder 8.000 Barrel pro Tag (b/d) gefördert. Eine erste Schiffsladung sei kürzlich via Triest in Burghausen eingetroffen. Überdies sei Burghausen eine petrochemische Raffinerie, die kein Benzin produziere, sondern Mitteldestillate.

 

Insgesamt erwirtschaftete die OMV im ersten Halbjahr 2014 ein CCS-EBIT vor Sondereffekten von 1.037 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Minus von 34 Prozent. Um 53 Prozent zurückgegangen ist das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit, das sich auf 831 Millionen Euro belief, verglichen mit 1.762 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2013. OMV-Generaldirektor Gerhard Roiss betonte dennoch, die Strategie der OMV sei richtig und werde fortgesetzt. Zu dieser gehöre nicht zuletzt, die Öl- und Gasförderung in den EU- bzw. OECD-Ländern zu konzentrieren. Das Gasgeschäft will Roiss in den kommenden Monaten umfassend durchleuchten und erforderlichenfalls überarbeiten. Mit dem russischen Gaskonzern Gasprom sollen neue Bezugsbedingungen für Erdgas ausgehandelt werden. Laut Roiss läuft dies darauf hinaus, die Bindung des Gaspreises an den Ölpreis vollständig aufzugeben.

Am Bau der Gaspipeline South Stream, die es ermöglicht, Gas unter Umgehung der Ukraine aus Russland nach Europa zu bringen, hält Roiss fest. Die rechtlichen Details seien mit der neuen EU-Kommission zu klären. Gas an die Ukraine zu liefern, ist für Roiss dagegen kein Thema, auch, wenn dies kurzfristige finanzielle Vorteile bringen würde.