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Lubrizol: Rätselraten um Rouen

Nach einem Brand in der Fabrik des US-Spezialchemiekonzerns in der nordfranzösischen Stadt am 26. September gibt es nach wie vor eine Reihe offener Fragen.

 

Nach wie vor gibt es Unklarheiten über die Auswirkungen eines Brands in der Fabrik des US-amerikanischen Spezialchemiekonzerns Lubrizol in Rouen rund 100 Kilometer nordöstlich von Paris am 26. September auf die Umwelt sowie die Gesundheit der Bevölkerung. In der Anlage, die als „Betrieb der oberen Klasse“ gemäß der EU-Richtlinie 2012/18/EU zur Beherrschung der Gefahren schwerer Unfälle mit gefährlichen Stoffen (Seveso-III-Richtlinie) eingestuft ist, werden Additive für petrochemische Produkte erzeugt. Laut Angaben von Lubrizol war in den frühen Morgenstunden des 26. September außerhalb des Firmengeländes ein Brand ausgebrochen, der auf dieses übergriff. Rund 240 Feuerwehrleute bekämpften das Feuer, 90 Polizisten und 46 Gendarmen waren zur Sicherung des Geländes eingesetzt. Verbunden war der Brand mit starker Rauch- und Rußentwicklung sowie teils starker Absetzung von Rußteilchen in der Stadt und ihrer Umgebung. Dabei wurden nach Berichten der zuständigen französischen Behörden auch Asbestpartikel frei. Sie stammen von Dächern brennender Gebäude auf dem Betriebsgelände. Personen kamen bei dem Unglück nicht zu Schaden, betonte Lubrizol. Allerdings musste der Betrieb bis auf Weiteres stillgelegt werden. Zurzeit sind laut Lubrizol etwa 30 Mitarbeiter des Konzerns damit beschäftigt, die Feuerwehrleute zu unterstützen, die Betriebsanlagen zu reinigen und Untersuchungen durchzuführen.

 

Die Präfektur Seine-Maritime unter Pierre-André Durand richtete nach eigenen Angaben ein Krisenzentrum ein und setzte den gemäß der Seveso-III-Richtlinie für solche Fälle vorgesehenen Notfallplan (plan articulier d'intervention, PPI) in Kraft. Ferner veranlasste sie eine Untersuchung des Trinkwassers, nachdem laut Meldungen in sogenannten „sozialen Medien“ graues bzw. braunes Wasser aus Wasserhähnen und Toilettenspülungen in Wohnhäusern in Rouen sowie der Umgebung der ausgetreten war. Der Präfektur zufolge besteht jedoch keine Gesundheitsgefahr. „Das Wasser kann ohne Risiko verwendet werden, auch in jenen Gebieten, die direkt vom Rauch überzogen wurden“, hieß es in einer Mitteilung vom 30. September, 14:30 Uhr. Das Wasser in den 71 Kommunen der Métropole Rouen sei trinkbar. Keine Spuren einer Kontamination seien aufgefunden worden.

 

Weiters verfügte die Präfektur die vorläufige Sicherstellung von Milch, Honig und Eiern, die nach dem 26.September im Freiland erzeugt wurden. Sie dürfen von den Produzenten nicht in Verkehr gebracht werden, bis die Gesundheitsbehörden ihre Unbedenklichkeit festgestellt haben. Überdies empfahl die Präfektur der Bevölkerung, im Freien befindliches Kinderspielzeug gründlich zu reinigen, um allfällige Verschmutzungen mit den Rußpartikeln zu beseitigen. Selbst angebautes Obst und Gemüse kann der Behörde zufolge nach ordnungsgemäßer Reinigung ohne Bedenken verzehrt werden.

 

Wieder geöffnet sind seit 30. September die Schulen in der betroffenen Region, die sicherheitshalber geschlossen worden waren. Laut einem Bericht der Tageszeitung „Libération“ machten drei der Schulen jedoch von ihrem Recht Gebrauch, bei Gefahr im Verzug weiterhin geschlossen zu halten. Bei einer Reihe von Schülern waren Kopfschmerzen sowie Erbrechen aufgetreten.