Archive - Okt 24, 2019

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Sanochemia warnt vor Verlusten

Nun zieht das Wiener Pharmaunternehmen die Notbremse: Die Veterinärsparte wird verkauft, der Vorstand verkleinert.

 

Dem Wiener Pharmaunternehmen Sanochemia stehen im laufenden Geschäftsjahr 2018/2019 ein weiteres Mal Verluste ins Haus. Laut einer Ad-hoc-Meldung wurden „im Zuge der umfangreichen Maßnahmen zur Neuausrichtung des Unternehmens nochmals Abschreibungen vorgenommen. Zudem hat die Qualitätsoffensive zu erhöhten Kosten geführt. Voraussichtlich wird dies zu einem negativen Ergebnis führen“. Wie hoch die Verluste ausfallen, gibt die Sanochemia am 23. Jänner 2020 bekannt, dem Tag der Veröffentlichung ihrer Jahresbilanz. Im Geschäftsjahr 2017/18 hatte das Unternehmen einen Verlust von 13,3 Millionen Euro geschrieben, im Geschäftsjahr 2016/17 bilanzierte es mit einem Minus von 252.000 Euro ebenfalls negativ. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2018/19 verzeichnete die Sanochemia einen Verlust von rund 3,1 Millionen Euro, verglichen mit einem Gewinn von 93.000 Euro im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2017/18.

 

Um ihren Problemen gegenzusteuern, verkauft die Sanochemia ihre Veterinärsparte um einen nicht genannten Betrag an die belgische Inovet. Dieses Familienunternehmen ist auf die Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von Tierarzneimitteln und Tiergesundheitsprodukten spezialisiert. Es verfügt über eine Fabrik in Nordfrankreich und ein Handelszentrum in Ungarn.

 

Außerdem verkleinert die Sanochemia ihren Vorstand. Der derzeitige Finanzchef (CFO) Stefan Welzig muss seinen Sessel per 1. Jänner 2020 räumen. Laut einer Aussendung konzentriert er sich künftig „ausschließlich auf den Ausbau der Herstellung von Arzneimittelwirkstoffen am Produktionsstandort in Neufeld (Burgenland)“. Die Situation in Neufeld ist eine der Ursachen für die derzeitige Lage der Sanochemia und die erwähnte „Qualitätsoffensive“. Im April 2018 untersagte das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) dem Unternehmen die Herstellung steriler Lösungen und ordnete eine Qualitätskontrolle durch ein externes Labor an. Die Kosten für den Rückschlag bezifferte die Sanochemia seinerzeit mit rund einer Million Euro.

Opioidkrise: RB zahlt 700 Millionen US-Dollar

Laut der Generalstaatsanwältin von New York, Letitia James, handelte der britische Pharmakonzern betrügerisch und versuchte unter anderem, die US-Gesundheitsbehörde FDA hinters Licht zu führen.

 

Der britische Pharmakonzern Reckitt Benckiser (RB) bezahlt an den US-amerkanischen Bundesstaat New York und andere amerikanische Bundesstaaten 700 Millionen US-Dollar und vermeidet damit riskante rechtliche Streitigkeiten im Zusammenhang mit der Opioidkrise in den USA. Das berichtete die Generalstaatsanwältin des Bundesstaats, Letitia James. Ihr zufolge ist dies Teil einer Vereinbarung vom Juli des heurigen Jahres über die Zahlung von insgesamt 1,4 Milliarden US-Dollar. An das Medicaid-Programm von New York gehen rund 71,9 Millionen US-Dollar, teilte Generalstaatsanwältin James mit. Sie hatte RB im Zusammenhang mit mutmaßlich illegalen Aktivitäten um Suboxone ins Visier genommen. Dieses Mittel dient zur Bekämpfung von Entzugserscheinungen, die bei opioidabhängigen Personen auftreten. Suboxone und der darin enthaltene Wirkstoff Buprenorphine sind jedoch selbst starke Opioide, die süchtig machen.

 

James zufolge „täuschte RB die Öffentlichkeit über die tatsächlichen Auswirkungen von Suboxone und ermutigte Ärzte, es zu verschreiben. Dabei betrog das Unternehmen den Staat New York um viele Millionen US-Dollar“. Und James warnte: „Kein Unternehmen steht über dem Gesetz. Wir werden alle zur Verantwortung ziehen, die von der Opioidkrise profitiert haben.“

 

Unter anderem wurde RB beschuldigt, in den Jahren 2010 bis 2014 verschiedene betrügerische Aktivitäten im Zusammenhang mit Suboxone gesetzt zu haben. Angeblich ermutigte das Unternehmen Ärzte, das Mittel ohne entsprechende Beratung der Patienten und unnötigerweise zu verschreiben. Auch behauptete RB angeblich gegenüber der US-Gesundheitsbehörde Food and Drug Administration (FDA) im September 2012, die Herstellung und den Verkauf von Suboxone „wegen Sicherheitsbedenken“ bezüglich der Tablettenform des Mittels beendet zu haben. Ferner steht RB unter dem Verdacht, das Inverkehrbringen von Suboxone-Generika betrügerisch verzögert zu haben, um den Preis des Mittels kontrollieren zu können. Dadurch seien bundesweite Gesundheitsprogramme der USA geschädigt worden.

 

RB behauptete anlässlich der Einigung im Juli, stets rechtskonform gehandelt zu haben. Nach reiflicher Überlegung sei das Management aber zu dem Entschluss gekommen, die Milliardenzahlung erfolge „im besten Interesse des Unternehmens und seiner Aktionäre“.

 

Generalstaatsanwältin James, die erste Frau in dieser Position, spielt eine führende Rolle in der rechtlichen Aufarbeitung der Opioidkrise in den USA. Sie war es, die Ende März des heurigen Jahres die diesbezügliche Anklageschrift gegen die Pharmaindustrie formulierte. Diese richtete sich gegen Purdue Pharma und deren Tochterunternehmen, Janssen Pharmaceuticals samt den Tochterfirmen und der Konzernmutter Johnson & Johnson, den Mallinckrodt-Konzern, Endo Health Solutions, Teva Pharmaceuticals USA und Allergan Finance. Auch die Pharmagroßhändler McKesson Corporation, Cardinal Health Inc., Amerisource Bergen und Rochester Drug Cooperative Inc. fanden sich in der Anklageschrift.