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VCI: COVID-19 drückt Chemie- und Pharmaumsatz

Allerdings ist die Branche weniger stark betroffen als andere Wirtschaftszweige. Im kommenden Jahr soll es wieder aufwärts gehen. Notwendig sind laut Präsident Kullmann niedrige Energie- und Rohstoffkosten, Zurückhaltung bei der Klimapolitik und mehr Freihandel.

 

Die COVID-19-Pandemie belastete die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie zwar erheblich, aber „insgesamt weniger hart als andere Wirtschaftszweige“. Das sagte der Präsident des Branchenverbandes VCI, Christian Kullmann, anlässlich der Präsentation der Jahresbilanz. Der kumulierte Umsatz der VCI-Mitglieder sank gegenüber 2019 um rund sechs Prozent auf 186,4 Milliarden Euro. In Deutschland selbst war ein Rückgang um 5,5 Prozent auf 70,0 Milliarden Euro zu verzeichnen. Im Exportgeschäft wiederum fielen die Erlöse um 6,5 Prozent auf 116,4 Milliarden Euro. Um rund 3,0 Prozent gefallen ist das Produktionsvolumen. Hierbei zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Sparten. So verzeichnete die Pharmaindustrie ein Minus von etwa 0,5 Prozent, die Polymererzeugung schrumpfte dagegen um 6,5 Prozent.

 

Kullmann bezeichnete die Stimmung unter den VCI- Mitgliedern als „mehrheitlich zuversichtlich: „Mehr als die Hälfte rechnet für das nächste Jahr mit einem Umsatzplus im In- und Ausland.“ Infolge dessen rechne der Verband für 2021 mit einem Umsatzplus von 2,5 Prozent und einem Produktionszuwachs von 1,5 Prozent. Bis die Branche die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie kompensiert hat, wird es allerdings etwas dauern, warnte Kullmann: Nur 17 Prozent der VCI-Mitgliedsunternehmen rechneten damit, dies noch heuer bewerkstelligen zu können. Ein Viertel gehe davon aus, das Vorkrisenniveau 2021 zu errechen. Dem gegenüber glaubten 47 Prozent, die Rückgänge erst 2022 wieder ausgleichen zu können.

 

Davon ausgehend, forderte Kullmann einmal mehr einen „günstigen Preis für ‚grünen‘ Strom“. Nur so lasse sich die Industrie längerfristig „klimaneutral“ machen: „Sowohl das aktuelle Umlagen- und Abgabensystem in Deutschland als auch der derzeitige EU-Beihilferahmen sind ungeeignet, die Transformation zu begleiten.“ Ferner wünscht der VCI-Präsident „effizientere“ Genehmigungsverfahren: Was bei Impfstoffen möglich sei, müsse auch „an anderer Stelle“ funktionieren.

 

Hinsichtlich des neuen Ziels der EU, ihre Treibhausgasemmissionen bis 2030 um 55 Prozent statt um 40 Prozent zu senken, besteht Kullmann auf „flankierenden Maßnahmen“. Klimazölle sind seiner Ansicht nach allerdings ungeeignet: Sie seien schwer kontrollierbar, zögen möglicherweise Gegenmaßnahmen nach sich und verringerten durch die Verteuerung von Rohstoffen auch die Wettbewerbsfähigkeit der Kunden der Chemieindustrie. „Der VCI plädiert stattdessen dafür, Klimaschutzgrenzen abzubauen, indem die EU auf einen globalen Preis für CO2 hinwirkt“, konstatierte Kullmann. Der Ausgang der Präsidentenwahl in den USA sowie die Klimapolitik Chinas und Kanadas eröffne diesbezüglich neue Chancen.

 

Kurz und gut: Gefragt sind laut Kullmann weiterhin billige Energie und billige Rohstoffe. Die Personalkosten wiederum werden die VCI-Mitglieder senken, indem sie 2021 etwa ein Prozent ihrer 464.000 Mitarbeiter freisetzen.

 

Überdies sprach sich Kullmann dafür aus, die Verhandlungen mit den USA über ein Freihandelsabkommen wieder aufzunehmen: „Es muss kein allumfassendes TTIP 2.0 sein. Aber Gespräche zwischen der EU und den USA über ein Freihandelsabkommen für Industriegüter sind im besten beiderseitigen Interesse.“ Erst vor kurzem hätten 15 Staaten im asiatisch-pazifischen Raum mit der Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) die „ größte Freihandelszone“ geschaffen. Auch Europa müsse daher trachten, „die Handelsabkommen mit den ASEAN-Staaten, Australien und Neuseeland mit Hochdruck weiter zu verfolgen“.