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January 29th

EU-Industriepolitik: Die Richtung stimmt

An Herausforderungen ist laut einer neuen Studie des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche kein Mangel. Allerdings lassen sich diese durchaus bewältigen.

 

Für die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten ist es nicht leicht, die Industrie (weiter) zu stärken. Aber grundsätzlich stimmt die Richtung. Das ist die Kernaussage der kürzlich erschienenen Studie „The European Union’s Industrial Policy: What are the Main Challenges?“ des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW). Die Autoren, Michael Landesmann und Roman Stöllinger, sehen vor allem vier Herausforderungen.

 

Die erste davon ist die technologische Innovation. Hier sollte die EU auf ihre quasi „ererbten“ Stärken setzen, das heißt, auf die vorhandenen industriellen und technischen Strukturen sowie auf das Humankapital. Eine weitere Herausforderung sind die „Emerging Markets“, die rasant aufholen. Ihnen gegenüber müssen die EU und ihre Mitgliedsstaaten auf eine wohlausgewogene Strategie setzen, die Elemente des Wettbewerbs mit solchen der Zusammenarbeit verbindet. Drittens gilt es, strukturschwache Regionen innerhalb Europas nicht (weiter) zurückfallen zu lassen. Die vierte Herausforderung besteht in der Klimapolitik. Diese bietet einerseits Chancen zur Entwicklung neuer Technologien und somit zur immer wieder propagierten Verbindung zwischen Ökonomie und Ökologie. Andererseits verursacht sie kurzfristig Kosten für die Unternehmen und damit Wettbewerbsnachteile. Landesmann und Stöllinger zufolge empfiehlt es sich indessen gerade in diesem Bereich, vorne mit dabei zu sein, um die Vorteile des „First Mover“ nutzen zu können. Denn die Konkurrenz in Asien, insbesondere in China und Südkorea, hole auf, und das alles andere als langsam.

 

Grundsätzlich halten die beiden Ökonomen den „Mission-orientierten“ industriepolitischen Ansatz der EU für richtig und sinnvoll. Sie raten allerdings, auf die Devise „Lieber weniger, aber dafür besser“ zu setzen: Die EU und ihre Mitglieder sollten nicht mehr als drei bis vier „Missionen“ gleichzeitig bearbeiten. Das Kunststück bestehe freilich darin, die richtigen „Missionen“ zu identifizieren.

 

Kritisch betrachten Landesmann und Stöllinger die Ankündigung Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyens, im Rahmen ihres „Green Deal“ innerhalb der kommenden zehn Jahre insgesamt 1.000 Milliarden Euro für unterschiedliche Vorhaben bereitstellen zu wollen. Ihnen zufolge dürften davon nur rund 7,5 Milliarden Euro an neuen, also nicht ohnehin bereits vorgesehenen, Mitteln zustande kommen. Und dieses Geld fließe vornehmlich in den sogenannten Just Transition Fund, mit dem der Ausstieg Polens aus der Kohleindustrie inklusive Kohleverstromung subventioniert werden soll.

 

 

Die Studie steht auf der Website des WIIW kostenlos zur Verfügung.

 

 

Novartis mit Umsatzwachstum

CEO Vasant Narasimhan sieht den Schweizer Pharmakonzern „einzigartig posititioniert“

 

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von rund 47,44 Milliarden US-Dollar, um sechs Prozent mehr als 2018. Das operative Ergebnis wuchs um acht Prozent auf 9,08 Milliarden US-Dollar. Indessen verringerte sich der Reingewinn um 44 Prozent auf 7,14 Milliarden US-Dollar. Novartis begründet dies damit, dass 2018 im Reingewinn Erlöse von rund 5,7 Milliarden US-Dollar enthalten waren. Sie entstammten dem Verkauf der Beteiligung von Novartis an einem Gemeinschaftsunternehmen mit GlaxoSmithKline (GSK) im Bereich Consumer Health Care.

 

Novartis-CEO Vasant („Vas“) Narasimhan sprach von einem „außergewöhnlichen Jahr 2019“ und lobte seine Strategie über den grünen Klee: Der Konzern habe 2019 „fünf beispiellose neue Wirkstoffe eingeführt und eine Vielfalt an frühen Entwicklungsprogrammen in unserer Pipeline vorangetrieben, die auf bedeutende unerfüllte medizinische Bedürfnisse zugeschnitten sind. Mit Blick auf die Zukunft rechnen wir damit, unser langfristiges Wachstum und unsere langfristigen Margensteigerungen aufrechtzuerhalten – gestützt auf unsere Wachstumstreiber im Markt sowie auf 15 bedeutende Markteinführungen, die gerade im Gange sind oder noch bevorstehen. Gleichzeitig werden wir unsere reichhaltige Pipeline weiter voranbringen“. Insgesamt sei Novartis „mit seiner Größe und Diversifikation über verschiedenste Therapiegebiete nun einzigartig positioniert“.

 

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Narasimhan ein Wachstum des Nettoumsatzes „im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich“. Das operative Kernergebnis wiederum soll „im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich“ zulegen.

January 28th

Wacker meldet 630 Millionen Euro Jahresverlust

Gesunkene Preise für Solarsilizium und Standardsilikone zwangen den Münchner Chemiekonzern zu außerordentlichen Abschreibungen von 760 Millionen Euro.

 

Nach vorläufigen Berechnungen erwirtschaftete der Münchner Chemiekonzern Wacker 2019 einen Verlust von 630 Millionen Euro. Der Umsatz blieb mit 4,93 Milliarden Euro in etwa stabil (2018: 4,98 Milliarden Euro). Das EBITDA sank um 16 Prozent auf 780 Millionen Euro. Das EBIT liegt bei -540 Millionen Euro, verglichen mit +390 Millionen Euro im Jahr 2018.

 

Wacker begründet dieses Resultat vor allem mit den gesunkenen Preisen für Solarsilizium sowie für Standardsilikone. Wie Anfang Dezember gemeldet, zwangen sie den Konzern zu einer außerplanmäßigen Abschreibung seiner Fabriken für Polysilizium von 760 Millionen Euro. Als weiteren Grund für die Verluste führt Wacker „die stark gestiegenen Stromkosten in Deutschland“ ins Treffen.

 

Wie der Konzern betont, sind diese Zahlen noch nicht endgültig. Seinen Bericht zum Geschäftsjahr 2019 veröffentlicht er am 17. März.

 

January 27th

Allergan verkauft Brazikumab

Mit der Abgabe des Mittels setzt das Unternehmen einen weiteren Schritt zu seiner Übernahme durch Abbvie. Erworben wird Brazikumab vom „logischen Käufer“ AstraZeneca.

 

Das US-amerikanische Pharmaunternehmen Allergan verkauft das in Entwicklung befindliche Arzneimittel Brazikumab an AstraZeneca. Ferner veräußert es Zenpep, ein Medikament gegen exokrine Pankreasinsuffizienz sowie Viokace, ein Mittel gegen ähnliche Störungen, an den Schweizer Nestlé-Konzern. Die Transaktionen stehen im Zusammenhang mit der geplanten Übernahme von Allergan durch den US-amerikanischen Pharmakonzern Abbvie. Sie wurde kürzlich von der Europäischen Kommission genehmigt, allerdings unter der Auflage, Brazikumab abzustoßen. Das Medikament ist ein IL-23-Hemmer zur Behandlung der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED), also Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Allergan-Chef Brent Saunders sprach von einem „weiteren Schritt zum Erwerb von Allergan durch Abbvie. Der Verkauf von Brazikumab und Zenpep erlaubt uns, an der geplanten Übernahme weiterzuarbeiten“. Ähnlich äußerte sich Abbvie-Chef Richard A. Gonzalez. Ihm zufolge bedeuten die Verkaufsverträge „einen wesentlichen Fortschritt zu unserer Übernahme von Allergan“.

 

AstraZeneca ist gewissermaßen der „logische“ Käufer“ von Brazikumab. Das Unternehmen hatte mit Allergan ein Lizenzabkommen zur Entwicklung des Wirkstoffs geschlossen, das nun gekündigt wird. Brazikumab durchläuft zurzeit eine klinische Phase-III-Studie hinsichtlich Morbus Crohn und eine Phase-II-Studie bezüglich Colitis ulcerosa. Zahlungen in diesem Zusammenhang erhält auch der US-Pharmakonzern Amgen, mit dem AstraZeneca im Jahr 2012 bezüglich Brazikumab (vormals MEDI2070) zusammenarbeitete und der den Wirkstoff ursprünglich entwickelt hatte. Die nun fällig werdenden Abgeltungen belaufen sich laut AstraZeneca auf einen hohen einstelligen bzw. niedrigen zweistelligen Millionen-Dollar-Betrag.

 

Nestlé beabsichtigt, mit dem Kauf von Zenpep nach eigenen Angaben seinen Geschäftsbereich Medical Nutrition „zu erweitern und das Portfolio an therapeutischen Produkten zu ergänzen“. Das Mittel wird in den USA vertrieben. Es eignet sich für „Menschen, deren Bauchspeicheldrüse unzureichend Enzyme produziert, um Fett, Proteine und Kohlenhydrate aufzuspalten“. Nach Angaben von Nestlé belief sich der Umsatz mit Zenpep im Jahr 2018 auf rund 237 Millionen US-Dollar (etwa 215 Millionen Euro). Den Kaufpreis sowie sonstige finanzielle Details nannte Nestlé nicht.

 

 

January 15th

Spatenstich in Tulln

Am 9. Jänner setzten das Land Niederösterreich und seine Wirtschaftsagentur ecoplus mit dem Spatenstich für die vierte Ausbaustufe des TFZ Tulln den nächsten Schritt zur Entwicklung dieses schon heute gut sichtbaren Biotechnologie-Standorts.

Auf dem Podium des Festzelts, das anlässlich des Spatenstichs zum weiteren Ausbau des Technologie- und Forschungszentrums (TFZ) Tulln aufgebaut war, herrschte joviale Stimmung: Die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, die ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki und Jochen Danninger (der designierter Nachfolger von Petra Bohuslav als Wirtschaftslandesrat ist), Tullns Bürgermeister Peter Eisenschenk, Alexander Pretsch (Gründer und CSO des Startup-Unternehmens Oxford Antibiotic Group) – sie alle kennen einander gut und arbeiten seit langem zusammen. In einer solchen Atmosphäre kommen auch Anekdoten leichter über die Lippen: Sie habe Pretsch auch schon an seinem Arbeitsplatz an der Universität Oxford besucht, so Mikl-Leitner, das sei sehr beengt gewesen, gar kein Vergleich zu den Räumlichkeiten, die nun am TFZ Tulln geplant sind.

13 Millionen Euro investiert das Land hier in eine Hochtechnologie-Spezialimmobilie, der Europäische Fonds für regionale Entwicklung kofinanziert das Vorhaben. Es ist die vierte Ausbaustufe des Technologie- und Forschungszentrums Tulln, mit der die vorhandenen Kapazitäten von derzeit rund 5.000 auf 8.000 Quadratmeter vermietbare Fläche erhöht werden. In den drei bestehenden Gebäuden sind heute 18 Unternehmen mit rund 180 Mitarbeitern angesiedelt, die Mieterstruktur spiegelt die Schwerpunkte des von der ecoplus gemanagten Technopols Tulln wider, der auf biobasierte Technologien im Bereich Prozesstechnik, Agrarbiotechnologie, Lebens- und Futtermittelsicherheit fokussiert ist: Die Erber-Gruppe mit ihren Unternehmen Biomin und Romer Labs, das Cellulosechemie-Startup Acticell oder die Eurrus Biotech GmbH, die einen neuartigen Asthma-Impfstoff entwickelt, sind nur einige der hier angesiedelten Firmen.

 

Familiär und kompetent

Die Oxford Antibiotic Group ist heute noch im nahegelegenen Universitäts- und Forschungszentrum Tulln (UFT) eingemietet. Gründer Alexander Pretsch hatte 2016 nach der operativen Schließung seines früheren, ebenfalls in Tulln angesiedelten Unternehmens Sealife Pharma in Oxford angedockt und beschäftigte sich dort mit Medizinalchemie. Aus seiner Zusammenarbeit mit Mark Moloney vom Chemie-Department der Uni Oxford erwuchsen die Ideen, die zur Gründung der Oxford Antibiotic Group führten und mit denen in der Natur vorkommende Molekülstrukturen abgewandelt und für den pharmazeutischen Einsatz optimiert werden sollen – insbesondere, um dem drängenden Problem Antiobiotika-resistenter Bakterien zu begegnen. Gegründet wurde das Unternehmen trotz der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit Oxford in Tulln. Man finde hier optimale Rahmenbedingungen für die Wirkstoffentwicklung vor und könne Synergien mit der hier vorhandenen Mikrobiologie-Kompetenz nutzen, wie Pretsch betonte.  Und dazu komme ein weiterer Faktor: „Hier gibt es wesentlich familiärere Strukturen als an einer englischen Elite-Universität“, so Pretsch.

Das hörte die anwesende Politik gerne. „Durch das TFZ hat Tulln eine völlig neue Perspektive in einem intelligenten Wirtschaftssegment bekommen“, freute sich etwa Bürgermeister Eisenschenk. Miernicki und Danninger wiesen darauf hin, dass die ecoplus mit dem Technopol-Programm und der Errichtung des TFZ wesentlich zur Entwicklung eines attraktiven Innovationsstandorts beitragen konnte, der heute mehr als 1.000 Forschungs- und Technologie-orientierte Arbeitsplätze umfasse. Nicht zuletzt soll hier auch die physische Version des virtuell schon existierenden „Haus der Digitalisierung“ entstehen, das vom Land Niederösterreich vorangetrieben wird, wie die Landeshauptfrau betonte.

Im Gespräch mit dem Chemiereport unterstrich Pretsch die Bedeutung, die die am TFZ bald zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten für weitere Entwicklung der Oxford Antibiotoic Group haben: „Unser Team besteht heute bereits aus sieben Leuten, bald könnten es 17 bis 20 sein. In den bisherigen Räumen können wir uns nicht weiterentwickeln.“ Zu diesem Wachstumsplänen haben auch Forschungs- und Syntheseaufträge von zwei englischen Firmen beigetragen, mit denen man die eigenen Entwicklungsprojekte finanzieren könne. Noch in diesem Jahr will das Unternehmen in das dann fertiggestellte vierte TFZ-Gebäude übersiedeln.

 

 

January 14th

Positive Punkte, aber unklare Finanzierung

Die Österreichische Ärztekammer kann dem Regierungsprogramm mancherlei abgewinnen. Woran es ihr zufolge hapert, ist ein klares Bekenntnis zum notwendigen Geld für das Gesundheitssystem.

 

Euphorisch beurteilt Thomas Szekeres, der Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), das Programm der kurz-grünen Bundesregierung eher nicht: „Dass das Kapitel ‚Gesundheit‘ nur sieben Seiten umfasst, lässt hoffentlich keine Rückschlüsse auf den Stellenwert zu, den die neue Regierung dem Thema Gesundheit, Gesundheitspolitik und Gesundheitsversorgung beimisst“. Außerdem erstaunt Österreichs obersten Ärztevertreter, „dass das angesichts der involvierten Milliardensummen große Thema Sozialversicherung mit nur anderthalb Sätzen gestreift wird“. Szekeres will die Entwicklung des per 1. Jänner umgekrempelten Krankenkassen- und Sozialversicherungsbereichs jedenfalls „genauestens beobachten“.

Allerdings enthält das Programm ihm zufolge auch „viele Punkte, die optimistisch stimmen“. Als Beispiel nennt Szekeres das Bekenntnis der Regierung zur Selbstverwaltung sowie die angekündigten Anreizsysteme für die Teilnahme an Präventionsprogrammen wie Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen: „Jeder Euro, der in die Prävention fließt, erspart ein Vielfaches an Folgekosten.“

 

Zentral sei allerdings, wie viel Geld für das Gesundheitssystem in den kommenden Jahren zur Verfügung stehe. Und dazu sage die Regierung in ihrem Programm leider nichts. Szekeres: „Geld ist die Grundvoraussetzung. Wir haben schon oft betont, dass es mehr Geld im Gesundheitssystem brauchen wird, um den Herausforderungen der Zukunft angemessen und unserem in Österreich gewohnt hohen Standard entsprechend begegnen zu können.“ Im Vergleich zur Entwicklung des BIP stagnierten die Gesundheitsausgaben „ohnehin schon lange genug, durch die Zeit des Überganges ist der Investitionsdruck sicher nicht kleiner geworden. Wir dürfen unsere Messlatte, die im Bereich unserer Nachbarländer Deutschland und Schweiz liegt, nicht aus den Augen verlieren“.

 

Nach wie vor keine wirkliche Freude hat die ÖÄK übrigens mit der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA), die noch unter dem seinerzeitigen Gesundheitsminister Alois Stöger eingeführt wurde. Harald Mayer, ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, beschreibt die Misere so: „Wenn es eine Minute dauert, bis die Patientenakte geladen wird, die dann auch nicht vollständig ist, dann hilft mir die elektronische Patientenakte in meiner täglichen Arbeit nicht viel weiter. Wir befürworten eine digitale Patientenakte, aber bitte eine benutzerfreundliche, schnelle und strukturierte.“

 

January 8th

Neue Bundesregierung: Pharmig gratuliert

Freundliche Begrüßungsworte seitens des Pharmaverbands sowie anderer Interessenvertretungen gab es für die Koalition aus ÖVP und Grünen. Nun geht es ans Arbeiten.

 

„Wir freuen uns, dass der Regierungsbildungsprozess nach der Nationalratswahl im Herbst 2019 so schnell abgeschlossen werden konnte. Das zeigt den Willen der neuen Regierung und ist ein positives Signal. In diesem Sinne freuen wir uns auf eine gedeihliche und gute Zusammenarbeit mit Rudolf Anschober, dem neuen Bundesminister für Soziales und Gesundheit, sowie allen weiteren Verantwortlichen der österreichischen Bundesregierung.“ So kommentierte Pharmig-Präsident Philipp von Lattorff, den Amtsantritt der Koalition aus ÖVP und Grünen am 7. Jänner. Generalsekretär Alexander Herzog ergänzte, es sei „wichtig, den Standort Österreich weiterhin zu stärken. Wirtschaft, Wohlstand und Gesundheit lassen sich nicht getrennt voneinander betrachten und wirken wechselseitig aufeinander ein“. Was die neue Regierung im Gesundheitsbereich konkret vorhabe, bleibe abzuwarten. Jedenfalls positiv sei aber, dass das Regierungsprogramm „unter anderem einen klaren Fokus auf die Weiterentwicklung des Forschungsstandortes Österreich im Sinne der Patientinnen und Patienten legt. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit der neuen Bundesregierung“.

 

Lob kam auch vom Obmann der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer (WKÖ), Siegfried Menz. Er begrüßte vor allem die geplante Senkung der Körperschaftssteuer, die versprochenen Verfahrensbeschleunigungen, die im Regierungsprogramm in Aussicht gestellte „Reform des Kumulationsprinzips im Verwaltungsstrafrecht“ sowie die Förderung der Kreislaufwirtschaft. Und Menz fügte hinzu: Nach Einschätzung vieler Wirtschaftsexperten schwäche sich die Konjunktur ab. Deshalb benötige insbesondere die Industrie Rechtssicherheit und Investitionsanreize. Nicht grundsätzlich ablehnend äußerte sich Menz zu Vorhaben wie der „Klimaneutralität bis 2040“ und der ökosozialen Steuerreform: „Eine weitere Senkung der Steuerlast für Unternehmen ebenso wie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei gleichzeitiger Nutzung der Chancen der Ökologisierung – diesen Weg hat Österreich eingeschlagen. Viele spannende Fragen stellen sich auf diesem Weg. Wir als Industrie sind Teil der Lösung und bereit, diesen Weg im Sinne der Menschen in unserem Land weiterzugehen.“

 

Etwas dick trug WKÖ-Präsident Harald Mahrer auf, der nach dem Abgang Reinhold Mitterlehners 2017 mit Sebastian Kurz für rund ein halbes Jahr die Regierungsbank drückte: Ihm zufolge ist, was die Koalition auf den Tisch legte, ein „Regierungsprogramm mit europaweiter Vorbildwirkung“. Nicht ohne Pathos kam auch Georg Kapsch aus, der Präsident der Industriellenvereinigung (IV). „Im Namen der österreichischen Industrie gratuliere ich Bundeskanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Werner Kogler sowie allen neu ernannten Ministern. Ich wünsche ihnen für ihre Aufgaben viel Kraft und Erfolg“, ließ er per Aussendung wissen.

 

Eine freundliche Begrüßung in seiner neuen Funktion erfuhr nicht zuletzt Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Neben der Pharmig streuten ihm die Ärztekammer (ÖÄK) und die Apothekerkammer Rosen. Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres zufolge hat sich Anschober „den Ruf erarbeitet, konsequent und hartnäckig für den sozialen Gedanken in der Gesundheitspolitik einzutreten. Sein soziales Engagement und seine unbestreitbare Kompetenz zeichnen ihn aus“. Die ÖÄK freue sich daher „auf die gemeinsame Zusammenarbeit“. Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr konstatierte, mit Anschober habe die neue Bundesregierung „ein überaus engagiertes, pragmatisch agierendes Mitglied mit langjähriger politischer Erfahrung und großer sozialer Kompetenz“. Auch Mursch-Edlmayr äußerte sich erfreut hinsichtlich der künftigen Zusammenarbeit.

 

 

 

January 7th

„Handlungsbedarf“ bei Finanzierung

FWF-Präsident Klement Tockner zeigt sich grundsätzlich zufrieden mit dem Programm der neuen Bundesregierung bezüglich Wissenschaft und Forschung. Und er hofft, dass dieses auch finanziell entsprechend unterfüttert wird.

 

Positive Ansätze, aber leider (noch) keine Finanzierung- so beurteilt FWF-Präsident Klement Tockner das Programm der am 7. Jänner angelobten Bundesregierung (Kabinett Kurz II), was Wissenschaft und Forschung betrifft. Per Aussendung ließ Tockner wissen, die Koalition aus ÖVP und Grünen nehme „in fast allen Politikfeldern Bezug auf die Wissenschaft bzw. eine wissenschaftliche Begleitung“. Das sei jedenfalls positiv. Außerdem kündige die Regierung an, mittels einer „ambitionierten FTI-Strategie 2030 die Empfehlungen der OECD-Review“ umsetzen zu wollen. Den FWF beträfen vor allem drei Punkte: erstens das geplante Forschungsfinanzierungsgesetz, das „mehrjährige Finanzierungs- und Planungssicherheit sowie einen ambitionierten Wachstumspfad bringen“ solle, zweitens das Bekenntnis zum FWF als „zentrale Organisation für die kompetitive Vergabe von öffentlichen Mitteln im Bereich der Grundlagenforschung“ und schließlich die „Stärkung der Grundlagenforschung, unter anderem durch eine Exzellenzinitiative, die vom FWF durchgeführt werden soll“.

 

Das alles ergebe durchaus Sinn - allerdings nur, wenn die Finanzierung gewährleistet sei. Und da hapert es laut Tockner zumindest vorerst noch: Ihm zufolge „offenbart vor allem der fehlende Hinweis auf die konkrete Finanzierung im Regierungsprogramm den augenscheinlichsten Handlungsbedarf“. Fixieren müsse die Regierung einen „ambitionierten Wachstumspfad im geplanten Forschungsfinanzierungsgesetz, denn sonst würde das Gesetz gar keinen Sinn haben“. Grundsätzlich gab sich der FWF-Chef aber zuversichtlich: Er zeigte sich überzeugt, dass der „ambitionierte Wachstumspfad“ auch tatsächlich eingeschlagen wird.

 

Positiv beurteilte Tockner die Wiederbestellung Heinz Faßmanns zum Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung: „Diese Personalentscheidung bedeutet zum einen Kontinuität in der Expertise, zum anderen die Möglichkeit, bei vielen ausgearbeiteten Vorhaben unmittelbar anzuknüpfen.“ Lob zollte Tockner auch Interims-Ministerin Iris Rauskala - allerdings mit Abstrichen: „Die Wissenschaftsagenden wurden in den letzten Monaten, wie von Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein vorgegeben, engagiert verwaltet. Nun ist es an der Zeit, wieder zu gestalten.“