Archive - Aug 2020

Datum
  • Alles
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
  • 11
  • 12
  • 13
  • 14
  • 15
  • 16
  • 17
  • 18
  • 19
  • 20
  • 21
  • 22
  • 23
  • 24
  • 25
  • 26
  • 27
  • 28
  • 29
  • 30
  • 31

August 31st

Borealis finalisiert DYM-Mehrheitsübernahme

Nach knapp zwei Jahren ist die Transaktion unter Dach und Fach. Ihren genauen Anteil nennt die Borealis ebensowenig wie den Kaufpreis.

 

Wie geplant, hat der Kunststoff- und Düngemittelkonzern Borealis die Übernahme der Mehrheit an der südkoreanischen DYM Solution abgeschlossen. Der genaue Anteil an der DYM und der Kaufpreis werden nicht bekannt gegeben, verlautete auf Anfrage des Chemiereports. Auf die Transaktion geeinigt hatten sich die beiden Unternehmen Ende Oktober 2018. Die DYM wurde 1992 gegründet und hat ihren Sitz in Cheonan rund 90 Kilometer südlich von Seoul. Sie ist auf Kunststoffisolierungen für Kabel und Drähte spezialisiert und erzeugt insbesondere halbleitende, halogenfreie, flammhemmende (HFFR) gummi- und silanvulkanisierte Werkstoffe, hieß es in einer Aussendung

 

Lucrèce Foufopoulos, die im Vorstand der Borealis für das Polyolefingeschäft zuständig ist, begründete die Übernahme der Mehrheit an der DYM so: „Die Entkarbonisierung des Energiesektors schafft erhebliche Wachstumschancen für die globale Draht- und Kabelindustrie. Borealis und Borouge setzen sich weiterhin dafür ein, unsere Kunden in aller Welt mit dem umfassendsten Angebot zu unterstützen, um die Energiewende zu ermöglichen. Die DYM-Akquisition wird unser Angebot ergänzen, wodurch wir unsere Kunden besser bedienen können.“ Die Borealis könne damit ihre Erzeugungskapazitäten in den fraglichen Bereichen steigern und so die Versorgungssicherheit für die Kunden erhöhen, sich in der Region noch besser positionieren sowie ihr Angebot erweitern.

 

Dong-Ha Park, der Gründer und Vorstandschef der DYM, konstatierte, er betrachte die Borealis „als zuverlässigen und starken Partner mit einer ausgezeichneten Erfolgsbilanz in Verbindung mit Innovation und Kundenservice, und wir sind hocherfreut, dass das Geschäft erfolgreich abgeschlossen wurde“.

 

 

Alpbacher Technologiegespräche holen die Life Sciences auf die Bühne

Unter ungewöhnlichen Bedingungen gingen in diesem Jahr die Alpbacher Technologiegespräche über die Bühne. Deutlich zeigte sich dabei, dass – nicht zuletzt durch COVID-19 – die Life Sciences zurück auf der politischen Agenda sind.  

Die Teilnehmer des diesjährigen Forums Alpbach kommen – erstmals seit seiner Gründung 1945 – nicht im Tiroler Bergdorf zusammen, sondern verfolgen Vorträge und Podiumsdiskussion online und können sich über die Plattform Hopin mit Fragen und Diskussionsbeiträgen zu Wort melden. Einige der Podien finden physisch in Alpbach statt, einige in Wien, manche Referenten haben sich von Ihren jeweiligen Institutionen zugeschaltet.

Die Themenpalette der Technologiegespräche, die am 27. und 28. August stattfanden, reichte dabei von die von Forschungsförderung über Künstliche Intelligenz und Impfstoffentwicklung bis zur internationalen Zusammenarbeit in der Klimaforschung. Polareis-Experte Christian Haas (Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven) und Ozeanforscher Martin Visbeck (Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel) betonten etwa die Lücken im Verständnis des komplexen Wechselspiels zwischen Hydro- und Atmosphäre, die die Wissenschaft zu füllen versuche. Visbeck plädierte in diesem Zusammenhang dafür, wissenschaftliche Daten über alle Grenzen hinweg kostenlos zugänglich zu machen. Einig waren sich beide Forscher mit Klimaschutz-Ministerin Leonore Gewessler aber darin, dass das vorhandene Wissen ausreiche, um zu dringlichem Handeln zum Schutz der Atmosphäre aufzurufen.

 

Die wiederentdeckte gesellschaftliche Relevanz der Life Sciences

Die gesellschaftliche Relevanz, aber auch die Grenzen der biowissenschaftlichen Forschung standen in einer vom Wirtschaftsministerium organisierten Diskussionsrunde im Zentrum, bei der Matthias Beck (Institut für Systematische Theologie und Ethik der Uni Wien) und Sylvia Knapp (Professorin für Infektionsbiologie an der Medizinischen Universität Wien) der Frage nachgingen, nach welchen Kriterien ein Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 – wenn er einmal entwickelt ist – denn gerecht verteilt werden soll und wie ein fairer Preise dafür zustandekommt. Knapp plädierte für das Zusammenspannen von biowissenschaftlicher, juristischer und Public-Health-Kompetenz in einem Pandemieforschungszentrum nach dem Vorbild des deutschen Robert-Koch-Instituts. Zu Wort kam mit Erich Tauber, Geschäftsführer des vom US-Konzern MSD übernommenen Wiener Startups Themis auch einer, der sich in puncto COVID-Impfstoff nicht auf einen „aberwitzigen Wettlauf“ einlassen, sondern lieber langfristige eine „ausgezeichnete Lösung“ liefern will.

Die Life Sciences spielten auch in einer von der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur ecoplus organisierten Podiumsdiskussion zum Thema Wasser eine gewichtige Rolle: Gewässerökologen wie Martin Kainz (Wassercluster Lunz) untersuchen die aquatische Nahrungskette, Mikrobiologen wie Andreas Farnleitner (Karl-Landsteiner-Privatuniversität) die natürlichen, aber auch die schädlichen Bakterien, die im Wasser zu finden sind. Die Hygienikerin Regina Sommer (Medizinische Universität Wien) berichtete über Möglichkeiten der Desinfektion von Trinkwasser, Martin Brandl (Donau-Universität Krems) über den Einsatz der Sensortechnik zur Kontrolle von Parametren, die für eine sichere Trinkwasserversorgung erforderlich sind – einer Aufgabe, die angesichts von klimatischen Veränderungen und Bevölkerungskonzentration in den Ballungsräumen zur Herausforderung für Franz Dinhobl, Geschäftsführer des Versorgungsunternehmens EVN Wasser wird.

Auf einem weiteren Podium berichtete Komplexitätsforscher Stefan Thurner über die Probleme, die unzureichende Qualität und mangelnde Zugänglichkeit von Daten bei der epidemiologische Modellierung von COVID-19 bereiteten.

August 29th

Functional Foods: Welche Vorschriften gelten?

Der Konferenzanbieter IMH veranstaltet am 15. und 16. September ein Seminar zum Thema Nahrungsergänzungsmittel und Functional Foods. Die zweitägige Veranstaltung gibt einen Wegweiser durch das Dickicht an Vorschriften, das für diese Produktgruppen gilt.

Bringt man Nahrungsergänzungsmittel oder mit Vitaminen und anderen Stoffen angereicherte Lebensmittel auf den Markt – welche Vorschriften gelten dann? Bewegt man sich im Anwendungsgebiet von Anreicherungsverordnung und Nahrungsmittelergänzungsverordnung – oder hat man es mit dietätischen Lebensmitteln oder gar Arzneimitteln zu tun? Was kann und darf über Lebensmittel gesagt werden, was nicht? Und was muss gerade an Angaben und Kennzeichnungen auf der Verpackung zu finden sein?

Fragen wie diese werden vor dem Hintergrund der nationalen und europäischen Gesetzeslage behandelt und Anleitungen zur Produktentwicklung und -auslobung im Einklang mit der EU-Health-Claims-Verordnung nach dem „Do it yourself“-Prinzip gegeben. Die Veranstaltung findet im Arcotel Wimberger, 1070 Wien, statt.

 

Forum Pharma am 29. und 30. September

Hingewiesen sei auch bereits auf eine weitere zweitägige IMH-Konferenz: Am 29. und 30. September findet im NH Danube City das Forum Pharma statt, das Trends in der Reinraumtechnik und die aktuelle Situation auf dem Biosimilars-Markt beleuchtet.

 

 

August 26th

CD-Labor erzeugt CAR-T-Zellen mit neuartigen Rezeptoren

Kaum eröffnet, gibt es schon die ersten vielversprechenden Ergebnisse: Forscher des „CD-Labors für CAR-T-Zellen der nächsten Generation“ publizierten in der Fachzeitschrift Nature Communications die Entwicklung einer Plattform neuartiger CAR-T-Zellen mit Aviditäts-kontrollierten Rezeptoren, deren Zusammentreten aus zwei Untereinheiten sich überdies von außen kontrollieren lässt.

Ziel des im April eröffneten CD-Labors ist es, die im Bereich von Leukämien und Lymphomen schon erfolgreich angewandte CAR-T-Zelltherapie auch auf solide Tumoren anzuwenden. Dazu sollen die extrakorporal modifizierten patienteneigenen T-Zellen so weiterentwickelt werden, dass sie Krebszellen mit höherer Spezifität angreifen und die Toxizität gegenüber gesunden Körperzellen herabgesetzt ist.

Die nun publizierte Plattform lässt die Erzeugung von CAR-T-Zellen zu, deren Rezeptoren (CARs) eine von zwei Eigenschaften zeigen, die dem Ziel höherer Tumorspezifität dienen: Zum einen wird die sogenannte Avidität genutzt, also das Phänomen, dass bei Bindung eines T-Zell-Rezeptors an zwei (in diesem Fall unterschiedliche) Antigene die Bindungsstärke um ein Vielfaches gestärkt wird. Zum anderen hat das Team um Manfred Lehner (St. Anna Kinderkrebsforschung) und Michael Traxlmayr (Universität für Bodenkultur) CARs mit steuerbaren Schaltern realisiert, bei denen die Zusammenlagerung zweier Untereinheiten zum fertigen CAR durch die Gabe eines Arzneimittels ausgelöst werden kann.

 

 

Zuckerfabrik Leopoldsdorf: Bauern machen mobil

Die seitens der Agrana angekündige Schließung der Anlage soll verhindert werden. Dafür machen sich mittlerweile auch Regional-, Landes- und Bundespolitiker stark.

 

Die Zuckerfabrik der Agrana in Leopoldsdorf im Marchfelde muss erhalten bleiben, betonen Bauervertreter und Lokalpolitiker. Nach wochenlangen Gerüchten hatte der Stärke- und Zuckerkonzern am 25. August bekannt gegeben, die Fabrik nach Verarbeitung der heurigen Ernte schließen zu wollen. Dies sei aus wirtschaftlichen Gründen unumgänglich. Allerdings gebe es einen Ausweg: Die Agrana brauche bis spätestens November die Zusicherung, dass künftig auf zumindest 38.000 Hektar Zuckerrüben angebaut werden. Zuletzt lag die Anbaufläche laut Agrana bei 26.000 Hektar. Die Kosten der Schließung von Leopoldsdorf bezifferte der Konzern mit „bis zu 35 Millionen Euro, wovon bis zu 15 Millionen Euro liquiditätswirksam wären“. Der Hintergrund: Nach dem Auslaufen der Zuckermarktordnung der EU per Ende September 2017 erweiterte eine Reihe von Ländern ihre Zuckerproduktion. In der Folge fielen die Zuckerpreise auf etwa die Hälfte. Dies schlug sich auch in den letzten Bilanzen der Agrana nieder, wenngleich im Lauf des vergangenen Jahres eine gewisse Erholung zu verzeichnen war.

 

Der Präsident des Verbands „Die Rübenbauern“, Ernst Karpfinger, forderte dringlich einen „letzten Anlauf zur Rettung der Zuckerfabrik Leopoldsdorf“. Die Mitglieder seines Verbands seien bereit, die von der Agrana verlangten Flächen zu kontrahieren. Sie bräuchten dafür aber „unbedingt begleitende Maßnahmen von der Politik“. Konkret forderte Karpfinger „verlässliche Rahmenbedingungen beim Pflanzenschutz sowie finanzielle Unterstützung im Kampf gegen den Rüsselkäfer“. Gemeint ist damit unter anderem die (Wieder-)Zulassung bestimmter Neonicotinoide, die als besonders wirksam gegen den Rübenderbrüssler gelten. Dieser Käfer sorgt immer wieder für erhebliche Ernteausfälle. Karpfinger zufolge fehlt nicht zuletzt mit den „Neonics“, die unter dem seinerzeitigen Landwirtschaftsminister und nunmehrigen burgenländischen Landwirtschaftskammerpräsidenten Nikolaus Berlakovic verboten wurden, das „notwendige Werkzeug zum Arbeiten. Bei uns alles zu verbieten und dann Importe aus Ländern außerhalb der EU zuzulassen, die Pflanzenschutzmittel verwenden, die bei uns längst verboten sind, ist der falsche Weg, vernichtet heimische Wertschöpfung und Arbeitsplätze und ist unfair“.

Ähnlich äußerte sich Bauernbund-Präsident Georg Strasser. Ihm zufolge ist die Zuckerrübe „ein wichtiger Bestandteil in der Fruchtfolge, Böden profitieren vom Anbau dieser Kultur. Zudem ist sie ein wichtiger Einkommensfaktor im Ackerbau. Wir müssen alles tun, um diese wertvolle Pflanze und somit die gesamte Zuckerproduktion in Österreich zu erhalten“. Zuckerimporte aus Südamerika, wo Zucker aus Zuckerrohr wesentlich billiger erzeugt werden kann als Rübenzucker in Österreich, will Strasser „ nicht zulassen“.

 

„Katastrophe für Leopoldsdorf“

 

Der Bürgermeister von Leopoldsdorf, Clemens Nagel (SPÖ), sprach von einer „Katastrophe für die Marktgemeinde Leopoldsdorf im Marchfelde und die gesamte Region“. Ihm zufolge gingen mit der Schließung 150 Voll- sowie 100 Kampagnenarbeitsplätze verloren. Außerdem würde seine Kommune jährlich bis zu 300.000 Euro an Kommunalsteuer verlieren. Im Verein mit weiteren niederösterreichischen SPÖ-Politikern forderte Nagel Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger sowie den zuständigen niederösterreichischen Landesrat Stephan Pernkopf (beide ÖVP) zum „Tätigwerden“ auf.

 

Köstinger hatte bereits zuvor angekündigt, einen „Runden Tisch“ einzuberufen, bei dem die Angelegenheit geklärt werden soll.

 

Komplexe Strukturen

 

Detail am Rande: Die österreichischen Rübenbauern sind über die „Zucker und Stärke Holding AG“ (Z&S) nicht unmaßgeblich an der Agrana beteiligt. Der Z&S gehören 78,34 Prozent des Grundkapitals des Konzerns. Sie selbst steht zu 100 Prozent im Eigentum der Agrana Zucker, Stärke und Frucht Holding AG mit Sitz in Wien. An ihr hält die Zucker-Beteiligungsgesellschaft mbH (ZBG) 50 Prozent minus 1 Aktie, die ihrerseits der Agrana Zucker GmbH, einer Tochter der Agrana-Beteiligungs-AG gehört. Die übrigen 50 Prozent der Agrana Zucker, Stärke und Frucht Holding AG sind Eigentum der deutschen Südzucker AG.

Die ZBG wiederum gehört der Raiffeisen-Tochter Almara, der Marchfelder Zuckerfabriken GmbH, der Estezet-Beteiligungsgesellschaft, der Rübenproduzenten-Beteiligungs-GesmbH und der Leipnik-Lundenburger-Invest-Beteiligungs-AG, deren Generaldirektor der ehemalige Landwirtschaftsminister, Vizekanzler und ÖVP-Obmann Josef Pröll ist. Zwischen der Südzucker und der ZBG besteht ein Syndikatsvertrag, mit dem die beiden Gesellschaften ihre Stimmrechte gebündelt haben. Außerdem gibt es Übertragungsbeschränkungen für die Aktien sowie Nominierungsrechte für die Organe der Agrana und der Südzucker. Agrana-Generaldirektor Johann Marihart, der Anfang kommenden Jahres in Pension geht, ist Vorstand der Südzucker. Im Gegenzug ist Thomas Kölbl von der Südzucker im Vorstand der Agrana-Beteiligungs-AG tätig.

 

 

 

 

August 24th

Takeda verkauft TCHC

Der japanische Pharmakonzern stößt sein Geschäft mit nicht rezeptpflichtigen Medikamenten in Japan ab. Käufer ist der US-Investmenthaus Blackstone.

 

Der japanische Pharmakonzern Takeda verkauft seine Takeda Consumer Healthcare Company Limited (TCHC) um rund 242 Milliarden Yen (1,93 Milliarden Euro) an die US-amerikanische Investmentfirma Blackstone. Vorbehaltlich der Genehmigung durch die zuständigen Behörden ist geplant, die Transaktion bis 31. März kommenden Jahres abzuschließen, teilte Takeda mit. Die erst 2017 gegründete TCHC ist auf den Vertrieb von nicht rezeptpflichtigen Medikamenten in Japan spezialisiert. Im Jahr 2019 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von rund 60 Milliarden Yen (479 Millionen Euro). Eines der wichtigsten Produkte ist das Vitamin-B1-Präparat Alinamin. Der Verkauf gehört zu einem Divesitionsprogramm, in dessen Rahmen Takeda seit März nicht zum Kerngeschäft gehörende Vermögenswerte von insgesamt rund 973 Milliarden US-Dollar (822 Milliarden Euro) abstieß. Takeda-Chef Christophe Weber sagte, TCHC passe nicht mehr zum abgeschlankten Portfolio, mit dem sich Takeda auf Gastroenterologie, Seltene Erkrankungen, plasmabasierte Therapien, Krebserkrankungen und Nervenkrankheiten konzentrieren wolle. Er gab sich jeodch zuversichtlich, dass Blackstone das Unternehmen wachstumsorientiert weiterführen werde.

 

Atsuhiko Sakamoto, der Leiter des Private-Equity-Geschäfts von Blackstone Japan, konstatierte, sein Unternehmen wolle Marktführer für nicht rezeptpflichtige Medikamente in Japan werden. TCHC habe „ungeheures“ Potenzial in Japan und ganz Asien. Aussagen von Takeda, dass Blackstone plant, TCHC mit dem bisherigen Management weiterzuführen und die Belegschaft unverändert belassen will, bestätigte Sakamoto nicht.

 

 

August 20th

Technologie-Jahrbuch zum Thema „Komplexe Systeme“ vorgestellt

Ein Stück Alpbach war diese Woche in der Wiener Bankgasse zu finden. Für gewöhnlich wird das Jahrbuch zu den Alpbacher Technologiegesprächen im Rahmen von deren Eröffnung im Konferenzzentrum des Tiroler Bergdorfs vorgestellt. Doch heuer sind die Gespräche - wie das gesamte Forum Alpbach - auf die virtuelle Plattform „Hopin“ gewandert, nur einige Vorträge und Podien werden in Alpbach selbst stattfinden, und auch die ohne Publikum. Dementsprechend präsentierte das AIT (Austrian Institute of Technology) – seit vielen Jahren Mitveranstalter der Technologiegespräche – das zugehörige Jahrbuch vor Medienvertretern im Wiener Pressclub Concordia.

Hannes Androsch, Industrieller, AIT-Aufsichtsratsvorsitzender und scheidender Vorsitzender des Rats für Forschung und Technologieentwicklung, versprühte nicht gerade Optimismus, was die Situation Europas und im Speziellen Österreichs angesichts eines tobenden Innovationwettstreits zwischen den USA und China betrifft. Dass man beim Budget der Europäische Union ausgerechnet bei Forschung und Entwicklung gesparte hat, stieß den Ex-Politiker sauer auf. Und auch hierzulande habe man die Empfehlungen des von ihm geleiteten Rats nur zu oft mit Interesse angehört, aber nicht in die Praxis umgesetzt. Dabei könne man, wenn man wolle: Das AIT und die Christian-Doppler-Labore sind internationale Vorzeigebeispiele für Modelle der anwendungsorientierten Forschung, die Androsch explizit nannte.

 

Fast alles ist komplex – und schwer zu beherrschen

Dass auch angewandte Forschung ein Verständnis der behandelten Fragen auf höchstem wissenschaftlichem Niveau erfordere, betonte AIT-Geschäftsführer Wolfgang Knoll. Beim Thema Komplexität, dem das diesjährige Jahrbuch gewidmet ist, gelte das in besonderer Weise, habe man es bei doch so gut wie allen der gesellschaftlichen Aufgaben, zu denen das AIT Lösungen erarbeite, mit komplexen Systemen zu tun. Der Wissenschaftsjournalist Martin Kugler hat für das Jahrbuch eine Reihe von Kapiteln zusammengestellt, die die verschiedenen Anwendungsfelder dieses noch jungen wissenschaftlichen Ansatzes behandeln: Biologie und Gesundheit, Klima und Decarbonisierung, Urbanisierung, soziale Systeme - sogar die Kunst kommt zu Wort.

Doch was sind überhaupt komplexe Systeme und wie unterscheiden sich diese von lediglich komplizierten? Darauf konnte Stefan Thurner, Professor an der Medizinischen Universität Wien und Präsident des Complexity Science Hub Vienna Antworten geben: Die Elemente komplexer Systeme weisen bestimmte Eigenschaften auf, die sie zur Teilnahme an einem ganzen Netzwerk von Wechselwirkungen mit anderem Elementen befähigen. Das Komplexe daran: Die Eigenschaften verändern die Wechselwirkungen, diese aber wiederum die Eigenschaften – das mache sie so schwierig zu beherrschen, so Thurner. Doch es gebe gute Beispiele, wo ein vertieftes Verständnis des Wechselwirkungs-Netzwerks zu erfreulichen Ergebnissen geführt habe: So konnten epidemiologische Simulationen als Grundlage dafür herangezogen werden, Infektionsketten zu durchbrechen – eine allzu aktuelle Thematik.

 

 

August 4th

Bayer: Milliardenverlust nach Sondereffekten

Die Rechtsstreitigkeiten um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat rissen ein Loch in die Halbjahresbilanz. Operativ war das Geschäft durch die COVID-19-Pandemie geprägt. Aber gerade der Crop-Sciences-Bereich verzeichnete vor Sondereffekten zweistellige Wachstumsraten.

 

 

Einen Verlust von 8,06 Milliarden Euro meldet der deutsche Agrochemie- und Pharmakonzern Bayer für das erste Halbjahr 2020. Bedingt war dieser durch negative Sondereinflüsse von 13,10 Milliarden Euro, insbesondere Aufwendungen für Rechtsstreitigkeiten von 12,45 Milliarden Euro. Wie berichtet, hatte Bayer versucht, einen Vergleich mit der US-amerikanischen Justiz über die Klagen im Zusammenhang mit dem umstrittenen Pflanzenschutzmittel Glyphosat zu schließen. Der zuständige Richter, Vince Chhabria vom U.S. District Court for the Northern District of California, äußerte indessen Bedenken gegen die geplante Sammelklägervereinbarung, weshalb Bayer diese zurückzog. „Bayer setzt sich weiterhin nachdrücklich für eine Lösung ein, die gleichzeitig sowohl die gegenwärtigen Rechtsstreitigkeiten zu vernünftigen Bedingungen beilegt als auch Führung und Beilegung möglicher künftiger Rechtsstreitigkeiten in tragfähiger Weise regelt“, betonte der Konzern anlässlich der Vorstellung der Halbjahreszahlen. An den Sondereffekten änderte das freilich nichts.

 

Operativ gesehen, war Bayer ebenso wie andere Unternehmen von der COVID-19-Pandemie betroffen. Deshalb liefen die Geschäfte einigermaßen durchwachsen, allerdings keineswegs katastrophal. Im größten Geschäftsbereich etwa, Crop Sciences, war ein leichtes Umsatzplus von 0,3 Prozent auf 11,36 Milliarden Euro zu verzeichnen. Das EBITDA vor Sondereinflüssen wuchs um 18,2 Prozent auf 3,98 Milliarden Euro, das EBIT vor Sondereinflüssen um 20,3 Prozent auf 2,93 Milliarden. Nach den Sondereffekten waren die beiden Kennzahlen indessen deutlich im Minus, das EBITDA mit -6,41 Milliarden Euro, das EBIT mit -8,10 Milliarden Euro.

 

Der Bereich Pharmaceuticals (rezeptpflichtige Medikamente) verzeichnete einen Umsatzrückgang von 2,7 Prozent auf 8,54 Milliarden Euro. Bayer führt dies nicht zuletzt darauf zurück, dass bedingt durch die COVID-19-Pandemie andere, nicht dringend notwendige Behandlungen zurückgestellt wurden. Dennoch blieb das EBITDA vor Sondereffekten mit 2,96 Milliarden Euro (- 0,1 Prozent) stabil, das EBIT vor Sondereffekten erhöhte sich um 2,5 Prozent auf 2,46 Milliarden Euro. Auch hier sorgten die Sondereinflüsse jedoch für ein kräftiges Minus: Das EBITDA belief sich auf 1,41 Milliarden Euro (- 52,3 Prozent), das EBIT auf 924 Millionen Euro (- 61,5 Prozent)

 

Im Geschäft mit nicht rezeptpflichtigen Arzneimitteln (Consumer Health) schließlich erwirtschaftete Bayer im ersten Halbjahr 2020 einen Umsatz von 2,59 Milliarden Euro, um 8,4 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2019. Das EBITDA vor Sondereinflüssen lag mit 555 Millionen Euro um 3,5 Prozent unter dem ersten Halbjahr 2019, das EBIT vor Sondereinflüssen verringerte sich um 3,0 Prozent auf 393 Millionen Euro. In diesem Geschäftsbereich verbesserten die Sondereffekte die Resultate allerdings: Das EBITDA wuchs um 7,2 Prozent auf 533 Millionen Euro. Das EBIT belief sich auf 425 Millionen Euro, nachdem es im ersten Halbjahr 2019 mit -90 Millionen Euro deutlich negativ gewesen war.

 

 

Vorstandschef Werner Baumann stellte in seinem Kommentar zum Halbjahresergebnis die positiven Seiten der Bilanz heraus: „Dank der Zuwächse im Agrargeschäft haben wir das EBITDA vor Sondereinflüssen gesteigert – und das unter schwierigen Rahmenbedingungen.“ Nur schwer einzuschätzen ist dem Bayer-Management zufolge, wie sich die COVID-19-Pandemie auf das Ergebnis des Gesamtjahr auswirken wird. Bis auf Weiteres rechnet die Konzernleitung mit einem Umsatz von 42 bis 43 Milliarden Euro (2019: 43,54 Milliarden Euro) und einem bereinigten Ergebnis je Aktie zwischen 6,40 und 6,60 Euro (2019: 6,38 Euro).

 

 

 

 

Forschungsförderung: Pharmaindustrie begrüßt IHI

Die von der EU-Kommission geplante „Innovative Health Initiative“ stößt auf grundsätzliche Zustimmung. Positiv beurteilt wird nicht zuletzt die verstärkte Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.

 

Erwartungsgemäß positiv beurteilen der europäische Pharmaindustrieverband EFPIA, der Impfstoffproduzentenverband Vaccines Europe sowie weitere Interessenvertretungen im Gesundheitssektor den Vorschlag der EU-Kommission für eine sogenannte „Innovative Health Initiative“ (IHI). Auf Einladung der Kommission hatten sie zu den Inhalten des Vorschlags Beiträge geliefert. In einer gemeinsamen Aussendung erklärten die Interessenverbände am 3. August, die Förderinitiative IHI werde Forschern, Patienten und Bürgern zeigen, „dass die Europäische Union bestrebt ist, eine weltweite Führungsrolle bei der Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung zu spielen“.

Und eben die Zusammenarbeit in F&E könne dazu beitragen, die öffentlichen Gesundheitssysteme widerstandsfähiger gegen Krisen zu machen, deren Nutzen für die Patienten zu verbessern und die Erholung der Wirtschaft nach der COVID-19-Pandemie zu beschleunigen, betonen die Verbände in einer gemeinsamen Aussendung: „Die Pandemie hat ferner verdeutlicht, wie wichtig es ist, über eine umfassende Partnerschaft für Innovationen im Gesundheitswesen zu verfügen.“ Eine solche Partnerschaft könne dazu betragen, öffentliche und private Forschung im Hiblick auf globale Gesundheitsgefahren zu forcieren und zu koordinieren.

Wie die Verbände festhalten, beschreibt der Vorschlag der EU-Kommission die Ziele der Partnerschaft und den Weg, um diese zu erreichen. Freilich werde es noch Diskussionen geben. Aber die wesentlichsten Inhalte des Entwurfs für einen Rechtsakt zeichneten sich bereits ab. Den Verbänden zufolge ist dieser im Herbst zu erwarten.

 

Herausforderungen und Lösungen

 

In ihrem Vorschlag identifiziert die EU-Kommission vor allem folgende Hemmnisse für die Zusammenarbeit in der Forschung im Gesundheitsbereich:
- mangelndes Verständnis von Krankheiten, insbesondere auf molekularer Ebene
- begrenzte Kooperation zwischen Wissenschaft und Industrie
- konkurrenzbedingte mangelnde Kooperation innerhalb der Industrie
- Fehlen von Geschäftsmodellen für Medikamente, nach denen großer Bedarf besteht, bei denen jedoch nur vergleichsweise geringe Profite zu erwarten sind.

 

Unter den Kernpunkten der IHI nennt die Kommission daher eine „multisektorale Inititative“ in den Bereichen der Pharma- und der Medizintechnikindustrie, um „integrierte Lösungen“ bzw. Therapien zu erarbeiten. Ferner sollen im Mittelpunkt der IHI vordringlich die Bedürfnisse der Patienten und die Gesundheitssysteme stehen. Deshalbplant die Kommission die Einrichtung eines „Innovation Panel“, dem Vertreter aller öffentlichen und privaten Interessen im Gesundheitswesen angehören sollen. Die Funktion des „Panel“ sieht die Kommission darin, der Wissenschaft und der Wirtschaft frühzeitig Anregungen für Forschung und Entwicklung zu liefern. Dadurch will die Kommission sicherstellen, dass Projekte im Rahmen der IHI „die Bedürfnisse der Gesundheitssysteme besser berücksichtigen“. Genutzt werden sollen auch Synergien mit anderen Förderprogrammen der EU wie Horizon Europe und Digital Europe.