Archive - Aug 20, 2020

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Technologie-Jahrbuch zum Thema „Komplexe Systeme“ vorgestellt

Ein Stück Alpbach war diese Woche in der Wiener Bankgasse zu finden. Für gewöhnlich wird das Jahrbuch zu den Alpbacher Technologiegesprächen im Rahmen von deren Eröffnung im Konferenzzentrum des Tiroler Bergdorfs vorgestellt. Doch heuer sind die Gespräche - wie das gesamte Forum Alpbach - auf die virtuelle Plattform „Hopin“ gewandert, nur einige Vorträge und Podien werden in Alpbach selbst stattfinden, und auch die ohne Publikum. Dementsprechend präsentierte das AIT (Austrian Institute of Technology) – seit vielen Jahren Mitveranstalter der Technologiegespräche – das zugehörige Jahrbuch vor Medienvertretern im Wiener Pressclub Concordia.

Hannes Androsch, Industrieller, AIT-Aufsichtsratsvorsitzender und scheidender Vorsitzender des Rats für Forschung und Technologieentwicklung, versprühte nicht gerade Optimismus, was die Situation Europas und im Speziellen Österreichs angesichts eines tobenden Innovationwettstreits zwischen den USA und China betrifft. Dass man beim Budget der Europäische Union ausgerechnet bei Forschung und Entwicklung gesparte hat, stieß den Ex-Politiker sauer auf. Und auch hierzulande habe man die Empfehlungen des von ihm geleiteten Rats nur zu oft mit Interesse angehört, aber nicht in die Praxis umgesetzt. Dabei könne man, wenn man wolle: Das AIT und die Christian-Doppler-Labore sind internationale Vorzeigebeispiele für Modelle der anwendungsorientierten Forschung, die Androsch explizit nannte.

 

Fast alles ist komplex – und schwer zu beherrschen

Dass auch angewandte Forschung ein Verständnis der behandelten Fragen auf höchstem wissenschaftlichem Niveau erfordere, betonte AIT-Geschäftsführer Wolfgang Knoll. Beim Thema Komplexität, dem das diesjährige Jahrbuch gewidmet ist, gelte das in besonderer Weise, habe man es bei doch so gut wie allen der gesellschaftlichen Aufgaben, zu denen das AIT Lösungen erarbeite, mit komplexen Systemen zu tun. Der Wissenschaftsjournalist Martin Kugler hat für das Jahrbuch eine Reihe von Kapiteln zusammengestellt, die die verschiedenen Anwendungsfelder dieses noch jungen wissenschaftlichen Ansatzes behandeln: Biologie und Gesundheit, Klima und Decarbonisierung, Urbanisierung, soziale Systeme - sogar die Kunst kommt zu Wort.

Doch was sind überhaupt komplexe Systeme und wie unterscheiden sich diese von lediglich komplizierten? Darauf konnte Stefan Thurner, Professor an der Medizinischen Universität Wien und Präsident des Complexity Science Hub Vienna Antworten geben: Die Elemente komplexer Systeme weisen bestimmte Eigenschaften auf, die sie zur Teilnahme an einem ganzen Netzwerk von Wechselwirkungen mit anderem Elementen befähigen. Das Komplexe daran: Die Eigenschaften verändern die Wechselwirkungen, diese aber wiederum die Eigenschaften – das mache sie so schwierig zu beherrschen, so Thurner. Doch es gebe gute Beispiele, wo ein vertieftes Verständnis des Wechselwirkungs-Netzwerks zu erfreulichen Ergebnissen geführt habe: So konnten epidemiologische Simulationen als Grundlage dafür herangezogen werden, Infektionsketten zu durchbrechen – eine allzu aktuelle Thematik.