Archive - Aug 4, 2020

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Bayer: Milliardenverlust nach Sondereffekten

Die Rechtsstreitigkeiten um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat rissen ein Loch in die Halbjahresbilanz. Operativ war das Geschäft durch die COVID-19-Pandemie geprägt. Aber gerade der Crop-Sciences-Bereich verzeichnete vor Sondereffekten zweistellige Wachstumsraten.

 

 

Einen Verlust von 8,06 Milliarden Euro meldet der deutsche Agrochemie- und Pharmakonzern Bayer für das erste Halbjahr 2020. Bedingt war dieser durch negative Sondereinflüsse von 13,10 Milliarden Euro, insbesondere Aufwendungen für Rechtsstreitigkeiten von 12,45 Milliarden Euro. Wie berichtet, hatte Bayer versucht, einen Vergleich mit der US-amerikanischen Justiz über die Klagen im Zusammenhang mit dem umstrittenen Pflanzenschutzmittel Glyphosat zu schließen. Der zuständige Richter, Vince Chhabria vom U.S. District Court for the Northern District of California, äußerte indessen Bedenken gegen die geplante Sammelklägervereinbarung, weshalb Bayer diese zurückzog. „Bayer setzt sich weiterhin nachdrücklich für eine Lösung ein, die gleichzeitig sowohl die gegenwärtigen Rechtsstreitigkeiten zu vernünftigen Bedingungen beilegt als auch Führung und Beilegung möglicher künftiger Rechtsstreitigkeiten in tragfähiger Weise regelt“, betonte der Konzern anlässlich der Vorstellung der Halbjahreszahlen. An den Sondereffekten änderte das freilich nichts.

 

Operativ gesehen, war Bayer ebenso wie andere Unternehmen von der COVID-19-Pandemie betroffen. Deshalb liefen die Geschäfte einigermaßen durchwachsen, allerdings keineswegs katastrophal. Im größten Geschäftsbereich etwa, Crop Sciences, war ein leichtes Umsatzplus von 0,3 Prozent auf 11,36 Milliarden Euro zu verzeichnen. Das EBITDA vor Sondereinflüssen wuchs um 18,2 Prozent auf 3,98 Milliarden Euro, das EBIT vor Sondereinflüssen um 20,3 Prozent auf 2,93 Milliarden. Nach den Sondereffekten waren die beiden Kennzahlen indessen deutlich im Minus, das EBITDA mit -6,41 Milliarden Euro, das EBIT mit -8,10 Milliarden Euro.

 

Der Bereich Pharmaceuticals (rezeptpflichtige Medikamente) verzeichnete einen Umsatzrückgang von 2,7 Prozent auf 8,54 Milliarden Euro. Bayer führt dies nicht zuletzt darauf zurück, dass bedingt durch die COVID-19-Pandemie andere, nicht dringend notwendige Behandlungen zurückgestellt wurden. Dennoch blieb das EBITDA vor Sondereffekten mit 2,96 Milliarden Euro (- 0,1 Prozent) stabil, das EBIT vor Sondereffekten erhöhte sich um 2,5 Prozent auf 2,46 Milliarden Euro. Auch hier sorgten die Sondereinflüsse jedoch für ein kräftiges Minus: Das EBITDA belief sich auf 1,41 Milliarden Euro (- 52,3 Prozent), das EBIT auf 924 Millionen Euro (- 61,5 Prozent)

 

Im Geschäft mit nicht rezeptpflichtigen Arzneimitteln (Consumer Health) schließlich erwirtschaftete Bayer im ersten Halbjahr 2020 einen Umsatz von 2,59 Milliarden Euro, um 8,4 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2019. Das EBITDA vor Sondereinflüssen lag mit 555 Millionen Euro um 3,5 Prozent unter dem ersten Halbjahr 2019, das EBIT vor Sondereinflüssen verringerte sich um 3,0 Prozent auf 393 Millionen Euro. In diesem Geschäftsbereich verbesserten die Sondereffekte die Resultate allerdings: Das EBITDA wuchs um 7,2 Prozent auf 533 Millionen Euro. Das EBIT belief sich auf 425 Millionen Euro, nachdem es im ersten Halbjahr 2019 mit -90 Millionen Euro deutlich negativ gewesen war.

 

 

Vorstandschef Werner Baumann stellte in seinem Kommentar zum Halbjahresergebnis die positiven Seiten der Bilanz heraus: „Dank der Zuwächse im Agrargeschäft haben wir das EBITDA vor Sondereinflüssen gesteigert – und das unter schwierigen Rahmenbedingungen.“ Nur schwer einzuschätzen ist dem Bayer-Management zufolge, wie sich die COVID-19-Pandemie auf das Ergebnis des Gesamtjahr auswirken wird. Bis auf Weiteres rechnet die Konzernleitung mit einem Umsatz von 42 bis 43 Milliarden Euro (2019: 43,54 Milliarden Euro) und einem bereinigten Ergebnis je Aktie zwischen 6,40 und 6,60 Euro (2019: 6,38 Euro).

 

 

 

 

Forschungsförderung: Pharmaindustrie begrüßt IHI

Die von der EU-Kommission geplante „Innovative Health Initiative“ stößt auf grundsätzliche Zustimmung. Positiv beurteilt wird nicht zuletzt die verstärkte Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.

 

Erwartungsgemäß positiv beurteilen der europäische Pharmaindustrieverband EFPIA, der Impfstoffproduzentenverband Vaccines Europe sowie weitere Interessenvertretungen im Gesundheitssektor den Vorschlag der EU-Kommission für eine sogenannte „Innovative Health Initiative“ (IHI). Auf Einladung der Kommission hatten sie zu den Inhalten des Vorschlags Beiträge geliefert. In einer gemeinsamen Aussendung erklärten die Interessenverbände am 3. August, die Förderinitiative IHI werde Forschern, Patienten und Bürgern zeigen, „dass die Europäische Union bestrebt ist, eine weltweite Führungsrolle bei der Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung zu spielen“.

Und eben die Zusammenarbeit in F&E könne dazu beitragen, die öffentlichen Gesundheitssysteme widerstandsfähiger gegen Krisen zu machen, deren Nutzen für die Patienten zu verbessern und die Erholung der Wirtschaft nach der COVID-19-Pandemie zu beschleunigen, betonen die Verbände in einer gemeinsamen Aussendung: „Die Pandemie hat ferner verdeutlicht, wie wichtig es ist, über eine umfassende Partnerschaft für Innovationen im Gesundheitswesen zu verfügen.“ Eine solche Partnerschaft könne dazu betragen, öffentliche und private Forschung im Hiblick auf globale Gesundheitsgefahren zu forcieren und zu koordinieren.

Wie die Verbände festhalten, beschreibt der Vorschlag der EU-Kommission die Ziele der Partnerschaft und den Weg, um diese zu erreichen. Freilich werde es noch Diskussionen geben. Aber die wesentlichsten Inhalte des Entwurfs für einen Rechtsakt zeichneten sich bereits ab. Den Verbänden zufolge ist dieser im Herbst zu erwarten.

 

Herausforderungen und Lösungen

 

In ihrem Vorschlag identifiziert die EU-Kommission vor allem folgende Hemmnisse für die Zusammenarbeit in der Forschung im Gesundheitsbereich:
- mangelndes Verständnis von Krankheiten, insbesondere auf molekularer Ebene
- begrenzte Kooperation zwischen Wissenschaft und Industrie
- konkurrenzbedingte mangelnde Kooperation innerhalb der Industrie
- Fehlen von Geschäftsmodellen für Medikamente, nach denen großer Bedarf besteht, bei denen jedoch nur vergleichsweise geringe Profite zu erwarten sind.

 

Unter den Kernpunkten der IHI nennt die Kommission daher eine „multisektorale Inititative“ in den Bereichen der Pharma- und der Medizintechnikindustrie, um „integrierte Lösungen“ bzw. Therapien zu erarbeiten. Ferner sollen im Mittelpunkt der IHI vordringlich die Bedürfnisse der Patienten und die Gesundheitssysteme stehen. Deshalbplant die Kommission die Einrichtung eines „Innovation Panel“, dem Vertreter aller öffentlichen und privaten Interessen im Gesundheitswesen angehören sollen. Die Funktion des „Panel“ sieht die Kommission darin, der Wissenschaft und der Wirtschaft frühzeitig Anregungen für Forschung und Entwicklung zu liefern. Dadurch will die Kommission sicherstellen, dass Projekte im Rahmen der IHI „die Bedürfnisse der Gesundheitssysteme besser berücksichtigen“. Genutzt werden sollen auch Synergien mit anderen Förderprogrammen der EU wie Horizon Europe und Digital Europe.