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October 21st
Pharmaindustrie fordert Inflationsabgeltung
21.10.22
von
Klaus Fischer
Die Branche wolle „nichts geschenkt haben“, sondern „faire Preise“, hieß es bei einer Pressekonferenz. Neben der Abgeltung der Inflation sei auch die Weiterführung des Preisbandes für Generika unverzichtbar.
Ihre Forderung nach Anpassung der Arzneimittelpreise an die Inflation wiederholten kürzlich Vertreter der Pharmaindustrie bei einem Pressegespräch des Branchenverbandes Pharmig. Dessen Generalsekretär Alexander Herzog erläuterte, nötig sei eine Novelle des ASVG sowie eine entsprechende Anpassung der Verordnung des Dachverbands der Sozialversicherungsträger zum Erstattungskodex. Weitergeführt werden sollte der Pharmaindustrie zufolge auch das Preisband bezüglich der Generika. Laut einer seit 18. März in Kraft befindlichen ASVG-Novelle hat der Dachverband das Preisband am 1. Oktober kommenden Jahres „letztmalig“ festzulegen. Der Höchstpreis für wirkstoffgleiche Arzneimittelspezialitäten darf dabei um maximal 20 Prozent statt bisher 30 Prozent „über dem Preis der günstigsten Arzneispezialität desselben Wirkstoffs liegen“. Kommt die Politik diesen Wünschen nicht nach, könnten manche Medikamente vom österreichischen Markt verschwinden, warten die Pharma-Repräsentanten.
Ilse Bartenstein, die Obfrau der Berufsgruppe Pharmaindustrie im Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) und Geschäftsführerin bei G.L.Pharma GmbH sowie Gerot Lannach Holding GmbH, erläuterte, sie wolle von der Politik nichts geschenkt, benötige aber „faire Preise“: „Ich bin zutiefst Unternehmerin. Ich möchte mit dem, was ich tue, einen adäquaten Preis erreichen können, damit ich unternehmerisch tätig sein kann.“ Das aber lasse sich nur mittels der Inflationsabgeltung und des Preisbands erreichen. Das Preisband ermögliche einer Mehrzahl von Unternehmen, ihre Produkte zu vermarkten, und diene damit der Versorgungssicherheit. Ähnlich argumentierte Katherina Schmidt, die Geschäftsführerin der Montavit. Unter den derzeitigen rechtlichen Rahmenbedingungen sei es nicht möglich, höhere Produktionskosten, etwa infolge steigender Strompreise und Löhne, weiterzugeben. Die Inflationsabgeltung und das Preisband seien daher unverzichtbar. „Wir wollen nichts geschenkt haben, sondern gut wirtschaften können“, betonte Schmidt.
Pharmig-Vizepräsident Bernhard Wittmann, der Geschäftsführer der Sigmapharm, ergänzte, die Politik habe grundsätzlich die Bedeutung der Pharmabranche verstanden. Leider hapere es an konkreten Maßnahmen und Unterstützungen. Vielfach herrsche die Auffassung: „Da muss jemand Geld locker machen, aber bitte nicht ich.“ Letzten Endes gehe es um eine gesellschaftliche Entscheidung. Wenn die Gesellschaft eine sichere Versorgung mit Arzneimitteln wünsche, „wird uns diese Sicherheit auch etwas wert sein müssen“.
Wolfgang Andiel, der Präsident des Generikaverbands, schloss sich diesen Aussagen an. Er sprach von einem „fatalen Dreieck“ aus permanent steigenden rechtlichen sowie regulatorischen Anforderungen, steigenden Kosten und sinkenden Preisen. Die Forderung nach der Inflationsabgeltung und der Weiterführung des Preisbandes könne er „nur unterstreichen“, beschied Andiel.
October 7th
OMV-Raffinerie Schwechat wieder im Vollbetrieb
07.10.22
von
Klaus Fischer
Die Reparatur der Hauptkolonne der Rohöl-Destillationsanlage wurde erfolgreich abgeschlossen, heißt es seitens des Öl-, Gas- und Chemiekonzerns.
Die Raffinerie Schwechat der OMV ist wieder im Vollbetrieb, meldete der Öl-, Gas- und Chemiekonzern. Bekanntlich wurde am 3. Juni 2022 im Zuge der Generalüberholung der Anlage die Außenhaut an der Hauptkolonne der Rohöl-Destillationsanlage beschädigt. Dies führte zu erheblichen Produktionseinschränkungen, nicht zuletzt bezüglich Diesel. Die OMV errichtete „alternatives Versorgungssystem“ für Kraftstoffe. Dennoch musste die Bundesregierung mehrfach Teile ihrer strategischen Kraftstoffreserven freigeben, zuletzt rund 60.000 Liter Diesel. Die Hauptkolonne ist etwa 50 Meter hoch und besitzt einen durchschnittlichen Durchmesser von acht Metern. Im Rahmen ihrer Reparatur wurde der rund 100 Tonnen schwere Kolonnenkopf abgetrennt und mit einem 70 Meter hohen Kran gehoben, „um die Demontage- und Reparaturarbeiten zu beschleunigen“.
Ende September schloss die OMV die gesetzlich vorgeschriebene Wasserdruckprüfung der wiederhergestellten Hauptkolonne ab. In der Folge nahm der Konzern die Rohöl-Destillationsanlage wieder in Betrieb. Das alternative Versorgungssystem bleibt vorerst im Einsatz, um die strategische Reserve möglichst rasch wieder aufzufüllen.
OMV-Generaldirektor Alfred Stern konstatierte, Dank der Flexibilität, der Unterstützung und des außerordentlichen Einsatzes aller Beteiligten sei es möglich gewesen, die Reparatur ohne Zwischenfälle abzuschließen und die Märkte zuverlässig zu versorgen: „Danken möchte ich auch der österreichische Bundesregierung und den Mitgliedern des Nationalrats sowie den zuständigen Behörden und Ministerien in der Slowakei und Ungarn, die durch die Freigabe von Teilen der Pflichtnotstandsreserve dazu beigetragen haben, Engpässe zu überbrücken und die Versorgung stabil zu halten.“
October 6th
Chemie-Nobelpreis 2022: Ausgezeichnete „Click-Chemie“
Der Nobelpreis für Chemie geht an K. Barry Sharpless, Morten Meldal und Carolyn Bertozzi für die Entwicklung des Konzepts der Click-Chemie und seine Anwendung in lebenden Zellen („Bioorthogonale Chemie“)
Der Fortschritt in der Chemie werde nicht nur durch Entdeckungen und Verbesserungen angetrieben, sondern auch durch die Formulierung von Konzepten, ist im „wissenschaftlich Hintergrund“ zu lesen, den die Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften gemeinsam mit der Bekanntgabe des diesjährigen Chemie-Nobelpreises veröffentlichte. Die diesjährigen Preisträger haben sich ihre Verdienste zu einem großen Teil durch neue Konzepte erworben – und zwar solche, die die Dinge nicht komplizierter, sondern einfacher gemacht haben.
Um die Jahrtausendwende herum prägte der US-Chemiker K. Barry Sharpless den Begriff der Click-Chemie: Auf dem Weg zu dem riesigen Arsenal möglicher Wirkstoffe (etwa für medizinische Anwendungen) sollten vor allem solche Reaktionen zur Anwendung kommen, die chemische Umwandlungen in möglichst hoher Ausbeute, unter Ausschluss von Nebenprodukten, unter einfache Reaktionsbedingungen und mit billigen Ausgangsstoffen ermöglichen. Einfach zusammenbringen – und schon macht‘s „click“. Wenig später realisierten Sharpless und der dänische Chemiker Morten Meldal unabhängig voneinander ein Paradebeispiel einer solchen Click-Reaktion: die Kupfer-katalysierte Azid-Alkin-Cycloaddition.
Das geht auch innerhalb von lebenden Zellen
Stanford-Professorin Carolyn Bertozzi hob die Click-Chemie nochmals auf eine neue Ebene: Sie entwickelte Click-Reaktionen, die sich im Inneren lebender Zellen abspielen, ohne die sonstigen Stoffwechselvorgänge zu unterbrechen. Das geht, wenn die zur Anwendung gebrachten Reaktionen so spezifisch sind, dass selbst das hochfunktionalisierte biologische Milieu dem nicht in die Quere kommt. Dieses Prinzip, das unter dem Namen „Bioorthogonale Chemie“ bekannt wurde, wird heute breit angewandt – um die Chemie verschiedener Zelltypen besser kennenzulernen, aber auch um Wirkstoffe und Diagnostika gezielter zu designen.
Sharpless hat mit der diesjährigen Auszeichnung etwas erreicht, was nur wenigen vor ihm gelang: zweimal den Nobelpreis für dasselbe Fach zu bekommen – in Chemie war das vor ihm nur Frederick Sanger gelungen. Bereits 2001 wurde Sharpless für chiral katalysierte Oxidationsreaktionen ausgezeichnet.
October 4th
Physik-Nobelpreis für Anton Zeilinger
Nach langer Zeit kann sich wieder ein Österreicher über einen der wissenschaftlichen Nobelpreise freuen: Anton Zeilinger, Pionier der experimentellen Quantenphysik, erhält gemeinsam mit Alain Aspect und John Clauser den Nobelpreis für Physik 2022.
Die Arbeiten der drei Laureaten kreisen um einen zentralen Begriff der Quantenphysik: Verschränkung (englisch „entanglement“): Mehrere Teilchen bilden zusammen ein System in einem bestimmten Zustand, auch wenn sie sich in gewisser Distanz zueinander befinden. Werden in einer Messung die Eigenschaften eines Teilchens bestimmt, sind die der anderen unmittelbar mitdeterminiert. Prinzipiell könnte es dafür zwei Gründe geben: Diese Eigenschaften stehen schon vor der Messung fest, können aber nicht bestimmt werden (in einem solchen Fall würde man von „verborgenen Variablen“ sprechen), oder sie werden nach stochastischen Gesetzen erst im Zuge der Messung festgelegt (was echte Verschränkung wäre).
Zwischen den beiden Situationen kann man durch geeignete Experimente unterscheiden, wie zuerst John Clauser auf Basis der von John Stewart Bell formulierten theoretischen Grundlagen zeigen konnte: Die Ergebnisse, die Clauser erzielte, verletzten die sogenannte Bellsche Ungleichung und zeigten damit, dass die Quantenmechanik nicht durch eine Theorie mit verborgenen Variablen ersetzt werden kann. Alain Aspect verfeinerte das experimentelle Setting, um zu beweisen, dass diese Ergebnisse nicht von den Einstellungen des Detektors zum Zeitpunkt der Emission der Teilchen abhängen.
Fasziniert durch die Quantenphysik
Anton Zeilinger baute in langen Versuchsreihen auf die Ergebnisse zur Verschränkung von Teilchen auf. 1997 ließ er mit seinem Team zwei verschränkte Photonen voneinander wegbewegen, wobei eines davon auf ein drittes, bisher unbeteiligtes Teilchen traf. Nun verschränkten sich die Zustände der beiden aufeinandergetroffenen Photonen und das „freigelassene“ Teilchen übernimmt die Eigenschaften des davor „Ungepaarten“, obwohl sich ersteres an einem anderen Ort aufhält – ein Phänomen, das man „Teleportation“ nennt. Dem folgten zahlreiche weitere Experimente, die nicht nur Rekorde in der Übertragung von Quanteninformation brachen, sondern auch wesentlich zu deren Verständnis beitrugen. Heute gibt es dafür eine ganze Reihe von Anwendungen, beispielsweise Quantenkryptographie und Quantencomputer.
In einem ersten Statement hob Zeilinger das Klima hervor, das sein Doktorvater Helmut Rauch am Atominstitut in Wien (damals eine interuniversitäre Einrichtung) geschaffen hatte und das ihm den Raum gab, seiner Faszination an der Quantenphysik nachzugehen. Aus Zeilingers Arbeiten an den Universitäten Innsbruck und Wien gingen zahlreiche Forschungsgruppen hervor, die heute untereinander und mit anderen im Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (IQOQI) verbunden sind.
October 3rd
Borealis: Arbeiten in Kallo wieder aufgenommen
03.10.22
von
Klaus Fischer
Im August waren Tätigkeiten zur Errichtung einer Propan-Dehydrierungsanlage (PDH) wegen behaupteter Menschenrechtsverletzungen gestoppt worden. Nach einer Neuausschreibung geht es nun weiter.
Der Kunststoff- und Düngerkonzern Borealis hat die Arbeiten an seiner neuen Propan-Dehydrierungsanlage (PDH) in Kallo in Belgien wieder aufgenommen. Etwa 80 Prozent der Tätigkeiten waren im August eingestellt worden, nachdem die zuständigen belgischen Behörden Menschenrechtsverletzungen durch eines der beauftragten Unternehmen festgestellt hatten. In der Folge führte die Borealis für mechanische Arbeiten sowie Rohrleitungsbauten eine neue Ausschreibung durch. Den Zuschlag erhielt die französische Ponticelli Frères mit Hauptsitz in Paris.
Sie war seinerzeit in einer Projektgesellschaft mit der italienischen IREM in Kallo tätig, die die Bezeichnung IREM-Ponticelli trug. Der IREM warfen die belgischen Behörden vor, 174 Arbeiter von den Philippinen und aus Bangladesh unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Europa gelockt und auf der Baustelle illegal beschäftigt zu haben. Entlohnt wurden die Arbeiter bei sechs Arbeitstagen pro Woche angeblich mit höchstens 650 Euro im Monat. Eine ihrer Unterkünfte war den Behörden zufolge unbenutzbar. Ponticelli Frères betonte nach Bekanntwerden der Anschuldigungen, jeder der Partner führe seine Tätigkeiten selbständig und mit eigenem Personal durch. Die IREM-Ponticelli als solche habe keinen einzigen Beschäftigten: „Wir bedauern den Missbrauch der Arbeiter und sind von den diesbezüglichen Nachrichten schwer betroffen.“
Auf Anfrage teilte die Borealis dem Chemiereport mit, die Ponticelli Frères sei nun mit jenen Tätigkeiten beauftragt, die sie auch seinerzeit im Rahmen der Projektgesellschaft ausgeführt habe: „Für den verbleibenden Umfang (Rohrleitungen/Mechanik, Bau und Elektro/Instrumentierung) ist noch eine Neuausschreibung erforderlich.“ Ponticelli Frères habe die Einhaltung des belgischen Rechts, „insbesondere der Sozialgesetzgebung, durch ein externes Audit, das Ponticelli selbst sowie seine untergeordneten Lieferanten umfasst, bestätigt“. Sämtliche Verträge mit der IREM seien „wegen Versäumnissen auf Basis von Nichtkonformität mit grundlegenden Vertragsprinzipien aufgelöst“ worden. Die Borealis „duldet keinerlei illegales und unethisches Verhalten und ergreift im Falle eines Verdachts sofortige Maßnahmen“.
Wegen des Stillstands werde sich die Fertigstellung der PDH verzögern, hieß es in einer Aussendung. Zu rechnen sei mit deren Inbetriebnahme im zweiten Halbjahr 2024. Die Borealis bezeichnet den Bau als „Megaprojekt“, in das sie rund eine Milliarde Euro investiert.