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July 25th

Bayer prognostiziert Milliardenverlust 

Im zweiten Quartal wird der deutsche Pharma- und Agrochemiekonzern voraussichtlich ein negatives Konzernergebnis von 2,0 Milliarden Euro zu verbuchen haben. Er begründet das mit dem schlechten Geschäft mit dem umstrittenen Pflanzenschutzmittel Glyphosat. 


                                                                                                
Der deutsche Pharma- und Agrochemiekonzern Bayer erwartet für das zweite Quartal 2023 einen Verlust von rund 2,0 Milliarden Euro. Dies ist vor allem der Entwicklung des Geschäfts mit dem umstrittenen Pflanzenschutzmittel Glyphosat geschuldet, hieß es in einer Aussendung. Ausdrücklich betonte der Konzern, es gebe „ noch keine testierten Zahlen“ für das zweite Quartal. Ausgegangen werde von einem Umsatz von rund 11,0 Milliarden Euro sowie einem EBITDA vor Sondereffekten von etwa 2,5 Milliarden Euro. Verglichen mit dem ersten Quartal 2023 hätten „der weitere Preisverfall und geringere Volumina aufgrund des Abbaus von Lagerbeständen insbesondere von glyphosatbasierten Produkten sowie schlechte Witterungsbedingungen den Druck erhöht“. Auch im zweiten Quartal 2022 hatte Bayer Verluste geschrieben. Diese beliefen sich auf 298 Millionen Euro. 

 

Aufgrund der nunmehr bekannt gegebenen Zahlen senkt der Bayer-Konzern auch seinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2023. Erwartet wird nunmehr ein um Währungseffekte bereinigter Umsatz von 48,5 bis 49,5 Milliarden Euro. Bisher war Bayer von 51 bis 52 Milliarden Euro ausgegangen, was etwa dem Wert des Jahres 2022 (50,72 Milliarden Euro) entsprochen hätte.

 

Das währungsbereinigte EBITDA vor Sondereinflüssen soll sich auf 11,3 bis 11,8 Milliarden Euro belaufen. Zuvor hatte Bayer diesen Wert mit 12,5 bis 13,0 Milliarden Euro prognostiziert. Der Vergleichswert aus dem Jahr 2022 lag bei 13,51 Milliarden Euro. Der Free Cash Flow soll sich auf null Euro statt auf 3,0 Milliarden Euro belaufen, 2022 waren es 3,11 Milliarden Euro gewesen. Das bereinigte Ergebnis je Aktie beziffert Bayer jetzt mit 6,20 bis 6,40 Euro anstelle der zuvor angebenen 7,20 bis 7,40 Euro. Für das Geschäftsjahr 2022 wurden 7,94 Euro gemeldet.

 

 

July 5th

Neue Gentechnik: „Gefahr für österreichischen Weg“

Die Regierung lehnt den Rechtsvorschlag der EU-Kommission zur Genomeditierung ab. Dieser gefährde die biologische Landwirtschaft und die Wahlfreiheit der Konsumenten. 

 

Als „inakzeptabel“ erachtet die Bundesregierung den Vorschlag der EU-Kommission zur Genomeditierung, auch als „Neue Gentechnik“ (NGT) bezeichnet. Die Kommission will Pflanzen, die mittels zweier NGT-Verfahren, nämlich der „gezielten Mutagenese“ und der Cisgenese, produziert werden, ebenso behandeln wie solche, die ohne gentechnische Verfahren hergestellt werden. Bei der „gezielten Mutagenese“ wird das pflanzliche Erbgut verändert, ohne anderes Erbgut einzufügen. Bei der Cisgenese wird fremdes Erbgut eingefügt. Dieses stammt von Pflanzen, die sich mit den dem Verfahren unterworfenen Pflanzen kreuzen lassen. Beide Verfahren fasst die Kommission in der NGT der „Klasse 1“ (NGT1) zusammen. Andere Methoden der „neuen“ Gentechnik, etwa solche, bei denen Erbgut einer nicht kreuzbaren Art in eine Pflanze eingefügt wird (Transgenese), fallen unter die „Klasse 2“  (NGT2). Für sie gelten die bestehenden Vorschriften bezüglich gentechnisch veränderter Organismen (GVO).

 

Dagegen sind bei NGT1-Verfahren keine Risikobewertungen mehr vorgesehen. Auch die Kennzeichnung von Waren, die mittels solcher Verfahren erzeugt werden, soll entfallen. Die besonders umstrittene Frage der Patentierung einschlägiger Organismen will die Kommission nach eigenen Angaben „im Rahmen einer breiteren Marktanalyse“ untersuchen. Deren Ergebnisse sollen 2026 vorliegen. 

 

Kampf für strenge Regeln 

 

Seitens der Bundesregierung verlauteten Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, Umweltministerin Leonore Gewessler und Konsumentenschutzminister Johannes Rauch, Österreich habe sich „als Vorreiter der Bio- und gentechnikfreien Landwirtschaft positioniert. Strenge Regelungen auch für die sogenannte ‚neue Gentechnik‘ sind gemeinsame Regierungsposition. Der Vorschlag der Kommission ist eine Gefahr für den österreichischen Weg der Landwirtschaft, und nimmt Konsument:innen auch ihre Wahlfreiheit“. Die Regierung werde „das nicht zulassen, uns daher mit aller Kraft in Brüssel dafür einsetzen, dass auch weiterhin strenge Regeln für gentechnisch veränderte Pflanzen und Lebensmittel gelten. Dass die EU-Kommission die Mitgliedsstaaten zwingt, den unkontrollierten Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen zu erlauben, ist inakzeptabel“.

 

Die biologische Landwirtschaft gerät der Regierung zufolge durch den Vorschlag unter Druck, weil NGT1-Pflanzen in der Bio-Landwirtschaft zwar als Saatgut verboten sind, nicht aber als Futtermittel. „Nach diesen Regeln wäre Bio-Milch von Kühen, die mit NGT1-Pflanzen gefüttert wurden, denkbar. Noch problematischer ist jedoch, dass der Vorschlag der Kommission keine Regeln vorsieht, um Kreuzkontaminationen zu verhindern, wenn etwa NGT1-Pflanzen neben Bio-Pflanzen angebaut werden. Österreich könnte den Anbau von NGT-Pflanzen beider Kategorien nicht mehr untersagen“, konstatiert die Regierung in einer Aussendung.

 

July 3rd

Krach um neues Arzneimittelpreisband 

Der Dachverband der Sozialversicherungsträger senkt die Höchstpreise für patentreie Medikamente um ein Drittel. Das könnte Versorgungsengpässe verschärfen, kritisiert die Industrie. 

 

Heftige Kritik übt die Industrie am neuen Preisband des Dachverbands der Sozialversicherungsträger für patentfreie Arzneimittel. Dieses tritt im Oktober in Kraft. Ihm zufolge darf der Höchstpreis eines Medikaments, dessen Kosten der Dachverband erstattet, nur mehr maximal 20 Prozent über dem Preis des günstigsten wirkstoffgleichen Präparats liegen.  Zurzeit sind bis zu 30 Prozent zulässig. Anders gesagt: Die Obergrenze für die Arzneimittelpreise sinkt um ein Drittel. Laut Wolfgang Andiel, dem Präsidenten des Österreichischen Generikaverbands, hat in Österreich „das restriktive Preissystem für Medikamente längst seine Untergrenze erreicht. Werden die Preise jetzt noch weiter gedrückt, laufen weitere Medikamente wie Antipsychotika oder Antidepressiva Gefahr, vom Dachverband aus der Versorgung gestrichen zu werden“. Damit könnte es im kommenden Winter erneut zu Engpässen bei der Versorgung mit derartigen Mitteln kommen, warnt Andiel. Ihm zufolgen entfallen mehr als 90 Prozent der abgegebenen Medikamentenpackungen auf das patentfreie Segment. Davon wiederum seien rund 57 Generika. Über ein Viertel der Generika habe die Pharmaindustrie in den vergangenen zehn Jahren mangels Rentabillität vom europäischen Markt genommen. Und allein in Österreich würden pro Monat 20 Arzneimittel aus dem Erstattungskodex gestrichen.

 

Ein besonderes Problem sieht Andiel darin, dass im neuen Preisband der Höchstpreis anhand der „Schlüsselstärke“ festgelegt wird, also der am häufigsten verschriebenen Dosierung. Ist der Wirkstoff höher dosiert, darf dies keinen höheren Preis zur Folge haben. Damit aber könnten stärker dosierte Präparate unrentabel werden. Außerdem müssten die Patienten mehr Tabletten einnehmen. Sie würden also größere Mengen des Arzneimittels benötigen und hätten häufiger die Rezeptgebühren zu bezahlen. Hinzu kommt laut Andiel, „dass die festgestellten Schlüsselstärken im neuen Preisband teilweise nur wenig mit den tatsächlichen Dosierungen in den zugelassenen Anwendungsgebieten zu tun haben. Das Preisband ist in dieser Form aus unserer Sicht nicht sinnvoll anwendbar“. 

 

Geringe Einsparungen, hohe sonstige Kosten 

 

Ähnlich argumentiert die Geschäftsführerin des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO), Sylvia Hofinger. Ihr zufolge umfassen die Preisreduktionen etwa 1.500 Arzneimittel, darunter eine Reihe von Antibiotika, bei denen in der Hauptinfektionszeit im vergangenen Winterhalbjahr teils „dramatische Engpässe“ aufgetreten seien. Von der Pharmaindustrie werde deshalb verlangt, Vorräte an solchen Präparaten bereitzuhalten. Gleichzeitig senke der Dachverband die Kosten für die Medikamente. Den dadurch erzielten „vergleichsweise geringen Kosteneinsparungen“  stehen laut Hofinger erhebliche zusätzliche Ausgaben in anderen Bereichen gegenüber: „Fehlende Medikamente verursachen nicht nur Probleme bei der bestmöglichen Behandlung der Menschen, sondern auch volkswirtschaftlich relevante Kosten, die höher sind als die potenziellen Einsparungen. In diesem Sinne sind faire Preise für lebenswichtige Arzneimittel gut investiertes Geld.“